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Dresdner Journal : 25.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-25
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 25.09.1896
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Für Dresden viertrljährltch 2 Marl 50 Pf, dri den Kaiser- lich dcutschrn PostanstaUen vierteljährlich 3 Mark; außer» halb des Deutschen Reiches Poß- und Etempelzufchlag tinjelne Nummern: 10 Pf Srscheiuen: Täglich mit Ausnahme der Eonn- und Feiertage abends Kernl-r Anschluß: NrtLOL Dns-ner Aoutiial. Anküu-tgungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 5v Pj. Bei Tabellen- und ,-jiffcrnsatz entsplcchendrr Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- DreSden, Zwingerstr. 20. Fernspr Anschluß: Nr 1L-K. 189« M 224. Freitag, den 25. September, abends. WM" Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Tres-e», 22. September. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Schutz mann Gustav Rauffus in Leipzig für die von ihm am 6. August dieses Jahres unler eigener Lebens gefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in einem Fluthgraben daselbst die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Dresden, 23. September. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist den Soldaten Johannes Gotthold Ludwig Klee, Franz Joseph Adler und Richard Karl Gruhl der 3. bez. 5.Kom pagnie des l l. Infanterie-Regimentes Nr. 139 für die von ihnen am 16. Juli dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Mannes vom Tode des Ertrinkens in der Mulde bei Döbeln die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Wekanntrncrchung. Infolge des erneuten Auftretens der Reblaus krankheit in einem Weinberge des IV. Aufsichts- bezirkes sieht sich das Ministerium des Innern ver anlaßt, zugleich unter Erinnerung an das in 8 4 des Reichsgesetzes, betreffend die Unterdrückung der Reblaus krankheit, vom 3. Juli 1883 (Gesetz- und Verordnungs blatt 1884 Seite 164) allgemein ausgesprochene Ver bot der Versendung und Einführung bewurzelter Reben, auch das Verbringen sogenannter Blind reben (zur Anpflanzung neuer Rebanlagcn bestimmter unbewurzelter Neben) aus den Bezirken der Ge meinden Niederau, Gröbern, Oberau sammt selbstständigem Gutsbczirk Oberau, Gohlis und Weinböhla in andere Gegenden bei 150 Mark — Pf. Strafe für jeden Zuwiderhandlungsfall zu verbieten. Dresden, am 23. September 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Fischer. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei derPostvcrwaltung ist ernannt worden: Gustav Herrmann Emil Foth, zeither Postsccretär, al- Ober-Postdirectionssecretär in Leipzig. Departement de» Kultus nnd öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle in LipperSdors bei Reisland. Kollator: Las König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1009 M. Gehalt, 72 M sür Turnunterricht, 120 M. für Beheizung der Schulstube, freie Wohnung und Garlengenuß. Gesuche mit allen erforder lichen Beilagen sind bis zum 11. Oktober an dcn König!. Bezirks- fchulinfpektor Hörig in Marienberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Ter österreichische Reichsrat . ist für den 1. Oktober zu seiner letzten Tagung cin- berufen worden. Die Wirren im Orient und die Kunst und Wissenschaft. Ergebnisse neuerer (Sehirnsorschung. Auf der 68. Naturforscherversammlung in Frankfurt a. M. ist, zum ersten Male bei Tagungen dieser Versammlungen, die Zahl der allgemeinen Sitzungen auf zwei beschränkt, dafür aber eine kombinierte Abteilungs sitzung der medizinischen Hauptgruppen veranstaltet worden, um über die interessanten Ergebnisse der neueren Gehirn forschung zu verhandeln. Diese Sitzung hat am Mittwoch vormittag unter dem Vorsitz des Leipziger Anatomen Prof. His stattgefundcn, der in einer kurzen Ansprache hervor hob, daß diese Sitzung dem doppelten Zwecke diene, einer seits die Ergebnisse der neueren Gehirnforschung zur Kenntnis der diesen Studien fernerstehenden Kollegen zu bringen, anderseits auch durch Erörterung von Fragen, welche die Vertreter der verschiedensten ärztlichen Fächer in gleicher Weise interessieren, das Gefühl der Zu sammengehörigkeit, das durch Absplitterung der Spezial kongresse vom Hauptstamm des Naturforscher- und Aerzte- kongresses doch bis zu gewißem Grade beeinträchtigt wird, so weit als möglich neu zu beleben. Drei Referenten waren für da« umfangreiche Thema bestellt, der Leipziger Psychiater Prof. Paul Flechsig, der Frankfurter Nervenarzt Prof. L Edinger und der Straß burger Physioloz Prof. Rich Ewald. Ein Referat von Prof, v Bergmann, der die chirurgische Seite der Gehirn- torschung behandeln sollte, fiel aus Zunächst erörterte Prof Flechsig die Lokalisation der geistigen Vorgänge und führte (nach der „Franks. Ztg ") folgendes aus: Wir haben zwischen zwei großen Gruppen von geistigen Funktionen, die im Gehirne zu stände kommen, zu unterscheiden, nämlich 1) den Sinne«empfindunqen und 2) den Lrganempfindungcn Die ersterwähnte Kategorie Zarenreise, welche fortgesetzt und fast ausschließlich die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, entziehen dem innerpolitischen Ereignisse in der be nachbarten Monarchie das lebhafte Interesse, das ihm in anderen Zeitläuften zweifellos entgegengebracht werden würde. Diese letzte Session her im Jahre 1890 gewählten Volksvertretung schließt nämlich die erste Periode des verfassungsmäßigen StaatSlebens in Oesterreich ab, die durch Wiederaufrichtung des kon stitutionellen Regimes im Jahre 1861 eröffnet und seither mit geringen Unterbrechungen, denen allerhand Umgestaltungen des inneren StaatSorganiSmus folgten, fortgeführt worden ist. Österreich geht nach Ablauf dieser letzten Tagung des nach bisherigem Wahlrecht gewählten Reichsrates einem neuen Leben entgegen. Ein um 72 Vertreter der 5. Wahlkurie des all gemeinen Stimmrechtes verstärktes Parlament wird dem Staatsleben in Westösterreich nicht allein ein neues äußerliches Gepräge verleihen, sondern dem selben auf dem Gebiete der inneren Politik auch neue Ziele vorstecken, und die bisherigen einheitlichen Partei bildungen werden neuen Parteigruppierungen Platz machen, welche das von ihnen erträumte neue Regime herzustellen und darin als leitende Faktoren Fuß zu fassen sich eifrigst bemühen werden Tie bevorstehende Tagung des Reichsratcs wird aber auch an und für sich nicht ohne Interesse sein. Graf Badeni hat den Reichsrat für einen früheren Termin einberufen, als man erwartete; die Körper schaft ist sonst um den 20. Oktober versammelt worden. Diese Eile wird durch den Umfang des vorgesehenen Arbeitspensums nicht begreiflich gemacht, wird doch der Reichsrat, soweit es sich heute übersehen läßt, neben dem Staatsbudget für das Jahr 1897 nur eine einzige größere volkswirtschaftlich wie auch politisch wichtige Regierungs vorlage, den Gesetzentwurf, der das Heimarsrecht in Öster reich gemäß der Anforderung der Neuzeit regelt, zu er ledigen haben. D.e frühe Einberufung scheint viel mehr der Absicht der Regierung zu dienen, den Reichsrat nach Verabschiedung deS Staatsbudgets und des Heim tsgesctzentwurfes aufzulösen und noch vor Neujahr 1897 die Neuwahlen auf Grund des neuen Wahlgesetzes vornehmen zu lassen. Graf Badeni ver fügt nämlich in diesem Reichsratc über eine knappe Mehrheit nur bei Behandlung von solchen Fragen, an deren gedeihlicher und rascher Lösung die großen alten Parteilager in gleichem Maße interessiert sind. An der Ablehnung oder Aufschiebung der Finanzvorlage, den Staatshaushaltsplan 1897 betreffend, haben auch die oppositionellen Fraktionen kein hervorragendes Interesse; sie werden im Gegenteil durch eine beschleunigte Er ledigung derselben den Auflösungsgedanken der Re gierung entgcgenkommen. Das neue Heimatsgesetz ehestens in Wirksamkeit treten zu lassen, das ist eben falls der Wunsch fast aller Parteien, da das bisherige Heimatsrecht Unzuträglichkeiten geschaffen hat, die all gemein schwer empfunden werden. Der Regierung anderseits ist die baldige Auslösung des Reichsrates insofern erwünscht, als sie sicher darauf rechnet, ini neugewählten Reichsrate für ihre nächsten großen und drängenden Aufgaben eine weit günstigere Partei gruppierung vorzufinden. Der Ministerpräsident hat während seiner letzten Inspektionsreise im Süden der Monarchie und in seinen Verhandlungen mit den verschiedenen Gruppen der Großgrundbesitz-Vertreter den langgesuchten Boden gefunden, auf dem er sein Regime der „festen Führung der Parteien" in der neuen Ära aufzurichten gedenkt. Die Bildung eines gemeinsamen südslawischen Klubs (Slowenen, Kroaten und Serben) mit ungefähr 30 Mitgliedern, der Zu sammenschluß der klerikalen Reichsratsabgeordneten in eine über 50 Stimmen zählende Parteivercinigung und die Organisierung des Großgrundbesitzes, der im Reichsrate über 66 Stimme» verfügt, zu einem regiernngsfreundlichcn parlamentarischen Organismus von Empfindungen kommt zweifelsohne nur durch Ver mittelung der Großhirnrinde zu stände, die Organempfind ungen erfolgen aus andere sogleich zu erörternde Weise. Das, was man als „Gefühlstöne" bezeichnet, d. h die Empfindungen der Lust, Unlust, des Schmerzes, der Freude rc, findet sich auch bei Mißgeburten, denen das Großhirn vollständig fehlt; sie sind also nicht an das Großhirn gebunden Zur Lokalisation der Sinnesvor- gänge haben die bahnbrechenden Untersuchungen von Goltz, Hitzig, Munk u. a. den Grund gelegt Am genauesten erforscht sind bis jetzt die „Sehsphäre" und „Hörsphäre", d. i. jene Bezirke der Hirnrinde, in denen die Empfind ungen des Sehens und Hörens zu stände kommen. Die Sehsphäre, über die von Munk, Hitzig u. a. zuerst beim Hunde Untersuchungen vorgenommen wurden, ist, wie jetzt zweifellos feststeht, in der sogenannten twsur» ealeLrma (HinterhauptSlappen des Großhirns) und der nächsten Umgebung dieses Hirnteiles lokalisiert, Bezüglich der Hör sphäre hat Wernicke schon vor längerer Zeit darauf hinge wiesen, daß durch Erkrankungen und Verletzungen der ersten Schleifenwindung und deren Umgebung das Hören beein trächtigt oder gänzlich aufgehoben wird Als feststehend darf jetzt gelten, daß die Hörsphäre in der ersten Schleisen- windung oder in deren nächster Umgebung und gewissen anderen unmittelbar an die Sylviussche Spalte angren zenden Hirnteilen enthalten ist. Die Hörsphäre ist beim Menschen in weit höherem Grade entwickelt als bei den Tieren; wenn auch einzelne Vögel musikalische Empfind ungen haben, so gestattet dieser Umstand doch keinen Ver gleich mit dem weiten Umfang der Tonempsindungen beim Menschen. Die SinneSempfindungen des Menschen sind keineswegs gleichwertig: die wichtigste aller Sinnessphären ist zweifelsohne die „Körperfühlsphäre" in der, wie es scheint, neben der Hautempsindung (Tast- und Temperatur- sinn der Haut) auch die Muskelgefühle ihren Sitz haben Resner kommt sodann auf die Lokalisierung der Geruchs- — das soll den festen Untergrund darstellen, in dem das Regierungssystem Badeni, dem die polnischen und ruthenischen Abgeordneten Treue geschworen haben, Wurzel faßt. Diese vier Gruppen würden schon an und für sich eine Mehrheit im Reichsrate bilden, aber dem Grafen Badeni steht auch — in Notfällen — die passive Bundesgenossenschaft der Jungtschechcn zur Verfügung, die nach den neuesten Erklärungen des jungtschcchischen Leaders Eim den verhaßten Deutschen nicht den Liebesdienst erweisen werden, das slawen freundliche Regime des Grafen Badeni zu stürzen. Lozialdtmokratischrs. An den jüngst veröffentlichten Jahresbericht der sozialdemokratischen Parteileitung, aus welchem wir gestern einige Hauptpunkte hervorgehoben haben, knüpfen die „Hamb Nachr." eine längere Betrachtung an. Sie betonen zunächst, daß gewisse Wahrnehmungen, die man in der letzten Zeit an den Sozialdemokratie hat machen können, durch den Jahresbericht bestätigt werden, so namentlich in Bezug auf den Rückgang der Parteibeitrüge und überhaupt auf den schwinden den Eifer der „Genossen", über den auch bei Ver handlungen der Parteikonferenz für die Provinz Brandenburg sehr geklagt worden ist. Sodann führt das Hamburger Blatt folgendes aus: Die Parteileitung sucht nach Gründen sür die Erscheinung, sie verweist aus die große Zahl umfassen »er LohnkSmpse, aus die behördlichen Maßregelungen, welche vielerorts erhebliche Opfer verursacht hätten, sodaß die beireffendcn Kreise an die Zentralkasse nicht nur nichts häNen absüyren können, sondern von derselben hätten Unteistützung erbitten müssen. Auf den nicht ge ade fcrnlicgeuden Gedanken, daß der Rückgang der Beiträge wenigstens zum Teil ans eine wachsende Unzufrieden heit mit der Parteileitung zurückgesührt werden könne scheint man gar nicht zu kommen; zum mindesten gicbt man sich diesen Anschein und man kann es de» Herren nicht vcrdenkcn. Ans- fallcn aber muß cs, daß sie die Wirkungen der fünfjährigen Legislaturperiode nicht unter dm lähmen: en Faktoren niit auf fühlen Was wäre die Sozialvcmokratie ohne das gewaltige Instrument der ReichStagswablen! N cmand zweifelt daran, daß, wenn zehn, fünfzehn Jahre lang solche Wahlen überhaupt nicht staitsänden, die sozialdemokratische Agitation einen ganz unermeßlich n Schaden davon hab.» würde. Kann eS also Wunder nehmen, daß Ler jetzt zum ersten Male zur Durch führung gelangende fünfjährige Zeitraum wenigstens bis zu einem gewissen Grade dieselbe Wirkung übt? Alle diejenigen, welche seiner Zeit die Einführung der fünfjährigen Legislatur perioden unterstützt haben, werden die unfreiwillige Konstatier ung dieses der Absicht der Maßregel durchaus entsprechenden Erfolges mit Genugtguung begrüßen Sehr verkehrt aber würde es fein, aus den von der Partei leitung zugesiandenen Anzeichen einer augenblicklichen Ebbe in der foziald.mokiat:schcn Hochflut w »ergehende Schlüffe zu ziehen Die Thatsache bleibt bestehen, daß die sozialdemokra tische Partei über unvergleichlich größere Mittel verfügt als irgend eine andere Partei. Die Einnahmen der Parteikasfe vom 1 September 1895 bis LI. August 1896 haben betragen 27OI71 M Davon stammen allerdings 52 673 M aus dem Überschuß des „Vorwärts", ab r hinter den als „allgemeine Einnahmen' bezcickmclcn 168 441 M wird man doch woA fast ausschließlich oder wenigstens ganz überwiegend direkte Beitrüge zn vermuten haben Nimmt man hinzu, was in den lokalen Organisationen verbraucht wird, so geht man kaum sehl mit der Behauptung, daß die Sozialdemokratie aus den „Aibeitcr groschcn" mehr anfbringt, als in gewöhnlichen Zeitläuften — es handelt sich um ein Jahr ohne allgemeine Wahlen — alle bürgerlichen Parteien zufammengenommen D e Ausgaben der Parteikasse in dem abgclanscuen Jahre haben 230 122 M be tragen. Bon dem Übe: schuß der Einnahmen über die Ausgaben sind 29 432 M. als Kapitalanlage rcrwcndet, 17 318 M. als Kasscnbestand verblieben. Aus die Höhe des angesammcltcn Partcivermögens kann man schlichen aus dem sür das ab- gelausenc Jahr gebuchten Zinsenerlroge von 9200 M Dies Verwog n ist die Ausrüstung sür die kommenden Relchstags- wahlcn. Wir glauben nicht, daß irgendeine andere Partei sich eines gleichen K-iegSschatzes rühmen kann. Auch daraus verlasse man sich nicht, daß die Unzufrieden heil der Massen mit der Verwendung der große!« Summen, wie sie gelegentlich wohl einmal zu Tage tritt, ernstere Folgen haben werde! Nicht wenige biedere Arbeiter mögen freilich dem Verbackte zugänglich hin, daß eine Anzahl Schwätzer es darauf abgesehen habe, „sich von dem Schwcißc des Proletariers zn mästen". In den D.batten dcr Parteitage über die Partei gehälter hat ja denn auch diej.r Verdacht schon recht deutlich anmkülngcn Aber in dcr Ausgabenrechaung dcr Parteikasle er scheint lcc Posten „Gehälter uuo BeiwaNu»gca»sgabcn" nur und Geschmacksempfindungen zu sprechen Von allen Sinncscmpsindungen sind die in dcr Körperfühlsphäre zu stände kommenden sür das Geistesleben des Menschen zweifelsohne die wichtigsten; erst in zweiter Linie kommen die Gesichts- und Gchörempfindungen, wie das berühmte Beispiel der Laura Bridgeman beweist, bei der eS gelungen ist, vermöge der Gefühlsempfindungen einen nicht unbedeu tenden Grad geistiger Entwickelung zu erzielen, obwohl sie blind, taub (und natürlich auch stumm), sowie geschmack- und geruchlos zur Welt gekommen ist. Das Prädomi nieren der Körperfühlsphäre über die übrigen Sinnessphären wird übrigens nicht nur durch die Entwickelungsgeschichte, sondern auch durch die Ergebnisse der anatomischen Unter suchungen dargethan; eS bedarf kaum einer Erwähnung, daß der Umfang der verschiedenen Sinnessphären und deren anatomische Struktur eine verschiedene ist. Über die Lokalisation der Organempfindungcn, zu denen auch der Hunger zu rechnen ist, ist im allgemeinen noch wenig bekannt; ziemlich wahrscheinlich ist, daß Hunger- und Durstgefühl gewissen Reizungen oder Erregungen des verlängerten Markes ihre Entstehung verdanken Redner erörtert ferner die „sensorische Aphasie", sowie gewiße Sehstörungcn, die durch Krankheitsherde, die im „Scheitelläppchen" ihren Sitz haben, und gewisse durch mangelnde Koordination beider Augen und Sehnerven hervorgerufene Sehstörungen. Eine besonders wichtige Frage ist die, ob zwischen den verschiedenen Sinnessphären ein Konnex besteht, und ob er ein direkter oder indirekter ist. Während man früher glaubte, daß die verschiedenen Sinnessphären direkt miteinander verbunden seien, unter liegt e« nach den neueren Untersuchungen keinem Zweifel, daß eine direkte Verbindung zwischen den betreffenden Hirnregionen, wenn überhaupt, so doch nur in sehr un vollkommenem Maße besteht Anderseits ist es sehr leicht nachzuweisen, daß die Sinnessphären indirekt miteinander verbunden sind über da« Verhältnis, in dem die einzel- mit 15058 M, maS als cinr »nerklärbar geringe Summe er- scheinen würde, wenn »ich« cin beträchtlicher Teil der, Führer" sich in Redakteurstellcn u dcrgl. befände, außerdem auch der Posten von 24147 M. „Reich-tagskosten", d d Diäten für die sozialdemokratischen Abgeordneten, daneben stänke. Abgesehen von 11281 M Unterstützungen für „Gemaßregelte" und 5982 Mark „Prozeß- und Gesängniskostcn" ist fast dcr ganze Rest der Ausgabe aus die Propaganda verwendet worden Alle „Zielbewußtcn" aber— und sic werden in ter Masse der „Ge nossen" immer die tonangcbenden sein — find von der Not wendigkeit einer rastlosen und im größten Umfange betriebenen Propaganda zu tief durchdrungen, als daß sie die aus diesen Zweck verwendeten Summen ernsthaft bemängeln würden. Die letzteren w.rdcn alfo. davon kann man überzeugt fein, auch in Zukunst aufgebracht und verwendet weiden. Im abge- lausenen Jahre sind cs gewesen: 8742 M. sür Wahl agitation (Ersatzwahlen), 41512 M. sür allgemeine Agita tion, 69331 M. sür Preßnnterstützungen, zusammen also 119 585 M Damit ist indes die propagandistische Leistung der Partei bei weitem nicht erschöpft. Abgesehen von den ganz unkontrollierbaren Auiwendungen dcr lokalen Organisationen für diesen Zweck gehören hierher die sür das Abonmment der Parteiblättcr und den Ankauf sonstiger Erzeugnisse der Partei- liiteratur aufgebrachten Summen. Ter „Vorwärts" allein hatte in dem Jahre vom 1. Juli 1895 bis 30 Juni 1896 eine » bonnementseinnahme von 558660 M Außerdem Hai die Buchhandlung des „Vorwärts" im abgclaufenen Geschäftsjahre eine Million sozialistischer Druckschriften unter die Massen ge bracht Wie hoch die Gcsamteinnahme daraus war, wird nicht gesagt Die Buchhandlung war aber in dcr Lage, aus ihrem Reingewinn dcr Parvikasse 200o0 M. gegen iiooo M. im Vorjahre zur Verfügung zu stellen. Überblickt man das alles, dann wolle» die Anzeichen einer vermeintlichen Erschlaffung dcr Partei noch recht wenig be sagen Obendrein aber kann die Parteileitung in ihren Be richten auch eine Anzahl unleugbarer Fortschritte namhaft machen Zwei Rei bstagssitzc sind im letzten Jahre von der Sozialdemokratie erstritten worden, der eine, Halle a S, zu- rückcrobert, dcr andcrc, Dortmund, ncn gewonnen Auch daß sie bei dcr Ersatzwahl in Ruppin Templin, einem ländlichen Wahlkreise, a!S eiuz gc von allen Partei n einen erheblichen Stimmenzuwrchs zu verzeichnen halte, darf als cm be- mcrkcnswcrtcr Erfolg angeführt neiden. Tie guten Hoffnungen, mit welchen sie den in nächster Zeit bevorstehenden Ersatzwahlen zum Reichstage entgegengebt, finden in den soeben bei den gothaischcn Landtagswahlen davongelra- gencn Siegen eine unbestreitbare Bekräftigung Mit Recht legt der Bericht sodann großen Wert aus das sortschrcite de Ein dringen dcr Sozialdemolratie in die Gemeindevertretungen und vor allem ans ihre prädominierende Stellung in den Gewcrbe- gerichtswahlen. Ten gleichen Eindruck hat man viclsach bei der letzten Maifeier gehabt. Der Bericht macht sich in der Dar stellung des Berlanss derselben einer prahlerischen Übertreibung schuldig; aber daß eine nicht geringe Zahl von Arbeitgebern sich znr Freigebung des 1. Mai hat drängen lassen, wird von der Sozialdemokratie mit vollem Fug als eine Bresche betrachtet, von der man in dcr Folge wohl ein Zuiückweichen der ganzen bürgellichcn Phalanx erwarten könnte Wo bleibt angesichts solcher Thatiachcn die Hoffnung auf jenen Zusammenschluß aller bürgerlichen Elemente, dcr das Andringcn der Sozial demokratie aus eigener Kraft siegreich zurückweisen sollte? Bian weiß, welcken negativen Erfolg der ain Sedantage des vorigen Jahres in dieser Richtung ergangene Appell gehabt hat. Nur wenn man die Sozialdemokratie mit der Schärfe des Gesetze- angesaßi hat, haben die Hiebe, trotz aller rcnvmmistrjchen Ab leugnung, gesessen . . . Cagesgeschichte. Dresden, 25». September. Ihre Majestät die Königin zeichneten heute vormittag die hiesige Aus stellung des Sächsischen Handwerkes und Kunstgewerbes wiederum mit Allerhöchsührem Besuche aus und be sichtigten hierbei außer einem Teile der Haupthalle namentlich das Volkstrachtenmuseum, sowie das wendische Dorf und das wendische Museum. In der Allerhöchsten Begleitung befand, n sich die Hofdamen Gräfinnen Einsiedel und Rcuttner v. Wepl und der Oberhofmeister v Malortie. Deutsches Reich. * Berlin. Sc. Majestät dcr Kaiser erfreuen Sich in Romintcn des besten Wohlseins. — Der Staatssekretär des Innern 0»-. v. Bötticher hat sich in Begleitung des Geheimrats v. Jonquii-rcS nach dem Kaiser Wilhelm-Kanal begeben, um die Bergungs arbeiten für den dänischen Dampfer Johann Siem zu be sichtigen. nen Sinnessphären zu einander stehen, bemerkt Flechsig, daß das Gehirn nicht ctiva eine Republik mit Koordi nation der verschiedenen Hirnteile, sondern vielmehr einen Staat mit streng zentralisierter Oberleitung darstelle. Es folgte der Vortrag des Prof. Edinger über die Gehirnbahnen in der Ticrreihe. Die Hirn rinde, das Organ, an das die sogenannten höheren Seelenthätigkeiten gebunden sind, fehlt den niederen Tieren, selbst den niedersten Wirbeltieren noch vollständig. Mit dem Aufsteigen der Ticrreihe entwickelt sie sich all mählich; aber erst bei den Säugetieren nimmt sie in rascherem Tempo zu, und selbst beim Menschcn, wo sie die weitaus größte Ausdehnung erlangt hat, scheint der Entwickclungsprozeß noch nicht zum Abschlusse gediehen zu sein. Dieser Vervollkommnung der Großhirnrinde gegen über findet man einen nahezu vollständigen Stillstand bei den Organen, welche die niederen Seelenthätigkeiten ver mitteln, den« Rückenrnarke, dem verlängerten Rückenmarke und dem Kleinhirne, die vom Fische hinauf bis zum Menschen im wesentlichen gleich ausgebildet sind. Die tiefste Stufe des Empfindens, die sich in gewissermaßen automatischen, obschon zweckmäßigen Handlungen äußert — wenn beispielsweise ein zerschnittener Regenwurm fortzukriechen sucht — bezeichnet man als primäre Empfind ungen (primäre Bewegungen). Bei den Wirbeltieren werden diese Empfindungen sämtlich von den Körperdccken her dem Nückenmarke zugeleitet Dort ist für ihre Mehr zahl dcr Endpunkt; von dort auS können zweckmäßige Be wegungen ausgelöst werden Vortragender nimmt deshalb einen „Eigenapparat des Rückenmarkes" an, dem er auch das verlängerte Rückenmark zurechnet, und der auch ohne Mitwirkung des Gehirns arbeitet, wie man z. B an den Bewegungen eines enthaupteten oder enthirnten Frosches sieht. Mehr und mehr ist erkannt worden, daß nament lich bei den niederen Tieren sich Vorgänge, die man früher bewußten Willensäußerungen zuschrieb, sich solcher Art völlig
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