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Auch die deutschen Tänze sind Gebrauchsmusiken, die von Mozai t für irgendwelche Festlichkeiten im Auftrag verlangt und von dem Meister mit leichter Hand auch gern geschrieben wurden. Er hatte zeitlebens Freude an kleinen Späßen. Seine Briefe wissen viel davon zu erzählen, aber auch seine Partituren sprechen davon, so zum Beispiel, wenn Mozart für das gleiche Werk schwarze, rote, blaue und grüne Tinte verwendete, durcheinander natürlich, wenn er bei einer besonders heiklen Stelle in die Stimme des Solisten schrieb: „Leitgeb bittet um Hilf!“ oder bei einer Wieder holung : „Schau wieder hinfür, mein bachener Engel!“ Das bekannte Bandelterzett und die häusliche Karnevalspantomime (1783) gehören mit in die Reihe dieser Späße. Wenn wir von Mozarts Werken sprechen, dürfen wir einen Namen nicht vergessen, der praktisch bei jedem Werk des Meisters genannt wird, wenn auch abgekürzt. Wir meinen die Bezeichnung KV (Köchelverzeichnis), die sich wie bei den Werken Johann Sebastian Bachs das BWV (Bachwerkverzeichnis) einen festen Platz errungen hat. Ludwig Ritter von Köchel lebte von 1800 bis 1877, er war Dr. jur., wurde als kaiser licher Rat geadelt, und lebte nach einer kurzen Tätigkeit als Salzburger Schulrat in Wien seinen persönlichen Liebhabereien (Botanik und Mineralogie). Neben Büchern über die Musik am österreichischen Hofe gab er Briefe Beethovens an den Erzherzog Rudolf heraus und verfaßte 1862 das Verzeichnis sämtlicher Tonwerke Mozarts, zu denen sich 1864 einige Nachträge gesellten. 1937 erweiterte der Mozartforscher Alfred Einstein das Köchelverzeichnis wesentlich, ergänzte und berichtigte. Das Köchelverzeichnis ist heute ein unentbehrliches Nachschlagewerk, denn Mozart versah seine Werke nicht mit der später üblichen Opusbezeichnung. Wenn Mozarts Sinfonien und Konzerte auch nicht alle als Auftragswerke geschrieben wurden, so dachte der Meister beim Schaffen doch stets an die Praxis, an die Auf führung, an die Menschen, die seine Musik hören sollten, für die er seine Werke schuf. Da es für Mozart einen Unterschied zwischen Leben und Schaffen, zwischen Alltag und Kunstwerk nicht gab, darum gibt es zwischen seinen Gebrauchsmusiken der Serenaden und Tänze und den Sinfonien und Konzerten der öffentlichen Säle auch keine trennende Kluft, es sind die gleichen Quellen, aus denen das Gesamtwerk Mozarts gespeist wird. Vom einfachsten Kinderlied wie „Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün!“ bis zur Jupitersinfonie spannt sich ein umfassender Bogen. Wir werden in unserer Einführung zum zweiten Konzert des Mozart-Zyklus davon sprechen, im besonderen von der Sinfonik dos Meisters, und auch in der dritten Einführung, die dann auf das konzertante Schaffen eingehen wird. An die 700 Werke hat uns Mozart hinterlassen. Wie wenig kennen wir wirklich davon, und wie oft hören wir immer weder die gleichen! Noch gibt es bei Mozart Ent deckungen zu machen. Die Mühe lohnt, denn der Gewinn ist groß und bleibend. G. Sch. Vorankündigung: 8. und 9. Oktober: 2. Philharmonisches Konzert 15. und 16. Oktober: 2. Mozart-Abend 30. Oktober: Außerordentliches Konzert (Beethoven und Bruckner) Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel 6549 Ra 111-9-5 955 1.3 !t G 009/55