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Dresdner Journal : 08.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-08
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1896
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vezu^pret«. Für Dresden vierteljährlich « Mart öv Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mart-, außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: lo Pf. Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: RrlLSs. Dresdner Äonrnal. Ankündigungögrbührr«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift -v Pf. Unter „Emgesandt" die Zeil« üv Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. 2V. Fcrnspr Anschluß. Nr 1295. ^S156. Mittwoch, den 8. Juli, abends. Amtlicher Leit Nichtamtlicher Teil neun Kunst und Wissenschaft Rußland nach Zentralasien anllaten, um daselbst ethnogra phische und topograph sche Studien zu machen, erhielt der eng lische Gesandte in Kopenhagen die Weisung, zuständigen Ortes daraus ausinerksam zu machen, daß ein eiwaiger Versuch der genannten Offiziere, von russischem Territorium aus in den jenigen Teil des Pamirgebieic- einzudringen welches zur bri tischen Interessensphäre gehöre, ernste Schwierigkeiten bervor- ruscn könnte Man schien offenbar in England zu argwöhnen, daß die dänischen Osfiziere, welche in Rußland mit besonderer Ausmerksamkeit ausgenommen wurden, gewissermaßen in russi schem Geheimdienste stünden. Spindler, zeither Bahnmeister, als Technische Bureau Assi stenten in Dresden und Zittau; Edwm Gustav Boigt, zeither Station- Assistent II Kl als StationS Assistent I. Kl. in Dresden; Emil PaulBarth', Gustav Adols von Gotts cha lk', Friedrich Wilhelm Haidicke', Friedrich Hermann Hainig', OttoJulu« Jurran, Rudols Theodor Gottsried Kiewitz, Iulius Am brosius Loose', Friedlich August Neßmann, Jakob Fürchte gott August Orlamünde', Otto Woldemar Philip», Hein rich Emil Putziger, Karl Franz Robert Rentsch', Karl Her mann Schreiter', zeither Feuermänncr I Kl und Rcserve- sührer, als Lokomotivführer; Ernst Oswald Bedrich, Friedrich August Hauptmann. Friedrich August Hultsch, Friedrich August Nicklisch. Eduin Schuchardt, zeither Bahnmeister- Assistenten, als Bahnmeister; Robert Julius Dorn', Ernst Eduard Grimm", Johann Karl Lorenz'. Friedrich August Preusche', zeither Schaffner, als Obcrschaffner; Ernst Robert Richter, zeither Packer, als Bodcnmeister in Freiberg Werorönung, die Zusammensetzung des EisenbahnrarhS betreffend. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs wird die Verordnung, die Errichtung des Eisenbahnraths vom 9. Juli 1881 (Gesetz- und Ver ordnungsblatt Seite 149) dahin abgeändert, daß die Zahl der nach 83 Ziffer Z von dem Finanzministerium zu ernennenden Mitglieder des Eisenbahnraths mit Tie Verhältnisse auf Kreta erscheinen heute wieder einmal zur Abwechselung in einem günstigeren Lichte. Die Einmütigkeit, mit welcher die Vertreter der Mächte auf die griechische Regierung eingewirkt haben, um die dort herrschende Sympathie mit den Aufständischen in Kreta etwas zu dämpfen, scheinen erfreulicherweise nicht erfolglos ge wesen zu sein Wenigstens haben sich, offenbar schon unter dem Einfluß griechischer Ratschläge, die Stimmen der christlichen Kretenser größeres Gehör als bisher zu ver schaffen vermocht und von den christlichen Mitgliedern des kretensischen Landtags ist neuerdings der Versuch unternommen worden, auf die revolutionäre National versammlung der Kretenser dahin zu wirken, daß die Vorschläge der Türkei wegen Wiederherstellung und Erweiterung des Vertrages von Haleppa wenigstens in Beratung gezogen werden sollen. Ob diese Bemühungen Erfolg haben werden, steht natürlich noch dahin. Daß aber den Aufständischen eine sehr wertvolle Stütze entzogen sein würde, wenn sie nicht mehr der Hoffnung leben könnten, ihr Unter nehmen werde von Griechenland aus nach wie vor gefördert werden, ist unbestreitbar. Es wäre daher gar nicht unmöglich, daß der ganze Aufstand in Bälde mit der Annahme der Vorschläge der Pforte durch deu kretensischen Landtag enden wird. So wenig man auch selbstverständlich mit den Aufständischen sympathisieren darf, wird es doch gesagt werden können, daß inan allerdings ein ge waltiger Optimist sein muß, wenn man den von der Türkei gemachten „Reformvorschlägen" ein nur irgend wie nennenswertes Vertrauen cntgegenbringen kann. Aber vielleicht verhilft das glückliche Naturell, welches den Kretensern vielfach nachgerühmt wird, ihnen doch zu einer so rosigen Auffassung der Dinge, daß sie den Zweck ihres Aufstandes mit den Ver sprechungen der hohen Pforte erreicht zu haben glauben. Daß hier und da Vorgänge sich ereignen, die für die Inselbewohner ein gewisses Mißtrauen auch den freundschaftlichen Ratschlägen der europäischen Großmächte gegenüber angebracht erscheinen lassen, kann ebenfalls nicht bestritten werden. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung u. a. auch ein Zwischenfall, über den die „Nationalzeitung" zufolge einer ihr allerdings von kretensischer Seite zugehenden brief lichen Meldung aus Kauea berichten kann. Es heißt in diesem Briefe: Bei dem Festessen, welches die Ossizicre der französi schen KriegSschisse zu Ehren der hiesigen türkischen Behörden veranstalteten, überraschten die Franzose» ihre Gäste bei dem Nachiisch damit, daß sie auS den Taschen türkische Fez herauszogen nnd dieselben aussetzten. Einer der Osfiziere russisch- und die das Hoch Lagesgeschichte. Trrsdtn, 8. Juli Sc. Köuigl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und Köuigl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, sowie Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toscana und die Erzherzogin Anna nahmen gestern nachmittag 2 Uhr an der Königl. Tafel im Schlosse zu Pillnitz teil. Zu der Tafel war noch mit Einladung beehrt worden die Frau Gräfin v Einsiedel Milkel, geb. Freiin v. Arnim. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser unternahmen gestern früh gegen 8 Uhr in Ldde einen Spaziergang an Land und nahmen dann Borträge entgegen Nach mittags fuhr die „Hohenzollern" von Ldde nach Eyde, wo die Ankunft gegen '^5 Uhr erfolgte Heute früh be absichtigten Se Majestät Sich von Eyvc über Vosse- wangen nach Stalheim zu begeben, während die „Hohen zollern" über Bergen nach Gudwangen fährt, um Se. Majestät dort zu erwarten. — Der Entwurf zu einer Revision des Jnvali- ditäts- und Altersversicherungsgesetzes, der, wie wir bereits mitgeteilt haben, soweit fertiggestellt ist, daß er dem preußischen Staatsministerium unterbreitet werden konnte, dürste sich naturgemäß darauf beschränken, Übel- stände, die sich bei der praktischen Handhabung der ein zelnen Bestimmungen des Gesetzes gezeigt haben, zu be seitigen Man wird sich erinnern, daß an den verschiedensten Stellen die Idee aufgetaucht war, die gesamte Verwaltung der staatlichen Arbeiterversichcrung durch Zusammenlegung zweier Funktionen zu einer zu vereinfachen und zu ver billigen In der bekannten Novemberkonferenz wurde ja auch diese Idee im Neichsamt des Innern besprochen Ihr ist in dein nunmehr vorliegenden Entwurf, der demnächst wohl zur Veröffentlichung gelangen wird, keine Rechnung getragen worden, was sich wohl zur Genüge daraus er klärt, daß eine Verwirklichung der Zusammenlegung Vor arbeiten erfordert, die sich über einen beträchtlichen Zeit raum erstrecken würden Damit ist aber nicht gesagt, daß diese Idee nun völlig fallen gelassen sei Man wird sie auch später im Auge behalten, wie denn über haupt die Vereinfachung der Arbeiter versicherung ein Ziel sein muß, das immer währende Aufmerksamkeit erheischt. Der vor liegende Entwurf wird also keine Aenderungen der grundlegenden Vorschriften materieller Natur bringen, sondern mehr der Novelle ähnlich sein, welche zum Krankcnversicherungsgesetze bereits seit mehr als zwei Jahren Gesetzeskraft erlangt hat Auch diese Novelle war ziemlich umfangreich, obwohl die Grundlagen der Kranken versicherung in ihr unberührt blieben Lb allerdings die weitere gesetzgeberische Aktion sich so wird beschleunigen lassen, daß die Novelle zum JnvaliditätS- und Alters versicherungsgesetz schon wird in der im nächsten Herbste wieder beginnenden Tagung an den Reichstag gelangen können, bleibt fraglich — Nachdem nunmehr auch die neue Grundbuch ordnung im Entwurf sertiggestellt ist, wird im Reichs justiz amte nur noch die Beendigung der Arbeiten an dem Gesetzentwurf über die freiwillige Gerichtsbar keit nötig sein, damit dann alle diejenigen Gesetze vor bereitet sind, welche nach dem EinführungSgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit diesem zugleich in Kraft treten sollen — Der „Kreuzzeitung" wird aus London geschrieben: Bescheiden wie da« Veilchen am Wege erschien am Freitag abend eine Mitteilung von sehr erheblicher Wichtigkeit in Wirkung vom I. Oktober 1899 von sieben auf erhöht wird. Dresden, am 3. Juli 1896. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. v. Watzdorf. brachte darauf erneu Trinkjprnch aus die französisch-türkische Allianz auS anw.jend:» Bryt stimmten stürmisch in Bewußtsein feines Handelns, um es erst — acht Tage warum er nach Verdun gekommen »st. Nach Bordeaux später auf einer Brücke in einer ihm ganz fremden Stadt zurückgekehrt, heiratet er dennoch und verbringt zwei aus diese Allianz ein! — Nachdem dieses eigenartige Ver blüdernng-scst in der Stadl bekannt gcwerden mar, fuhr sofort der englische Generalkonsul bei den iürkischen BeyS der Stadl herum und stellie ihnen vor, daß derartige Austritte aus eng lischer Seite sehr schmerzlich berühren müßten England habe die Türkei bei der Ausicchterhaliung ihrer Heilsamst aus Kreta stets unterstützt, sodaß man aus »üikischcr Seile mit diesen sranzösischen VcrbrüderungSs.sten wenig Dankbarkeit zeige. Der Berichterstatter fügt noch den Satz hinzu: Die hiesigen Vertreter der beiden genannten Mächte überbieten sich gegenüber den türkischen Behörden in Liebenswürdigkeiten, die in grellem Gegensatz zu den christenfreundlichen Beteuerungen ihrer Regierungen stehen Die aus kretensischer Quelle stammenden Nach richten sind allerdings mit Vorsicht aufzunelunen; der Verdacht liegt zu nahe, daß in den aufständischen Kreisen der Wunsch obwaltet, das Einvernehmen der Mächte gesprengt zu sehen. WeKcrnnLmachung. Inbetriebnahme des neuen Stationsgebäudes auf Bahnhof Kötzschenbroda. Vom 16. Juli ab wird der Eisenbahn-Personen- und Gepäckverkehr in Kötzschenbroda in der Richtung nach Dresden von dem neuen Stationsgebäude aus abgefertigt werden. Dem Verkehre in der Richtung von Dresden dagegen wird bis auf weiteres noch das alte Stationsgebäude dienen. Dresden, den 6. Juli 1896. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahneu. Hoffmann. wiederzuerlangen Er informierte sich bei den Pasianten und erfuhr, daß er in Brest sei. Er eilte zum Bahnhose hin, nm in seinen Heimatsort zurückzureisen Auf dem Wege zur Bahn begegnete ihm ein Gendarm und ver langte von ihm Legitimationspapicre Bei dem kurzen Verhör, welchem der Gendarm den Wanderer unterzog, gab der letztere solche konfuse Antworten, daß er ver haftet werden mußte Erst ein Brief seines Dienstgebers verhalf ihm zu seiner Befreiung Unter den neueren Wan derern wider Willen erregt ein junger Mann, dessen im Spital Saint-Andrö in Bordeaux im Jahre 1885 nieder- geschriebcne Krankheitsgeschichte eher einem Abenteuererroman denn einem wissenschaftlichen Berichte ähnlich sieht, be sonderes Interesse. Bereits im Alter von l 2 Jahren bekam Albert Dat seinen ersten Anfall impulsiver Vagabondage Von dieser Zeit an wiederholten sich diese Anfälle in wahrhaft erschreckender Weise Immer häufiger verlor der Unglückliche das Bewußtsein seiner Handlungen Ohne irgend welchen Grund entfernte er sich für ganze Monate auS seinem Wohnsitze, und wenn er in irgend einer Stadt wieder einmal wie aus einem schweren Traume erwachend von der Sehnsucht nach seinem Geburtsort befallen wurde und den Weg nach diesem einzuschlagen begann, irrte er nach einigen Tagen wieder vom Wege ab, um sein zweck loses Wandern von neuem aufzun.'hmen Die Legende vom AhaSver verkörpernd, irrt er zwei Jahrzehnte lang in ganz Europa herum. Schließlich hält er sich, da er einige Monate zu Bordeaux ausgehalten hat, für geheilt und will heiraten Ein junges Mädchen entschließt sich ihm ihre Hand zu reichen Man bestimmt den Trauungstag, aber am Vorabende dieses verschwindet der Bräutigam. Drei Monate lang streift er in verschiedenen Gegenden herum und in Verdun erwacht in ihm endlich die Er innerung an seine Heimat. Er weiß nicht, wie und zurückgekehrt, heiratet er dennoch und verbringt zwei Jahre verhältnismäßig ruhig. Aber noch etwa zwanzigmal trieb cs ihn weg vom häuslichen Herd in die weite Welt Doch blieb er fortan nie länger als acht bis zehn Tage aus, wobei er an einem Tage 60—70 km zurücklegte In allen bisher beobachteten Fällen sind die Anfälle durch cin- Der Wanderer wider Willen verläßt ohne irgend welchen äußeren Anlaß seinen Wohnort, er wandert geradeaus vor sich hin, ziellos und zwecklos, um nach einer gewissen Zeit nach Hause zurückzukehren und seine Beschäftigung wieder aufzunehmen, der er sich so lange hingiebt, bis ihn ein neuer Anfall zum Wandern zwingt. Legrand du Saulle führt einen sehr interessanten Fall an, in welchem es sich um einen 44 jährigen Taglöhner handelte Dieser war ein ausgezeichneter fleißiger Arbeiter, der als Vater von zwei Kindern das glücklichste Familienleben führte Von Zeit zu Zeit überkam ihn eine unbezwingliche Wanderlust. Oft stand er mitten in der Arbeit auf, ließ diese unvollendet und, ohne im Geringsten an seine Frau und seine Kinder zu denken, schlug er den erstbesten Weg ein und — wanderte. „Ich bin sonst", so erzählte jener Arbeiter seinem Arzte, „ein ruhiger arbeitsamer Mensch und ich verdiene mir redlich mein tägliche« Brot Aber wenn mich ein Anfall überkommt, sei es bei der Arbeit, sei es während einer Mahlzeit oder zu welcher Tages oder Nachtstunde immer, dann muß ich alles ver lassen, Frau und Kinder, Arbeit und Hau«, und muß dem Zwange des Wanderns folgen. Während der ganzen Zeit, da dieser Zwang anhält, kann mich nichts von meinem sinnlosen Wandern abhalten " Dieser Arbeiter irrte ohne irgendwelche Gründe in Frankreich und in der Schweiz herum Wenn er in irgend eine Stadt kam, suchte er Arbeit, um sich einiges Geld für weiteres Wandern zu ersparen. Prof Eharcet hat in einem seiner akademischen Vorträge im Jahre 1889 über einen ähnlichen Fall berichtet. Ein .12 jähriger Agent, welcher sonst das Muster eines Familienvaters war, litt an ebensolcher Wandersucht. Von Zeit zu Zeit blieb er wochenlang au« und irrte auf« Geratewohl in ver schiedensten Städten herum Eine« Tages besorgte er pünktlich die Aufträge seine« Dicnstgeber«, verlor aber am Abend unter der Einwirkung eine« neuen Anfälle« da« zelnc Zeiträume von sehr verschiedener Dauer getrennt Immer jedoch scheint der Kranke, welcher seine Wander ungen unvermutet und ohne Grund antritt, unter dem Einflüsse einer geheimnisvollen Gewalt zu handeln, die mächtiger ist als sein Wille. Dieser impulsive Eha- raktcr ist von größter Bedeutung, denn er unterscheidet diese Wanderer von jenen Geisteskranken, die unter dem Eindrücke einer fixen Idee, z B eines Verfolgungswahnes, von Stadt zu Stadt ziehen, um ihren vermeint lichen Feinden zu entgehen Während diese Geisteskranken wohl in einer Umnachtung des Geistes handeln, wissen sie doch, warum sie wandern; der Wanderer wider Willen ist ein wandernder Automat, der hinauszieht in die Welt, ohne zu wissen, warum, wohin, wozu. . . . Die Wissen schaft unterscheidet verschiedene Arten impulsiver Vagabon- dage je nach den drei nervösen Krankheiten, als deren Folgeerscheinung die impulsive Vagabondage angesehen wird. Alle Wanderer wider Willen sind nämlich Epilep tiker, Hysteriker oder Neurastheniker. Eine genaue Er forschung dieser Krankheit ist von größter praktischer Be deutung Die Justiz eines geordneten Staatswesen« ist berufen, der Vagabondage Schranken zu setzen, damit die öffentliche Sicherheit durch da« Herumstreichen arbeits scheuer Individuen nicht gefährdet erscheine Ter Wan derer wiver Willen darf aber nicht in jene Kategorie von Vagabunden eingezählt werden, welche vor den Richter gehören; er muß der Sorge eines Arzte« überliefert werden („Frkf Ztg") * Wanderer wider Willen. Rudolf Baumbach, so schreibt die „Wiener Morgenprcffc", verherrlicht in seinen „Liedern eines wandernden Gesellen" das lustige, sorgen freie Vagantentum wandernder Scholaren, Handwerker und Spielleute Längstvergangene Romantik weht un« au« diesen Weisen entgegen und die Gestalt des mittelalter lichen Spielmanns, welcher mit seiner Fidel von Dorf zu Dorf zieht, im Kreise fröhlicher Zechkumpane seine Lieder anstimmt und seinem weinenden Schatze beim Scheiden zu ruft: „Wein' Dir nicht die Äuglein aus, hast nicht viel verloren", erfreut sich wohl ungeteilter Sympathie. Diese Romantik lebt aber heute nur noch im Gedicht In den Rahmen der modernen sozialen Verhältnisse paßt dieses lustige Völklein fahrender Leute nicht mehr hinein und was sich heute noch auf der „Straße, der alm» mator aller fahrenden Leut'" herumtreibt, das sind zumeist arbeitsscheue Individuen, die vollauf Grund haben, sich vor dem Auge des Gendarmen in acht zu nehmen Aber neben jenen vom geraden Wege abgcirrten Unglücklichen, welche Mangel an Energie oder unausrottbare Arbeitsscheu dazu bewogen hat, auf den Straßen herumzulungern, von Stadt zu Stadt zu ziehen, um sich durch Betteln fortzubringcn, neben jener Sorte von Leuten, die unter dem Vorwande, Arbeit zu suchen, und in der Hoffnung, diese nicht zu finden, ihre Heimat verlaffen, giebt es unter den wandernden Leuten eine ganz eigenartige Spezies: Wanderer, die nicht wandern wollen, die aber wandern müssen. A Pittre«, Professor an der medizinischen Fakultät in Bordeaux, hat dieser Art von Wanderern besonderes Augenmerk gewidmet und ist zur Erkenntnis gelangt, daß man e« hier mit einer merkwürdigen Krankheit zu thun hat, welche er „Impulsive Vagabondage" nennt. Von gtwifftn enftlisch-dänischcn Mißstimmungen weiß der nachstehende interessante, der offiziösen „Po litischen Correspondenz" aus Kopenhagen zugehende Bericht zu erzählen: Binnen kuizcm erwartet man hier den Besuch eines eng lischen Geschwaders, welcher wegen seines politischen Hinter grundes von besonderem Interesse ist Seit einiger Zeit hat e« nämlich die dänische Regierung für notwendig befunden, gegen d e stets zunehmenden Übergriffe englischer Fischer in dänische» Gewässern, fpez cll längs der Westküste Jütlands und an den Küsten Irlands energischer als früher auszuirct n, um die Interessen der eigenen Bevölkerung, welche von der Fischerei lebt, gegen die fortwährende Schädigung durch englische Fischer wirksam zu schützen. So erklärt es sich daß in der jüngsten Zeit nicht wenige englische Fischerboote, welche in glsetzwibriger Weise innerhalb des dänischen Seegebielcs ihrem Gewerbe nach gegangen waren, von den dänischen Jnspektionsschiffeii teilweise in tta^ruuti, teilweise nachdem sie sich bereits in offene See gc flüchtet hatten, aufgegriffen, ihre Fanggcrätc und ihre Beute konfisziert und die Schifsssührer zur Zahlung eine« entsprechen den Strafgeldes verhalten wurden Darüber entstand in ge wissen englischen Kreisen große Entrüstung und, wie bekannt, wurde die Angelegenheit nor kurzem zum Gegenstand einer Interpellation im englischen Parlament gemacht Der Interpellant, das liberale Mitglied des Wahlbezirks Grimsby, Hr Doughty, führte eine ganze Reihe von Beschwerden gegen die dänische Re gierung an Unterstaatssekretär Curzon beantwortete die Interpellation dahin, daß die Regierung ähnliche Mitteilungen erhalten habe; die Sache sei nicht ohne Bedeutung, weil sic allerlei Gefahren und Zwistigkeiten nach sich ziehen könnte Der englische Gesandte in Kopenhagen sei deshalb bereits an gewiesen worden, die Aufmerksamkeit der dänischen Regierung auf diese Angelegenheit zu lenken und eine genaue Unter suchung zu verlangen Ter Unterstaatssekretär fügte hinzu, daß im Lause der nächsten Zeit ein aus vier Schiffen bestehendes Geschwankt absegcln würde, um den dänischen Küsten einen Besuch abzustattcn. Ter Um stand nun, daß dieser Besuch von Hrn. Curzon im Zusammen hänge mit den wegen der Fischerei an den dänischen Küsten ausgetauchten Differenzen angrkündigt wurde, hat begreislicher- weye in den hiesigen politischen Kreisen nicht angenehm be rührt. Man betont hier, daß die Vermutung leicht entstehen könnte, die englische Regierung bezwecke mit der Entsendung des Geschwaders eine gelinde Pression mit Bezug aus die von der dänischen Regierung bereits cingeleitete Untersuchung in Angelegenheiten der angeblich geschädigten englischen Fischer auSzuüben, was wohl kaum die Absicht der rnglischcn Regierung sein dürste, Was nun die erwähnte Untersuchung betrifft, scheint mit aller Bestimmtheit sestgestellt zu jein, daß die Kom mandanten der betreffenden dänischen Jnjpeltionsschiffe >n keiner Weise die ihnen gesetzlick, zustchenden Befugnisse überschn ten haben. Somit dürste die Angelegenheit in Bälde aus der Welt geschafft sein. Auch verlautet, daß ei» dänisches Geschwader bereit« beordert worden sei, den erwarteten englischen Schiffen entgegcnzufahrcn und sich während ihres Aufenthaltes in den dänischen Gewässern in ihrer unmittelbaren Nähe zu hallen, um ihnen die bei solchen Gelegenheiten übliche Aus- warlung zu machen. U) Bei diesem Anlasse mag übrigens erwähnt werden, daß dies innerhalb weniger Monate bereits das zwcitemal ist, daß die englische Regierung Anlaß genommen hat, in Kopen hagen Vorstellungen zu erheben Vor einigen Monaten nämlich als zwei junge dänische Osfiziere eine Reise durch Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben AUergnädigst geruht, den Oberlehrern vr. pb. Georg Friedrich Lütze und vr. pb. Johann Nikolaus Michael Hanske am Gymnasium zu Chemnitz, vr. pb. Karl Heinrich August Manitius an der Kreuz schule und vr. pb. Karl Johann Albert Maaß am Wettiner Gymnasium zu Dresden, Karl August Thümer am Gymnasium zu Freiberg, vr. pb. Ernst Ludwig Schleicher am Gymnasium zu Wurzen, Hermann Dressel am Gymnasium zu Zwickau, vr. pti. Hermann Franz August Fehse und Emil Robert Page am Realgymnasium zu Chemnitz, Franz Otto Friedrich Ritter am Realgymnasium zu Döbeln, Hermann Engelhardt an der Dreikönigschule zu Dresden, vr. psi. Andreas Hermann Grabau am Realgymnasium zu Leipzig, Johann Paul Köhler am Realgymnasium zu Zittau und Robert Ludwig Tittel am Realgymnasium zu Zwickau den Titel und Rang als Professor in der 4 Klasse der Hof rangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädiast geruht, daß der Rechtsanwalt Hermann Bruno Windisch in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, Könige von Preußen, verliehenen Kronenorden 3. Klasse annehme und trage. Erueuuuuge«, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Detzartement der Finanzen. Bei der Verwaltung der Königlich Sächsischen StaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Karl Iuliu« Ludwig in Annaberg, Gustav Karl Friedrich Naumann und Johann Christian Wilhelm Ungethüm in Dre-den, Gustav Adolf Rauchfuß in Oel« nitz i V und Karl Emil Richter in Chemnitz, zeither Tech Nische Bureau Assistenten, als Technische Betriebs-Sekretäre; Otto Hermann Börner, Techniker und Hermann Gustav Adols
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