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Dresdner Journal : 22.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-22
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1896
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Aus diesen Wahrnehmungen schöpft man eine aussichtsvollere Be urteilung der Dinge, und man glaubt, daß die in Wien ausgegebene Parole, es müsse sehr bald etwas Ent scheidendes gethan werden, von allen Großmächten, auch von England angenommen worden ist und nun mehr in die entsprechenden Maßnahmen umgefetzt wird. Mehr als eine Erfahrung warnt zwar davor, in der kretensifchen Frage dem Anschein günstiger Wendungen zu vertrauen, aber diesmal mochte man doch die Hoffnung auf eine ersprießliche Aktion nicht ganz von sich wnsen Wir geben deshalb auch eine an uns gerichtete diesbezügliche Zuschrift aus Lon stantinopel wieder, obgleich der darin bekundete Optimismus wohl schon zu weit geht. Es wird in der Zuschrift ausgeführt: Die Entscheidung in der kretensischen Frage dürfte nahe bevorstehen. Die letzten für die türkischen Truppen ungünstigen, äußerst blutigen Kämpfe auf Kreta und die gefahrvolle Lage in Makedonien sowie auch die bittere Finanznot hiben die Pforte von der Erfolglosigkeit ihres Festhaltens am Haleppa vertrag, als äußerster Grenze der den Kretenferu zu gewährenden Zugeständnisse überzeugt, sodaß der jetzt in Konstantinopel von den europäischen Vertretern wieder unternommene energische Vermittelungsversuchsauf einer den Aufständischen zusagenden Unterlage alle Aussicht hat, einen friedlichen Ausgleich zwischen den letzteren und der türkischen Regierung herdeizuführen. Die Wiederaufnahme des Vermittelungswerkes geschah diesmal unter Vorantritt des diplomatischen Vertreters Österreich Ungarns, der nach gepflogenem Meinungsaustausch mit dem deutschen Botschafter und in Übereinstimmung mit dem russischen Vertreter in Konstantinopel, sich bei der Pforte für die Einführung von Reformen in größerem als in dem vou der türkischen Regierung bisher zugestandenen Umfange verwendete und der die Berater des Sultans auch Benkert, Sek.-Ltnt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw.-Bez Rnnaberg, v. der Decken I., Prem-Ltnt. von der Kav. 2. Auf gebots des Landw.-Bez. Leipzig, — behufs Ueber- führung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. O. Im La«itiit--Korps. De« IS. Augvst 189«. vr. Stölzner, Unterarzt des 3. Feld-Art.-RegtS Nr. 32, Overman, Unterarzt der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, — zu Assist-Aerzten 2. Kl. befördert. vr. Cahnheim, Stabsarzt der Res. des Landw.-Bez. Dresden-Ältst., mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt. Hartmann, Sek.-Ltnt. vom Train-Bat. Nr. 12, — zu Prem.-Ltnt«., vorläufig ohne Patent, Tagesgeschichte. Dresden, 22. August. Se. Majestät der König werden am Montag, den 24. August, vormittags 10 Uhr 3:5 Minuten von Rehefeld hier wieder ein- 2. Gren.-Regts. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", behufs Auswanderung, Maaz, Sek.-Ltnt. von der Res. des 7. Jnf.-Regts. „Prinz Georg" Nr. 106, wegen überkommener Feld- und Garnisondienstunfähigkeit, v. Hake, Prem.-Ltnt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, wegen überkommener Feld- und Garnisondienstunfähigkeit unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension, — der Abschied be willigt. Den Prem.-Ltnts. von der Inf. 2. Aufgebots: Voigt vom Landw.-Bez. Dresden-Ältst., vr. Kretzschmar vom Landw.-Bez. Freiberg, Flemming vom Landw.-Bez. Leipzig, Srue»«uuse«, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Ttb»rt««k»t der Kinanzen. Bei der fiskalischen Straßen- und Wasserbau-Verwaltung sind er nannt worden O-kar A bin Kaubisch, zeithcr Hasenbau schreiber, al- Expedient bei der Straßen- und Waßer-Bauinspektion Annaberg; Paul Heinrich Schildbach, zeither StadtbauamtS- expedient, als Expedient bei der Straßen-und Wasser-Bauinspek tion 11 zu Pirna. fördert. Im Beurlaubtenstande. D«t 19. August 1896. vr. Köthnig, SeT-Ltnt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Leipzig, zum Prem.-Ltnt. be fördert. v. Carlowitz, Sek.-Ltnt. a. D., zuletzt im 2. Iäger- Bat. Mr. 13, in der Armee und zwar als Sek.- Ltnt. der Res. bei dem 3.Jäg.-Bat. Nr. 15 wieder- angestellt. v. Abschir-Sbewilligimgen. Im aktiwen Heere. De« 19. August 1896. Canzler,Major und Bats.-Kommandeur vom 9. Jnf.- Regt Nr. 133, in Genehmigung seines Abschieds gesuches, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Unifoim des I. (Leib-) Gren.-Regts. Nr. 100 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur thatsächli^ bewogen zu habe» scheint, den Fi ieden mit den Kremisern durch weitergehende Berücksichtigung ihrer bekannten Mehrforderungen anzustreben. Wie hier verlautet, hat der Sultan in einer mit dem deutfchen Botschafter gepflogenen Unterredung sich zu der Ansicht bekehren lassen, daß eine Verstän digung mit den Kretensern nur durch ein höheres Maß von Entgegenkommen, durch eine Erweiterung des Haleppa-Vertrages möglich und daß es empfehlens wert sei, wenn die Pforte sich nicht noch länger dieser Notwendigkeit verschließe, wenn anders größere Ver luste für das türkische Reich vermieden werden soll ten, zumal die türkische Regierung von russischer Seite keinerlei Unterstützung und Schutz zu erwarten hätte, wenn ihre Weigerung, mit den Kretensern auf dieser Unterlage Frieden zu machen, die inter venierenden Mächte zu weiteren energischen Schritten her ausfordern müßte. Ferner wird hier bestimmt versichert, daß die Einmütigkeit der europäischen Mächte, die in folge der Absonderung Englands in der Blockade frage erschüttert war, nunmehr wieder hergtstellt, daß auch die englische Regierung mit dieser neuesten Verwickelungsaktion der festländischen Mächte in Kon stantinopel völlig einverstanden ist. Der Erfolg der letzteren ist dadurch außer Frage gestellt, wie denn auch schon die griechische Regierung davon verständigt worden ist, daß die Lösung der kretensischen Frage in Übereinstimmung aller europäischen Mächte auf der Unterlage der erweiterten Autonomie Kretas gesucht werden müsse, und daß dieKretenser es bei dieser Entscheid ung ihres ferneren Schicksals zu bewenden lassen hätten. Die Maßnahmen der türkischen Machthaber auf Kreta deuten darauf hin, daß sie sich schon auf die durch Intervention der Mächte geschaffene neue Loge einzurichten beginnen. Die türkischen Truppen haben Befehl erhalten, alle Kämpfe mit den Aufständischen zu vermeiden und sich aus dem Innern des Landes in die befestigten Küstenstädte zurückzuziehen. Auf diese Weise ist eine natürliche Scheidungslrnie zwischen den Aufständischen und der türkischen Truppenmacht gezogen; bis zum Abschluß eines neuen Vertrags sollen erstere im Innern, die türkischen Truppen aber in den von den europäischen Kriegsschiffen „beaufsichtigten" Lüstenorten für die Aufrechterhaltung derOidnungsorgen. Der Generalgouverneur von Kreta, Georgi Berowitsch Pascha, hat seinerseits die Vertagung der National versammlung angeregt, um beiden Parteien die Mög lichkeit zu verschaffen, in zusammenhängenden Be ratungen über die ihrer Begutachtung vorgelegten Ausgleichsvorschläge schlüssig zu werden. Die Friedens- Verhandlungen selbst werden mit oder ohne Beihilfe des spezialbevollmächtigten Unterhändlers der Pforte, Zichni Pascha, mit den Führern der Aufständischen von den europäischen Konsuln vermittelt, um den Kretensern Gewißheit zu geben, daß die europäischen Mächte es mit ihrer Vermittelungsaktion sehr ernst nehmen, daß sie aber auch von der Epitropie für die Friedcnsvorschläge das weitgehendste Ent gegenkommen erwarten So hofft man, daß es ge lingen werde, die Mehrforderungen der Kretenser auf das durch die notwendige Rücksichtnahme auf die staatlichen Oberhoheitsrechte der Türkei und den Schutz der kretensischen Mohammedaner gegen Übergriffe von ieiten der künftigen christlichen Jnselverwaltung ge botene Maß zurückzuführen und daß nun endlich verbind liche Friedensabmachungen ohne weitere Verzögerung zustande kommen werden, die dann unverzüglich der nur vertagten Nationalversammlung zur Beschluß fassung vorgelegt werden sollen DreSde«, 22. August. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist heute Vormittag nach Gmunden gereist. Dre-de«, 22. August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Portepeefähuriche u. f. w. .4. Srneuuuuge«, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Den 14. «agust 1896. Nicolai, charakteris. Lberst-Ltnt- z. D. und Be zirksoffizier vom Landw.-Bez. Döbeln, zum Kom mandeur des Landw.-Bez. Zittau ernannt. Den 19. Angnst 1896. v. Minckwitz, Unteroffiz, vom Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, zum Port.-Fähnr. ernannt. Bierey, Prem -Ltnt. vom 3. Feld-Art-Regt. Nr. 32, mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform, in das 1. Feld Art.-Rgt. Nr. 12, Schultz, Prem.-Ltnt. vom 1. Feld-Art.-Regt Nr. 12, in das 3. Feld-Art-Regt. Nr. 32, — versetzt. Lemcke, Sek.-Ltnt. ä I» suit« des 1. Feld-Art- RegtS. Nr. 12, vom 1. Oktober d. I. ab auf ein weiteres Jahr beurlaubt. Siegel, Sek-Ltnt. und 2. Offizier beim Traindepot, Hänsel, Sek-Ltnt. L In suite des Train-BatS. Nr. 12, kvmmandirt zur Dienstleistung beim Train depot, treffen, Allerhöchstsich vom Böhmischen Bahnhofe ins Königl. Residenzschloß begeben und daselbst die Vor träge der Herren Staatsminister rc. entgegennehmen. Am 28. und 29. August gedenken Se. Majestät im Königl Schlosse zu Wermsdorf Aufenthalt zu nehmen, um am 28. August den Übungen der II. Division Nr. 24 und TagS darauf den Manövern der zusammengezogenen Kavalleriedivision beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit wollen Se. Majestät der König geruhen, das Offizierskorps AUerhöchstseines Königl. Preuß. 2. Garde-Ülanenregiments, welches an den vor erwähnten Kavallerie - Divisionsmanövern teilnimmt, zur Königl. Tafel im Schloß Wermsdorf zu empfangen. Dresden, 22. August. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich heute morgen 6 Uhr 35 Min. mit dem fahrplan mäßigen Zuge nach Weißig, um daselbst von 8 Uhr an der Besichtigung der 5. Jnfanteriebrigade Nr. 63 bei Colmnitz beizuwohnen. In der Begleitung Sr. Königl. Hoheit befand sich der Chef des General stabes Oberst v. Broizem und der Hauptmann im Generalstabe des Generalkommandos v. Watzdorf. Se. Königl. Hoheit traf 12 Uhr 23 Min. von Großenhain kommend wieder in Dresden ein Dresden, 22. August. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert trifft morgen früh 8 Uhr 22 Min. aus Süddeutschland in Begleitung Seines persönlichen Adjutanten Premierlieutenant v. Schönberg wieder in Dresden ein und begiebt Höchstsich nach der Prinz- lichen Villa in Hosterwitz. Se Königl. Hoheit wird von Montag ab in dem Stabe der 3. Division Nr. 32 den Herbstübungen beiwohnen. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser beabsichtigten, heute gegen Mittag in Berlin einzutreffen und Sich nach dem Kasernement des 3. Garderegiments z. F. zu begeben, um der Einweihung des auf dem Kasernenhofe den ge fallenen Kameraden errichteten Denkmals beizuwohnen. Nach der Einweihung gedachten Se Majestät das Früh stück im Kreise des Offiziercorps im Kasino desselben ein zunehmen — Unter der Überschrift „Parlamentarische Er innerungen an den General Bronsart v Schellen dorff" bringt die „Bonner Ztg." Episoden aus dem parlamentarischen Auftreten des früheren Kriegsministers, die ja noch in vieler Leser Gedächtnisse sein werden, auf die man aber jetzt doch wohl paffend zurückverwcisen darf. Wir greifen aus der Zusammenstellung das Folgende heraus: DeS Kricgtzministers erstes Austreten im Reichstage gleich nach seiner Berufung war nicht sehr glücklich gewesen: er litt unter einer sehr starken Heiserkeit, was ihn jedoch nicht hinderte, auf die Angriffe der Sozialdemokraten gegen die Militärverwaltung zu erwidern Die ungewohnte Schärfe — sein Vorgänger General v. Kaltenborn be gnügte sich nur mit einigen Protestworten, und General Verdy du Vernois unterhandelte mit ihnen immer in aus gesuchtester Form — reizte schon damals die Sozial demokraten, aber aus Rücksicht auf seinen körperlichen Zu stand mußte sich der Minister Schonung auserlegen. Jedoch bei erster Gelegenheit suchte er den Kampf, dem alle seine Kollegen gewöhnlich aus dem Wege gingen, wieder auf zunehmen, und er brachte den Sozialdemokraten stets sehr empfindliche Niederlagen bei, wozu ihm nicht wenig die glückliche Gabe seines nie versagenden, schlagfertigen Humors und seiner eigenartigen Vergleiche verhalf er war in gewißer Beziehung ein plastischer Redner, und um die Wirkung seiner Reden richtig zu schätzen, mußte man ihn auch zugleich beim Sprechen sehen können Als er in seiner Rede zum Umsturzgesetz (am 8. Januar 1895) den Sozialdemokraten zurief: ... Es sieht keiner von Ihnen aus, als ob er ein Pulvermagazin erbrechen wollte, wenn (kleine Pause) — — — ein Grenadier mit aufgepflanz tem Gewehr davorsteht (große Heiterkeit); aber möglicher weise kommen Sie in die Lage, wider Ihren Willen, ein mal die Helden zu spielen; wenn der große Krach kommt, den Hr Liebknecht und Bebel ja immer vrophezeien, dann wird aus Ihren Hinteren Reihen der Ruf erschallen: Tie Herren Reichstagsabgeordneten vor die Front „Ues oftwim-8 en avant!" (Große Heiterkeit. Zuruf: „Singer Kunst und Wissenschaft. Dichten" beschäf- den nate das Publikum nach dem Theater zu locken Dies ist aber kein Beweis, daß das Stück überhaupt einen litterarischen Wert hätte. Hat es denselben, so wird es sväter gedruckt, was allerdings derzeit sehr selten vor kommt. Das japanische Publikum hat einen scharfen kri tischen Sinn für neue Stücke, weil eben eine Menge von musterhaften Dramen schon längst „geschrieben" sind. Die mittelmäßigen Produktionen finden schwerlich ihre Leser und werden daher überhaupt nicht gedruckt. Die Meinung, daß die Autoren der Dramen in Japan „eine untergeordnete und wenig rühmliche Rolle" spielten, ist auch nur von den gegenwärtigen DurchschnittS- litteraten wahr, welche sich ohne besondere Talente gespielt wird, so muß viefes ein musterhaftes oder wenigstens sehr anziehendes sein, welches entweder seit langer Zeit nicht ausgesührt oder ganz neu verfaßt ist. Wenn das Stück zur Ermüdung führt, so kommen eben keine Zuschauer Es ist gesagt worden: „Will man das Drama lesen, so muß man mit einer Art Libretto vorliebnehmen, das eine Analyse des Stückes enthält, weil das Stück selbst nicht „geschrieben" sei. Dies ist in Bezug auf die wert losen neueren Produktionen sehr richtig. Diese sind aller dings für das Publikum nicht gedruckt. Ein neues Stück nur zu dem Zwecke mit dem Japaner keinen weiteren Wert Haden Man muß aber n aeaenwärti"rn Literaten auch gerecht sein Diefe haben «uch eine seyr schwierige Aufgabe, di« ihren europäischen Kollegen völlig unbekannt ist Wenn sie sich einen Namen schaff« wollen, müßen sie nämlich ein Theaterstück schreiben, das lO bis 13 Stunden hindurch gespielt werden soll! Ein solch riesiges Drama müßte natürlich auch eine mäch tige einheitliche Idee haben, welche die Gesamtheit der mannigfachen Situationen des ganzen Stücks zusammen hält und beherrscht und den Anfang und das Ende deS tigen, um sich und ihre Angehörigen damit zu er nähren Dieses Urteil trifft aber nicht Zikamatzu und seine Zeitgenoffen, welche in Japan mit den berühmtesten Romandichtern, Bakin und einigen anderen, als größte Genien in der neujapanifchen Litteratur gefeiert sind Was die donnnierenden Leidenschaften der neujapanischen Dramen betrifft, so bildet die Rache keineswegs „die Basis der dramatische» Kunst", außer in einer kleinen Untergattung der Dramen, in der sogenannten „Rach geschichte" (li»t»lki-ll,ä) Selbst hier ist die Rache al» solche niemals zu Gruner gelegt, fonvrrn stet» als der Ausfluß des wahren Pictätsgesühls eines Sohnes oder eines treuen Unterthans gegenüber seinem ermordeten oder der Jntrigue zum Opfer gefallenen Vater oder Landes herrn, falls der Schurke unter besonderen ihm günstigen Umständen sich geschickt der gerichtlichen Strafe entzogen und sogar seine gesellschaftliche Ehre, Stellung und Macht erhöht hat. Die Rache der japanischen Dramen ist keine Rache im europäischen Sinne, sie ist Erfüllung der Ge rechtigkeit, und diese GercchtigkeitScrfüllung ist nur aus dem PietätSgesühle der Deszendenten (nicht der Aszen denten) oder aus dem tiefen RoyaliSmus der treuen Unterthanen gestattet, aber niemals aus egoistischer Ge- sinnung oder gar wegen der Frauen Wer die japanischen Dramen wirklich verstehen will, muß vor allem deren dominierende Ideen fest im Auge behalten Diese sind Gerechtigkeit, Selbstverleugnung, RoyaliSmus, politischeKlug- heit de« Staatsmannes, Pietät gegen die Eltern und uner schütterliche Treue der Ehefrau oder des verlobten Mädchens. Alle anderen moralischen Eigenschaften, zum Beispiel die Liebe der Eltern, des Ehemannes rc. sind zwar auch in die Dramen hineingezogen, sie dienen aber nur dazu, den Hauptideen eine klare und feste Prägung zu geben Zum Beispiel: Ein großer Royalist liebt sein einzige« Kind unendlich und eines Tage« wird er vor den Konflikt gestellt, daß er ohne sein Kind sterben zu lassen da« Leben seine« Landesherrn nicht retten kann Was thut er? Richtig, er opfert das Kind trotz seines unsagbaren Schmerzes! Selbst die moralischen Schlechtigkeiten in ihren mannigfachen Formen werden von den japanischen Dramatikern ausschließlich zu dem Zwecke benutzt, daß sie durch Kontrast di« Haupttugenden noch mehr verherrlichen sollen Endlich machen wir hier noch auf ein ziemlich merk würdiges Moment der japanischen dramatischen Kunst auf merksam, da« charakteristisch für da« Naturell der Japaner ist. Wir haben nämlich trotz fo reicher dramatischer Litte- selben klar und fest verbindet Ich glaube kaum, daß derzeit irgend ein Litterat auch in Europa lebt, der dieser Aufgabe gewachsen ist Zikamatzu und seine Zeitgenoffen sind daher immer Heroen ersten Ranges auf dramatischem Gebiete geblieben, weil sie diese schwierigste Aufgabe in einer glänzenden und überraschenden Weise erfüllt haben, — ganz abgesehen von ihrem schönen und kräftigen wird zunächst auf der Bühne aufgeführt, wenn man einiger- Stil. Wenn ein mittelmäßiges Talent ein breites Theater- maßen die Hoffnung hat, wenigstens ein oder zwei Mo- stück schreibt, so fehlt diesem in der Regel die „Wirbelsäule"; sucht man diese zu wahren, so werden die Situationen zu symmetrisch und monoton, und das ganze Stück dadurch wieder unerträglich langweilig. Daher wählt man, wenn man eben nicht besser kann, lieber ein wirbellose« Stück von mannigfachen Situationen So entstehen heutzutage die Schauspiele mit ihren unklaren oder schwachen Lösungen Dabei müßen die japanischen Theaterstücke durchaus nicht alle so lang und breit verfaßt werden, sodaß sie den ganzen Tag bis zur Nacht hinein gespielt werden können Im Gegenteil hat die japanische Litteratur eine Menge kleiner und mittellanger Stücke. Wir haben eine mannigfaltige Auswahl, von den kleinsten, welche den Umfang der europäischen Einakter nicht überschreiten, bis zu den längsten, die 10 bi« 13 Stunden dauern In dem japanischen Theater, in dem man von 7 Uhr morgens bis 8, ja sogar 10 Uhr abends spielt, wird ein den ganzen Tag füllendes Stück doch nur sehr selten gespielt. In der Regel spielt man entweder nur wesentliche Teile eine» langen Stück« und dazu noch ein oder zwei kleine Stücke, oder den wichtigsten Teil eine« großen und ein ganzes mittelgroße« Stück, oder vormittags und nach mittag« je ein Stück mit oder ohne Zusatz Leinster Stücke rc. Falls nur ein einzige« Stück b« ganzen Tag Japanisches Theater. Im Anschluß an einen in den „Berl. N. N" ver öffentlichten Aussatz schreibt Hr. Senga, Lektor am Seminar für orientalische Sprachen, dem genannten Blatte: Die japanische Litteratur ist durchaus nicht arm an geschriebenen Dramen Schon Zikamatzu allein, einer der hervorragendsten japanischen Dramatiker, welche am Ende des 17 Jahrhunderts lebten, hat bei weitem mehr ge schrieben als Shakespeare, Goethe und Schiller zusammen genommen. Allerdings sind die meisten seiner Dramen sehr klein. Was die Dramen dieser Zeitperiode anbetrifft, so stehen sie so hoch, daß seitdem kein japanischer Dichter mehr Ähnliche» geleistet hat In neuerer Zeit sind auch die europäischen Dramen in japanischen litterarischen Kreisen bekannt geworden, und die jüngeren ehrgeizigen Litteraten streben mit Hilfe dieser fremden Stoffe und Ideen etwas besonder« Gutes zu schaffen; ihr Streben ist aber gänzlich erfolglos, und kein Werk ist hervorgegangen, welches dauernden Wert hätte. So sind denn Zikamatzu, Taketa, Miyoschi, Namiki und einige andere in Japan noch immer unerreicht; sie sind Japans Klassiker Wenn der Verfasser de« belegten Aufsatzes meint, „man siebt drei oder vier unter sich kaum im Zusammen- har " fiepend« dramatische Situationen sich successiv auf roll... uni» e« fällt schwer, herau«zufinden, wodurch Anfang und Ende zusammengehalten werden", so ist diese« Urteil insofern sehr richtige al« eine Menge von neueren Produk tionen damit getadelt werden, die eben deswegen auch für Dresdner Ve,—Pret«: / Kür Dresden vierteljährlich , , Mark »0 Ps, bei den Kaiser- ,ich deutschen Postanftalten mertestährlrch » Mark, außer- halb des Deutschen Reiches «oft- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: >0 Ps. Erscheine«: Täglich mit «u.nahme der 8onn und Feiertage abends. Aernspr -Anschluß: Ar lLEi». Journal. Ankandi-nnGSgebühre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile «einer Schrift «0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile üo Ps Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr Anschluß: Nr 12AS.
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