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Dresdner Journal : 22.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-22
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1896
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vesx-ftret«: stör Dre-den viertellLhrlich , M-ct »o Ps., d«i den »aiser- lich dculiwcii Postliiistallen vurteliährlich s Mark; außer» halb de« Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuichlaa Lmsrlne Nummern: 10 Pi Grschetne»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlvr-Anschluß: Rr.irSS. Dresdner M Journal AntündtgungSgeftühren: Für den Raum einer yespal. tenen Zeile kleiner «christ 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zette üv Ps Bei Tabellen- und Zifiernsatz entspttchender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr 20 Fernspr -Anschluß: Nr.l?stk. 1896. M 221. Dienstag, den 22. September abends. Amtlicher Teil. Dre-de«, 22. September. Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August sind gestern abend 8 Uhr 4 Min. nach Dresden zurückqekehrt und haben Sich in die Prinz!. Villa zu Wachwitz be geben. TreSde«, 15. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der Rechte an der Universität Leipzig, Geheimer Hofrat vr. sur. et tbeol. Rudolf Sohm den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Roten Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub annehme und anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Maler und Spezial zeichner der Leipziger Jllustrirten Zeitung, Emil Limmer zu Dresden die ihm verliehene silberne Medaille zur Erinnerung an die Krönung Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin von Ruß land zu Moskau 1896 annehmc und trage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Tcpartement des Innern. Bei der Baugewcrken- schule zu Dresden wurde dcr Architekt Karl Sonntag als Lehrer angestellt Bei der Kuttstgewerbcschulc mit Kunstgewerbe museum zu Dresden wurden dcr Bureau Assistent und Kas sierer Trotz zum ..Sekretär" bFüedcrt und der Viceseldwcbel Hautboist Friedrich Bernhard Hofmann als Ausseher an- gestellt. Bei der Jnvaliditäts- und Alters-Versicherungs- Anstalt zu Dresden wurden dn Bureau-Assistent Kapitzky zum „Sekretär", die Expedienten Schroter, Kluge l, Lange ll und Martin zu „Burean-Assisten:en" befördert und die ExpeditionS-Hi.fsarb.lt r Dreßler und Willmers dorf als „Expedienten" angeücllt. nichtamtlicher Teil. Tas russische Kaiserpaar trifft heute in der schottischen Hafenstadt Leith ein und begiebt sich von da aus direkt, mit Um gehung der Hauptstadt des britischen Reiches nach Balmoral, der Sommerresidenz der Königin, Viktoria. Man ist sich darüber nicht im Unklaren, daß dieser Besuch mit der Politik des Zarenreiches und Englands nichts zu schaffen hat, daß er lediglich der hochbetagten Großmutter der gegenwärtigen russi schen Zarin gilt. Wenn die europäische Presse diesem Teile der Auslandsreise des russischen Kafferpaarcs dennoch ein lebhaftes Jnteresfe widmet, so erklärt sich daS aus der Seltenheit russischer Herrscherbesuche auf briti schem Boden und mehr noch aus der infolge der türkischen Wirren ungewöhnlich verwickelten politischen Gesamtlagt, in welcher sich Europa zur Zeit befindet. Seit Nikolaus I., also während eines halben Jahr hunderts, hat kein russischer Monarch auf der Insel Albions geweilt. Weder Alexander II., noch sein Sohn und Nachfolger Alexander III. haben dcr „Be herrscherin der Meere" ihre persönliche Aufwartung gemacht, obzwar nach dcr Verheiratung des Zweit ältesten Sohnes der Königin Viktoria, des jetzigen Herzogs Alfred von Coburg-Gotha mit der einzigen Tochter Alexanders II. und Schwester Alexanders III. die Beziehungen zwischen den beiden Höfen verwandtschaftlich nahe geworden und seither Lunss und Wissenschaft. K. Hostheater. — Neustadt — Am 21. September: „Ein Nachtlager Corvins", historisches Lustspiel in drei Akten von Franz Nissel. (Zum ersten Male.) Der Wiener Dichter Franz Nissel, der vor wenigen Jahren (ltzS3) auS einem kampf- und täuschungsreichen Leben schied, und über dessen Selbstbiographie daS „Dresdner Journal" seiner Zeit eingehende Mitteilungen gemacht hat, scheint nach seinem Tode eine größere Teil nahme und Beachtung zu finden, die das Dasein des Lebenden erhellt, vielleicht die Kraft de« Lebenden gestärkt haben würde, wenn sie ihm zu rechter Zeit geworden wäre Wieder einmal gilt das bittere Distichon Friedrich Hebbels, das er „Nach der Lektüre eine« deutschen Dichter- Nekroloqs" schrieb: „Unglückselige« Volk, da« deutsche, mit seinen Talenten, Daß e« an keinem besitzt, aber an jedem verliert!" Unsere Hofbühne gehört zu den wenigen deutschen Theatern, die sich gegenüber Nissel keinen Vorwurf zu machen brauchen Sie hat nicht erst gewartet, um mit der Ausführung eines seiner Dramen eine Art Ehren pflicht zu erfüllen, hat seiner Zeit die Dramen „Heinrich der Löwe" und „Dido" (wenn wir nicht irren auch da» Volksschauspiel Nissels „Die Zauberin am Stein") auf geführt und mit der gestrigen Darstellung des historischen Lustspiels „Ein Nachtlager EorvinS" dem Andenken de« strebenden Dichters einen weiteren Zoll entrichtet Die beifällige Aufnahme, die da« Schauspiel im ganzen und namentlich der zweite Akt, der der beste und lebensvollste ist, fand, eröffnet die Aussicht, daß da« „Nachtlager Cor- vinS" eine Reihe von Ausführungen erfahren wird, wenn gleich von einer starken Theaterwirkung nicht die Rede sein kann Der Dichter nennt sein Stück ein historische« Lustspiel. Ein solche« ist e« nur in dem Sinne, daß die Hand auch herzliche geblieben sind. Der Grund, warum diese beiden Kaiser bei ihrem häufigen und längeren Aufenthalte am dänischen Hoflager stets davon abge sehen haben, den raschen Abstecher nach der Residenz der englischen Königin zu machen, hat offenbar in den dauernd gespannten politischen Verhältnissen zwischen dem Zarenreiche und Großbritannien ge legen. Auch heute sind die Beziehungen keineswegs gebessert. Dcr Gegensatz zwischen den beiden Mächten besteht auf dem Balkan wie in Asien fort. Dort sucht England die Politik Rußlands frstzulegen, um hier für sich freieres Terrain zu erhalten; dort macht es für eine ultima ratio Stimmung, während Ruß land mit den übrigen Festlandmächten eine Beruhigung der Lage ohne Antastung des 8tatu8 quo zu erreichen trachtet. Auf beiden Schauplätzen ist die Rivalität eine gleich große, der Gegensatz der Interessen ein gleich schroffer, aber die Haltung der russischen Politik mit ihrem ruhigen Abwarten, die ungleich sympathi schere. Zwar die öffentliche Meinung im Zarenreiche ist jetzt allmählich sehr reizbar geworden und drückt sich gegenüber den eigennützigen und rücksichtslosen Bestrebungen der englischen Politik mit einer Deutlich keit aus, wie man sie seit den Tagen des Berliner Kongresses, auf dem Lord Beaconsfield dem sieg reichen Rußland die bekannte Niederlage beigebracht hat, nicht wieder beobachtet hat. Wenn nun trotz der geschilderten Lage der beiden Nationen zu einander dennoch der Zar jetzt englischen Boden betritt, so geschieht das eben lediglich, um mit seiner Gemahlin der englischen Königin einen freund schaftlichen Familienbesuch abzustatten und nm nicht durch Ausschluß des englischen Königshofes auf feiner Auslandsreise die politischen Spannung zu ver schärfen Mehr aus diesem Besuche deuten zu wollen, etwa daß es sich nm den Versuch einer teilweisen Milderung der Gegensätze handele, erscheint als ein ganz verfehltes Beginnen Die Lage im Orient wird von diesem Ereignis nicht berührt werden, denn Nikolaus II. befolgt zur Zeit bei der Behandlung der orientalischen Frage eine Politik, die von den festländischen Regierungen als die allein zum Ziele führende erkannt worden ist, er ist nicht in der Lage und wird nicht gewillt sein, von der Richtung dieser Politik abzuweichen, ohne mit jenen in Konflikt zu geraten, zumal die Politik gerade von Rußland aus empfohlen und seither auch von der russischen Diplo matie mit allen Mitteln thatsächlich betrieben worden ist. Anderseits dürfte es auch der Königin von Eng land schwer fallen, einen entsprechenden Einfluß auf die öffentliche Meinung in ihrem Lande zu gunsten der angeblichen „türkenfreundlichen" Politik der konti nentalen Mächte auszuüben. Das konservative Mini, sterium Salisbury hat sich die Verhaltuogslinie be züglich der türkischen Fragen nicht einmal aus dem Lager seiner eigenen Partei geholt, auf deren Unterstützung es doch vor allem angewiesen ist, es hat sich bisher nicht von seinen eigenen, auf die Erhaltung des Os- manenreiches hinzielenden Anschauungen leite» lassen, sondern es hat sich den Tendenzen seiner liberalen Gegner, mit Übertreibung der „armenischen Greuel" und mit direkten Angriffen ans den Sultan, fügen müssen, um nicht gegen die im englische Volke vorwiegende Strömung zu schwimmen. Eine gegenteilige Stellung nahme der Krone zu den orientalischen Wirren und die entsprechende Schwenkung in der Aktion des Mi nisteriums würde nur möglich sein, wenn man dafür auf die Zustimmung eines großen Teiles der ton angebenden politischen Kreise rechnen dürfte, d. h. wenn der vor einigen Tagen in den Regierungsblättern markierte „Rückzug" in der guten Absicht, das Be- ruhigungswcrk der kontinentalen Mächte in Stambul nicht zu stören, unter sichtlicher Billigung seitens der öffentlichen Meinung in England zur Durchführung gelangen könnte. Eben dazu sind die Aussichten aber sehr gering, und dazu wird der russische Kaiserbesuch bei seinem ganz unpolitischen Charakter auch indirekt schwerlich etwas beitragen. Tages geschützte. Dresden, 22. September. Ihre Majestäten der König und die Königin zeichneten gestern, Montag, nachmittag den Edison-Pavillon sowie die Halle für Leder, Sattlerei und Wagenbau in der Ausstellung des Sächsischen Handwerks und Kunstgewerbrs mit Allerhöchstihrem Besuche aus. — Heute wurde auf Cunnersdorfer Revier eine König!. Hochwildjagd abgehalten, an welcher Se. Ma jestät der König und Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Albert teilnahmen und zu der einige Kavaliere Einladungen erhalten hatten. Nach Beendigung der Jagd findet in Sendigs Hotel „Villa Ouisisana" in Schandau dar Jagddiner und danach abends 6 Uhr 30 Min. von Bahnstation Krippen aus die Rückkehr der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften statt Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät dcr Kaiser sind gestern Vormittag in Trakehnen eingetroffen und haben Sich zu Wagen nach Thcerbude begeben. — Der Gouverneur von Deutsch - Ostasrika, Major v. W i ß m a n n, hält sich seit Freitag abends in Berlin auf Er hat, wie ein Berichterstatter meldet, bereits mehrfach Unter redungen mit dem Direktor der Kolonialabteilunq I)r. Kayser gehabt, von deren Ergebnis es abhängt, ob Hr v. Wiß mann rach Ostasrika zurückkehrt oder nicht. — Zu den Vorgängen in Opalenitza schreibt dcr polnische „Oredownik": „Jeder vernünftige Pole, der unsere jetzt so unklaren, geradezu beklagenswerten Verhältnisse versteht, wird über die vorgekommenen Exzesse untröstlich sein und dieselben niemals guthcißen können." — Mit dcr Vorbereitung dcr Vorlagen an den Bundesrat und Reichstag ist man in den Rcichsämtcrn aufs eifrigste beschäftigt, vornehmlich mit Abschluß der Etats. Auch die Fertigstellung der Etats für die Schutz gebiete war so gefördert, daß die Einberufung des Kolonialrates, dem diese Etats zuvor zur Begutachtung vorgelegt zu werden pflegen, noch im Monat September in Aussicht genommen war. Da indessen die grundlegen den Aufstellungen der Landeshauptmannschast in Südwest- Afrika dem Vernehmen nach noch nicht eingetrosfen sind, läßt sich diese Absicht nicht ausführen; die Beratungen des KolonialratcS werden daher erst im Oktober beginnen. Da anzunehmen ist, daß der von Major Leutmein auf gestellte Etat mit nächster Post eintrifft, so wird wohl die Session des Kolonialrates auf die ersten Tage des Oktober anbcraumt werden können. Der Landeshauptmann von Südwest-Afrika hat, wie vor einigen Tagen gemeldet wurde, im vorigen Monat einen Zug mit 300 Mann nach Ovamboland' angctretcn. Da er von dieser Expedition nicht allzubald zurückkehren kann, so wird angenommen, daß er die Etatsarbeiten schon vorher abgeschlossen habe. — Zum Delegiertentag der National liberalen wird in dcr „Nationallib. Korr." folgende Tagesordnung mitgeteilt: I) Allgemeine Stellung der Partei. Der Zentralvorstand wird hierzu eine Reso lution beantragen, in welcher die allgemeine politische Haltung der Partei und ihre Stellung zu Fragen der Wirtschaftspolitik präzisiert wird Referenten Abgg. Basser mann und v. Eynern. 2) Bericht über die Gesetzgebung im Interesse des gewerblichen Mittelstandes (Handwerk, Kleingewerbe u. s. w.) und über das Börsen- und Depot gesetz Referent Abg. Placke. Hierbei würde auch die einheitliche Auffassung der Partei gegenüber der projek tierten Gewerbcnovelle zum Ausdruck gelangen können. 3) Bericht über die Finanzwirtschast im Reiche und in den Einzelstaaten. Referent Abg. Ür. Sattler, welcher dabei für den Miquelschen Automaten eintreten wird 1) Vereins recht, Koalationsrecht, soziale Gesetzgebung Referent Abg. Möller. Die von demselben befürwortete Resolution schließt sich in Betreff des Vereinsrechts dem Vorschlag der hannoverschen Delegierten auss engste an. Dieselben haben beantragt Aushebung des Verbots der Verbindung der Vereine unter einander ohne sonstige Einschränkung de» VcreinSrechtS Außerdem verlangt die Resolution hin reichenden Schutz sür diejenigen Arbeiter, die außerhalb der sozialdemokratischen Organisation ihre Arbeitskraft ver werten wollen, empfiehlt die Verbesserung und Vereinfachung der bi«her geschaffenen Sozialgesetze und auch bei aller Weiterführung derselben die Rücksicht auf die Verhält nisse des praktischen Wirtschaftsleben« 5) Kirche und Schule. Referent Abg. vr Friedberg. Die hierzu vorbereitete Resolution bezeichnet den unüberbrück baren Gegensatz der Partei zu dem UltramontanismuS und seinen Übergriffen auf staatliche« Verwaltungsgebiet, nimmt auch für die Partei in Preußen Stellung zu den Fragen einer generellen Regelung des Volksschul- wcsens, zu dem Widerstreit unter den verschiedenen Rich tungen innerhalb der evangelischen Kirche und zu den Anmaßungen der Orthodoxie gegenüber den theologischen Fakultäten 6) Landwirtschaftliche Fragen. Referenten Abgg. vr. Paasche und Frank-Baden. Im Anschluß an diese Berichte, so heißt es in der „Nationallib Korresp ", die auch den Paragraphen des Börsengesetzes über den Getreideterminhandel mit einbezichen sollen, bietet sich die überall gewünschte Gelegenheit zu einer reiflichen Aus sprache über die Lage der Landwirtschaft an sich und über die Abhilfsmittel gegen unzweifelhaft vorhandene Not- standSverhältnisse. Tie Debatte kann ihren Ausgangs punkt von der Resolution 4 des Frankfurter Telegierten tages nehmen, die alle Resormwege in ihrer Mannigfaltigkeit bereits bezeichnet hat. — Fach- und Fortbildungsunterricht (Referent Schloßmacher), Kolonialpolitik (Referent Simon) und Verschiedenes — Recht komisches Zeug ist auf dem jüngsten inter nationalen Friedenskongreß in Buda-Pest zu sammengeredet worden So äußerte u a die gefeierte Führerin der Friedensschwärmer, Frau v. Suttner, bei der feier lichen Eröffnungssitzung im neuen Buda-Pester Stadthause: „Wir Friedensfreunde sind alle Kompatrioten, alle die Mitglieder einer Nation. Was ist denn eine Nation? Die Vereinigung derjenigen, welche durch gemeinsame Interessen, Aspirationen, Tendenzen verknüpft sind Ver einigen uns etwa nicht gemeinsame Interessen, gemeinsame Bestrebungen, gemeinsame Erinnerungen und gemeinsame Wünsche sowie der gemeinsame Haß gegen alles, was brutal und grausam ist? Die zivilisierten Menschen sind alle Kompatrioten. Es vereint sie nicht in sonderstehenden Gruppen, sondern in einen einzigen Bund die menschliche Liebe, die menschliche Würde." — Der vorstehenden „packenden" Romanphrase schließt sich die folgende Stelle aus dem Trinkspruche derselben Rednerin würdig an: „Man hat mich", sagte sie u. a., „die Furie des Friedens genannt, weil ich mit unentwegtem Mute und tapferer Ausdauer sür mein hehres Ideal kämpfe. Nun, ich kann versichern, für den Frieden zu kämpfen, er heischt mehr Mut, als unter dem Schutze von Kanonen dem Feinde gegenüber stehen Der Friede liegt in der menschlichen Natur: liegen Kanonen auch in der Natur des Menschen?" — Diese Redeleist ungen ernteten — das ist sehr bezeichnend — „dröhnenden, langanhaltenden Applaus"; schließlich ließ Prof. Or. Stein „die Generale des Friedens" leben. Ja, eS ist „schwer", auf solche Weise „für den Frieden zu kämpfen!" — In der „Conservativen Corresp." ist zu lesen: Die Zeitung „Das Volk" hält sich darüber auf, daß ein konservativer Berliner Bürgerverein, „vom Vorstande des Berliner konservativen Wahlvereins gemaßregelt worden sei", weil cr, „um seine Teilnahme dem hochverehrten Führer der Christlich-Sozialen (gemeint ist Hofprcdiger Stöcker) recht offenkundig zu beweisen", denselben zu einem Vortrage in die Vereinssitzung eingeladen und ihm darauf ein Vertrauensvotum erteilt hatte Zufolge dieses, einen großen Mangel an Parteidisziplin zeigenden Vorganges sind die Vertreter des Vereins von den Vertrauensmänner sitzungen des Berliner Zentralwahlvereins ausgeschlossen worden Diese Maßregel halten wir für eine durchaus berechtigte. Es geht doch keineswegs an, daß eine kon servative Organisation dem Führer einer anderen Partei Ovationen bereitet. Wenn der in Rede stehende Bürger verein seinen Verstoß gegen die unumgänglich nötige Partei divziplin bedauert und die Gewähr für korrekteres Ver halten in der Zukunft bietet, wird der Vorstand der Berliner Zentralorganifation gewiß keinen Anstand nehmen seine Abwehrmaßrcgel rückgängig zu machen lung in Preßburg m den Tagen des Matthias Corvinus vor sich geht, daß dieser gcpriesenstc aller Magyarcnkönige selbst der eine Held des Stückes ist, nicht aber in dem Sinne, daß der komische Gehalt, die komische Idee aus Zuständen und Zeitsitten hervorginge Ein tapferer Held in reifen Jahren, der ein jugendlich schönes Weib ge wonnen hat und nun vom Dämon der Eifersucht übel ge plagt wird, die Perle vor aller Männer Augen, namentlich aber vor dem Blick des vergötterten, herrlichen jungen Fürsten bergen möchte, den er für Fraucnschönheil nur allzu empfänglich weiß, der seine verkleidete Gattin auf eine verborgene Insel schickt und eine unverheiratete junge Schwägerin dem König als sein Gemahl vorstellt, eine heitere Schöne, die auf dies Spiel eingeht, um bei dieser Gelegenheit ihren im Gefolge des Königs befindlichen eigenen Bewerber zu necken und zu prüfen, eine gerade aus des Eifersüchtigen Vorsichtsmaßregeln erwachsende Be gegnung des Königs mit der versteckten Schönen, eine plötzliche Leidenschaft sür die Unbekannte und danach im Preßburger Schloß allerhand Verwirrung, bis der König den Zusammenhang errät und, seine eigene Wallung groß herzig überwindend, nun seinerseits im Spiel den eifer süchtigen Freund straft, — das alles könnte im Kostüm eines modernen Herzogshosc«, ja im phantastischen dcr übermütigen und frivolen Operette gedacht werden Daß Nissel Besseres will und giebt, ist bald ersichtlich und die Doppelmoral der Fabel: „Male nicht den Teufel an die Wand" (die Banffy Niklas und seine lustige Schwägerin Irma) und „Spiele nicht mit dem Feuer" (die der König und Frau Etelka an sich erfahren) könnte wohl auch in einem völlig heiteren Stück verkörpert erscheinen ES ist Humor in der Verkettung der Verhältnisse, aber der Dichter, der nach wirklicher LebenSdarstellung und nicht bloß nach einem heiteren Spiel trachtet, hat auf Kosten dcr komischen Wirkung die ernsten Elemente: den Zorn dc« König« über den Trotz de« Vasallen, die schier sinnlose Eifersucht Banffy«, die Empfindung, die Matthias CmvinuS und Etelka Banffy plötzlich anwandelt, den inneren Kamps, den es beiden lostet, voneinander zu lassen, selbst die Szenen, in denen Irma, beim Stelldichein mit Gabor ertappt, dem König das Truggewcbe enthüllen muß, so stark beigemischt, alles streift so hart an tra gische Konflikte, daß die rechte Heiterkeit nicht auskommen will. Und die psychologischen Wandlungen des „Nacht lagers", die wahr und sein empfunden sind, sind nicht überall mit gleichem Glück in Handlung umgesetzt. Tas Ganze stellt sich als ein Schauspiel dar, dessen tiefer Sinn der romantischen Kostümierung nicht bedurft hätte und dessen Längen durch plötzlich eintretende Überrasch ungen nur abgelöst, nicht aufgehoben werden Gleichwohl ist so viel frische Phantasie, so viel Kraft zu einfacher Gcstaltenbildung, so viel ehrliches Ringen zu wirklicher Lösung dcr gesetzten Aufgabe in dem „Nachtlager EorvinS" vorhanden, daß man nur beklagen kann, daß dem Dichter keine freie und glückliche Entfaltung gegönnt war Die Ausführung selbst war sehr sorgfältig vorbereitet, die Ausstattung malerisch und die Wiedergabe der Haupt rollen durch Frl. Politz (Etelka) und Frl. Diacono (Irma), die Herren Waldeck (Banffy NiklaS), Wiecke (König Matthias Corvinus) und Dettmer (Zelcny Gabor) ganz vortrefflich Namentlich Hr Wiecke zeichnete sich durch die glücklichste Beherrschung dcr rasch wechselnden Empfindungsskala des jungen Königs aus, und Frl. Diacono errang mit anmutiger Munterkeit den vollen Beifall aller, die der heiteren Seite de« neuen Werkes vor der ernsten unwillkürlich den Vorzug gaben Auch einige Episodenrollen fanden sehr charakteristische Ver treter, so der launige KönigSbotc LrSzäg durch Hrn Bauer, der Fischer Jstvan durch Hrn Müller, der Husar durch Hrn Swoboda. Adolf Stern. Die Donau und das Eiserne Thor. Die Feier, mit welcher in diesen Tagen der von Ungarn neugeschaffene SchiffahrtSweg beim Eisernen Thore von Lrsova sür den Verkehr eröffnet wird, hat nicht bloß für die Völker des Donaureiches, sondern auch für Deutsch land große Bedeutung. Ist doch die Donau für einen wichtigen Teil des Südens des Deutschen Reiches die Hauptwasserstraßc, die durch Kanalverbindungen auch für andere Teile teils schon nutzbar gemacht worden ist, teils in Zukunft hoffentlich nutzbar gemacht werden wird, und ist doch durch die Regulierung des Eisernen Thores das größte natürliche Hemmnis, welches den Wert der Donau als Handelswcg herabdrückte, entfernt worden Erscheint cs nicht verwunderlich, daß der zweitgrößte Strom Europas einen weit geringeren Verkehr auszuweisen hat, als kleinere, wie Rhein und Elbe? Der Rhein erreicht nur die Hälfte der Lauflänge der Donau, und die Elbe bleibt sogar weit dahinter zurück; das Stromgebiet des Rheins umfaßt nicht viel mehr als den vierten, dasjenige der Elbe wenig mehr als den sechsten Teil dcr Größe dcS Donaugebiets. Wenn trotzdem aus und an dem Rhein und dcr Elbe das wirt schaftliche Leben kräftiger und schneller pulsiert, als an und auf der Donau, so hat das außer den natürlichen, auf den Hcmmnisscn der Schiffahrt beruhenden Ursachen auch geschichtliche, die wieder mit der geographischen Lage dieser Stromsystemc in Zusammenhang stehen. Aller Handel der Kulturvölker strebt schließlich dem Ozean und seinen zwischen die Landmassen eindringenden Teilen zu, denn über ihn hinweg erfolgt der Austausch der Güter der verschiedenen Zonen. Für Deutschland liegen die Nordsee und das Mittelmeer als Welthandels wege am nächsten, nach Norden und Süden mußte daher dessen Handelsverkehr von jeher und am meisten ge richtet sein. Dieser Richtung des Handels kommen Rhein und Elbe entgegen, während der Weg der Donau quer zu ihr verläuft; ihr verdanken daher die Hansastädte im Norden und die alten Reichsstädte im Süden hauptsächlich die Blüte ihre« Handel«. Allerdings leitet auch die Donau nach einem Meere, da« von alten Kulturgebieten um schloffen ist, und frühzeitig haben die Deutschen darau«
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