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Dresdner Journal : 27.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-27
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1896
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vei»«-»ret-: Für Druden vierteljährtlch r Mart KV Ps., bei den Saiser- tich deutschen Postanstaltrn v»eNeljährl>ch 3 Mart; außer halb de- Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: lv Ps. Erscheinen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend-. Fernspr-Anschluß: Rr.1S9S. Dresdner M Aournal. Antün-igungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile c>o Ps Bei labellen- und Zissernsay entsprechender Ausschlag. Herausgeber: königliche Expedition de» Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr 1295. 172. Montag, den 27. Juli, abends.I8V6. Amtlicher Teil. Dresden, 26. Juli Ihre Majestät die Königin sind heute Bormittag, von Brennerbad kommend, im König!. Sommerhofloger zu Pillnitz eingetroffen. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, hat Sich gestern Nach mittag 5 Uhr 50 Min nach Eichstädt begehen. Dresden, 27. Juli. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Otto von Oester reich, sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Albert, Herzöge zu Sachsen, und die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, sind heute Vormittag 9 Uhr 55 Min. von Eichstädt hierher zurückgekehrt und haben Sich in die Prinz- liche Villa zu Hosterwitz begeben. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stationsafsistenten II. Klasse bei der StaatS- eisenbahnverwaltung Friedrich Ernst Drechsler in Zwickan das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. WekannLmachung. Vom 1. August dieses Jahres ab wird in Buch holz eine Dienststelle errichtet werden, der die Ab fertigung von mit der Post eingehenden Zollgütern sowie die Erhebung der Schlachtsteuer und die Aus fertigung von Legitimationsschnnen obliegt, und die eine Expositur der Zollabfertigungsstelle am Bahnhofe in Annaderg bildet Dresden, am 25. Juli 1896. Königliche Zoll- und Steuer-Direktion. Dr. Löbe. Srnennunge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Berwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: der Steuerrecepror Kunze zum Unterstcuereinnehmer in Mitlweida—Angestellt: der pauplamt-accessist Förster als Slcuerausßher, der Back- meister bei dem Proviantamle Dresden Noack, die Vizeseld- webcl Schwatlo, Freund und Thomae, der Sergeant Schönfeld, der Trompeter (Sergeant) Harwardt, der Haupt amtskopist Rüdiger sowie der Plombeur Holnick als Grenz- anfseher. Nichtamtlicher Teil. Zu den Vorgängen i» Lille wird uns noch geschrieben: Die Schlacht, die sich die rote Internationale und der Nationalpatriotismus in der Burgfeste der Sozia listen, der nordfranzösischen Stadt Lille, geliefert haben, ist mit dem Siege des letzteren über den dort aus aller Herren Ländern aufgebotenen Heerbann des vaterlandslosen Sozialismus zu Ende gegangen. Die Niederlage, die sich die internationalen sozialistischen Weltverbesserer dort geholt haben, werden von ihren Organen vergeblich abgelcugnet, sie liegt als End ergebnis des sozialistischen Kongresses zu Lille klar vor aller Augen, mögen die Berichterstatter des „Vor wärts" und der übrigen wohlunterrichteten sozialistischen Preßorgane noch so sehr versichern, daß die „Ver schwörung der schwarzen und goldenen Internationale" durch die Taktik der in Lille versammelten „sozial demokratischen Ordnungspartei" zu Schanden gemacht worden sei. Angesichts des wirklichen Thatbestandes, der durch die fluchtartige Abreise der fremden Dele gierten des Liller Kongresses nach der französischen Hafenstadt Havre noch sehr hübsch illustriert wird, wirkt er erheiternd, wenn das Berliner Haupt organ unserer Sozialdemokraten den Sieg der Lunss und Wissenschaft. Residenztheater. — Am 25. Juli: „A Dompo." Schau spiel in einem Akt von Enrico Montecorboli, aus dem Italienischen übersetzt von R Nathanson — „Liebelei." Schauspiel m drei Akten von Arthur Schnitzler. (Zum ersten Male.) Da« fortgesetzte Gastspiel einer Künstlerin, wie Frau Margarethe Körner, vermittelt uns die Bekanntschaft mit zwei dramatischen Neuigkeiten, die die meisten der'in diesem Sommer im Residenztheater vorgeführten Stücke weit hinter sich lasten und vielleicht darum Aussicht auf längere Wirkung haben DaS italienische Schauspiel „A Dsmpo" ist im Grunde nur ein etwas ausgedehntes dramatisches Sprichwort. Eine junge, von ihrem Gemahl getrennt lebende Frau steht in Gefahr, ihren Liebhaber, den Grafen Maraaliano, zu erhören, wird dieser Gefahr durch da« Eingreifen einer klugen Freundin und die von dieser vermittelte in Wahrheit a tvmpo erfolgende Rück kehr ihre« Knaben glücklich entrückt — der Liebhaber hat das Nachsehen und die Freundin den Triumph, eine zu Anfang begangene kleine Unklugheit ausgezeichnet wett gemacht zu haben Wie bei allen Stückchen dieser Art, die eme kurze Versuchung und seelische Wandlung dar stellen, ist der geschickt und selbst anmutig behandelte Dialog hier eine Hauptsache und von diesem pflegt auf dem Wege vom Original zur Übersetzung und von der Übersetzung zur theatralischen Darstellung immer ein Teil verloren zu gehen Doch ist noch genug übrig geblieben, um „X Dempo" den liebenswürdigsten und feinsten kleinen Werken zu arsrllen, die je auf den Brettern de« Residenz theater« erschienen sind Schlimm nur, daß da« hübsche kleine Stück sich in doppelter Weise ungeeignet für diese Bühne zeigt E« fordert eine intime Darstellung und den Sozialisten über den nationalen Chauvinismus bejubelt und behauptet, daß die Sozialdemokratie hier derReaktion das Genick gebrochen habe! Kein unbefangener Beurteiler der Vorgänge in Lille wird jemand im Ernst glauben machen wollen, daß die sozialistische Stadtverwaltung in Lille, wenn sie es — wie der „Vorwärts" sagt — nur gewollt hätte, mit ein paar Stadtsoldaten die „pfeifenden Studenten" auseinandergetrieben haben würde und daß ein paar Dutzend Ordner genügt hätten, um die Antifozialisten — das Liebknechtsche Organ nennt sie „ungezogene Bübchen" — Anstand zu lehren! Die sozialistischen „Herren der Lage" in Lille wollen nicht die geringste Ursache gehabt haben, aus ihrer olympischen Götterruhe herauszutreten, um sich der chauvinistischen Demonstranten zu erwehren. Es ist wirklich amüsant, zn sehe», wie leicht und phantasievoll sich die sozialistischen Kritiker einen ihrer Partei genehmen Gesichtspunkt konstruieren, wenn es gilt, aus einer gründlichen Niederlage ihres Partei anhangs einen durchschlagenden, glorreichen Sieg zu machen. In Frankreich selbst, wo d.e rote Inter nationale schon soviel Boden gefaßt hat, daß ihre Vorkämpfer ihre Hände bereits nach den Zügeln dec Staatsregierung auszustrecken sich erkühnen, hat die antifoziallstische Demonstration in Lille einen starken Rück schlag erzeugt, der sich in der amisozialistischen Presse mit einem lange nicht mehr beobachteten Elan kundgiebt. In Paris selbst, wo die französische Internationale in der Stadtvertretung bekanntlich einen mächtigen Halt besitzt, hat der warme Empfang, den die franzö sischen Sozialisten in Lille ihren deutschen Gästen be reiten wollten, eine so schroffe Stimmung hervor gerufen, daß das vielgelesene Blatt „Paris" an die Adresse der „Deutschen" Liebknecht, Singer und Fischer die Verwarnung richtete: „Mögen es doch diese Herren Deutschen nur versuchen, nach Paris zu kommen' Die Bevölkerung von Lavillette und Montmartre wird ihnen dann einen Empfang bereiten, den die Internationale nicht sobald würde vergessen können!" Und die hier angeredcten Herren haben sich diesen WarnungSruf denn auch wirklich zu Herzen genommen. Nachdem sie ihren Liller Gesinnungsgenossen und Brüdern kräftig geholfen haben, der Reaktion „das Genick zu brechen", glaubten sie, auf die Ovationen, die ihrer noch in der französischen Metropole harrten, Verzicht leisten zu dürfen, und begaben sich unverzüg lich auf dem kürzesten Wege nach Havre, um von da nach London zu gelange», wo sie auf dem heute eröffneten internationalen sozialistischen Arbeiter- und Gewerkschaftskongresse vermutlich ungestörter, wenn auch kaum mit größerem Erfolg den Kampf gegen die Reaktion fortsetzen werden. — Die „Köln. Ztg." legt auf die zweite Seite der Vorgänge in Lille, auf die gegen Deutschland ge richtete Kundgebung etwas mehr Gewicht, als es wir und mehrere andere Deutsche Blätter gethan haben Sie schreibt: „Die deutschen Sozialisten haben sich schon zu wiederholten Malen an Versammlungen und Veranstaltungen der französischen Sozialisten beteiligt, und wenn ihnen hierfür Vorwürfe gemacht wurden, darauf Hingem esen, daß sie gerade auf diefe Weise am besten dazu beitrügen, die zwischen beiden Staaten bestehende Spannung beseitigen zu helfen. Wir brauchen wohl nicht erst zu sagen, daß wir uns von einer Verbrüderung deutscher und französischer So zialisten nicht den mindesten Vorteil für die Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zu versprechen haben Wir halten im Gegenteil solche öffentlich vorgenommene Versuche für bedenklich und gefährlich, und die neuesten Vorgänge in Lille geben uns darin vollständig recht. Aus der Reise der deutschen Sozialisten nach Lille ist eine große Kund gebung entstanden, die ihre Spitze in erster Linie zwar gegen die Sozialisten der beiden Länder gerichtet zu haben scheint, die sich aber insofern auch gegen Deutschland kehrt, als die Bewegung sich in dem Rufe „Nieder mit Deutschland!" Lust machte Nun sind für uns unsere nach Frankreich reisenden Sozialisten selbstredend nicht mit Deutschland zn identifizieren, auch empfinden wir keine große Be trübnis darüber, wenn sie dort schlecht ausgenommen werden: aber als sehr ärgerlich bleibt immer die Thatsache bestehen, daß der sozialistische Besuch zu einer deutschfeindlichen Kundgebung geführt hat. Auch das offizielle Deutschland wird nach Frankreich kommen zur nächsten Ausstellung, aber dann kommen mir erst lich als die in aller Form geladenen Gäste Frank reichs, dann aber auch unter Umständen, die den Ver dacht vollständig ausschließe-!, daß wir in irgend einer Weise uns in die inneren Verhältnisse Frank reichs einmischen und mit dieser oder jener Partei zusammenarbeiten möchten. Auch so noch wird es vieles Taktes bedürfen, um Reibungen zu verhüten, jedenfalls aber wird in dieser Beziehung das Menschen mögliche geschehen, während die plumpen Verbrüderungs versuche der Sozialisten ganz dazu angethan sind, nach manchen Seiten hin zu verletzen und das Gegenteil von dem zu erreichen, was man angeblich erreichen will: eine Ausgleichung der Gegensätze. Deutsch lands Rolle Frankreich gegenüber ist durch die Verhältnisse klar vorgeschricben und durch die Praxis der letzten Jahre festgelegt: wir haben uns aller Feindseligkeiten gegen Frankreich zu ent halten und bei j-dcr Gelegenheit zu zeigen, daß wir der französischen Republik diejenige Achtung entgegenbringen, auf die sie als rin großes Staats wesen berechtigten Anspruch erheben kann. Ist es dabei möglich — und es ist wiederholt möglich ge wesen — ein selbst weitgehendes höfliches Entgegen kommen zu entwickeln und dadurch den Beweis anzu treten, daß man auf deutscher Seite von jeder unfreundlichen Voreingenommenheit frei ist, so kann das nur zur Beseitigung von Vorurteilen dienen und gute Folgen haben. Darüber hinauszugehen haben wir aber solange keinen Anlaß, als sich die Verhält nisse in Frankreich nicht geändert haben, und solange in unseren wechselseitigen Beziehungen noch immer ein so starker Satz von Unregelmäßigkeit zurückbleibt, wie er jetzt noch vielfach festzustellen ist. Wenn aber jetzt die Sozialisten beider Länder den Versuch machen, auf Grund gemeinsamer Anschauungen, die mit der Frage der allgemeinen Politik nicht das Geringste zu thun haben, ihre Verbrüderung der französischen Be völkerung aufzudrängen, so kann der Erfolg nur der sein, daß cs zu Gegenkundgebungen kommt, deren Endergebnis in einer Verschärfung und Wiederbeleb ung des Chauvinismus besteht. Das und nichts anderes scheinen uns die deutschen Sozialisten durch ihren Ausflug nach Frankreich erreicht zu haben." Tagesgeschichte. Dresden, 27. Juli. Sc. Majestät der König empfingen am Sonnabend nachmittags H6 Uhr im Königl. Lustschlosse zu Pillnitz Se. Königl. Hoheit den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin. — Ihre Majestät die Königin, Allerhöchstmelche nach einem dreiwöchigen Kurgebrauche in Brennerbad am Sonnabend vormittags 1l Uhr 26 Min. von dort abgereist waren, trafen in Begleitung der Hof dame Gräfin Reuttner v Weyl, des Hofsräuleins v Oppell und des Oberhofmeisters v. Malortie am gestrigen Sonntage vormittags 7 Uhr 10 Min. auf Bahnstation Niedersedlitz ein und wurden daselbst von Sr Majestät dem Könige und Ihren Exrellenzen der Frau Oberhosmeistcrin v. Pflugk und dem General- adjutanten Generallieutenant v. Treitschke empfangen. Nach der Begrüßung begaben Sich Beide Majestäten mit Gefolge zu Wagen in die Königl. Sommerresidenz Pillnitz. Nachmittags um 2 Uhr war Königl. Tafel, zu welcher Konversationston guter Gesellschaft. Wie aber soll der zu Recht kommen, wenn fünf, zehn, fünfzehn Minuten nach dem Beginn eines Stückes Dutzende von verspäteten Zuschauern er scheinen, sich in die Sitzreihen des Parketts drängen, rück sichtslos und mit Donncraepolter ihre Klappsitze Nieder schlagen? Das sind Gewohnheiten, die die Wirkung eines solchen Schauspiels zur Hälfte vernichten Auch die Dar stellung selbst ließ viel, sehr viel zu wünschen übrig Zwar Frau Körner (Baronin Antonietta v. Salm) spielte die Rolle der erfahrenen jungen Weltdame mit feiner Be weglichkeit, geistiger Belebung und einem Schmelz liebens würdiger Koketterie, die den lebhaftesten Beifall recht fertigten. Der Wiedergabe der anderen Gestalten durch Fr!. Krona (Sylvia Solatti) und die Herren Zeitz (Marchese Solatti) und Kl inkow ström (Graf Maragliano) fehlte es an Eleganz und lebendiger Mannigfaltigkeit des Ton«; es ist eben nicht zu verlangen, daß solche die sorg fältigste Detaillierung fordernde Figuren so beiher ver körpert werden. Die zweite und bedeutendere Novität des Abends, das dreiaktige Schauspiel „Liebelei" von A Schnitzler, hat sich an einer Reihe von Bühnen schon bedeutenden Erfolgs erfreut. Es ist eines der modernen Sittenbilder, die haupt sächlich durch die Schärfe de« Gegensätze« wirken, nur daß der Gegensatz in Liebelei" weniger in der Gegenüber stellung, al« in der Aufeinanderfolge tollen frivolen flber- mute«, leichtherziger Genußsucht und düsterer Tragik zu Tage tritt. Ein üppiger junger Wiener, Fritz Lobheimer, der in eine gefährliche Leidenschaft für eine (hinter den Kulissen bleibende) verheiratete Frau verstrickt ist, versucht auf den Rat seine« höchst erfahrenen und praktischen Freunde« Theodor Kaiser sich von dem Druck dieser Leiden schaft durch eine Liebelei mit der Tochter eine« Musiker», Christine Weiring, zu befreien Er nimmt, er hält diese für eine der leichtfertigen Schönen von de-Art ihrer Freundin Mizzi Schlager, mit der Hr Kaiser seinerseit« eine Liebschaft unterhält Daß Christine anders geartet ist, nicht bloß ein paar lustige Stunden mit irgend einem Manne ver leben, sondern für die Hingabe, das Opfer ihrer Jugend wenigstens vorübergehend wirklich geliebt sein will, daß sie eine unselige vergötternde Leidenschaft für den jungen Mann saßt, oessen Leidenschaft einer andern gilt, dem sie nur zur Zerstreuung dient, würde in jedem Fall einen schmerzlichen Konflikt hcrbeisühren. Mitten im Jubel und Rausch eines tollen Abends in seinem Hause, bei dem Theodor, Christine und Mizzi seine Gäste sind, wird Herr Fritz von dem Gemahl seiner eigentlichen Geliebten (den der Dichter und der Theaterzettel etwas affektiert nur mit „Ein Herr" bezeichnen) überrascht, zur Rechenschaft ge zogen, ein Duell auf Leben und Tod steht in naher Aus sicht. Jetzt überkommt's den jungen Lebemann wie Todes ahnung, aber auch in dieser Lage, in der ihm unwillkürlich das liebende hingehende Geschöpf teurer wird, gönnt er Christine keinen Blick in sein Leben, keinen Hauch von liebendem Vertrauen Sie fühlt, daß ihr etwas versagt wird, worauf sie ein Recht hätte, daß in seinem Abschied am Schluß des zweiten Aktes etwas Unheildrohendes liegt. Und wie nun im dritten Akte der Zusammenbruch erfolgt, Christine erfährt, daß der Mann, den sie geliebt hat, um einer andern willen in den Tod gegangen ist, daß er begraben ist, ohne daß sie wenigstens den Tobten noch einmal gesehen hat, daß zwei Tage verstrichen sind, in denen e« Herr Theodor Kaiser nicht einmal der Mühe für wert ge funden hat, sie von der Katastrophe zu benachrichtigen, da wirft sie das Gefühl der Enttäuschung, der schmachvollen Selbst entwürdigung und daneben doch wieder die unbesiegliche Liebe, der verzweifelte Schmerz um den Mann, der ihr alle«, dem sie wenig mehr als ein Nicht« gewesen ist, völlig darnieder und treibt da« arme Mädchen zum Selbstmord Die Kehrseite der von Hrn. Theodor und Frl Mizzi gepredigten Leben«- und LiebrSphilosophie, die Kehrseite der gutherzigen Schwäche ihre« eigenen Vater«, erscheint im Schicksal Christinen- Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prin zessin Friedrich August und Höchstderen Ober hofmeisterin Freifrau v Reitzenstein, Excellenz, Ein ladungen erhallen hatten. — Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Pillnitz ins hiesige Residenzschloß, nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister entgegen und kehrten nach Erledigung der Rcgierungsgeschäfte nach mittags nach Pillnitz zurück. — Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg werden voraus sichtlich morgen, Dienstag, vormittags 6 Uhr 5(>Min. aus Süddeutfchland nach Dresden zurückkehrcn. TreS-t», 27. Juli. Se. Excellenz der Herr StaatSminister v. Metzsch hat sich znm Kurgebranche nach dem Seebad Norderney begeben. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser unternahmen, während die „Hohenzollern" am Freitag und Sonnabend bei Maeraak liegen blieb, an diesen beiden Tagen ver schiedene Spaziergänge in die nächste Umgebung. Der be absichtigte größere Ausflug nach dem Jubwand wurde des zweifelhaften Wetters wegen aufgegeben Am Abend des 2 t. Juli nahmen Se. Majestät der Kaiser das Diner an Bord der „Gefion" ein Gestern morgen hielten Se. Majestät Gottesdienst ab und unternahmen dann einen Spaziergang an Land. Heute früh geht die „Hohenzollern" nach Bergen — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht amtlich die Verordnung, durch welche die Bestimmungen betreffs Er hebung eines Zollzufchlags für aus Spanien und den spanischen Kolonien kommende Waren, vom 25. Mai 1894 und die dazu erlassene Abänderungs-Verordnung vom 30. Juni 1895 aufgehoben werden — Als auf Grund des Gesetzes vom 10. Mai 1892, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften zum ersten Male indem Reichshaushaltsetat eine Summe zur Erstattung der durch dieses Gesetz den Lieserungsverbünden ver einzelnen Bundesstaaten erwachsenden Ausgaben ein gestellt werden mußte, hrtte man nicht den geringsten An halt für die Bemessung der Höhe dieser Lumme Man setzte eine JahresauSgabe von zwei Millionen voraus, mußte sich jedoch bald überzeugen, daß damit viel zu hoch gegriffen war. Die Ersparnis, welche an der betreffenden Etatsposition gemacht wurde, betrug im Jahre 1893 94 über eine Million Später ist dann allerdings die that- sächliche Anforderung an den Posten noch etwas gestiegen Wenn man jedoch nunmehr zu einem Ansätze von rund 1'» Millionen gekommen ist, so scheint man auch für längere Zeit die ungefähre, durch die thatsächlichen Verhält nisse bedingte Höhe getroffen zu haben — In der Öffentlichkeit taucht der Vorschlag auf, das Patentamt zu einer Behörde umzugestalten, welche für alle aus Grund der deutschen Urheberrechts gesetze enstandcnen Rechte eine einheitliche Verwaltung böte. Das Patentamt hat schon durch die bisherige Ent wickelung eine Umgestaltung nach dieser Richtung erfahren Zuerst lediglich eine Behörde, welcher die Sorge um den Patentschutz übertragen war, erhielt es nacheinander zwei neue Abteilungen, die erstere für den Schutz der Gebrauchs muster, die zweite für den der Warenzeichen. Wenn man die Erfolge übersieht, welche diese Erweiterung des Patent amtes mit sich gebracht hat, so wird man die Forderung der Entwickelung nach einer Zentralinstanz für alle auf Grund der Urheberrcchtsgesetze entstandenen Rechte be greifen. Es ist gar keine Frage, daß der frühere Zustand beim Warenzcichenschutz, bei welchem jedes einzelne Lrts- gericht zur Eintragung in Anspruch genommen werden konnte und eine Uebersicht über die geschützten Zeichen erst durch ein privates Unternehmen in einigermaßen genügender Weise geschaffen wurde, weit hinter dem jetzigen zurück steht, wo an einer Zentrale die Entscheidungen fallen und die nötige Uebersicht durch fortlaufende amtliche Publikationen gewährt wird Eine Feststellung der Freizeichen, wie sie init ancrkennungswertem Eifer seitens des Patentamtes noch immer fortbetrieben wird, wäre früher einfach un möglich gewesen Auch die Vorzüge, welche das Verfahren zum Schutze der Gebrauchsmuster vor dem noch jetzt zu Recht bestehenden bei den Geschmacksmustern bietet, werden grell beleuchtet Hr. Th Kaiser hat sreilich auch gegen über den furchtbaren Szenen des letzten Aktes nur ein Wort des Vorwurfs an Mizzi „DaS hätten Sie mir er sparen können!" — Niemand, der etwas vom Leben unserer Großstädte weiß und gesehen hat, wird die Mög lichkeit in Abrede stellen, daß so erschütterndes Leid und so wuchtiger Ernst aus dem Schein unbekümmerter LebenS- just erwachsen können Doch giebt es hierbei eine ganze Reihe von Wenn und Aber und die dramatische Verwert ung des bedeutenden Motivs leidet darunter, daß der Dichter seine stärksten Wirkungen in der tollen Lust und dem unheimlichen Schluß des lebensvollen ersten Aktes verbraucht und das Interesse an der Handlung im zweiten und dritten Akt einem ausschließlichen Interesse an der Gestalt der Christine Weiring weichen muß Auch läßt sich nicht leugnen, daß der Glanz der Lichter, der wirk lichen wie der Stimmungslichter, im Haupttei! des ersten Aktes, dem Ganzen etwas zweideutig Schillerndes verleiht, daß die vielbewunderte Technik des Stückes stark an fran- zische Muster erinnert. Der Bruch im Stücke, den einzelne Kritiker hervorgehoben haben, entsteht nur dadurch, daß der Verfasser es nicht verstanden hat, von vornherein und schon im ersten Akte die stärkste Teilnahme aus die Gestalt und das besondere Schicksal der armen Christine zu kon zentrieren Unter allen Umständen aber zeugt da« Schau spiel von wirklichem Talent, einer entschiedenen Belebungs kraft des einzelnen Wa« sich Schnitzler an seinem eigenen Motiv, an der Ausgiebigkeit seiner eigenen Erfindung hat entgehen lassen, steht aus einem anderen Blatte; wüchse der zweite und dritte Akt wie der erste, so würden wir in der That eine höchst lebensvolle« Schau spiel haben und selbst so, wie da« Stück nun einmal ist, bleibt e« von starker, wenn auch wechselnder Wirkung Tie Darstellung war eine höchst lebendige und nach mehr al» einer Richtung vortreffliche, e» schien, al« ob der ungewohnte Anblick eine« gefüllten Hause« spornend
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