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Dresdner Journal : 01.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-01
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1896
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Für Dre-dca vierleljShrUch 2 Mark KO Ps, bei den »after- lich deutschen PostanstaUen virttekjährtich » Mark; außer halb de« Deutschen Reiches Post- und Stcmpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr 1295. Dresdner Journal. A»tüudi,un,s,edütz,r«: Für den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps Bei Tabellen und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber. Königliche Expedition de« DreSdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr 1295. AS 150. Mittwoch, den 1. Juli, abends. 1896. Abstellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen fir Dresde«: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fiir aus »ärts. bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. Lömgl.Ln>editio« de» vre»duer Zourual». Amtlicher Teil. DreSdeu, 1. Juli. Ihre Majestät die Königin sind heute vormittag 8 Uhr 50 Min. nach Brenner bad gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberbürgermeister a. D. vr. ^ur. Heinrich Friedrich Wilhelm Andre zu Chemnitz den Titel und Rang als Geheimer RegierungSrath zu verleihen. Ferner ist mit Allerhöchster Genehmigung vom Ministerium des Innern beschlossen worden, dem Ge nannten die Fortführung des Titels Oberbürgermeister zu gestatten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den AmtShauptmann vr. Emil August Egmont Bonitz in Auerbach zum ersten Rathe bei der Kreis hauptmannschaft zu Bautzen mit dem Titel und Rang als Geheimer RegierungSrath zu ernennen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Hilfsarbeiter bei der Kreishauptmannschaft Zwickau, RegierungSrath Kurt Richard Beeger zum AmtShauptmann in Auerbach zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Regierungsbaumeister bei der Bezirks- maschinenmeisterei der Staatseisenbahnen in Dresden, Richard Moritz Trautmann, zum Maschinen inspektor bei der Maschinenhauptverwaltung zu er nennen. Se. M.ajestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Straßen- und Wasser-Bauinspektoren Adolf Otto Lempe in Plauen, Emil Ottomar Immanuel Mieth in Dresden, Oskar Albaro Neuhaus in Meißen und Arthur Emil Friedrich in Pirna den Titel und Rang als „Baurath" in der IV. Klasse der Hofrangordnung unter Nr. 14 zu verleihen. Aekanntrnachung. Tie im Monat Juli vorzunehmende, bis jetzt aus gesetzt gebliebene Auslosung der nach dem Ankäufe der Altenburg-Zeitzer Privateisenbahn auf den König lich Sächsischen Staat üdergegangenen 4",„Prioritäts- Obligationen der Altenburg - Zeitzer Eisen bahngesellschaft soll den 21. Juli dieses Jahres, vormittags 11 Uhr, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfindcn. Dresden, den 29. Juni 1896. vn zi Dtmiltviiz dn StnIrschM«. vr. Mehnert. D. vramauagea, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. repartement veS Knlta» «nv öffentlichen Unterricht». Erledigt: Die 7. ständige Lehrerstelle in Zscheila. Kollator: das K. Ministerium de- Kultus u. össentl. Unterrichts. Gehalt. 1000 M. «nd freie Wohnung oder 20» M. Wohnungsgeld; Lunss und Wissenschaft. Einweihung des Grethe-Schiller-Archivs und Ber- sammlung der Goethegesellschaft in Weimar. Das eigentümliche Leben Weimars und die besondere Be deutung, d»e dieser Stadt im deutschen Kulturleben zukommt, bringt es mit sich, daß die idyllische, vom Grün des herrlichen Parks umfangene Stille, in der die Jlmresivenz der Regel nach liegt, von Zeit zu Zeit durch Feste eines besondern Gepräges, Feste, wie sie eben nur hier gefeiert werden können, unterbrochen wird. Nicht rauschende, nicht eigentlich glanzvolle, aber bedeutungsreiche, stimmungsreiche, weit nach außen wirkende und weit nachwirkende Feste! Die jähr lichen Versammlungen der deutschen Goethe-, der Shakespeare- gesellschaft, finden hier ihren natürlichen Boden; eine nie unter brochene Überlieferung verbindet das geistige Leben der großen Weimarischen Zeit mit dem geistigen Leben von heute; eine nie erlahmende fürstliche Förderung und Teil nahme prägt Weimarischen Festtagen allezeit ihren be sondern Charakter auf. Fast jeder der „Goethetage", seit dem Bestehen der deutschen Goethegesellschaft, ist durch eine bedeutende, unvergeßliche Erinnerung ausgezeichnet worden; der diesmalige bildete vollends einen Markstein in der Geschichte Weimar», seine» ErinncrungSkultu» und seines lebendigen Fortwirken» im geistigen Leben der Nation. Denn die Errichtung eines besoiwern Goethe-ArchivS, das sich längst zum Goethe - Schiller-Archiv erweitert hat, stand von vornherein in so ideellem und realem Zu sammenhang mit der Stiftung der Goethegesellschaft, daß ihr beiderseitige» Leben sich in fortwährender Wechselwirk ung entwickelt hat Die erste Anregung zum Bau eine» selbüändigen Gebäude«, in dem nicht nur die kostbarm handschriftlichen Schätze der klassischen Periode, sondern Much die wichtigsten Urkunden zur neueren deutschen Litteratur- flngt bis zum Höchstgehalte von 2600 M inc!. W hnui gsgeid mii vollendetem 48 Lebensjahre. Meldungen sind bis zum lö Juli an den K. Bczirksjchuliiispcktor Schulrat Wangemann in Cölln a. E einznscnden In Erledigung kommt die Kirchschulstelle der 2klassigen Volksschule zu Breitenborn bei NarSdors Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, neben freier Wohnung im neuen Schulhauie und Gartcngenuß 1000 M. vom Schuldienst, 540 M vom Kirchendienst, 72 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und 36 M. sür Erteilung des Turnunter richts Gejuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse biS in die neueste Zeit bis zum 22. Juli bei dem K. Bezirksschul- inspektor Schulrat vr Böhme in Rochlitz einzurrichen. Nichtamtlicher Teil. Major von Wißmann, der Gouverneur von Ostafrika, der sich gegenwärtig in Berlin aufhält, lenkt leicht erklärlicherweise die Aufmerksamkeit in hohem Grade auf sich. Besonders ist es das Befinden des hochverdienten Mannes, welches allen Freunden unserer Kolonie am Herzen liegt. Während nach einer allerdings von nicht un bedingt zuverlässiger Seite herrührenden Nachricht bei dem Gesundheilszustande des Hrn. v. Wißmann seine Rückkehr in sein Amt als ausgeschlossen zu betrachten sein sollte, wissen heute die „Berl. Pol Nachr." Besseres zu vermelden. Diesem Blatt zufolge dürfe die be stimmte Hoffnung gehegt werden, daß Hr v. Wißmann nach Beendigung seines Urlaubes nicht nur die Ge schäfte wieder übernehmen, sondern sich auch mit voller Kraft ihnen widmen können werde. Bei einer Unterredung har Major v. Wißmann als das Haupthindernis der nach den thatsächlichen Verhältnissen überaus aussichtsvollen wirtschaft lichen Entwicklung von Ostafrika die Zurück Haltung des deutschen Kapitals bezeichnet, welche die Folge der Abschwächung des ursprünglich so überaus lebhaften Interesses an der deutschen Kolonie sei. Wenn zweifellos der wirtschaftliche Wert der Kolonien von ihrem Export abhänge, so sei in dieser Hinsicht in Ostafrika noch so gut wie alles zu thun. Zur Zeit sei angesichts der geringen Entwicklung des mit deutschem Gelde eingerichteten Plantagenbaues die Ausfuhr wesentlich davon bedingt, wieviel Aus fuhrartikel von den Eingeborenen zufällig a,> dir Küste gebracht würden. Die dauernd ersprießliche Ent wicklung der Ausfuhr sei nur denkbar auf der Grund läge einer umfangreichen und planmäßig be triebenen Produktion von Ausfuhrartikeln. Eine solche sei bisher nur in den Usambaraplantagen vorhanden-, diese reichten aber weitaus nicht hin, um die Ausfuhr so zu heben, daß Ostafrika diejenige Ent Wickelung erfahren könnte, deren es wirklich fähig sei. Bei der gänzlichen Unmöglichkeit in unseren dortigen Kolonien anders als in Plantagengroßbetrieben vor würtszukommen, und bei der gänzlichen Unausführ barkeit von Kleinbetrieben zur Ausbeutung des Natur reichtums des Landes bilde die Heranziehung des erforderlichen Kapitals eine Lebensfrage. Sie sei aber trotz der günstigen Erfolge des Plan tagenbetriebes im Usambaragebiete schwerlich zu er warten, so lange die Verbindung mit dem in Betracht kommenden Hafenplatze so überaus schlecht sei. Selbst die Einrichtung einer nach europäischen Vorstellungen primitiven Eisenbahnanlage wäre in dieser Hinsicht von unschätzbarem Werte. Wenn schließlich von mancher Seite gegen den Gouverneur der Vorwurf der Verringerung der Nutz barmachung der Kolonie aus dem Umstande hergeleitet werden soll, daß er fortan Land nicht zu Eigentum, sondern nur pachtweise vergeben will, so mag darauf hingewiesen werden, daß diese Bestimmung in voller geschlchte überhaupt bewahrt werben (schon birgt das Archiv neben dem handschriftlichen Nachlaß Goethes, Schillers, Herders auch den Karl Jmmermanns, Friedrich Hebbels, Otto Ludwigs, Ed Möricke«, Gottfried Kellers und zahlreicher Anderer), ging ebenßllls von der Goethe gesellschaft aus, wenn sie auch, ohne die hochherzige Ent schließung der fürstlichen Eigentümerin des Archivs, Ihrer König!. Hoheit der Frau Großherzogin von Sachsen-Weimar- Eisenach, wohl noch geraume Zeit auf Erfüllung hätte warten müssen. Seit ein paar Jahren erhob sich auf der Höhe jenseit der Jlmbrücke an der Straße nach Jena der einfach-schöne Bau des neuen Archivs, seit einem Jahre wurde eifrig an der inneren Ausschmückung der stattlichen stillen und wahrhaft vornehmen Räume gearbeitet, schließ lich war alle« nach Wunsch, ja über die kühnsten Wünsche hinaus vollendet, und so gestaltete sich die EinweihungS- ferer am Nachmittag de« 28. Juni zu einem Feste, das Keinem, der es mit erleben durfte, je au« der Erinnerung schwinden wird. Würdevoll, aber unendlich einfach, unter Vermeidung jede» falschen Prunkes, ganz im Einklang mit dem intimen Zweck und Wesen dieser Räume, vereinigte sich eine Versammlung, die durch ein gemeinsames Gefühl der lebendigen Teilnahme an der Entstehung, der Arbeit und Aufgabe des Archivs die fest liche Weihe empfing. Im Handschriftensaal, dem präch tigen Mittelraum des neuen Baues, nahmen, zunächst dem einfachen Rednerpult, auf der einen Seite mit Ihren König!. Hoheiten dem Großherzog und der Frau Groß herzogin die Mitglieder der Großherzoglichen Familie und die Hofstaaten, auf der anderen der besondere Abgesandte Sr Majestät des Deutschen Kaiser» (geh. KabinettSrat vr. v. Lucanu«), da» diplomatische Corp», das groß- herzoglich sächsische StaatSministerrum und da» Präsidium de» Weimarischen Landtags Platz Ihnen gegenüber reihten sich die Vorstände der Goethegesellschaft, der Shakafpeare- gesellschaft, der Schillerstiftung, Kurator, Prorektor und Uebereivstimmung sowohl »ist den großen Land cvmpagmen als auch mit Einzeleigentümern von Grundstücken getroffen worden ist und den Zweck ver folgt, zu verhüten, daß wie früher, von den einzelnen Häuptlingen gegen minimale Vergütung angebliche Eigentumsansprüche auf weitere Ländereien erworben werden. Zur Zeit widmet Major v. Wißmann sein volles Interesse der Realisierung der erwähnten Eisenbahn anlage. Lommtrliite Atille herrscht jetzt in der auswärtigen deutschen P olitik Das geht deutlich auch aus dem wenig aufregenden Berliner Berichte hervor, den heute die offiziöse „Wiener Politische Correspondenz" über diejenigen Fragen enthält, die ebenfalls unsere Diplomatie gegen wartig beschäftigen. Es heißt da: Der Staatssekrelür des Auswärtigen Amtes, Freiherr v Marschall, hat vor mehr als Wochensrist Berlin nur Urlaub verlassen und wird erst gegen Ende Juli d:e Leitung seines Ressorts wieder übernehmen Diese T hatjache ist wohl ein Svmptom dafür, daß auswäriige Fragen von besonderer Aktualität hier vor läufig nicht zur Entscheidung stehen Die diplomatische Aktion der Mächte behuss Regelung der treten sischen Frage und Be seitigung der übrigen Schwierigkeiten im Orient hat ihren Schwerpunkt in Konstantinopel, wo die Bot chaftcr der Groß mächte eisrig an der Arbeit sind. Angelegenheiten, die Deutsch lands Interessen unmittelbar oder allein berühren, stehen augenblicklich nicht im Stadium der endgiltigcn Erledigung oder fördernder Verhandlungen. Die neue Handelstonvention mit Spanien, welche dem seit Jahr und Tag wahrenden Zollkneg zwischen diesem Lande und dem Deutschen Reiche ein Ende machen soll, unteiliegt noch der Zustimmung der CorleS, deren ablehnende Entschließung seiner Zeit den gegenwärtigen Zu stand wirtschaftlicher Feindschaft hcrvorgcrufen hatte. Bevor sich aber das spanische Parlament geäußert hat, kann seitens Deutschlands in dieser Angelegenheit rin weiterer Schritt zur Beseitigung de-Zollkrieges nicht umernommen werden. Ob die parlamentarische Vertretung Spaniens, gewitzigt durch die wirt schaftlichen Nachteile des Zollkrieges, sich diesmal den Vor schlägen der spanische» Regierung gegenüber willsährigcr erweisen wird, ist vorläufig von hier aus nicht zu beurteilen Die Aus gestaltung der Beziehungen Deutschlands zu China befindet sich noch vollständig in der Schwebe Seitdem der Vizekönig Li Hung-Tschang in Berlin weilte, nimmt diese Frage in der öffentlichen Diskussion einen drenen Raum ein, ohne daß man von greifbaren Resultaten bisher etwas vernommen hätte. Die öffentliche Meinung hat an die glänzende Ausnahme des Vize- königS in Berlin weitgehende Hoffnungen hinsichtlich der prak tischen Ergebnisse dieses Besuches geknüpft Die deutsche Groß- . .dustric, die Vertreter der weltbekannten Waffensabriken und Schiffsbauanstalten wctteiscrn in Beweisen der Gastfreundschaft sür den einflußreichsten chinesischen Staatsmann, in der zu versichtlichen Erwartung wertvoller kommerzieller Anknüpf ungen und Abmachungen. Tas Bleiche gilt von den hervorragenden Mitgliedern der Hochfinanz, welche eine lukrative Verwertung ihrer Kapitalien bei dem anleihe- bedürftigen China erstreben und erhoffen. Es erscheint die Annahme nicht unbegründet, daß diese Bemühungen zu einem Erfolge führen dürften. Anders dagegen verhält es sich mit den in der deutschen Presse an den Besuch Li- Hung-Tschanxs geknüpften politischen Aspirationen Es wurde in verschiedenen Blättern behauptet, daß der Vizekön j eine große Zahl deutscher Offiziere sür die Reorganisation der chinesischen Armee gewonnen habe. Diese Meldung hat sich bald als eine starke Übertreibung herausgcstellt Auch die Mit teilung, daß zwischen dem chinesischen Staatsmann und dem Leiter dcs hiesigen Auswärtigen Amtes die Grundzüge der Fortcntwick lung der internationalen ostasiatischen Politik besprochen und vereinbart worden seien, entbehrt bisher einer jeden authen tischen Bestätigung Nicht einmal die Version, daß der Vize könig über die Erhöhung der chinesischen Einsuhrzölle be stimmte Erklärungen abgegeben habe, kann als verbürgt be zeichnet werden. Es ist ivohl anzunehmen, daß in den Unter redungen zwischen Hrn. v Marscball und Li-Hung-Tschang diese und ähnliche Fragen der internationalen und deutschen Politik mehr oder minder eingehend erörtert worden sind Daß aber diese Besprechungen vorläufig zu positiven Ergebnissen ge- sührt hätten, darf schon aus dem Grunde bezweifelt werden, weil über die Vollmachten des BizekönigS sür bindende Verein barungen ein verläßliche- Urteil nicht zu gewinnen war. Man wird wohl mit der Annahme nicht fehlgehen, daß dec politische Zweck der Rundreise Li-Hung-Tschanys hier wie anderwärts über den Rahmen einer insormaiorischen Sondierung nicht hinausgebt Dekane der Umverfitäl Jena und dann in großen Gruppen die einheimischen und die zahlreichen auswärtigen Gäste, unter ihnen viele glänzende Namen der Wissenschaft und der Kunst, an. Von der Höhe der Galerie herab erklang der Schlußchor der Beethovcnschen neunten Symphonie „Freude schöner Götterfunken", und Professor Suphan, der seit zehn Jahren Direktor des Archivs ist, ergriff das Wort zur Weiherede, welche die nationale, die lebendige Be deutung dieser geistigen Schatzkammer und Arbeitsstätte betonte. Im Namen der Goethegesellschaft übergab geh. Hofrat I)r. Ruland die von E Rumpff in Frank furt a M. geschaffenen Marmorbüsten Goethes und Schillers, im Namen einer Reihe von Litteratur- freunden, an deren Spitze Se Majestät der Deutsche Kaiser und wiederum die Goethe-Gesellschaft stand, die Originale der Briefe Goethe« an Charlotte v. Stein, die fortan dem Archiv ebenso gehören werden, wie die unschätzbaren Handschriften des Goethe-Schillerschen Brief wechsels. Die deutsche Schillerstiftung überreichte durch I)r. Duboc aus Dresden eine kostbar auSgestattete Adresse, die Shakespearegesellschast durch Direktor Oechelhäuser aus Dessau eine Marmorvotivtafel Viermal erwiderte die er- Uiuchle Beschützerin und Stifterin deS Archivs, die Frau Großherzogin Sophie, in würdevoller Einfachheit, mit dem Ausdruck herzlichen Anteils und innerer Bewegung; ge spannt lauschte die wirklich ergriffene Versammlung den treffenden und überall das feinste Verständnis für die höchsten Aufgaben des Archiv» wie der Litteraturwiffen- schaft und des geistigen Lebens überhaupt an den Tag legenden Worten der hohen Frau. Als Schlußchor er tönte der Schumannsche Schlußchor zum Goetheschen Faust, und danach begann ein Umgang in den Hellen, sehr statt lichen und doch zweckmäßigen Räumen des neuen Archivs. Während die fürstlichen Herrschaften die Mehrzahl der Anwesenden durch besondere Ansprachen auSzeichneten, Alle mit lebhafter Freude von den Einzelheiten der Ausstattung NeichseinnahMtn im Jahre 1895/96. Die Einnaymcn des Reichs im EtutSjahr 1895/96 beiragen nach der vor üufigen Feststellung an Zöllen 383186467,59 M, an Tabaksteuer 10893765,28 M , Zackcrsteucr 80886950 8b M , Salzsteuer 45 477 742,26 M., Branntweinsteuer, und zwar Macfchbottich und Branntweinmaterialsteuer 18323982,84 M , BerbrauchSabgabe und Zufchlag dazu 95143741,50M, Brenn- steuer 1090775,36 M, zusammen an Einnabmcn, an denen alle Bundesstaaten »eilnehme», 635003 425,68 M; ferner an Brausteuer und Übergangsabgabe von Bier (woran Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Loihringen keinen Teil baden) 27433718,47 M, zusammen 662441328,15 M. Für das 1. bis 3. Quartal 1895/96 sind davon bereits an die Reichskaffe astgeführt 477 799357 M, fodaß für da» 4 Quartal noch 184641971,15 M abzusühren bleiben Die Solleinnahme an Spielkartenstempel beträgt abzüglich der Verwaltungskosten 1349 581,40 M.; davon sind sür das 1 bis 3. Quartal 1895,96 bereits an die Reichskaffe abgeführl 922656 M, es bleiben daher für das 4 Quarlaj noch abzu- suhren 426925,40 M. Die Einnahmen an Reichsstempelabgaken für Wertpapiere, Kaufgeschäfte rc. und Lotier-eloie betragtn abzüglich der Ber- waüungskosten 54 263321,79 M; davon find für das 1. bis 3. Quartal 1895/96 bereits abgeführt 39133539M, es bleiben daher für das 4. Quartal noch abzuführen 15129782,79 M. Tie Einnahmen für verkaufte Stempclmaterialien zur Ent richtung der statistischen Gebühr betragen 876 128,86 M, die Einnahmen für verkaufte Wechselftempcimarken und gestempelte Blankktts 8341455,14 M Ter Nettoertrag der Zölle und Tabaksteuer zusammen be trägt 394197 485,>,7 M. Davon ist nach dem Gesetz vom 16 April 1896 der die Summe von 143000000 M über- steigenke Betrag mit 251197 485,87 M nach Maßgabe des 8 8 des Gesetzes vom 15 Juli 1879 den Bundesstaaten zu überweisen. Davon sind für das 1 bis 3. Quartal bcrcitS überwiesen 186559980 M , sodaß für da- 4. Quartal noch 64637 505,87 M. zu überweise» bleibe». Tages geschlchte. Dresden, l.Juli. Se. Majestät der König haben Allerhöchstsich in Begleitung Sr. Excellenz des Oberstall meisters Gencrallieutenants z. D. v. Ehrenstein und des Flügeladjutanten Majors v. Ehrenthal heute nachmittag 2 Uhr 57 Min. mit Sonderzug von Bahnstation Niedersedlitz aus nach Leipzig begeben, nm daselbst im Augusteum nachmittags 5 Uhr der Festsitzung aus Anlaß der .50 jährigen Jubelfeier der Kömgl. Süch fischen Gesellschaft der Wisfenfchasten beizuwohnen. In Dresden Neustadt, Leipziger Bahnhof, hat fick auch Se Excellenz der Staatsminister vr v. Seyde witz dieser Reise angeschlossen. Se. Majestät werden abends 7 Uhr mit Sonder zug von Leipzig wieder abreisen, um 9 Uhr in Nieder sedlitz eintreffen und von dort ins König!. Schloß Pillnitz zurückkehren. - Ihre Majestät die Königin sind heute vormittag nach Brenncrbad abgereist. Ihre Majestät werden vom 1. zum 2. Juli in München im Hotel „Vier Jahreszeiten" übernachten und am 2. Juli vormittags die Reise fortsetzen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin sind gestern nachmittag an Bord der „Hohcnzollern" aus der Reede von Wilhelmshaven eingetroffen. Die. Kriegsschiffe „Mars", „Siegfried", „Beowulf" und die Salutbatterie gaben den Kaisersalut. Alsbald nach der Ankunft besichtigten Se. Majestät der Kaiser mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem Staatssekretär Admiral Hollmann eingehend das um gebaute und neu armierte Panzerschiff „Deutschland" und begaben Sich hierauf an Bord der „Hohcnzollern" zurück. — Se. König!. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern stattete gestern früh dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst einen längeren Besuch ab Gestern abend war, wie die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet, beim Reichskanzler zu Ehren Sr. König!. Hoheit und Anordnung Kenntnis nahmen, ivurbe an alle Einge- tadenen eine besonders schön geprägte silberne Erinner ungsmedaillc verteilt, die auf der einen Seite das Bild des Goethe - Schiller - Archivs zeigt. An die eigentliche Feier der Einweihung, die in ihrer vornehmen Intimität, in dem zu Grunde liegenden PietätS- und Pflichtgefühl und in ihrer geistigen, Rückblicke und Ausblicke nach allen Seiten eröffnenden Art geradezu ihre« gleichen suchte, schloß sich am Spätnachmittag ein im Auftrag der Frau Großherzogin von der Direktion de« Archivs und dem Vorstand der Goethegesellschaft gegebenes Festmahl sür die auswärtigen Gäste, am Abend eine große Abendgesell schaft bei der Oberhofmeisterin der Frau Großherzogin» Gräfin Fabrice, an. Ihre Excellenz empfing in den Räumen und namentlich in dem schönen Saale, der vor länger als einem Jahrhundert den Festen deS Herzogs Karl August und der Herzogin Luise diente. So ver knüpfte sich, wie bei diesem Fest überhaupt, unvergeßliche Erinnerung und lebensfrische Gegenwart. Daß bei der Festtafel das Wohl der hohen fürstlichen Frau, »re da» Emporwachsen wie die schon entfaltete Wirkftmckeit de« Goethe- und Schiller-Archiv» als ihr eigenste» Werk be trachten darf, mit besonderer Begeisterung von der ganzen Versammlung getrunken wurde, bedarf keine» Bericht». In schwungvoller und glücklicher Rede feierte Prinz Heinrich zu CarolathS-Beuthen-Schönaich die erlauchte Stifterin der neuen Stätte nationalen Stolze» und da» kunstsinnige Fürstenhaus von Weimar (Schluß folgt) * Berliner Theater. Am letzen Tage des Juni schloß sonst in Berlin da» Theaterjahr; die Ferien begannen und zwei Monate lang blieb es still in der dortigen Bühnenwelt Diese Zeiten sind vergangen Nur die beiden Königlichen Theater, Opernhaus und Schauspiel haus, schließen heute ihre Pforten, indes ein Teil des Lpernpersonai« bei Kroll weiter in Thätigkeit bleibt; da«
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