Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-22
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage zu 195 des Dresdner Journals. Sonnabend, den 22. August 1896, abends. Sächsisch: Ha«d»erkk- »d K»stge»erte- N«»si I»»ß XlX. Halle für Lederindustrie und Sport. (!. Teil) Durchschreitet man den Mittelgang dieser im Katalog mit bezeichneten Halle, so präsentiert sich zur rechten Hand zunächst eine reiche und sehr übersichtlich geordnete Sammlung von Gerbermaterialien, -Hilf-stoffen, -Appa raten und -Instrumenten, »velche die mit einer Lehr- gerbrrei verbundene Deutsche Gerberschule zu Freiberg mit einer reichen Kollektion von Häuten und Fellen, die an der östlichen Längsseite der Halle zu einem hübschen Ausbau geordnet sind, ausgestellt hat. Wie bei den Fach schulen auf den Galerien des Hauptgebäudes, ist auch dieser MaterialienauSstellung eine Ausstellung von Schüler- ardeiten angefügt, die uns einen interessanten Einblick in den Lehrgang der Gerberschule thun läßt. Modelle aller Art, sowie eine Anzahl von Instrumenten zu gerberischen Untersuchungen vervollständigen die reichhaltige Samm lung Daneben zeigt uns die bekannte und wohl berufene Dresdner Lohgerberei Firma L. Bierling u. a. zu Sohlen für leichteres Schuhwerk bestimmte „VacheS"häute. In einer dieser Häute sind bereits Sohlen mittels Stan zen vorgeschlagen; man kann so sehen, wie bei weiser Ausnutzung des Materials auS einer solchen Rindshaut eine recht ansehnliche Zahl von Sohlen sich gewinnen läßt. Geschirr-, Treibriemen-, Schuhmacher- und „Militär"- leder, worunter Leder zu verstehen ist, auS dem militär ische Ausrüstungsstücke angefertigt werden, sind ebenfalls in schönsten Exemplaren durch dieselbe Firma ausgestellt. Zwei Firmen, die neuerdings in engste geschäftliche Be ziehungen zu einander getreten sind, F. G Sohre- IreSden und Berger u. Co.-Ostritz bieten in einer Koje eine höchst interessante Sonderausstellung. Durch Be handlung mit Chrom, an Stelle von Lohe, ein neues Gerbverfahren, erhält das Leder bei großer Weiche eine unbedingte Wasserdichtigkeit, Dauerhaftigkeit und Ge schmeidigkeit. Die so präparierten Häute werden haupt sächlich als Sohlen sür Sportschuhe und für technische Zwecke — Treib- und Schlagriemen sür Webstühle —, dann aber auch zu Oberleder in der Schuhmacherei ver wendet. Ferner betreibt die Firma die Herstellung von Eattlerleder, im Speziellen Militärleder, farbig, wie naturell in ihren Deubner Werkstätten, während die verbundene Firma in Ostritz hauptsächlich Lackleder in den ver schiedensten Farben und Stärken erzeugt, die, je nachdem, in Wagenbau, wie in der Fabrikation von Portefeuilles, Reisetaschen rc. Verwertung finden. An einem von der Firma Sohre ausgestellten, über zentimeterdicken gegerbten Stück Elefantenhaut können wir sehen, wie selbst die Felle dieser Dickhäuter dem Gewerbe dienstbar gemacht werden AuS solcher Elefantenhaut werden Schleifscheiben zum Polieren von Metallgegenständen hergestellt Die drei genannten Firmen wie auch die Freiberger Gerberschule gehören dem Verbände Sächsischer Leder- produzenten an, der noch durch 16 weitere Mitglieder auf der Ausstellung vertreten ist. Wir nennen von diesen Firmen noch O. Müller-Deuben mit einer Kollektion Treibriemen von etwa 6 bis zu 60 em Breite, letztere für Maschinen bis zu 1000 Pferdekräften. Von behörd licher Seite angestellte Versuche beweisen, daß diese Treib riemen bis 263 Icx Zugfestigkeit auf da? Ouadratzentimeter Riemenquerschnitt besitzen. H. Albanus, wie auch die dem Kataloge nach nicht zum Verbände zu rechnende Firma H. Mell stellen ebenfalls Treibriemen und Leder- schnurcn aus. Letztere finden namentlich bei Nähmaschinen Verwendung. Viel Kopfzerbrechen erzeugt bei den Besuchern ein Kasten mit viereckig ausgeschnittenen und ebenso ausge lochten Stücken roher Häute, „Pickers" benannt. Zur Aufklärung wollen wir verraten, daß diese kleinen elastischen Dingerchen bei der Weberei benutzt werden, um dem Schiffchen den Rückschlag zu geben. Solche Pickers fertigt als Spezialität die Firma Franze u. Co , Seifhenners dorf an. G. W. Scheibe zeigt uns u. a. eine Walk maschine und die zur Gerberei nötigen Handwerkszeuge. Recht ausgiebig und gut ist das Sattlergewerbe auf der Ausstellung vertreten. Kummte für Arbeits geschirre stellen aus u a. H. Leiteritz, O. Ficker und B. Fritzsche; letzterer zeigt auch recht sauber gearbeitete Luruskummte. L. F. Händler bringt eine Neuheit in der Verbindung der Geschirrzugriemen mit den Kummten, die deren AuSlösen wesentlich erleichtert. Sehr gut aus gestellt hat, wie schon bei den jährlich wiederkehrenden hiesigen Pserdeausstellungen hervorgetreten ist, die bekannte Bautzner Firma G E. Leuner. Sie führt uns sowohl Hofgala- wie auch Juckerge^chirre in vorzüglicher Hand arbeit vor; auch die durch diese Firma gelieferten Sättel und Kopsgestelle sind vorzüglich gut gearbeitet. F. Risses Sättel und Geschirre genießen seit Jahren bewährten Ruf. Spezialität der Firma sind federnde Sattelbäume, durch die die Pferde vor Druckschäden bewahrt bleiben Zu den ältesten und dabei bestrenommierten Sattlerfirmen Sachsens gehört auch die von L. Erzelius-Leipzig. Zwei im Besitze derselben befindliche Ehrenzeugnisse aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts, also zu einer Zeit von den König!. Sächs. obersten Staatsbehörden ausgcfertigt, wo solche Zeugnisse nur selten erteilt wurden, bezeugen, daß die Firma schon vor langen Jahrzehnten sich eine« wohlgegründeten Rufe» erfreute. Den Schwerpunkt scheint die Firma auf die Herstellung eleganter Sielenzeuge und Juckeraeschirre zu legen Die Firma H Geißler hat die Ausstellung mit ebenso geschmackvollen, wie gut gearbeiteten Erzeugnissen au« ihrer wohlbekannten Sattlerwerkstatt beschickt. Neben mehreren Hofgalageschirren sollen die in Naturell-Leder gearbeiteten und mit eingebrannten Wappen verzierten Juckergeschirre, deren silberplattierter Beschlag in seiner Einfachheit den guten Geschmack verrät, dem Kenner auf Auch A Schneider zeigt hervorragend gut gearbeitete Sattlerarbeiten Die Stepparbeit, durchgehend mit der Hand angrsertiat, ist so gleichmäßig autgeführt, daß sie die volle Anerkennung verdient Von den durch H Schlagehahn ausgestellten sehr gut gearbeiteten Ge schirren verdient besonders ein rotjuchtenes und ein au- sogenanntem Münchener Leder mit aufgepreßten EchweinS- narben angefertigteS Einspännergeschirr hervorgehoben zu werden RA Richter zeichnet sich besonders durch seine vorzüglich gearbeiteten OsfizierS-Reitequipierungen aus. E Bank zeigt ein fein gearbeitetes Cabriolcttgtschirr auS russisch grünem Leder mit wunderbar gleichmäßiger gelber Seidenstepperei als besonders schönes Ausstellungsstück Bei C. W Enterlein finden wir sehr sauber gearbeitete Sättel, Reitzeuge und Luxusgeschirre. Man kann mit vollem Recht behaupten, daß die säch sischen Sattler sich durchaus nicht vor einem Wettbewerb mit ihren Wiener und englischen Geschäftskollegen zu scheuen brauchen Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Solidität in der Ausführung, durch Geschmack und — was bei Pferdeequipagen ausschlaggebend ist — durch Leichtigkeit aus Zu bedauern ist es, daß einzelne große Firmen, wie beispielsweise Geißler u. Hast, die Offizier-Reitequipierungen von hervorragender Güte liefern, die Ausstellung nicht beschickt haben Nachrichten aus den Landtsteilen. Leipzig, 21 August. Nach dem Stand der Arbeiten in und an der Johanniskirche kann als Termin der Einweihung des Gotteshauses der 31. Oktober d I. inne gehalten werden. Im Äußeren ist außer kleineren Arbeiten noch der Abputz zu bewerkstelligen, im Innern sind die Abputzarbeiten ebenfalls im vollen Gange, und emsig sind die Künstler thätig, dem großen Hellen Raume reichen Wandschmuck zu verleihen Die Decke ist bereits fertig ge stellt. Die hohen Fenster werden zunächst nicht mit Malereien versehen. Die Gebeine Johann Sebastian Bachs werden bekanntlich in der Johanniskirche beerdigt werden; jetzt befinden sie sich noch in der Anatomie in Ver wahrung des Hrn geh. Medizinalrates Professor I)r. His Für das Bachdenkmal sind bis jetzt über 15 000 M. eingegangen. — Gegenwärtig hält hier die sozialistische Agitatorin Frl. Baader aus Berlin Vorträge Gestern abend sprach sie in einer von 600 Personen besuchten Versammlung in L-Anger über „die Ausbeutung der kaufmännisch Angestellten durch den Kapitalismus" und- über den 8-Uhr-Ladenschluß. Die Rednerin befürwortete in erster Linie die Verkürzung der Arbeitszeit für alle diejenigen, die in Verkaufsgeschäften angestellt sind Die Versammelten, zu zwei Dritteln Frauen, erklärten sich in einer Resolution mit den Ausführungen der Referentin einverstanden und beauftragten das Bureau der Versamm lung, die Resolution der sozialdemokratischen Fraktion ein zusenden. * Zschopau, 22. August. Gegen die übliche Fang prämie ist gestern an hiesiger Ratsstelle eine Kreuzotter abgeliesert worden, die 10 Junge enthielt * Riesa, 21. August. Bei dem vor kürzerer Zeit hier abgehaltenen sächsischen Schuhmachcrverbandstage, welcher, wie berichtet, mit einer Ausstellung von Lehrlings- erzeugnissen auS den Fachschulen und von fertigen Arbeiten verbunden war, welch' letztere bei den Obermeistern der Innungen gefertigt sein mußten, hatten 59 Lehrlinge fertige Arbeiten ausgestellt, und zwar durchgehends so musterhafte, daß die Preisrichter eine, wenn auch erfreu liche, so doch nicht leichte Arbeit hatten Es konnte nicht ein einziger Aussteller von der Prämiierung ausgeschlossen werden Es erhielten, wie nunmehr bestimmt wurde, den ersten Preis 9, den zweiten 26 und den dritten 24. Die Preise bestehen aus Handwerkszeug, welches die betreffen den Innungen zu liefern haben * Pirna, 21. August. Auf dem Pfaffenstein fand man vor einigen Tagen beim Nachgrabcn an derselben Stelle, an der man kürzlich die zahlreichen Urnen gefunden hatte, einen interessanten Bronzegegenstand, der aus einem kleinen, sauber gearbeiteten Stahe besteht, an dessen beiden Enden sich löffelartige Ausarbeitungen befinden. Der Wirt des Pfaffenstein-Restaurants beabsichtigt, seine Funde in einem Schranke aufzustellen, sodaß man in Zu kunft auf der Höhe des Berges ein kleines „Pfaffenstein museum" antreffen wird. Im Herbst, wenn der Fremden verkehr auf dem Berge etwas nachgelassen hat, sollen die Nachgrabungen fortgesetzt werden. Interessant ist übrigens die am Fuße des Felsens sich hinziehcnde gewaltige Mauer, welche man etwa eine halbe Stunde weit ver folgen kann Freilich bietet dies oft Schwierigkeiten, da Vermischtes. * Die chinesisch-japanische Setzerei in der Reichsdruckerei Im „Archiv sür Post und Telegraphie" macht Betriebsinspektor Täschner in Berlin folgende Mit teilungen über die ncugegründete chinesisch-japanische Ab teilung der Reichsdruckerei in Berlin. Mancher Leser hat schon in einer Buchdruckerei die Arbeit des Setzers be obachtet, der aus dem vor ihm stehenden Setzkasten mit flinker Hand Buchstaben auf Buchstaben hcrausholt, um sie zu Zeilen zusammenzufügen. Solch ein Kasten zur Herstellung von Satz mit deutschen Lettern hat etwa 100 Fächer, in welchem das große und kleine Alphabet, Ziffern, Ausschluß :c. untergebracht sind Viele Übung und große Aufmerksamkeit sind nötig, um Fehler zu vermeiden und den Satz allen Anforderungen entsprechend zu voll enden Und doch, wie einfach erscheint die Arbeit eines deutschen Setzers gegenüber der seiner Kollegen in Japan und China Bekanntlich ist die chinesische Schrift eine ein silbige Wortschrift; jedes Zeichen stellt einen Begriff dar. Wenn auch von den 50000 vorhandenen verschiedenen Zeichen viele veraltet sind und nur der Vollständigkeit halber in den Wörterbüchern weitergeführt werden, so sind doch z. B. zunl Satz der Bibel in chinesischer Schrift etwa 4500 verschiedene Zeichen nötig, welche v»n einem chinesischen Setzer gekannt und gelesen werden müssen Die japanische Schrift ist aus der chinesischen entstanden. Im 3 . Jahr hundert n Ehr. traten die Japaner mit den Chinesen in Verbind ung Chinesische Litteratur drang in Japan ein und mit ihr die chinesische Schrift. Da diese Schrift auf die mehrsilbige japanische Sprache nicht überall anwendbar war, so wurde die Schaffung einer eigenen Schrift nötig, und man ver wendet jetzt im Japanischen außer einem großen Teil der chinesischen Zeichen eine Silbenschrift (Hiragana und Kata kana), die im allgemeinen zur Wiedergabe von Partikeln sowie von Endungen der Zeit- und Eigenschaftswörter gebraucht wird. Die Hiragana ist aus der chinesischen Kursivschrift, die Katakana aus der chinesischen Ouadrat- schrift entstanden. Hiragana und Katakana enthalten je 72 Silben, also ebenso viele Zeichen; die erstere umfaßt außerdem eine große Anzahl Varianten. Die Anwendung dieser Schriftarten entspricht ungefähr derjenigen der deut schen und lateinischen Schrift in unserer Sprache, d. h. bei wissenschaftlichen Arbeiten und Drucksachen wird meist Katakana angewandt, bei allen andern dagegen Hiragana. Im Japanischen läßt sich die Aussprache jedes chinesischen Zeichens in Hiragana und Katakana wiedergeben. Von dem japanischen Setzer muß außer der Kenntnis der japa nischen Schrift das Beherrschen von etwa 5000 der häu figsten chinesischen Zeichen gefordert werden Japanisch und Chinesisch wird von oben nach unten gelesen, die Zeilen reihen sich von rechts nach links aneinander Zur Bewältigung seiner schwierigen Aufgabe werden dem chine sischen oder japanischen Setzer mehrere Untersetzer bei gegeben, welche die einzelnen Zeichen herbeiholen müssen, während er selbst mit dem Aneinanderreihen der Zeichen zu Zeilen beschäftigt ist. Das Manuskript wird in schmale Streifen zerschnitten und an die Untersetzer verteilt. Diese suchen aus großen offenen Schränken die Zeichen heraus, wobei sie den Namen des Schriftzeichens fortwährend laut aussprechen, denn sie können das Zeichen nicht heraus finden, wenn sie nicht dessen Laut hören In neuerer Zeit trat auch an die Reichsdruckerei die Notwendigkeit heran, sich zur Ausführung von größeren Drucksachen in chinesischer und japanischer Sprache mit dem erforder lichen Schriftmaterial zu versehen beziehungsweise neue japanische Typen zu beschaffen und den vorhandenen Vor rat an chinesischen Typen entsprechend zu vervollständigen. Es konnte des Deutschen Reiches unmöglich würdig er scheinen, daß seine Gelehrten, das Seminar für orienta lische Sprachen oder Industrielle bei der Herausgabe größerer wissenschaftlicher Werke in den genannten Sprachen oder behufs Verbreitung geschäftlicher Nachrichten in Lst- asien auf Druckereien in Paris oder Wien angewiesen waren, weil niemand innerhalb Deutschlands die Druck legung zu übernehmen vermochte. Die Reichsdruckerei er kannte es als ihre Aufgabe, hier helfend einzutreten Im Einvernehmen und durch Vermittelung des orientalischen Seminars gab sie die japanischen Typen bei der Tokio Tsukiji Type Foundry in Tokio, die chinesischen bei der Presbyterian Mission Press zu Schanghai in Auftrag und benutzte die Zeit bis zum Eintreffen der Typen in Berlin dazu, drei befähigte junge Leute aus ihrem Setzerpersonal am Seminar für orientalische Sprachen so weit ausbilden zu lassen, daß sie im stände sind, japanischen und chine sischen Satz autzzuführen Um die gelieferten Typen, rund die Mauer an vielen Stellen von dichtem Gestrüpp ost gänzlich überwuchert ist. * Schöna a. Elbe, 22 August. Gestern vormittag wurde auf hiesigem Bahnhofe ein mächtiger Steinblock, der nach Dresden bestimmt und über 9 ebn» besten gelb lichen Eteinmaterial« enthält, verladen Denselben liefert die bekannte Steinfirma Vogel u. Müller, die unweit der hiesigen Station einen sehr leistungsfähigen resp. ergiebigen Steinbruch besitzt Zum Transporte des Steinkolosses war eine Lowry von 600 Zentnern Tragfähigkeit nötig; der Stein wird nach Ankunft in Dresden dem Werkplatze des Hrn Steinmetzmeister Spitzbarth zugeführt, um daselbst zu Bildhauerzwecken Verwendung zu finden Zu Heitz geliebt. Roman von Enrico Castelnuovo. 17 (Fortsetzung.) „Meine Mädchen schwärmen für Ihre Enkelin", sagte Graf Galliniolli zu seiner Dame, indcm er sie in das Empfangszimmer führte, wo schon mehrere andere Damen saßen. „Zu liebenswürdig", erwiderte die Gräfin Lucrezia. „Ich möchte mich doch aber nach dem Mädchen um sehen. Es ist ihr erster Ball". . . . „Ja, ja, liebe Gräfin", erwiderte Graf Andrea lachend, „fürchten Sie nichts . . . Manche benehmen sich noch nao zehn Jahren ungeschickt und linkisch in einem Salon, während andere gleich beim ersten Auf treten sich darin so wohl fühlen, wie der Fisch im Wasser, und Ihre Eilli gehört zu diesen letzteren . . . Wer weiß, wie viele junge Leute sich ihr unterdessen schon haben vorstellen lassen! ... Ich wette, sie hat bereit» alle ihre Tänze vergeben!" „Ist wohl möglich; aber diese Vorstellungen . . ." „Lassen Sie nur meine Tochter machen, Gräfin Lucrezia. Die« ist das Fest der Backfischchen, ver trauen wir ihnen . . . Jedenfalls zieht die Vorstell ung eines Tänzer» keine Verpflichtung für die Zu kunft nach sich." Wollte sich Gräfin Torniglioni nicht lächerlich machen, so mußte sie sirb zufrieden geben. Sie setzte sich also auf ein Sofa, zu zwei ihr bekannten Damen, die ihr einen Platz emräumten, indem sie sagten: „Welch ein Wunder! . . . Sie hier, und Ihre Enkelin? . . Graf Galliniolli, der sich den andern Gästen widmen mußte, verabschiedete sich mit einer Verbeug ung von ihr. Wie sich's von selbst versteht, hatte Cilli von der Großmutter eine ganze Liste von Ermahnungen und Ratschlägen erhalten. Tanze vorzüglich mit denen, die unser Haus besuchen. Vermeide, wenn möglich, neue Vorstellungen, geht es nicht anders, sei höflich, aber zurückhaltend, und tanze nicht mehr als einen, höchstens zwei Tänze mit demselben Herrn Behalte die Namen Deiner Tänzer im Gedächtnis, um sie mir später wiederholen zu können. Alle diese Lehren hatte Cecilia schon vergessen, als sie sich noch auf der Treppe des Palastes Galliniolli befand. Ihr Herz klopfte stürmisch, ein einziger Gedanke erfüllte sie. Wird sie Umberto Seriani sehen? Wenn er nicht da wäre? Oder wenn er sich nicht um sie kümmerte? Wenn er einer anderen den Hof machte? Bald sollten ihre Zweifel zerstreut werden, Um berto Seriani stand im Ballsaal. DaS Orchester hatte gerade aufgehört zu spielen, und die Paare gingen plaudernd auf und ab Er stand allein, auf eine Konsole gelehnt, die Blicke auf die nach dem Vorzimmer führende Thür gerichtet. In dem Knopfloch seiner Uniform trug er ein Veilchensträußchen, welche« er jetzt jeden Tag er neuerte, seit ein reizender Mund diese Blumen über alle andern gestellt hatte. Cecilia erregte allgemeine Bewunderung bei ihrem Eintritt in den Ballsaal. Umbertos Gesicht strahlte, er ging auf eine der Komtessen Galliniolli zu und sagte: „Komtesse, darf ich bitten, mich vorzustellen?" „Gern", erwiderte die Komtesse mit etwas malitiö- sem Lächeln, dem man anmerkte, sie wisse wohl, worum es sich handele. „Herr Lieutenant Umberto Seriani; Komtesse Cecilia Gilleri-Torniglioni." Um keinen Irrtum zu begehen, sagte die Komtesse beide Namen, dann fügte sie hinzu: „Sie sind ja HauSnachbarn, Sie kennen sich wohl schon, wenigstens von Ansehen." Errötend neigte Cecilia zustimmend dcn Kopf. „Ja, gewiß", stammelte Umberto — dann sich zu Cecilia wendend: „Darf ich um Ihre Tanzordnung bitten?" Die Vorstellungen nahmen kein Ende. Cecilia verbeugte sich mechanisch, ohne auch nur einen dieser Namen, eine dieser Physiognomien im Gedächtnis zu behalten. „Die erste Polka ist schon getanzt wordcn", sagte Seriani, „jetzt kommt der Walzer. Aber da ist schon ein Zeichen." „Ja", antwortete Cilli. „Ich habe ihn Pollini gegeben... Jedoch, wenn er nicht käme.... Jedenfalls können wir ein paarmal tanzen, denn er ist immer gleich müde." Umberto Seriani dankte freudig. Dann fuhr er 100 000 an der Zahl, zweckentsprechend unterzubringen, bedurfte e« erheblich mehr Raumes, als man im allge meinen anzunehmen geneigt ist, haben sie doch aneinander gereiht eine Länge von nicht weniger als 500 lausenden Metern In der Mitte befinden sich auf zwei Pulten die Kästen mit japanischen Typen, im Hintergründe am Fenster die Arbeitsplätze von zwei Setzern. Rund herum, rechts beginnend, sind zwischen Leisten die chinesischen Typen nebeneinander aufgerciht. Zwei Setzer hatten sechs Wochen lang angestrengt zu arbeiten, um die Typen zu ordnen und aufzustellen. Es sind in der Reichsdruckerri etwa 10 000 verschiedene Zeichen vorhanden, trotzdem ergeben sich beim Setzen fast täglich neue, nicht vorhandene Zeichen, welche dann in der Gravierabteilung der Reichsdruckerei geschnitten werden. * Über den Gesellschaftsgeist der Chinesen macht das Wiener „Fremdenbl" folgende interessante Mit teilungen: Einer der markantesten Charakterzüge der Chinesen ist ihr Hang zur Assoziation, der instinktiven Lösung der sozialen Frage durch Verallgemeinerung der Einzelinteressen innerhalb des engen, strenge beschränkten Rahmens der Kaste Der menschlichen Erwerbszweige giebt cS, nach dem chinesischen Sprichworte, so viele wie Tage des Jahres Jeder derselben bildet in jeder Stadt und jedem größeren Flecken des „Reiches der Mitte" eine Gesellschaft Diese Gesellschaften stehen, gleichberechtigt ohne Rücksicht auf die größere oder kleinere Zahl der Teilnehmer, mit einander in Verbindung und schulden einander rat- und thatkräftige Unterstützung Die ältesten dieser Vereinigungen sind naturgemäß die der Ackerbauer und Kaufleute. Später entstanden jene der Handwerker, Künstler und der anderen intellektuellen Berussarten Sie haben die Regeln und Satzungen der alten Clans über nommen und halten sie mit gleicher Pflichttreue Auch in der Gesellschaft der geistigen Arbeiter giebt cs Lehr linge, Gesellen und Meister, und man avanciert da nach Fleiß, Geschicklichkeit und der Dauer der Genossenschafts angehörigkeit Jeder Teilnehmer irgend einer Genossen schaft muß bei seinem Eintritte je nach seinem Stande und Vermögen eine Kaution erlegen, welche die Befolgung der Vcreinsgesetze verbürgt und bei statutenwidrigcm Ver halten dem allgemeinen Kastenfonds zusällt. Diese Statuten der einzelnen Gesellschaften sind, selbst bei den unbedeutendsten, meist umfangreiche Nollcnschriftstücke, verziert mit den tausend unnützen Redeblumen der Chinesen, enthalten aber unter dem barockverzopften Schnörkelstyle oft Wcisheits- sprüche, die von Konsucius hcrzustammen verdienten. So unter anderen ein Passus in den Vorschriften der Postgesell schaften. In China ist nämlich auch die Brief- und Paket- besörderung Privatsache Die Kaiserliche Post besorgt blos amtliche Nachrichten, Regierungsbefehle und die Korrespon denz der Staatswürdenträger. In den Statuten der „Vereinigten Posthalter" nun beißt es: „Unsere Unternehmung haftet sür unversehrte Übergabe und sür jede Verspätung, falls sie nicht durch irrige Überschrift verursacht wird. Ünserc Beamten sind zur möglichst raschen Abfertigung der Wartenden und vor allem zur Höflich keit verpflichtet, denn sie sind des Publikums willen, nicht dieses ist der Beamten wegen da." Sehr hübsch beginnen auch die Statuten der Fischhändler von Ning-Pu: „Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit ist die erste Bedingung der Aufnahme in unsere Zunft, denn das Gedeihen jedes Handels beruht auf der Zufriedenheit beider Teile." Eines der interessantesten öffentlichen Gesellschaftsbilder bieten die Geldwechsler und Bankiers, die durch ihre Unent behrlichkeit für den Handelsverkehr dcn bedeutendsten Ein fluß auf alle Geschäfte des Inlandes und die politischen Verbindungen mit dem Auslande nehmen In Shanghai allein gab es vor ungefähr zehn Jahren 55 assoziierte Bankiers und 66 Wechsler, die sich die „Unabhängigen" nannten, unter dieser Bezeichnung aber wieder einen Verein bildeten, der sich strikte an die Satzungen der „Abhängigen" hielt. Ter chinesische Bankier ist ein Kaufmann, der sich von einem Thee- oder Seidcnhändler nur durch die Sparsamkeit seiner Geschäftsführung unterscheidet Während die übrigen Aus lagen durch ihre Farbenpracht und die rcichvcrgoldeten Schnitzereien ihrer Einfassungen, durch bunte Wimpel, Laternen :c. auffallcn, entziehen sich die Läden der Wechsler dem Auge des Fremden. Sie bedürfen des äußeren Prunkes nicht, um gesucht zu werden. Mit Stolz rühmen sich ihre Inhaber, dcm Berufe nach Kaiserlicher Abkunft zu sein und ihre abendländischen Kollegen an Stammbaum- längc bedeutend zu überragen. Die alten Kaiser von China liehen nämlich, erhaben über jedes Vorurteil, Geld auf Zinsen an ihre Unterthanen. Unter der Dynastie Tscheu, welche von 1122 bis 255 vor Christus regierte, wurde ein regelrechtes Bankinstitut zur Erhebung des Tributes für den Kaiserlichen Schatz und der öffentlichen Geldanleihe aus demselben geschaffen Tscheu XVII, ge nannt die „Goldene Kralle", soll sogar den Wucher für sich teilweise monopolisiert und bei Todesstrafe verboten haben, im Umkreise von 12 Meilen um die Hauptstadt eine Anleihe anderswo, als bei der Kaiserlichen Kasse zu machen. Das Kapital mußte so, wie es geliehen wordcn, in Barem zurückerstattet werden. Die Interessen wurden durch Viktualien und Warenlieferung sür dcn Hof, meist aber durch Robot und Zwangsarbeit gezahlt, bei welcher natürlich ein Tag nicht eben hoch angerechnct wurde. Ein späterer Nachfolger des Tscheus, Kaiser Wang-Wang (er scheint zu gut für die chinesische Welt fort: „Dann nehme ich mir die erste Quadrille, den zweiten Walzer und . . . „Lassen Sie aber auch noch etwas für uns übrig", riefln die andern. „Die Komtesse wird uns doch nicht so fortschicken wollen." In diesem Augenbl ck fielen Cecilia die großmütter lichen Ermahnungen ein. Mit stummer Bitte nahm sie ihre Tanzordnung aus den Händen Serianis. Cs kam ihr aber die glückliche Idee, sich die zweite Hälfte des Teiles noch freizuhalten. — „Geben Sie aber acht, denn nach dem zweiten Kontretanz nehme ich kein Engagement an " „Warum?" „Weil ich wahrscheinlich fortgche . . ." „Sie . . . fortgehen . . . Woran denken Sie . . . Jedenfalls, sollten Sie fortgehcn, sind die Engagements gelöst. Erlauben Sie, daß wir uns inzwischen ein schreiben." „Entschuldigen Sie, ich sagte nein." Diese Worte wurden in so bestimmtem Ton ge sprochen, daß niemand mehr in sie zu dringen wagte. Jetzt ertönten die Klänge des Walzers. — „Da Ihr Tänzer nicht da ist" . . . fing Seriani, welcher die ganze Zeit neben Cecilia gestanden hatte, ungeduldig der Augenblicks harrend, wo er sie allein würde sprechen können, an. „Ihr Tänzer ist hier", sagte Pollini, der ganz atemlos ankam. „Ich suchte Sie bei Gräfin Lucrezia . . . Aber ich komme ja noch zur Zeit." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)