Dresdner Journal : 27.07.1896

• Erscheinungsdatum: 1896-07-27
• Sprache: Deutsch
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werden, soweit e« die Mittel zulassen, mit aller Hast be trieben, und r« scheint eine allgemeine Krise über die Türkei hereingebrochcn »u sein, über deren Ausgang sich heute niemand Rechenschaft zu geben vermag, weil man nicht vorhersagen kann, was der nächste Tag bringen wird. Allenthalben tauchen bewaffnete Banden auf, gegen deren Bekämpfung sich die aufgebotenen Truppen als machtlos erwiesen Eine derselben, deren Stärke mit 120 Mann angegeben ist, lieferte den Türken ein förmliches Gefecht, wobei der Verlust der letzteren 80 Mann betrug. In Solonichi fand man bei einem Bulgaren eine große Menge Waffen und Munition, und neuestens meldet man von dort, daß sich in dem gebirgigen Terrain zwischen Melcnico und Newrokop eine 150 Mann starke Bande aufhalte und gegen dieselbe gleichfalls in aller Eile Truppen ausgeboten wurden Ob es denselben gelingen wird, die Bande zu um zingeln und weitere Zuzüge abzuhalten, wird von mancherlei Umständen abhängen. Dazu gesellt sich nun auch die neue Phase in welche die kretensische Frage getreten ist und die eine baldige friedliche Beilegung fast ausschließt. Trotz der Intervention der Konsuln konnten die christlichen Deputierten nicht bewogen werden, in Kanea zu bleiben, um im Sinne der bestehenden Gesetze an die Beratung zu schreiten Dieselben lehnten das fernere Verbleiben als zwecklos ab und bestimmten einen 15 tägigen Termin, innerhalb welches ihre Forderungen zu bewilligen wären Gleichzeitig unterzeichneten dieselben ein Protokoll, worin die Notwendigkeit ausgesprochen ivurde, den Aufstand auf die ganze Insel auszudehncn, salls man ihre Wünsche nicht erfüllen würde. Dadurch ist auch die Abberufung Abdullah Paschas wieder fraglich geworden Man hatte dieselbe -war ursprünglich abgelehnt, aber später kam man doch darauf zurück und hatte den Marschall Arif Pascha, Kommandanten des 2 ArmeecorpS im Auge, dessen friedfertiger Charakter viel zur Besserung der Lag' bci- getragen hätte — Am Donnerstag ging auch die Neformkommission nach dem Hauran ab, um die Wünsche der Drüsen zu prüfen und mit deren Führern zu unterhandeln Präsi dent diesir Kommission ist der Staatsrat Haki Bey, dem als Beisitzer Ehefki Bey, der Präsident der Kriminalsektion des Kassationshofes und Malik Effendi vom Scheikh ul Jslamat zur Seite stehen. — Man mißt hier der Verleihung des Alexander Newski-Ordens in Brillanten, an Monsignore Änthi- mos Vll., den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, eine hervorragende politische Bedeutung bei. A wert kn. St. Louis. Die Populisten nominierten gestern Bryan als Kandidaten für die Präsidentschaft. Dieser Schritt ist bezeichnend, weil von den im Jahre 1892 bei der Nominierung der Präsidentschaftskandidaten abgegebenen populistischen Stimmen 1042000 Stimmen gegen und 5554 226 für Cleveland gezählt wurden. Dresdner Nachrichten vom 27. Juli. * Aus amtlichen Bekanntmachungen Der zweite Termin der diesjährigen Gemeinde-Einkommen steuer ist am 31. d. Mts fällig und gleichzeitig mit dem zweiten Beitrag zur Dienstboten-Krankenkasse bis zum 21. nächsten Monats an die Zahlstellen abzuliefern Am 1. nächsten Monats ist auch der zweite Termin der Staatsgrundsteuer für dieses Jahr fällig und bis jum 14 August d I. zu bezahlen — Von heute ab sind gesperrt: die Zwickauer Straße (zwischen Eisenstuck- uW Nossener Straße) wegen Beschotterung, die Wintergarten st raße (zwischen Hopfgarten- und Blase witzer Straße) wegen Flutkanalbau, die Böhmische Straße wegen Gasrohrlegunq, sowie vom 29. d. Mts ab die Schäferstraße wegen Pflasterung * Auf der Tagesordnung für die Freitag, den 31. Juli d. I, vormittags 11 Uhr stattfindende Kreis ausschußsitzung stehen folgende Punkte: 1) Gesuch der Gasthofsbesitzer Jänichen und Lehmann in Loschwitz um Erweiterung der ihnen für die Sommermonate er teilten Erlaubnis zum allsonntäglichen Tanzhalten auch auf die Wintermonate. (Ref. Hr. Regierungsrat Königs heim); 2) Gesuch des Holzwarenfabrikanten H. Kornetzky in Freiberg um Genehmigung zu Errichtung einer Tamps- kcsselanlage daselbst (Ref Hr. Regierungsrat Königsheim); 3) Gesuch des vr.msck. Richard Hoffmann in Dresden nm Er laubnis zur Verlegung seiner Privatheilanstalt für Ohrcn- kranke nach Mathildenstraße 2,1. (Ref Hr RegierungSrat vr. Blase, Korres. Hr. Obermedizinalrat 0r. Erdmann); 4) Gesuch des Lrthopäven Johann Georg Hessing in Blasewitz um Konzession zur Errichtung einer Privatkranken anstalt (Ref. Hr. Regierungsrat Großer, Korref. Lber- medizinalrat Or. Erdmann); 5) Gesuch des vr. mack. Kadner in Nicderlößnitz um Erlaubnis zur Vergrößerung seiner Privatheilanstalt daselbst (Ref. Hr. Regierungsrat vr Blase, Korref. Hr. Obermedizinalrat vr. Erdmann); 6) Regulativ über die Erhebung von Abgaben zur Armen- kaffe für öffentliche Belustigungen zu Radeberg (Ref. Hr. Regierungsrat Königsheim); 7) Verwaltungsstreitigkeit der Ortsarmenverbande Dresden und Löbtau wegen Kur- und Verpfiegkosten für die Nähernr Emilie Anna Klamtt — aus Görlitz (Res Hr Regierungsrat Königsheim); 8) Re kurs der Frau Liddy verw Pfeifer geb Heym in Ostrau bei Schandau wegen Bezahlung von Hundesteuer in Dres den (Ref. Hr. Regierungsrat Großer); 9) Beschwerde deS Maurers, jetzt Soldaten Arthur Rülke zu Zittau wegen Abforderung von Gemeindesteuern in Dresden (Ref Hr Regierungsrat Königsheim); 10) Beschwerde des Maurers Hugo Oskar Bormann in Dorfhain wegen Abforderung von Gemeindesteuern in Dresden (Ref Hr. Regierungsrat Königsheims; 11) Rekurs des Maurers Johann Traugott Birke in Pielitz gegen seine Heranziehung zu den Rade berger Gemeindeabgaben (Ref Hr. Regierungsrat Vr. Blase); 12) Rekurs der Sächsisch-Böhmischen DampsschiffahrtS- gesellschast zu Dresden gegen ihre Heranziehung zu den Riesaer Gemeindeanlagen (Ref. Hr geh. Regierungsrat v Kirchbach); 13) Rekurs des Zimmermannes Karl Heinrich Kuhnert in Lichtenberg gegen seine Heranziehung zu ven Ge meindeanlagen in Freiberg (Ref.Hr Regierungsrat Vr.Blase); 14) Rekurs der Intendantur des 12. (K. S ) ArmeecorpS gegen nachträgliche Zuziehung der Freiberger Jägerkascrne' zu den dortigen Gemeindeanlagen (Ref Hr. Regierungsrat Vr. Blase); 15) Gesuch des Schänkwirts Richard Bruno Eichler in Cossebaude um Erlaubnis zum allsonntäglichen Tanzhalten während der Sommermonate. (Ref. Hr Regierungsrat Königsheim); 16) Gesuch des Schänkwirts Ernst Heinrich Franke in Mockritz um Erlaubnis zum allsonntäglichen Tanzhalten während der Sommermonate (Referent Hr Regierungsrat Königsheim); 17) Gesuch des Gasthofsbesitzers Carl August Wiesner in Deuben um Erlaubnis zum allsonntäglichen Tanzhalten während des Sommers (Ref. Hr. Regierungsrat Königsheim); 18) Be schwerde des Rechtsanwalts und Notars Franz Muszkiet in Neustadt über seine Heranziehung zum Feuerwchrdienste (Ref. Hr. Regierungsrat vr Blase); 19) Verwaltungs streitsache zwischen den Ortsarmenverbänden Naundorf und Lberspaar wegen Erstattung der Kur- und Verpflegungs kosten der Johanne Sophie verehel. Rempel aus Schmorkau (Ref. Hr Regierungsrat Großer); 20) Vcr- waltungssueitsachc zwischen dem Ortsarmenverbande Leipzig und dem Landarmcnverbande für das Königreich Sachsen wegen der Kur-, Verpflegungs- und Bekleidungskosten des Webers Josef Johann Wilhelm Simon aus Neustadt (Ref. Hr. Regierungsrat Königsheim) s Der Personenverkehr auf den hiesigen Bahn höfen war im Laufe der vergangenen Woche, insbesondere aber am gestrigen Sonntag, ungemein lebhaft; auf dem Altstädter Pcrsoncnhauptbahnhof hatte man für die Bodenbacher Linie gestern 16, für die Tharandter 10 und für die Verbindungsbahn 2 Sonderzüge eingelegt, welch' letztere nach und von Berlin verkehrten. Auf dem Leipziger Bahn hof waren nach den Lößnitzstationcn 4630 Fahrkarten ver kauft worden; es machten sich außer den fahrplanmäßigen 6 SonntagSzügen noch 3 Sonderzüge von Radebeul nach Dresden nötig. Auf dem Schlesischen Bahnhof wurden nach den Heidestationen 3214 Fahrkarten verkauft; eS mußten 4 Sonderzüge eingestellt werden Außerdem wurde auf diesem Bahnhof ein Sonderzug nach Zittau und zurück mit 330 Personen und ein solcher von Ebersbach und zurück mit 1049 Personen befördert — Der gestern früh nach Berlin von Dresden-Altstadt aus abgelassene Sonder zug beförderte 252 Personen; in umgekehrter Richtung kamen von dorther gegen 280 Personen, welche zum Teil nach der sächsischen Schweiz weiterfuhren. — 215 Rund- reisekartcn über Mügeln-Geising-Kipsdorf-Hains- berg uu^den abgesetzt. * Tie für den vergangenen Sonnabend geplant ge wesene „Italienische Pacht" im hiesigen Ausstellungs parke hat, wie wir schon erwähnten, des ungünstigen Wetters wegen verschoben werden müssen und soll nun am Mitt woch, den 29. Juli, veranstaltet werden Über den ganzen Park wird sich ein Lichtmeer von mehr als 30000 Flammen ergießen; die mächtigen Baumgruppen iverdcn in bengalischem Lichte erstrahlen; eine Anzahl mit bunten Lampen geschmückter Gondeln wird auf dem Teiche den Besuchern zur Benutzung bereit gestellt Zwei Militär kapellen, darunter die des König! Musikdirektors Walther aus Leipzig, konzertieren auf dem Ausstellungsplatze; u a. kommt das große Schlachtenpotpourri von Saro mit Tambourzügen, Revcille und Zapfenstreich zum Vortrag Diese Veranstaltung dürste am Mittwoch Tausende zu einem Besuche des Ausstellungsplatzes veranlassen Der Eintrittspreis beträgt 50 Pf. Dauerkarten haben Giltig keit — Es ist noch wenig bekannt, daß Radfahrer im Ausstellungsparke ihre Fahrräder unterbringen können In einer Halle wird Aussicht über die eingestellten Räder geführt Auf das Konzert des Thomas Koschat- O.uintctts, das morgen im „Wiener Garten" stattfindet, seien die musikliebcnden Kreise unserer Ein wohnerschaft nochmals aufmerksam gemacht. Das Programm enthält eine Zusammenstellung der beliebtesten Werke Koschats, u a „'s Nesterl", alte Kärntner Volkslieder w , ferner „Frage und Antwort", von Kleineckc, „Abendruhe" von Mozart Der instrumentale Teil des Konzertes wird von der Kapelle des Königl. Sächsischen Schützcnregiments Nr 108 unter Leitung des Musikvirektors Hrn. G. Kei! ausgesührt. * Ter Zcntralverband deutscher Zuschneider- verrine hält in der Zeit vom 2. bis 5. August d Js. in Dresden seinen 5. Verbandstag im „Hotel Kaiscrhof in der Darstellung von Schlachten und Emzelkämpsen aus dem 17 , 18. und 19. Jahrhundert ist, hat er uns oft genug bewiesen Dafür zeugt wieder seine Episode aus der Schlacht bei Warschau am 28. Juli 1656, eigentlich der Echlußmomcnt, wo der Große Kurfürst durch den Angriff seiner brandenburgischen Reiter auf die weichenden Polen die Schlacht entscheidet, ein Bild, gleich vortrefflich in der Detaillierung, wie in dem Gesamtton, in dem Zusammen wirken von Julihitze, Staub und Pulverdampf. Seit ge raumer Zeit haben wir aber von Schuch keine so tief ergreifende, gleichsam aus dem Herzen der aufgeregten Natur herausgerissene Landschaft gesehen, wie den „Heidcn- turm", um den die Raben bei schwarz bewölktem Himmel an einem stürmischen Abend kreisen Im Gegensatz zu dieser „dramatischen" Landschaft pflegen die Dresdner Landschaftsmaler am liebsten die Idylle zu allen Jahreszeiten. Davon zeugen die zum Teil mit Schafen belebten Landschaften von Franz Hochmann, die feine Frühlingsstimmung von C. W Müller und die vortrefflichen Spreewaldlandschaften, eigentlich mehr Motive auS der nicht sehr baumreichen Umgegend von Lübbenau, von Jacques Schenker. Ein starkes Gewicht aus die Ausbildung der Landschaft legt auch der ausgezeichnete Kriegsmaler Georg v Boddien, dessen zwei Feldzugs erinnerungen „Artillerie im Schneegestöber" und „Ouartier- macher" zugleich meisterhafte Winterlandschasten sind. Von tüchtigen Arbeiten aus dieser Abteilung der Dresdner Ausstellung sind noch die heilige Elisabeth aus ihrem Wege von der Wartburg in« Thal von Klara Zschille, die in Pastellfarben vortrefflich gezeichnete Figur einer LdaliSke auf ihrem Lager von Arthur Richard Böhm, der greise in der Tracht der alten Venezianer vor seiner Staffelei sitzende Maler von Fritz Schmidt und die in rin weißrS Gewand gekleidete Violinspielerin von Heino Johannes Mogk zu erwähnen Letzterer scheint ein arger Spötter zu sein In dem Bilde der Violinspielerin thut er so, al« ob er den italienischen Malern de« 15 Jahr hunderts mit Haut und Haaren ergeben sei, und aus einem Genrebilde, das ein junges, Hampelmänner feil- bictendeS Mädchen darstellt, läßt er unter diesen Hampel männern — borribils cliotu! — Mar Klinger figurieren! Dergleichen Sakrileg sollte man in Dresden nicht dulden Auffallend ist, daß sich die gute „alte Garde" fast gar nicht an der Berliner Ausstellung beteiligt hat Wir finden eigentlich nur einen, den unsäglich fleißigen Rudolf v. Haber, dessen Waffenstillleben wieder ein Meister werk ist. * In Schleswig ist gestern das Chemnitz-Bellmann- Denkmal cingeweiht worden. La« Denkmal zeigt die von dem Bildhauer Petrich geschaffene 4 m hohe Figur eines Germanen mit Leier und Schwert. Am Sockel befinden sich die Medaillenbildcr de« Dichters Chemnitz und des Komponisten Bellmann, sowie die Inschrift: „Schleswig- Holstein mecrumschlungen, Deutscher Sitte hohe Wacht". Lehrer Bladt aus Eckernförde hielt die Festrede; derselben folgte der Gesang des Liedes Der Bürgermeister Heiberg brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus An der Feier nahmen die Spitzen der staatlichen und militärischen Behörden und viele Krieger- und Gesangvereine teil * Der Richard Wagner-Verein hat am Mittwoch in Bayreuth seine Generalversammlung abgehalten Es wurde konstatiert, daß die Zahl der Mitglieder des Ver eins leit 1893 von 8900 auf 3000 bis 4000 herab gesunken ist. Auf die Anregung des Frhrn v Seckendorfs, den Verein auszulösen, ging die Versammlung nicht ein. Vielmehr beschloß sie den Erlaß eines Aufrufes zur Bei trittserklärung, welcher seine werbende Kraft auch auf die reichen und vornehmen Besucher der diesjährigen Festspiele au-üben soll. * Im Königl Hostheater zu München beginnen am 6. August die Aufführungen von Opern Richard und Stadt Wien" ab. Der Verband umfaßt 67 Vereine. Die einzelnen Vereine bezwecken, durch sachwiffenschastliche Vorträge und Besprechung von Fachfragen ihre Mitglieder gegenseitig zu belehren und weiter fortzubilden Der Verband unterstützt seine Mitglieder im Fall der unverschuldeten Not und im Alter, sowie die Angehörigen von Mitgliedern im Todessall der letzteren Beim Verbände besteht auch eine Stellenvermittelung 'Aus dem Polizei bericht. An der Kreuzung der Pirnaischen und Lenmstraße ist am Sonntag vor mittag ein Kellner, als er eben von einem elektrischen Straßenbahnwagen abgesprungen war, von einem auf dem anderen Gleise herankommenden gleichen Wagen um- gestoßen worden Er erlitt eine leichte Gehirnerschütter ung und Hautabschürfungen im Gesichte. — Am Freitage früh in der zweiten Stunde hat sich, anhergelangter Mit teilung zufolge, in Blasewitz eine 21 Jahre alte Dienst person heimlich aus der Wohnung der Herrschaft ent fernt und zwar unter Umstünden, welche an nehmen lassen, daß sie sich in die Elbe gestürzt hat Das Mädchen trug unter anderem schwarzes Kleid und weiß- und rotgestreiste Blousc. ' Von der Schiffswerft der „Kette" in Uebigau wurde am letzten Sonnabend ein dort gebautes eisernes Frachtschiff außergewöhnlicher Größe vom Stapel gelassen. Das Schiff besitzt eine Tragfähigkeit von 22 000 Zentnern, ist 79 m lang und 12 m breit, und ist mit einer Maschincnanlage zum Antrieb einer Schiffs schraube versehen. — Die genannte Schiffswerft bietet zur Zeit ein Bild reger Thätigkeit, da infolge des letzten niedrigen Wafferstandes und der Stille des Frachten- verkchrs viele Fahrzeuge zu AusbcsserungSarbcitcn dort eintrafen. U Tie schon seit einigen Wochen im vollen Gange befindlichen Vorarbeiten zu dem diesjährigen Vogel wiesenfeste, das in der Zeit vom 2. bis 9. August ab gehalten werden wird, sind bereits weit gediehen Der gegenwärtig über 13 Hektar Fläche haltende Festplatz, welcher bekanntlich vor länger als Jahresfrist mit einen, Schleußennetz versehen worden ist (sodaß man nunmehr die früher sehr häufig erhobenen Klagen über Ungangbar keit der Wege nach stärkeren Niederschlägen wenigstens auf den chauffierten Hauptstraßen sicher nicht wiever hören wird), soll, gleichwie die meisten größeren Etablissements, mit elektrischem Licht aus dem städtischen Elektrizitätswerke beleuchtet werden. Die Wasserversorgung wird, wie dies seit Jahren schon regelmäßig der Fast war, sehr reichlich sein Die schon früher getroffene Einteilung der Lünga- straßcn von dem „Antonschen" Grundstück bcz. vom Ein gang zum Festplatze nach der Schicßhalle und der O.uer- straßcn vom Birkenwäldchen in der Richtung nach dem Elbstrom hin ist auch diesmal beibehaltcn; ebenso hat man die alten Bezeichnungen Königs-, Droschken-, Karussell-, Markthallen- und Elbplatz wieder gewählt; allen bedeuten deren Singspielhallcn, größeren Bierzelten :c. hat man die vorjährigen Plätze angewiesen Von den größeren Eta blissements, die der Unterhaltung dienen, sind in erster Linie der Globus von Sommerschuh, das Viktoriatheater von Weber, der Feenpalast von Clemens Fischer, der Fürstcnpalast von Gebrüder Schröder (früher Alhambra), die Kristallhallcn von Wicke, die Berliner Walhalla von Kurth und Tettenborn, sowie namentlich auch der Hippo drom von Neibeholz zu nennen, während an hervorragenden Nestaurationslokalen das Nürnberger Bratwurstglöcklc von Reibcholz, die Pschorrbräuhalle „zum Deutschen Herold", die „Hosbräususel", das Plaucnsche Lagerbierzelt, das Tampfschiffrcstaurant an der Landestelle, das Pilsener Bierzelt von Bachstein u Hoyer, Breitfelds Konzerthalle und andere mehr hervorzuheben wären Dem Schützenzelt wird Traiteur Henner, der Pächter des Gcwerbehauses, als tüchtiger Wirt vorstchen; von Kaffee-und Kuchenzelten sind das Casö National, sowie das von Fröde zu erwähnen Die großen Tanzsäle von Julius Fischer, Emil Pötzsch und Anger werden auch Heuer wieder allen Tanzlustigen ihre Pforten öffnen; für Lieferung wohlschmeckender Bratwürste wird u. a Adolph Fritsch, der rührige Wirt des Linden- gartcnS, welcher in diesem Jahre sein stets vielbesuchtes Bratwurstzelt nebst Bierschank zum 33. Male auf der Vogelwiese ausschlägt, bestens sorgen. — Über die Vor stellungen, welche von Künstlern und Künstlerinnen in dm größeren Hallen geboten werden, ist nachstehendes zu be richten. Im Globus werden austreten: die Reckpanlomimisten Moras, die Jongleure Willons, die Kostüm-Soubrette Braun, die Grotesk - Ducttisten Geschwister Gottlieb, der Gesangshumorist Richard Gersdorf, der Komiker Merker, die Theo-Truppe mit ihrer Pantomime „Tolle Jugend streiche" und die Luftgymnastiker Gabriel und Othon, deren Produktionen am Lufttrapez und Neck als gan- vortreffliche bezeichnet werden. Für Webers Viktoria-Halle sind engagiert: „The Utangos" vom Cirkus Barnum in Amerika, brasilianische Affen - Pantomimisten (zum ersten Male in Europa), drei Brüder Broklins (musikalische Scherenschleifer), Miß Adele und Clown Gauert mit 25 dressierten Hunden aller Raffen, die Grotesk-Duettisten Gcbr. Wagner, die Wiener Jux-Ducttisten Tauer und Meingold, die Excentricsoubrette Olga Viarda, der Salonhumorist „Nohr-Hugo", die Kostümfoubrelte Agathe Vernon und die Coupietsängerin Tilli Tietcmann Endlich sei noch hingewiescn aus Burgholds anatomisch-pathologisches Mu seum, Josef Burghauscrs Panoptikum, 'Neumanns wissen ¬ schaftliches Museum, Cirkus Main»-, die Kunstausstellung von Apitius, Patys Museum, die Panoramen von Lud wig, Liebing, Kleebera, Marie Kolase und Tietze, Ohrs Universum, Jakob Feipclü Theater, Lebende Naturwunder, Bergs Darstellungen aus den amcrikanischen Urwäldern, Starkes Lachkabinett, Wagners Athletentheater, Hcxcn- schaukel von Welsch, Scholz' Rutschbahn, Krählers ameri kanische Hochrollbahn, das Zelt der Phrenologin Berg und den Hipprodrom von Dechant Von Karussells sind bis jetzt etwa 30 der verschiedensten Konstruktionen an» gemeldet; außerdem wird eine ansehnliche Zahl von russi schen und anderen Schaukeln der Jugend Gelegenheit zur Belustigung bieten — Das Aufziehen des großen Vogels wird am Sonnabend, den 1. August, mittags 12 Uhr vorgenommen werden Daü Hauptschießen wird am Mon tag, den 3. August, nachmittags 3 Uhr, durch den von Sr. Majestät dem König abgeordncten Königl Kommissar eröffnet werden Am Mittwoch abends findet Illumination der Festwiese und am Freitag abends Feuerwerk statt. DiejKapelle des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr 100 wird an jedem Nachmittag Konzerte vor dem Schützenzelte abhalten Nachrichten aus den Landesteiten. * Leipzig, 26. Juli. Gestern nachmittag trat in der Aula der juristischen Fakultät (EoNo-fium zurickioum) die große Universitütsversammlung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren, die rits an getreten haben, zur Vornahme der Wahl des Rektors für das Studienjahr 1896,97 zusammen Die Ent scheidung fiel gleich nach dem ersten Wahlgange: gewählt wurde der Lehrer des Kirchenrechts, des Staatsrechts und des deutschen Rechts, Hr. geh. Hofral Professor Or. Emil Friedberg, der noch bis zum 31 Oktober, dem Tage des Nektorwechscls, Dekan der juristischen Fakultät bleibt. * Grimma, 26 Juli Vorgestern erfolgte die Er öffnung des 14. Sächsischen Feuerwchrtages in unserer Stadt. Der mittags unaufhörlich herabrieselnde Regen störte sowohl die Festvorbereitnngen als auch die Neiseplane manches Fcuerwchrkameraden Die am Abend abgehaltene Sitzung des Landesausschusses be faßte sich lediglich mit der Erörterung interner Angelegen heiten; erst gestern früh trat der 14. Sächsische Feucrwehr- tag nach außen hin in die Erscheinung, indem vormittags 1<) Uhr die Eröffnung der außerordentlich reich beschickten Ausstellung von Feuerwehrutcnsilicn, Löschgeräten :c er folgte. Am Sonnabend nachmittags 4 Uhr begannen die Verhandlungen des Landesausschusses und der Delegierten in der Aula der städtischen Bürgerschule, zu denen sich einige Hundert Delegierte aller sächsischen Wehren ein- gefundcn hatten Tie eröffnenden Worte sprach der Vor sitzende des Ausschusses, Hr Branddirektor Weigand- Chemnitz. Hr. Bürgermeister Lobeck richtete hierauf im Namen der Stadt herzliche Worte der Begrüßung an die Festgäste. Eintrctend in die Tagesordnung, gab zu Punkt 1 Hr. Vorsitzender Weigand-Chemnitz den Bericht über die 'Ver waltungsperiode 1893 bis 1896. 1893 waren 68t sächsische Wehren organisiert, jetzt giebt es deren 7 20 in 2 3 Kreisverbänden mit ca 43 000 Mitgliedern Weiter machte Redner Vorschläge zur Abänderung des Exerzierreglements und bot eine Übersicht über die Thätigkeit der einzelnen Kreis ausschüsse. Tie Versammlung sprach darauf einmütig Hrn. Weigand den Dank aus Dem vorläufigen Bericht über die Rechnung der Landcsvcrbandskasse über die Periode 1893—96 ist zu entnehmen, daß die Einnahmen 16 188 M 62 Pf, die Ausgaben 1! 139 M. 57 Ps. betragen haben, sodaß am 30. Juni 1896 ein Kasscn- bestand von 5149 Ri. 5 Pf. vorhanden war. In aus führlicher Weise berichtete zum dritten Punlre „Beratung und Beschlußfassung der von dem Sonderausschüsse ein- gcbrachten Vorlage, betreffend Änderung im Regulativ für den Feuerwehrsonds" Hr. Kreisvertrcter Wimmer-Annaberg, woraus die Versammlung einen Antrag annahm, der verschiedene, aber nicht grundlegende Abänderungen der jetzigen Bestimmungen für den Fonds in sich schließt. Hr. Kreisvertrcter Reiche-Bautzen berichtete über die Samariterstatistik der Wehren des Landesverbandes Als Ergebnis der Beratungen des fünften Punktes, im Jahre 1898 einen Feuerwehrsachkursus für die sächsischen Wehren abzuhaltcn, wurde ein dahingehender Antrag angenommen und mit der Ausführung dieses der Landesausschuß be auftragt. — Annaberg wurde als Ort des 15. Sächsischen Feuerwchrtages gewählt * Tolkewitz, 27. Juli In „Donaths Neuer Welt" findet morgen, den 28. d. Mts., die vierte große patriotische Aufführung von „U n s e r B i s m a r ck", vater ländischem Festspiel in 19 lebenden Bildern, dargcstellt vom Königl Sächs. Militärvcrein zu Laubegast, statt. Tas Konzert beginnt um 4 Uhr nachmittags, während dessen sämtliche Wasserkünste in dem genannten Etablissement im Betriebe sein werden Um auch ivcnigcr Bemittelten Gelegenheit zu geben, der Aufführung beizuwohnen, ge langen auch morgen Familieneintrittskarten zur Ausgabe. Tic Verbindung von und nach Tolkewitz ist sehr bequem Statistik und Volkswirtschaft. * Die Betriebseinnahmen der Anatolischen Eisen bahn ans der Llammlinie Huidar Pascha-Angora ^57« ku>) be trugen im Monat Mai r8SV: 297 250 Fres., im Monat Mai 1895: 554 719 Die Belriebsausgaben betrugen im Monat Mai 1890: 149195 Frcs, im Monat Mai 1895: 1v355l Frcs. Wagners, Mozarts und Beethovens, die in telephonischer Übertragung auch auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg zu hören sein werden. * Seit zehn Jahren war Mozarts „Don Juan" in Pari« von dem Repertoire der beiden Opcrnbühnen völlig verschwunden Jetzt sind die Große Oper und die Kölnische Oper bezüglich der ersten Wiederaufführung in einen heißen Wettbewerb getreten Wenn der eine Direktor das Datum vorsetzt, folgt ihm alsbald der andere Direktor nach. Am Freitag kündigte der Direktor der Komischen Oper die Aufführung für Ende Oktober an, alsbald folgte ihm der Direktor der Großen Oper mit der Ankündigung für Mitte Oktober Nach so langer Pause scheint ihnen der geringste Aufschub bedeutungsvoll. ' Karl Goldmarks „Heimchen am Herd" ist in voriger Woche im Stadttheater in Karlsbad zum ersten Male ausgeführt worden und hat bei dem internationalen Kurpublikum eine glänzende Aufnahme gesunden. ' Im Alter von 82 Jahren ist in Padua der Kom ponist und einstige Konkurrent Rossinis, Achille Graffigna, gestorben. Derselbe hatte cs vor zwanzig Jahren ver sucht, zu dem Texte von Rossinis „Barbier von Sevilla" eine neue Musik zu schreiben Seine Oper gelangte auch in Pari« und an anderen Orten zur Aufführung, fand aber überall eine kühle Aufnahme * Der kunsthistorische Kongreß in Köln hat in seiner Eröffnungssitzung am 1 Oktober 1894 beschlossen, den nächsten Kongreß 1896 in Buda-Pest abzuhalten Mitbestimmcnd dafür war die Erwägung, daß in diesem Jahre zur Feier de« tausendjährigen Bestandes de« unga rischen Reiches in Buda-Pest eine historische Ausstellung stattfindet, welche die reichen Kunstschätzr Ungarn« in einer Kruppe stilvoll durchgesührter Bauten von historischem Charakter so glänzend und vollständig wie nie zuvor den Beschauern darbietet Auch die Sammlungen der Haupt stadt Ungarns, die alten wie die neugegründeten, ent halten eine Fülle von bedeutsamen und sür den kunst geschichtlichen Betrachter interessanten Gegenständen, welche vornehmlich in diesem Jahre den Besuchern Buda-Pests bequem zugänglich sind Der ständige Ausschuß der kunst historischen Kongreße und der gcschäftsführcnde Ausschuß des Lokalkomitees laden somit alle Vertreter der Kunst geschichte, Professoren, Dozenten, Vorstände von Niuseen und Beamte an solchen Instituten, sowie alle Privat- qelehrten des Faches ein, sich vom 1 bis 4. Oktober d. Js m Buda Pest versammeln und ihre persönliche Teilnahme an dem bevorstehenden Kongreß bis zum 8 September dem Leiter des geschäftsführenden Ausschusses des Buda-Pester Lokalkomitces, Hrn Reichstagsabgeordneten v Kammerer (Buda-Pest, Akademie der Wissenschaften) anzeigen zu wollen Namens der ungarischen Re gierung wird der Kongreß im Festsaale des National- Museums durch den Minister für Kultus und Unter richt eröffnet werden Der Handelsminister wird die Kongreßmitglieder in der Ausstellung begrüßen, die Stadt Buda-Pest dem Kongreß zu Ehren ein Festmahl veran stalten Für die Verhandlungen de» Kongresse« crgiebt sich als Material zunächst die Berichterstattung über den Stand derjenigen Angelegenheiten, welche der vorige Kon greß dem ständigen Ausschuß oder besonderem Komitee zu- gewiesen hatte Dazu kommen die Wahl des nächsten KongreßorteS, für welchen Amsterdam in Aussicht steht, und eventuelle in der Versammlung zu stellende Anträge. Im Interesse baldiger Ausstellung des Programmes für die wissenschaftlichen Verhandlungen werden alle Fach genossen, welche Vorträge zu halten oder kürzere Mit teilungen zu machen gedenken, ersucht, die« bi« 15 August dem obengenannten Leiter des Buda-Pester Lokalkomitee» zur Kenntnis zu bringen.