Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-23
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vez»«»»ret«: Für Dresden viertellährlcch 2 Mark dv Ps , bei den Kaiser, lnh deutschen Postanstalten vitrktljührlich S Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Poft- und Stempctzuschlaa. Einzelne Nummern: tv Ps. Srschetnen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fern,pr-Anschluß: Nr.irSS. Dresdner M Journal. AnlündigungSgrdühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernjpr Anschluß: Nr 1295. 189« Donnerstag, dm 'M. Inti, ndmds. ^169 Ämtlicher Teil. Dresdea, 23. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Portepeefähnriche u. f. w. (»rnennunge«, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Te« kV. Juli 1898. Geipel, Sek.-Ltnt. vom 10. Jnf.-Regt. Nr. 134, zum Prem-Ltnt, vorläufig ohne Patent, befördert. Zinkeisen, Unteroffiz, vom 8. Jnf.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, zum Portepeefähnrich er nannt. Graf v. Hallwyl, Prem.-Ltnt. vom 1. Königs Hus.- Regt. Nr. 18, zum Rittm. und Eskadr.-Chef, vor läufig ohne Patent, befördert. Naumann, Eek.-Ltnt. vom 2. Königin Hus.-Regt. Nr. 19, unter Stellung ü la suite dieses Regts., vom 7. August d. I. ab auf ein Jahr beurlaubt. Blochmann, Prem.-Ltnt. vom 1. Feld-Art.-Regt. Nr. 12, in das 3. Feld-Art.-Regt. Nr. 32, Sickel, Prem.-Ltnt. vom 3. Feld-Art.-Regt. Nr. 32, mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform, in das 1. Feld-Art-Regt. Nr. 12, — versetzt. Im Beurlaubtenstandc. reu 19. Juli 1896. Röhricht, Sek.-Ltnt. von der Inf. 1. Aufg. des Landw.-Bez. Plauen, Falcke, Sek.-Ltnt. von der Kav. 2. Aufg. des Landw.- Bez. Leipzig, — zu Prem.-LtntS. befördert. Die Vizefeldwebel bezw. Vizewachtmeister: Stephani vom Landw. Bez. Leipzig zum Sek.-Ltnt. der Res. des 1. (Leib-)Gren.-Regts. Nr. 100, Moll vom Landw.-Bez Dresden-Ältst., Krug vom Landw. Bez. Dresden-Nrust, Peisel vom Landw.-Bez. Borna, — zu Sek.-Ltnts. der Res. des 2. Gren.-Regts. Nr. 1<>l „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", Menzel vom Landw.-Bez. Zittau, zum Sek.-Ltnt. der Res. des 3. Jnf.-Regts. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", Fischer vom Landw.-Bez Bautzen, Franke vom Landw. Bez. Zittau, Zachmann vom Landw.-Bez Pirna, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des 4. Jnf.-Regts. Nr. l03, Glänzel vom Landw.-Bez. Plauen, Krümling vom Landw.-Bez. Leipzig, Roch vom Landw.-Bez. Zwickau, Mirus, vr. Wünschmann vom Landw-Bez. Leipzig, Richter vom Landw.-Bez. Straßburg, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des 6. Jnf.-Regts. Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg", Queck, Wiele, Combrinck, Ferber, Riedel vom Landw.-Bez. Leipzig, zu Sek.-Ltnts. der Res. des 7. Jnf.-Regts. „Prinz Georg" Nr. 106, Ur. Schmidt vom Landw.-Bez Leipzig, Stark vom Landw.-Bez. Döbeln, Pirl, vr. Lohse, vr. Halben, Gündel vom Landw.-Bez. Leipzig, Geißler vom Landw.-Bez. Borna, Vr. zur Strassen, Kilian, vr. Jürgens vom Landw.-Bez. Leipzig, — zu Sek.-Ltnts. der Res. des 8. Jnf.-Regts. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Schickert vom Landw. Bez. Dresden-Ältst., Bauer vom Landw.-Bez. Wurzen, Lindner vom Landw.-Bez. Dresden-Ältst., Lunst und Wissenschaft. Neue Romane und Novellen. Ls geht die Sage von einem Kritiker, der auf gut Glück in einen Haufen Bücher mit seiner Papierschere hineinzustechen pflegte und dann die Werke, die er „mar kiert" fand, las und besprach Gegenüber der Überzahl von Romanen und Erzählungen, die mitten im Hochsommer schon Anspruch auf Abende bei der Lampe erheben, wäre die Lotterie des besagten Kritikers gewiß nicht so übel, die Gefahr, Unrecht zu thun, eben auch nicht übermäßig groß, indem die ungeheuere Mehrzahl der neuen Romane von einem Mittelschlag ist, der schier jedes zu viel und zu wenig ausschließt Muß man im allgemeinen dem modernen deutschen Roman stärkeres Gefühl für That- sächlichkeit, schärfere Beobachtung und Schilderung, eine umfassendere Kenntnis der äußeren Welt nachrühmen, als der belletristischen Durchschnittsproduktion vergangener Tage, so fehlt dafür wieder eine gewiße Wärme und unbeirrte Sicherheit der Empfindung, die Freude an den Erschein ungen, die sonst de« Romanschriftstellers bestes Teil war. An Stelle des ehedem für vornehm geltenden historischen Hintergrundes ist gegenwärtig der soziale getreten, nur daß jede Gruppe oder jeder einzelne mit dem Worte sozial einen anderen Begriff verbindet. Zwischen all die Bilder aus der Not und dem Ringen unserer Tage schneit nun ganz fremdartig ein Abenteurer roman aus der Schule deS vorigen Jahrhunderts oder, wenn man will, auch aus der Schule Alexander Dumas des Vaters herein Der Roman „Graf Gasch in" von Stanislaus LucaS (Breslau, S. Schottländer, 1896) erinnert mntnti» mutanckis ein wenig an Smollet, ein wenig an A G Meißner und sehr viel, obschon nicht in gutem Sinne, an die drei MouSguetair« von Grille vom Landw. Bez. Leipzig, Marwedel vom Landw Bez. Dresden Ältst , Müller vom Landw.-Bez Borna, Schmidt vom Landw.-Bez Zittau, Dietze vom Landw. Bez-Schneeberg, Müller, Albert vom Landw. Bez. Dresden-Ncust., — zu Sek-Ltnts. der Res. des Schützen- (Füs.-) Regts. „Prinz Georg" ^108, Qppe vom Landw.-Bez. Zwickau, zum s-ek.-Ltnt. der Res. des 9. Jnf.-RegtS. Nr. 133 vr. Barth vom Landw -Bez. II- Chemnitz, Andrae vom Landw.-Bez. Leipzig, Beyer vom Landw.-Bez Wurzen, vr. Wiebe vom Landw. Bez. Leipzig, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des 10 Jnf.-Regts. Nr. 134, Clauß vom Landw.-Bez Dresden-Ältst., Liebich vom Landw.-Bez. Leipzig, Großfuß vom Landw.-Bez. Döbeln, — zu Sek- Ltnts. der Res. des H- Jnf.-RegtS. Nr. 139, Menzel vom Landw.-Bez. Freiberg, zum Sek.- Ltnt. der Res. des i.Jäg. Bats. Nr. 12, v. Posern vom Landw.-Bez Leipzig, vr. Wach vom Landw.-Bez Borna, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des Garde Reiter RegtS., Bramsch, vr. Lampe vom Landw.-Bez. Leipzig, zu Sek.-Ltnts. der Res. des Karab. Regts., Vorwerk vom Landw.-Bez. Leipzig, zum Sek-Ltnt. der Res. des 2. Königin Hus -Regts. Nr. 19, Prater vom Landw.-Bez. Dresden-Ältst., zum Sek- Ltnt. der Res. des 1. Ulan.-Regts. Nr. l7 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn", Beutler vom Landw.-Bez. Glauchau, Qrth vom Landw.-Bez Pirna, Faber, Reichelt, Siller vom Landw Bez. Leipzig, — zu Sek.-Ltnts. der Res. des 1. Feld-Art.- Regts. Nr. 12, Barnewitz, Voigt vom Landw.-Bez. Dresden Nenst., Weber vom Landw.-Bez. Leipzig, Wagner vom Landw.-Bez Freiberg, vr Duchesne vom Landw-Bez. Schneeberg, Müller vom La»dw Bez. Zittau, - zu Sek.- Ltnts. der Res. des 2. Feld Art.-Regts. Nr. 28, Weyhmann, Mez, Klug, Winter vom Landw Bez. Leipzig, zu Sek.-Ltnts. dcr Res. des 3. Feld-Art.- Regts. Nr. 32, Buhe vom Landw.-Bez. Leipzig, Zeuner vom Landw.-Bez. Dresden-Ältst, Uibrig vom Landw.-Bez. Plauen, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des Fuß Art.-Regts. Nr. 12, Libbertz, Hasse vom Landw.-Bez. Dresden-Ältst., Klencke vom Landw.-Bez. Freiberg, — zu Sek.- Ltnts. der Res. des Pion.-Bats. Nr. 12, Lindemann vom Landw.-Bez. Dresden Neust, Grieser vom Landw. Bez. Dresden-Ältst, — zu Sek-Ltnts. der Res des Train-Bats. Nr. 12, Töpelmann, vr Seyferth vom Landw.-Bez. Leipzig, Voigt vom Landw.-Bez. Plauen, — zu Sek.- Ltnts. der Landw.-Jnf. 1. Aufgebots, — befördert. It. Abschiedsbewilligungcn. Im aktiven Heere. Den 19. Juli 1896. Crusius, Rittm. und Eskadr.-Chef vom 1. Königs Hus -Regt. Nr. 18, in Genehmigung seines Abschieds gesuchcs, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vor geschriebenen Abzeichen zur Disp. gestellt Graf v. Mielzyiiski, Sek.-Ltnt. vom I. Königs Hus.-Regt. Nr. 18, zu den Offizieren der Res. dieses Regts. übergeführt. Alexander Dumas. Die Abenteuer vier großer Evel- leute: des tollen schlesischen Grafen Gaschin, des polnischen Fürsten Roman Solomerccki, des kurländischen Barons Beer und des schlesischen Grafen v. Promnitz, höchst erstaunliche und unglaubliche Abenteuer entfalten sich in dcr Zeit des spanischen Erbfolgekriegeü und des daneben tobenden nordischen Krieges. Aber obschon der Roman den Namen des Grafen Gaschin führt, der stärker ist als August der Starke von Sachsen und Polen, so ist doch nicht dieser noch sonst einer von den anderen Edetteuten, sondern ein stattlicher junger Emporkömmling, der wasser- polakische Hajduk des Grafen Ferdinand v. Promnitz, Jan Kempa aus Pleß, dem wir zuletzt als Kaiser!. Russischen General Johann v Kempen begegnen, der eigentliche Held der buntscheckigen Erzählung. Der dreibändige Roman setzt im Grunde sehr hübsch ein; die wilden Studenten streiche dcr vier jungen Edelleute, die die alte Breslauer Universität und mit ihr halb Breslau auf den Kops stellen und die tolle Wette, den jungen Kempa ohne Geld als Kurier nach Paris senden zu wollen, verheißen einen im alten Sinne spannenden und unterhaltenden Roman, der auch wirkliche und fesselnde Sittenschilderung ein schließen könnte. Aber diese Raffe abenteuerlicher Gäule hat ein- für allemal den Trieb, mit ihren Reitern durch zugehen Schon bei dem Ritt KempaS durch Deutschland und Frankreich häufen sich die Gefahren, die unerhörten GlückSfällc und die unmöglichen Rettungen des Helden derart, daß dem Leser Sehen und Hören vergeht. Und vollends mit dem zweiten und dritten Bande, wo Graf Gaschin mit König August dem Starken unter den Fenstern der Gräfin Cosel ficht und ringt, wo dcr nie versagende Kempa als slowakischer Rastclbmder den auf dem König stein cingetürmten Gaschin befreit, darnach in dessen neu errichtetet kaiserliches Dragonerregiment eintritt und sich rasch zum Offizier ausdient, wo er im Duell nacheinander fünf französische Offiziere erschießt und sich mit dem Im Beurlaubtenstande. Den 19. Juli 1896. Vr. Otto, Sek. Ltnt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. Dresden-Ältst., wegen überkommener Feld- und Garnisondienstunfähigkeit, Lohs, Prem.-Ltnt von den Jägern 1. Aufgebots des Landw. Bez. Dresden Ältst., behufs Ueber- führung zum Landsturm 2. Aufgebots, Winckelmann, Sek. Ltnt. von der Kav. 2. Auf gebots des Landw-Bez Leipzig, behufs Ueber- tritts in Königl. Preußische Dienste, — der Ab schied bewilligt. 1'. Im Sanitäts-Korps. Den 19. Juli 1896. Die Unterärzte: vr Uhlich des 5. Inf. Regts. „Prinz Friedrich August" Nr. 104, vr. Salfeld deS 7. Jnf.-Regts. „Prinz Georg" Nr. 106, die Unterärzte der Res.: vr. Voigt des Landw.-Bez. Dresden Ältst., Vr. Hahn des Landw. Bez. Leipzig, die Unterärzte dcr Landw. 1. Aufgebots: Noack des Landw. Bez. Dresden-Ältst., Riechert des Landw Bez. Leipzig, — zu Assist.- Aerzten 2. Kl., — befördert. vr. Kuntze, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots deS Landw. Bez Zittau, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. Ordens-Verleihungen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rittmeister der RZ. a. D. Professor v Uhde die Erlaubniß zur Anlegung des von Sr. Majestät dem König von Italien ihm verliehenen Oifizierkreuzes des St. Mauritius- und Lazarus-Ordcnö zu ertheilen. Srneunungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tcpartcmcnt dcs KricgcS. Beamte der Militär-Verwaltung. Turch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Ten 15. Juli 18V«. Kaiser, Assistent im Kriegszahlamt, aus seinen Antrag, unier Verleihung des Charakteis als Knegszahlamts Sekretär, unterm 1. November 18SS mit Pension in den Ruhestand versetzt nichtamtlicher Teil. „Kirchlich-sozial Ter Aufruf der Herren Professor v. Nathusius, Stöcker und Vie. Weber hat bei der liberalen und mittelparteilichen Presse eine entschiede.-e Abweisung erfabrcn, die vielfach in ironischer und höhnischer Form erfolgt und wobei ungeachtet der Verschiedenheit der Ansichten im einzelnen die Persönlichkeit Stöckers von allen Seiten schroff abgelchnt worden ist. Die „Nat.- Ztg" erklärt, der Ausruf bezeichne eine „neue Wind ung der Serpentine, welche die Wege Stöckers dar- stellt", und hält letzterem vor, er suche sein neues „Unternehmen", mit dem sich eine Absage gegen die Naumannsche Partei vollziehe, durch Nathusius und Weber zu decken, „deren Persönlichkeiten keine An griffssläche bietet" Tie „Voss. Ztg." macht ihrem Haß gegen Stöcker in keineswegs gesuchten Worten Luft: „Die Heilsarmee unter General Booth ist ein Muster von Gediegenheit und Genialität im Vergleich mit Hrn. Stocker und seiner Gesellschaft!" Tas „Berl. Tgbl", das in den Aufruf alles Mögliche hineinzukom mentieren sucht, findet die sieben Sätze desselben „schwul stig-unverständlich" und erklärt, „man habe eS wirklich mit der Bankerott-Erklärung des gesunden Menschen verstandes" zu thun. Dem „B. T." gefallen natür lich auch die Herren v. Nathusins und Weber nicht, in welcher Sympathielosigkeit es sich mit der „Schles. Ztg." begegnet, die zwar Stöckers frühere Dienste anerkennt, dann aber entschieden in Abrede stellt, daß die von Stöcker ins Leben gerufene Bewegung noch jetzt die Grenzen der konservativen Weltanschauung innehalte — womit sie eigentlich weniger Stöcker als vielmehr den „Evangelisch sozialen Kongreß" und die „Jungen" trifft, von denen ersterer sich jetzt getrennt hat. Die „Kreuz-Ztg." dagegen schreibt: „Wir stimmen den sieben Sätzen deS Aufrufs im wesentlichen durch aus zu; sie enthalten nichts, was ein christlich konservativ .r Mann nicht unterschreiben könnte." An knüpfend an die Kommentierungslust des „B. T." führt dieses Organ u a. folgendes aus: „Man lege nicht unter statt aus, lese vor allem richtig und unbefangen, dann wird man uns zugeben: der Inhalt des Aufrufes ist ein durchaus christlich- konservativer. Als seine Veranlassung wird zu treffend die „Entwickelung" bezeichnet, die der „Evangelisch-soziale Kongreß" genommen habe. Da her die unzweideutige Absage an die liberale, be kenntnislose Theologie und die ungeschichtliche, die Leidenschaften aufregende Richtung der „Jungen", daher die Betonung des kirchlichen Zusammenhanges, der nicht verloren gehen dürfe, daher die Obenanstellung der Predigt des Wortes Gottes. Was aber ist der Zweck deS Aufrufes? Wie es zum Anfang heißt, die Aussprache der „kirchlich-sozialen Überzeugungen" der Unterzeichner. Ist aber das der volle, der Endzweck des Vorgehens? Dem „Reichsboten" war von „einer Seite, die an der Abfassung des Aufrufes hervor ragend beteiligt ist", versichert worden, daß eS sich nicht um die Gründung irgend welchen neuen sozialen oder politischen Kongresses handle, schon weil diese Absicht von Pros.v Nathusius und Vic. Weber niemals gut geheißen werden würde." Ist das zutreffend? Stöcker selbst hat am letzten Sonntag direkt von einem geplanten „Kirchlich - sozialen Kongreß" ge sprochen. Wir haben schon neulich unsere Be denken gegen solche Neu-Gründung dargelegt. Wenn mm der „Reichsbote", der unsere An sicht in dieser Beziehung teilt, meint: „Dagegen schwebt diesen Kreisen für den Herbst eine Zusammenkunft evangelischer Männer im großen Siile vor, als ein Versuch, die positiven evangelischen Elemente fruchtbarer als bisher zu organisieren", — so wird man das Nähere abwarten müssen. Fast scheint es so, als fasse Stöcker diese „Zusammenkunft" doch als einen „Kirchlich-sozialen Kongreß" auf. . . . Für uns Konservative ist es dringend notwendig, zu erfahren, welchen positiven Endzweck dcr Aufruf ver folgt; gegen seinen Inhalt haben wir nichts einzu- wcndcn. Seine Auffassung von der sozialen, das ganze Volksleben erneuernden Kraft des Christentums teilen wir durchaus. Sie deckt sich mit den schönen Worten des Philosophen Immanuel Fichte: „Das Christentum trägt in seinem Schoße eine Kraft dcr Erneuerung, die man nicht ahnt Bis jetzt hat es nur auf die Individuen und durch sie indirekt auf den Staat gewirkt. Aber der Gläubige oder Denker, welcher die innere Wirkung desselben schätzen kann, wird zugeben, daß es eines Tages die innere und organisatorische Kraft der Gesellschaft sein wird, und dann wird es sich auf Erden in der ganzen Tiefe seiner Ideen und in der ganzen Fülle seiner Segnungen erheben."" ritterlichen Marquis ve Ribas versöhnt, wo der Graf Gaschin sich in aller Geschwindigkeit, statt seines abtrünnigen Freundes des Fürsten Solomerccki mit dcr Gräfin Dietrichstein trauen läßt, Jan Kempa aber als Johann Kempen nach Rußland zu Peter dem Großen und Fürst Menschikow geht und um die Zeit der Poltawa schlacht und nachher erstaunliche Heldenthaten vollbringt, jagen sich Bogen für Bogen die Ereignisse und die Scenen, die man glauben muß, weil man sie nicht begreifen kann Mit einem Worte: die Fabulierlust deS Verfassers ist so viel größer als seine Bclebunqskunst, daß der Roman da mit von vornherein unter die Kategorie der Münchhausiaden wider Willen fällt. Der Schluß wie die sämtlichen wohl behaltenen und mit Ausnahme Kempens glücklich verheira teten Helden und Heldinnen — selbst die Baronin Beer geborene Gräfin Sternberg hat ein Jahr Reiterlebens in schwedischer Offiziersuniform überstanden — mit großer Kavalkade von Warschau nach der Ukraine ziehen, uni beim Sohne des Fürsten Solomerecki Gevatter zu stehen, ist ein Prachtstück alten Stils, in dem da« Unbeschreibliche gethan wird Heftete sich des Verfassers bewegliche Phantasie an einen in engere Schranken gebannten Stoff und ver möchte er die Bescheidenheit der Natur zu begreifen, so ließe sich von ihm jedenfalls Besseres erwarten als ihm in „Graf Gaschin" geraten ist Vom Boden dcr Phantastik und deS äußerlichen Aben teuers auf den der Wirklichkeit und des mühevollen Lebens zurück, versetzen uns mit einem Ruck die „Baucrnblut" betitelten Erzählungen aus dem Schwarzwald von Hein rich HanSjakob (Heidelberg, Georg Weiß 1896). Es sind Geschichten in der bekannten Manier des Verfassers, dessen Blick fürs Leben, dessen warmer GemütSanteil an Leid und Freud des süddeutschen Volkes, dessen Reichtum an Eindrücken nicht hoch genug gepriesen werden können, während die Art seines Erzählens zu Zeiten minder rühmlich ist. HanS jakob versucht zwar, streitbar wie er ist, diese Manier in der Vorrede zu dem diesmaligen Bande nach allen Richtungen hin zu rechtfertigen Er sagt sehr hübsch, daß er seine Bücher nicht wie ein Schreiner seine Kasten mache, sondern auch dabei und darin sein wolle, ferner, daß er Pfarrer und Prediger und als solcher amtlich ge wohnt sei, an den vorliegenden Text stets 'Nutzanwendungen anzuknüpfen Und er fügt hinzu: „Ferner tadeln die Kritiker bisweilen, daß ich schlecht komponiere und allerlei untereinander erzähle Haben denn diese Herren noch nie einen Mann vom Volk erzählen hören? Der nimmt, wenn ihm im Anschluß an das, was er erzählt, eine andere Person vor den Sinn kommt, auch diese vor, und erzählt zwischen hinein auch von ihr. So erzählt der Bauer, so erzählten mein Großvater und mein Vater und so erzähle auch ich Und paßt diese Art zu erzählen nicht gerade für Geschichten aus dem Volk? Werden diese nicht gerade dadurch echter und volkstümlicher?" Damit ist die alte Streitfrage, ob die orthographischen Fehler der Alltags rede mit zur Naturwahrheit gehören, wieder aufgeworfen und alle Erzählungskunst auf ein Hervorspinnen der Dinge aus der Erinnerung eingeschränkt Große VolkS- schriftsteller wie Hcbel, wie Jeremias Gotthelf zumal sind anderer Meinung gewesen und haben der klaren Heraus hebung des Wesentlichen und Charakteristischen aus der Fülle des Zufälligen ihr Recht zugesprochen Ja und wie wir die besten von HanvjakobS Volkscrzählungen ins Auge fasten, sehen wir, daß er wenigstens instinktiv und unbewußt dcr Komposition viel mehr einräumt, als er kritisch zugestehen will Da er einmal die Hyper- kultur unserer Zeit haßt, die nach seiner Ueber- zeuguna am Ende ihres Lateins angekommen ist, so beherrscht ihn auch die Vorstellung, daß alle künstlerische Reise und Reinheit ein Produkt der Schul grammatik und Rhetorik wäre, während man ihn doch einfach an die Natur verweisen könnte, die ihre höheren Organisationen eben auch deutlich gliedert und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite