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Dresdner Journal : 23.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-23
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1896
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NL8 , Schweden teil Dir Kommission nahm zu Gunsten des Bimetalli«mu«, einer internationalen sanitären Proseffor Sorauer-Berlin hielt einen al« „Early Blight" bezeichnete neue Baron Baude aus Beschlußanträge sowie zu Gunsten Vereinigung an Vortrag über die Kartoffelkrankheit Jtalte». Rom Vor kurzem hieß es, Crispi wolle sich vom politischen Leben zurückziehen und sei deshalb um eine Staatsentschädigung, die ihm nach einer mehr als zehnjährigen Dienstzeit im Betrage von 28 000 Lire zustehe, eingekommen Crispis Organ leugnete dies. Gestern stellte nun aber die offiziöse „Opinione" fest, daß Crispis Gesuch dem Rechnungshöfe vorliege. Dies be weise, daß CriSpi endgiltig abgedankt sei. Als bei dem vorgestrigen Sturmlauf auf Nicotti die Anhänger Crispis ichon eine neue Ministerlifte aufstellten, fehlte Crispis Name auf derselben. — Seit vorgestern beginnen auS Schoa Briefe von Gefangenen einzulaufen Sie schildern den Marsch durch Tigre und Schoa als unsäglich mühevoll, nun aber gehe es ihnen gut. Sie würden freundlich be handelt und erhielten ausreichende Lebensmittel, doch litten sie Mangel an Kleidern Der Negus laste von den gefangenen Soldaten nach dem Plane eines Artillerie offiziers ein Schloß in Adis-Ababa bauen, wo auch mehrere europäische Familien angesiedelt wären, welche sich aller Hilfsbedürftigen eifrig annähmen Die Sangeskundigen erfreuten sich besonderer Gunst bei den Eingeborenen, aber auch im allgemeinen seien diese gesellig, so zwar, daß das Leben leidlich sei — Die Stadtvertretung von Neapel gab am Vesuv gestern zu Ehren der Offiziere des englischen Mittel meergeschwaders ein Fest, welchem auch 100 italienische Land- und Seeoffiziere anwohnten. Ein englischer Offizier trank, an Englands traditionelle Freundfchaft mit Italien erinnernd, auf das Wohl des Königs und der mit England verbündeten Nation. Ein italienischer Offizier ern werte den Trinkspruch mit einem Hoch auf die Königin Viktoria und treue Waffengenossenfchast der italienischen und englischen Geschwader. — Der offizielle Teil des Protokolls des vom Papst gestern abgehaltenen geheimen Konsistoriums ist gestern nachmittag erschienen Er enthält die Allokution, in welcher Papst an seine Aufforderung zur Einigung erinnert, die er nicht nur an die Orientalen, sondern an alle Dissidenten gerichtet habe und die wachsenden Anzeichen konstatiert, welche es dahin führten, den Stuhl des heiligen Petrus mit Sympathie und dem Wunsche nach Vereinigung zu betrachten. Darauf kündigt die Allokution eine Encyklika über die grundlegende Verfassung d»r Kirche an Am Schluffe ernennt der Papst vier Nuntien zu Kardinalen und fagt, er behalte sich die Ernennung zwei anderer Kardinüle vor. Kammer statt Bemerkenswert ist das Resultat im vierten Arrondissement von Pari«, wo an die Stelle des zum Senator gewählten Radikalen Barodet der kollekti vistische Sozialist Deville gewählt wurde Die „Petite Röpublique" sagt: „Mit dieser Wahl haben die Kollekti- visten da« Herz von Paris erobert." — Die Blätter schreiben noch immer über den Tod de» Marquis v. MoröS Während das „Petit Journal" und andere Volksblätter seinen Tod noch bezweifeln und in den Berichten Widersprüche finden, unterhalten konser vative Zeitungen ihre Leser mit der Erzählung, daß dem Marquis im letzten Winter von einer Wahrsagerin ein schrecklicher Tod auf der Reise verkündigt worden sei Ein Mitarbeiter des „Gaulois" hat auch bereits diese Dame, Madame de Thöbes, ausgesucht. Sie erzählt, sie habe mit MoröS bei einem Arzte diniert und auf sein Verlangen aus seiner Hand seinen bevorstehenden Tod gelesen Morös habe gesagt: „Ich zweifle nicht an der Chiroman tie, reise dennoch zu den Wilden, werde jedoch große Vor sicht anwenden " — Daß die Franzosen den Verlust von Elsaß-Loth ringen noch immer nicht verwinden können, daran werden wir regelmäßig durch die Jahresversammlung des elsaß-lothringischen Schutzvereins gemahnt. Diesmal sagte der Festredner Professor Lavisse: „Der Grimm über die Niederlage wäre allmählich verraucht, aber das Band zwischen den durch unsere Schuld verlorenen Pro vinzen und uns ist unzerstörbar. Als Metz, als das Elsaß mit Frankreich vereinigt wurden, brauchte man in Deutsch land keinen Schutzverein für die Flüchtlinge aus Loth ringen und Elsaß zu gründen, die Bewohner wanderten nicht aus. Die Gefühle der Zeitgenossen jener Ereignisse glichen nicht denen, die Sie empfinden Das Deutschland, von dem sie getrennt wurden, war kein Vaterland, sondern eine unbestimmte Gegend mit ungewissen Grenzen. Das arme Elsaß kam zu uns (!) geplündert, entvölkert vom scheußlichen dreißigjährigen Kriege, eine Folge der deutschen Wirrnis. Wir fanden eine JÜüste mit Ruinen vor, all mählich wurde die Wüste besiedelt, die Trümmer machten Bauten Platz, Elsaß wurde so rasch gut französisch, daß schon Ludwig XIV. schreiben konnte: „Die Elsasser sind französischer als die Pariser" Heute ziehen viele Elsasser die harte Verbannung dem harten Gesetz des Fremden vor, und die dort bleiben, bewahren im Herzensgründe die Hoffnung und die Verwahrung Daraus erwachsen uns Pflichten gegen die, welche zu uns kommen, wie gegen die, welche daheim bleiben Wir hassen das große Polk nicht, dessen Gegner wir sein müssen, und wir beurteilen es nicht ungerecht. Der Streit zwischen Deutschland und Frankreich hat den Adel eines Kampfes zwischen zwei Lehren und zwei Rechten" — Ter seit einiger Zeit wieder täglich in Brüssel er scheinende,, Nord", der sich selbst als Organ der französisch russischen Politik und Interessen bezeichnet, fertigt mit scharfem Spotte den „Newyork Hcrald" ab, der über die „französisch-russische Allianz" eingehende Mit teilungen gemacht hatte. „Ter „Newyork Hcrald", schreibt der „Nord", „beneidet — falls in diesem Zusammenhänge von Ruhm gesprochen werden kann — den Ruhm der Londoner Blätter, die vor keiner falschen Nachricht zurückschrccken, wenn es sich um Rußland handelt. Vor einigen Tagen hatte dieses englisch-amerikanische Blatt einen Artikel ver öffentlicht, in dem es behauptete, daß der Bündnisvertrag zwischen Rußland und Frankreich jüngst erst unterzeichnet worden sei und zwar während der Feierlichkeiten der Krön ung des Kaisers Nikolaus II. Bei seinem Wunsche, besser unterrichtet zu erscheinen als jedermann, hat der „Newyork Herald" seinen erfinderischen Geist angespannt, sogar den Inhalt dieses Vertrags zu geben Alles dies ist aber reine Phantasie. Wir find im stände, zu erklären, daß während der Krönungsseierlichkeiten kein Vertrag unterzeichnet worden ist und daß die französisch russische Allianz und alles, was damit verbunden ist, als Werk des Friedensstifter-Zar (Isar vacitwateur), unter dessen glorreicher Regierung stattgefunden hat." Die Thatsache, das; die Wirksamkeit Kaiser Alexander II' als „Friedensstifter" in diesem Zu sammenhänge hcrvorgehoben wird, macht cs von neuem wahrscheinlich, daß die von den Franzosen in Bezug auf das russische „Zukunftsbündnis" gehegten Erwartungen eben falls in das Gebiet der „pure imaxination" gehören, als welche die angeblichen „Enthüllungen" des „Newyork Herald" vom „Nord" bezeichnet werden. — In letzter Zeit wurde von verschiedenen Seiten ge meldet, daß eine Annäherung zwischen Frankreich und Italien in Aussicht stehe und noch vor kurzem kon statierte ein Pariser Bries der Wiener „Pol. Korr." auf Grund von vertrauenswürdigen Mitteilungen, daß diese Ankündigungen der Begründung nicht entbehren. Es wurde hier besonders betont, daß die Ablösung des früheren Kabinetts durch das Ministerium Rudini und die korrekte und höfliche Haltung des jetzigen italienischen Minister präsidenten gegen Frankreich geeignet seien, nicht bloß eine Detente in den Beziehungen der beiden Staaten, die ja schon eingetreten sei, herbeizuführen, sondern auch die Wieder herstellung eine» freundlichen Verhältnisses zwischen beiden Ländern zu begünstigen In der französischen Presse hat man bisher, vielleicht absichtlich — jede Andeutung über diese Angelegenheit vermieden Jetzt veröffentlicht indessen der der Regierung nahestehende „Demps" einen Artikel, in welchem er deutlich hindurchblicken läßt, daß thatsächlich Unterhandlungen zwischen Frankreich und Italien im Gange sind, welche auf die Anbahnung einer Verständigung auf kommerziellem und politischem Gebiete abzielen. Der Artikel trägt dce Ueberschrift „Frankreich konspiriert" und nimmt eine römische Korrespondenz der „Times" zum Ausgangs punkte. Der „Times" - Korrespondent, so sagt der „Temps", habe der Welt ein neues verbrecherisches Unternehmen Frankreichs verraten. Tie Regierung der Republik erkühne sich nämlich, die Grundlagen für eine Annäherung zu Italien zu suchen, sie unterhandele mit der italienischen Regierung über den Abschluß eines Handelsvertrages und „suche auf Grund einer guten wirtschaftlichen Ver ständigung ein wechselseitiges Entgegenkommen der beiden Nachbarstaaten auf dem Gebiete der inter nationalen Politik zu ermöglichen." Es werde offenbar ge nügen, diese Verschwörung der beiden Länder zu ent hüllen, fügt der „TempS" ironisch hinzu, um die Politik des Hrn. Hanotaux zu vereiteln. Der „Times"-Korrespondent begnüge sich übrigens nicht damit einfach die Nachricht zu bringen, er suche durch seine Kommentare einerseits die Eifersucht Englands zu erregen, anderseits die inneren Parteizwiftigkeiten Italiens gegen die geplante Verständig ung auszubeuten. Der „TempS" glaubt aber nicht, daß England in einer französisch-italienischen Entente eine Ver letzung seiner Interessen sehen würde, und meint, schließlich sei es Sache der Italiener zu entscheiden, ob sie Vorschläge zurückweisen wollten, deren „loyale Annahme" einem für Italien besonders kostspieligen kommerziellen Kriegszustände ein Ende machen würde, 'hier ist es also klar und deut lich herausgesagt: Es sind Italien seitens Frankreichs Vor schläge, ohne Zweifel zunächst zum Abschluß eines Handels vertrages, gemacht worden, auf welche die Antwort noch erwartet wird. Was diese Vorschläge im einzelnen ent halten, darüber erfahren wir vorläufig nichts, doch verdient auf den Gedanken hingewiesen zu werden, der kürzlich in italienischen Blättern ventiliert worden ist: daß nämlich die Annäherung zwischen Frankreich und Italien sich auf der Basis der endgiltigen formellen Anerkennung der französischen Schutzherrschaft in Tunis durch Italien voll ziehen könnte, wofür Frankreich als Gegenleistung die Hand zu einem Handelsvertrag oder doch mindestens einem kommerziellen mocku8 vivenäi bieten müßte. Es wäre nicht unmöglich, daß sich die französische Regierung bei ihren Vorschlägen diese Lehre zur Richtschnur genommen hat Ministerpräsident Meline wird heute den Mitgliedern der Kommission ein Frühstück geben — Vorgestern fanden einige Nachwahlen für die wußtsein, mit welchen Entbehrungen die Expedition zu kämpfen hatte und mit welchem Heroismus nicht nur EhlerS, sondern auch sein Begleiter Piering alle Schwierigkeiten bi« zu dem letzten entscheidenden Moment ertrugen und mannhaft bekämpften In der Gefchichte Neu-Guinea» werden die Namen dieser beiden tapferen Männer stets eine hervorragende Bedeutung einnehmen Nicht etwa, weil sie große und epochemachende Erfolge er zielten, sondern weil sie mit zäher Ausdauer das einmal gesetzte Ziel verfolgten, ohne auch nur einen Augenblick daran zu zweifeln, e« zu erreichen trotz Hunger und un zähliger Leiden. Es wäre ihnen ein Leichtes gewesen, bei Zeiten umzukehren, aber trotzdem zogen sie es vor, dem gesuchten Ziel nachzustreben und Entbehrungen und Mühsale zu bestehen, wie sie wohl selten ein Reisender unseres Jahrhundert» bestanden hat. In der einfachen Sprache der Hurückgekehrten sind die Erlebnisse der Ex pedition geradezu tragisch bis zum höchsten Grade, und eS wäre zu wünschen, daß deren Aussagen sorgfältig ge sammelt und der Nachwelt erhalten würden, um so mehr, als sämtliche Aufzeichnungen des Hrn. EhlerS verloren ge gangen sind Schreiber dieses, der im Bismarck-Archipel Gelegenheit hatte, den Verunglückten kennen zu lernen, und nach allen Seiten hin die Schwierigkeiten des ge planten Unternehmens mit ihm zu erwägen und zu be sprechen, sofern dies für eine Gegend möglich war, die vorher noch von keinem Weißen betreten wurde, kann bezeugen, daß Ehlers alle Schwierigkeiten erkannte, aber sämtlich zu überwinden suchte in dem Gefühl, einem Deutschen solle der Ruhm der ersten wirklichen Durch querung Neu-Guineas, des dunkelsten der dunklen Erdteile, zufallen Möge es unserem Schutzgebiet vergönnt sein, daß noch viele Forschungsreisende von der Art des Ver storbenen ihre Aufmerksamkeit auf unser bisher so wenig bekanntes Jnselreich richten Wenn wir auch nicht leugnen können, daß auch sie ihren Weg mit unvorhergesehenen Ge fahren und Hemmnissen besät finden werden, so wünschen wir im voraus, daß ihr Erfolg ein glänzender sein wird; aber immer wird in erster Reihe der Erforscher Neu- Guineas der Name Otto EhlerS ovenanstehen " bfterretch-v«s«r». Wien. Die Ausgleichsverhandlungen werden dem „Pester Lloyd" zufolge nach Schluß der ungarischen ReichütagSsession wieder ausgenommen werden Die ungari schen Minister werden sich zu diesem Zwecke in der ersten Dekade des Juli nach Wien begeben, um mit den öster reichischen Ministern zu konferieren In erster Reihe dürfte über das Zoll- und Handelsbündnis unterhandelt werden, bezüglich dessen gegenwärtig nur wenige Differenzpunkte vorhanden sind. — Wie aus Gmunden gemeldet wird, macht die Besserung im Befinden des Prinzen Cumberland der artige Fortschritte, daß die vollständige Wiederherstellung des Prinzen zweifellos ist — In Prag ist der Anarchist Wenzel Henys, ein intimer Freund des flüchtigen Anarchisten Strouhal, wegen Verdachts des Hochverrats verhaftet worden In dem Hohlraum einer demselben aus dem Auslande gesandten Büste Victor Hugos befanden sich anarchistische Schriften, welche polizeilich beschlagnahmt wurden. Buda-Pest. Das Abgeordnetenhaus nahm die Zuckersteuervorlage an, nachdem Finanzminister vr. Lucacs erklärt hatte, daß die Frage der Exportprämien für Zucker mit dem Ausgleich nicht in Verbindung stehe. Frankreich. Paris. Vor der Budgetkommission sprach am Sonnabend Finanzminster Cochery über sein Steuerreformprojckt. Der Finanzminister erklärte, daß er bei Ausarbeitung seines Projektes von zwei Gesichts punkten geleitet worden sei: er habe eine gerechtere Ver teilung der Steuern auf die verschiedenen Kapitalien herbeiführen wollen und dabei die seit der Revolution so entwickelten Mobiliarwerte besonders in Betracht gezogen; dann habe er der Besteuerung der Familien und der Lage der armen Steuerpflichtigen Rechnung getragen. Das Projekt würde folgende Resultate aufweisen. Steuer erhöhungen träten nur ein auf dem Lande bei Mieten von mehr als 1000 Frcs, in der Stadt bei Mieten von mehr als 2000 Frcs. Nur in Paris fände die An wendung einer Auftaxe auf die sehr hohen Mieten statt. AuS den von der Verwaltung angestellten Untersuchungen resultiere, daß die Mietssteuer bei den kleineren und mittleren Mieten eine Ermäßigung erfahre, eine Erhöhung derselben träte nur bei den sehr hohen Mieten und in nur sehr beschränktem Maße ein. Paris genösse nach dem Projekt eine Ermäßigung von 3 870 000 Frcs, und von den 7113 Steuerpflichtigen in den 63 Gemeinden, in denen die Verwaltung ihre Untersuchungen vorgenommen habe, seien 663 steuerfrei, 5821 würden entlastet und nur 629 würden höher belastet werden Tann sprach Hr. Cochcry die Ansicht aus, daß der von der Budget kommission festgesetzte Zeitraum von 2'? Jahren zur Ein schätzung des unbebauten Grundbesitzes nicht genüge und deshalb bis auf den 31. Dezember 1899 verlängert werden möchte. * Paris. Gestern früh trat hier die internatio nale Landwirtschaftskommission unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Meline zusammen An der Be ratung nahmen Professor Sorauer aus Berlin und Seele lebte, nachdem der Tod Robert Schumann von seinem Leiden erlöst hatte, in seinem Geiste fort. Sie sah cs als ihre höchste Lebensaufgabe an, seine Tonschöpfungen in möglichster Vollendung und ganz in seinem Sinne größeren Kreisen zum Verständnis zu bringen und ihre Kinder in der edelsten Auffassung der Kunst zu erziehen. Ihr Andenken wird dauernd fortleben!" Stiefbold u. Co. in Berlin hat daher einen glücklichen Griff gethan, indem sie das Feuersteinsche Gemälde von Johann Burger in Düffeldorf in Kupfer stechen ließ und so dem großen Publikum zugänglich gemacht hat. Unser Kunstmarkt ist in der That nicht sehr reich mit größeren, dekorativ wirkenden, religiösen Darstellungen besetzt, und schon aus diesem Grunde wird dieses Blatt überall, wo wahre Religiosität gepflegt wird, eine herzliche Aufnahme finden Daß es überdies ein graphisches Kunstwerk ersten Ranges ist, dafür bürgt der Name des Stechers, des besten unter den Linienstechern unserer Zeit, dem wir u. a. die beiden klassischen Stiche nach Raffaels Ma donna della Sedia und nach G Renis Aurora verdanken * Aus London wird berichtet: Bei Christie kam am letzten Sonnabend die hinterlassene wertvolle Gemälde - sammlung des verstorbenen Sir Julian Goldsmid zur Versteigerung. Der Erlös betrug an einem Tage 67 000 Pfd Sterl (1 407 000 M) Von modernen Meistern wurde Leightons „Listening" (da« Lauschen) für 490 Guineen und John Millai« „Little Speedwell", beides Kinderköpfe, für 1400 Guineen verkauft. Linnells schöne wallisische Landschaft brachte 800 Guineen, Con stable« große Skizze für sein Bild: „Die Einschiffung Georges IV. zur Eröffnung der Waterloobrücke" 2000 Guineen. Turner erzielte auch hohe Preise; ein Seestück von ihm kaufte der Kunsthändler Agnew für 2050 Guineen und seine „Raketen im blauen Lichte" für 3700 Guineen Eine Landschaft von Gainsborough wurde für 3100 Guineen versteigert, und dessen Porträt gruppe, die Delanysche Familie darstellend, für 2100 Guineen In den letzten Jahren sind wenig Kunstauktionen in London abqehalten worden, welche größere Erlöst er zielt haben Nur die Pricesche Auktion im vorigen Jahre brachte 87 000 Pfd Sterl . Andröes Nordpolsahrt im Luftballon. Lebhaftes Interesse auf dem Gebiete der arktischen Forschung knüpft sich gegenwärtig an den schon oft erwähnten Versuch Andröes, den Nordpol im Luftballon zu erreichen Andrer sowohl wie seine Begleiter vr Eckholm sind keine Neu linge auf dem Gebiet der arktischen Forschung; sie haben 1882, 83 eine Überwinterung auf Spitzbergen durchgemacht und reiche Erfahrungen über die Naturverhältnisse des hohen Nordens gesammelt Auch ist Andrse ein mit der Praxis der Luftschiffahrt durchaus vertrauter Mann. Der Polarballon, dem sich die kühnen Schweden anver trauen wollen, ist auS Tausenden von rechteckigen Stücken chinesischer Seide zusammengenäht und wurde von dem berühmten Ballonfabrikanten Lachambre in Paris her- gestellt Mit seinem 20 m großen Durchmesser übertrifft er noch den riesigen „Phönix" de» deutschen Luftschiffahrt- verein» Der obere Teil de« Ballon» trägt eine Kappe aus wasserdichtem Stoff, die dazu dient, rasche Tempera turveränderungen de» Gase« infolge wechselnder Bestrahl ung zu verhüten und das Ballonnetz gegen atmosphärische Einflüsse und Niederschläge zu schützen Drei 500 m lange Schleppleinen, mit einem Gesamtgewicht von 1000 kg, sind am Tragringe befestigt. Das untere Ende jede« Taue« besteht au» Kokosfaser und hat mehrere schwächere Stellen, damit, fall» der Ballon bei schneller Bewegung in einer Eisspalte oder an einem Bcrgzacken hängen bleibt, die Taue an diesen Stellen und nicht oben am Tragringe reißen Die Halle, welche den Ballon auf Spitzbergen während der Füllung und des Abwarten» günstigen Winde» aufnehmen soll, ist 25 m hoch Sie ist mit Filz auSgeschlagen und erhält Gelatine- fenstcr sowie ein freitragende» Dach au« Baumwollenstoff Eine transportable, 1,5 Icm lange Eisenbahn soll die Aus- rüstung«gegenstände von der Schiff-landuna-stelle bi« zum Bauplatz befördern Ein Haupterfordcrni« für einen Polar ballon ist natürlich seine Lenkbarkeit Wie Andree mit- * Die religiöse Malerei idealer Richtung steht immer noch in Blüte; dies beweist u. a. auch das figuren reiche Gemälde in der Münchener Abteilung der Ber liner Kunstausstellung: „Lasset die Kindlein zu mir kommen" von Martin Feuerstein Der junge Künstler läßt sich durch das Treiben des um ihn in München herumtobenden Naturalismus nicht von dem Glauben ab wendig machen, daß der Künstler Personen, denen wir unsere höchste Verehrung, unsere tiefste Andacht weihen, auch in einer diesen Gefühlen entsprechenden Form dar stellen müsse In der Bildung und der Charakteristik seiner Figuren hält er sich an die Richtung, die in München Ernst Zimmermann, in Dresden Heinrich Hof mann vertritt. Der Heiland sitzt auf einer Stein bank im Schatten eines mächtigen, dichtbelaubten Baumes Hinter ihm stehen zwei Jünger, die halb zweifelnd, halb stau nend da» Bild betrachten, das sich ihren Augen zeigt Junge Mütter nahen mit ihren Kindern, die sich zu traulich dem milden Lehrer und Freunde zuneigen und seine Worte in sich aufzunehmen suchen Eine Gruppe übertrifft immer die andere an Anmut, und den Hinter grund bildet eine idyllische, friedliche Landschaft, die der Gesamtstimmung einen harmonischen AuSklang giebt Es ist bekannt, daß die religiösen Bilder von H. Hofmann in Reproduktionen jeglicher Art eine sehr große Verbreit ung gefunden haben, und daraus ergiebt sich, daß in christlichen Familien ein lebhafte« Bedürfnis nach solchen Darstellungen vorhanden ist — Die Kunsthandlung von Grokbrit«vnte«. London (,,B N. N ") Die beiden in recht klarem und entschiedenem Tone abgesaßten Depeschen de« Staats sekretärs vr LeydS haben hier wie eine Bombe ein geschlagen Der ewige und unabänderliche SanguiniSmus der Engländer hatte sich eben schon daran gewöhnt, mit der Geldstrafe für die Führer des Flibustierzuge« die ganze Sache abgethan zu sehen. Man tröstete sich damit, daß eben jedes mißratene „Geschäft" eine Verlustziffer im Konto bedeutet, gegen sogenannte ethische, rechtliche und moralische Bedenken ist man hier ja gefeit. Nun kommt auf einmal die Aussicht, daß eS damit doch noch nicht zu Ende sei, und das verdrießt natürlich Man kann au« den Äußer ungen der Londoner Blätter recht deutlich erkennen, daß man im Grunde den Leitern der Reformagitation und vor allem Hrn. Rhode« nichts andere« übel nimmt al« ihr „Unglück". Und nebenher kommt auch der in der An gelegenheit eine so große Rolle spielende Deutschenhaß recht ungeschickt zu Tage. So heißt eS in einem vielverbreiteten Morgenblatr unter der obligaten Überschrift: „voer Inso- Isnes", daß der „teutonische Staatssekretär LeydS rc. ..." Daß der „Globe" die neue Gelegenheit nützt, wieder ein mal gegen Deutschland zu Hetzen, bedarf keiner Begründ ung. Auch in seiner Betrachtung des Tagesereignisses bildet die „Berliner Inspiration des Hrn. LeydS", die die „Times" in besonders deutlicher Weise markieren, den Grundton. In der Sache selbst ist es interessant genug zu gewahren, daß die „Pall Mall Gazette" die Not wendigkeit, daß Cecil Rhodes sich stelle, betont. Nur die Forderung der Zurückziehung des Charter» stößt einhellig auf Widerstand. Daß RhodeS ein Freibeuter und Spekulant ist, wird man der öffentlichen Meinung hier schwerlich über zeugend beibringen können DaS bis zur Karikatur ent wickelte englische Nationalgefühl ist und bleibt ein noli MV tLvxvrv über alle Zeiten und Verhältnisse. So spricht ein Blatt nur da», was Millionen denken, wenn es seinen Artikel mit den Worten schließt: „Mag Rhodes in dieser Sache gefehlt haben oder nicht, er bleibt ein um sein Vaterland hochverdienter Mann, da er einen glänzende» Besitz unserem Reiche hinzubrachte." Dagegen empört sich unser Rechts- und Sittlichkeitsgefühl, aber wenn wir hier im Auslande von der unglaublichen Art hören, wie man zur Feier der Enthüllung des Kyffhäuser-Denkmals im Deutschen Reichstag von dem größten deutschen Manne zu sprechen wagt, dann kommt zu jenem Urteil über die eng lische nationale Verbissenheit doch auch ein klein wenig — — — Neid hinzu. — Die Regierung scheint sich doch zu entschließen, den Beschwerden Transvaals, die in den beiden Noten des Staatssekretärs vr. Leyds zum Ausdruck ge bracht wurden, wenigstens teilweise zu entsprechen „Daily Chron." schreibt, Chamberlain habe beschlossen, die Unter suchung gegen Rhodes und Genofsen zu beschleunigen und mit dieser nicht einen Ausschuß beider Häuser des Parlaments, sondern lediglich eine aus einzelnen Mit gliedern bestehende Kommission unter seinem persönlichen Vorsitz zu betrauen. Inzwischen solle die Chartered Com pany bewogen werden, Rhodes, Bcit und Harris von der Leitung der Gesellschaft zu entfernen Wenn der „Daily Chron." betont, Chamberlain habe sich bei diesen Schritten nicht durch die „unglücklichen" Depeschen des vr. Leyds beeinflussen lassen, so ist das eitle Flunkerei, — voraus gesetzt, daß der Kolonialminister eS überhaupt ernst meint. Das muß erst abgcwartet werden. Über harte Behand lung haben vr. Jameson und Genoffen sich bisher nicht zu beklagen gehabt. Jameson, Sir John Willoughby und Major White haben einen Ausflug nach Norwood unter nommen, von dem sie erst am 20. Juli wieder in London sein werden, da die Verhandlungen vor der Queens Bench früher nicht beginnen. — Das Oberhaus nahm gestern mit 142 gegen 113 Stimmen die zweite Lesung der Bill an, wonach die Ehe mit der Schwester der verstorbenen Frau gestattet wird. Der Prinz von Wales und die Herzöge von Uork und von Fife stimmten für die Vorlage. — In der gestrigen Sitzung des Unterhauses beantragte der erste Lord des Schatzes Balfour die Vertagung der Beratung der Unterrichtsbill. Die Regierung Habenicht vorausgesehen, daß die Bill solche Opposition finden werde, nach den Erfahrungen der letzten Woche sei nicht mehr zu hoffen, die Bill noch vor Beginn der neuen Tagung zu erledigen, die Negierung habe daher beschlossen, die Bill Anfang Januar nächsten Jahres wieder einzubringen Der Rest der jetzigen Tagung werde der Erledigung der not wendigen Vorlagen gewidmet werden. Balfour erklärte schließlich, er bedauere tief die Beweise des parlamentari schen Verfalls, der eine unvermeidliche Veränderung weis sage. Harcourt erklärte unter dem Beifall der Opposition, die Opposition sei nicht allein Schuld an dem Falle der Unterrichtsbill, auch die Mitglieder der Regierungspartei hätten das ihrige dazu beigetragen. Nach dreistündiger Debatte wurde der Antrag Balfour angenommen — Die anscheinend weitverbreitete Erhebung der Eingeborenen im Maschanalande erregt hier sehr ernste Besorgniffe, weil der Schauplatz der Ereignisse von Streitkräften entblößt ist und im besten Falle drei bi» vier Wochen verlaufen müssen, bis die Vorschiebung von Kavallerie und reitender Infanterie von Mafeking nach Buluwayo die Rückkehr der zum Entsatz BuluwayoS ge sandten örtlichen Streitmacht nach dem Maschonalande teilt, yal er in oieser Beziehung sehr erfolgreiche Versuche angestellt. Mittels Segeleinrichtung und Schlepptauen war er seiner Angabe nach im stände, den Ballon um durch schnittlich 27 Grad von der Windrichtung abzulenken Die auf dem Boden hinlaufenden Schlepptaue, deren Reibung an der Erde etwa dein Widerstande des Steuers im Wasser gleichkommt, sollen die Geschwindigkeit de« Ballon» hemmen; den Unterschied zwischen der Geschwindigkeit de« Winde« und der de« Ballon« will Andrse durch sein Segelsystem auSnützen Ob freilich das Nordpolgebiet in seinem Wirrwarr von großen und kleinen Eisblöcken den geeigneten Boden für die Schleppleinen bildet, ist eine andere Frage. Wa« den Weg betrifft, den der Ballon nehmen wird, so glaubt vr. Eckholm, daß die Luftdruck verhältnisse einer Erreichung des Nordpols günstig sind, indem auf Spitzbergen im Sommer häufig eine polwärtS gerichtete Luftströmung weht Doch ist damit nicht viel gewonnen; denn von der Windrichtung in den Breiten, auf die es zumeist ankommt, weiß die Meteorologie that sächlich nicht«. In dieser Beziehung also wird da» Projekt genau wie der Ballon selbst in der Lust schweben vr. Eckholm hält drei Wege für die wahrscheinlichsten: ent weder über den Nordpol hinweg nach MaSka oder nahe am Nordpol vorbei nach Ostsibirien oder nördlich bi« etwa zum 87 Breitengrade im Norden von Kaiser Franz Joseftland und in einem großen Bogen einbiegend nach der Lenamündung Eine Hauptgefahr für die ForschungSreiscnden bilden die fürchterlichen Stürme, wie sie über oie Nordküsten Asien» rasen und die einem am Schleppseile fahrenden Luftballon sehr verhängnisvoll werden können Anderseits kann der Ballon, wa« vielleicht noch gefährlicher ist, am Pol in eine windstille Luftschicht geraten, doch hofft Andrse in solchem Falle durch Aufsteigen in höhere, bewegtere Luft schichten vorwärtszukommen Eine Landung am Pol ist »»«geschloffen E« handelt sich also um einen mehr oder minder raschen Flug in einer Höhe von etwa 250 m
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