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Dresdner Journal : 13.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-13
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 13.07.1896
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1896. ^S160 Montag, den 13. Juli, abends. Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil führung seines Reformplanes zur Bedingung für seinen Eintritt in das Heer gemacht. Der König hatte da mals zu dieser Forderung Ricottis seine Zustimmung gegeben, und auch der Ministerpräsident Nudini unv seine übrigen Kollegen hatten sich im Grundsätze bereit erklärt, die Umbildung des HeereswesenS auf der Basis dieser Militärreform zu begünstigen. Inzwischen hatte jedoch die der früheren Regierung Erispis treugebliebene Militärpartei gegen die Ver wirklichung der geplanten Reform der Heeresverfassung eine lebhafte Agitation in Szene gesetzt, und sie hatte auch bewirkt, daß die öffentliche Meinung immer ent schiedener gegen die von Ricotti geplante Verminder ung der Wehrkrast des Landes Stellung nahm. Auch der Ministerpräsident Rudini und die Mehrheit seiner Kollegen gelangten angesichts der allgemeinen poli tischen Lage schließlich zu der Erkenntnis, daß eine namhafte Heeresreduktion unangangig sei, da die Möglichkeit kriegerischer Ereignisse im Orient eher eine Verstärkung als eine Schwächung der Wehrkrast des Landes als wünschenswert erscheinen lasse. Trotzdem bestand Minister Ricotti noch darauf, daß die vom Senate verabschiedete Militärvorlage ohne weiteren Aufschub auch der Kammer zur sofor tigen Erledigung unterbreitet werde. Er war der Erwägung unzugängig, daß die Mehrheit in der Deputiertenkammer höchstwahrscheinlich sich gegen d e Annahme der Militärvorlage erkläre und durch ihr Votum in dieser Frage den Sturz des Gesamtministe riums bewirken könnte, und er drang mit immer größerer Entschiedenheit darauf, daß der die Disziplin im Heere drohenden Agitation der Gegner der Vor lage so rasch als möglich durch Beschlußfassung der Kammer ein Ziel gesetzt war. Ricotti hielt an der Anschauung fest, daß die Mehrheit der Depu- tiertentammer sich zu Gunsten seines MUitärreform- planeS entscheiden werde, wenn der Ministerpräsident Rudini bei den Beratungen mit aller Entschiedenheit die Annahme der Militärvorlage befürworten und da bei die Vertrauensfrage aufwerfen würde. Als sich nun der Ministerrat gegen die als baldige Beratung der Militärvvrlage in der Deputierten kammer aussprach und der Antrag, die Beratung der Militärvvrlage auf November zu vertagen, mit allen Stimmen gegen die des Kriegsministers Ricotti und des Arbeitsministers Perozzi ausgenommen wurde, war die natürliche Folge hiervon, daß der General Ricotti sofort seine Demission einreichte. Der Rück- trittsbeschluß des ganzen Kabinetts erfolgte offenbar nur deshalb, weil seiner Zeit Ricotti mit der Bildung des Kabinetts vom Kövig beauftragt worden war. Für Deutschland ist das Scheitern der Militär- rcform Ricottis insofern ganz gewiß mit Befriedigung zur Kenntnis zu nehmen, als die jüngsten Vorgänge unwiderleglich beweisen, wie in Italien trotz der un günstigen Lage der Staatsfinonzen immer noch die Notwendigkeit nicht verkannt wird, daß Italien seine Großmachtstellung in Europa nur durch Aufrecht erhaltung einer genügend starken Militärmacht be haupten kann, und daß es alles vermeiden muß, was geeignet wäre, das Land den verbündeten Staaten gegenüber als einen minderwertigen Bundesgenossen erscheinen zu lassen. Und dieser Erkenntnis seines Verbündeten können sich Deutschland und Österreich- Ungarn nur vou Herzen freuen. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Büreauinspektor der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Dresden Johann August Mühlberg und dem Sekretär beim Amtsgerichte Tharandt Karl Friedrich August Junold bei ihrem Uebertritte in den Ruhestand das Verdienstkreuz zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. revartement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 4. ständige Lehrersielle an der Kirchschule zu Neukirchen. Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Das Einkommen der Stelle besteht in jährlich tvco M. Gehalt und 180 M. beziehentlich 240 M. WohnungSgeld; hierüber werden noch 50 M. persönliche Zulage gewährt; — die ü. ständige Lehrerstelle in Burkhardtsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde Die Stelle gewährt 1000 M Jahresgchalt und sreie Amtswohnung mit Garten genutz Außerdem erhält der anzustellende Lehrer 80 M Hcizungsennchädigung nnd 144 M für vier wöchentliche Über stunden. Gesuche sind für beide Stellen mit den vorgeschriebenen Beilagen bi- zum 3 August an den K BezirkSschulinspekior Schulrat Saupe in Chemnitz einzureichen; — eine ständige Lehrerstelle zu Untersachsenberg Georgenthal. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 25 Juli an den K Bezirks- schuliuspektor Schulrat l)r. Bräutigam in Auerbach i. Vogtl. einzureichen. Die Ministertrifi« in Italien. Die Meinungsverschiedenheit, die im italienischen Ministerkabinett über die Milstärvorlage des KricgS- ministers Ricotti schon seit längerer Zeit obwaltete, ist nun durch den Beschluß des Ministeriums, dem Könige das Entlassungsgesuch des gesamten Kabinetts einzureichen, auch der Oeffentlichkeit bekannt geworden. Der König von Italien hat, wie bekannt, die De mission des Ministeriums Rudini angenommen, zu gleich aber den bisherigen Ministerpräsidenten Rudini abermals mit der Bildung eines neuen Kabinetts be auftragt, das allem Anscheine nach auch ohne Schwierig keiten, vielleicht heute schon, zu stände kommen wird. An die Stelle des Kriegsministers Ricotti wird, wie allgemein angenommen wird, General Luigi Pelloux und an die Stelle des Ricotti engbefreundeten Arbeits ministers Perazzi eine Rudini näherstehende Persön lichkeit treten, die übrigen Mitglieder des Kabinetts werden ihre Portefeuilles beibehalten. WaS die Ursache dieser Ministeikrisis anlangt, so kommt ihr eine über die Grenzen Italiens hinaus- gehcnde Bedeutung zu. Wie schon gesagt, bildet die Veranlassung der Krisis die Entscheidung über die vom Minister Ricotti geplante Reduktion des italie nischen Heeres. Nach der von Ricotti dem Senate siüher schon unterbreiteten und von dieser Körperschaft auch schon trotz des Widerstandes hervorragender militärischer Fachmänner genehmigten Gesetzvorlage sollte die italienische Wehrmacht um mehr als 70000 Mann vermindert, dafür aber allerdings die bisherige Dienstzeit durch Einschränkung der Beurlaubungen voll eingehalten und damit eine intensivere Aus bildung der Mannschaft angestrebt werden. Auf Grund der bitteren Erfahrungen, welche der ita lienischen Kriegsverwaltung in dem abessynischen Feld zuge beschicken waren, hatte General Ricotti schon vor der Übernahme des Ministerportefeuilles in einer längeren Unterredung mit dem Könige die Durch- R ugland tcilnahmen. — Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Pillnitz ins Residenzschloß, um die Vorträge der Herren Staatsminister und militärische Meldungen eiitgegenzunehmen. Nach Erledigung der RegierungSgeschäfte kehrten Se. Majestät nach Pillnitz zurück. Dresden, 13. Juli. In der Sonnabendnummer des „Dresdner Journals" haben wir die unzutreffenden Nachrichten eine- hiesigen Blattes richtiggestellt, welches behauptet hatte, es weide im sächsischen Finanz Ministerium eine Ergänzungssteuer nach preußi schem Muster bearbeitet und welches sogar über die Höhe der in Aussicht genommenen Steuersätze unter richtet zu sein sich den Anschein gegeben hatte. Dem neuerlichen Versuche dieses Blattes gegenüber, seine unzutreffenden Behauptungen aufrecht zu erhalten und unsere Mitteilung als auf mangelhaften Informa tionen beruhend darzuftcllen, sind wir zu der Erklär ung ermächtigt worden, daß die betreffende Notiz in der Sonnabendnummer uns vom König!. Finanz Ministerium selbst mit der Anweisung zur Veröffentlichung zugegangen war. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser befinden Sich noch auf der Landtour nach Gudwanqcn, von wo aus dann die Reise nach Mündel zu Schiff fortgesetzt werden soll — Wie aus Metz gemeldet wird, werden Se Majestät im nächsten Monat nach Schloß Urville kommen, um den Kavalleriemanövern des l6 Armeecorps in der Gegend von Maiweiler (Kreis Bolchen) beizuwohnen Hingegen wird von verschiedenen Seiten die Meldung von einer ge planten Reise Sr. Majestät nach England dementiert. — Ihre Majestät die Kaiserin sind am Sonnabend vormittag um 8 Uhr mit den drei ältesten Prinzensöhnen, dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Louise Viktoria vom Neuen Palais nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel abgereist — Der zum Reichskommißar für die Weltausstellung in Paris ernannte Kaiserliche Geh Regierungsrat und Vor tragende Rat im Reichsamt des Innern Di. Richter hat bereits bei der Chicagoer Weltausstellung seine Thätigkeit zu entfalten Gelegenheit gehabt Er war dem damaligen Reichskommißar, Geheimrat Wermuth, zur Seite gegeben und vertrat ihn in Deutschland, als Geheimrat Wermuth einige Zeit vor der Eröffnung der Ausstellung nach Nord amerika ging Als dann der Reichskommissar nach der AussteUungseröffnung wieder nach Deutschland zurücklehrte, hat Geheimrat Dr. Richter während der Ausstellung Deutsch land in Chicago vertreten Der Vertreter des Geheimrats Dr. Richter für die Pariser Ausstellung, Regierungsrat Lewald, hat an den Arbeiten für die Chicagoer Welt ausstellung gleichfalls teilgenommen. — Wie die „Nordd. Allg. Ztg" meldet, ist in Preußen die Besoldungsaufbesserung für sämtliche mittleren und höheren Beamten, einschließlich der vertragenden Räte der Ministerien, in Aussicht genommen. Die Verhandlungen hierüber seien bereits so weit vorgeschritten, daß Aussicht vorhanden sei, die Aufbesserung im nächsten Staatshaushaltsetat für 1897/98 zu ermöglichen Ebenso liege diese Angelegen heit für die Beamten des Reiches — In derselben An qelegenheit bemerken die „Berl Pol Nachr." folgendes: Mit Recht wird in der Preße daran erinnert, daß die jetzt geplante Gehaltsaufbesserung keine neue in sich geschlossene Maßregel, sondern die Fortsetzung und der Abschluß der 1890 zunächst bei den Unterbeamten be gonnenen Erhöhung der Beamtengehälter bilden soll. Wie das LehrerbesoldungSgesetz mit einem voraussichtlichen Auf wande von 6 bis 7 Millionen M. die Fortsetzung und den Abschluß des mittels der 1890 für die Volksschul lehrer bereitgcstellten jährlichen 3 Mill M. eingeleitcten Systems des regelmäßigen Aufsteigens im Gehalt nach Dienstaltersstufen darstellen soll, so wird jetzt mit einem Aufwande von jährlich rund 20 Mill. Pi. der Ausbau der oberen Stockwerke der Beamtcnbesoldungen beabsichtigt, nachdem 1890 mit einem solchen von 15 Mill M. das der Großfürst SergiuS Michajlowitsch von Fundament zu der allgemeinen Gehaltsaufbesserung gelegt — - - worden ist Schon diese Zahlen lassen erkennen, wie groß die finanzielle Bedeutung der auf diesem Gebiete be ¬ stehenden Pläne für Preußen ist Sie wird verstärkt da durch, daß naturgemäß auch im Reiche die im Jahre 1890 begonnene Gehaltsaufbesserung fortgeführt und zum Ab schluß gebracht werden soll. Und zwar soll dabei nunmehr auch das Offizierskorps vom Premier lieutenant auswärts bis zum Major ein schließlich die längst als notwendig erkannte Gehaltsaufbesserung erfahren. Wenn dabei die SekondelieutcnantS nicht berücksichtigt sind, so liegt dem die Erwägung zu Grunde, daß diese Offiziere sowohl nach ihrem Lebens- und Dienstalter, als nach der Art ihrer Dienststellung mit den Zivilbeamten im Vorbereitungs dienste bis höchstens den Assessoren zu vergleichen sind, welche gar keine Besoldung oder Remuneration beziehen Durch die Berücksichtigung der Offiziere erhöht sich der Bedarf im Reiche beträchtlich und es würde, sofern nicht etwa das Reich selbst für Deckung sorgt, wozu nach den bisherigen Vorgängen aber nur geringe Aussicht vor handen ist, eine stärkere Erhöhung der Matrikular- umlagcn notwendig werden, von denen etwa 60 Proz aus Preußen fallen würden Man wird diesen Anteil Preußens mit 9 bis 10 Millionen M sicher nicht weit überschätzen. Kommt schließlich noch eine Mehrausgabe im Justizetat von jährlich 5 bis 6 Millionen M infolge der bevorstehenden Wiedereinführung der Berufung gegen die Urteile der Strafkammern und der steigende Bedarf für die Staatsschuld, für welche allein auf 1897/98 eine Mehrausgabe von rund 6 Millionen M in Aussicht steht, hinzu, so erhellt, daß in Preußen aus einen dauernden Mehrbedarf von 45 bis 50 Millionen zu rechnen und demzufolge für die erforderliche Deckung zu sorgen sein dürste Will man daher das Gleichgewicht im Staatshaushaltsetat ohne Erhöhung der Steuern dauernd sichern, so ist es eine unabwendbare Notwendigkeit, einerseits die bestehenden Einnahmequellen auf das pfleg lichste zu behandeln, ihre Erträge thunlichst zu erhöhen und Mindereinnahmen sorgsam zu vermeiden, anderseits bei den dauernden Ausgaben so viel, als irgend möglich, zu ersparen und jede sachlich zu rechtfertigende Verminderung herbeizusühren — Über Ausbeutung der Bevölkerung durch den gewerbsmäßigen Vertrieb von Lotterielosen und Jnhaberpapieren mit Prämien oder von An teilen solcher Lose und Papiere wird, wie die „Berliner Correspondenz" ausführt, fortgesetzt Klage geführt Ter früher in weitem Umfange geübten Geschästspraxis, bei welcher diese Lose rc. gegen Ratenzahlungen zu schwindel haften Preisen an unerfahrene Personen abgesetzt wurden, ist das NeichSgesctz vom 16. Mai 1894, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, dadurch entgegengetreten, daß im Z 7 der Verkauf und die sonstige Veräußerung von Lotterie losen und Jnhaberpapieren mit Prämien und von Bezugs oder Anteilscheinen auf solche Lose und Papiere unter Strafe gestellt ist, soweit das Geschäft gegen Teilzahlungen erfolgt Die durch diese Bestimmung betroffenen Gewerbe treibenden pflegen sich jetzt vornehmlich mit dem Vertriebe von Serien losen, d. h in der Serie gezogenen Losen von staatlichen und städtischen Prämienanleihen zu besaßen Auf eine bestimmte Anzahl solcher Lose werden Anteil scheine möglichst geringen Betrages ausgegeben. Etwa 100 Inhaber von Anteilscheinen bilden eine Serienlos- gesellschast und sind an dem Ergebnis der stattsindenden Prämienziehungen beteiligt. Indem bei der Bemessung der Anteile auf möglichst geringe Beträge herabgegangen und vielfach eine allmähliche Entrichtung des Preises zu gestanden wird, gelingt es, einen massenhaften Absatz der Anteilscheine in den wenig bemittelten Kreisen der Bevölker ung zu erzielen. Das geschäftsunkundige Publikum übersieht, wie sehr es beim Eingehen solcher Ge schäfte übervorteilt wird. Es ist festgestellt worden, daß der Gesamtpreis, welchen ein Unternehmer sich von den Mitgliedern der Serienlosgesellschasten zahlen ließ, den Kurswert der betreffenden Lose, in welchem der Wert der Gewinnchance schon einbegriffen ist, um das Doppelte, Drei- und Mehrfache überstieg In den von den Unternehmern versendeten und durch ihre Agenten verbreiteten Prospekten wird die Kundschaft mit allen Mitteln der Reklame und nicht selten unter trügerischen Vorspiegelungen angelockt Beispielsweise findet sich in den Tagesgeschichte. Dresden, 13. Juli. Gestern nachmittag 4 Uhr fand bei Sr. Majestät dem König im Schlosse zu Pillnitz Familientafel statt, an welcher Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz Friedrich August mit Durchlauchtigster Frau Gemahlin, die Prinzessin Mathilde und Sc. Kaiser!. Hoheit Lauft und Wissenschaft Doktortitel, gelegt, wurde nasium. Von nasium über versität Die Attwae ckuockeoim" und vor allem das Buch „Die Akro polis von Athen" befestigten Curtius' Stellung in der Wissenschaft Da führte ihn der Zufall einer neuen Aus gabe zu Der Zoologe Lichtenstein hatte eine Vortrags reihe eingerichtet Er forderte auch Curtiu« zu einem Nachdem er die Staatsprüfung ab- Curtius Lehrer am Französischen Gym- dort trat er an das Joachimsthalsche Gym- 1843 wurde Curtius Dozent an der Uni- „Anecckota Delplüen", die „In8oription<-8 eigener Zauber muß den Jüngling umfangen haben Nicht nur, daß er unter den Studiengenossen leicht Freunde fand, auch seiner Lehrer Schätzung und Zutrauen gewann Curtius schnell und für alle Zeit. So kam es, daß Brandis' Wahl auf Curtius fiel, als der Bonner Professor 1837 von dem König Otto von Griechenland nach Athen berufen wurde, um dem Könige Vorträge zu halten und an der auf hellenischem Boden wieder auf lebenden wissenschaftlichen Arbeit teilzunehmen Der vier jährige griechische Aufenthalt war entscheidend für CurtiuS' inneres und äußeres Leben Jugendfrisch nahm er auf den steten Wanderungen ein lebensvolles Bild von dem modernen Griechenland in sich auf. Dabei innig vertraut mit den Geschicken des alten Hella«, ein trefflicher Kenner der klassischen Überlieferungen von Land und Leuten, ver knüpfte er im Geiste das Einst und das Jetzt. Was er damals lernte, trug ihm alle Zeit seine« Lebens reiche Frucht. Von daher war er geradezu an Griechenland ge bannt. Diesem galt all' seine Arbeit und sein Trachten und dorthin kehrte er immer wieder zurück An den langen griechischen Aufenthalt schloß Curtius eine kurze Reise durch Italien, dann kehrte er nach Berlin zurück. ES galt jetzt die üblichen Prüfungen abzulegen Für den ersten Ertrag topographischer Studien in Griechenland, für die Studie „De Pvrtudu8 Atbeimrum" erteilte 1841 die Universität Halle Curtius dcn Vortrage aus. Curtius sprach über die Akropolis. Dem Vortrage (er fand in der Singakademie statt) wohnte auch die Prinzessin Augusta bei Sie fand Gefallen an Curtius' Art und warb ihn, nicht ohne zunächst auf Widerspruch zu stoßen, als Erzieher für ihren Sohn, den Prinzen Friedrich Wilhelm Fünf Jahre waltete Curtius seines Amtes im Hause des Prinzen Wilhelm Innige Freund schaft verband bald Erzieher und Zögling. Auch des Prinzen Wilhelm Zuneigung ward Curtius zu teil Im Jahre 1850 wandte sich Curtius wieder seiner akademi schen Lehrthätigkeit zu Eine Berufung nach Göttingen machte ihn 1856 Berlin abwendig, aber 1863 kehrte er wieder zurück. Curtius entfaltete in Berlin ein überaus reiches Schaffen. Vielerlei kam zusammen, was ihn dazu befähigte. Un zweifelhaft ist seine ungemeine Begabung Zu der vor züglichen wissenschaftlichen Befähigung gesellte sich bei ihm poetische Begabung und dazu kam ein stets vorhaltender Drang zum Schaffen und ein reges Verständnis, Arbeit im großen zu organisieren Das nächste für Curtius war die weitere Verarbeitung des Ertrages seines ersten griechischen Aufenthaltes; so entstanden noch die Schriften „NaxoS" und „Olympia" und vor allem sein erstes größeres Werk „Peloponnesos, eine historisch geographische Beschreibung der Halbinsel" (1851 und 1852). In der Folge war es geraume Zeit hindurch die griechische Geschichte, auf die CurtiuS feine Arbeit ver wandte. Die Frucht davon ist CurtiuS' „Griechische Ge schichte", eines seiner Hauptwerke. Das Werk hat einen unbestrittenen Erfolg gehabt, obwohl gegen mancherlei die Kritik bisweilen sogar heftigen Einspruch erhob Aus gesetzt wird daran, daß Curtiu» seiner Phantasie allzuviel Spielraum läßt, wo es ihm gilt, Lücken in der Über lieferung auSzusüllen und Details auszumalen An gefochten werden auch die Hyvothesen, aus die CurtiuS seine Darstellung der ältesten Geschichte der vorhellenischen und hellenischen Stämme und deren Verhältnis zu den Völkern des Orients stützt. Hingegen sind unbestritten glänzende Vorzüge des Werkes die Anschaulichkeit der Schilderung, die Lebendigkeit der Erzählung, die gleich mäßige Kennzeichnung des inneren und äußeren Lebens der Griechen, die treffliche Gruppierung der einzelnen Volksgenoßenschaften und deren scharfe Charakteristik Als Ergänzung zu Curtius' griechischem Geschichtswerke darf man Vie Sammlung von Reden und Aufsätzen ansehen, durch die Curtius weiteren Kreisen ein besseres Verständ nis der griechischen Kultur vermittelt hat. Als Curtius zu Ansehen gelangt war, nahm er die Erforschung des klassischen Bodens, der er in jungen Jahren allein nachgegangrn, mit Hilfe anderer im großen Maß stabe auf Hierbei zeigte er sein ganze« Organisations talent. Er wußte junge Fachgenossen, Techniker und vor allem Offiziere als Mitarbeiter zu gewinnen 1862 führte er mit Boetticher eine preußische wißenschaftliche Expedition zum Studium der Topographie von Athen nach Griechen land. Einen steten Charakter gab er dann der topo graphischen Forschung in Griechenland durch die Errichtung der archäologischen Reichsanftalt in Athen. Später wurden neue Fahrten ausgerüstet, sodaß das Feld topographischer Aufnahmen immer weiter ausgedehnt werden konnte Kaupert, Regely, Adler, Hirschfeld, Milchhöfer, Gelzer, Furtwängler, Dörpfeld, Treu, Purgold u. a. waren Curtius' Gehilfen. Tas hervorragendste Verdienst hat CurtiuS um die zuvor lange angestrebte planmäßige Aufdeckung der Stätte der olympischen Festfeicr. Kaiser und Reich vereinigten sich zur Ausbringung der Kosten. Al« Bevollmächtigter der Reichsregierung schloß Curtius 1874 mit der griechischen Regierung den Vertrag über Olympia Im Herbst 1875 begannen die Ausgrabungen, die einmal neue wichtige Er gebnisse für die antike Ortskundc, weiterhin aber eine über Erwarten reiche Ausbeute an bildlichen Denkmälern brachten Für Jahre hindurch war den Archäologen neue reichliche Ernst Curtius -st. Die deutsche Wissenschaft hat einen neuen schmerzlichen Verlust zu beklagen: am Sonnabend nachmittag ist in Berlin Ernst CurtiuS gestorben Curtius hatte bis vor nicht allzu langer Zeit die natürlichen Unbilden des hohen Alters jeicht überwunden Nach dem Ungemach einer Staroperation übte er wieder rührig die Lehrthätigkeit aus Ein leichter Schlaganfall, der ihn im Kolleg im vorigen Halbjahre betraf, hielt ihn kaum drei Wochen lang von der Universität und dem Museum fern Man wußte wohl, daß Curtius leidend war, die Nachricht von seinem Tode aber kommt überraschend Curtius ist — so lesen wir in einem Nachruf mit genauen biographischen Angaben, den die „Voss. Ztg." ver öffentlicht — nach Sybel und Treitschke der dritte Führer der Gefchichtswißenschaft, der in Berlin in nicht allzu langer Frist zu Grabe getragen wird. Von den Dreien hat Curtiu« Berlin am nächsten gestanden Treitschke und Sybel traten als gereiste Männer in das Berliner Leben ein. CurtiuS hat dort seine wißenschaftliche Bahn be gonnen und dort die Stätte für ein kräftiges und segens reiches Schaffen gefunden Curtius war vom Glück be günstigt. Es war ihm vergönnt, ganz seiner innerlichen Neigung zu folgen Glückliche Wechselfälle kamen ihm dabei zu statten Seine Wiege stand in einem Lübecker Patrizierhause und in seiner Familie herrschte ererbter reger Sinn für Dichtung, Kunst und Wissenschaft Frühzeitig schon nahm das Kind der reichen Hansastadt Eindrücke mittel alterlicher Kunst in sich auf. Die Studentenjahre führten Curtiu« zuerst nach Bonn zu BrandiS, dann nach Göttingen zu Jacob Grimm, Dahlmann und Ottfried Müller und zuletzt nach Berlin zu Boeckh, Lachmann, Bopp, Ritter Ein Dresdner Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abends Fernspr -Anschluß: Nr 12-5. vei»«r»ret«. Für Dresden viertellährlich 2 Mart 50 Ps, bei den kaiser lich d>ul>chen Poftanftalten vierteljährlich 3 Mart; außer halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: lO Pf ZoMMl «nlünbigungsgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner «chnlt 20 Pf Unter , Eingesandt " die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und Zlsfernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de- Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr 12S5.
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