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Dresdner Journal : 01.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-01
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1896
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ve»»O«-rett: Hür Dresden vierteljährltch , Mart dv Pf, bei den Kaiser lich dcmichcn Poftanstalten oiertrljährtich«Mart; außer- halb de« Deuffchea Reiche« Pvit- und Etempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Grschetue«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Aernfpr -Anschluß: Rr.1»L. Dresdner M Imrnal. Ankündtgungögebü-ren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner «christ »u Ps Unter „Eingesandt" die Zeile Lu Pi Bei Tal eUrn- und.-pffcncfatz entsprechender Auifchiag. Herausgeber. Nvnigliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr »0. Fernspr Anschluß: Nr 12DL. M22S. 18S6 Donnerstag, den L. Oktober, abends. Aestelkungen auf das „Dresdner Journal" für das vierte Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für DreSde«: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a»S- WärtS: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 29. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der Berg akademie zu Freiberg, Geheimen Bergrath Professor vr Richter, die erbetene Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der Bergakademie zu Freiberg, Geheimen Bergrath Professor I)r. Richter, das Komthurkreuz 2. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. WekcrnnLrnachung. Die mittels Bekanntmachung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 31. Januar 1893 zum hierländischen Geschäftsbetriebe zugelassene Versicher ungsgesellschaft Alemannia in Leipzig hat in der Generalversammlung vom 26. Juni dieses Jahres die Einstellung des Geschäftsbetriebes der Feuerversicher ung — Abtheilung A der Statuten — beschlossen. In Gemäßheit von 8 21 der Ausführungs-Ver ordnung zum Gesetze über daS Mobiliar- und Privat- Feuerversicherungswesen, vom 20. November 1876, wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Diese Bekanntmachung hat für die genannte Ver sicherungsanstalt, deren Beamte und Agenten die Wirkung, daß von Zeit der Veröffentlichung an neue Versicherungsverträge nicht abgeschlossen und laufende Versicherungen nicht verlängert werden dürfen. Die laufenden Versicherungen bleiben bis zur ordnungsmäßigen Auflösung des Vertragsverhältnisses in Kraft und dürfen von der Versicherungs-Gesellschaft wider den Willen des Versicherten einer anderen Privat - Jeuerversicherungs - Anstalt nicht überwiesen werden. ES steht jedoch sowohl der Versicherungs- Anstalt, als den Versicherten das Recht zu, den Ver sicherungsvertrag nach vorgängiger vierwöchiger Kündig ung auszuheben. Erfolgt die Kündigung Seiten der Privatanstalt, so bleibt dieselbe gleichwohl gehalten, alle bis zum Abläufe der Kündigungsfrist fällig werdenden Verpflichtungen gegen den Versicherten zu erfüllen, sowie die über den Zeitpunkt des Frist ablaufes hinaus bereits gezahlten Prämien zurück zuerstatten. Geht dagegen die Kündigung von dem Versicherten aus, so steht diesem ein Anspruch weder auf Zurückerstattung der bereits gezahlten, noch auf Erlaß der bis zum Austritte noch zu berechnenden Prämie zu. Dresden, den 29. September 1896. Königliche BrandversichernngS Kammer. Er Freyberg. Leonhardi. Nichtamtlicher Teil. Zur Eröffnung des österreichischen NrichsrateS wird uns aus Wien geschrieben: Unter Vorantritt vor den übrigen europäischen Parlamenten nimmt dec öfter reich sehe Neichsrat heute Kunst und Wissenschaft. Uber Erregung und Lähmung Kult in der letzten allgemeinen Sitzung der 68. Natur- sorscheroersammlung in Frankfurt a M. der Jenenser Physioloz Prof. Max Verwarn einen sehr interessanten Vortrag Er wies darauf hin, daß neuerdings eine Vor liebe für Mystik und Symbolismus sich bemerkbar macht und wie auf den verschiedensten Gebieten geistiger Inter essen ein Hang zum Übersinnlichen und Phantastischen gegenwärtig besteht, so trägt auch die Wissenschaft und speziell die Wissenschaft vom Leben, d. i. die Physiologie, diesem Zuge der Zeit insofern Rechnung, als sie das alte Problem von der mystische!» „Lebenskraft", welches längst abgethan zu sein schien, neuerdings wieder auf die Tages ordnung gesetzt hat Freilich hat die moderne Wissenschaft vom alten „Vitalismus" im wesentlichen nur den Namen übernommen, was man heute als „VitaliSmuS" oder „Lebenskraft" bezeichnet, hat »nit dem, was man in früheren Jahrzehnten also bezeichnete, nur wenig gemein sames Da« allgemeine Ergebnis der physiologischen Forschung über den VitaliSmuS läßt sich dahin zusammen- fafsen: Die LebenSerscheinungen aller Organismen beruhen zuletzt auf chemischen Prozessen in der lebendigen Substanz der Zellen, aus denen die Organismen zusammengesetzt sind. Diese chemischen Prozesse, die gewöhnlich al« „Stoffwechsel" bezeichnet werden, bestehen in fort währender Zersetzung und Umbildung der lebendigen Substanz und ihrer kompliziertesten Bestandteile, der lebendigen Eiweißkörper oder Biogene Der Ausdruck der Umsetzungen, die im Innern der lebendigen Substanz vor sich gehen, sind die elementaren LebenSerscheinungen de« Stoffwechsel«, de« Energiewechsel« und de« Formwechsel«. Wie jede Naturerscheinung, so sind auch die LebenS- «rscheinungen bedingt durch eine Reihe von äußeren Fak- seine Thätiqkeit wieder auf, mit der Aufgabe, zunächst — nach vielen Jahren zum eisten Male — rechtzeitig den Hau-Halt der Westhälftc der Monarchie für die nächste Finanzperiode zu erledigen und einige schon auf die Tagesordnung der Frühjahrssession gebrachte und von der Mehrheit der parlamentarischen Kommission als dringlich bezeichnete Vorlagen zu verabschieden. Alsdann wird das Parlament auSeinandergehen und in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht mehr zurück- kehren Die durch da- Ergebnis der letzten Landtags wahlen einigermaßen geklärte Lage gestattete schon einen halbwegs sicheren Ausblick wenigstens in den nächsten Gang der parlamentarischen Geschäfte, doch ist die Perspektive neuerdings durch den von den Leitern der sozialistischen Bewegung in Österreich in Szene gesetzten Massenausstand der Arbeiter in den großen Weikstätten der Staatseisenbahnen und in den umfangreichen böhmischen Braunkohlenrevieren geteilt worden. Die bis jetzt darüber vorliegenden Meldungen sind wenig beunruhigend, die Vorgänge werden denn auch von den leitenden Kreisen sehr ernst genommen. Die Regierung hatte sich, und nicht ohne Grund, der Hoffnung hingegeben, daß die organisierten Arbeiter nach der vor einigen Tagen erfolgten Sanktion des neuen Wahlgesetzes zu weiterer Bedrohung und Ge fährdung des normalen Staatslebens nicht mehr geneigt sein, die Verwirklichung ihrer Wünsche erst durch ihre Vertretung in dem im nächsten Frühjahr zu erneuernden Reichsrate besorgen lassen würden. Das ist aber nicht ein- getroffen; die überwiegende Mehrheit der Arbeiter in den großen Jndustrieplätzen hat den vernünftig denkenden und mit der augenblicklichen Lage der Dinge rechnenden Genossen die Gefolgschaft verweigert und die sofortige Befriedigung ihrer durch die letzte ausständische Bewegung nicht erzwungenen Forder ungen auf anßerpmlamtntarischrnl Wege angebahnt, selbst auf die Gefahr, die seitherigen Errungenschaften dadurch einzubüßen. Diese Arbeiterausstände finden bei den radikalen parla- mentarischenFraktionen,diedemjetztzusammenzutrctenden „alten" Reichsrate lieber heute schon als morgen das Lebenslicht ausgeblasen sehen möchten, verständnisvolle Würdigung und dürften voraussichtlich von denselben auch im Reichsrate selbst nach Möglichkeit begünstigt werden, falls die Ereignisse auf dem Ausstandsgebiete zu größeren Störungen der öffentlichen Ordnung und zu blutigen Konflikten führen sollten. Zudem kann eS geschehen, daß die Vereinigte Linke noch in ihrer neuesten Häutung als „volkstümliche" deutschfortschritt liche Partei die jüngst in ihren Organen aus gesprochene Drohung, der gegenwärtigen Regierung die reichsrätliche Bewilligung des Staatsbudgets 1897 keineswegs zu erleichtern, auch verwirk licht, nachdem die Regierungsorgane als Ant wort auf die Ankündigung von Opposition« gelüsten dieser Partei offen erklärt haben, daß die Regierung die Konsolidierung der inneren Zustände auch ohne die Mitwirkung dieser fahnenflüchtigen Staatspartei zu erreichen wissen werde. Der radikale Zug ist deu deutschliberaleu Abgeordneten schon in die Glieder gefahren, als sic aus dem Verlaufe der bisherige« Laudtagswahlen erkannten, daß die Regierung nirgends den Finger gerührt hat, nm die deutsch fortschrittlichen Bewerber gegenüber ihren Gegen kandidatcn von der Volkspartei zu begünstigen. Dnn Ministerium Badem werde« also auf dieser Seite nur einige wenige Vertreter des liberale« Groß grundbesitzes bei Erledigung des Staatshaushaltsplanes treu bleiben, während die übrigen ihre Zwitterstellung als Mitglieder der ehemaligen gemäßigten demsch- liberalen Staatspartei und „wohlmeinende" Verbündete der neuen, zur Zeit radikal gestimmten Fortschritts partei durch Abwesenheit bei allen wichtigen Abstimm ungen markieren dürften. toren, die wir als allgemeine und spezielle LebenSbeding- ungen kennen Jede Veränderung in diesen Bedingungen wirkt unter Umständen auch verändernd auf die Lebens» erscheinungen Damit ist die Definition des RcizbegriffS gegeben und die Physiologie hat die Aufgabe, die Ver änderungen im Organismus zu untersuchen, welche die Reizung erzeugt Se.t den klassischen Arbeiten von Schleiden und Schwann, von Max Schultze und Brücke kennt man die Zelle als den eigentlichen Sitz des Lebens und den Elementarbaustcin aller lebendigen Organismen Mit den Wirkungen der Reize an der Zelle beschäftigte sich nun der Vortragende eingehend. Was Johannes Müller für die Sinnesorgane des Menschen gezeigt hat, das ist im Lebens prozeß, d h im Stoffwechsel aller lebendigen Substanz begründet; denn an der gleichen Form der lebendigen Substanz rufen die verschiedenartigen Reize die gleichen Erscheinungen hervor, während umgekehrt der gleiche Reiz an ver schiedenen Formen der lebendigen Substanz verschiedene und zwar für jede Form charakteristische Lebenserscheinungen erregt. Allein nicht immer besteht die Wirkung der Reize in einer Erregung, d. h. Steigerung der spontanen Lcbens- erscheinungen oder de» ihnen zu Grunde liegenden Stoff wechsel«; wir sehen, daß bei Herabsetzung der Temperatur bei Anwendung von narkotischen Mitteln und dergleichen im Gegenteil eine Lähmung, ja vollständige Unterdrück ung des Stoffwechsels al« Wirkung der Reizung entstehen kann Jeder Reiz, wenn er stark genug ist oder längere Zeit andauert, kann sekundär durch Überreizung eine Lähmung erzeugen Nach alledem kann man das allge meine Gesetz der Reizwirkungen darin erblicken, daß die Reize die Intensität des normalen Lebensprozesses der Zelle beeinflussen, indem sic entweder eine Steigerung desselben, eine Erregung (Ercitation) oder eine Herab setzung, eine Lähmung (Depression) herbeiführen. Erreg ung und Lähmung des Stoffwechsel« der Zellen sind die fundamentalen Ursachen der mannigfaltigen Reizerschein- ungen am Organismus Dabei ist e« nicht nötig, daß der Die parlamentarische Lage, welche die Regierung bei Zusammentritt des Reichsrates vorfindet, hat sich in den letzten Tagen dennoch insofern geändert, als die noch schwankenden Fraktionen angesichts der drohenden Gefahren der Arbeiterbewegung sich von den „überzeugten" Gegnern der Regierung leichter überreden lassen werden, dem Ministerium Badeni den Rücken zu kehren, um durch scharfe Opposition sich bei den Wählern als Regierungseinflüssen nicht zugängliche Volksvertreter zu insinuieren Der Regierung wird es un'.er solchen Umständen nicht leicht werden, im Reichsrate eine Mehrheit aus dem Polenklub, den Vertretern des konservativen Groß grundbesitzes, den südslawischen und klerikalen Ab geordneten zusammenzubringen. Vielleicht leistet sie, falls ihre Bemühungen erfolglos bleiben, noch früher als sie es geplant hat, dein Beispiele des ungarischen Kabinetts Folge, entschließt sich noch rascher znr Auflösung des Reichsrates und zur Ausschreibung von Neuwahlen Freilich dürfte daS nur im äußersten Notfälle ge schehen, denn wenn sie auch annehmen kann, daß der neue Reichsrat sich ihr gegenüber zumindest nicht nn günstiger stellen würde als der jetzige, so wird sie es doch nach Möglichkeit vermeiden, daß die Wahl bewegung durch einen scheinbaren Erfolg der ver ein'gten Opposition eingeleitet wcrde Ans Lt. Petersburg läßt sich der bekannte Offiziosns abermals in höchst interessanten Auslassungen vernehmen Besonders be merkenswert ist die ausdrückliche Erklärung, daß über die ägyptische Frage in den nächsten Tagen zwischen dcn russischen und französischen Diplomaten in Paris verhandelt werden soll. Daß der vortrefflich unter richtete russische Gewährsmann von dem gegenwär tigen Aufenthalt des Zaren i« Balmoral sich irgend welche politische Ergebnisse nicht verspricht, den Besuch sogar geradezu ignoriert, ist ein iieucr Beweis dafür, daß die englischen Hoffnungen, die sich an diesen Besuch seit langem schon knüpfen, auf Verwirklicht«^ kauin zu rechnen haben. Tic Erklärungen, welche jüngst der ungarische Minister Präsident, Barm» Banssn, im ungarischen Abgeoroncicnhaufe über die Ergebnisse des Zarcnbesuches in Wien abgegeben bat, haben bei der öffcmlichcn Meinung Ruhlands und in der russischen Presse einen günstigen Eindruck hervorgeruseu Tie russischen Blätter sprechen in ihren Betrachtungen über diese Erklärungen die Hoffnung aus, die englische Regierung werde insolge derselben zu der Überzeugung kommen, daß daS beste Mittel zur raschen und vollständigen Wiederherstellung der Ruhe in der Türkei und zur Berbesseruug des Loses der Armenier darin bestehe, wenn sichEngland der Entente der kontinentalen Mächte auschlieste. Tic türkische Regierung würde nämlich, so wird in der russischen Presse des weiteren auSgesührt, zweisel Io« ihre Haltung den Anueniern gegenüber ändern, nunn sie sich einer ab olut einmütigen Entente aller europäischen Mächte gegenübergefttUt sähe WaS anderseits die Rede betrifft, die Hr. Gladstone in dem philo armenischen Meeting zu Liverpool gehalten hat, so wird derselben in Rußland bloß ein akademischer Wert beigemessen. Man ist hier davon überzeugt, daß die eng lische Regierung ihre Politik sicher nicht nach den Ratschlägen richten wcrde, die ihr der alte Führer der liberalen Partei Englands in seiner Rede erteilt hat. Gladstone selbst würde, wenn er noch am Ruder säße, gewiß anders gesprochen haben, als er cs gethan hat, und würde sich bei seinen Ausführungen nicht nur von allgemein menschlichen, sondern auch von Elwäg urigen der praktischen Politik Huben leiten lassen. Die Nachricht von der Einnahme DongalaS durch die anglo ägyptischen Truppen Hut in Rußland einen sichtlichen Ein druck hervvrgerusen Dieser Ei folg läßt den baldigen Fall Khartums und damit eine Befestigung der gegen wärtigen Position Englands in Ägypten voraus sehen Daß eine solche jedoch in Rußland mit Rücklicht auf die Aufrechterhaltung der siewu Durchfahrt dury den Suez- kaual für ave Fälle und für alle daran inter stierten Mächte nur ungern gesehen wird, ist an dieser Stelle schon wüderlwlt konstatiert worden Die „Nowoje Wremja" ganze Stoffwechsel der Zelle in gleichmäßiger Weise ver ändert wird, sondern die Erregung oder Lähmung kann einzeü e Glieder der Stoffwechselprozesse in ungleichem Maße be treffen Por allem verdient unsere Aufmerksamkeit die verschiedene Beeinflussung der beiden antagonistischen Phasen de« Stoffwechsel« der Zersetzung und Neubildung von Körpersubstanz und der antagonistischen Phasen der Be wegung der Kontraktion und Expansion — Vorgänge, die sich bei den Amoeben und amoeboiden Zellen, jenen merk würdigen Wesen, welche die Geheimnisse de« Leben« in einem mikroskopischen Tröpfchen formloscr Substanz bergen, am deutlichsten zu erkennen geben. Der amoebvlven Be wegung, die, so primitiv sie auch scheint, doch im Prinzip die gleiche Bewegungsform ßst, wie die hochorganisierte Muskelbewegung, liegt ebenso wie allen Kontraktions bewegungen der lebendigen Substanz ein Wechsel zu Grunde zwischen den Phasen der Kontraktion und Ex pansion, der Zusammenziehung und Ausdehnung. Im normalen Leben der Zelle findet das enge Ab hängigkeitsverhältnis, welches zwischen den einzelnen Pro zessen des Stoffwechselkreislauss besteht, in der inneren Selbststeuerung de« Stoffwechsel« seinen Ausdruck. Der Muskel, der durch starke Reizung vollständig erschlafft und leistungSunsähig erscheint, erholt sich alsbald und stellt seinen früheren Erregbarkeitsgrad wieder her Subjektiv findet diese Selbststeuerung des Stoffwechsels ihren schönsten Ausdruck am Auge in der Erscheinung der farbigen Nach bilder Eine bestehende Erregungserscheinung kann auf doppelte Weise gehemmt werden: einerseits durch Lähm ung der erregten, anderseits durch Erregung antagonistischer Stoffwechselglieder. Gewisse bi« vor kurzem noch ganz unerklärte und seltsame Erscheinungen, wie der HeliotropiSmuS, Thermotropitzmu«, ChematropiSmu« (Wachstum der Pflanze nach der besonnten Seite) lassen sich aus Grund der Er fahrungen an der Zelle nunmehr erklären. Sind schon die in der Einzelzelle bez im einzelligen Organismus sich abspielenden Vorgänge wechselnd und glaubt daher dcn Zeitpunkt gekommen, nm alle jene Mächte, welche der freien Durchfahrt durch den genannten Kanal mit Rücksicht aus ihre Besitzungen in Ostasirn bedürfen, auszusordern, zu einer Regclm g der Sgyptifchen Frage noch vor der Ein nahme »Hartums durch die anglo-ägqptifchen Truppen zu fchcciirn, denn die letztbezeichncte Eventualität würde tue An gelegenheit sehr erschweren Es muß jedoch als unwahrfchein- lich betrachtet werden, daß die Ratschläge des genannten Blattes unter den gegenwärtigen Umstanden seitens der maßgebenden Kreise befolgt werden dürsten. Die zukünftige Gestaltung der ägyptischen Frage wird wahrscheinlich viel mehr von den Ergebnissen der Unterredungen ab- hängen, welche anläßlich de« bevorstehenden Besuches deS Zaren in Paris zwischen den russischen und französischen Staatsmännern stattsinden werden Wichtig sür diese Frage werden auch die diplomatisch» n Fähig keiten und die politische Richtung deS Nachfolger« des Fürsten Lobanow fein. Bis zu dieser Stunde ist man jedoch über die Persönlichkeit, auf welch, die Wahl des Zaren sollen dürste, noch immer gänzlich im Dunklen Die Mißbilligung, welche daS jüngst von dem arme nischen Agitator Tumajan in Berlin organisierte Meeting bei der deutschen Regierung gesunden hat, sowie das Dementi, welches die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" dcn von einem Korrespondenten der „Times" verössemlichten Äußerungen des Deutschen Kaisers entgegengesetzt hat, haben in Rußland Befriedigung hervoigerufcn Man erblickt hier in den beiden angeführten Thatfachen de» Beweis dafür, daß die Politik der deutschen Regierung auf der bisher bekannten Basis verharre nnd somit keine Gefahr von dieser Seite für die zwischen den kontinentalen Mächten bestehende Entente drohe, welche sür die Wiederherstellung der Oidnung in d r Türkei unerläßlich ist Tagesgtschichlt. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser nahmen gestern vormittag die Vorträge deü Staatssekretärs des Reichü- marineamtS und deü Ehcsü deü Marinekadinetlü entgegen. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird voraussichtlich Ende dieser Woche von dem Aussluge nach seiner Besitzung in Aussce nach Berlin zurückkehren — Wie die „Nordd Allg Ztg." erfährt, ist dem geh. Jnstizrat Prof I>r. Planck in Göttingen als An erkennung sür seine hervorragende Mitwirkung bei Aus arbeitung und Fertigstellung des Bürgerlichen Gesetzbuches von Er Majestät dem Kaiser der Charakter als Wirkl. (steh. Rat mit dem Prädikat Excel lenz verliehen worden. — In einer besonderen Beilage zur gestrigen Nummer deü „Reichs und Staats Anzeigers" wurde eine Denk schrift, betreffend die finanzielle Entwickelung der In validität«- und Altersversicherungs-Anstalten und der zugelasscnen besonderen Kasseneinrichtungen, ver öffentlicht — Der Reichskommissar sür die Pariser Welt ausstellung, geh Rcgierungsrat Ist Richter, ist aus Süddcutschland nach Berlin zurückgekehrt, wo er sich bei den Regierungen vorgestcllt und mit den interessierten Kreisen direkte Fühlung genommen hat I«. Richter war in Straßburg, Karlsruhe, Stuttgart, München und Nürn berg und sand, daß man daselbst der Ausstellung sym pathisch gegenübersteht und namentlich für die Ansicht ein tritt, Deutschland nicht in seiner Massenproduktion, sondern durch einzelne hervorragende Leistungen der Industrie und Kunst zu vertreten Der Reichvkommissar wird sich dem nächst nach Hamburg, Bremen, Köln, Hannover und Dresden begeben — Die „Berl Pol Nachr " schreiben: In der „Frei sinnigen Zeitung" wird zum Zwecke der Polemik gegen den Plan, zur obligatorischen Schuldentilgung zurückzukehren, die Behauptung ausgestellt, daß von 1880 bis l8st6/97 aus Grund der bestehenden Gesetze durch schnittlich 1,0 t Proz der preußischen Staatsschuld getilgt seien Diese Behauptung trifft, soweit eü sich um das Verhältnis der Schuldentilgung zu dein Gesamtbeträge der Staatsschulden handelt, nicht zu und könnte daher zu Mißverständnissen führen, wenn sie nicht berichtigt würde In Wirklichkeit hat die Schuldentilgung in den Jahren 1880 bi« Ende März 1896 nur 0,75 Proz. des Be trages von rund 7,5 Milliarden Mark ergeben, welche zu dem zuletzt bezeichneten Zeitpunkte die Staatsschuld er reicht haben ivürde, wenn eine Tilgung nicht stattgefundrn mannigsaltig, so find natürlich in» Zellenstaat des hoch organisierten Lebewesens infolge de» wechselnden Spieles von Erregung und Lähmung die Vorgänge unsagbar kompliziert Die Abhängigkcit fast aller Organe vom Nervensystem bewirkt, daß im menschlichen Körper saft alle LebenSerscheinungen nur der Ausdruck eines großen geivaltigen Getriebes von Erregung«- und LähmungS- vorgängen in den Zellen deS Nervensystems sind Dieses scheinbar hoffnungslos verwickelte Getriebe im Zentral nervensystem zu entwirren, den mechanischen Zusammen hang der LebenSerscheinungen des Körper« mit den Vor gängen in den Zellen de« Zentralorgan» zu erforschen, ist der Ehrgeiz der Physiologie, die Sehnsucht der Medizin. Die bedeutenden Fortschritte der feineren Anatomie des Nervensystem« liefern auch der physiologishcn Forschung eine wichtige Grundlage. Während die der einfachen Reflexbewegung zu Grundt liegenden ursächlichen Vorgänge im Nervensystem nach ihren Hauptmomenten bereit« bekannt sind und während die Prozesse, die den Thätigkeit«- äußerungen zu Grunde liegen, im allgemeinen schon etwa« besser erforscht sind, gehört da« Gebiet der „Hemm- ungSerscheinungen" zur Zeit noch zu den dunkelsten der Physiologie Man hat vielfach die Begriffe der Hemmung und Lähmung auf Grund rein äußerlicher Merk male »niteinander vermischt; die Hemmung einer Muskel- thätigkeit oder ein ähnlicher Vorgang braucht aber nicht immer durch Lähmung zu entstehen, sondern kann eben sowohl in der Erregung antagonistischer Prozesse seine Ursache haben. Die Thatsache, daß der Ausdruck einer Erregung durch die Erregung antagonistischer Stcsiwechsel- prozesse wieder ausgehoben werden kann, verdient jedenfalls besondere Beachtung und wird voraussichtlich ein sehr fruchtbares Moment sein für die Erklärung vieler, im Zentralnervensystem sich abspielender Vorgänge. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist da« Studium der wechselnden Erregung«- und LähmungSzustände de«halb, weil wir dadurch voraussichtlich einen Einblick in daS
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