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Dresdner Journal : 24.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-24
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1896
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vei»««ftret». Kür TreSden vienellShrUch 2 Mark KO Pf., bei den tkaffer- lich deutfchen Poftanstallen vierleljShrlich S Mark; außer halb des Deutfchen Reiche« Poft- und Stempelzufchlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: LSglich mit Au-nahme der kann- und Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß: Rr.1Sj»5. Antün»lgungagebübren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LU Pf Unter „Eingesandt" die Zeile üu Pf Bei Tabellen und Zisfernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr LV. Fernspr Anschluß: Nr 1295. ^19« 189«. Montag, den 24. August, abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatSange- hörige Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Sofia Kurt Ewald Sterzel das ihm von Sr. König lichen Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehene Ritterkreuz dcs bulgarischen St. Alexanderordens an nehme und trage. Erneua««ßm, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Te-artemeut Ver Finanzen. Forstverwaltung Im Aorstdezirke Schwarzenberg sind die HilsSbeamten Förster Bern hard Robert Adols Lehmann vom Untcrwiesenthaler auf das Crottendorfer und Förster Theodor Ottomar Hugo Schumann vom Crotiendorser auf das Untcrwiesenthaler Revier versetzt worden. Departement »es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: Tie 2. ständige Stelle an der S klassigen Bölke - schule zu Laus» bei Klotzsche. Kollator: Das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: tlvvM. nebst sreier Wohnung und 96 M sür Fortbildungsschulunterricht. Besuche sind bis zum 8. September an den K. BezirkSjchul- inspektor sür DreSden-Land Schulrat Grüllich cinzmeichen; — eine ständige Lrhrerstelle an der Bürgerschule zu Lichtenstein. Ta-Einkommen beträgt außer Wohnungsenischädigung 11VV M. und steigt während der eisten 10 Jahre alle 2 Jahre, später alle 3 Jahre um lvv M bi- zum Höchstgehalt von 2200 M. Wohnungsenlschädigung sür einen Verheirateten 240 M, für einen Unverheirateten 100 M Ter zu Wählende wird die Vertretung de- hiesigen Kantor- übernehmen müssen und dasür e ne besondere Vergütung von jährlich 100 M. erhalten. Be suche sind mit den erforderlichen Beilagen, namentlich mit einem Zeugnisse über die musikalische B'sähigung, bis zum 4. September an den Stadtrot in Lichtenstein einzureichen. Persönliche Vor stellung ist zunächst nicht erwünscht. nichtamtlicher Teil. Ter Hougostaat und die Mahdisteu. G Bor wenigen Tagen durchlief die Zeitungen eine Mitteilung des in Brüssel erscheinenden „Soir", nach welcher der Kongostaat eine Expedition unter dem Befehle des Barons Dhanis gegen die Mahdisten organisiere. Der Kongostaat, hieß es, habe be trächtliche Streitkräfte vereint und zahlreiche Truppen, sowie Munition und Geschütze nach dem oberen Kongo bringen lassen, in der Absicht, gegen die Mahdisten die Offensive zu ergreifen. Das stand im Einklang mit einer etwa acht Tage früher aus Brüssel über Paris verbreiteten Nachricht, welche besagt, daß zwischen dem Kongostaate und Lord Salisbury ein Einvernehmen über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Derwische bestehe, auf Grund dessen die Belgier am Bahr-el-Ghasal eingreifen würden. Die erst genannte Mitteilung wurde zwar alsbald von der „Etoile Belge" für unrichtig erklärt, doch blieb dabei unentschieden, ob sich diese Erklärung gegen die Nach richt im ganzen, oder nur gegen einen Teil derselben, nämlich gegen die Voraussetzung der Leitung der Ex pedition durch Baron Dhanis, richten sollte. Und in der That hat der Plan eines Vorgehens der gedachten Art gar nichts Unwahrscheinliches an sich, wenn man ihn mit der englisch-ägyptischen Expedition zusammen- slellt, die jetzt am Nil aufwärts geht, und deren Ziel doch kein anderes sein kann, als vom Sudan für Ägypten min destens so viel zurückzugewinnen, als die Verhältnisse vorläufig gestatten werden, und wenn man sich ferner der Nachrichten erinnert, die schon vor Monaten aus dem Kongostaate selbst eintrafen oder von den Absichten der Kongoregierung sprachen. Es liegt auch auf der Hand, daß es für den Kongostaat ebenso wichtig sein muß, wie für England, wenn die Herrschaft des Mahdi vernichtet und damit der ehemalige ägyptische Sudan wieder unter europäische Kontrolle oder wenigstens unter europäischen Einfluß gelangt. Ein fanatischer Feind aller Nichtmoslemin, wie der Mahdi es ist. muß als Nachbar auch für den Kongostaat eine stete Gefahr bedeuten, und an der Wiedereröffnung der Nilroute für Handel und Verkehr hat der Kongo staat ebenfalls ein Interesse, seitdem er im oberen Uellegebiet mit seiner Macht thatsächlich Fuß gefaßt und von England den Landstreifen am Albertsee und am linken Ufer des Nils in Pacht genommen hat. Weiter zeigt ein Blick auf die Entwickelung der Ver hältnisse im Norden des Kongos seit dem Beginne der neunziger Jahre auf ein systematisches Vorgehen des Kongostaates nach Nordosten hin. Nach der Gründung des Staates war seine Re gierung zunächst bemüht, seine Herrschaft im Gebiete der linken Nebenflüsse des Kongos, großer, zum Teil bis tief ins Innere hinein schiffbarer Ströme, zur Geltung zu bringen. Bald wendete sich jedoch die Aufmerksamkeit auch denjenigen rechten Nebenflüssen zu, welche der Kongo aus den Gegenden nördlich vom Äquator empfängt, besonders dem bis dahin noch rätselhaften Ubangi-Uelle und seinen Zuflüssen. Forsch- ungsleisende verrichteten den Aufklärungsdienst, dann folgten militärische Expeditionen und durch diese die Anlegung von Stationen. Unter diesen war die Ex pedition unter dem Major van Äerckhoven, welche 1891 bis 1892 am Uelle auswärtszog, am wichtigsten. Mit den Mahdisten bekam sie allerdings nichts zu thun Diese waren zwar vorher ins Uellegebiet ein- gcdrungen, hatten aber, durch die Angriffe der Ein geborenen, deren Land sie verwüsteten, stets in Un ruhe erhalten, den Rückzug antreteu müssen Als Lieutenant Milz, der nach vaiz Kerckhovens Tode die Expedition leitete, im September 1892 an den Nil gelangte, war das Land wenigstens bis Lado strom abwärts von den Mahdisten befreit. Am Nil wurden drei Posten, in Muggi, Labore und Dusile, errichtet und blieben eine Zeit lang von den Mahdisten un behelligt, da diese von den eingeborenen DinkaS ganz aus dem Becken des Bahr-el-Ghasal zurückgedrängt worden waren. Doch mit den Dampfern, welche sie besitzen, kamen sie bald wieder den Strom herauf, und jene Posten mußten aufgegeben werden. Am oberen Uelle erschienen mehrere Abteilungen von Mahdisten, wurden aber von den Hauptleuten Delanghe, Bonvallet und Delbruyöre bei Mundu am >8. Mär^ von Francqui und Christaens am Egaru am 29. De zember 1894 so geschlagen, daß noch gegenwärtig Bor und Gaba Schambeh die südlichsten Punkte sind, die sie am Nil besetzt halten. In der Richtung auf Darfur drangen die Truppen des ÄongostaateS über die Wasserscheide zwischen dem Kongo- und Nilgebiet, die ungefähr um dieselbe Zeit, in dem Vertrage, der am 12. Mai 1894 zwischen England und dem Kongostaate abgeschlossen wurde, der letztere als Nord grenze seines Gebiets erlangte, in das Gebiet der obersten Quellflüsse des Bahr-el-Arab ein. Hier trafen sie auf die Mahdisten, und zwar Lieutenant Gerard im August 1894 beim Fort Katuaka und die Lieutenants Donckier de Donceel und Eolman um dieselbe Zeit bei Lifsi. Den überlegenen mahdistischen Streitkräften waren hier d e kongostaatlichen Truppen nicht gewachsen, daher mußten sich jene Offiziere auf ihre Operationsbasis, den Mbomu, oder, wie die Belgier ihn schreiben, Bomu, den größten rechten Nebenfluß des oberen Uelle, zurückziehen, der unterdes auch infolge des Widerspruches Frankreichs gegen den vorhin genannten Vertrag zwischen England und dem Kongostaate in dem von letzteren mit Frankreich ver einbarten Vertrage vom 14. August 1894 als Nord- grenze des Kongostaates festgesetzt worden war Wenn jetzt der Kongostaat aufs neue gegen die Mahdisten vorgehen sollte, so steht ihm dazu am Uelle eine vortreffliche Operationsbasis zur Verfügung. Nach Mitteilungen, die dem in Brüssel erscheinenden „Mouve ment Geographique", das sich ganz vorwiegend mit den Verhältnissen des Kongostaates beschäftigt, schon im Mürz d. Js. von einem Korrespondenten zugingen, den diese Wochenschrift als genau unterrichtet und absolut glaubwürdig bezeichnet, besitzt der Kongostaat am Uelle vier solid befestigte und durch Kanonen ver teidigte Lager: Dschabbir, Uerre, Nyangara und Dongu. Die Lage des bei letzterem errichteten Forts ist ausgezeichnet gewühlt. Seine Umwallung ist mit sechs Kanonen versehen, und die Besatzung von 1060 Mann wird von I2 Europüern befehligt. Ehef der Station ist der Hauptmann Dubreucq, Ehef des Ge bietes der Kommandant Chaltin. Dongu umschließt bereits etwa fünfzehn Hüuser aus Backsteinen, besitzt vortreffliche Pflan ungen und reichliche Vorrüte. Als Festung wird es geradezu uneinnehmbar genannt. Von den drei anderen Lagern hat jedes eine Besatzung von 400 bis 500 Mann. Diese vier Hauptplütze sind untereinander durch eine Postenkette zweiten Ranges verbunden, die mit kleinen Abteilungen be setzt ist, nümlich Amadis, Bomokandi, Bima u. a. Auf die Absicht des Kongostaates, gegen die Mahdisten vorzugehen, deutet auch der Vertrag, wel chen die Kongoregierung am 21. Februar d. I. mit der „8oeiötv cku Üuut-Eow-o" abgeschlossen hat und nach welchem die Kongoregierung mietweise sämtliche dieser Handelsgesellschaft gehörigen Dampfer über nimmt, um Truppen und Frachten von Stanleypool aus flußaufwärts zu befördern. Dieser Vertrag ist am 2. Juli in Kraft getreten, was wieder mit den übrigen Nachrichten übereinstimmt. Wozu anders, als zu einem Zuge ins Nilgebiet, sollte auch der Kongo staat jetzt soviel Truppen und Vorräte zu trans portieren haben, wie diese Maßregel andeutet, da doch in der Araberzone nach allen Berichten Ruhe herrschtk Die nächsten Monate müssen zeigen, ob die im An fänge erwähnte Mitteilung in der Hauptsache daß nämlich ein Zug gegen das Mahdireich im Gange ist, sich bewahrheitet. Tages geschuhte. Dresden, 24. August. Se. Majestät der König trafen heute vormittag 10 Uhr 35 Min. von Reheseld kommend auf dem hiesigen Böhmischen Bahnhofe ein, begaben Allerhöchstsich ins Königl. Residenzschloß und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister und Departementschefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nachmittags verfügten Sich Se. Majestät ins Königl. Sommerhoflager zu Pillnitz. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsin, ist am Sonnabend mit dem Königl. Sachs. Schützen (Füsilier-)Regiment Nr. 108 zu den Herbstübungen ousgerückt und hat auf dem Rittergut Proschwitz bei Cölln a. d Elbe Quartier bezogen. Dresden, 24. August. Se Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich heute morgen mittels Wagen in das Manövergelände bei Wilsdruff, um den Detachements-Übungen der 2. Infanterie-Brigade Nr. 46 beizuwohnen. Nach Schluß der Übung begab Sich Se. Königl. Hoheit mittels Wagen nach Dresden zurück. In der Begleitung Sr. Königl. Hoheit befanden sich der Ehef des Generalstabes, Oberst v. Broizem, und der Adjutant im General-Kommando, Major Richter. Heute abend 7 Uhr 31 Minuten wird Sich Se. Königl. Hoheit nach Oschatz begeben, um morgen früh nördlich Oschatz den Manövern der 3. Infanterie Brigade Nr. -17 beizuwohnen. Se. Königl. Hoheit wird von dem Ehef des Generalstabes, Oberst v. Broizem, und dem Hauptmann im Generalstabe des General Kommandos v Watzdorf begleitet sein. Morgen 2 Uhr 35 Minuten beabsichtigt Se. Königl. Hobest wieder in Dresden einzutreffen. Dresden, 24. August. Se. Excellenz der Hr. Staatsminister v. Metzsch hat mit dem heutigen Tage die Geschäfte des Ministeriums des Innern wieder übernommen. Deutsches Reich. * Berlin Am Sonnabend mittag sand auf dem Kasernenhofe des 3. Garde-Regiments z. F. die Ent hüllung des vom Regiment seinen im Jahre 1870/71 Gefallenen errichteten Denkmals statt Um 12 Uhr er folgte die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers zu der Feier. Se. Majestät begrüßten zunächst den Kriegs minister und begaben Sich sodann zu dem auf dem Hose im Karr« aufgestellten Regiment 'Nachdem die Enthüllung des Denkmals vollzogen war, hielten der Kaiser eine An sprache an das Regiment und sprachen den Wunsch aus, daß es dem Regiment vergönnt sein möge, im Frieden so seine Pflicht zu thun, wie die vergangene Generation, so zu streiten wie die alten Krieger, deren Denkmal soeben enthüllt worden sei und zu fallen wie diejenigen, deren Namen auf den Tafeln des Denkmals eingegraben seien, zu Ehren des Vaterlandes und aus den Nus seines Königs Hierauf fand ein Parademarsch des Regiments statt Das Festdiner im Osfizierkasino verlief in glänzen der Weise. In der hierbei gehaltenen Rede führten Se Majestät der Kaiser u. a. aus, dem Regiment sei es vergönnt gewesen, bald nach seiner Formation drei glor reiche Feldzüge mitzumachen und in denselben Anteil an dem Ruhme der früheren preußischen Fahnen zu nehmen. Es sei das der beste Beweis, daß der altpreußische Geist, den Kaiser Wilhelm I. als junges Reis eingesetzt habe, sich in der ganzen Armee bethätige, wie er auch von seinen Fürsten gehegt und gepflegt werde, jener Geist der Kameradschaft und Hingebung, der ewig frohe, freund liche Born Se. Majestät sprachen die Hoffnung aus, daß das Regiment seinen bisherigen Traditionen treu bleiben werde und daß cs im Kriege mit derselben Pflicht- treue und Freudigkeit in den Tod gehen werde, wie da mals für Kaiser Wilhelm l — Nach Beendigung des Diners begaben Sich Se. Majestät der Kaffer nach dem Neuen Palais zurück — Prinz Heinrich von Preußen hat, wie verlautet, seine beabsichtigte Reise nach Görlitz zu den dortigen Manövern ausgegeben — Während der Kaisertage in Schlesien wird, der „Schles. Ztg." zufolge, der kommandierende General des 3 ArmeecorpS, Generallieutenant v Lignitz, zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß land kommandiert werden Hr. v. Lignitz war von 1876 bis 1885 Militärattache bei der deutschen Botschaft in St Petersburg und hat sich während des russisch-türkischen Krieges mehrfach ausgezeichnet — Nachdem der neue Kriegsminister, Generallieutenant v. Goßler, am Freitag die Geschäfte seines Ressorts übernommen hat, meldete er sich am Sonnabend bei Sr. Majestät dem Kaiser, als Allerhöchstderselbe zur Enthüllung des Denkmals in der Kaserne des 3. Garderegiments er schienen, dessen Kommandeur der Kriegsministcr früher ge wesen ist — Wie aus Wien gemeldet wird, hat der deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg seinen Urlaub unter brochen und trifft bereits heute in Wien ein, um während des Zarenbesuches dort zu sein, wie überhaupt die Bot schafter aller Großmächte dort auf ihrem Platze sein werden Der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster, hat sich nach mehrtägigem Aufenthalt in Berlin aus seine Be sitzungen bei Hildesheim begeben Der deutsche Botschafter in Madrid, v. Nadowitz, der sich zur Zeit auf Urlaub befindet, ist aus Bayern in Berlin eingetroffen — Die in der Zeit vom 1 April bis Ende Juli d. Js. zur Reichskasse gelangte Jsteinnahme an Zöllen und Verbrauchssteuern belief sich auf 231,6 Mill M oder 17,8 Mill, mehr, wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zu dem Mehr trugen die Zölle mit 11,7, die Zuckersteuer mit 4,3, die Branntweinverbrauchsabgabe und die Brennsteuer mit je Mill bei. Ein Weniger und zwar von 0,3 Mill hat nur die Branntweinmaterial steuer auszuweisen. — Von den übrigen Einnahmen ver zeichnet die Börsen steuer gegen das Vorjahr ein Weniger von 1,8 Mill., die Post- und Telegraphen verwaltung ein Mehr von 4 und die Reichseisen bahn Verwaltung ein solches von 0,8 Mill Kunst und Wissenschaft. Nordische Seen und Schlosser. I. Der im 'Norden ungewöhnlich beständige und pracht volle Sommer dieses Jahre» hatte sichtlich den Strom der Reisenden nach den drei skandinavischen Königreichen außerordentlich angeschwellt Häufiger al» sonst hörte man vor den großen Hotels nnd Kaffeehäusern in Kopenhagen und Stockholm, an der Sundküste von Klampenborg bis Marienlyst und Helleback, auf der großen schwedischen Staatsbahn von Malmö bis zur Hauptstadt, aus dem Götakanal und in den neuen Modebädern der Stockholmer Schären, namentlich in Saltsjöbaden, die deutsche Zunge erklingen. Aber wie vor Jahren war auch diesmal die Bemerkung zu machen, daß der Zug der Sommerfrischler fast unabänderlich und wie unter dem gleichen Zwange, der die Fische de« nordischen Meeres in die gleichen Buchten und Netze treibt, ganz bestimmten Linien folgt und sich kaum die kleinste Abweichung von diesen ver stauet. Norwegen, wo die Mode da» Eindringen in die innersten Thäler und Fjorden fordert, ist von dieser Be merkung ausgenommen — in Dänemark und Schweden aber stehen, trotz allem modernen Gerede von der Intimität und dem Reize de» Detail«, nach wie vor ein paar große, allerdings unvergleichlich schöne Veduten in ausschließlichem Ansehen Die Vorstellung, daß e« nicht lohne, außer diesen großen Veduten etwa» zu sehen, scheint ziemlich allgemein verbreitet Sie ist aus gewißen Gründen sehr natürlich und dabei grundfalsch Ich weiß au» eigener Erinnerung, wie schwer e» ist, in fremden Landen von der gewohnten Straße abzuweichen Und ich habe doch diesmal mehr al» je zuvor erfahren, wie groß der Reichtum und der Reiz dänischer und schwedischer Landschaft abseits dieser Straßen ist. Den Eindruck des eigentümlichsten Gegensatzes, der Weichheit und stillen Anmut dänischer, der energischeren Schönheit schwedischer Landschaft empfängt wohl auch der flüchtige Reisende Im Vorherrschen dcs Buchenwaldes auf dänischem, der Eichenwaldung auf schwedischem Boden prägt sich der Unterschied schon charakteristisch aus Auf Seeland — und Seeland ist nahezu Dänemark — stille, umschilfte und in weichen Linien umwaldete Landseen, in Schweden die meilcngroßen Seen mit ihren zahllosen eichen- und tannenbewachsenen Felsinseln, die kleinen übergrünten Klippen, deren Leuchtfeuer verraten, daß sie gefährlicher sind als große Meeresstrecken. Aus den dänischen Seen ein paar Ruderboote und höchstens ein kleiner Dampfer, auf dem schwedischen Wener- und Mälarsee Hunderte von Segeln und unablässig auf- und abfahrende Dampfboote Dort ein paar engumfriedete, idyllische Stellen, die der Blick mit einmal ausfaßt, hier in jeder Bucht und auf jeder Anhöhe des JnsellabyrinthS ein versteckte» Idyll, das doch auf bewegte» Leben herabschaut An den Secn beider Länder erheben sich stolze Schlößer mit historischen Erinnerungen aller Art Aber die dänischen Schlößer sind dem Charakter der Landschaft entsprechend im ganzen einfacher, schmuckloser als die pomphafteren schwedischen, di» in die Ausstattung hinein wiederholt sich im allge meinen der Gegensatz Der Zufall und gutes Glück haben es diesmal ge fügt, daß ich den besprochenen Gegensatz wiederholt em pfinden und im einzelnen genießen konnte Von den dä nischen buchenwaldumschloßenen Seen ist in den letzten Jahrzehnten keiner häufiger genannt worden als der schöne ESromsee, an dessen Südostufer Schloß Freden«- borg liegt, in dessen Räumen und dessen Park sich Kaiser Alexander III von Rußland in jedem Herbst wohler und glücklicher fühlte, al« an irgend einem Ort seinrS eigenen ungeheuren Reiche« Freden«borg ist noch heute die bevor zugte Herbstresivenz des dänischen Königshauses. Schloß und See liegen nur wenige Stunden westwärts von Helsingör und dem romantischen Kronborg, deßen Hamletterrasse mit dem weiten Umblick auf Sund und Kattegat wohl alle besucht haben, die je nach Dänemark gelangt sind. In schlichter, fast hügelloser Wiesen- und Ackergegend bergen sich die Zauber, die See und Wald in glücklicher Ver bindung hier Hervorrufen und denen sich Architektur und Gartenkunst mit glücklichem Verständnis nur angcschmiegt haben Schon auf dem kurzen Wege von Helsingör her über, wenn man diesen Weg im Wagen statt auf der Eisenbahn zurücklegt, thut sich ein Vorzauber am Gurre see mit dem stattlichen Herrenhaus auf, das sich auch in diesem stillen Wasser spiegelt. FredenSborg selbst, mit zahlreichen Seitengebäuden, schimmernd weiß und mehr breit als hoch aus dem Grün hervortretcnd, sollte nie von seiner etwas nüchternen Landseite, immer nur von der dem Park und See zugekehrten Seite au» gesehen werden Vom Schloß aus laufen die langen herrlichen Alleen hoch stämmiger alter Buchen, durch deren Laubwölbungen man überall auf den kaum leis bewegten Spiegel des Esrom- seeS blickt Im Norden des Sees liegt das ehemalige Kloster ESrom, im Westen ist die Turmspitze von Neddebo erkennbar, sonst weit und breit Wasser- und Waldeinsam keit, vom Zug der Wolken und dem leisen Rauschen der Wipfel belebt Man kann sich kaum vorstellen, daß hier jemals ein glänzende» und buntes Treiben vorherrscht; die Macht der Natur, der Jahrhunderte alten Bäume, der einsamen Pfade durch» Grün, der stillen sanstgeschwungenen Ufer muß groß genug sein, um auch der glänzendsten und buntesten Geselligkeit den Charakter de» Idyllischen, länd lich Anspruchslosen aufzudrücken, und die Dänen rühmen, daß der Hoshalt ihre« Königshauses in FredenSborg diesen ihnen offenbar sympathischen Charakter trage. In Jahrzehnten, die ich Schloß und Park nicht erblickt, hat sich hier, soweit meine Erinnerung reicht, nur eines geändert: ein paar hundert Schritte vom eigentlichen Schlosse ist ein glänzender Holzbau russischen Stils, der „russische Pavillon", aufgerichtet worden — ein wunderliches Kunstwerk, das, zur großen nordischen Aus stellung in Kopenhagen herübcrgesandt, den Rückweg nach Rußland nicht gefunden hat Zwischen den Buchen von FredenSborg nimmt er sich wie eine Mahnung an die langjährigen regelmäßigen Besuche der russischen Kaiser familie aus. Ein paar Stunden westwärts von Esromsee, im Nord und West nur durch schmale Landrücken vom Meere ge trennt, liegt der noch viel einsamere Arvesee, an dem sich das Schloß Frederiksvärk erhebt. Doch die Perle dieser nordseeländischen Seen bleibt ohne Frage der von mehreren dänischen Dichtern — Ehr Winther voran — nach Gebühr besungene Furesee. An diesem entzückenden waldumsäumten Gemäßer erscheint der Reiz vertraulicher Anmut und lauschiger Stille, der der dänischen Landschaft eigen ist, gesteigert und gleichsam konzentriert Die Schlößer Fre- derikddal und Drominggaard, sowie einige wenige wald versteckte, grünumwachsene und grünüberwachsene Land häuser schauen auf die klare Flut des in seinen Ufer linien und mit seinem leicht m überschauenden Wasserspiegel besonders köstlichen EeeS hinaus. Ein Sommerabend an oder auf diesem im Waldgrün gleichsam eingebetteten See gehört zum Schönsten, was der Norden zu bieten hat Das wechselnde Licht- und Farbenspiel in und über den Waßern, der leuchtende Glanz in den einzelnen Buchten des SeeS, der Wiederschein purpurner Wolken in zittern den Wellenstreifen, dazu die lautlose Ruhe an den schein bar unbewohnten Waldufern sind in ihrer Art ganz einzig Ein gewißer träumerischer Hauch der dänischen Poesie, den selbst die jüngste Moderne nicht völlig wegzuwischen ver mag, wird hier und wahrscheinlich an zahlreichen ähnlichen Stellen Seeland« vollkommen verständlich und in seiner Berechtigung begriffen Dem Wesen dieser Landschaft ent-
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