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Dresdner Journal : 21.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-21
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.07.1896
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Deutsche- «eich. * Berlin Wie aus Trondhjem gemeldet wird, hielten Se. Majestät der Kaiser am Sonntag vormittag io Uhr den Gottesdienst an Bord der „Hohenzollern" ab und nahmen abends das Diner bei dem Konsul Jenssen ein Gestern vormittag besuchten Se. Majestät den-Dom und hörten dem Lrgelspiel daselbst zu Um I 1 Uhr sollte die Fahrt nach dem Moldesjord angetreten werben, in dem am 23. Juli morgens 9 Uhr die Begegnung mit dem Könige Oskar stattsinden wird. — Das Programm für den Aufenthalt der Kaiser lichen Majestäten in Breslau ist, wie die „Schlesische Zeitung" m>tteilt, nunmehr in den Grundzügen folgender maßen festgestellt: Freitag, den 1. September, bald nach 12 Uhr mittags, erfolgt die Ankunft des Kaiserlichen SondcrzugeS. Se Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin werden sich sofort zum Kaiser Wilhelm-Denkmal begeben, um dessen Enthüllung bn- zuwohnen. Bei der Denkmalsenthüllung werden die Provinzial- und die städtischen Behörden, sowie die höheren Lsfizierskreise vertreten sein Die Garnison der Stadt Breslau und der über 7000 Mitglieder zählende Breslauer Knegerverein werden Spalier bilden Nach der Enthüllung des Denkmals wird voraussichtlich ein Borbei marsch der Truppen und des Kriegervereins vor Sr. Ma jestät stattsinden Alsdann begeben Sich die Majestäten nach dem Rathause, um den von der Stadt Breslau angebotenen Ehrentrunk entgegenzunehmen Abends '/r9 Uhr beginnt aus dem Palaisplatz der von allen Musikcorps des 6. Armcccorps ausgeführte Zapfen streich, der unter der musikalischen Leitung dls Musikinspizienten der Armee, Professor Roßberg, steht. Sonnabend, den 5 September, findet die Kaiserparadc des 6. Armeecorps auf dem Gandauer Exerzierplätze statt. Rach derselben werden die Kriegrrvereine der Provinz Schlesien bei der Rückkehr Sr Majestät des Kaisers Spalier bilden Nachmittags findet Paradediner für die Generalität und die Stabsoffiziere, welche in dcr Parade geslandcn haben, statt. Der Feldgottesdienst, welcher sür Sonntag, den 6 September, vormittags auf dem Palaisplatze in Aussicht genommen ist und an dem ein großer Teil der Garnison Breslau teilnehmen soll, wird durch den Militär- oberpsarrcr Kramm abgehalten werden — Die Kaiser!. Prinzen August Wilhelm und Oscar sind in Wilhelmshöhe angekommen. — Die in viele andere Zeitungen übergegangene Nach richt des „Hannoverschen Eouriers" über ein vertrau liches Rundschreiben des Preußischen Evan gelischen Lberkirchenrats an die Superintendenten in Beziehung aus die Propaganda der katholischen Kirche ist, wie offiziös sestgestellt wird, unwahr. — Die „Staatsbürger-Zeitung" hatte behauptet, ihr sei von informierter Seite mitgeteilt worden, Bayern hätte im Bundesräte erklärt, eigentlich sür die vom Reichstag beschlossene Fassung des Margarinegesetzes stimmen zu wollen, habe aber nach der Erklärung des Staatssekretärs v. Boetticher im Reichstage, der Bundesrat werde das Gesetz in dieser Fassung nicht annehmen, da gegen gestimmt, um nicht das Ansehen des Bundesrates zu schädigen. Hieraus gehe hervor, daß die vorerwähnte Erklärung des Staatssekretärs v. Boetticher im Reichstage nicht etwa auf einem Bundesratsbeschluß beruhe Dem gegenüber bemerkt die „Nordd Allgem. Zeitung", daß die informierte Seite der „Staatsbürger-Zeitung" sehr schlecht unterrichtet sei. Die vom Staatssekretär v. Boetticher bei der dritten Lesung des Margarinegesetzes abgegebene Erklärung beruhe auf einem Meinungsaustausch im Bundesrat, wobei Bayern ebenso wie die überwiegende Mehrheit der verbündeten Regierungen sich gegen die Zustimmung zu den ReichStagübcschlüssen der zweiten Lesung, betreffend das Färbeverbot und die getrennten Verkaufsräume, erklärt habe — Das Ältestenkollcgium der hiesigen Kauf mannschaft ist seitens des Handelsministers aufgefordert ivorden, eine den Vorschriften des Börsengesetzes ent sprechende neue Börsenordnung auszuarbeiten und dem Ministerium zur Genehmigung vorzulcgcn — Die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie erhielt von dem Führer ihres aus der Nordlandrcise begriffenen und gegenwärtig im Hafen von Drontheim liegenden Schnelldampfers „Columbia", Kapitän Vogelgesang, folgende telegraphische Mitteilung: „Se. Majestät der Kaiser kamen mit Seinem ganzen Stabe an Bord der „Columbia", besichtigten das Schiff eingehend und sprachen Sein ungeteiltes Lob über die aus dem Schiffe herrschende Ordnung und Sauberkeit aus Sr. Majestät nahmen eine kleine Erfrischung entgegen und übersandten nach Seiner Rückkehr an Bord dcr „Hohenzollern" dem Kapitän der „Columbia" Seine Photographie mit eigenhändiger Unter schrift." — Über den Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen wird eine amtliche Statistik ver öffentlicht: Der Verkehr auf der Oder hat infolge Ver besserung des Fahrwassers einen bedeutenden Aufschwung genommen Im Hafen von Breslau stieg die zur Thal- sahrt verladene Gütermenge von rund 74000 t im Jahre 1880 auf 1218000 t im Jahre 1894, also um über 1500 Proz, die zu Berg angekommene Gütermenge von 51000 t im Jahre 1880 auf 331000 t im Jahre 1894 oder um 543 Proz Auch auf der Elbe und ihren Nebenslüffen hat, wie dir Notierungen ur Hamburg, 'Magdeburg, Schandau und Berlin zeigen, Per Bekehr sich Hkentffch erheblich-gesteigert. Bei Ham burg sind aus ber Oberslbe (Enymvarder) zu Berg drrrch- qegangen im Durchschnitt ber eJahre 1881 bis 1885 jährlich 16L9OSO t, iSbl dagegen 2947000 t Güter; die zu Thal duechgeganqrne Gütklwenge betrug an diesem Punkte 1881 95 durchschnittlich I 102000t jährlich, 1894 jedoch 1745000 t. Die Zufuhr von Schiffsgütern nach Berlin hat nach den vorliegenden Angaben im Jahre 1891, in welchem sie auf 2 759000 t zu Berg und 2018000 t zu Thal sich belief, ihren Höhepunkt erreicht und ist seither wieder etwas zurückgegangen. Doch muß dabei berück sichtigt werden, daß der Waffcrverkehr der Vororte Berlins in diesen Zahlen nicht enthalten ist, und in den letzten Jahren die Lösch- und Ladeplätze mehr und mehr aus Berlin nach den Vororten verlegt worden sind. Dcr Güterverkehr auf dem Rhein über die holländische Grenze beiEmmerich belief sich beim Durchgang zu Berg (der Einfuhr aus Holland) im Durchschnitt dcr Jahre 1881/85 aus 1 726000 t jähr lich, 1894 dagegen aus 4 766000 t, beim Durchgang zu Thal (der Ausfuhr nach Holland) 1881/85 aus 2594000 t, 1894 auf 3 142000 t. Hauptartikel bei der Einfuhr sind Erze (1894 35 Proz. von^der Gesamt menge), Getreide (30 Proz.), Petroleum, Ölsaat, Holz und Eisen; be» der Ausfuhr Steinkohlen (56 Proz. der Gesamtmenge), Steine, verarbeitetes Eisen und Zement. Der Floßholzoerkehr über die holländische Grenze ist seit 1891, in welchem Jahre 40000 t Flößholz auSgingcn, nicht unerheblich zurückgegangen. — Zu der bevorstehenden Reichstagscrsatzwahl im Wahlkreise Brandenburg a. d H bemerkt die „Post": „. . . Der Erfolg gegenüber der in Brandenburg sehr siegeszewiß austretenden Sozialdemokratie hängt davon ab, daß die bürgerlichen Parteien in der Stichwahl alle Stimmen auf den Gegner der Sozialdemokratie vereinigen Das ist sowohl für die Auswahl der Kan didaten, wie für die Führung de« Wahlkampfes von ganz entscheidender Bedeutung In ersterer Hinsicht ivar bei der letzten Wahl die Aufstellung des national liberalen Agrariers ein glücklicher Griff. Auch dies mal würde die Ausstellung eines gemeinsamen Kan didaten seitens der Konservativen und Nationalliberalen schon aus dem Grunde wesentlich sein, weil bei Ausein- andergehen der Richtungen die Chancen des freisinnigen Kandidaten, in die Stichwahl zu kommen, wachsen. Für den als konservativen Kandidaten genannten Landrat v Löbel! würde unter diesem Gesichtspunkte manches sprechen, weil er auch in den städtischen Kreisen in großem persönlichen Ansehen steht, sodaß er bei der letzten Wahl zum Landesdireklor der Provinz Brandenburg mehrfach als Kandidat der Städte bezeichnet wurde. Ein endgiltiger Beschluß scheint aber zur Zeit weder von nationalliberaler noch von konservativer Seite gefaßt zu sein " — Bei der letzten Reichstaaswahl in Mainz, wo sich, wie schon mitgetcilt, eine Nachwahl nötig machen wird, siegte der Sozialdemokrat Joest in der Stichwahl mit 10 684 Stimmen gegen den nationallibcralcn Kandi daten, aus den 8199 Stimmen entfielen. Außer den beiden Parteien kamen im Wahlkreise in Frage die süd deutsche Volkspartei, sür die in der Hauptwahl 2042 Stimmen abgegeben wurden, und das Zentrum, das 5153 Stimmen erhielt Araukreich. x-»-z Paris Schon seit 1870 geht man mit dem Gedanken um, eine Denkmünze für die Kombattanten des deutsch-französischen Krieges zu gründen Diese Angelegenheit ivurde wiederholt im Parlament zur Sprache gebracht, ohne daß jedoch ein Ergebnis herauskam Der letzte Versuch, von dem Deputierten Georges Berry unter nommen, scheint nun zum Ziele zu führen, da sich der Genannte, bevor er einen diesbezüglichen Antrag in der Kammer stellte, hierfür die Stimmen von 347 Abgeord neten gesichert hat Beim Wiederzusammentritt der Kammer wird er seinen Bericht über die Angelegenheit vortragcn, in welchem er dcn Einwand der Gegner der Denkmünze, daß die Niederlage 1870 71 nicht durch eine solche ver herrlicht werden dürfe, zu widerlegen sucht und eine Mcdaille vorschlägt, die nicht die Siegesgöttin mit ausgebreiteten Flügeln, sondern die Gestalt der „erfüllten Pflicht" zeigt und die Hingabe an das Vaterland, die Trauer Frankreichs und dessen unaustilgbare Hoffnungen vcrsinnbild ichen soll. — Tie Imperialisten des Seinedepartcments feierten am Sonnabend unter dem Vorsitz des Baron Legoux den 35. Geburtstag des Prinzen Viktor Napoleon Ter Vorsitzende verlas hierbei einen Brief des letzteren, in welchem dcr Prinz die Hoffnung aussprach, „die plebis zitären Vereine auch in Zukunft stets so fest und ent schlossen zu sehen, wie in der Vergangenheit." — General Ob rutsche ff, der Chef des russischen Gencralstabs, ist in Paris eingetroffen und aus dem Bahnhose von General- stabüchcf de Boisdefsre empfangen worden Bei letz terem dinierte dcr russische General und suhr sodann nach seinem Schlosse in JaureS in der Dordogne weiter. General de Boisdefsre ist vorgestern abcnd nach Verdun abgereist, um den Fcstungsmanövern in dcr Umgebung dieser Stadt beizuwohnen, die von General Hervä geleitet werden — Li-Hung-Tschanq wurde am Sonnabend nachmittag in der Kriegsschule von St. Cyr von deren Direktor, General Maillard, empfangen und wohnte ver- fchiedenrn Hebungen der Schüler bei — Im ^Rauoel" äußert sich heute Hektik« -Vos —^ehr"aMsqnt "icher den Besuch Li-Hung?TsHatHs Bn Er»dit-Lyonncki« ' Li-Hung-Tschang, der bei hier deutschen JMisttic Be stellungen gemacht hat, glaubt, kchß wir ihm nun Geld dben, um sie zu ^zahlen ^s ist sehr naiv von ichm Der Crödit-Lyonnai«, den er mit dem Gedanken einer Anleihe besuchte, wird sich hüten, ihm eine solche zu gewähren, wovon die deutsche Industrie allein den Rutzen hätte Und wenn der Credit-Lyonnais „auS einem Zufall" geneigt wäre, mit China zu verhandeln, fo wird die französische Regierung, wenn sie sich nicht geradezu eines Verbrechens schuldig machen will, niemals ihre Zustimmung und Erlaubnis geben, daß ein fran zösisches Bankinstitut China Millionen leiht, die eines Tages gegen uns verwendet würden " — Der Präsident der Republik ist gestern vormittag nach Havre abgereist, wo er einen Teil seiner Erholungs zeil zuzubringen gedenkt. — Der Appellationshof von Toulon verurteilte den Deputierten Jaurös und die Zeitungen „Depesche" von Toulouse und „Petite Rvpublique" von Paris zu 15 000 Francs Schadenersatz zu Gunsten des Direktors der Glas fabriken in Carmaux, Resseguier, der sie wegen Ver leumdungen und beleidigender Äußerungen, welche sie über ihn während des Ausstandes der Glasarbeiter zu Carmaux verbreitet hatten, verklagt hatte. — Aus Anlaß de« bevorstehenden Sozialisten kongresses in London herrschen unter den französischen Sozialisten Meinungsverschiedenheiten über die Zulassung der Anarchisten. Das Allemanistenblatt „Le Parti Ouvrier" tritt gegen die Ausschließung der Anarchisten auf. Der Artikel ist von zwei Anarchisten, Hamon und Malatesta, gezeichnet, welche hauptsächlich mit den deutschen Sozialdemokraten polemisieren, weil diese in ihrer „Herrschsucht" den Arbeitern der ganzen Welt ihr Programm ausdrängen möchten und dadurch nur die Interessen der Bourgeoisie förderten. Sie erinnern daran, daß die alte Internationale an dem Streite zwischen Marxisten und Bakuninisten zu Grunde ging, und drohen mit einer ähnlichen Gefahr für den Fall, daß die Anar chisten von den Sozialisten ausgestoßen würden, nur weil sie jetzt weiter gehen, als diese Wir sind Sozialisten, sagen sie, die logischsten und vollständigsten Sozialisten, da wir nicht nur für einen jeden seinen vollen Anteil an dem sozialen Reichtum, sondern auch noch an der sozialen Gewalt, d i. die Möglichkeit verlangen, gleich allen anderen seinen Einfluß in den öffentlichen Angelegenheiten geltend zu machen Folglich hätte ein Kongreß, von dem man uns ausschlicßcn würde, nicht das Recht, sich „sozia listisch-internationaler Arbeiterlongreß" zu nennen Wir »vollen nicht, daß die verschiedenen Parteien und Schulen auf ihre Programme und ihre Taktik verzichten, sondern nur, daß es einem jeden gestattet sei, nach seiner Art und im Einvernehmen mit Gleichgesinnten Krieg gegen die Bourgeoisie zu führen, daß aber alle in "dem wirt- schaftlichcn Kampfe solidarisch seien. — Einem Schreiben des Sekretär-Dolmetsch des Organisationsausschusses des Londoner Kongresses an die „Pelite Republique" entnimmt man, daß sich bisher nur 43 französische Delegierte angemeldet haben, obwohl Grund zu der Vermutung vorhanden sei, daß deren vielmehr kommcn werden Der Sekretär Smith drängt daher zur Eile und macht es allen Kongreßbesuchern zur Pflicht, rechtzeitig zur Stelle zu sein, um die Riesen kundgebung zu Gunsten des Friedens (!), die am 26. Juli in Hyde-Park stattsinden soll, verstärken zu Helsen. Jtuli es. Rom. Die „Agenzia Stefani" meldet: Ter König hat gestern Visconti-Venosta zum Minister des Aus wärtigen ernannt — Der „Lsscrvatore Romano" veröffentlicht die Er nennung des Monsignore Taliani zum Nuntius in Wien. — Im Rathause von Olevano (Provinz Nom) hat gestern die Enthüllung eines vom deutschen Künstler verein in Nom geschenkten und von Gerhardt modellierten Neliesbildes Sr. Majestät des Deutschen Kaisers im Beisein dcr Lrtsbehörden und zahlreicher Bürger statt- gesunden Der Bürgermeister hob in einer Festrede, welche mit einem Hoch aus den Kaiser schloß, hervor, es sei vielleicht da« erste Mal, daß da« Bildnis eines fremden Fürsten in einer italienischen Gemeinde enthüllt werde, Kaiser Wilhelm sei jedoch sür Olevano kein Fremder, weil er dort Grund und Boden besitze, er sei auch sür Italien nicht fremd, weil cr dessen Freuden und Leiden teile. Nach der Rede spielte eine Kapelle die deutsche Nationalhymne. Dcr deutsche Künstlcrvcrein sandte aus Rom zur EnthüllungSseier des Bildes seines Kaiser!. Protektors telegraphische Glückwünsche sür die Zukunft Olcvanos. Grohbritanuitv. London. Im Obcrhause erklärte Lord Salisbury aus eine Anfrage, ob die Regierung über eine angeblich kürzlich erfolgte Niedermetzelung von 400 Christen in der Umgegend von Khargut und über die jüngsten Er eignisse in Wan Informationen erhalten habe, cs sei ihm auaenblicklich noch unbekannt, ob dem Auswärtigen Amte Informationen hierüber zugegangen seien, er erachte e« jedoch nicht sür erwünscht, daß jene Greuel so schnell als möglich bekannt und ihnen damit möglichst große Aus- >muksainkrit zugewendet würden. Wenn hier im Haufe die Aufmerksamkeit auf solche Greuel gelenkt «erde, würde auch am Orte ihres Geschehens die Aufmerksamkeit in gleicher Weise erhöht Durch die Besprechung werde das Vorgehen einer zügellosen Bevölkerung, die jene Schreckens- thaten begehe, nicht gemildert, vielmehr böses Blut zwischen Mohammedanern und Christen erregt. Im Unterhause erklärte der ParlamentSuntersekretär Curzon, die türkische Regierung habe die Anklagen gegen den Statthalter von Diarbekir als unbegründet bezeichnet, der Statthalter werde nicht abberufen, aber die erteilten Warnungen würden genügen, um die rrnste Aufmerksam keit der Pforte auf die dort herrschenden Zustände zu lenken. Die Vertreter der Mächte hätten die Pforte benach richtigt, daß sie glaubten, der Oberbefehl über die Truppen in Kreta sollte einem Offizier von geringerem Range als Abdullah Pascha gegeben und derselbe angewiesen werden, entsprechend den Verpflichtungen der Pforte gänzlich defensiv zu verbleiben. Eine amtliche Bestätigung der angeblichen Plünderung und Metzelei in Egin in Ärmenien liege nicht vor. In Ain-Tab scheine die Haltung der türkischen Behörden das Gefühl der Unsicherheit und Be sorgnis erweckt zu haben. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erklärte, die Direktoren der Chartered Company hätten ihn am 9. d Mts benach richtigt, daß die Vollmachten Cecil Rhodes' ausgehoben seien. Er (Chamberlain) erachte die kritische Zeit des Aufstandes nicht für den geeigneten Augenblick, die Frage der Verwaltungsordnung in den Gebieten der Gesellschaft zu erwägen. Das Unterhaus nahm ferner nach dreistün diger Debatte mit 299 gegen 106 Stimmen den Antrag des Ersten Lords des Schatzes, Balfour, an, für den Rest der Session das Mitternachtsreglement aufzuheben. — Dem gestern veröffentlichten Bericht des vom Kap- parlamcnt eingesetzten Sonderausschusses zur Untersuchung des Jamesonschcn Einfalls in Transvaal steht ein sür Sir Rhodes äußerst günstiger Mindcrheitsbericht gegen über, den aber nur Generalanwalt Upington unter zeichnet hat In diesem Bericht wird erklärt, das Komitee sei außer stände gewesen, irgend einen Beweis dasür zu erbringen, daß das Londoner Bureau der Chartered Company schuldhafte Kenntnis von dem Unternehmen Jamesons besessen habe Tas Komitee habe keinerlei Be weise dasür erbringen können, daß Rhodes für den Einfall Jamesons verantwortlich sei, vielmehr habe selbiges ge funden, daß Rhodes ohne Kenntnis dcr Absicht Jamesons gewesen und alles mögliche gethan habe, um dessen Unter nehmen bei seiner Ausführung aufzuhaltcn Diele Be richte kommen gerade im rechten Augenblick in die Öffent lichkeit, denn gestern hat in London die Schlußver handlung gegen Jameson begonnen, bei der freilich dem Beklagten nicht allzu viel geschehen dürfte Tie Berichte des kapstädtischen Sonderausschusses finden in den Londoner Morgenblättcrn von gestern nur vereinzelte oberflächliche Besprechung. Soweit Preßurteile vorliegen, ist Neigung vorhanden, sich für den von Upington unter zeichneten Minderheitsbericht zu erklären. Einer Kap- städter Meldung zufolge soll letzterer Bericht den Mehr heitsbericht gebildet haben, aber im letzten Augenblick sei unter den Mitgliedern der Kommission eine Meinungs verschiedenheit entstanden, die nicht hätte ausgeglichen werden können ((). Der „Daily Chronicle", der sich in dieser ganzen Frage immer sehr einsichtlich ausgespro chen hat, betont, der Mehrheitsbericht klage nicht nur Rhodes persönlich an, sondern auch das Londoner Bureau der Chartered Company, weshalb die Übernahme der Verwaltung Rhodesiens durch das Reich dringend ge boten sei. — Ter Prozeß gegen Jameson und dessen sünf Mitangeklagte begann gestern vor dem High Court of Justice unter Vorsitz des Lordobcrrichters von England, Lord Russel Ter Advokat Clarke führte die Verteidigung. Er bestritt die Zulässigkeit der Anklage, da die lüilwteinerit- aus welche dieselbe sich gründet, in Südafrika un- giltig sei, weil sie dort nicht verkündet wäre Danach erklärte Lord Ruffel nach Beratung mit den anderen Richtern, daß sie diesen und andere erhobene Einwände zum Gegenstand der Erwägung machen und heute darüber verhandeln wollten. R u tz l a n d. St Petersburg. Einer Pekinger Drahtung des „Bür. Dalziel" zufolge ist der Vertrag zwischen Ruß land und China, wonach China die Ausdehnung der sibirischen Eisenbahn durch die Mandschurei nach dcr Liaotungküste gestattet und Rußland andere wesentliche Vorrechte zugesteht, in St. Petersburg unterzeichnet worden — Die Königin von Griechenland wird demnächst hier erwartet; die Königin wird von ihrer Tochter, dcr Prinzessin Marie, der Braut des Großfürsten Georg Michailowitsch, begleitet sein. Die Hochzeit der Verlobten soll im Laufe des Sommers stattsinden. Türket. Konstantinopel. In einer Unterredung mit dcm sranzösischcn Gesandten, der auch der Großvezier beiwohnte, erklärte der Sultan, daß er in voller Anerkennung der großen Dienste, welche die ^clwivi^tration cke la ckett« lenden dcr Anlaß, sich der Bedeckung eines der nach der Küste abgehenden Wagenzüge anzufchließen Da die Neise- pläne, die Dove früher gehegt hatte, sämtlich infolge de« Krieges unausgeführt hatten bleiben müssen, so war der Marsch mit den Transportzügen immer noch die leidlichste Gelegenheit, einen Teil des Landes kennen zu lernen. Auch auf diesen letzten Zügen empfing Dove noch Ein drücke genug, um immer wieder auf die Wichtigkeit des Landes, auf die Notwendigkeit hinzuweisen, das einmal er worbene Schutzgebiet sestzuhalten und nach vernünftigen Prinzipien, über die er sich mehrfach vernehmen läßt, zu kolonisieren Als er sich im Dezember 1893 nach der Kapstadt einschiffte, beseelte ihn wie seine Begleiter einzig der Wunsch, bald wieder mitarbeiten zu dürfen an diesein kühnen Unternehmen Wie sehr inzwischen die Mehrzahl der in Südwest- asrika befindlichen Deutschen noch an der Heimat hängt, das erweist das reizende Genrebild von der Ankunft der Post in einem südafrikanischen Lager, das dcn Beschluß machen mag Die Ochsen sind eben am Nastplatze au«- gespannt worden, die Menschen haben cS sich im Schatten ciner großen Anaakazie bequem gemacht, als der Ruf: „Tic Post!" ertönt „Würdevoll kam der tiesschwarze StephanSbote dahergeschritten, den uns von Goldammer von Windhoek au« nachgesandt hatte, und während er an einem der Lagerfeuer niederkauerte, drängte die gesamte Mannschaft um uns her, dieser einen Gruß aus dem heimatlichen Dorse erwartend, jener die Antwort auf eine an die Kameraden seines alten Regimentes in fröhlicher Laune abgeschickte Bierkartc Dazwischen verschlingen ein paar Schnellleser die Zeitungspakete, den Kameraden eifrig die wichtigsten Ereignisse mittrilend, die sich vor einem Vierteljahre in Europa zugetragen haben Liegt auch die Zeit, der die Nachrichten entstammen, ziemlich weit zurück, dies ist doch einer der Augenblicke, in welchen sich jeder ganz al« Europäer fühlt und in denen manchen so etwas wie leise Sehnsucht nach der Gesittung beschleicht, die er hinter sich gelassen. Mag sich das Bilv dieser Kultur dem einen zu Eisbein und Sauerkohl und einem Glase Echten verdichten, mag dcr andere dabci der lichtdurch- fluteten Säle großstädtischer Theater und Konzerte ge denken, alle sind jedenfalls eins in dem Gefühl geistiger Zusammengehörigkeit, und dcr Offizier nimmt cs nicht übel, wenn ihm ein Mann ein Ereignis, das sich in der gemeinsam.» Heimat oder vielleicht gar im gemeinsamen Regiment zugetragen, ohne Scheu mitteilt Alles aber sitzt und liest, und das Lager in der Wildnis hat plötzlich ein ganz eigenartiges Aussehen gewonnen Noch lange, nachdem die Truppe weitermarschiert ist, bedecken zerrissene Briefumschläge und umherflatternde Zeitungen dcn Platz, und manch ergrauter Pavian, der dem Spiel seiner Nach kommen mit den Papieren zuschaut, mag sich den Kopf zerbrechen über das nie gesehene Gebaren der davon- gezogencn wcißen Menschen, das er vorher von seinem Felsversteck aus beobachtet hat." —n. xx In einem Aussatz der „K. Z." über die Mün chener Kunstausstellungen diese« Sommer» finden sich eingangs folgende allgemeine Bemerkungen: Zum letzten Male treten in diesem Jahre die beiden Münchener Künstlergruppen getrennt aus, und wer nicht nur die viel leicht durch den Berliner Wettbewerb verursachte magere Beschickung des Glaspalaste« betrachtet, sondern auch au« dem Gesamteindruck dcr beiden Ausstellungen seine Schlüffe zieht, kommt zu dcr Ansicht, daß es höchste Zeit für eine Vereinigung und eine daraus hoffentlich erfolgende ruhigere Thätigkeit der Münchener Künstlerschaft ist Man steht in München unter dem Zeichen der Erschöpfung, der mit letztem Anlauf die Übermüdung bekämpfenden Anstreng ungen, und, wie e« solchen erschöpften Ringern, die sich nicht ergeben wollen, zu gefchehen pflegt, ihre Bewegungen verlieren die sichere Kraft, werden zu krampfhaften MuSkel- konvulsionen Man steckt nicht nur mehr als je in der früher so verpönt und verhöhnt gewesenen Jdeenmalerei, sondern auch m einer Stilisierungsmamer, die mehrfach dem Kunstgewerbe näher zu stehcn scheint als dcr neu- schöpferischen Kunst. Durch die Einflüsse der englischen Kunst, die sehr heilsam hätten sein können, hat man sich völlig verwirren lasten Freilich, an Talent fehlt es nicht, neben viel Geschmacklosem findet man auch eine Verfeinerung des Geschmacks und die andauernde Abkehr vom Trivialen, das Streben nach einer tiefere Seelcneindrückeerzeugenden Kunst wäre lebhaft zu loben Aber einige Größen, die die Aus stellungen zu beherrschen pflegten, haben gründlich versagt, und da« „Persönliche", von dem man heule so viel spricht, ist in leider nur zu vielen Fällen eitel Schein, der den jenigen blendet, der nicht seit Jahren die Strömungen der internationalen Kunst kennt. Überall sieht man Anklänge, Einflüsse und „Richtungen", ja, je öfter man die Säle durchwandert, desto mehr wird man an die Wirtshaus brühen erinnert, die über alle Braten gleichmäßig gegossen werden. AuS der Zeit der sozialpolitischen Tenvenzbilder hat man den Leitgedanken weitergcschlcppt, daß wir in einer ganz nichtsnutzigen Zeit de« Verfalles leben, man ist empfindsam moralisierend geworden und kokettiert auf der einen Seite mit der Madonna, auch mit Weltuntergang und Verdammnis, auf der anderen mit den antiken Idyllen, ihrem warmen Klima und ihren geringen Toiletten- auslagcn Dazwischen tritt als typische Charakteristik dcr Menschheit die Geschichte vom Sündenfall, wobei Adam gern al» dumm ungeschlachter Rüpel, Eva al» Courtisanc dargestellt wird Men braucht gar nicht prüde zu sein, um da und dort die Bemerkung zu machen, daß der Künstler Motiv und Stimmung an Örtlichkeiten oder in Verhältnissen gesucht haben muß, die nicht zu den rein lichsten gehören und nicht mit den Begriffen der „ehr lichen" Natur zusammensallen Ich habe r« wiederholt betont, daß man die Kunst nicht nur mit ästhetischen Theorien, al» ein Ding für sich betrachten, nicht bloß an die Willkür der Künstler denken darf, sondern nach in der Zeit gelegenen tieferen Ursachen forschen muß Da werden wir nun finden, daß in unserer Zeit zu viel kunstwidrige Strömungen stecken Ihr fehlt die echte Sinnenfreudigkeit, ihr fehlt die sanguinische Begeisterung, ihr fehlt vor allem, und das ist die Hauptsache, der frische Glaube an das Gesunde und Gute im Gegenwärtigen. Man hat uns alle politisch, philosophisch, theologisch und medizinisch miß trauisch gemacht und, wie ich in ganz anderem Zusammen hänge kürzlich in der Zeitschrift „Kunstwart" las, unsere künstlerische Jugend ist „unmännlich", d h wehleidig, weinerlich geworden In München gesellen sich dazu als besondere Ueberreizungsursachen auss höchste gestachelter Ehrgeiz und harter Kampf mit materiellen Schwierigkeiten. Der Künstler muß eine freie Seele haben, und auf diesen Münchener Künstlern lastet nur zu oft Verbitterung Tie besondere Luft der Jsarstadt, die Bedingungen de» dortigen Künstlerlebens werden außerdcm trotz der äußern Einfach heit der Lebensweise manchem jungen Künstler gefährlich Lothringische Volkslieder. Der bisherige Straß burger Kapellmeister Wolfram, der einem Rufe an das Weimarer Hoftheater gefolgt ist, hat bei seinem Weggänge von Straßburg eine interestante musikalische Gabe hinter lassen, die auch für weite nicht musikalische Kreise be achtenswert ist Ein Hr. Houbcrt in Metz hatte sich vor mehreren Jahren das Verdienst erworben, nn lothringischen Saarthale die Volkslieder zu sammeln, die in der dortigen Bevölkerung gegenwärtig noch gang und gäbe sind Einen Teil dieser Lieder hat er im Jahrbuche sür lothringische Geschichte und Altertumskunde veröffentlicht. Nunmehr hat Hr. Wolfram zwölf dieser lothringischen Volkslieder für vierstimmigen Männerchor frei bearbeitet (Verlag von Iuliu« Feuchtinger in Metz). Damit haben wir, so wird der „Fft. Z." geschrieben, ein ungewöhnlich interessante» Bcispiel von der Zähigkeit vor un«, mit der sich das deutsche Volkslied auf einem einmal eroberten Boden zu halten weiß Jahrhunderte zielbewußter französischer Herr schaft sind über Lothringen dahingegangen, und doch haben
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