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Dresdner Journal : 17.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-17
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 17.09.1896
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Atr Dresden vierteljährlich 2 Ltarl KO Pf., bei den Kafter- lüh deuychen Poftanstalten vierteljährlich S Mart; außer halb de< Deutschen Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa. Emselne Nummern: 10 Pf. »rschetne«: läglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlvr -Anschluß. Nr ISSL Dresdner Journal. AnkünvigungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Emgesandt" die Zeile so Ps. Uri Tabellen- und Zifferniatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 2V. Fernspr -Anschluß: Nr 12V5. M 217. Donnerstag, den 17. September abends. 1896. Zustellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fir a»S- »irtS: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. In Dresden-Nenstadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Personcnhauptbhf.), Herrn Kaufmann Simon, Cirkusstr.24 (Ecke Pillmtzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Frau verw. Sieg meier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung der Bestellungen, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abnehmer nicht gewähr leisten können. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 16. September. Se. Majestät der König haben Attergnädigst geruht, dem vortragenden Rath im Justizministerium Geheimen Justizrathe Karl Heinrich Börner das Komthurkreuz zweiter Klasse vom Aibrechtsorden zu verleihen und zu genehmigen, daß der Genannte das ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar ver liehene Komthurkreuz des Hausordens der Wachsam keit oder vom weißen Falken annehme und trage. Erueunungen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Tepartement des Innern. Bei dem Landgendar- merielorps wurden a) angeslcllt: der Assessor vr. ^ur. Julius Franz Konstantin Hoch als Gendarmcriesckretär mit dem Tiensttitel Assessor; der Wachtmeister Kail Gustav Gro schopp als Gendarm der Gendarmer^ebrigade Abtnaundorf und der Vicefeldwebel Friedrich August Just als Gendarm der Gendarmeriebrigade Lugau; — b) versetzt: der Gendarmerie brigadier Koch vom Bahnhofe zu Bodenbach nach Nieder affalter, die Gendarmen Dietze von Niederaffalter nach Wolken stein, Kegel von Wolkenstein nach Staucha und Häußncr von Staucha auf den Bahnhof zu Bodenbach. Bei der Polizeidirection zu Dresden wurden als Stadtgendarmen angestellt: der Biceieldwebcl Gustav Her mann Sickert, der Trompeter-Sergeant Hermann Franz Günther, der Bicewachtmeister Franz Stoy, der Postschaffner Karl Otto Knoth, der Sergeant Ernst Gustav Wilhelm Kießlich, der Trompeter-Sergeant Karl Wilhelm Oskar Stengel, der Vicefcldwebel Friedrich Robert Probst, der Trompeter-Sergeant Friedrich Emil Hartmann, der Biccseld- webel Wilhelm Heinrich Falke, der Trompeter-Sergeant Otto Franz Teichmann und der Vicefeldwebel August Emil Gustav Kaselow. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: Die Schulstelle zu Wallbach b/Hartha; Kollator: die oberste Schulbehörde; Einkommen — außer freier Wohnung mit Garten und Honorar für Fortbildungsschule - 1028 M.; Bewcrbungsgcsuche sind bis zum NO. September bei dem K. Be- zirksschulinspcktor für Töbcln, Schulrat Mushackc einzureichen. Kunst und Wissenschaft. 8 Im Sächsischen Kunstverein befindet sich zur Zeit neben der sehenswerten, äußerst mannigfaltigen Samm lung von Gemälden des verstorbenen R. Warthmüller eine Sonderausstellung von Smith-Hald (Bergen). Seine Landschaften, die vorwiegend heimatliche Motive bringen, zeigen einen noch mitten in der Entwickelung stehenden, noch unselbständigen, aber doch schon selbstbewußt auf tretenden Maler. Seine Bilder bekunden eine entschiedene Kompositionsfähigkeit des Urhebers, nur enthalten sie noch viel Abgegucktes neben manchem eigen Beobachteten und lasten mehrfach ein genaues und tieferes Naturstudium vermissen Unter den größeren Arbeiten bezeugen das namentlich der Olden - Wasserfall am Nordfjord und der Sonntagmorgen in den Lofoten, unter den kleineren in erster Reihe das Bild „Neblige« Wetter", auf denen allen die Darstellung und Färbung des Masters im Verhältnis zur Wetterstimmung des Ganzen nicht den Eindruck der Wahrheit macht. Echter in der Farbe wie in der Stimm ung und überhaupt fertiger durchgebildet sind der Sonntag abend in der Normandie und „Letzte Sonnenstrahlen" — Zwei Bilder von unbefangener Naturbeobachtung und gleichmäßig liebevoller Ausführung aller Einzelheiten sind „Märzwmde" von A De lug (Neisse) und „Die Kreide felsen von Rügen" von H. Rätzer (Weimar), letztereNn Gewitterstimmung sehr kräftig und fesselnd dargestelU Das Werk Delug« zeigte eine Landschaft in den für die Übergangszeit zum Frühling charakteristischen stumpfen Farbentönen, link« einen sanften Hügelabhang, an dessen unteren Bäumen eine Frau Wäsche zum Trocknen auf- arhängt hat, recht« ein Master; die Frau mit einem Säugling auf dem Arm nimmt eben ein trockene« Stück herab, zwei kleine Kinder machen sich der Mutter bei der Zu besetzen: die Filialkirchschulstelle in Mautitz bei Seerhausen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung mit Garten 1000 M. vom Schuldienst und 100 M. vorauSgewährte AlterSzulage, 109 M 38 Pf. vom Kirchendienst, außerdem 72 M für den Unterricht in der Fortbildungsschule, 72 M für Heizung der Schulstube und ev. 36 M. für den Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Be- werbungSgesuche sind bis zum 4 Oktober au den A Bezirkt schulinspektor Schulrat Eger in Oschatz einzureichen nichtamtlicher Teil. Die Lage in Konstantinopel. Aus Konstantinopel wird uns geschrieben: In den türkischen Regierungskreisen ist man wieder sehr ängstlich geworden. Den letzten Drahtberichten zufolge befürchtet man dort den Ausbruch neuer Un ruhen, und zwar nicht so sehr infolge der vom armeni schen Revolutionskomitee den Botschaftern zugestellten „Drohbriefes als vielmehr angesichts des unverkenn bar wiedererwachenden Fanatismus der unbotmäßigen mohammedanischen Straßenmenge. Die russische Bot schaft hält die Thore geschlossen und wird durch einige Hunderte bis an die Zähne bewaffneter Matrosen be wacht. Die Sofias, welche bei den letzten Massen morden sich ruhig verhielten, ja sogar durch ihre Haltung gegen diese protestierten, haben in Skutari und vor dem Sultanpalast in Aildiz demon striert, um ihren Herrscher zur Unnachgiebigkeit gegenüber den Forderungen der europäischen Mächte und zu weiteren Verfolgungen der Armenier „aufzu- muntern". Kurz, an allen möglichen beunruhigenden Zeichen fehlt es nicht. Aus dein Mdizkiosk ge langen zwar an die Botschafter beruhigende Berichte, und die hohe Pforte versichert, nach der Verhaftung einer großen Zahl von Demonstranten und deren Verbannung die Lage zu beherrschen und die Auf rechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Rahe garantieren zu können, aber das Gefühl der Sicher heit kehrt trotz dieser Beteuerungen in die ge ängstigten Gemüter der christlichen Bevölkerung doch nicht ein. Daß man den jetzt fast täglich sich ereignenden Schlägereien in fast allen Stadtvierteln Konstantinopels eine gewisse Bedeutung immerhin deizulegen hat, das beweist auch die Unruhe der Börse, die bekanntlich in enger Fühlung mit dem wirklichen Thatbestande im Orient zu stehen Pflegt. Gerüchtweise verlautet übrigens auch, daß der eng lische Admiral Seymour mit einer Anzahl von Kriegs schiffen in der Nähe der Einfahrt in die Dardanellen sich in Bereitschaft hält und die Forcierung dieser Meer enge für den Fall neuer Unruhen angekündigt haben soll. Der Admiral erhält aller sechs Stunden ein gehende Situationsberichte aus der englischen Bot schäft, deren Ausbleiben ihn zu der sofortigen Ein fahrt in die Dardanellen berechtigen sott. (? D. Red.) Ein energisches Eingreifen der englischen Mittel meerflotte in die türkischen Wirren auch ohne vor heriges Einvernehmen mit den übrigen europäischen Mächten hält man jedenfalls auf der Pforte nicht für ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür spricht auch die Meldung von den Vorkehrungen, die d.e türkische Regierung unter Mitwirkung der militärischen Attaches der russischen Botschaft behufs Verstärkung der Befestigungen am Dardanelleneingang getroffen hat. Der Lärm, den die englische Presse in den letzten Tagen erhoben hat, um die englische Regierung zu einer energischen Hilfsaktion zu gunsten der Armenier zu veranlassen, mußte erklärlicherweise an der Newa ein lebhaftes Mißtrauen Hervorrufen, wo man an der Auffassung streng festhält, daß die Türkei der Armenier wegen nicht ernsthaft beunruhigt werden dürfe. Dieser Gegensatz zwischen der russischen Politik und dec Englands, woselbst die gegen die Türkei ge- Arbeit nützlich In diesem Gemälde paßl alles gut zusammen, der Vorgang, die Figuren, das Landschaftliche; es ist im besten Sinne des Wortes eine tüchtige Leistung. Letzteres Prädikat paßt auch auf mehrere Bilder von Hans Hacker (München), namentlich auf den „Winter abend" und den „Wasserfall in Gastein", die nicht ganz so massiv in der Farbe behandelt sind wie einige andere dieses Malers. Von dem trefflichen Franz Hochmann (Dresden) sind zwei Gemälde ausgestellt, die wiederum sein bedeutendes Können in der Tiermalerei, seine immer mit ganzer Hingabe geübte Produktion her- vortretcn lassen Zwar ist in der „Frühlingssonne" (mit Kühen pflügender Bauer auf dem Sturzacker) allzu reichliches Licht und die Farbengebung auffallend pastös, aber in diesem Gemälde wie in dem „Holländischen Dorf idyll" sind durch die breite malerische Behandlung kernige, saftige Wirkungen entstanden Von einem anderen Dresd ner, Oskar Seidel (Blasewitz), gewahrt man zwei Land schaften in kleinem Format, „Herbstnachmittag" (ein in der Technik sehr modern flockiges Bild) und „Frühlingsanfang", auf welchem letzteren die Baumpartie mit ihren eigentüm lichen dunstigen Spitzen ohne Uebertreibung, d h ohne die beliebte Anwendung von Violett, wahr und fein aus geführt ist — Unter den plastischen Werken ziehen zwei von E Hösel die Aufmerksamkeit auf sich: „Der Kamel reiter", eine ansprechende ältere Arbeit, und der „Hunne", diese eigenartige, in jedem Detail mit größter Sorgfalt vollendete und dabei scheinbar wie in einem Zuge ent standene und unmittelbar wirkende Schöpfung, die dem jungen Bildhauer in Berlin die goldene Medaille einge tragen hat und die hier in einem vorzüglichen kleinen Bronzeguß ausgestellt ist. -v. * Im König! Kunstgewerbemuseum ist zur Zeit eine kleine, äußerst interessante SonderauSftellung zu sehen, welche einerseits mit der Fülle ihrer Vorbilder be richtete und direkt die Absetzung des Sultans fordernde Bewegung von der Regierung offenbar nach Kräften unterstützt wird, kennzeichnet überhaupt die ganze gegenwärtige Situation. Und dieser Gegensatz wirkt natürlich auch in leicht erkennbarer Wcise auf das Verhalten der Türken und Armenier selbst ein Halten sich doch eben die beiden in Konstantinopel einander unversöhnlich gegenüberstehenden Elemente — Türken und Armenier — in der Hoffnung auf die ihnen in Aussicht stehende Hilfe ihrer auswärtigen Gönner zur Wiederaufnahme der Gewaltthätigkeiten schon wieder bereit! Bemerkenswert ist es übrigens auch, daß man sich in Rußland gar keine große Mühe mehr giebt, die Engländer im unklaren über die Stellungnahme der russischen Diplomatie zu belassen. Das auswärtige Sprachorgan der letzteren, der „Nord", drückt in seiner neuesten Erörterung über die armenische Frage seinen Staunen darüber aus, daß die Armenier, die sich immer durch ihren Servilismus den Paschas und sogar den Agas gegenüber berüchtigt gemacht und jede Erhebung der Griechen dazu benutzt hätten, sich Vorteile von der Pforte zuwenden zu lassen, plötzlich sich als erfahrene Revolutionäre und als Vorkämpfer eines armenischen Reiches entpuppt hätten. Diese über raschende Erscheinung müsse auf den Plan Englands zurückgeführt werden, das Vordringen Rußlands in Zentralasien durch die armenische Bewegung in Ruß land und in der Türkei zu hindern oder wenigstens zu erschweren. Schon im Jahre 1865 habe der armenische Katholikos von Etschmiadzin, inspiriert von der englischen Regierung, Polen und Armenier zur Inszenierung einer antirussischen Bewegung zn ver wenden gesucht. Der Plan sei damals an der Gleich giltigkeit der Armenier gescheitert. Nichtsdestoweniger sei die geheime Wühlarbeit in der früheren Richtung fortgesetzt worden, insbesondere von dem in London gegründeten armenischen Zentralkomitee. Gegen die Richtigkeit dieser Behauptungen des „Nord" wird sich schwerlich etwas kinwenden lassen. Richtig erkannt hat man also in Rußland jedenfalls die Ziele der englischen Machenschaften und wird sich darauf einrichten. Mit einer Wiederherstellung ge setzlicher und normaler Verhältnisse in Konstantinopel und im Orient überhaupt aber sieht es unter solchen Umständen natürlich so wenig rosig wie möglich aus. Tagesgeschichte. Dresden, 17. September. Zur gestrigen König lichen Tafel in Villa Strehlen war Ihre Hoheit die Frau Herzogin zu Schleswig-Holstein mit Höchstihrer Hofdame Frl. v. Cerrini eingeladen morden Abends wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin mit Ihrer König!. Hoheit der Frau Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz und Ihrer Hoheit der Frau Herzogin zu Schleswig- Holstein der Vorstellung der Goldmarkschen Oper: „Das Heimchen am H> rd" im Altstädter Hoftheater bei. Heute früh unternahmen Se Majestät der König mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg und in Begleitung des Flügeladjutanten Majors Frhrn. v. d. Busche-Streitborst einen Jagdausflug ins Mitteln dorfer Revier. Nach der Jagd findet in Sendigs Hotel „Villa Quisisana" in Schandau das Jagddiner und voraussichtlich abends (49 Uhr von Bahnstation Krippen aus die Rückkehr nach Strehlen statt Dresden, 17. September Das heute heraus gegebene 10. Stück des Gesetz und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen enthält: Verordnung vom 15. August 1896, die Enteignung von Grundeigentum für Erweiterung des Bahnhofs Chemnitz durch Herstellung eines Rangierbahnhofs bei fruchtens auf das heutige Kunsihandwerk zu wirten ver mag, anderseits auch in kunstgeschichtlicher Beziehung von Bedeutung ist. Diese Ausstellung umfaßt gegen 60 Buch einbände, welche sich im Besitze des hiesigen König!. Hauptstaatsarchlves befinden und zu dem genannten Zwecke auf etwa zwölf Wochen geliehen sind. Alle diese Ein bände sind von einem einzigen, und zwar dem bedeutendsten Buchbindcrmeister am Hofe des Kurfürsten August in Dresden hergestcllt worden, ein Umstand, der um so mehr ins Gewicht fällt, wenn man die damalige Bedeutung Sachsens auf diesem Gebiete berücksichtigt. Der Ver fertiger sämtlicher Einbände ist der Hofbuchbinder Jakob Krause, den der Kurfürst 1566 aus Augsburg nach Dresden berufen hatte, um ihn bis zu dessen Anfang der achtziger Jahre erfolgten Ableben unausgesetzt für sich zu beschäftigen. Die ausgestellten Arbeiten sind in den Jahren 1571 bis 1577 gefertigt worden, und zwar sind es Ein bände von Büchern, welche die Markierungen der ver schiedenen Wege in allen kurfürstlichen Forsten enthalten. Der Umstand, daß die Bücher einerseits ihres wenig all gemein interessanten Inhalts wegen wohl nur selten be nutzt sind, anderseits aber in besonderen Schutzkapseln ruhen, hat es bewirkt, daß die meisten, von einigen durch Würmer bewirkten Beschädigungen abgesehen, vorzüglich erhalten sind. Mehrfach ist das Gold bei ihnen so frisch, daß man glauben möchte, sie seien erst vor kurzem der Buchbinderwerkstatt entnommen Die Bücher, welche größeres und kleineres Oktavformat zeigen, sind in verschieden gefärbtem Leder, die meisten mit Holzeinlagen, in technischer Beziehung vorzüglich ge bunden. Die Kapseln sind gleichfalls aus Holz gefertigt und mit Leder überzogen, dessen Farbe der des zugehörigen Buche« entspricht. Sieben Bücher haben bewegliche Ein banddecken, die aus Schweinsleder ohne Pappeinlagen her gestellt sind, eine Technik, die Kurfürst August für die Bücher seiner Reisebibliothek anwenden ließ Die Einbände Hilbersdorf und einer Haltestelle am Küchwalde bei Chemnitz betreffend; Bekanntmachung vom 91. August 1896, die Berufung der sechsten ordentlichen Landes synode der evangelisch-lutherischen Kirche betreffend (vgl. Nr. 208 des „Dresdner Journals"); Bekannt machung vom 9. September >896, die Errichtung eines Aichamtes in Grünhain betreffend (vgl. Nr. 212 des „Dresdner Journals"). Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser empfingen im Neuen Palais gestern morgen den Chef des Civilkabinetts, Wirkl. Geh Rat Ur. v. Lucanus und den Finanzminister Or Miquel zum Vortrage. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Es kann als zweifellos angesehen werden, daß der preußische Landtag in seiner nächsten Session sich mit der Frage der anderweiten gesetzlichen Regelung der Schulden tilgung zu befassen haben wird und es ist wohl als sicher anzunehmen, daß gleichwie die hohe Tilgungsquote von über 2 Proz., wie sie Ende der sechziger Jahre (8,6 Millionen Thaler bei 424 Millionen Thalern Schulden) zu einer Reaktion gegen das Zwangstilgungs prinzip geführt hat, jetzt gerade umgekehrt die viel zu niedrige Tilgungsquote von 0,5 Proz, wie sie sich nach dem Etat pro 1896/97 ergiebt, zu einer Beseitigung des jetzt üblichen Systems der Schuldentilgung aus den Über schüssen führen muß Die Gesamtsumme der preußischen einer Tilgungspflicht nicht unterworfenen Konsols zu 4, 3'4 und 3 Proz. betrug Anfang 1896 bereits 6294 Millionen, während die gesamte Staatsschuld 6476 Mill, ausmachte. Der Tilgungspflicht unterworfen sind zur Zeit nur noch Anleihen im Gesamtbeträge von 182 Millionen Mark; diese Anleihen dürsten zum größten Teile anfangs des nächsten Jahrhunderts getilgt sein, womit auch der letzte Zwang zur Schuldentilgung aufhören würve. Daß das sogenannte Eisenbahngarantiegesetz, welches es voll ständig in das Belieben der den jeweiligen Etat beschließen den Faktoren stellt, ob sie die Eisenbahnüberschüsse im Inter esse einer wirklichen Schuldentilgung verwenden wollen oder nicht, ganz und gar unzureichend ist, wird wohl von niemandem mehr bestritten werden Es brauchen nur die laufenden ctatsmäßigen Ausgaben so hoch bemessen zu werden, daß sie die Eisenbahnüberschüsse absorbieren, so ist sür eine Ver wendung der letzteren zur thatsächlichen Schuldentilgung kein Raum mehr. So ivenig ausreichend sich das Eisen bahngarantiegesetz erwiesen hat, ebensowenig kann die zwischen Regierung und Volksvertretung 1884 getroffene Vereinbarung befriedigend genannt werden, wonach in den jährlichen Etat unter die laufenden Ausgaben neben den planmäßigen Tilgungsbeträgen auch noch als „außer ordentliche Tilgung oder zur Verrechnung auf Anleihen" jährliche Summen in Höhe derjenigen Amortisations ersparnisse eingestellt werden sollten, welche alljährlich infolge der Umwandlung von tilgbaren Eisenbahnobftgatio- nen in untilgbaren Konsols gemacht werden. Der für die Verminderung der Staatsschuld jährlich aufgewcndete Be trag hat sich in letzter Zeit immer mehr vermindert: er ist von 3,5 Proz. im Jahre 1889/90 auf, wie schon erwähnt, 0,5 Proz. im Jahre 1896/97 gesunken. Die Besorgnis ist demnach nicht unbegründet, daß Preußen sich auf einer abschüssigen Bahn bewegt. Es muß unbedingt wieder zu strengeren Tilgungsgrundsätzen zurückkehren, wenn der altberühmten soliden preußischen Finanzwirtschaft ihr guter Ruf dauernd erhalten werden soll. — Die Aus lassung der „Berl. Pol. Nachr." erwähnt hierauf eine vom Regierungsrat Schwartz unter dem Titel: „Staatsschuldentilgung in den größeren europäischen und deutschen Staaten" soeben veröffentlichte Schrift, in welcher der Verfasser zu folgenden Vorschlägen gelangt: ,,l) Be seitigung der fogenannten freien Tilgung; 2) Einführ ung gesetzlicher Zwangstilgung für den Hauptteil der Staatsschuld mit folgenden Maßgaben: a) Verwendung laufender Mittel zur Tilgung, b) Bemessung der Tilgungsquote in (jährlich sich gleich bleibenden) Pro zenten der Staatsschuld, bei stark verschuldeten Staaten etwa in U bis 1 Prozent, c) Freiheit der Regierung in der Wahl der Tilgungsart Vernichtung eingelöster Schuldtitel. 3) Anwendung der vertragsmäßigen Zwanastilauna in der Form des Annuitätensystems sowohl als auch die Kapseln sind reich mit Verzierungen versehen, welche durch Eindrücken auf die glatte Flache hergestellt worden sind. Bis etwa in die Mitte des 14. Jahrhunderts läßt sich der sogenannte Blinddruck zurückversolgen, zudem gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Handvergoldung hinzugekommen ist. Man versteht unter Blinddruck die Erzeugung von leichtgebräunten, ver tieften, geraden oder gebogenen Linien und sonstigen Zier formen auf der Lederfläche, was mittels des Streicheisens, der Punzen und gravierten Stempeln, die zum Gebrauche leicht erwärmt werden, geschieht Bei der Handvergoldung belegt man diese vertieften Stellen mit Blattgold und benutzt außer den genannten Werkzeugen noch die Rollen, auf deren Mantelfläche Linien oder fortlaufende Ornamente vertieft eingeschnitten sind, und Fileten, in Kreissegment gestaltete Eisen, auf deren Außenseiten Ornamentabschnitte in derselben Weise hergestellt sind Die Handvergoldung ist eine mühsame zeitraubende Arbeit, die außer einer langjährigen Übung peinliche Sauberkeit und ein sicheres Auge erfordert. Man wird daher begreifen, daß heutzu tage diejenigen Buchbinder, welche hierin Hervorragendes leisten, sehr selten sind. Zu den berühmtesten Handvergoldern der Neuzeit gehörten die beiden kürzlich verstorbenen Zähnsdorf in London und Unrasch in Paris (alle drei aus Deutschland stammend). Es giebt auch heute noch eine kleine Anzahl tüchtiger Handvergolder, von denen die französischen und italienischen Meister zur Zeit das Übergewicht haben Doch auch in Deutschland sind die selben noch nicht ganz auSgestorben, von ihnen wäre wohl Gras in Altenburg und dessen Schule besonders hervor zuheben Auf den Kapseln findet sich eine sriesartige Zu sammenstellung einzelner Figuren, die der biblischen Geschichte oder dem Kreise der Allegorie entlehnt sind Hin und wieder zeigt sich hier I K, da« Monogramm de« Meister« Bei den Einbänden selbst tritt da« Figürliche gegen da« Ornamentale zurück. Hierdurch werden sie aber sür un«
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