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Dresdner Journal : 03.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-03
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 03.06.1896
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vezn«Stzret«: Mr Dre-drn vierteljährlich 2 Mark SO Pf, bei den Kaiser lich deulschkn Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; außer halb de- Deutschen Reiche- Post- und Stemprlzuschlaa. Einzelne Nummern: '0 Pf. tSrscheinen: Täglich niit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlpr Anschluß: Nr 12S.» AntündiANNgSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift L<) Pf Unter „Eingesandt" die Zeile üo Ps. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de- Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 2V. Fcrnspr Anschluß: Nr l2v5. ^12« 18S6. Mittwoch, den 3. Juni, abends. Ankün-iffunqen aller An finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs- teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren ans 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergrüdigst zu genehmige geruht, daß der Beiriebssekretär bei der Staatseiseilbahnverwaltung Karl Hermann Stey den von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehenen Königlich Preußischen Kronen Olden 4. Klasse annehme und trage. Wekcrnntrnachung. Die bisher von dem Lotteriekollekteur Carl Krug iu Bischofswerda geführte Agentur der Altersrenten dank ist dem Lotteriekollekteur Paul Klepsch daselbst übertragen worden. Dresden, den I. Juni 1896. Fluauzministerium, 1. Abtheilung. Or. Diller. Srneunungcn, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement Ser Finanzen. Bei dem Finanz ministerium sind ernannt worden: August Robert Hopper dietzel, zeither Bürcauassistcnt, als Sekrelür; Georg Albert Werner, Forstreniamtsexpcdicnt, als Büreauassistcnt. Bei der Post Bcrwaltung sind ernannt worden: Earl Otto Matthäi, zeither Poslassistcut, als Postverwalter in Schmiedeberg (Erzgeb.); Julius Adolf Krietsch, zeither Post- assistrnt, als Postvcrwalter in Dürrröhrsdors. Nichtamtlicher Teil. Tie Ansprache des Kaisers Fran; Joseph an die Delegationen. Aus Wien wird uns geschrieben: Die diesjährige Dclegationsaniprache des Kaisers Franz«Joseph unterscheidet sich in auffälliger Weise vou den Kundgebungen, welche sonst bei dem Zu sammentritte unserer gemeinsamen Vertretnngskörpcr erfolgt sind. Man wird die unterscheidenden Merk male unschwer sowohl hinsichtlich der Form, wie be züglich des Inhaltes hcrausfindeu. Die Trennung der Begriffe „Form" und „Inhalt" ist im gegebenen Falle übrigens gar nicht am Platze. Wenn in einer autoritativen Erörterung der politischen Lage und der diplomatischen Vorgänge präzise, klare Ausdrücke uud Wendungen gebraucht werden, so muß dadurch auch der Gehalt einer solchen Kundgebung eine Bereicherung erfahren. Zweifellos ist auch die Rede Sr. Majestät, welche natürlich nur im vollständigsten Einvernehmen mit dem Minister des Auswärtigen gehalten worden ist, auch eiu deutlicher Beweis für die andere Methode, welche gegenwärtig in unserm auswärtigen Amt herrscht. Graf Kaluoky huldigte dort, wo er als Staatsmann mit der Öffentlichkeit in Berührung kam, stets einer Me thode, welche nicht gerade die schärfste Beleuchtung der politische» Situation bezweckte. Er hat, während er dieser Methode treu blieb, bedeutsame sachliche Er Kunst und Wissenschaft. K. Hostheatcr. — Altstadt. — An» 2. d. Mts : „Der Freischütz". Romantische Oper in drei Akten von Friedrich Kind. Musik von Karl Maria v. Weber. Frau Burckard, vom Stadttheater in Bremen, die schon am Sonntag in „Undine" als Gast ausgetreten war, wirkte als solcher auch in der gestrigen Vorstellung mit. Sic führte die Nolle der Agathe aus und gab gesanglich und schauspielerisch ein ansprechendes Bild von dieser sinnigen, keuschen Mädchenaestalt. Ihre Stimme erstellte durch frischen, angenehm gefärbten Klang, durch Kraft und Wohllaut, ihr Vortrag war gut musikalisch, wenn auch das Legato nicht gerade vollendet erschien und in der großen Aric etwas mehr Tempomodifikation vorteilhaft gewesen wäre Frau Burckard wurde von dem in sehr spärlicher Zahl anwesenden Publikum äußerst beifällig aus genommen An Stelle des unpäßlichen Frl. Bosscnbergcr hatte Frl Malmedö die Partie des Ännchen übernommen Diese Sängerin hat ja wenig Reiz in ihrer Stimme und kommt in der Darstellung noch nicht über Andeutungen hinaus, aber sie ist immer willig, ihr Bestes zu geben, was dann im ganzen zu einem freundlichen Eindruck führt P. Nesidenztheater. — „Die Mütter". Schauspiel in vier Akten von Georg Hirschfeld Wieder eines der Schauspiele aus der Zahl der mo dernen Künstler- und Litteratendramen, nach denen man glauben möchte oder sollte, die ganze bürgerliche Welt unserer Tage zerfalle in eine ungeheure Mehrzahl zäher und herzloser Krämer und eine kleine Gruppe gottbegna deter Geister, die an der satten Tugend und zahlungs fähigen Moral der ersteren verbluten Wieder em „in folge erzielt, und cs wäre daher ungerecht, wenn man jetzt hinterher Tadelsworte nur deshalb an ihn richten wollte, weil Graf Goluchowski heute gegenüber der Öffentlichkeit eine andere Haltung beobachtet. Man wi'd aber nicht leugnen können, daß die Taktik des jetzigen Leiters unserer auswärtigen Politik sympa thischer und vielleicht auch ersprießlicher ist als jene, durch welche sein Vorgänger sich selbst die Vorteile einer innigen Fühlung mit der Bevölkerung entzog. Die Rede, in welcher gestern durch Se Majestät den Kaiser die Bestrebungen und Ziele der österreichisch ungarischen Politik, die Stellung der Monarchie in den internationalen Fragen erörtert wurden, bot zwar keine überraschenden Ausschlüsse und Enthüllungen. Sie hat trotzdem nahezu sensationell gewirkt. Was der Monarch von dem friedlichen Walten Österreich- Ungarns nnd seiner Verbündeten in den einzelnen Phasen der Orientkrise sagte, konnte nur die Eindrücke bekräftigen, die man aus der Wahrnehmung der politischen Einzelbegebenheiten schon längst gewonnen hatte. Das Gleiche gilt von den herzlichen Worten, welche an die Adresse Italiens gerichtet wurden und die lediglich dem wahrhaft freundschaftlichen Verhältnisse Österreich- Ungarns zu dem Nachbarreiche entsprechen. Auch die Thatsache, daß der Kaiser die Anerkennung des Fürsten von Bulgarien als einen Schritt zur Konsolidierung der Balkanzustünde würdigte, bietet in Wirklichkeit kaum einen geeigneten Anhaltepunkt für jene kühnen Kommentare, die man an jenen Passus der Thron rede knüpfen will. Der betreffende Satz ist ja, wenn man ihn unbefangen liest, durchaus keine Ovation für den Fürsten, sondern nur der Hinweis auf eine, dank dem Entgegenkommen Rußlands, endlich erfolgte Ver- ändernng. welche mit den in Wien seit Jahren ver tretenen, durch die allgemeinen Friedensinteressen an geregten Wünschen und Anschauungen harmoniert. Der Inhalt der Thronrede konnte daher nnr in sofern überraschend wirken, als in der Ansprache zahlreiche Sätze zu finden sind, deren Fassung offen bar darauf berechnet ist, Helles Licht dort zu ver breiten, wo die nicht „zünftigen" Politiker bisweilen im Halbdunkel den Weg zur Wahrheit suchen mußten. Tie Gesinnungen unserer leitenden Faktoren gegen über Italien konnten seit Jahren von vernünftigen Beobachtern gar nicht mehr im Tone des Zweifels diskutiert werden. Eine feindselige Presse im Aus lande hat sich aber doch bemüht, solchen Zweifeln einen Schein von Glaubwürdigkeit zu verleihen. Diesen Manövern. die zur Unterstützung derGerüchte von „Trüv ungen im Dreibünde" unternommen worden sind, ist nun ein Ziel gesetzt durch die geradezu solenne Äußerung der innigsten Sympathie für den Verbündeten Deutsch lands und Österreich-Ungarns. In ähnlich r Weise wird durch die Thronrede auch die Stellung des Dreibundes gegenüber den Orientfragen markiert. Man hat keinen Grund, gerade heute iu begeisterten Worten die „Entdeckung" eines „Oricntprograinmes des Drei bundes" zu feiern oder eine „Wendung" in der „Orient Politik der Tripelallianz" zn verkünden. Wer dies doch thut, vergißt, daß Bemühungen zur Verhütung vou Friedensstörungen im Orient seit Jahren bei allen Anlässen von den Verbündeten aufgc- boten worden sind, weil ein solches Eingreifen durch de allgemein friedlichen nnd konservativen Tendenzen des Bündnisses diktiert war. Von einem Umschwung kann in dieser Richtung gar nicht die Rede sei», und die augeblicke „Wandlung", die sich vollzogen haben soll, ist nur dadurch bedingt, daß die Orientverwickelungen eben im Vorjahre ein besonders ernstes Gepräge gezeigt haben, und daß daher die konservativen Bestrebungen der Drcibundmächtc mit erhöhter Energie zur Geltung kommen mußten. Für den Kenner der politischen Verhältnisse bot die diesjährige Thronrede Kaiser Franz Josephs daher keinen neuen Beitrag zur Beurteilung von Situationen und Beziehungen, die im wesentlichen schon längst allgemein als wichtige und erfreuliche Momente der europäischen Lage gewürdigt worden sind. Es ist aber trotzdem sehr gut und zweckmäßig, daß die Erinner ung an die Fortdauer und die Stärke des europäischen Friedensbollwerkes durch eine Kundgebung neubelebt worden ist, welche den Freunden wie den Gegnern des Dreibundes volle Ausklärmig über die Festigkeit und Innigkeit dieses Bollwerkes verschafft hat. Und es ist erfreulich, daß diese Aufklärung nicht in den vorsichtig verhüllenden Andeutungen des diplomatischen Sprachschatzes, sondern in kräftigen, nur einer Dent ung fähigen Worten dargeboten worden ist. Tagesgeschichte. Tres-eu, 3. Juni Über die Reise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg nach Moskau ist folgendes zu berichten: Se. Königl. Hoheit traf auf der Reise zu den Krönungsfeierlichleiten in Moskau am 18. Mai vor mittags in Begleitung der Herren Gencrallieutcnant v. Minckwitz, Kammerherr geh. Legationsrat Frhr. v Friesen, Öberst v. Carlowitz und Rittmeister Krug v. Nidda in Warschau ein, woselbst ein 24stiindigcr Aufenthalt genommen wurde, um die Sehenswürdig keiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Unter anderem wurde am Nachmittag dem sehr interessanten Schlosse Willanom, im Besitz des Grasen Branicki, ein längerer Besuch abgestattet. In Warschau meldeten sich die zum Ehrendienst bei Sr. Königl. Hoheit be fehligten russischen Offiziere: Oberst und Flügeladjutant v. Reutern und Lieutenant im Preobrashenskiregiment Swetschin. Die Abreise von Warschau, bei welcher mili tärische Ehren durch eine Sotnie Kuban Kosaken er wiesen wurden, erfolgte in kaiserlichem Sonderzuge. Zur Verabschiedung waren die Generalität und die Spitzen der Behörden erschienen Am 2". Mai, nachmittags 4 Uhr traf Se Königl. Hoheit iu Moskau ein, am Bahnhof von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großfürsten Wladimir, dem Kaiser! Deutschen Botschafter Fürsten Radvlin, dem Königl Bayerischen Gesandten Frhr». v. Gasser, dem Königl. Sächsische» Gesandte» in Wien Grafen v. Wallwitz und dir Generalität begrüßt. Tie Ehren eompagnie stellte daS 8 Grenadierrcgiment. Am Abend folgte Se. Königl. Hoheit einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers nach dem Petrowsky-Palais. Am 2l. Mai beteiligte sich der Prinz mit seinem Gefolge zu Pferd am Einzug der Kaiserl. Majestäten in Moskau und nahm dann das Tiner bei dem deutschen Botschafter ei» Die folgenden Tage wurden zu Besuchen bei den einheimischen und fremden Fürstlichkeiten und zur Be sichtigung der hervorragendsten Sehenswürdigkeiten von Moskau verwendet, auch empfing Se. Königl. Hoheit die zur Zeit nach Rußland beurlaubten Königl Sächsischen Offiziere. Am 23. Mai wurde der Prinz in besonderer Audienz von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen, um AUerhöchstdemsellxn im Auftrage Sr. Majestät des Königs de» Hansorden der Rantenkrone zu überreichen. Tags darauf wurde ein Ausflug nach den Sper- lingsbcrgen bei Moskau unternommen, von denen aus man einen besonders schönen Überblick über die ganze Stadt und das Thal der Moskwa genießt : am Abend hatte der bayerische Gesandte Frhr. v Gasser die Ehre, Se. Königl. Hoheit zum Tiner bei sich zu sehen, während am 20. Mai Höchstderselbe den Abend im kleinen Kreise bei dem Botschafter Fürste» Radolin verbrachte. Der 26. Mai brachte die eigentliche Kronungs- feicr und nach Beendigung der Eeremonie die große Prunktasel in der Granvwitaja Palata, an welcher außer den fürstlichen Personen nur die höchsten Würdenträger des Staates teilnahmen. Infolge des inzwischen erfolgten Ablebens Sr. Kaiser! Hoheit des Erzherzogs Carl Ludwig von Österreich, des Schwagers Sr. Königl. Hoheit, be schloß Höchstderselbe, von der Teilnahme an den fer neren Festlichkeiten, deren Charakter zum wesentlichen Teil nicht mehr offizieller Natur ist, abzusehen und am 27. Mai abends die Rückreise anzurrcten. Mit besonderer Genehmigung Sr. Majestät des Königs blieben die Herren Generallieutenant v. Minckwitz, geh. Legationsrat Frhr. v. Friesen und Oberst v. Carlowitz noch bis zum Schlüsse aller Festlichkeiten in Moskau. Se. Königl. Hoheit folgte am 27. Mai noch einer Einladung der Kaiserl. Majestäten zur Tasel im Kreml-Palast und verabschiedete sich bei dieser Ge legenheit von Allerhöchstdenselben. Die Rückreise erfolgte über St. Petersburg und Danzig, welchen Städten je ein Tag zur Be sichtigung gewidmet wurde, nach Sibyllcnort; von hier kehrt der Durchlauchtigste Prinz heute, am 3. Juni, nachmittags nach Dresden bez. Hosterwitz zurück, um die Geschäfte des Generalkommandos wieder zu übernehmen, welche in Höchstseiner Stell vertretung während der Tauer der Reise von tum Kommandeur der 2. Division Nr. 24, Generallieute nant Frhrn. v Hohenberg, Ezeellcnr, geführt worden war. n. Dresden, 3. Juni Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert gedenkt heule abend 8 Uhr 29 Minuten hier einzutreffen und sich nach der Prinzliche» Villa in Hosterwitz zu begeben. Deutsches Reich. * Berlin Sc Majestät der Kaiser arbeiteten gestern morgen im Neuen Palais mit dem Ehes des Militär kabinetts, General v Hahr.ke, und fuhren uni 10 Uhr l O Minuten von der Wildpartstation nach Berlin, um im Königl. Lpernhause der Generalprobe des unter Leitung des Kapellmeisters Ui Muck demnächst in Moskau bei dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin konzertierenden Philharmonischen Orchesters beizuwohnen, welches das dort zur Ausführung gelangende, von Sr. Majestät befohlene Programm vortrug Auf der Rückfahrt nach dem Neuen Palais, welche um I Uhr lO Minuten angetreten wurde, nahmen Se. Majestät den Vortrag des Ministers für Handel und Gewerbe, Frhrn. v Berlepsch, entgegen. — Tie beiden ältesten Prinzensöhne Ihrer Majestäten, Kronprinz Wilhelm und Prinz Eitel-Friedrich, sind mit ihrer Begleitung gestern morgen 8 Uhr von der Wildparkstation nach Plön zurückgereist — Die „Berl. Pol. Nachr " schreiben: Derjenige Teil der Presse, welcher grundsätzlich Gegner jeder vositiven Maßregel zu Gunsten von Landwirtschaft und Industrie ist, gesällt sich darin, fortgesetzt auf Repressivmaßregeln hinzuweisen, welche angeblich andere Staaten gegenüber der Erhöhung der deutschen Zuckerprämien zu er greifen gedenken. Wir müssen demgegenüber darauf Hin weisen, daß bis zu dem Gesetze vom Jahre 1891, durch welches die grundsätzliche Aushebung der Zuckerprämien für Deutschland vorgesehen wurde, die thatsächliche Prämie rund 2,50 Pi. sür den Doppelzentner Zucker betrug und zwar ohne jede Beschränkung der hergestellten Jucker- mcnge Tie Voraussetzung, saß andere Staaten ebenfalls ihre Prämien abschaffcn würden, hat sich leider nicht er füllt, und wenn jetzt wiederum dem Zucker eine Ausfuhr prämie von 2,50 M in Deutschland gewährt wird, so ist für die deutsche Zuckerindustrie noch nicht einmal der Zu stand von vor dem Jahre I89l hergestellt, weil diese Prämie nur für ein durch die Kontingentierung beschränktes Ouantum gewährt wird Unsere Konkurrenzstaaten haben es jederzeit in der Hand, die deutschen Prämien zu be seitigen, indem sie sich zur vertragsmäßigen Aufhebung der Zuckerprämicn überhaupt entschließen Gänzliche und möglichst umgehende Beseitigung der Zucker prämien ist das ausgesprochene Ziel der deut schen Rcichsrcgicrung: sie würde indessen offenbar auch wendiger" Musiker, der diesmal Robert Frey heißt, sich wegen seiner Sehnsucht nach einem „bischen Schönheit" mit seiner Familie, namentlich mit dem engherzigen Onkel Ludwig überworfen hat und in der Hingabe an seinen inneren Beruf in das Elend der Dachstuben und Hintcr- hauSwohnungen geraten ist. Er lebt mit einem warm herzigen, ihm gläubig vertrauenden Kinde aus dem Volke, der Silberpoliererin Marie Weil, in einem der Verhält nisse, die Frau Printz, die Tante der Marie, schlagend dahin charakterisiert, daß in ihnen, wenn der Mann leicht fettig ist, das Mädchen, und wenn der Mann anständig ist, der Mann zu Grunde geht Und was schlimmer ist, Robert Frey lebt von der Arbeit Mariens, er ist voll kommen unfähig, den Kampf mit dem Dasein auszunehmen, und kann natürlich seinen Genius nicht zu der Art Arbeit demütigen, die Schubert und Wagner gethan haben Nun kommt's, wies kommen muß, Robert Frey fühlt neben dem bitteren Glück seiner Liebe den Truck des pro letarischen Jammers, schreibt, als er aus der Zeitung den Tod seines Vaters erfahren hat, an seine ihm treugebliebene Schwester Hedwig, die ihren Geliebten, den braven Mu siker Rolf Munk, an dcn Bruder absendct und der Mutter den inneren Kampf und dcn Sieg über dcn harten Schwager erleichtern hilft Der Verstoßene wird ins Mutterhaus zurückgrrusen, er fühlt, daß die Mutter zuletzt ein Recht auf ihn hat, er kehrt, da er noch nicht weiß, daß Marie Weil ein anderes Recht besitzt, da sie durch ihn Mutter ist, zur Familie zurück. Als Marie bei der Familie ihres „Bräutigams" erscheint, um Robert zurückzufordcrn, wird sie durch die Liebe der Mutter und Schwester, durch die erschütternde Einsicht, daß Robert seine natürlichen Verhältnisse wicdergewonnen hat und daß sie ihm in diesen Verhältnissen nur eine Last und rin Hemmnis sein kann, zur Resignation bestimmt Herb wie da« Schauspiel begonnen, muß es auch ab- schließen, die Seelengröße der Mutter läßt keinen Zweifel, daß sic für Robert« und Marien« Kind nach Kräften sorgen wird, aber die tiefe Vereinsamung des auf opfernden Mädchens und die Ungewißheit, ob das Talent Robert Freys so viel Opfer wert sei, bleiben peinliche Dissonanzen. Ein Schauspiel, das völlig unter dem Truck einer modischen Manier steht, sich nicht auf die Höhe erhebt, wo der Dichter widerspruchslos Glauben findet und uns im innersten Herzen überzeugt, im Gange schleppend, mit unklaren Andeutungen und unnützer Tetailschilderung be lastet, am wirksamsten in der Gegenüberstellung der beiden Häuslichkeiten im zweiten und dritten Akt! Gleichwohl find „Die Mütter" offenbar Ausdruck eines ernsten und ehrlichen Geistes, es pulst eine warme und seine Em pfindung sür die Widersprüche im Leben des HcrzenS und der Überlieferung, der sich keiner entwindet, ein cchtes und reines Mitgefühl für die Vorzüge in der schlichtesten Hülle in einzelnen Scenen Und der Verfasser hat sich durch all die Genialitäts- und Wcltumsturzphrasen seiner „Schule" bereits so weit hindurchgerungen, daß er dem einfachen Selbstgefühl der Frau Musikdirektor Munk gerecht werden kann, die von ihrem verstorbenen Mann rühmt „er war keiner von den Großen, aber er war ein Künstler" In dcr Sprache des Stückes lebt ein Element schöpferischer Kraft, kurz, das Schauspiel hätte ganz sicher ein Anrecht auf besseren Er folg als den, bei der zweiten Aufführung vor einem fast erschreckend leeren Hause gespielt zu werden Und das trotz dcr teilweis vorzüglichen und im ganzen guten Dar stellung Die Marie Weil des Fräuleins Lotte Witt vom Thaliatheater in Hamburg ist eine Meistergestalt mit kräftiger Einheit, mit vollsaftigem Leben, mit aus dem Innersten dringenden und zum Innersten sprechenden Herzenslautrn Auch Hr Earl Wagner vom Stadttheater in Hamburg (Robert Frey) rundet dcn schwankcnden, mit sich ringenden, an sich verzweifelnden Künstler zu einer wirklich lebendigen Figur Von dcn übrigen Darstellern erfreuten Frl Elara Günther (Dora Frey), Frl Krona (Hedwig Frey), Frau Hänsel (Frau Musikdirektor Munk», Hr. Klinlowström (Rolf Munk) durch die einfache Wiedergabe gut beobachteter Lebcnszüge. Es ist aber eine vollkommene Unmöglichkeit sür eine ganze Folge von Stücken, deren Lebensauffassung, deren Aufbau und Technik allzuvicle Verwandtschaft zeigt, ja zum Teil von erschreckender Eintönigkeit erscheint, die bleibende und wachsende Teilnahme des Publikums zu erwärmen Es geschieht selbst dcn rinzclncn Verfassern ein Unrecht damit, wenn inan diese Art Schöpfungen so dicht aneinander drängt, wie cs in dcn letzten Wochen geschehen ist. Adolf Stern Tic ronkunftlerversaunnlung zu Leipzig. Mit dem am Abend dcs 1 Juni in der Thomas kirche zu Leipzig verklingenden letzten gewaltigen Ehorsatz dcs Berliozschen „TedeumS" sind alle Klänge der dies jährigen, an geistigen Genüssen und geistigen Anstrengungen so reichen Tonkünstlerversammlung (der zwciunddreißigsten, die der Allgemeine Deutsche Musikverein seit 1859 ver anstaltet hat) verrauscht Ter kritische Nachhall wird nicht fehlen, und bei der unglaublichen Zerfahrenheit unserer musikalischen Zustände, der Zerklüftung der Musiker und Kritiker nicht sowohl in Parteien, als in Cliquen und lokale Interessengruppen läßt sich leicht prophezeien, daß er teilweis schrill und lärmend genug erklingen wird. Tie Leipziger Tonkür.stlcrvcrsammlung ist zwar ohne Frage nach der Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Gesamt- programms, nach dcr stilvollen Gruppierung, nach der Vorzüglichkeit dcr leitenden und auSsührenden Kräfte eine« der glänzendsten und wohlaelungensten Musikseste gewesen, die jemals vom Teutschcn Musikvrrein veranstaltet wurden Toch das beweist zwar viel, aber Hilst nichts, man braucht eben nur entweder da« Unmögliche oder da« Entgegen gesetzte von allem zu fordern, wa« geschehen und gegeben worden ist, um auch diese Reihe von schönen Tagen und großen Leistungcn herabzusetzen Ter Eindruck, den die
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