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Dresdner Journal : 22.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-22
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1896
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Grohbrila« viea. London Die Königin Viktoria kam gestern nach mittag von Windsor nach London, um der Hochzeit der Prinzessin Maud beizuwohnen Bevor sich die Köni gin nach dem Buckinghampalast begab, sprach sie im MarlbouroughhauS vor, begrüßte den Prinzen und die Prinzessin von Wales, sowie die Gäste und besichtigte dann die Hochzeitsgeschenke der Prinzessin Maud. Als die Königin Wmdsor verließ, gingen die Pferde desjenigen Wagens, in dem die indische Dienerschaft der Königin fuhr, durch, wobei der Wagen umgeworsen und der Kutscher und ein Indier verletzt wurden. — Die gestrige Verhandlung gegen Jameson und Genossen wurde wieder einmal vertagt, nachdem der Generalanwalt die Anklage begründet hatte und Zeugen darüber vernommen worden waren, daß Maseking in Britisch-Betschuanaland liege und Pitsani zu Charterland gehöre. — Aus dem Lager bei Buluwayo wird dem „Rcuterschen Bureau" gemeldet, daß General Carrington vorgestern die erste befestigte Stellung der Matabele an gegriffen hat Der Kampf, welcher 7 englische Dieilen von der Farm Usher ftattfand, war sehr heftig und währte uin 8 Uhr früh noch fort. R a tz l a « ». St. Petersburg. Zwei einflußreiche Blätter, die „Nowoje Wremja" und die „Peterburgskija Wje- domosti", besprechen heute die Lage auf Kreta und in Türkisch-Armenien in einer Weise, die in Konstantinopel sehr unangenehm berühren dürste. Beide Preßorgane, welche dem russischen Auswärtigen Amte nahe stehen, fällen ein scharfes Urteil über die „zweideutige armenische und kretensische Politik der Pforte" und appellieren an die Einmütigkeit der Mächte, dieser Zweideutigkeit ein Ende zu machen Die „Nowoje Wremja" sagt, es sei nun klar, daß die Angelegenheit der Kretenser und der Arme nier so nicht weiter gehen könne. Wenn die Pforte Re formen verspreche, in Wahrheit aber nur durch Blutver gießen die Unzufriedenen verstummen machen wolle, so werde niemals Ruhe und Ordnung in den türkischen Pro vinzen eintreten. Tie Politik der Pforte trage wie immer das Gepräge der Zweideutigkeit, indem sie nur in Worten friedfertig, in den Thaten aber grausam sei Wohin diese Politik führen werde, sei jedem klar. Tie friedfertigen Bemühungen der sechs Großmächte würden durch die un statthafte „Energie" der Paschas durchkreuzt, während der Einmütigkeit dieser Großmächte allein es zu danken sei, daß im Orient bis jetzt kein Brand entstanden sei. So könne es weiter nicht gehen. In noch schärferen Worten äußern sich die „Peterburgskija Wjcdomosti", welche sagen, schon im Namen der christlichen Zivilisation und Kultur, welche alles und alle einige, müßten die Großmächte den Unruhen in der Türkei ein rasches Ende machen. Sie hätten die Pflicht, der entfesselten Barbarei gebieterisch ein Ende zu bereiten. Bulgarien. Sofia. Tie mit der Emigrantcnfrage ausgetauchtcn und wiederholt dementierten Gerüchte über eine bevor stehende Ministerkrisis wollen nicht verstummen Wie der hiesige Berichterstatter des „B. T." erfährt, erscheine die Ministerkrisis unabwendbar Ter Handelsminister Ratsche witsch will auf keinen Fall im Amte bleiben, und man behauptet mit aller Bestimmtheit, daß auch der Kriegsministcr Petkow gehen werde. Das würde die Lösung der Emigrantenfrage im Sinne Rußlands bedeuten, was in der Armee eine starke Bewegung verursachen würde Von Bedeutung erscheint auch, daß Radosla wow wieder an Einfluß gewinnen soll. Sobald Fürst Ferdinand aus Karlsbad zurückkommt, erwartet man hier große Veränderungen. Türkei. Konstantinopel. Die kretensische Nationalver sammlung ist gestern vormittag in Kanea zusammen- gctreten Derselben wohnten auch die muselmanischen Ab geordneten bei. Die Versammlung nahm die Ernennung verschiedener Kommissionen vor und wird nach der heutigen Sitzung bis zum Eintreffen der Antwort der Pforte auf die Reklamation der Kretenser nur der Form nach tagen. — Die aus griechischer Ouelle stammende Meldung von einem Gemetzel in den Straßen von Heraklion bestätigt sich Am Sonnabend sind zehn Christen und ein Muselman, vorgestern früh noch ein Christ getötet worven Die Behörde hat einen muselmanischen Rädels- sührcr namens Hamdi Bey Papoutsalaki verhaftet und nach Kanea geschickt, doch vermutlich eher, weil er der neutürkischcn Partei angehört, als wegen seiner Vergehen gegen die Christen. Zu Heraklion herrscht selbstverständlich Bestürzung unter den Christen, die sich fortgesetzt in den Häusern verschanzt halten Das englische Kriegsschiff „Blanche" und ein französische« sind dort angekommen Auch in Kanea ist es am Sonntag beinahe zu einem Gemetzel gekommen Nur durch das rechtzeitige entschlossene Auftreten des österreichischen Konsuls und des englischen Kapitän» Drury ist cS vermieden worden. Drury hatte mehrere Landung-partien nach dem Kai geschickt und drohte, landen und die Stadt beschießen zu lasten, wenn der Gouverneur nicht sofort dem muselmanischen Pöbel entgegentrete. Amerika. New-Bork Die Aussichten aus einen demokrati schen Erfolg bei den Präsidentschaft-Wahlen bessern sich von Tag zu Tag. Wie der „Voss Ztg." gemeldet wird, werde die Mehrheit der östlichen Führer der demokratischen Partei voraussichtlich die Kandidatur BryanS unterstützen und sich bestreben, die gegnerischen Strömungen zu ver söhnen Tie Arbeiteroerbindungen im ganzen Lande, den Osten mit inbegriffen, billigen im allgemeinen das Chicagoer Programm und werden für die freie Silber prägung stimmen Fünf Versammlungen werden diese Woche in St. Louis von Anhängern der freien Silber prägung und des Sozialismus abgehalten, die alle sich für die Kandidatur BryanS erklären dürsten. «sie«. Peking. Der Handelsvertrag zwischen China und Japan wurde gestern unterzeichnet Derselbe enthält 29 Artikel uud süßt auf dem Vertrage von Schimonoseki. China gesteht Japan die Rechte der meistbegünstigten Nationen zu. Japan verweigert diese Begünstigung China gegenüber. Japan erhält die Erlaubnis, in China Fak toreien anzulegen; jedoch sind die Erzeugnisse steuerpflichtig. Bezüglich der Faktoreien selbst ist noch nichts bestimmt. Betreffs der Export- und Likinzölle ist keine Veränderung getroffen Dresdner Nachrichten vom 22. Juli. * Über den Besuch der Ausstellung des Säch sischen Handwerks und Kunstgewerbes in der Zeit von der Eröffnung bis zum letzten Sonntag wird uns geschrieben: Anfangs störte den Besuch die Ungunst der Witterung; auch war der Wert der Ausstellung und der „alten Stadt" noch nicht genugsam bekannt Aus diesem Grunde war der Besuch anfangs schwächer. In den ersten zehn Tagen wurde die Ausstellung von rund 122 350, in den zweiten zehn Tagen von 146 810 und in den dritten zehn Tugen von 138 040 Personen besucht Bis zum Sonntag abend waren also ungefähr 407 200 Per sonen in Ausstellung und „alter Stadt" gewesen Ein zelne Tage weisen einen überaus starken Besuch auf; es finden sich Abrechnungen einzelner Tage mit dem Nach weise, daß 28 000 und 25 000 Personen die Eingangs thore passiert haben. Am letzten Sonntag waren 24 036 Be sucher, am Montag nahezu gleichviel in der Ausstellung anwesend. Tie Einnahmen sind nicht hinter dem Vor anschlag zurückgeblieben, was als günstiges Ergebnis an gesehen werden darf, zumal sich die Ausgaben nicht merklich gegenüber dem Voranschläge gesteigert haben. * Nächsten Sonnabend wird im Ausstellungs- parkc eine „Italienische Nacht" veranstaltet. Ter ganze Park soll mit 30000 Lampen u a m. beleuchtet werden; venetianische Gondeln werden den Teich beleben. Zwei Kapellen, und zwar das Ausstellungsorchester unter Leitung des Hrn R. Dellinger und die Kapelle des 1 Ulanen regiments aus Oschatz (Dirigent Hr. Stabstrompeter Linke), konzertieren an diesem Abende abwechselnd Aus den An kündigungen in unserem Blatte ist das Nähere zu ersehen. * DaS Karlsruher Hofopernensemble, welches nach seinem ersten Auftreten im „Albertshof" durch Unpäßlichkeit zweier Mitglieder gezwungen war, sein auf vierzehn Tage anbcraumtes Gastspiel zu unterbrechen, tritt von heute ab wieder täglich in den Abcndkonzerten des „Albertshof" auf. Ta eine Verlängerung des Gastspieles über den 31. d. Mts. hinaus ausgeschlossen ist, so finden im ganzen nur noch zehn Vorstellungen hier statt. * Aus dem Polizeibericht. Unterhalb der Albert brücke ist heute früh der Leichnam eines ungefähr 40 Jahre alten unbekannten Mannes in Arbeiter kleidung aus der Elbe gezogen worden. * Alarme der Feuerwehr erfolgten gestern nachmittag kurz vor und kurz nach '^6 Uhr nach der Magdeburger Straße bez. nach Louisenstraße 52, sowie heute früh in der siebenten Stunde nach Friedrichstraße 8. Am ersteren Orte war in der Nähe der alten Weißeritzmündung, wahrscheinlich böswilligerweise, eine Menge dort lagernder Abraum in Brand gesteckt worden, währenv an der zweiten Brandstelle, in einer Wohnung, ein unbedeutendes Feuer beim Heizen eines Badeofens entstanden war. Der heutige Alarm erfolgte wegen eines Brandes, der im Waschhaus letztgenannten Grundstücks durch HerauSfallcn brennender Hobelspäne aus der Feuerung dortselbst entstanden war In diesem Grundstück befindliche Personen vermochten das Feuer, welches eine Menge Brennmaterial und die Decke des Raumes ergriffen hatte, zu unterdrücken, sodaß die Feuerwehr nur noch Abräumungsarbeiten vorzunehmen hatte. — Heute nachmittag rückte auf telephonische Meldung die Landspritzc nach Flur Trachenberge aus, wo in einem Wohngebäude Feuer ausgebrochcn sein sollte. Etwas Näheres über dieses Feuer ist bei Schluß der Redaktion nicht bekannt. * Auf dem Platze vor dem Redlichhauü an der Zeughausstraße wird gegenwärtig an Stelle des Gas- regenerativbrennerS, der bisher dort gestanden hatte, ein hoher eiserner Mast ausgestellt, an welchem eine elek trische Bogenlampe zu hängen kommt Hierdurch sivird eine Übereinstimmung der Straßenbeleuchtung mit dir wirkungsvollen Beleuchtung des Redlichhauscü l^rbeigesührt. L Tie Dresdner Fleischerinnung, welcher gegenwärtig nahezu 300 Mitglieder angehören, hat aus ihrem umfänglichen Schlachthofsetabllssement ein drittes großes Rinderschlachthaus errichten lasten, das schon in den nächsten Tagen für den Betrieb eröffnet werden soll. Aus Anlaß der glücklichen Vollendung dieses Neubaues hat die Innung am gestrigen Nachmittag im Linckeschen Bade eine Festlichkeit veranstaltet, die als Weihe- und Sommerfest zugleich anzusehen war Außer etwa 700 erwachsenen Personen hatten sich auch gegen 300 Kinder in dem genannten, zur Abhaltung solcher Veranstaltungen sich ganz vorzüglich eignenden Etablissement eingesunden Auch zahlreiche Ehrengäste waren erschienen. Sämtliche Veranstaltungen, welche der Vorstand der Körperschaft getroffen hatte, ivaren geeignet, eine froh belebte Stimmung der Festteilnehmer hervorzurufen. Zu nächst wurden den Damen außer schönen frischen Blumen sträußen verschlossene KouvertS eingehändigt, in welch' letzteren sich Anweisungen auf verschiedene, durchweg sehr gut ausgewählte Geschenke befanden Ferner wurden an Damen und Herren 600 Postkarten ausgegeben, welche dazu dienten, eine heitere Korrespondenz zwischen den im Garten an 150 Tischen und Tafeln Sitzenden zu ver mitteln. Ein Briefträger in gelbem Dicnstrock besorgte prompt das Einsammeln und Austragen der Karten Das Jnstrumentalkonzert wurde von der Pionierkapelle trefflich ausgesührt; abends fand ein Lampion zug bei glänzender Beleuchtung des Gartens statt; auch brannte man vielfach Feuerwerkskörper ab. Wäh rend der Nachmittagsstunden war für die Unter haltung der Kinder durch Ponyreiten, Kokosnuß- wersen, Topfschlagen, verschiedene Spiele :c reichlich gesorgt. Während einer Konzertpause begrüßte der Ober meister Gustav Müller vom Orchesterpodium aus, vor welchem inmitten ausgesucht schöner Blattpflanzen die Büsten Ihrer Majestäten des Königs und der Königin ausgestellt waren, die anwesenden Ehrengäste und brachte dann ein dreifaches Hoch auf die hiesigen Behörden aus. Ein Ball beschloß das in allen seinen Teilen wohlgclungcne Fest Der rührige Wirt des Linckeschcn Bades, Hr. Laube, sand für die von ihm im Auftrage des Gesamtvorstandes durchgeführte prächtige Illumination des Gartens sowie für sehr aufmerksame Bedienung und gute Verpflegung allge meine Anerkennung. * Am letzten Sonntag unternahm ein Klub aus dem Vorort Löbtau eine Omnibuspartie nach dem Müglitz- thal. Aus der Fahrt durch dieses kam ein Teilnehmer an dem Ausflüge bei dem Versuch, vom Wagen abru- springcn, zum Stürzen und wurde überfahren Die hierbei erlittenen Verletzungen waren so schwer, daß der Verunglückte in einem in der Nähe der Unfallstelle ge legenen Ort untergebracht werden mußte. Einige Stunden später verstarb der Bedauernswerte. Statistik und Volkswirtschaft. Tie beste Lchlachtmethode. Vom Medizinalrate Vr Mittermaier in Heidelberg, welcher sich um die Verbesserung der Schlachtmethoden *und die Beseitigung des Schachtens mehrfach verdient ge macht hat, ist in der „Gesundheit" 1896 Nr. l l folgende Mitteilung veröffentlicht worden, welche auch weitere Kreise interessieren dürfte. Von verschiedenen Seiten, so auch von dem Verfasser dieser Zeilen, wurde schon mehrmals auf die Bedeutung der in der Schweiz zuerst vorgeschlagcnen und angewcndcten Tötung der Schlachttiere durch den Schuß hingewiesen. Ter Erfolg war, daß nicht bloß einzelne Interessenten, sondern auch Behörden sich mit diesem Fortschritt auf dein Gebiete der Menschlichkeit beschäftigten und für die Verbreitung dieser Schlachtmethodc in ihren Kreisen thätig ivaren Alles Reue bricht sich nur langsam Bahn. Es ist erfreulich, zu erfahren, welche Verbreitung die Anwendung des Schieß- apparates beim Schlachten schon in der Schweiz gesunden hat Von behördlicher Seite wird uns aus der Schweiz geschrieben: Nachdem durch Volksabstimmung die Betäubung der Tiere vor dem Bruststiche als Gesetz in der ganzen Schweiz beschlossen worden, wird nun in den Schlachthäusern in den Städten und auf dem Lande hauptsächlich der Schuß apparat als Betäubungsmittel angewendet Derselbe findet besonders auch bei den Dorfmctzgcrn Anklang nicht bloß zum Schlachten des Großviehes, sondern auch dem der Schweine. Die für die schweizerische Armee zu schlachten den Tiere werden durch den Schuß getötet. Dieser erfreuliche Fortschritt in Verwendung des Schuß- apparates ist besonders dem Umstande zuzuschreibcn, daß die Verbreitung des Apparates in einigen Kantonen durch die Negierung besonders begünstigt wird, so ist er z. B. im Kanton Schaffhausen obligatorisch; ebenso befördern die Tierschutzvereine dessen Verbreitung Ter Verein im Kanton Zürich steuert jedem Metzger zur Anschaffung eines Apparates 5 Fres. bei. Dadurch kommt ein solcher nur zu dem niedrigen Preis von 20 Fres, zu stehen, mit einem Kaliber von 75 >»m (die Patrone dazu kommt nur auf 5 Cent) Soweit die Mitteilungen aus der Schweiz Die Menschlichkeit ist nicht an irgend ein Volk gebunden, sondern ist international Trotz aller Hindernisse geht der Fortschritt unaufhaltsam seinen Weg. Für jeden einzelnen und jede Behörde ist das von den Schweizern gegebene Beispiel belehrend Die Gesittung erfordert gebieterisch, daß man auch gegen Tiere nicht unmenschlich und roh verfährt Aber auch der Gewinn an Zeit ist nicht gering anzuschlagen; eine sicherere und raschere Methode zu schlachten als durch den Schuß giebt es bis jetzt nicht, was gewiß nicht ohne Belang ist, wo es sich um zahl reiche Schlachtungen sür das Zivil oder für die Armee handelt. Die Schlachtmethode durch den Schuß findet bei allen, welche die Anwendung derselben sahen, ungeteilten Beifall; nur auf ünkenntnis beruht es, wenn in mancher selbst neueren Gesundheitslehre geschrieben steht, diese Methode kann nicht angewendrt werden, da der Knall (?) die übrigen Tiere erschreckt Rian wird bei solchen Worten unwillkürlich an die damaligen Gutachten beim Beginn der Eisenbahn erinnert, nach welchen durch das Geräusch der vorbeisahrenden Bahnzüge niemand mehr im Lande schlafen könne! Möchten die betreffenden Schriftsteller sich doch z. B. in den Schlachthof von Heidelberg*) bemühen, wo seit Jahren alle größeren Schlachttiere und neuerdings auch die Schweine durch den Schuß getötet werden; sie werden sich gewiß beeilen, die betreffende Stelle ihres Handbuches zu ändern Schließlich ist auf die Bedeutung des Schießens der Schlachttiere für die oft besprochene „Schächtfrage" hin zuweisen. Es ist klar, daß mit der Verbreitung des Schußapparates die wirksamste Waffe gegen das „Schächten" gewonnen ist. Es steht fortan dem scharfen Messer des Schächters nicht mehr der manchmal unsichere Schlag mit dem Beil oder Hammer gegenüber, sondern die nie feh lende, blitzschnell wirkende Patrone. Tic Schweiz und das Königreich Sachsen gingen mit dem Verbot des „Schächtens" voran, die anderen Staaten werden über kurzem ihrem Beispiel folgen müssen Im Anschlusse hieran sei daraus hingewicsen, daß bereits am 1 März 1895 das Königl. Sächsische Mini sterium des Innern die Kommission sür das Veterinär wesen angewiesen hat, ihrerseits bei geeigneter Gelegenheit die beteiligten Kreise auf die Vorzüge dieser neuen Schlacht methode sowie darauf aufmerksam zu machen, daß das Königl. Ministerium die Schlachtmaüke im Sinne des Punktes 2 der Verordnung, das Betäuben der Schlacht tiere betreffend, vom 21. März 1892 ansche. Ten Tier schutzvereinen aber eröffnet sich durch weitere Verfolgung des vom Tierschutzvercin in Zürich betretenen Weges ein weiteres Feld zur praktischen Bethätigung ihrer Bestreb ungen, da sich die leicht, bequem und sicher auszuführcnde Tötung durch Schuß namentlich in kleineren und mittleren Schlachthofen, wie in Privatschlächtereien ohne Gefahr sür Menschen aussühren läßt, wenn die bei Schußwaffen nötige Vorsicht angewendct und der Apparat nur zuver lässigen Leuten in die Hand gegeben wird. * Tie in Heidelberg benutzten Apparate sind von Oberst Stahel in Zürich bezogen, die Patrone» aus der Deutschen Metallpatronenfabrik in Karlsruhe D e Wasfenfabrik von Freund in Sahl (Thüringen) liefert die gleichen Apparate-, ebenso die Rheinisch Westfälische Sprengstoff-Aktiengesellschaft in Nürnberg die betreffenden Patronen Der Stahelsche Apparat wird auch von Arthur Stoff in Erfurt geliefert. * Tie schwebende Schuld Spaniens ist im ersten Semester um 36,5 Millionen auf 457,3 Millionen Pesetas ge stiegen. Väöer und 'Reifen. * Teplitz-Schönau, 20 Juli. Wir sind jetzt in der Hochsaison; die Frequenz unseres Kurortes steigt noch sort während. Mit Entzücken sprechen die Gäste von dem Aufent halt in unferem schönen Thale Unser reizender Kurgarten, nnier Schloßgarten, der freundlich beichattete Konzertplatz i-i Schönau, an welche alle sich prächtige Anlagen reihen, gestalten unseren Kurort zu einem lolchen, der auch verwöhnten An sprüchen genügt Nehmen wir dazu die große Anzahl Aus flugs- und Bergnügungsorte in der nächsten und serncrcn Um gebung, so Schlvßbcrg, Eichwald-Tvppclburg, Ossegg, Bilin, Mückentürmchen, Millcschaucr, Tubitz, Kostenblatt :c. :c, so können wir wohl sagen, daß auch in Bezug auf Naturschönheit den Fremden gar vieles geboten wird. Eine sehr bemerkens werte Neuerung besteht darin, daß die Gäste sortan die er quickendste Fichtcnnadellust in den herrlichen Waldungen Eich- walds finden können, da di- elektrische Bahn sür einen geringen Preis zu jeder beliebigen Tagcsz it dah-n und von dort zurück- sähtt. Eingefan-Ks. In der Struve str. 9 sehr günstig gelegenen, neu er öffneten SitSirlltr-SaUe von ll. ItoävMbr, alleiniger Vertreter der Seiäsl t Siuuusuiisckeo ksbrrsäer, hat man Gelegenheit, da« Zwciradfahren schnell und ungcnirt zu erlernen und wird deren Besuch Interessenten angelegcntlichst empfohlen. Zum Besuche ihrer Ausstellung im Hauptgebäude der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 ladet ein die, kvo Auskunftei W. Schimmelpfeng. wurde Eine Reihe älterer Aquarelle ist von dort weg- genommcn worden und an ihrer Stelle sind einerseits die in den letzten Jahren erworbenen Aquarelle besser auf gehängt worden, anderseits ist eine Reihe moderner Hand zeichnungen neu ausgestellt worden, gleichfalls aus den Erwerbungen der letzten Jahre, die von Zeit zu Zeit durch andere ersetzt werden sollen Zunächst sind hier die Namen von Ludwig Richter, Adolph Menzel, Anselm Feuerbach, Hans Thoma, Max Klinger, Fritz v Uhde, Moritz Geyger, Mar Liebermann, Otto Greiner, Cornelia Wagner durch charakteristische Zeichnungen vertreten. In dem Saal der neuen Erwerbungen ist zur Zeit das Werk unseres Dresdner Kupferstechers Ludwig Otto ausgestellt, ferner eine große Landschastsradierung von Gott hard Kühl nach van Goyen, zwei Aktstudien radiert von Karl Köpping und andere Blätter Endlich liegt in den Schau kästen da» von Karl Wörmann herauSgegebene Werk dex Handzeichnungen des Dresdner Kupferstichkabinetts in Licht drucknachbildungen' von Franz Hanfstängl in München, wovon bis jetzt zwei Lieferungen erschienen sind I. L. Sponsel. Litteratur. Von Alwine Schulz' Allgemeiner Kunstgeschichte (Berlin, G Grotesche Verlagsbuch handlung Sep-Konto) liegen neue Lieferungen vor, von denen die 1l. die Darstellung der Kunst des Altertums eröffnet, also mit der Kunst des alten Ägyptens beginnt Die tüchtige Art, in welcher der Verfasser seinen Gegen stand behandelt, ist schon mehrfach hervorgehoben worden und bewährt sich auch in dem vorliegenden Kapitel. Das elfte Heft ist zugleich auch in seiner illustrativen Dar stellung außerordentlich bemerkenswert Die polychrome Kunst der alten Ägypter ist in dieser ihrer Eigenart einem größeren Publikum noch niemals entsprechend vorgeführt worden. Die Ausarbeitung einer nach den verschiedenen Richtungen hin ausreichend veranschaulichten farbigen Dar» stellung ist schwierig und die AusführungSkosten sind sehr erhebliche: Momente, unter deren Einfluß der Versuch polychromer Darstellung der altägyptischen Kunst in den Werken über „allgemeine Kunstgeschichte" bisher unter blieben ist. Auch in dem in neuester Zeit entstandenen und vielgenannten französischen Werk von l'vrrot vt Vkipis/., Uistoirs cks ckans I ^ntiguit« (bis jetzt 6 Bände), in dem die Schilderung der altägyptischen Kunst einen Band von nahezu 900 Seiten Umfang auSmacht, ist die farbige Wiedergabe auf nur 4 Illustrationen beschränkt Und doch kann die Kunst der alten Ägypter, die Total wirkung ihrer gewaltigen, in ihren Resten noch heute an- gcstaunten Bauwerke nicht ausreichend veranschaulicht und in ihrer Eigenart nicht richtig verstanden werden, wenn die bildliche Darstellung, welche die Vermittelung des Verständnisses unternimmt, es an der Farbe fehlen läßt Die neue Kunstgeschichte von Alwin Schulz illustriert nun in übersichtlicher Zusammenfassung den farbigen Charakter der hochbedeutsamcn altägvptischen Kunst in einer größeren Anzahl von farbigen Abbildungen, teils auf Tafeln, teils in Bildern im Tert. Letztere verdienen als eine technisch interessante Leistung typographischen Farbcnkunstdruckes be sondere Beachtung Zwei Bogen in der 12. Lieferung sind in zehn-, bezw clffarbigem Druck in der Buchdruck- schnellprcsse ausgeführt Die Art der Zeichnung und des Kolorits der farbig dargestellten altägyptischen ornamentalen Malereien bedingt das allergenaueste An- und Jncinander- passen der einzelnen Farben Es ist das erste Mal, daß die Aufgabe des Druckens einer so beträchtlichen Anzahl farbiger Abbildungen auf einem Bogen von so erheblicher Größe und in so vielen verschiedenen Farben mit äußerst schwierigem „Paßwcrk" dem Buchdruck gestellt worden ist Die rühmlich bekannte Offizin Fischer u. Wittig in Leipzig hat mit ihrer vielseitigen Erfahrung und großen Sorgsamkeit alle Schwierigkeiten der Ausgabe glücklich bewältigt. * Der Professor am Hochschen Konservatorium in Frankfurt a M, Julin» Stockhausen, feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag. Stockhausen, ein gebürtiger Pariser, bildete sich am dortigen Konservatorium und weiterhin unter Manuel Garca in London zum Sänger aus Lange Zeit an hervorragendcn Opernbühnen thätig, verrauschte er dann die Bühne mit dem Konzertsaale, in welchem er die eigentliche Stätte seiner Erfolge fand Das Schwergewicht seines künstlerischen Vortrags als Oratorien- und Liedersänger lag in der Verschmelzung feinsten künstlerischen Empfindens mit möglichster Natürlich keit und Einfachheit. Mit demselben Erfolge hat er sich späterhin der Lehrthätigkeit zugewendet, von seinen Schülern sind viele zu Stellung und Ansehen gelangt. Zu Ehren Stockhausens veranstaltet das Hochsche Kon servatorium eine musikalische Feier. * Die Scala in Mailand wird in der kommenden Spielzeit außer der „Götterdämmerung" noch Rossinis „Wilhelm Tell" und Verdis wenig bekannte Oper „Don Carlos" ausführen Verdi schrieb dieses Werk im Jahre 1867 für die Pariser Große Oper 1- Der Name des Direktors der Baseler Musikschule, vr. Selmar Bagge, dessen Hinscheiden bereits gemeldet worden ist, hatte weit über Basels Weichbild hinaus einen guten Klang. Bagge hat das musikalische Leben dieser Stadt seit nahezu drei Jahrzehnten günstig beeinflußt und mächtig gefördert. Er war, wie die Mehrzahl der schwei zerischen Musiker und Dirigenten großer Gesangvereine, ein geborener Deutscher Sein Vater war Gymnasialdircktor in Koburg, wo auch Selmar am 23 Juni 1823 geboren wurde Letzterer zeigte schon in seinen jungen Jahren eine vielver sprechende musikalische Begabung, sodaß er das Konservatorium in Prag bezog und mit Erfolg dem Studium oblag. Von 1840—42 war er erster Violoncellist am Stadttheater in Lemberg, 1851—55 Lehrer am Konservatorium in Wien und als Zerwürfnisse mit der Direktion ihn nötigten, seine Entlassung zu nehmen, war er als Privatlehrer und von 1863 ab als Redakteur der Allgemeinen Musik zeitung in Leipzig thätig. Im Jahre 1868 siedelte er an die neuerrichtete private Musikschule in Rasel über, welche Anstalt er seither ununterbrochen leitete Nebenbei redigierte er die Schweizerische Sängerzeitung, verfaßte ein „Lehrbuch der Tonkunst" und komponierte mehrere Klavieretuden, Lieder und eine Symphonie in v-moll. Seit 1875 las er an der Hochschule über Musik und wurde 1880 zum Ehrendoktor promoviert Unter seiner Leitung kam die Musikschule zu hoher Blüte -j- Der Schriftsteller Prof vr. Adolf Ebeling ist in Köln gestorben Er war jahrelang Mitglied der Universität und Professor an der Kaiser!. Handelsakademie in Paris 1870 ging er nach Köln und 1874 bis 1878 wirkte er als Professor an der Kriegsschule zu Kairo Dann kehrte er wieder in die rheinische Stadt zurück, wo er jetzt im Alter von 68 Jahren gestorben ist Er hat sich litterarisch in verschiedenen Richtungen bethätigt; als seine Haupt- lcistung gilt das fünfbändige Werk „Lebende Bilder aus dem modernen Paris". Er hat auch Gedichte und Er zählungen veröffentlicht 's Der englische Musikverleger Josef Alfred Novello ist in voriger Woche, 86 Jahre alt, in Genua gestorben Außer den Werken englischer Komponisten, besonders Purcells, veranstaltete er englische Ausgaben der Messen HaydnS und Mozarts In seinem Verlage erschien seit 1846 auch die „Musical Times". Der Verstorbene hatte sich schon seit Jahrzehnten vom Geschäft zurückgezogen Der Novellosche Verlag hat zur Zeit seinen Schwerpunkt in sehr billigen Ausgaben von klassischer Musik, Opern (Wagner mit einbegriffen) und Oratorien.
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