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Dresdner Journal : 11.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-11
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1896
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vez«,S»rtt«: Tür Dresden vieneljShrllch 2 Mark SO Pj, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalirn vietteljährlich s Mark; außcr- halb des Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzujchlag. Einzelne Nummern: IO Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernspr Anschluß: Nr 1295^ AnkündinunaSgrbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner ^chnst 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps Bei Tabellen- und Zcflcrnsatz entfpiechendcr Auischlag. HeranSgeber: Königliche Exvedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschlub: Nr 1295. ^159. Svnnadend, den 11. Juli, abends. 18»«. Amtlicher Teil. Tresötn, 1l. Juli. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sind gestern Abend 7 Uhr 51 Min über Leipzig nach Süddeutschland gereist. Ihre K. und K. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toscana und die Erzherzogin Anna von Oesterreich sind heute Vormittag ll Uhr 25 Min. nach Schlackenwerth abgereist. »rueuu«vgm, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der fiskalischen Straßen- und Wasserbau-Verwaltung sind er nannt worden: Friedrich Ernst Stöhr, zeither Mcßgehilse und Bouauiseher, als etatmäß g>r Expedient bei der Straßen- und Wasser - Bauinspektion I zu Meißen, Ferdinand Franz Stöhr, Privatexpedient, als etatmäßiger Expedient bei der Straßen- und Wasser-Bauinspekr on Chemnitz. Departement »es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Schuldirektoistelle in Mülsen St. Jakob. Kollalor: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 2250 M. Ge halt und Amtswohnung. Von 3 zu 3 Jahren werden Zulagen von je 1V0 M bis zur Gesamthöhe von 2550 M gewäqrt Bewerbungs-Besuche mit sämilichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 20. Juli bei dem K Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau rinzureichen Zu besetzen: zwei ständige Lehrerstellcn in Neukirchen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Der Ansangs gehalt von 1250 M einschließlich Wohnungsgeld steigt bis zum 5». Lebensjahre aus 2150 M. einschließlich Wohnungsge'.d. Ge suche sind unter Beifügung sämtlicher PrüsungS- und Amls- sührungszeugnisse bis zum 31 Juli bei dem K Bezirksschul- Inspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzurcichen; — eine Lehrerstelle an der Bürgerschule zu Ehrensriedersdors. Ein- kcmmcn: vor erfülltem 25. Lebensjahre 1000 M, nach er- sülltcm 25 Lebensjahre 1200 M Das Wohnungsgeld beträgt sür einen Verheirateten 200 M., sür einen Unverheirateten 100 M. Dazu treten in sünsjährigen Zeilräumen Dienstalters- zulag.n und zwar zweimal je 200, zweimal je 150 und zweimal je 1»0 M., bis das Gesamteinkommen von 2300 M erreicht ist Vorschriftsmäßige Bewerbungen sii d b s zum 20. Juli an den Stadtrat zu Ehrensr ederSdorf einzufe iden Nichtamtlicher Teil. Die englische Politik in Afrika variiert zwar, je nach der Örtlichkeit ihrer Bethäligung, in ihren äußeren Formen; in der Sache aber laufen alle Anstrengungen der englischen Afrikopolitiker auf dasselbe Ziel, auf die Etablierung der englischen Vor herrschaft im dunklen Weltteil, hinaus. An diesen inneren Zusammenhang wird man erinnert, wenn man die gleichzeitigen Anstrengungen der Engländer beobachtet, von Norden, von Süden und von Osten ihre Macht bis in das Herz des afrikanischen Konti nents vcrzuschieben. Im Norden und Süden sind es die englischen Truppen, welche dort gegen die Derwische, hier angeblich gegen die aufständischen Kaffern zu Felde ziehen. In Britisch-Ostafuka hingegen sehen wir England im Begriff, seine Eisenbahningenieure gegen den tropischen Urwald mobil zu machen. EineEisenbahn- linievomHafenplatz Mombasa nach dem Nordende des Vik toria-Nyanza ist jetzt im Prinzip gesichert, nachdem das Unterhaus mit der Regierung sich wegen der Grundzüge des Projektes verständigt hat. Bei uns in Deutschland be trachtet man diese englischen Eiscnbahnpläne in Britisch-Ostafrika vorwiegend unter dem Gesichtspunkte der kolonialen Eifersucht John Bulls, die es nicht ertragen kann, von Deutschland in dcr Erschließung Jnnerafrikas durch Schienenwege überflügelt zu werden. Das trifft innerhalb gewisser Grenzen ohne Zweifel zu, erschöpft aber die wahre Bedeutung dcs Bahn- Projekts Mombasa-Viktoria-Nyanza nur zum Teil. Alle englischen Kenner der binnenafrikanischen Macht- Lunst und Wissenschaft. Berliner Höllenfahrt. Es ist lange her, daß eine wirkliche Schilderung des Lebens von Berlin in Adolf Glaßbrenncrs satirischen Heften „Berlin wie es ist und — trinkt" versucht wurde. Die kecke Manier in der damals „BrennglaS" das Treiben der mächtig aufstrebenden preußischen Königsstadt spiegelte, der damals ganz neue Versuch, den: Leben, namentlich der unteren Stände Humor und farbige Mannigfaltigkeit abzugewinnen, die Oppositionslust, die wachsend und in hundertfältiger Gestalt sich in diesen Skizzen regte, ver schafften in den dreißiger und vierziger Jahren den Glaß- brennerschen Skizzen einen geradezu unerhörten Erfolg. Da die Hefte dieser Schilderung zwischen 1833 und 1850 erschienen, so begleiteten sie schon eine sehr bedeutende Wandlung im Leben Berlins Und doch würden sie heute, neu aufgelegt, nur als Bilder einer verhältnismäßig dürftigen und sehr harmlosen Vergangenheit gelten können, der Umschwung der Hauptstadt zur Weltstadt hat so voll ständig neue Verhältnisse, Zustände und Typen geschaffen, daß von den all den lustigen Gestalten und gut beob achteten Semen Glaßbrenners kaum eine und die andere noch heute der Wirklichkeit angehört Die unzähligen Er neuerungen de» Versuchs, auch das Bild der riesig er weiterten und von ganz neuen Strömen der Arbeit wie des Genusses durchrauschten, von ganz neuen Typen der Erhebung wie der Entartung erfüllten Stadt zu geben, haben meist nur Umriße zu Tage gefördert, denen man leicht abmrrkt, daß ihre Zeichner nur einen geringen Bruch teil des reichshauptstädlischen Ledens kennen oder, noch schlimmer, auf die Sensationslust und Neugier der Provinznester hin photographieren und retouchieren Don der leidigen Gewohnheit de« JmponierenwollenS sind auch die neuesten Verhältnisse stimmen darin überein, daß der ein zige Weg eines erfolgreichen Vormarsches gegen den Sudan die Erbauung der Mom basa-Eisenbahn ist. Die Gefahren des Weges am Nile aufwärts werden eben jetzt durch die Eholeraheimsuchnng dcs britischen Expeditionscorps illustriert. Letzteres hat, weil es eben auf eine einzige Marschroute sozusagen festgenagelt ist, gar keine Mittel und Wege, der Ansteckung auszuweichcn. Es muß ans gut Glück aushairen, bis die Kraft dcr Seuche gebrochen ist. Die Inbetriebnahme der jetzt noch im Projekistadium befindlichen Mombasaeifenbahn würde England mit einem Schlage der Notwendigkeit des langen, beschwerlichen, kostspieligen und gefahrvollen Transports seiner Truppen durch die ungastliche Wüste überheben und es in den Stand setzen, auf dcr Operationsbasis der großen Binnenseen mit von Strapazen völlig ungeschwächten Streftkiästen gegen den Sudan debouchieren zu können. Man wird bei dieser Gelegenheit daran erinnern dürfen, daß Herr Ehamberlain, als er die Leitung des Kolonial amtes übernahm, betonte, cr werde cs als eine der vornehmsten Sorgen seiner Amtsführ ung betrachten, den Sudan vo» Süden her, auf dem nilabwärts von den großen Seen kommen den Wege zu erschließen Wenn er eine Zeit lang genötigt war, diesen Plan zurückzustellen, so scheint er jetzt, wohl veranlaßt durch die den Erwartungen der britischen Politik zuwider verlaufene Expedition dcr Italiener gegen Abessynien und die Mühseligkeiten des Vormarsches gegen Dongola, mit vollem Nach druck auf sei» Anfangsprojekt zurückgreifen zu wollen. Gleichzeitig mit der Beschlußfassung des Unterhauses über den Eisenbahnbau in Britisch-Ostafrika ver öffentlicht die Londoner Amtszeitung den Regierungs erlaß betreffs Einverleibung der Landschaften von Unyoro und Usogu in das Protektorat über Uganda. Dadurch wird England offiziell der Grenz nachbar des Kongostaates, und auch diese Maß regel kann als Beweis dafür gelte», daß ein wesent licher Teil dcr englischen Afrika-Akiion künftig auf die Operationsbasis von Uganda, nach Herstellung des Schienenweges zur Küste, konzentriert werden soll. Trr Parte mentßirde des Ministers Rubini über beu Dreibund hat man an den maßgebenden deutschen Stellen, wie schon die bekannte Bemerkung der „Nordd. Allg. Ztg." sofort nach dem Bekanntwerden der Äußerungen des italienischen Ministerpräsidenten daigethan hat, zweifellos von vornherein volle Beachtung geschenkt, und man hat es an der erforderlichen Energie, etwaige „Unklarheiten" sofort aufzuhellen, nicht fehlen lassen. Heute kommt der Berliner Mitarbeiter der offiziösen „Politischen Correspondenz" abermals auf die Rede und im Zusammenhänge damit auf die politische Lage im allgemeinen zu sprechen. Diese Auslassung hat folgenden Wortlaut: Die italicnijchc Regierung hat in der Verteidigung ihres autwiirtigen Budgets im Parlamente eine Debatte über ihre auswärtige Politik zu bestehen gehabt, bei welcher die viel er örterte Dreibundjrage wieder einmal den wichtigsten Dis kussionsstoff gelieserr hat. Das ersreuliche Ergebnis dieser Er öiterung war hierbei die Wahrnehmung, daß es dem Minister präsidenten Marchese di Rudini gelang, einen großen Teil der bisherigen Drcibundgegncr von d,r Zweckmäßigkeit und fegens reichen Wirksamkeit desselben zu überzeugen, allein die akademischen Erörterung,n über die „Verb sserungssähcgkeit" des Vertrages haben infolge ihrer ungenauen telegraphischen Wiedergabe allent halben um so größeres Aussehen erregt, als eine derartige Eventuali tät durch die im Mai erfolgte stillschweigende Verlängerung des Dreibundes sürs erste gänzlich ausgeschlossen erschien. Auch die nachträgliche Erläuterung dcr Rudinischen Erklärungen hat die Diskussion nicht zu verhindern vermocht, welche sich in dcr internationalen Publizistik an diese Erörterungen geknüpst hat. Es ist aus diesem Grunde ivohl angebracht, aus den desen- siven Charakter dcs Dreibundes zu verweisen, welcher seit den drei Lustrcu seines Bestandes niemals altericrt worben unter dem Sensationstitel „Berliner Höllenfahrt", Heiteres und Ernstes aus der Neichshauptstadt (Berlin, F. Fontane u. Eo. 1896) von Rudolf Strotz ver öffentlichten Bilder etwas beeinträchtigt. Gleich die Ein leitung „Tor» Ilorlin" scheint recht eigentlich auf die Verblüffung der Leute, die in der Provinz wohnen, „wo die Kleesaat still und hoch die Stoppel steht", berechnet. Zur Provinz werden Hamburg und Leipzig, Köln und Breslau, München und Dresden, Frankfurt und Bremen eben stillschweigend mitgerechnet Und beiläufig erfahren wir, daß die ganze große Mehrzahl dcr Einwohnerschaft Berlins eben auch nicht in Berlin lebt, weil ihr der nur dem „wahren Weltstädter" zugängliche Geist Berlins fremd ist „Von hundert Menschen leben sünfundneunzig nur deshalb in der Reichshauptstadt, weil cs sich gerade so traf!" Die „anderen fünf", die einfach nicht existieren können ohne Berlin, die Menschen, die der ewige Hunger nach der Weltstadt plagt, „weil sie allein dort zu leben, zu schauen und zu genießen wißen", die soviel Zeit und Geld haben, „um im Strome der Weltstadt zu plätschern, um nichts von ihrem bunten Farbenspiel zu versäumen, bei keiner ihrer vielen sich seltsam wiversprechenden Sen sationen zu fehlen", sind, scheint es, allein die wahren Kenner Berlins. Erbaulich ist die Schilderung dieser ge priesenen Existenzen auch bei Etratz, der sich offenbar zu ihnen zählt, nicht: „Nach dem Gesagten könnte sich ja ein jeder An gehörige der höheren Stände, dcr in Berlin Muße und Kleingeld besitzt, dazu rechnen? Doch nicht Er muß erst in dcr richtigen „Verfassung" sein Wer sich inmitten von tout Ilerliu unbehaglich fühlt, gehört doch nicht dazu Und das ist eben das Schicksal der meisten Sie begreifen nicht, wie man eine Viertelstunde nach Fallen des Vor hangs noch zischen und klatschen kann, um das LoS eines Theaterstückes zu entscheiden, wie man zu toben und zu jubeln vermag, weil „Meistersinger"' doch noch im „Finish" ist und in dem Prinzipe der Wahrung des xtutus gno feinen markantesten Ausdruck gesunden hat Als klassischer Zeuge für diese Thatfache hat sich ja auch Crispi mit voller Bcstimmlbeit vernehmen lassen. Wenn dcr gcwescne Ches dcs italicnifchen Kabinctts vcrsichert, daß dcr Vertrag auf zwölf Jahre von Rudini erneuert wurde, so hat er die im Mai erfolgte slill- fchwcigendc Verlängerung des Bündnisses anscheii end in diese ziffernmäßige Angabe auch mit inbcg iffcn Unter den mannigfachen Vaiiantcn, in denen die Mitteil ungen di Rudin s über d e Dreilundsrage den Weg durch die internationale Presse nahmcn, hat sich auch eine befunden, nach w.lclcr dcr italienische Kabiuctischcf drn Anschluß des Drei bundes an England nicht nur a:s wünschenswrrte Ergänzuna, sondern sogar als vollzogene Thatsache bezeichnet haben soll In dieser Form kann die Äußerung dcs Minister präsidenten wohl kauni gcsallen iein Ein Anschluß der drei zu einem Bunde vereinigten Miitclmäch c an einen vierten europäischen Großstaat wäre doch eine Umkehrung des arithmetischen Kräfteverhältnisses Thatsächlich war bis her auch nur die Eventualität eines Ansch usses Englands an de» Dreibund in der öffentlichen Tislu sion erwogen worden. Wenn die Mitteilung >m erstangesührten Sinne Anspruch ans Wahrheit erheben darf, so dürste sie wohl dahin zu modifizieren sein, daß Italien zur Wahrung seiner Miltcl- mkerintcresscn sür seinen Teil den Anschluß an Groß britannien gesucht und gesunden hat, wozu ihm ja die Möglichkeit im Rahmen des Dreibundvenrages hinlänglich ge boten war In dieser Form könnte denn auch den Tr poli- tarischen Interessen Italiens Rechnung getragen worden sein, soweit dieselben von dcr AllSbrcitnng dcs französischen Einflusses bedroht erscheinen. Aber auch in dieser Frage, an welcher Italien und England gleichmäßig beleiligt sind, kann es sich gleichsalls nur um die Aufrechterhaltung dcs stutus guo in Nordasr ka handeln, also um e n defensives, mit dem Dreibundvertrage parallei laufendes Übereinkommen. Tie italienischen Aspirationen aus Tripol s scheiden als politische Zukunftsmusik insolauge aus jedem diplomatischen Calcul auS, bis nicht die Liquidation dcr Türkci überhaupt auf die europäische Tagesordnung gesetzt werden sollte, und dazu besteht vorläufig nicht die geringste Aussickt — Tas B rha icn der Großmächte gegenüber dem kretensische» Ausstande b weist vielmehr il,r einmütiges und cisrigcs Bestre. cn, den Bestand deS Türkischen Reiches intakt zu erhalten Nachdem cs den diplomatischen Vertret ungen der Mächte endlich gelungen ist, bei der Pforie die weit gehendsten Konzessionen darchzusetzen, welche im Rahmen dcr türkischen SouverSnctät überhaupt geboten werden könne i, sind die Bemühung, n nunmehr darauf gerichtet, die Aufständischen aus Kreta zur Annahme dieser Konzessionen zu bewegen Die Schwierigkeiten diefer diplomatischen Aktion sinv zwar im Augenblicke »och groß, trotzdem erscheint sie nach den n ucsten Nachrichten von dcr aus- rührerijchen Insel nicht ausfichtslos, und wenn cs gelingt, den Aufständischen die moralische und materielle Hilfe von Griechen land gänzlich oder zum größten T ile abzuschneiden, ander seits sie davon zu überzeugen, daß ein schroffes Verharren auf der un.rfüllbar. n Forderung vollster Unabhängigkeit eine weitere Intervention dcr Mächte unmöglich machen und sie dcr Ent scheidung durch das Schwert überantworten werde, dann dürsten die besonnenen christlichen Elemente ans der Insel wohl bald die Oberhand gewinnen und die unblul ge Pazifikation angcbahnt w rden könn n. Tatz?sgeschichte. Dresden, II. Juli. Sc. Majestät dcr Könitz empfingen aus Anlaß des 25 jährigen Jubiläums der Ernennung zum Geueralfeldmarschall zur Beglück wünfchung im Schlosse zu Pillnitz heute mittag 12 Uhr eine Deputation des XII (Königl. Sächs.) Armeecorps, bestehend aus Sr. Königl. Hoheit dem kommandie renden General Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, dem Kriegsminister Gencrallieutcnant v. d. Planitz und den Divisionskommandeuren Generallieutenants Frhrn v Hodenberg, v Raab und v. Minckwitz, ferner nachmittags H2 Uhr den von Sr. Majestät d m Kaiser und König abgesandten Generaladjutantcn und kommandierenden General des Gardccorps, General der Infanterie v. Winterfeld Zu der Königl. Tafel, die um 2 Ubr stattfand, waren mit Einladungen beehrt worden: General der Infanterie v. Winterfeld, Kriegsministcr v. d. Planitz und Generalarzt vr. Jacobi, Königl. Leibarzt. Nach der Tafel konzertierte der ungarische Musik direktor Janko Galluska mit seiner Kapelle vor Sr. Majestät dem Könige im Schloßgarten Dresden, lo. Juli Zur Feier des Geburtstages Sr Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg brachten heute vormittag >/-!> Uhr die Kapelle des in» Dem tiirzesten aller Köpfe als erster vurchs Ziel gehl, wie man, mit einem Worte, alles Wichtige so nichtig und alles Nichtige so ernst wie möglich nimmt Das aber ist gerade das eigentlichste Wesen dieser Welt, das ist die Blasiertheit, die den wahren Salon von Berlin VV vor vielen Räumen dicht daneben unterscheidet, in denen auch gegessen und getrunken, medisiert und geflirtet wird Bian hat zuviel gesehen und erlebt . . zuviel und eigentlich doch immer dasselbe. Man hat gefunden, daß eS nichts Großes und nichts Kleines giebt, sondern nur Augen, die die Dinge groß oder klein anschauen — und daß die „Sensation", dcr kühle Nervenkitzel, doch das beste bleibt, nachdem sich einmal, wie der Blütcnstaub von Schmetterlingsflügeln, die Naivetät des Empfindens und GenießenS rettungslos vcrslüchtet hat . . . Tout Uvrli» es giebt keinen rechten deutschen Aus ¬ druck dafür . . . Ganz Berlin ist etivas weit anderes. Das sind die Maßen, die Sonntag nachmittag nach dem Grunewald drängen und am Abend von Kaisers Geburts tag staunend durch die lichtüberfluteten Linden dahin wandern. Dann schreibt wohl der Lokalreporter: „Ganz Berlin war an diesem Festtag auf den Beinen!" — und er vergißt nur, hinzuzufügen, daß es das auch an Wochen und Arbeitstagen ist! Dort oben im Norden und Osten der Weltstadt ringt und kämpst eS Woche um Woche hunderttausend- und millionenfach um das einzige Ziel: „Unser täglich Brot gieb uns heute!" — während tout Herlin lacht und gähnt und genießt Hier die dunkle, wesenlose Blasse, dort das blasierte Sonntagskind — und zwischen ihnen eine unüberbrückbare Kluft, aus der dumpf das ewige Donnergrollen des Haßes der Ent erbten tönt" Da wäre sie denn wieder, die total falsche Schilderung der Weltstadt, in der man einfach die Hunderttausende dcr Existenzen, die die Klust zwischen der „dunklen wesenlosen Maße" und den bloßen Bummlern des Genusses und der Schützen (Füsilier) Regiments Nr. 108, Uhr die des Gardereckerregiments den Höchsten Herrschaften eine Morgcnmusik dar. Mittags 12 Uhr empfing Se. Königl. Hoheit eine Deputation der Herren Lfsi- z ere des Gardereiterregiments, 2j2 Uhr eine solche der Herren Offiziere des Schützcnregiments zur Be glückwüuschuug. Nachmittags Uhr fand Familien täfel im Palais Parkstraße statt, an welcher Se. Majestät der König, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, Prinz und Prinzessin Friedrich August, Prinzessin Mathilde und Erzherzogin Anna von Oesterreich, Kaiser!, und Königl. Hoheit, teilnahmen. Mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 7 Uhr Z! Min abends traten Ihre Könial. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, in Begleitung der Ehrendame Freifrau v. Finck und des persönlichen Adjutanten Premierlieutenants v.Nostitz Wallwitz, die Reife nach Leipzig an. Nach Beendigung der Festlichkeiten daselbst aus Anlaß des 2:5jährigen Jubiläums Sr. Königl. Hoheit als Ehef des 8. Infanterieregiments Nr 107 setzen die Höchsten Herrschaften die Reife nach dem Rhein, der Mosel und Sigmaringen fort. Dresden, H.Juli. Der Kaiser!. Russische Minister resident Baron v. Mengden hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit ist der Kaiser!. Russische Legationssekretär v. Stalewsk» mit der Führung der gesandtschaftlichen Geschäfte be traut. Dresden, ll. Juli. Ein hiesiges Blatt teilt mit, daß im sächsischen Finanzministerium eine Ergänzungssteuer nach preußischem Muster bear beitet werke, und will sogar über die Höhe der in Aussicht genommenen Steuersätze unterrichtet sein. Diese Angaben find unzutreffend. Es ist ja bekannt, daß im Landtage wiederholt eine höhere Be steuerung des fundierten Einkommens angeregt und zu diesem Zwecke eine Vermögens- oder Ergänzungs steuer vorgeschlagen morden ist. Die Erwägungen über die Einführung einer solchen find jedoch noch nicht abgeschlossen. Noch weniger ist über die Einzel heiten eines bezüglichen Gesetzentwurfs irgendwelche Bestimmung getroffen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser, welcher den vor gestrigen Tag und den gestrigen Vormittag in Stahlheiin xugebracht hatten, haben gestern nachmittag bei regnerischem Wetter zu Fuß den Weg nach Gudwangen angetreten, ivo die „Hohenzollern" Se Biajestät erwartet. Von Gud wangen aus wird die Reise nach Mundal im Fjoerlands- fjord fortgesetzt werden Eine Begegnung Ihrer Majestäten des Kaisers und des Königs Oskar wird, wie verlautet, am 23. d Mts. an dcr norwegischen Küste stattfinden. Sc. Majestät der Kaiser haben anläßlich des Ab schlusses der Arbeiten der Kommission für die zweite Lesung dcs Bürgerlichen Gesetzbuchs folgenden Mit gliedern der Kommission Auszeichnungen verliehen: Obcr- sorstmeister Danckelmann wurde unter Belassung im Amte als Direktor dcr Forstakademie zu Eberswalde zum Landsorstmeister mit dem Range der Räte 2 Klasse cr- nannt; der bayerische Kämmerer Frhr v. Gagern- Neuenburg erhielt den Roten Ablerorden 3. Klasse, der Kammergerichtsrat Hoffmann und Generaldirektor Gold schmidt den Roten Adlerorden 4 Klasse, Landrat v Hell- dorss-Bedra den Kronenorden 2. Klasse mit Stern, Proseßvr Eonrad-Hallc und dcr Geschäftsinhaber der Diskontogesellschaft Generalkonsul Russell-Berlin den Kronenorden 2. Klasse. — Über die Nordlandsreise Sr Majestät des Kaisers wird der „Nordd Allgem. Ztg." berichtet: Nach dem Se. Majestät in Wilhelmshaven von dem Stapel lauf des Panzers „Kaiser Friedrich lll." an Bord der „Hohenzollern" zurückgekehrt waren, ging diese durch die Schleuse, um die diesjährige Nordlandsfahrt anzutretcn Der bereits in Wilhelmshaven fühlbare Wind machte sich draußen Sensation, immer wieder überbrücken, als nicht vorhanden, nicht mitzählend, beiseite schiebt! Wo dieser Irrtum, diese modische Gleichgiltigkeit gegen alle Berufe, Leistungen, Lebenspflichten und Individualitäten, die weder der Masse, noch dem Weltstädter ohne Beruf angehören, nicht zu Tage tritt, wo der Verfasser frisch aus den beiden Lebens kreisen schildert, die ihn interessieren, da erhalten wir immerhin so lebendige Skizzen, wie „Der Verbrecherkcller", „Die Razzia", „Die Spielhölle" oder „Im alten und im neuen Hause", „Kaisers Geburtstag" oder endlich „Berliner Sklavenleben", in der „tout Om-Iin" feiner selbst spottet und weiß nicht wie, Skizzen, die einer sicheren Beobachtung und dem Wohlgefallen an dcr bunten Fülle der Erschein ungen entstammen In einigen anderen Bildern, wie „Der Kampf um die Million" und „Der Wollonkel" stehen wir aus der Grcnze zwischen der einfachen Schilderung und der Novelle, immer aber bleibt es der Wunsch des Verfassers, dem belebenden, anregenden, berauschenden Wechsel des Berliner Weltstadttreibens zu seinem Recht zu verhelfen An Studien wie „M d R." und „Die Gigcrlhctze" laßen sich in verschiedener Richtung die Wirk ungen der reichshauptstädtischen Tchnoddrigkeit studieren, die in ihrem Besserwißen oder AlleSwissen, wie in ihrem Widerspruch gelegentlich übers Ziel hinauSschicßt Die Charakteristik der blasierten wie der aufgeregten Reichstags abgeordneten ist mehr sür den Spaß des ZcitungsleserS, als für die wirkliche Erkenntnis der Verhältnisse im deutschen Reichstag bestimmt. In der „Gigerlhetze" will Stratz uns glauben machen, daß der Kamps gegen das Affentum und die blöde Zierbcngelei ein Kamps gegen saubere Wäsche und feinere Kleidung fei Natürlich sind alle derartigen Plaudereien nicht dazu bestimmt, aus die Goldwage gelegt zu werden Aber ein wenig Untcrscheidungsvermögen, ge sunden Menschenverstand und Urteilskraft sollten die Ber- Uner Herren bei un» „Provinzialen", bei allen ihren Lesern doch noch voraussetzen.
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