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Dresdner Journal : 05.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-05
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1896
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Beilage zu 232 des Dresdner Journals. Montag, den 3. Oktober 1896, abends. WWWMWWMWWWW Tagrsgrschichte. (Kortsetzuug »1 d« Hanptblatte.) rchVet-. Bern Die Volksabstimmung ergab für da» Eisenbahnrechnungraesetz bi« jetzt 137 400 ,La" und 72 400 „Nein" Di« Annahme diese« Gesetze« mit einer geringen Mehrheit scheint gesichert. Da« Biehhandel«. aesetz wird wahrscheinlich mit knapper Mehrheit, da« Disziplinarstrafgesetz wird mit großer Mehrheit ab gelehnt werden. «rotzdritauntea. London. Vorgestern nachmittag trat nach längerer Pause der LandesverteidiaungSrat wieder zusammen. An demselben nahmen der Präsident Herzog von Devon shire, der Kriegsminister, der Marineminister, der Ober kommandierende Lord Wolseley teil. Die Beratung galt, wie einerseits verlautet, bloß der Erledigung laufender Geschäfte; anderseits wird behauptet, man habe die Opportunität des VorrückenS nach Khartum m einem späteren Zeitpunkte erwogen. — Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben Balmoral in Begleitung des Herzogs und der Herzogin von Connaught vorgestern abend bald nach 10 Uhr verlassen. Die Königin verabschiedete sich auf da« Herzlichste von denselben. Die russischen Majestäten kamen gestern abend '-^6 Uhr in Portsmouth an und begaben sich nach dem Empfange durch die Militär- und Seebehörden an Bord der kaiserlichen Jacht „Polarstern". — Die chauvinistischen Blätter fahren fort, ihre tiefste „Empörung" über den Zwischenfall in Sansibar auszudrücken. „Globe" schreibt: „Der Wunsch des bri tischen Volkes, in Frieden und Freundschaft mit einer Macht zu leben, mit der unsere normalen Beziehungen freundlich sein sollten, und die es bis vor kurzem gewesen, dürfte rasch einen vollständigen Umschlag erfahren, wenn diese Macht ihre Haltung versteckter Feindseligkeit, wenn nicht vorsätzlicher Herausforderung fortsetzen sollte." Türkei. Konstantinopel. Ein der „Pol. Corr." aus Salo- nichi von vertrauenswürdiger Seite zuaehender brieflicher Bericht konstatiert, daß die jüngsten Meldungen einiger ausländischer Blätter über das Auftauchen neuer griech ischer Banden in Macedonien, sowie über größere Kämpfe, die zwischen diesen und den türkischen Truppen stattgefunden hätten, teils gänzlich unbegründet, teils stark übertrieben seien. Es sei in der letzten Zeit nicht eine einzige neue Bande in der genannten Provinz aufgetaucht und es könne sich bei den erwähnten Meldungen höchstens um das Erscheinen einzelner noch zurückgebliebener Mit glieder der von den türkischen Truppen zurückgeschlagenen Banden und um Zusammenstöße dieser versprengten Mit glieder mit den Truppen handeln Das letzte Austauchen eines größeren Trupps von Insurgenten datiere gegen Z Wochen zurück, wo ungefähr 40 Mann bei Lepto- koria zu landen versuchten, jedoch durch die an Ort und Stelle befindlichen Truppen daran verhindert wurden. Die einheimische griechische Bevölkerung Makedoniens ver halte sich nach wie vor gegenüber allen Versuchen der Jnsurgierung des Landes vollkommen ablehnend; der griechischen Regierung aber sei es beim besten Willen un möglich, die aussichtslosen Versuche einiger Hitzköpfe zu verhindern. Örtliches. Dresden, 5. Oktober. * Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Kron- prinzessin-Witwe Stephanie von Österreich ist heute 12 Uhr 57 Min. vorm. vom Schlesischen Bahnhof aus über Breslau nach Troppau wcitergereist. * Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert hat vorgestern die Ausstellung von Handzeichnungen deutscher Künstler in Ernst Arnolds Kunstsalon, Wilsdrufferstraße 1, besucht. * Aus amtlichen Bekanntmachungen. Die nach 8 10 der Gemeindesteuerordnung sür die Stadt Dresden anzufertigenden Listen wegen Feststellung des Reinertrags der Grundstücke für das Jahr 1897 werden den Grundstücksbesitzern bez. deren Stellvertretern in den nächsten Tagen zugestellt werden. Diese Listen, um deren richtige und vollständige Ausfüllung der Rat noch besonders ersucht, sind eine Woche nach erfolgter Zu stellung ausgesüllt und mit Unterschrift versehen zur Ab holung bcreitzuhaltcn. Das Stadtstcueramt erteilt über die Ausfüllung der Listen gern Auskunft. — Gleichfalls in den nächsten Tagen wird mit der Verteilung der Hauslisten für die nächste Einkommensteuereinschütz- ung begonnen werden, welche am 12. d. Ms. auszu- füllen und innerhalb der hierfür bestimmten Frist recht zeitig abzuliefern sind. — An den hiesigen städtischen Volksschulen ist Ostern 1897 und im Laufe des Schul jahres 1897/98 eine Anzahl Hilfslehrerstellen zu be setzen. Bewerber, welche die Wahlfähigkeitsprüfung ent weder bereits bestanden haben oder im laufenden Jahre nbzulegen gedenken, wollen ihre Gesuche nebst beglaubigten Abschriften ihrer Zeugnisse spätestens bi« zum 24.d MtS. bei dem hiesigen städtischen Schulamte (Altstädter Rathaus, dritte« Obergeschoß, Zimmer 39) einreichen Der Ge halt beträgt für Hilfslehrer, welche die WahlsähigkeitS- prüfung abgelegt haben, 1400M, für solche, welche diese Prüfung noch nicht bestanden haben, 1200 M jährlich. — Von heute ab werden die Polierstraße (zwischen Ammonstraße und dem Annenfriedhofe) wegen Umpflaster ung und die Bartholomäistraße wegen Schleußenbau und Umpflasterung auf die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Reitverkehr gesperrt. * Zur Einlieferung von Paketen ohne Wert angabe ist in Dresden auch durch die Paketbestell einrichtung der Post Gelegenheit geboten Die im Dienst befindlichen Paketbesteller nehmen die Pakete entweder innerhalb der Häuser selbst, welche sie zum Zwecke der Bestellung bez. Abholung betreten, oder an denjenigen Stellen entgegen, wo ihr Fuhrwerk jeweilig hält. Es ist auch gestattet, bei dem Postamte 2 hier, Altstadt, Annen- straße, die Abholung von Paketen aus der Wohnung schriftlich zu bestellen. Für derartige Bestellschreiben oder Bestellkarten kommt eine Gebühr nicht zur Erhebung; diese können in die Briefkästen gelegt oder den bestellenden Boten mitgegeben werden. Für die von den Paketbestellern auf ihren Bestellungsfahrten eingesammelten gewöhnlichen Pakete kommt außer dem Porto eine Nebengebühr von 10 Pf. zur Erhebung, welche im voraus zu ent richten ist * Der geschäftsführende Ausschuß für die Errichtung eines König Albert-Denkmals hierselbst erläßt, um geeignete Entwürfe zu letzterem zu erlangen, einen Auf ruf zur Preisbewerbung im Ankündigungsteile der vorliegenden Nummer unseres Blattes. Die Beteiligung steht Künstlern zu, welche im Königreiche Sachsen geboren sind oder in diesem wohnen. Das Preisrichteramt haben übernommen: Ihre Excellenzen die Herren StaatSminister v. Metzsch und Vr.v. Seydewitz, ferner die Herren Oberbürger meister Beutler, geh. Baurat Professor vr. Wallot, Bau rat Stadtrat Richter, Direktor Professor I)r. Treu, Archi tekt Hauschild, Bildhauer Professor Schaper (Berlin) und Bildhauer Professor Kundmann (Wien). Zu Preisen sind insgesamt 12 000 M. verfügbar. Die Entwürfe müssen bis zum 30. April nächsten Jahres, mittags 12 Uhr, an den Ausschuß (Brühlsche Terrasse, Ausstellungsraum des Sächsischen Kunstvereins) abgeliefert sein Nähere Beding ungen sind im hiesigen Rathause (I., 14) zu erfahren. * Dem bei der Hiesigen Königl. Blindenanstalt be stehenden Fonds sür Entlassene sind aus dem Nach lasse der im Februar vorigen Jahres in Loschwitz ermor deten Frau Emma Dorothea verw. Kobrczinowski über zweitausend Mark zugefallen. * In Laußnitz ist Heute eine mit der dortigen Post agentur vereinigte Telegraphenbetriebsstelle, mit Fernsprecher versehen, eröffnet worden. * Für den kommenden Winter sollen im Vereins haussaal, Zinzendorfstraße, monatlich einmal an den Sonntagabenden Volkstümliche Dichterabende in Wort und Lied veranstaltet werden. Die erste dieser Ver anstaltungen findet am 18. Oktober statt. Der Eintritts preis ist für den Saal auf 30 Pf., für den Balkon auf 50 Pf. festgesetzt. Vormerkungen auf Eintrittskarten werden schon jetzt in der Expedition des Stadtvcrcins für innere Mission und beim Portier des Hospizes, Zinzen dorfstraße, entgegengenommen. o Der Personenverkehr auf den hiesigen Bahn höfen war gestern bei der günstigen Witterung sehr leb haft; die Eisenbahnverwaltung sah sich daher genötigt, auf dem Altstädter Personenhauptbahnhofe je 5 Sonder züge einzustellen; auf dem Leipziger Bahnhof war der Andrang nach den Lößnitzstationen, wohin 4900 Fahr karten verkauft worden waren, so lebhaft, daß neben den fahrplanmäßigen Sonntags-Sonderzügen noch 6 solche Züge eingelegt werden mußten; auch auf dem Schlesischen BaHn Hofe Herrschte reger Verkehr nach den Stationen bis Radeberg, nach denen 2768 Fahrkarten verkauft wurden. * Aus dem Polizeiberichte. Auf dem Alt markte siel am Sonnabend nachmittag eine 44 Jahre alte Witwe aus Mickten infolge einer inneren Blutung plötzlich tot um. — Am Sonnabend bestieg die 44 Jahre alte Ehefrau eines hier wohnhaften Geschäftsmannes, die plötzlich unwohl geworden war, auf der Bürgerwiese einen Wagen, um schneller nach Hause zu kommen Als der Kutscher am Ziele der Fahrt angelangt war und den Thürschlag öffnete, war die Frau verschieden; sie war von einem Herzschlage betroffen worden — In einem Stallgebäude auf der Rosenstraßc hat sich gestern nach mittag ein 32 Jahre alter Kutscher aus unbekannter Veranlassung durch Erhängen den Tod gegeben * Der gestern nachmittag nach '^5 Uhr vom Zoo logischen Garten aus ausgelassene Luftballon „Wettin" landete nach etwa fünfviertclstündiger Fahrt bei Ruhland (Preußen). Er erreichte die Höhe von 3160 m bei — 1'r" R.; er hat auf seiner Fahrt eine Luftlinie von 98 bin zurückgclegt. Die Landung der 4 Herren, welche sich an der Ausfahrt beteiligt hatten, ging glücklich von statten, obwohl sie durch hochragende Bäume und auf den Feldern entzündete Kartoffelkrautfcuer gefährdet wurde. * Frl. Martha Frahnert (Lüttichaustraße 9), eine hiesige nach der Methode „Garcia" unterrichtende Gesangs ¬ lehrerin, hat am 1. Oktober ihren Unterricht sür Solo gesang wieder ausgenommen. Sie gewährt wenig bemittelten Schülern mit hervorragendem Stimmmaterial ermäßigte Honorarbedingungen * In der Turnhalle de« Neustädter Turnvereins er öffnete gestern der Verein Volk«wohl tue Reihe seiner für diesen Winter in Aussicht genommenen VolkSunter- haltungSabende. Die sämtUchen Mitwirkenden — der Vortragende Hr. Handel«schullehrer H Heine, der Gesang verein „Dresdner Männerchor" unter Leitung seines Liedermeister« Hrn. Nagler, die Sopransänaerin Fr! Schaller, der Cellist Hr. F. Kreisel und der Pianist Hr. Musiklesirer Waldapsel — hatten sich wohlverdienten Bei falls zu erfreuen. Der Vereinsvorsitzende geh. RegierungS- rat Professor Ur. Böhmert wie« in seiner Ansprache dar auf Hin, daß die Volksunterhaltungsabende (am 28. No vember 1886 eröffnet) jetzt seit 10Jasiren bestehen; im ganzen seien 72 UnterhaltungSabende nunmehr abgehalten wor den Nach weiteren Angaben über die Zwecke und Ziele de« Vereins schloß Redner mit einem dem Verein Volks wohl gewidmeten „Glück auf". In seinem Vortrag über Tiroler Land und Leute schilderte Hr. Handelsschullehrer H. Heine die geographische, geschichtliche und geologische Beschaffenheit des Tiroler Landes; Redner erwähnte die verschiedenen Reisegelegenheiten nach Tirol und gab Mit teilungen über wirtschaftliche, religiöse, staatliche Verhält nisse, über Leben und Treiben, Sitten und Gebräuche der Tiroler * Der hiesige Allgemeine Turnverein beging gestern in den Sälen des Gewerbehauses sein Her bst fr st, welchem die Idee eines „Volkstrachtensestes in Posemuckel" zu Grunde lag. Ein frohbcwegteS Leben und Treiben zeichnete das Fest von Anfang bis zum Ende aus; die jugendlichen Turner und Turnerinnen boten in ihren schmucken Volkstrachten ein buntbelebtes Bild. Von der Kapelle des Hauses wurde zunächst ein Konzert dargeboten; des weiteren führte sie die musikalische Begleitung der Reigen und turnerischen Krastleistungen aus Frl Pötzsch, Turnlehrerin der Damenabteilung, führte mit bestem Ge lingen mit ihrer jugendlichen Turnerinnenschar einen Reigen der Spreewäldlerinnen und einen Tanz der Wenden vor, letzteren mit Unterstützung der Riege „Körner". Unter der Bezeichnung „Bilder aus dem Kaleidoskop" boten Mitglieder der vierten Abteilung unter Leitung des Turn- warts Hrn. Peschel I vortreffliche turnerische Leistungen, u. a. Gruppenbilder am Barren Dem Humor wurde durch die Ausführung einer „Schauerkomödie" auf der „Freien Bühne", betitelt „Der blutige Pantoffel an der Kirchhossmauer oder das vergiftete Dreierbrötchen", in vollem Maße Rechnung getragen. Neichen Beifalls er freute sich ferner die Riege „Wacker", welche eine von Hrn. Balletmeister Friedrich trefflich eingeübte Quadrille und ein Ringelreiten der Altenburger vorsührte. Eine mit den Gaben des Herbstes (Früchten, Wild, Geflügel rc.) als Gewinnen aufs reichhaltigste ausgestattete Lotterie er freute sich so lebhaften Zuspruchs, daß in kurzer Zeit sämtliche Lose vergriffen waren. Der Festsaal, in dessen Hintergrund ein reizendes Städtebild Aufstellung gefunden hatte, war sehr geschmackvoll dekoriert. Das Fest nahm jn allen seinen Teilen einen wohlgelungenen Verlauf. Nachrichten aus den Landesteilen. ß Leipzig, 4. Oktober. Nach einer Trauerandacht, die gestern nn engsten Familienkreise sür den verblichenen großen Gelehrten geh. Rat Prof. vr. Drobisch in dessen in der Färberstraße gelegenen Wohnung abgchaltcn wurde, erfolgten heute nachmittag die offizielle Trauerfeier und die Beerdigung. Mit den Verwandten und Leidtragen den wohnten, wie wir dem „Leipz. Tgbl." entnehmen, Ee. Excellenz der Hr. Staatsminister Vr. v. Seydewitz, der Rektor der Universität geh. Hofrat Prof. Vr. Windisch und viele Mitglieder oes atademischen Lehrkörpers, Ober bürgermeister Vr. Georgi und Stadtrat vr. Fischer in Vertretung der Stadt Leipzig, deren Ehrenbürger Geh. Nat Drobisch war, die Abordnungen der studentischen Korporationen mit ihren umflorten Fahnen, sowie zahl reiche Schüler des Verblichenen den feierlichen Akten bei. Jn ungemessener Fülle waren die schriftlichen Trauer- kundgebungcn bei den Familienangehörigen des Ver blichenen eingegangen. Die Traucrfeier fand nachmittags 3 Uhr in der Paulinerkirche statt. Im Altarraum war, umflossen von Kcrzenschein, der überreich mit Palmen, Kränzen und Blumen bedeckte Sarkophag aufgestellt. Weihevolles Lrgelspiel und Gesang des Thomaner-Sängerchors leiteten die Feier ein. Die geistliche Rede hielt Hr. Prof. v. Rietschel auf Grund einer Stelle aus dem 5. Kapitel des Buches Hiob: „Du wirst im Alter zu Grabe gehen, wie Garben eingesammelt werden zu seiner Zeit." In Worten höchster Anerkennung schilderte sodann Hr. geh. Hofrat Prof. vr. Wundt die Verdienste des Verewigten um die Wissenschaft und um unsere Universität und legte einen Kranz am Sarge nieder. Im Namen der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften bekundete Hr. geh. Hosrat Prof. vr. Ribbeck dem Verblichenen innigen Dank sür das warme und rege Interesse, das er allezeit für das Gedeihen der Gefellschaft an den Tag gelegt habe, und legte ebenfalls einen Kranz an dem Sarae nieder. Nachdem noch Hr. Rektor Böttcher im Namen der Schüler des Verblichenen dem unvergeß lichen Lehrer innig gedankt hatte, fand die Traucrfeier mit Gesang der Thomaner ihren Abschluß Hierauf ord nete sich der Trauerzug. Dem Wagen voran schritten die Chargierten studentischer Korporationen mit den Fahnen, sowie ein Träger mit den auf ein Kiffen gehefteten Orden des Verblichenen; es folgten in langer Wagenreihe die Angehörigen und anderen Leidtragenden Jn der dritten Abteilung de« JohanniSfriedhoscS wurde die sterbliche Hülle des Geh Rat Drobisch unter Gebet und Segen und unter den Klängen von Trauermusik zur ewigen Ruhe gebettet — Durch die Erwerbung einer weiteren Parzelle auf Stünz er Flur hat der hiesige Rat unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen, den Plan für den östlichen Volkshain zu ändern, und zwar dergestalt, daß der Teich eine andere Lage erhält und vergrößert wird; ebenso wird der Spielplatz dieses Volkshain« vergrößert Die Anlagekosten, einschließlich der Ausgaben für die Wasserleitung, betragen 76 525 M * Wolkenstein, 5. Oktober Jn unserer festlich ge schmückten Stadt fand gestern bei günstigem Wetter eine landwirtschaftliche Ausstellung mit Preistierschau statt. Als AuSstellungsplatz diente der Marktplatz Aus gestellt waren 14 Bullen, 34 Kühe (10 reine Simmen- thalcr und 24 Simmenthaler Kreuzungen), 37 Kalben, 10 Kälber, 34 Zugochsen, 27 Ziegen und ein Mastschwein Das Material der Zugochsen war al« ein ganz vorzüg liches zu bezeichnen und lieferte den Beweis dafür, daß mit ganz richtigem Verständnis die erzgebirgischen Züchter auf Produktion guter Arbeitstiere besonderes Gewicht legen Außer den Tieren waren noch viele landwirtschaft liche Maschinen, Geräte und Bedarfsartikel ausgestellt Um 11 Uhr wurde die Ausstellung vom Ehrenvorsitzenden, Hrn. Bürgermeister Steinbach, mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König eröffnet An Prämien wurden für Bullen 3 erste, 3 zweite, 2 dritte Preise, für Kühe 2 erste, 5 zweite, 7 dritte, für Kalben 2 erste, 5 zweite, 6 dritte, für Zugochsen 2 erste, 4 zweite, 7 dritte, für Ziegen 1 erster, 2 zweite, 9 dritte ausgezahlt, ferner waren 15 Ehrenpreise gestiftet worden, darunter einer vom Bezirk der Amtshauptmannschast Marienberg und zwei von der Stadt Wolkenstein. Die Ausstellung war von rund 1500 Personen besucht * Pegau, 4. Oktober. Seitens des Landwirtschaft lichen Kreisvereins Leipzig ist zu den am 12. Oktober stattfindenden Eröffnungsfeierlichkeiten der hiesigen Win ter schule folgendes Programm aufgestellt worden: Nachmittags '/d3 Uhr Versammlung im Rathause zu Pegau, Zug nach dem Gebäude der neuen landwirtschaft lichen Winterschule und Übergabe dieses an das Kurato rium durch den Bürgermeister rc., Besichtigung der Schul räume und Lehrmittel. Nachmittags 4 Uhr folgt eine Bezirksvcrsammlung landwirtschaftlicher Vereine im Rat haussaale, in der Direktor vr. Kunath über Wesen und Ziele landwirtschaftlicher Winterschulen mit besonderer Be rücksichtigung der neuen Anstalt in Pegau einen Vortrag halten wird. * Aus der Lommatzscher Pflege, 4. Oktober. Dem „Meißner Tagebl." wird geschrieben: Ter Ertrag der dies jährigen Kartoffelernte bleibt weit hinter der vor jährigen zurück. Der Anhang ist bei einzelnen Sorten gering, die Frucht meist klein und einige Arten, wie die beliebten Zwicbelkartoffeln, sind stark von der Fäulnis be troffen Die Preise der Kartoffeln haben infolgedessen bereits sich merklich erhöht. — Aus Nossen wird eben demselben Blatte noch berichtet: Die ungewöhnliche Witter ung im August und September verlängerte die Ernte um mindestens 14 Tage. Fast alles Getreide mußte feucht cingebracht werden, wollte man eS nicht auf dem Felde verderben lassen. Ter Roggen liefert infolgedessen zähe Körner. Allen Körnern mangelt insbesondere das wichtige Merkmal der „Griffigkeit", das den Wert de« Getreides immer um ein Bedeutendes steigert und es leichter verkäuflich macht. Sorgfältige und fleißige Be handlung der ausgedroschenen Körner kann jedoch das Übel erheblich mindern, ja beseitigen * Schmilka, 4 Oktober. Die hier seit voriger Woche begonnenen Ausbaggerungs- und Aufschüttungs arbeiten behufs Herstellung eines Ufcrschutzeö an hie siger Ortsstur schreiten rüstig vorwärts, sodaß schon Mitte nächster Woche diese so notwendigen Arbeiten beendet sein werden. — Tas an der Landesgrenze inmitten des Elb- stromcs verankerte Königl. Wachtschisf wird seit 1. Oktober bereits abends um 7 Uhr von Grenzaufsehern bezogen. * Treuen, 4. Oktober. Jn der letzten öffentlichen Stadtgemeinderatssitzung beantragte Hr. Bürgermeister Drache in anbetracht des günstigen Standes der Stadt- kaffe, den Steuerzahlern den 4. Termin 1896 der städtischen Einkommensteuer ganz zu erlassen. Der Gemeinderat trat diesem Anträge bei. —er. Löbau, 4. Oktober. Frau Ernestine verwitwete Mascheck geb. Mehlhorn hat zum Andenken an ihren am 13. März d Js. verstorbenen Ehegatten Ernst Leberecht Maschcck der Kirche zu Eibau 1500 M. und der Ge meinde Alteibau 3000 M. als Legate überwiesen. Ein Kampf um ras Leben. ) Voit Th. B. Aldrich Teutsch von M. Vusch. Eines Morgens, als ich durch Boston Common ging, welcher Park zwischen meiner Wohnung und meiner Expedition liegt, begegnete ich einem Herrn, der durch den großen Baumgang schlenderte. Ich bin, wenn ich gehe, gewöhnlich ,n Gedanken vertieft und schreite oft durch Straßen, die gedrängt voll von Menschen sind, ohne einen einzigen der letzteren genau ins Auge zu fassen. Aber das Gesicht dieses Mannes drang sich mir auf, es war wirklich ein eignes Gesicht. Seine Augen waren glanzlos, und sein Haar, welches er lang trug, war mit Grau durch sprenkelt. Sein Haar und seine Augen waren, wenn ich so sagen darf, sechzig Jahre alt, das übrige von ihm noch nicht dreißig. Die Jugendlichkeit seiner Gestalt, die Elastizität seines Ganges und das ehrwürdige Aussehen seines Kopfes waren Widersprüche, welche mehr als ein Paar neugieriger Augen auf ihn lenkten. Er erweckte in mir den schmerzlichen Verdacht, ent weder den Kopf oder den Körper eines anderen sich angeeignet zu haben Er war augenscheinlich ein Amerikaner, wenigstens soweit seine obere Hälfte in Betracht kam — der Gesichtsschnitt Neuenglands ist nicht zu verkennen — augenscheinlich ein Mann, der etwa» von der Welt gesehen hatte, aber wundersam alt und jung zugleich. Bevor ich die Thür zur Parkstreet erreichte, hatte *) Nachdruck verbales ich dcn Gedankenfaden wieder ausgenommen, den er unbewußterweise abgerissen hatte, aber dcn ganzen Tag glitt dieser alte und doch junge Mann mit seiner faltenlosen Stirn und seinen silbernen Locken wie ein Gespenst immer wieder zwischen mich und meine Ob liegenheiten. Am nächsten Morgen begegnete ich ihm abermals im großen Baumgange. Er lehnte sich nachlässig an das grüne Geländer und beobachtete zwei kleine Schaluppen in Seegcfahr, welche zwei zerlumpte Reeder den Theatergefahren des Teiches ausgesetzt hatten. Die Fahrzeuge lagen, von Windstille be troffen, in der Mitte des Özcans und legten einen Tantalusqualen erzeugenden Mangel an Mitgefühl für die außer sich geratene Hilflosigkeit der am Ufer stehenden Eigentümer an den Tag. Als der Herr ihre Verlegenheit gewahr wurde, blitzte ein Licht in seinen erloschenen Augen auf, erstarb aber sogleich wieder und ließ sie düsterer zurück, als sie gewesen waren. Ich fragte mich, ob auch er etwa seiner Zeit Schiffe ausgesandt habe, die dahingetrieben und nimmer in den Hafen gelangt wären, und ob diese dürftigen Spielzeuge für ihn etwa Typen seiner eigenen Ver luste wären. „Dieser Mann hat eine Geschichte, und ich möchte sie wob! kennen lernen", sagte ich halblaut zu mir, indem ich auf einem jener gewundenen Pfade Halt machte, welche sich von der idyllischen Stille des Teiches ab- zweigen und in dem Gedränge und Getöse der Tremont Street endigen. „So, möchten Sie das?" rief eine Stimme mir zur Seite. Ich drehte mich um und stand vor Herrn H., einem meiner Nachbarn, der herzlich dar über lachte, daß er mich über einem Gespräche mit mir selbst betroffen. „Nnn denn", setzte er nachdenk lich hinzu, „ich kann Ihnen die Geschichte dieses Mannes erzählen, und wissen Sie etwas ebenso Selt sames, so soll's mich freuen, es zu hören." „Sie kennen ihn also?" „Ja und nein. Das heißt, ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich weiß einen eigentümlichen Vor gang aus seinem Leben. Ich befand mich gerade in Paris, als er begraben wurde." „Begraben?" „Nun, genau gesprochen, nicht eigentlich begraben, aber etwas ganz ÄHnliches. Wenn Sie eine halbe Stunde übrig haben", fuhr mein Freund H. fort, „so wollen wir uns auf die Bank dort drüben setzen, und ich will Ihnen olles erzählen, was ich von einer Begebenheit weiß, die vor etlichen Jahren in Paris einiges Aufsehen machte. Der Herr selbst, der da drüben steht, wird als eine Art Titelbild zu dem Roman dienen, gleichsam als eine ganzseitige Illustration. Die nachstehenden Spalten enthalten die Geschichte, die H. mir erzählte. Während er sie vortrug, erhob sich ein sanfter Wind, die Miniaturschaluppen trieben schwankend auf dem Özean herum, die unglücklichen Eigentümer flogen von Punkt zu Punkt, als die trügerische Brise die Barken bald an das eine, bald an das andere Gestade zu schaukeln versprach. Früh zeitig eingetroffene Rotkehlchen trillerten dann und wann von den mii neuen Blättern befiederten Ulmen und der alt und junge Mann lehnte an dem Geländer im Sonnenschein und ließ sich wenig träumen, daß keine zwanzig Schritte von ihm zwei Plauderer seine Angelegenheiten erörterten. — H. erzählte: Drei Leute saßen in einem Zimmer, dessen einziges großes Fenster den Vendömeplatz überblickte. Herr Dorine las, seinen Rücken den beiden andern Insassen des Gemaches halb zugekehrt, in einer Nische das „Journal des DebatS", wobei er von Zeit zu Zeit innehielt, um seine Brillengläser abzuwischen, und gewissenhaft bemüht war, seinen Blick nicht auf das Sofa zu seiner Rechten fallen zu lassen, auf welchem Fräulein Dorine und ein junger Herr aus Amerika saßen, dessen hübsches Gesicht ziemlich offenherzig seine Stellung zu der Familie erzählte. Es gab diesen Nachmittag in ganz Paris keinen glücklicheren Menschen als Philipp Wentworth. Das Leben war ihm so honigsüß geworden, daß er vor dem Gedanken, was morgen kommen sollte, zurückschrak. Was konnte die Zukunft seinem vollen Herzen noch bringen? Was konnte sie ihm nicht nehmen? Die innigste Freude hat immer etwas von Wehmut an sich — ein Vor gefühl, eine verschwimmende Ahnung, eine Empfindung, für die eS keinen Namen giebt. Wentworth war sich diesen Abend jenes feinen Schattens bewußt, als er sich vom Sofa erHob und vor seinem Scheiden Juliens Hand einen Augenblick nachdenklich an seine Lippen drückte. Ein ungenauer Beobachter würde ihn nicht für den glücklichsten Menschen in Paris ge halten haben, der er doch war. (Forts, folgt.)
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