Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-10
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.10.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
keit nehmen, und sich selber al« die eigentlichen Klar sehenden und al« Weltpolitiker hochpreisen Ruhland. Warschau Der Zustand de« schwer erkrankten Generalgouverneur« Grasen Schuwalow ist noch immer schwankend, die seinem Leben drohende Gefahr aber scheint beseitigt zu sein. Selbstverständlich ist bei dem vorge rückten Alter des Patienten und im Hinblicke auf die Natur der Krankheit an eine vollständige Herstellung kaum zu denken und man dürfte sich in den maßgebenden Kreisen schon mit dem Gedanken befreundet haben, daß Graf Schuwalow in einer vielleicht nicht mehr fernen Zu kunft sich aus dem öffentlichen Dienste gänzlich zurückzu- ziehen bemüßigt sehen wird E« werden deshalb bereit« Vermutungen über einen Nachfolger auf dem Warschauer Posten laut, welche aber bis nun insgesamt jeder Grund lage entbehren. Man dürfte vielmehr diese Eventualität möglichst lange aus dem Grunde zu vermeiden trachten, weil da« humane und versöhnliche Vorgehen des Grasen Schuwalow eine merkbare Besserung m der Stimmung ver polnischen Bevölkerung gegenüber Rußland herbei- gesührt hat und jedenfalls Gewicht darauf gelegt wird, diesen Umschwung ungestört reifen zu lasten Aus diesem Grunde wird auch die zukünftige definitive Ersetzung deS Grasen Schuwalow bedeutende Schwierigkeiten bereiten, weil eS nur wenige Persönlichkeiten giebt, welche sich für diesen Posten eignen würden. Türket. Konstantinopel Die maßgebenden militärischen Be hörden beschäftigen sich zur Zeit mit der Ausarbeitung einer Instruktion für den Belagerungszustand (da« Standrecht), welchen man bei Ausbruch neuer Unruhen in der türkischen Hauptstadt zu verhängen beabsichtigt. — Von einer hochgestellten Person im Palaste werden Schritte unternommen, um Kamphoevner Pascha zur Zurücknahme seiner Demission als Mitglied der Kom mission zur Untersuchung des Verhaltens der Polizei während der Mastacres zu bewegen. Die Kommission hielt die letzten drei Sitzungen ohne Kamphoevner und Lecoque Pascha ab. Letzterer wurde vorgestern zum französischen Botschafter nach Therapia berufen. — Der ökumenische Patriarch unterhält seit einer Woche einen lebhaften persönlichen Verkehr mit dem Groß vezier und bietet gemeinsam mit den hiesigen griechischen Diplomaten seinen ganzen Einfluß auf, um eine weitere Ernennung bulgarischer Bischöfe in Mazedonien zu hintertreiben — Wie man der „Polit. Corr." aus Salonichi be richtet, sind in dem Zeiträume vom 26. September bis zum 8 Oktober, drei neue größere Banden über die thessalische Grenze nach Makedonien eingedrungen Eine derselben, angeblich von einem gewesenen griechischen Offizier kommandiert, hatte mit einem Bataillone Nizams in der Nähe von Grebe na einen blutigen Zusammenstoß, wobei die Insurgenten die Hälfte ihres Bestandes verloren haben und nur dank der günstigen Position, die sie inne hatten, vor der gänzlichen Vernichtung bewahrt worden sein sollen. Die Truppen büßten 40 Mann an Toten und Verwun deten ein. Über diesen Kampf, sowie über alle Vorgänge auf dem Jnsurrektionsgebiete beobachten die Behörden tiefes Schweigen, auch ist die Verbreitung von der Re gierung ungünstigen Nachrichten unter Androhung der strengsten Strafen untersagt worden Trotzdem ist es be kannt geworden, daß sich bereits acht Banden in Mittel- und Südmacedonien festgesetzt haben, wovon einige gute und befestigte Positionen im Gebirge okkupiert haben, wo sie zu überwintern beabsichtigen. Asien. Schanghai, Ende August. Anläßlich der Empörung der Mohammedaner in der Provinz Kansu, die noch immer nicht erloschen ist, wird in hiesigen Blättern ein wunderbares Beispiel dafür in Erinnerung gebracht, wie leicht von fernen Gegenden aus der Pekinger Regierung in kaltblütigster Weise ein Schnippchen geschlagen werden kann Rochcr zufolge, der ein gutes Buch über die Provinz Mnnan geschrieben Hal, gab es dort zu Ende der fünfziger Jahre einen jungen Militärmandarinen, namens Ma Sien, den die aufständischen Mohammedaner zu ihrem General machten. Er führte die Rebellen von Sieg zu Sieg, bis er im Jahre 1860 mit ihnen vor den Thoren der Hauptstadt Mnnanfu stand. Die kaiserlichen Truppen in der Stadt wünschten mit ihm zu unterhandeln. Ma Sien war auch alsbald bereit, ihnen so günstige Beding ungen zu stellen, wie es in Asien, wo fast immer alle Gegner ohne Gnade über die Klinge springen müssen, höchst selten vorkommt Aus Dank dafür boten ihm die auf atmenden Einwohner von Mnnanfu den Posten eines obersten Militärmandarinen in ihrer Stadt an. Aber nun erhob sich eine nicht geringe Schwierigkeit: wie konnten die guten Leute dem Kaiser empfehlen, einen Mann zum Höchstkommandierenden zu ernennen, der bisher von ihnen selbst immer als Erzverräter hingestellt worden war und den sie auf dem geduldigen Papier der nach Peking gehen den Berichte schon so und so oft besiegt hatten? Die ebenso einfache wie geschickte Lösung der Frage war diese: man bat Ma Sien, seinen Namen zu ändern. Er willigte ein, und von nun an wurde der bisherige Erz verräter unter dem neuen Namen Ma Ju-lung überall als der Erretter der Stadt Mnnanfu gepriesen, der der Empörung in der Provinz Mnnan in tapferster Weise ein Ende bereitet habe. Diese kleine, kaum glaublich klin gende Geschichte soll wirklich wahr sein, was bei der großen Entfernung zwischen Peking und Mnnan und der sehr schlechten Verbindung durchaus nicht unmöglich ist. Örtliches. DreSde», 10. Oktober. * Ihre Kvnigl.Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen besuchte heute das Magazin des König!. Hoflieferanten I. Olivier. * Aus amtlichen Bekanntmachungen Mit Allerhöchster Genehmigung hat der hiesige Rat beschlossen, die seither in der Regel als „Hochuferstraße" bezeich nete, an der Südseite des neuen Finanzministialgebäude« vorüberführende Straße, welche künftig die drei Elbbrücken (Augustusbrücke, Königin Carolabrücke und Albertbrücke) miteinander verbinden soll, „Königsufer" zu benennen — Zur Vornahme von Messungen an dem elektrischen Lichtkabelnetze wird morgen, Sonntag, den 11 Ok tober d. IS, in der Zeit von vormittags S bis ^12 Uhr die Stromabgabe unterbrochen werden — Das Ver zeichnis der hier wohnhaften Personen, welche nach Maß gabe des GerichtSverfastungsgesetzeS zu dem Schöffen amte und dem Geschworenenamte berufen werden können (Urliste), wird vom 12. bis mit 21. d. MtS im Altstädter Rathause, l. Obergeschoß, Zimmer Nr. 12, zu jedermann» Einsicht öffentlich auSgelegt sein Innerhalb einer Woche vom Zeitpunkte der Auslegung an spätesten» bis Montag, den 19 d Mt» kann gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Liste schriftlich oder zu Protokoll Einsprache erhoben werden. * Unter Vorsitz de« Hrn Hofrat vr. Mehnert fand gestern abend eine zahlreich besuchte Versammlung de« hiesigen Büraerau«schusse« für patriotische Kund gebungen statt, in welcher beschlosten wurde, den 100 Geburtstag des Hochseligen Kaisers Wil helms l. durch eine würdige Feier am 22. März 1897 festlich zu begehen über die Form der Feier wurden endgiltige Beschlüsse noch nicht gefaßt; nach vorläufigen Feststellungen sollen in mehreren hiesigen Sälen festliche Veranstaltungen stattfinden. a Reisende, welche in dem 12 Uhr 50 Min. nachm vom Altstädter Personenhauptbahnhof über Prag nach Wien verkehrenden Zuge den Schlafwagen der Inter nationalen Schlafwagengesellschaft benutzen wollen, seien darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen auf Fahrkarten I. Klasse die Lösung von Schlafwagenkarten I. oder II Klaffe freisteht. Fürs jedes weitere beanspruchte Bett, auch wenn es nicht benutzt wird, ist außer der Schlafwagenkarte auch noch eine Fahrkarte zu lösen Für Kinder bis zum vollendeten vierten Lebens jahre, für welche besondere Plätze nicht beansprucht werden, bedarf es einer Schlafwagenkarte nicht. Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahre zahlen die gleichen Schlaf wagenkarten wie Erwachsene; sofern jedoch zwei Kinder in diesem Alter nur ein Bett benützen, genügt für beide eine Schlafwagenkarte. In Wien findet eine Vorausbestellung der Schlafwaqenkarten bei der Agentur der Schlaswagen- gesellschaft (Äärntnerring Nr. 15) statt gegen Errichtung des tarifmäßigen Preises von 10 M. 50 Pfg. sowie 1,40 M. Vormerkgebühr für jede Karte I. Kl., von 8 M 50 Pfg. sowie 0,80 M Vormerkgebühr für jede Karte II. Klaffe. * Die langwierigen Arbeiten an der Herstellung der unterirdischen Stromzuführung am KrcuzungS- punkt der Straßenbahn in der König Johann- mit der Bahn in der Moritzstraße sind nach wochenlanger Dauer nunmehr nahezu beendigt Bereits morgen hofft man die Linien, welche durch die König Johannstraße führen, wieder auf die ursprünglichen Gleise leiten zu können Dagegen erfahren die Strehlener und die Neu städter Bahnhofslinie in der Moritzstraße noch eine Unter brechung, da erst von der Kreuzungsstelle bis zur Friesen gaffe ein neuer Gleisanschluß hergestellt werden muß Im kommenden Winter soll es sich zeigen, wie sich die unter irdische Stromzuführung vom Pirnaischen Platz bis zum Altmarkt auch bei Ungunst der Witterung bewährt. Auf dem Altmarkt ist eine Standgleisanlage mit unterirdischer Stromzuführung bereits in Arbeit; es braucht nur noch das Kurvenstück von der Galeriestrabe aus nach dem Stand platz hergestellt zu werden. Hierbei wird sich allerdings abermals eine unliebsame Störung des Verkehrs in der König Johannstraße notwendig machen. * Von morgen ab kommt im Panorama inter national, Marienstraße („Drei Raben"), die Buda- Pester Millenniums-Ausstellung in 50 Bildern zur Ausstellung Diese höchst interessanten Ansichten dürsten dem Panorama gewiß viele Besucher zuführen. * Aus dem Polizeibericht. Seit dem 5. Oktober wird ein hier wohnhafter 21'^ Jahr alter verheirateter Gehilfe vermißt; der junge Mann ist besonders daran kenntlich, daß seine rechte Hand steif und lahm und nach innen gebogen ist. * Im 3. Vieteljahr 1896 wurde die vom Verein gegen Armennot —Elbgäßchcn 8— errichtete Mietzinssparkasse von 062 Personen benützt, welche 46 21b M 50 Pfg einlegten. Tie hierfür gewährte Prämie erreichte die Höhe von 1057 M. 30 Psg. Um dem fortgesetzten Steigen der Preise für kleinere Wohnungen Rechnung zu tragen, hat der Vorstand des Ver eins beschlossen, nunmehr das Sparen für Wohnungen mit einem Mietwerte bis zu 300 M. zuzulassen. Oeffentliche Spruchschung des Lönigl. L'an-es-Verficherungsamts vom 9. Oktober 1896. Die Witwe des am 27. Oktober 18S5 verstorbenen Fabrik arbeiters Karl Einst Gottschald in Plauen i.V. hat an die Sächsische Textilberussgenossenschast Anspruch aus Witwenrente erhoben, weil der Tov Gottschalds aus einem Betriebsunfälle beruht habe; durch Überanstrengung beim Umspannen der Ware und Abschnappcn des hierbei verwendeten sogenannten Treiber- soll er sich einen „inneren Schaden" zugezogcn haben. Die Berussgcnossenschast hatte den Anspruch abgewiescn, weil weder ein Betriebsunfall erwiesen noch ein Zusammenhang der Krankheit und des Todes Gottschalds mit dem behaupteten Vorfälle anzuerkcnncn sei. Die Berusung der Witwe hatte das Schiedsgericht verworfen. Bei dem Mangel jeden Beweises sür die Behauptung der verw. Gottschald (die Sektion der Leiche hatte sie früher verweigert) wurde auch ihr Rekurs zurückgewiclen. Emilie Mathilde verw Rothe geb. Sättler in Zschopau war etwa 2 Jahre lang in einer dortigen Spinnerei als Wolle leserin beschäftigt und will sich dort am 17 Juli 18S5 durch übermäßiges Dehnen beim Aufstapeln von Wolle ein Unter- leibSleiden zugezogen haben Ihr Anspruch aus Uusallrcnte war von der Sächsischen TextilbrrufSgenossenschast abgelehnt worden, weil nach den angestellten Erörterungen der behauptete Unfall und der Zustand der Rothe als Folge eines solchen nicht erwiesen und auch nicht einmal wahrscheinlich gemacht sei Ihre Berufung war vom Schiedsgericht au- glcichem Grunde ver worfen worden. Auf ihren Rekurs wurde beschlossen, zunächst noch weitere Erörterungen anzustellen. August Fiedler in MohSdors war in einer Fabrik in Markersdorf beschäftigt Als er am 2. Januar 1896 von der Arbeit sich nach Hause begab, ist er infolge Glatteises abends 9 Uhr innerhalb seines Wohnorts gefallen und hat dabei das rechte Handgelenk gebrochen. Die Sächsische TextilberusS- genoffenschast hatte Entschädigung abgelehnt, da der Unsall nicht mit den Gesahrcn de- Betriebes im Zusammenhang gestanden habe Seine Berusung war vom Schiedsgerichte zurückgewiesen worden unter Bezugnahme aus die allgemein herrschende Recht sprechung, wonach die Wege nach und von der Arbeit an sich nicht zur BetriebSthätigkcit gerechnet werden. Ter Rekurs Fiedler- wurde ebenfalls verworfen. Der Weber Karl August Müller in Reichenbach i. B. stand in einer dortigen Websabrik in Arbeit. Er behauptet, am 20 Dezember 1895 einen Unfall dadurch erlitten zu haben, daß er in der Fabrik während der Arbeitszeit auSgerulscht und zweimal auf das Knie gefallen sei; an den Folgen dieses Falle will er jetzt noch leiden Mit der ihm von der mehrerwähnten BerusSgenosscnschast zugebilligten Unfallrente, 25 Proz der Vollrente, ist er nicht zufrieden, er null die Bollrente haben. Seine Berusung hatte daS Schiedsgericht nach Gehör eine» ärztlichen Sachverständigen veiworfrn. Dabei war nicht be zweifelt worden, daß Müller fast gänzlich arbeitsunfähig sei, wohl aber, daß dieser Zustand mit dem an sich doch sehr gering fügigen Unfälle Zusammenhänge Müller leide an Altersschwäche und chronischem Rheumatismus. Sein Rekurs wurde als un begründet zurückgewiesen, da eS an jedem Beweise dafür fehle, daß der durch den Ünsall hervo, gerufene Grad der Erwerbs unfähigkeit über den von der Genossenschaft angenommenen hinausgehe. Die ledige Johanne Christiane Heinrich in Oberrenner-- dorf bei Herrnhut war al- Weberin in einer mechanischen Weberei zu Berthelsdorf beschäftigt Sie ist mit verschiedenen Leiden behaftet und deshalb zur Zeit erwerbsunfähig. Diesen Zustand führt sie aus ein an sich unbedeutendes Vorkommnis in der Fabrik zurück Am 24 Oktober 1895 ist ihr, als sie am Webstuhlc arbeitete, von rincr Mitarbeiterin aus Neckerei die Lampe au-geblasen worden; sritvrm soll ihr Sehvermögen beeinträchtigt und ihr schon früher bemerkbar gewesener sonstiger krankhafter Zustand verschlimmert sein. Die Sächsische Textil- berus-genossenschasl hatte die Feststellung emer Unfallrente ab gelehnt, da ein Unfall nicht erwiesen sei, noch weniger eine in dessen Folge eingetretrne über 1» Wochen andauernde Be schränkung der Erwerbsfähigkeit. Ihre Berufung hatte das Schiedsgericht nach Anstellung näherer Erörterungen verworfen, indem r- den erwähnten Borgang nicht al» Unfall anerkannte und davon autaing, daß dieser Borfall, höchstens die gleich- giltige Belegenheit gewesen lei, bei der die längst bestehende Hysterie der Heinrich in der Form einer Augenkrankheit hervor- getreten sei Ihr Rekur» wurde vom Lande- Bersicherung-amte, da- zunächst noch da-Gutachten eine- ärztlichen Lunverständigen einholte, verworfen. Hierbei wurde aus Grund der schon früher abgegebenen ärztlichen Gutachten angenommen, daß die Seh störung mit Ablaus der 13. Woche nach dem fraglichen Vorfälle behoben gewesen sei: bezüglich des übrigen Krankheit-zustande- (Lähmungen rc.) fehle es am Nachweise eine- Zusammenhanges mit den, erwähnten Borsalle Die von den Ärzten anerkannte bloße Möglichkeit des Zusammenhanges genüge nicht zur Verurteilung der in Anspruch genommenen Genossenschaft. Dem Tischler Ernst Richard Walther in Dresden, welcher durch Betriebsunfälle an beiden Händen mehrere Fingerglirder verloren hat, war von der Sächsischen Holzberussgenossenschast eine Unfallentschädigung in Höhe von «0 Proz. der Bollrente zugebilligt worden Mit deren neuerdings verfügten Herabsetz ung, auf 50 Proz. ist er nicht einverstanden Das LandeS-Vcr- sichcrungSamt nahm aber in Uebereinstimmung mit dem Schieds gerichte sür erwiesen an, daß in den sür die frühere Rentensest- stellung maßgebend gewesenen Berhältnissen eine wesentliche Veränderung eingetreien sei und verwarf deshalb daS Rechts mittel Walthers. Die übrigen Rekurse fanden ihre^Erledigung ohne vorgängige öffentlich-mündliche Verhandlung. Statistik und Volkswirtschaft. * Wenn wir vor acht Tagen an dieser Stelle der Ansicht Ausdruck gaben, daß die Effektenmärkte feit dem 1. Oktober an einem Wendepunkte angelangt seien, so ist dieselbe durch den Verlaus des Verkehrs in der heute zu Ende gehenden Woche nicht widerlegt worden. Auch in dieser Woche zeigten die Börsen wieder eine schwankende Haltung, was auch nicht aussallcn kann, wenn man berücksichtigt, daß sortdauernd anregende und ver stimmende Motive abwechselnd oder gleichzeitig wirksam sind. Wenn die einen etwas mehr hervortreten, so kennzeichnet sich die Tendenz als fest, beachtet man mehr die anderen, so tritt eine Abschwächung ein Das ist so recht die geeignete Situation, um auch wieder die Bildung einer Kontremine zu begünstigen, und mit dieser hat man jetzt wieder zu rechne:«, nachdem fast Jahre hindurch an den Börsen niemand wagen durste, einer pessimistischen Ansicht in seinen geschäftlichen Dispositionen Aus druck zu verleihen. Man hatte immer nur mit Momenten zu rechnen, welche geeignet waren die Stimmung zu heben, nicht aber mit solchen, die hätten verstimmen können. So war eS ein gefährliche- Ding auf den Rückgang der Kurse zu spekulieren, und man konnte in der Regel vorausschen, daß die günstigen Momente sich als übermächtig erweisen nnd die Kurssteigerungen sich fortsetzen würden, obgleich sie bereit- eine Höhe erreicht hatten, welche von allen vorsichtigen Lcuicn als eine gefährliche, mit den thatsächlichcn Verhältnissen nicht im Einklang stehende erachtet wurde. Es ist auch an dieser Stelle ost genug darauf aufmerksam gemacht worden, daß die gegenwärtigen Kurse, oder vielmehr die der jüngsten Vergangenheit, nicht nur die vor handenen günstigen Chancen vollständig eskomptiert hätten, sondern auch die einer absehbaren und sogar die einer nicht mehr absehbaren Zukunst. So lange aber in der Politik voll ständige Ruhe herrschte und man an die Möglichkeit inter nationaler Komplikationen gar nicht mehr dachte und so lange an den Börsen Geld immer flüssig blieb, ja immer flüssiger wurde, konnte sich hierin auch nicht viel ändern Es fehlten für eine Kontremine alle Angriffspunkte, und man konnte, wie gesagt, mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß die Lhat- sachen jede pessimistische Ansicht binnen kürzester Frist ml ndsuräuna führen würden Seit einiger Zeit haben sich diese Grundlagen der Sttmmungscntwickelung an den Börsen aber vollständig geändert. Die hohe Politik, von welcher man lange Zeit entweder gar nichts vernahm oder nur Gutes hörte, zeigt sich jetzt von einer anderen Seite. Es ist nicht erforderlich, alle die unterscheidenden Merkmale zwischen der früheren und der gegenwärtigen Lage besonders hervorzuhcben; sie fallen jedem, der fehen kann, deutlich in die Augen. Im Orient war lange Zeit absolute Ruhe, wenn auch die Flamme der Empörung immer unter der Asche sortgeglimmt hat. Wohl war man sich bewußt, daß man mit der orientalischen Frage zu irgend einer Zeit zu rechnen haben werde. Aber die im Herzen Europas vereinigte Macht de-Dreibundes flößte der Welt daS Beitrauen ein. daß diese Dinge nicht angcrührt werden könnten, ohne daß diese Macht rin ent scheidendes Wort mitzusprechen hätte Auch die seitherige Form der russisch-französischen Entente cordiale konnte darin keine Änder ung hervorbringen, weil sich keine Wirkung derselben in den orien talischen Angelegenheiten zeigte Dieselben trieben allein und ohne sichtbare Mitwirkung der Zweibundmächte darauf hin, daß der Einfluß Rußlands auf der Balkanhalbinscl gestärkt wurde. Seitdem aber die Empörungen in Armenien, auf Krem, in Macedonien und die Schlächtereien in Konstantinopel angezettelt worden sind, hat das Bild andere Farben gewonnen. Die Türkei war kurzsichtig genug, sich zu einem Gemetzel provozieren zu lassen, wodurch sie die Sympathien Europas verloren hat, soweit sie solche überhaupt besaß. Wohl ist die europäische Diplomatie eifrig bemüht gewesen, die Schwierigkeiten mit Über einstimmung aller Mächte zu beseitigen und bis jetzt auch mit gutem Ersolg, aber man ist darüber noch keineSwcgcS beruhigt, daß nicht neue Zwischenfälle sich ereignen können. Die Reffe deS Zaren nach Frankreich fft ebenfalls ein Punkt, welcher von den deutschen Börsen nicht gerade mit Sympathie betrachtet wird, obwohl sich bi- jetzt nicht» ereignet hat, was man nicht hätte voraussehen können und nicht auch vorau-gesehen hätte. Wenn man sich über e:wa- wundern könnte, so wäre es höchsten» da-, daß man in Frankreich nicht noch auffälliger demonstriert, al» es geschehen ist. Man kennt ja die Revanchehoffnungen, welche der Werbung Frankreich- um die Gunst Rußland» zu Grundt liegen Aber man weiß auch, daß Rußland keinen Grund hat, Frankreich die 1870 verlorenen Provinzen zurück- rrobern zu Helsen. Für die russischen Interessen ist Elsaß-Lothringen gleichgittig, und um den Preis eine- europäischen KliegeS dürfte Rußland doch wobl dir Freundschaft Frankreich» zu teuer sein. Wir glauben de-halb den Festen in Frankreich mit viel größerer GemütS- ruhe zusehen zu können, al» die Börsen eS zu thun sich neuerding- den Anschein geben. Wir sagen sich den Anschein geben - denn im Grund ist eS weniger die Politik, al- die sehr zu ihren Ungunslen veränderte Lage de» Ge.dmarktcS, welche die Gemüter bedrückt. Die Geldfiüssiakeit, dce unbeschränkte Ausnahmsfähia- kcit de« Marktes, war die festeste Säule, auf welchr sich die Wucher schau. Dre-Ve«, 10 Oktober. Bei der Redaktion deS „Dresdner Journals" sind folgende Druckschriften cingegangcn: SpamerS großer Handatlas 150 Kartenseiten mit alpha betischem OrtSregister in 32 Lfgn. ä 50 Pf. Lsg. 11—22. Leipzig. Verlag von Otto Spamer. — Klassischer Skulp- turenschatz HcrauSgegeben von F v Reber und A. BayerS- dorf (monatlich 1 Heft ä 50 Pf) Heft 1 München Verlag-- anstalt von F. Bruckmann A. G — Buch der Erfindun gen, Gewerbe und Industrien. III Band. (17 —32. Heft ä 50 Pf) Leipzig Verlag von Otto Spamer. - Aus dem Leben eines schlichten ManneS. Eine Oberlausitzer Ge schichte von Joh. A. Frhr v. Wagner (Johannes Renate-). 2 Bände. Bautzen Emil Hübners Verlag — Die Euro päischen Kolonien I Band Die Kolonialpolitik Portu gal- und Spaniens in ihrer Entwickelung von den Anfängen bis zur Gegenwart dargestellt von 0r. Alfred Zimmermann. Berlin. Verlag von Ernst Siegfried Mittler u Sohn — Die Grenzboten. Zeitfchrift sür Politik, Litteratur und Kunst 55. Jahrg. Nr. 41. Ausgcgeben den 8. Oktober. Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow Leipzig. — Cottascher Musen-Almanach sür da- Jahr 1897 Heraus gegeben von Otto Braun Siebenter Jahrgang Mit 6 Kunst- bcilagen. Stuttgart. I B. Cottasche Buchhandlung Nachs — Friedrich Rückerts Werke. Vollständig in 20 Lieferungen. 17 — 20 Lfgn Stuttgart. Verlag der I G. Cottaschen Buch handlung Nachf. — Ein wackrer Normanne von Edna Lyall Teutsch von E. v. Feilitzsch Leipzig. Verlag von Georg Wigand. — Jugend. Münchner illustrierte Wochen schrift für Kunst und Leben. 1. Jahrg. Nr 41. München und Leipzig G. Hirths Verlag. von Auer leisteten auf« thatkräftigste den ersten Hils«. dienst Die Passagiere der übrigen in der Nacht ver kehrenden Züge mußten umsteigen Um 5 Uhr morgen« war die Strecke wieder frei. Der Zusammenstoß wurde dadurch herbeigeführt, daß die Station«scheibe auf „frei" stand, wodurch da« Zug-personal getäuscht wurde — Nach einem neueren Telegramm de« „W. T B " sind bei dem Eisenbahnzusammenstoß in«gesamt vier Personen, darunter drei Soldaten, verletzt worden. * Infolge heftigen Sturmes ist die Newa bedeutend gestiegen; die niedrig gelegenen Teile von St Peters burg sind überschwemmt Ein ernster Unglück«fall ist bis her nicht gemeldet worden. * Aus San Sebastian wird unter dem 9. Oktober gemeldet: Der holländische Kriegstransportdampfer „Paramaribo" soll an der spanischen Nordküste unter- gegangen sein. * Im Standesamt I zu München fand kürzlich die Trauung des Professors vr. Franz v. Lenbach mit Fräulein Karoline Freiin v Hornstein statt. Al- Zeugen waren erschienen UnivcrsitätSprofeffor F. v. Piloty in Würzburg und I)r. R. Frhr. v Hornstein, Guts besitzer in München Lenbachs erste Ehe war vor kurzem geschieden worden. Fräulein v. Hornstein ist die Tochter des bekannten Liederkomponisten Robert v. Hornstein. Nach dem Hochzeitsmahle reisten die Vermählten nach dem Süden ab. Vermischtes. * Europas größte Häfen. Der größte Hafen auf dem Kontinente ist, noch unerreicht bisher, der Londoner. Bereit- 1887 war der Tonnengehalt der eingelaufenen Schiffe mehr als 12 Mill. Ihm folgte der Hafen von Konstantinopel im gleichen Jahre mit über 8 Mill. Tonnengehalt der eingelausenen Schiffe Nächstdem kommt jetzt Hamburg, dessen Einlaufsverkehr sich von 1885: 3 704 300 Tonnen auf 1895: 6256000 Tonnen steigerte, damit den bekannten Hafen von Liverpool mit 1885: 4 278000, 1895: 5 966000 Tonnen Einlauf überflügelnd. Die Bewegung vollzieht sich fast überall in steigender Richtung; der Handel Antwerpens ist von 3422000 Tonnen auf 5 530220 Tonnen, der Rotterdams von 2120327 auf 4 638017 Tonnen, der Bremens von 1289399 auf 2184274 Tonnen, der Marseilles von 2 615000 auf nur 2883000 Tonnen, der Genuas aber von 1028300 auf 2901200 Tonnen — immer 1895 verglichen mit 1885 — gestiegen. Von großer Bedeutung unter den europäischen Häfen sind noch die Häfen von Glasgow, Havre, Hull, Lissabon, welche 1887 be reits einen Einlauf der Schiffstonnenzahl von über je 2 Mill. Tonnen erreicht hatten. Unter dieser Ziffer blieben damals Bordeaux, Neapel, Valencia, Barcelona, Triest, Livorno, Dünkirchen, Messina; Venedig und Amsterdam hatten 1887 weniger als 1 Mill. Tonnenzahl Einlauf — gewiß Zahlen, welche eine überraschende Entwickelung des maritimen Verkehr- ankündigen, wenn man annimmt, daß in London 1832 Schiffe mit 1050147 To. einliefen, in Hamburg mit 386313 To., in Genua mit 350410, in Amsterdam mit 245 681 To. Doch ist es natürlich ver fehlt, dieses Steigen der Zahlen ohne weitere- als Be weis von dem gleich hohen Wachsen des Reichtums an zusehen. Es muß beachtet werden, daß die Transporte ein raschere- Wachsen zeigen als der Reichtum; denn die direkten Fahrten sind jetzt weniger zahlreich als früher, die Anlaufshäsen aber auf dcr gleichen Strecke weit zahl reicher geworden. Heute läuft ein Schiff, welches von Hamburg nach Südamerika bestimmt ist, Antwerpen, Havre, Lissabon rc. an. Dann ist noch zu berücksichtigen, daß die Schiffe ehemals vollere Ladung trugen als jetzt. Ein Dainpfer kann nicht allzulange aus mehr Ladung, als er vorsindet, warten, um nicht kostbare Zeit zu verlieren; er fährt also schon eher mit halber Ladung ab. Dies alles hindert aber nicht, daß uns die obigen Zahlen doch eine Bedeutung von dem Aufschwung des Seeverkehrs und der Steigerung des Handels in den einzelnen Haupthäfen gemäß dem Anwachsen der einlaufcnden Schiffe geben. Wo man Ladung nicht erwartet und findet, kehrt man so leicht nicht dauernd an. * Der Berliner Magistrat verhandelte in seiner gestrigen Sitzung über dle Frage der Erhaltung einiger Ausstcllungsgcbäude. Das Kollegium hat beschlossen, nicht allein den Antrag auf Erhaltung des Adlon u. Dreffelschen Hauptrcstaurants nebst Wasscrturm und neuem See abzulchnen, sondern hat auch die weiteren Anträge auf Erhaltung anderer Gebäude, u. a. desjenigen des Vereins für Feuerbestattung, der Spreewaldschenkc, abzulchnen beschlossen. Über diejenigen Anlagen, welche ohnehin noch für die nächstjährige Gartenbauausstellung erhalten bleiben sollen, war ein Beschluß vor der Hand noch nicht erforderlich. Es wird nun nicht mehr möglich sein, noch andere zeitraubende Schritte zu thun, um eine Abänderung des Beschlusses herbeizuführen; mit dem Ab bruch wird demnächst begonnnen werden müssen. * Der gestern bereits gemeldete Zusammenstoß deS Schnellzuges aus Italien mit einem Militärzüge erfolgte nach der „N Fr. Pr." am 8. dss. abends um 8 Uhr 55 Minuten bei der 16 Kilometer von Bozen entfernten Station Auer. Der Militärzug, der mehrere hundert Rekruten des 28. Infanterieregiments, zumeist Böhmen, nach Trient beförderte, wo der Stab und ein Bataillon des Regiments liegen, war mit beträchtlicher Verspätung aus der Station Bozen abgelaffen worden und befand sich eben bei der Ausfahrt von Auer. In diesem Augenblicke kam der Abendschnellzug von Trient her und fuhr mit vollster Gewalt in den Militärzug. Da die Gestaltung de» Terrain» erst im letzten Momente einen Überblick gestattete, konnte kein andere« Hilfsmittel ange- wendet werden als Kontredampf und Wagenbremsen. Dank der Geistesgegenwart deS MaschinenführerS des Eil zuge« wurde von diesen Mitteln in vollstem Maße Gebrauch gemacht. Trotzdem war der Zusammenstoß furchtbar. Da« gesamte Zugpersonal wurde von dem Zuge weit weg geschleudert, blieb jedoch unverletzt. Die Lokomotive de« Militärzuges wurde au« dem Gleise gehoben Der Kon dukteurwagen und der vorderste Waggon erster Klaffe, in dem zum Glücke niemand saß, wurden ganz ineinandergeschoben. Unter den Paffagieren de« Schnellzuge«, die von den Sitzen geworfen wurden, entstand eine große Panik. Mehrere Damen fielen in Ohnmacht Es stellte sich heraus, daß mehrere Paffagiere de« Eilzug« Verletzungen erlitten hatten. Eine Dame, Namen« Kleber, au« Warschau ist am Beine schwer verletzt; sie wurde in Bozen vom Bahnhof auf einem Tragseffel in ein Hotel gebracht Auch die übrigen verletzten Passagiere sind in Bozen geblieben. In dem Militärzüge wurden zwci Rekruten am Unter leibe schwer verwundet, mehrere leicht verletzt Der Eil zug setzte nach halbstündigem Aufenthalte die Fahrt fort. Nach dem Eintreffen de« au» Bozen herbeigeholten HilfS- zugc« ließ man die Rekruten in diesen umsteigen, worauf sie nach Tricnt ivctterbesördert wurden. Die Verwundeten blieben in Auer Die Feuerwehr und Sanität«mannschaft
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)