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Dresdner Journal : 13.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-13
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 13.08.1896
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CubaZ würde einer vollständigen Umstülpung der Daseinsbedingungen und -Voraussetzungen des spa nischen Staatswesen! gleichkoinmen und das Signal zu inneren Erschütterungen geben, die vielleicht selbst vor dem Throne nicht Halt machen dürften. So drängen die verschiedensten Erwägungen einmütig zur Verfolgung des von der spanischen Cubapolmt ein- geschlagenen Weges. Jede Abweichung von demselben würde in Spanien sowohl als in Amerika und auf Euba selbst als ein Schwanken, mithin als ein Symptom der Schwäche gedeutet werden und der moralischen Autorität der Regierung Abbruch thun. Das kann aber selbst die Opposition nicht wollen, wenn sie sich nicht tem Vorwurf aussetzen soll, duß ihr ParteifanatiSmuS großer ist als ihre Vaterlands liebe. Hr. Eanovas wird also darauf rechnen dürfen, daß feine noch in petto befindlichen Finanzprojekte seitens der Opposition nicht zum Scheitern gebracht werden, und daß er bis Ende des laufenden Monats mit den parlamentarischen Ausgaben soweit aufgeräumt haben wird, um die Kortes eine Zeit lang vertagen zu können. In der Zwischenpause dliebe dann genügend Spielraum zur Vorbereitung der Maßregeln, welche bei Eintritt des Herbstes auf Cuba zur Ausführung gelangen sollen. Tagesgeschichte. Dresden, 13. August. Se. Majestät der König begaben Sich in Begleitung Er. Excellenz des Lbcr- hofmarschalls Grafen Vitzthum v. Eckstädt, des Kammer herrn Sahrer v. Sahr-Dahlen und des Flügeladju tanten Majors v. Ehrenthal heute früh um 0 Uhr mittelst SonderzugcS von Pirna aus nach Schandau und von dort zu Wagen ins Ottendorfer Revier zur Hochwildjagd. Nach Beendigung der Jagd werden Se. Majestät mit den genannten Herren des Gefolges und mit den oberen Forstbeamten vom Dienste in Sendigs Hotel „Villa Ouisisana" in Schandau das Diner einnehmen und sodann mit einem der fahrplan mäßigen Abendzüge nach Pirna und von dort zu Wagen ins Königl. Sommerschloß Pillnitz zurückkehren. Dresden, 13. August Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute morgen von 7 Uhr ab der Besichtigung des Schützen regiments Nr. 108 auf de« Exerzierplätzen westlich der Königsbrücker Straße bei. Se. Königl. Hoheit hatte zu dieser Besichtigung die Uniform des Schützen regiments angelegt. DenkscheS Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser haben andcnLber- präsidenten der Rheinprovinz einen aus Wilhclinshöhe vom II. d Mts. datierten Erlaß gerichtet, in welchem Se. Majestät Sein Bedauern darüber ausdrückcn, daß Ihn eine Unpäßlichkeit genötigt habe, auf die schon seit Mo naten geplante Reise nach Wesel, Ruhrort und Essen zu verzichten, daß Ihn aber die Berichte über den Seiner Gemahlin und Seinem Bruder zu teil gewordenen jubelnden Willkomm mit wahrer Befriedigung und großer Freude erfüllt Hütten Der Kaiser verliehen der Stadt Wesel für ihren Nathaussaal Sein Bildnis. — Der „Reichsanz." veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 9. August, betreffend die Rechts verhältnisse der Landcsbeamten in den Schutz gebieten. Der grundlegende Art l dieser Verordnung lautet: Das Gesetz, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873, nebst dem dasselbe abändernden Gesetze vom 21. April 1886, sowie das Gesetz, betreffend die Fürsorge für die Witwen und Waisen der Reichsbeamten, der Zivilverwaltung, vom 20. April 1881, nebst dem Abänderungsgesetz vom 5. März 1888, und das Gesetz, betreffend die Zurück beförderung der Hinterbliebenen im Ausland angestelltcr RcichSbeamtcn und Personen des Soldatenstandcs, vom 1 April 1888 finden, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, aus die Rechtsverhältnisse der Beamten, welche ihr Tiensteinkommcn aus den Fonds eines Schutzgebietes be ziehen, mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß, wo in jenen Gesetzen von dem Reich, dem Reichsdienst, den Reichsfonds oder anderen Einrichtungen des Reichs die Rede ist, das betreffende Schutzgebiet und dessen ent sprechende Einrichtungen zu verstehen sind — Die „Post" schreibt: „Die Krisengerüchte, die in den letzten Tagen durch einen Teil der Presse ge gangen sind, haben die Aufmerksamkeit auf das eigen- tümiiche Verhältnis gelenkt, in dem das prcuß Kriegs ministerium und das Militärkabinett zu einander stehen Das Militürkabinett, das früher nur ein Neffort deS Kriegsministeriums bildete, hat sich mehr und mehr zu einer selbständigen Behörde entwickelt, die in ihren Ent schlüssen nicht mehr von der Zustimmung deS Kriegsministers abhängig ist. Diese Entwickelung ist eine natürliche Folge der Vergrößerung unserer Armee, die eine so gewaltige Ausdehnung der Vcrwaltungsgeschäfte mit sich gebracht hat, daß ein Kriegs- minlster selbst bei außergewöhnlicher Arbeitskraft gar nicht mehr im stände wäre, die vom Militär kabin tt zu erledigen den Angelegenheiten mit zu überwachen Für das gegen- Sammlung der wichtigeren 'Naturpflanzen der deutschen Kolonien und ihrer Erzeugnisse verweilen, die größtenteils aus den Beständen der Kolonialabteilung des botanischen Museums und des Laboratoriums für Warenkunde zu Hamburg zusammengestcllt sind Obenan stehen durch die Vielseitigkeit ihrer Verwendung im Leben der Eingeborenen und im Handel die Palmen Daran schließen sich Fette und fette Ole, ätherische Ole und Gewürze, Färb-, Arznei- und Gcspinststoffe liefernde Pflanzen, eßbare und anderweitig verwendbare Früchte re. Die meisten von ihnen haben gegenwärtig im Handel unserer Schutz gebiete noch keine oder nur eine geringfügige Bedeutung, aber es ist kein Zweifel, daß viele von ihnen eine größere Bedeutung erlangen werden, und mit einigen ist schon ein verheißungsvoller Anfang gemacht. Es sei nur an Kaffee, Kakao und Tabak, an Kapok oder Seidenbaumwolle, ein Polstermaterial, und an Baumwolle erinnert Jeder kann sich von der Güte und Preiüwürdigkcit des Kaffees und Kakaos von Deutsch-Lstafrika und Kamerun, des deutsch- afrikanischen und deutsch-australischen Tabak« überzeugen, denn sie sino aus der Ausstellung käuflich zu haben Der Zucker, den die Araber in Ostafrika am unteren Pangani aus dem dort gut gedeihenden Zuckerrohr gewinnen und in den Handel bringen, sieht allerdings nicht verlockend aus; aber wenn da» deutsche Zuckersyndikat dort sein Unternehmen in» Werk gesetzt haben und die Zucker gewinnung auf europäische Weise betreiben wird, ist aus ein weit bessere« Produkt zu rechnen Nutzhölzer au« den tropischen Urwäldern sind in großer Mannigfaltigkeit zu sehen, und die Politur derselben zeigt, daß manche in der Möbelfabrikation ganz gut verwendbar sein werden Für Hölzer au« Neuguinea thut da« die Au«stellung selbst schon dar durch Möbel au« ^treli» dffu, OalopbzNum wärtige Verhältnis zwischen den beiden Behörden, da» an sich durchaus zweckentsprechend ist, bietet nun aber die staats rechtliche Stellung des Kriegsministers gewisse Schwierig keiten, indem der Kriegsminister als die allein verant wortliche Persönlichkeit in militärischen Verwaltung«- angelegenheiten häufig für Anordnungen die Verantwortung mit übernehmen muß, die gar nicht von ihm, sondern von dem Militärkabinett getroffen worden sind Derartige Schwierigkeiten, die allerdings unter Umständen recht störend sich geltend machen könnten, namentlich wenn die persönlichen Beziehungen einmal iveniger gut sind, als eS zwischen den jetzigen Chefs der beiden Behörden der Fall ist, haben denn auch wohl zu den Krisengerüchten, die seit einer Neihe von Monaten immer und immer wieder an die O ffentlichkeit dringen, die direkte Veranlassung gegeben Die Frage einer Reform der Militärstrasprozeßordnung wird dagegen wohl zu Unrecht mit diesen Dingen in Zu sammenhang gebracht Dieser Frage wird wohl niemals eine so große politische Bedeutung beigelegt werden, daß um ihretwillen ein ganzes Kabinett zum Rücktritt veran laßt werden könnte, das in weit wichtigeren Dingen da« volle Vertrauen Sr. Majestät des Kaisers genießt, von dem man im übrigen weiß, daß er im Prinzip einer Reform der Militärstrasprozeßordnung keineswegs ablehnend gegen übersteht." — Die „Berl. Pol. Nachr" machen eine spöt tische Bemerkung über die neueste Erfindung aus dem Ge biete der Krisenindustrie, die „latente Kanzlerkrisis", und iveisen gegenüber etwaigen Versuchen, aus der That- sachc, daß gestern im Reichskanzlerpalais ein Niinisterrat stattgefunden hat, neue Nahrung für Krisengerüchte zu ziehen, daraus hin, daß der Gegenstand der Beratung nicht entfernt politischer Natur war, sondern einige bei Kaiser- manövern auch sonst übliche Maßnahmen betraf. — Amtlicher Nachweisung zufolge sind im Monat Juli auf den deutschen Münzstätten an Reichsmünzen für 1506 000 M. Doppelkronen, und zwar sämtlich für Privatrechnung, für 100000 M Zweimark- und für 1 350 509 Einmarkstücke, für 125 635 M. Zehnpsennig- stücke und für 4931 1,71 M. Einpfennigstücke geprägt worden. — An die Nachricht der „Weser-Ztg", die Post ämter seien angewiesen, im lausenden Monat während eine» siebentägigen Zeitraums die Zahl der eingehenden ge wöhnlichen Briefe im Gewicht von 15 bis 20 j? zu ermitteln, war die Folgerung geknüpft worden, man werde nicht frhl- gehen, diese Anordnung mit der Erhöhung des Maximal gewichts der einfachen Briefe von 15 aus 20 z? zu verbinden Ermittelungen der beregten Art fanden ebenso wie in früheren Jahren auch in diesem statt; die aus der Mitteilung der „Weser-Ztg " gezogene Folgerung erledigt sich also durch diesen Thatbestand. — An die Wähler des Kreises Schlettstadt richtet der neugewählte Neichstagsabgeordnete I. Spies folgen des Dankschreiben: „Für das mir erwiesene Vertrauen spreche ich meinen Wählern den innigsten Dank aus. Meinerseits werde ich mich stets befleißigen, für meine inerten Mitbürger im Reichstage wie im Landesausschusse ein energischer Vertreter ihrer politischen wie wirtschaft lichen Interessen zu sein Jedem Bürger, welcher Kon fession und welchem Stande er auch angchört, steht meine Thür, wenn er über irgend etwas sich zu beschweren hat, offen. Ich bin aus dem Volke hervorgegangen, mit ihm will ich denken und fühlen." . . . Man kann sich kaum vorsichtiger ausdrücken — Für die Reichstagsersatzwahl in Branden burg-Westhavelland ist der Wahltermin auf den 29. Oktober anbcraumt worden. — Das „Volk" bringt eine Auslassung zu dem „Aufruf" der Herren v. v. Nathusius, Stöcker und läc. Weber, worin es sich dagegen verwahrt, daß mit diesem Aufruf vielfach der Redamonswechsel beim „Volk" in Verbindung gebracht worden ist, und bemerkt, daß „die geplante neue Manifest-Konferenz mit der christlich- sozialen Partei als solcher gar nichts zu schaffen hat.".... Von Interesse ist auch nachstehende Meldung des „Franks. Journ": „Das vom Pfarrer 'Naumann herausgegebene, in Frankfurt erscheinende christlich-soziale Organ „Die Hilfe" ist an ein Berliner Konsortium verkauft worden. Das Blatt soll vom 1. Oktober d I. ab in Berlin ver legt und täglich herausgegeben werden, und zwar unter der Leitung der früheren Redakteure des „Volk" Ober- winder und v. Gerlach Pfarrer Naumann wird sich nach wie vor an der Leitung des Blattes in der bisherigen Weise beteiligen." Vom „Volk" wird diese Mitteilung allerdings zum Teil bestritten. Frankreich. Paris. Der Empfang in Saint-Brieuc war der herzlichste, der dem Präsidenten der Republik auf seiner bisherigen Reise in die Bretagne zu teil wurde. Hr. Faure traf dort am Montag nachmittag gegen 5 Uhr ein Die zahlreichen Ehrenpforten, die begeisterten Zurufe der Menge auf der Fahrt nach der Präfektur hätten Hrn. Faure in den Glauben versetzen können, daß er sich in einem durchweg republikanisch gesinnten Lande befände, wenn nicht die geflissentliche Abwesenheit der 25 konserva tiven von den 18 Generalräten de» Departements CotcS- du-Nord das Gegenteil bewiesen hätte. Tie Säle der Präfektur erwiesen sich bei den Empfangsfeierlichkeiten als viel zu klein, um alle aus dem Departement herbei geströmten Bürgermeister und Lehrer ausnehmen zu können. Um 7 Uhr fand in dem auf das Reichste geschmückten Festsaale der Mairie ein Bankett von 150 Gedecken statt, welche« der Gemcinderat seinem hohen Gaste zu Ehren gab. Abend» war die ganze Stadt festlich illumi niert. Am Dien»tag vormittag fuhr Hr. F«re nach Vitro und Renne» weiter. Ein kurz« Ausatthalt wurde unterwegs in Lamball« g«»»«mci^ w» u «. eme Arbeiter- deleaation mit einem Banner au» rotem Sammet, da» die Aufschrift: „Verein der Gerber von Lam balle" trug, zur Begrüßung erfchienen war Um h»l Uhr mittag« wurde in Brohiniöre gehalten Von hier au« erfolgte der Über tritt in das Departement Jlleet-Vilaine. Auch hier waren nur die republikanischen Abgeordneten diese« Departement« erschienen Von den konservativen hatte sich nur Hr. Porte» eingefunden, zu dessen Wahlkreis Brohinisre gehört. — Der Präsident der Republik wird Freitag früh 6 Uhr von seiner Reise in die Bretagne in Pari« zurückenvartet Um 2 Uhr nachmittags nimmt er am Ministerrat teil und reist darauf zum Besuch der Ausstellung nach Rouen, wohin ihn die Minister Moline, Rambaud und wahr scheinlich auch Barthou begleiten. Am Sonnabend vor mittag bezieht sich Hr. Faure nach Le Havre in seine Villa zurück. * Pari». „Voltaire" will wissen, die köniqStreue Jugend werde die Anwesenheit de« Zaren zu Kund gebungen für Herzog Philipp und das französische Königtum mißbrauchen, und drückt im vorau» seine Em pörung über diese Würdelosigkeit au». Im „GauloiS" schlägt Arthur Meyer vor, die Pariser Presse möge dem Zaren zu Ehren in der Oper eine Prunkvorstellung veranstalten, zu der alle Plätze versteigert werden sollen Meyer schlägt die Kosten auf 200 OÖO, die Ein nahmen auf 500 000 FrcS. an und will, daß für den Reinertrag von 300 000 Frei, alle Pariser Armen während deS hiesigen Aufenthalts Nikolaus' II. mit Brot, Fleisch und Wein unterhalten werden. — Ein Artikel des „TempS" geißelt die Unthätig- keit der Mächte im Orient in treffender Weise Er sagt, die orientalische Fruge verbreite die Willenlosigkeit, an welcher das ottomanische Reich leide, wie eine an steckende Krankheit. Sobald an das orientalische Problem gerührt werde, beginne Europa ebenfalls zu temporisicren, zu zögern und unentschlossen zu sein, ganz so wie die Pforte. Und doch handle cs sich gegenwärtig im Orient nicht nur um die Interessen der unterworfenen Völker, also um die Menschlichkeit, nicht nur um die Aufrecht erhaltung des Friedens, das heißt um die Wohlfahrt des ganzen Weltteils, sondern auch noch um die Aufrecht erhaltung der moralischen Autorität Europas. „Wenn die Krise sich noch länger hinauszieht, wenn die Mächte sich als unfähig erweisen, vereint vorzugehen oder vereinzelt zu handeln; wenn sie weder für die Türkei, noch für die Insurgenten, noch für die Gerechtigkeit, welche über den beiden Kämpfenden steht, Partei ergreifen können; wenn sie bei jedem Schritt, den sie machen, sich in ihren eigenen Kombinationen verstricken; wenn da« Maximum der Aktion einer jeden Macht darin besteht, die Aktion aller anderen lahin zu legen; wenn sic es zulassen, daß eine Feuers brunst, welche mit einigen Eimern Wasser gelöscht werden könnte, ein Haus nach dem andern und endlich daS Pulvermagazin Europas ergreift, wenn sie weder im stände sind, den Christen zu helfen, daß sie das Ziel ihrer Wünsche erlangen, noch dem Sultan seine Souveränetät herzustellen; wenn sie weder ein Kompromiß auszwingen, noch den Frieden gewährleisten können, dann wird man gut daran thun, sobald als möglich frei und offen auf jene ung-sunde Fiktion zu verzichten, die man europäisches Konzert nennt. Es handelt sich nicht darum, gegen den Egoismus dieses oder jenes Kabinetts Rekriminationen zu erheben. Die Lage ist eine derartige, daß von wo immer her das Scheitern der gemeinschaftlichen Bemühungen ver anlaßt worden sein möge, die Verantwortung ebenso alle belastet, wie auch alle die Folgen fühlen werden Die begonnene Woche kann entscheidend sein: Entweder Europa wird endlich zu einem Resultate gelangen, Gott weiß, daß es höchste Zeit dazu ist und daß die Elemente einer Lösung durchaus nicht fehlen, oder Europa wird seine Ohnmacht offenbaren wie im Jahre 1854 und im Jahre 1876." — Auch der „Eclair" widmet der Kreta-Frage einen Artikel, worin er sein Bedauern darüber ausspricht, daß die Mächte trotz Englands Einsprache nicht die Blockade durchsührten Jetzt werde sich Salisbury, welchem es gelungen sei, Europa naszuführen, ins Fäustchen lachen. — Nach einem Telegramm des Gencralresidenten La roche vom 2. August habe sich die militärische Lage aus Madagaskar gebessert; in der zweiten Hälfte des Juli habe sich nichts Bemerkenswertes ereignet. Der Generalsekretär Bourde wünsche aus Gesundheitsrücksichten nach Frankreich zurückzukehren. — In den Blättern ist viel die Rede von der Be sichtigungsreise des Kriegsministers Billot in das Lager von Chalons Es handelte sich dort um Schießversuche der Feldartillerie in großartigem Maßstabe, bei denen auch Pioniere mitwirkten, die u. a eine ein spurige Eisenbahn herstellten. Auch ein Fesselballon, der bis zu achthundert Meter aufstieg, war zur Stelle. Einige Blättcr heben hervor, daß gerade jetzt auch in dem Lager von Elsenborn deutscherseits ähnliche Schießversuche ver anstaltet würden. Rom Die „Agcnzia Stefani" veröffentlicht folgende Note: Mehrere Blätter sprechen von Vorbereit ungen, welche die Regierung im Hinblick aus die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten in Afrika treffen würde und benutzen diese Gelegenheit, um durchau« falsche Nachrichten zu veröffentlichen Wir sind ermächtigt, zu erklären, daß die Regierung, obwohl sie thut und thun wird, wa« ihr obliegt, um sich gegen etwaige Überraschungen sicherzustrllen, bisher keine Maß regeln ergriffen hat, welche neue kriegerische Ereignisse als wahrscheinlich oder demnächst bevorstehend erscheinen lassen könnten E« sind keine Maßnahmen getroffen worden und eS haben keine Aushebungen stattgefunden mit Ausnahme derjenigen für den gewöhnlichen Dienst. Auch sind keine Lasttiere angekaust worden, da solche über die gewöhn lichen Bedürfnisse hinaus vorhanden sind. — Die Kommission der General« hat Baratieri für unfähig erklärt, ein Corpskommaud» zu übenichmen Infolgedessen wird seine Versetzung in de» Ruhestand demnächst erfolgen. Hinsichtlich dcS früheren Krieg-Ministers Mocenni schwebt die Entscheidung noch — Der Kronprinz ist gestern an Bord der Jacht „Gaiola" nach Reggio in Ealabricn abgercist, um von dort au« eine Fahrt in da« Mittelmeer zu unternehmen — Die „Tribuna" erhält au« Massauah Einzelheiten über die Beschlagnahme des „Doelwyk". Danach bestätigt sich, daß der „Doelwyk" der Aufforderung des „Etna", anzuhalten, nicht Folge leistete. Erst nachdem der „Etna" einen blinden Kanonenschuß abgegeben hatte, stopple der „Doelwyk". Ter sodann an Bord des holländischen Dampfers gesandte italienische Lieutenant Eapon teilte dem Kapitän mit, daß das Schiff beschlagnahmt sei. Der Kommandant des „Doelwyk" erklärte, er habe Waffen an Bord, um sie nach Kurrachee zu bringen; er wisse nicht, an wen die Waffen adressiert seien; er selber sei nach Gibuti dirigiert worden, um dort einen Franzosen Namens Pierre Carette abzusetzen. Ter italienische Offizier stellte fest, daß der Name dieses Passagiers in den an Bord befindlichen Papieren nicht verzeichnet war. Der Komman dant des „Doelwyk" äußert sich entzückt über die Höflich kut der italienischen Offiziere. Ter Passagier Carette ist gestern an Bord des „Woodcock" nach Aden abgereist; er war vor einigen Jahren als Geschäftsmann in Massauah und giebt an, er sei Sportsmann und ein Neffe des Admiral Beauvais Er sei nach Gibuti unterwegs gewesen, wo er habe jagen wollen. Vielleicht ist er Marineoffizier Ter „Doelwyk" hatte 2400 Kisten mit Gewehren an Bord, die mit dem Fabrikzeichen „Rapaz, Cantelman St Etienne" versehen waren Jede Kiste enthielt 13 Gewehre Außerdem führte das Schiff 2200 Kisten mit Munition sowie einige Hundert Kisten mit Säbeln. Die Ladung war von Riga nach Rotterdam gesandt worden. Grotzbritauuteu. London. In einem augenscheinlich inspirierten Leit artikel über die Kretafrage erklärt der „Standard", daß nur eine von den Großmächten verbürgte Autonomie Kreta Frieden bringen werde. Für Zustände, wie solche jetzt auf Kreta herrschten, gebe es nur ein Heilmittel. Ob Kreta unverzüglich von Griechenland annektiert werden solle, darüber lasse sich streiten, aber das mindeste, was geschehen könne, sei, ihm die absoluteste Autonomie zu ge währen. Wenn Europa irgend etwas in Bezug auf Kreta thun wolle, müsse es etwas für die Kretcnser, nicht etwas für die Pforte thun. Die britische Negierung würde nicht fehlgreifen, wenn sie den Mächten Vorschläge machen würde, gemeinsam mit ihr die Autonomie der Insel herbei zuführen Sollte die Antwort ablehnend sein, so würde England wenigsten« seine Schuldigkeit gethan, fein Gewissen erleichtert haben Die Verantwortung für die weiteren Übel, die entstehen dürften, würde auf andere Schultern fallen. Sollten Rußland und Frankreich Einwände erheben, würden sie die Gründe anzugeben haben, die nicht gut vereinbar sein könnten mit dem gradsinnigcn Handeln ge wöhnlicher Humanität oder einer wahrhaft friedlichen Politik „Wenn sie ein gerechteres und sicheres Verfahren vorschlagen können, so mögen sie es nennen Armenien war außer unserem Bereich, sonst hätten wir beschlossen, zu handeln, aber Kreta nimmt eine ganz andere Stellung ein und jene Metzeleien und Ausschreitungen, die ein Skandal für unsere vielgerühmte Humanität sind, müssen ein Ende erreichen." — Bei Beratung der vom Lbcrhause abgeändertcn irischen Bodengesctznovelle im Unterhaus«: erklärte der Chefsekretär für Irland Gerald Balfour nach Be zeichnung derjenigen Abänderungen, welche für die Re gierung annehmbar feien und welche nicht, daß die Regierung die Vorlage als eine Maßregel der Billigkeit eingebracht habe, während das Oberhaus sie zum Nachteil der Pächter abgeändert habe. Er hoffe jedoch, daß, wenn das Unterhaus jetzt dieselbe nach ihrer ursprünglichen Fassung hin abermals abändere, das Oberhaus diese Ent scheidung annehmen werde Denn sonst würde daraus eine Kalamität für Irland und nicht zum mindesten für die Grundbesitzer selbst erwachsen. Die Lage in Irland habe sich in den letzten Jahren sehr zum Besseren ge ändert. Die tiefe Bitterkeit sei gegenwärtig im Ver schwinden begriffen Es frage sich nun, soll die jetzige Gelegenheit, die besseren Gesinnungen zu festigen, benutzt werden, oder sollen diejenigen recht behalten, welche be haupten, daß für ein friedliches Irland nichts geschehe, rinem unruhigen und zu Verbrechen schreitenden Irland aber keine Zugeständnisse verweigert würden. Das sei die zu entscheidende Frage, und er hoffe zuversichtlich, daß das Parlament eine weise Entscheidung treffen werde. (Beifall.) inopb^llum und Onnii» gubcorckuta, mit welchen eine Ber liner Fabrik eine Koje der Kolonialhalle auSgestattet hat. E» ist nicht möglich, in engem Rahmen der Aus stellung nach allen Seiten gerecht zu werden, nur die Ausstellung der in den deutschen Schutzgebieten thätigen evangelischen und katholischen Missionen sei hier noch erwähnt. Vielfach ist ihr Wirken mit Voreingenommen heit betrachtet oder als überflüssig bezeichnet worden, namentlich mit Berufung auf die anscheinend geringen Er folge, auf die sie hinzuweisen haben, gering, was immer betont worden ist, vor allem im Verhältnis zu den auf- aewendeten Kosten. Jetzt hat sich diese Anschauung wohl bei den meisten zu gunsten der Missionen gewendet Man sagt sich, daß in geistigen Dingen der Erfolg nicht immer äußerlich sichtbar und ziffermäßig nachweisbar ist, und daß da« Christentum, wenn e« auch von unsern noch auf niedriger Stufe der Entwicklung stehenden Schutz befohlenen zunächst nur mit geringerem Verständnis aus genommen wird, wie ja seiner Zeit von unseren Vorfahren auch, mit der Zeit doch auf Geist und Gemüt derselben veredelnd einwirken muß; man weiß auch, daß die Mis sionare durch Gewöhnung ihrer Zöglinge an regelmäßige Arbeit und durch die Milderung roher Sitten die Kultur im allgemeinen fördern, und erkennt willig an, daß sie auch vielfach dem Handel den Weg nach früher unzu gänglichen Gegenden gebahnt haben Daß den Missionen, wie allem Menschenwerke, auch Mängel anhaften, kann ihren Wert nicht herabmindern In der Au«stellung treten sie denn auch zwar nicht glänzend, — da« wäre ja gegen ihr innerste« Wesen — aber würdig und achtung gebietend auf. Der Schwerpunkt liegt dabei in den Leist ungen ihrer Schulen. E« ist erfreulich, zu sehen, daß viele ihrer Schüler im Schreiben Befriedigende« leisten, die deutsche Sprache bei ihnen Eingang findet und nicht ungeschickt gehandhabt wird und sie Gelegenheit haben, sich nützliche Kenntnisse in Geographie und Geschichte anzu eignen. Eine kaum zu würdigende Summe geistiger und wissenschaftlicher Arbeit repräsentieren die zahlreichen Lehr bücher in deutscher Sprache und den Sprachen der Ein geborenen, sowie sprachwissenschaftliche Arbeiten, die teil» gedruckt, teil« in einfacherer Weise vervielfältigt, teils al« Manuskripte vorliegen, namentlich in der Abteilung der evangelischen Missionen, alle« Leistungen der Missionare. Zur Förderung de« Interesses für unsere Kolonien ist eS höchst wünschenswert, daß die deutsche Kolonialausstell ung von weit und breit recht zahlreich besucht werde, besonders von denen, die berufen sind oder sich berufen fühlen, die Teilnahme an ihrem Gedeihen im deutschen Volke zu verbreiten H G XX über die Verwertung de« Röntgen-Verfahren» zum Nachweis von Kugeln im Gehirn und zur Be stimmung der Lage dieser in dem Organe berichtet in der neuesten Nummer der „Disch med Wochenschr " Professor Albert Eulenburg. Von besonderem Interesse ist der eine Eulenburgsche Fall, in dem keinerlei Zeichen, wie Lähmungen, vorlagen, au« denen hätte geschloffen werden können, daß sich ein« Kugel im Gehirn de» Kranken be finde E« wurde sogar infolge de« Zusammentreffen« mehrerer Umstände angenommen, e« sei eine Wahnidee de« Kranken, daß er eine Kugel im Kopfe stecken habe Au« der Krankengeschichte ist da« Folgende für die Eigenart de« Falle« von Bedeutuna Ein jetzt 33jähriger Konditor unter nahm 1886 auf einer Polizeistube einen Selbstmordversuch Er feuerte einen Revolver gegen den unteren Hinteren Teil seiner rechten Schläfengegend ab Er brach bewußtlos zu ¬ sammen unv wurde in das Polizeilazarett geschafft. 'Nach zehn Tagen konnte er von dort entlasten werden, nachdem Vie nächsten Folgeerscheinungen des Schusses (Kopfschmerz, Verdrängung des rechten Augapfel«) geschwunden waren Vier Jahre lang konnte der Kranke ohne viele Mühe seiner Arbeit nachgehen 1890 aber stellten sich heftige Kopfschmerzanfälle ein. Der Kranke ließ sich, nachdem Lie Anfälle ihn sech« Wochen lang gequält hatten, in das Krankenhaus zu H. ausnahmen, in der Voraussetzung, daß man ihn dort von der Kugel im Kopf befreien werde Bei der Aufnahme in das Krankenhaus klagte der Patient über Mattigkeit, schlechten Schlaf, am Morgen auftrctcn- den Schmerz in der Stirn. Objektiv fand sich bei wieder holter Untersuchung keine Abweichung, insbesondere kein einzige« körperliche« Zeichen am 'Nervensystem Am 8. September erfolgte ein unbegründeter Wutausbruch gegen einen Kranken infolge eine» unbedeutenden Wort wechsels Wegen de« zunehmend erregten und wütigen Benehmen» erschien ein weiterer Verbleib auf der Abteil ung als bedrohlich für die Sicherheit der übrigen Kranken, und der Patient wurde deshalb zunächst einer am Orte befindlichen Irrenanstalt übergeben In dieser blieb er sechs Wochen und wurde alsdann nach der Provinzial irrenanstalt seiner Heimatsprovinz befördert, wo er volle 4'4 Jahre verweilte Er scheint sich während dieser Zeit ruhig und ziemlich passiv verhalten zu haben, zu häuslichen Beschäftigungen (u. a zur Führung der Anstalt-bibliothek) herangezogen worden zu sein, nur in der letzten Zeit in wachsender Ungeduld einige Flucht versuche unternommen zu haben Ein Entmündigungs verfahren wurde während der ganzen Jnternirrung«dauer nicht eingeleitet Entlasten wurde er, seiner Angabe zu folge, erst nach Ausstellung eine« Reverse«, worin er
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