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Dresdner Journal : 21.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-21
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1896
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Drzwrtement tze» «ult«» nutz öffentliche« Uuterrtcht». Zur Erledigung kommt den 1. Oktober die Kirchichulstelle zu «ottmartdorf. «ollator: da» « Ministerium des «ul' tu» und vff.ntlichen Unterrichl». Einkommen: neben freier «mtswohnuna mit «Sorten tt>VO M vom Schuldienste, 4S2M «ö Pf. vom Kirchendiensle und 72 M für Erteilung de« Unler. richte» in der Fortbildungsschule. Bewerbung-gesucht unter Beifügung auch de» Zeugnisse« üdrr dir musikalische Prüfung sind di» zum lk. Juni bei dem K BezirkSschulinspeltor Zimmler in Lübau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie Kaiserkrönung in Moskau Unter Entfaltung großartigen äußeren Prunke- hält heute das Zarenpaar in Moskau seinen Einzug in den Kreml, woselbst dann am nächsten Dienstag die feierliche Krönung selbst stattfinden wird. Die Festtage in Moskau, die mit heute ihren Anfang nehmen und die, für einige Tage wenigstens, alle politischen Streitfragen in den Hintergrund zurückdrängen, haben für die Welt unzweifelhaft die Bedeutung einer erhebenden Friedensfeier. Aehnlich wie im vorigen Jahre in Kiel durch das großartige Schauspiel der feierlichen Eröffnung des Nordostsee kanals der gesitteten Welt zu Gemüte geführt wurde, daß es, trotz der überall hervortretenden Interessen gegensätze, in der allgemeinen Entwickelung der Mensch heit doch noch Dinge und Erscheinungen giebt, welche die einander entfremdeten Völker und Staaten wieder zu nähern und zur gemeinsamen Kulturarbeit zu vereinigen vermögen, ebenso sind jetzt die Vertreter aller Nationen Zeugen eines Ereignisses, dem jede feind liche Spitze gegen irgendwen abgeht, das getragen wird von dem endlosen Jubel eines großen nach Frieden verlangenden und dieses Friedens auch sicheren Volkes. In Kiel krönte man em Werk des Friedens, in Moskau wird ein Fürst der Weihe der Krönung teil haftig werden, der bei der Thronbesteigung in aller Form die Verpflichtung übernommen hat, das Werk des Friedens, an dem schon sein Vater während seiner Regierung unausgesetzt gearbeitet hatte, fortzusetzen. Und dec Jubel des russischen Volkes, der die Mauern des Moskauer Kremls erzittern machen wird, kann gewiß mit in erster Linie als eine Zustimmung zu der verkündeten Friedenspolitik gedeutet werden. Kaiser Nikolaus II. hat während der kurzen Dauer seiner bisherigen Regierung schon allgemein die Ueberzeugung gekräftigt, daß ihn die ungeheueren Machtmittel seines unermeßlichen und den Angriffen der auswärtigen Gegner fast unnahbaren Reiches nicht zu dem Versuche verleiten werden, Ruß lauds Weltstellung dnrch friedensgefährliche An schläge gegen fremden Machtbesitz zu befestigen und zu erhöhen. Zweifellos hat das Zaren reich während der anderthalb Jahre der Regierung des Kaisers Nikolaus viel an Ansehen und Einfluß nach außen gewonnen, und niemand wird in Abrede stellen wollen, daß diese Erfolge thatsächlich die Frucht der wahren Friedensliebe der russischen Politik sind. Die Erkenntnis, daß auch auf friedlichen Wegen die berechtigten Ziele Rußlands er reicht werden können, wird daher gewiß auch ferner den Beherrscher aller Renßen zur Bethätigung seiner Friedensliebe anregen und ihn davon abhalten, seiner Friedensmission jemals untreu zu werden. Und auch die gegenwärtige Richtung der inneren Politik Rußlands ist eine derartige, daß niemand im weiten Reiche sich der Erkenntnis verschließen darf, wie Kaiser Nikolaus 11. von den besten Absichten er füllt ist, innere Schäden durch umfassende und tief eingreifende Reformen zu heilen. Auch das Krönungsfest selbst bildet eine auf das ergiebigste fließende Quelle von Wohlthateu, an denen alle Volkselemente teilnehmen sollen. So erstrecken sich die Strafmilderungen gleichmäßig auf olle, gegenwär ig der Freiheit beraubten russischen Unter- thanen, möge nun die Schuld, die sie abzubüßen haben, durch politische oder gemeinrechtliche Gesetz übertretungen verursacht worden sein. Die Steuer nachlässe und Steuererleichterungen kommen der ge samten bäuerlichen Bevölkerung, die mehr als 85, Proz. der russischen Bevölkerung bildet, zu gute, und ebenso wohlthuend für diese wirtschaftlich schwächste, aber numerisch stärkste Volksklasse werden sich die Maß ¬ nahmen erweisen, die sich auf die Entlastung der Bauerngemeinden von den sie schwer drückenden Los kaufschulden und auf Verteilung dieser Schulden auf neue lange Zahlungstermine beziehen. Nicht minder sind die, wie es heißt, geplanten Änderungen auf dem Gebiete der Religionsduldung geeignet, das Herz vieler Millionen russischer Unterthanen mit freudigen Hoffnungen zu erfüllen. Was speziell unser deutsches Vaterland anlangt, so kann es an den glänzenden Festen der nächsten Tage freudigsten Anteil nehmen. Wohl wissen wir, daß das russische Reich enge Beziehungen zu der jenigen Nation unterhält, deren heißes Verlangen noch immer zweifellos darauf gerichtet ist, an uns Rache zu nehmen für die Niederlagen, die sie durch uns hat erleiden müssen. Aber nicht einer Förderung der französischen Aspirationen hat diese russische Freundschaft bisher gedient, sondern sie ist eher ein Faktor gewesen, der mäßigend auf die Gemüter an der Seine gewirkt hat. Dafür aber giebt es anderseits der Berührungspunkte zwi schen den beiden benachbarten Kaiserreichen so viele, in zahlreichen wichtigen politischen Fragen der neue sten Zeit sind Deutschlands und Rußlands Interesse so sehr die gleichen, daß sich ein Hand in Handgehcn immer häufiger von selbst ergeben wird. Und darum findet die Festfreude, die jetzt alle russischen Herzen durchweht, bei uns in Deutschland besonders Hellen Wiederklang. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Mai. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs hat sich Se. Excellenz der Oberstallmeister Generallieutenant v. Ehrenstein in Begleitung des Rittmeisters v. Metzsch vom Gardereiterregiment nach Dessau begeben, um Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt ans Anlaß Seines 25jührigen Regierungs- jubiläums ein Allerhöchstes Glückwunschschreiben zu überbringen. Dresden, 2l.Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August begiebt Höchstsich in Begleitung Seines persönlichen Adjutanten, Rittmeisters Keil, heute abend 9 Uhr 35 Min. nach Wien, um im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs der Beisetzung Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Erz herzogs Karl Ludwig von Österreich beizuwohnen. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich nächsten Sonntag vormittags. Deutsches Reich. * Berlin Die Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers aus Prökelwitz nach Potsdam wird für nächsten Sonn abend abend erwartet. — Gegenüber den Mitteilungen über den voraussicht lichen Termin des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuches ist darauf aufmerksam zu machen, daß die Wahl des Termins gar nicht vom Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuchs allein abhängt Das letztere wird gleichzeitig mit den Novellen zum Gerichtsverfassungsgesetz, zur Zivilprozeßordnung und Konkursordnung, mit dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs- verwaltuug, der Grundbuchordnung und dem Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Kraft treten. Es wird also mit von der Fertigstellung der letzteren Gesetze abhüngen, wann die Inkraftsetzung des Bürgerlichen Gesetzbuches in Aussicht genommen werden kann Bekanntlich sind aber von den erwähnten Ent würfen einzelne noch gar nicht dem Bundesrate zugegangen. — Die „Kölnische Zeitung" teilt jetzt selbst die Meldung mit, wonach sie in den Königl. Schlössern nicht mehr gehalten werden dürfe. Sie bemerkt dazu: „Aus der gestrigen Reichstagssitzung hat sich bekanntlich die er freuliche Thatsache ergeben, daß der Widerstand der Um gebung des Kaisers gegen die Reform der Militärstraf prozeßordnung gebrochen ist. Die Richtigkeit der An gabe des Hofberichterstatters vorausgesetzt, hatten die Höflinge dagegen in einer kleinen Ncbensrage einen symptomatisch interessanten Sieg errungen. ES gab eine Zeit, da die „Kreuzzeitung" aus den Kaiser!. Schlössern verbannt wurde; jetzt trifft das Los, den Blitz Jupiters auf sich zu lenken, ein gemäßigtes Blatt. Hoffent lich wird dos Bürgertum nicht durch Thatsachen genötigt werden, aus dieser Wendung Schlußfolgerungen darüber zu ziehen, was die Uhr am Berliner Hofe geschlagen hat." Zu diesen selbstgefälligen Worten bemerkt die „Kreuz - zeitung" ihrerseits folgendes: „Uns dünkt, dem „Bürger tum", mit Ausnahme des Bruchteils, der sich mit der „Köln. Ztg." identifiziert, wird es ziemlich gleichgiltig sein, ob das rheinische Blatt in den Königl. Schlössern gelesen wird oder nicht, und es wird daraus wohl kaum Schlüsse auf das „Schlagen der Uhr am Berliner Hofe" ziehen Dit Annahme, daß die Angriffe, die von der ,Föln Z " gegen die nach ihrer Darstellung politisch thätigen „Höflinge" gerichtet wurden, dazu beigetraaen hätten, den angeb lichen „Widerstand in der Umgebung de» Kaiser« gegen die Reform der Militärstrasprozeßordnung zu brechen," möchte wohl sehr gewagt sein Es dürste näher liegen, au» den Erklärungen de» Reichskanzlers zu schließen, daß die sensationelle Schilderung von solchem „Höflings- Einfluß" eben unzutreffend war . . . Wenn die „Köln. Ztg " übrigen« anzudeuten scheint, da« einstige Verbot de« Haltens der „Kreuzzeitung" sei begreiflich, da« eines so „gemäßigten" Blattes, wie die „Köln Ztg", aber nicht, so wird an maßgebender Stelle wohl die Ansicht obge- waltet haben, die betreffenden Auslastungen der „Köln. Ztg." trügen eben keinen „gemäßigten" Charakter an sich " — Die Reich«tagSkommission sür das Bürgerliche Gesetzbuch hat gestern die erste Lesung beendet Nach Beendigung der ersten Lesung beantragte Abg. Vielhaben (Antisemit), die zweite Lesung bis zum Herbst zu ver tagen, da der Entwurf doch auch in zweiter Lesung einer gründlichen Erörterung unterworfen und auch der öffent lichen Kritik Raum gelasten werden müsse Abg vr. Lieber (Z.) wünschte dagegen die beabsichtigte Beschleunig ung durchaeführt, nur so laste sich ein praktisches Ergebnis erzielen. Auf die von einigen Seiten gewünschte Kritik könne in diesem Falle nicht Rücksicht genommen werden, am wenigsten auf die Kritik, welche das Zustandekommen des Gesetzbuchs überhaupt nicht wolle. Die Abgg v Bennigsen, v. Buchka und Gröber stimmten dieser Auftastung bei, auch die Sozialdemokraten hatten keine Einwendungen da gegen zu machen, daß die Kommission gleich nach den Pfingstferien die zweite Lefung erledige Mit großer Mehrheit wurde beschlossen, am 2. Juni in die zweite Lesung einzutreten. Bis Sonnabend sollen die Be schlüße erster Lesung von der Redaktionskommission zu sammengestellt und dann sofort den Mitgliedern des Reichs tages zugänglich gemacht werden. — Nach der „Post" soll in Aussicht genommen sein, im Plenum des Reichs tags die zweite Lesung des Bürgerlichen Gesetzbuches am 22. Juni zu beginnen Man rechne in maßgebenden Kreisen darauf, daß diese die beiden Wochen bis zum 4. Juli in Anspruch nehmen werde, sodaß die dritte Lesung im Plenum vielleicht am 6. und 7. Juli stattfinden könnte. — Für die Reichstags-Nachwahl im Kreise Schwetz wird nach der „Post" der bisherige Vertreter dieses Kreises, Holtz-Parlin (freikonservativ), nunmehr endgiltig wieder aufgestellt werden — Für die Reichstags-Ersatzwahl in Illertissen hat das Zentrum von der Ausstellung des zuletzt genannten Pfarrers Hell Abstand genommen. Nach der „Germania" haben die Vertrauensmänner des Zentrumswahlkomitees den Reichsrat Professor vr. Frhrn v Hertling als Reichstagskandidaten aufgestellt Professor I>r. v. Hertling hat die Kandidatur definitiv angenommen. Er gehörte dem Reichstage früher bereits an. — Wie die „Neue Stettiner Ztg " erfährt, ist in Cladow der Pastor Rauh verhaftet worden, der in jetzter Zeit eine führende Stellung in der Bewegung der so genannten christlich-sozialen Pastoren speziell in Pommern einnahm. Pastor Rauh soll das ihm anvertraute Kirchen vermögen um etwa 35 OOO M, die er sür sich verwandte, geschädigt haben. — DaS preußifche Herrenhaus erledigie gestern zu nächst eine Anzahl Rcchnungsfachen und ging dann zur Bc- ratung des Richlerbesoldungsgefepcs über. Es liegt dazu ein Antrag des Grafen Klinkowström vor, die 88 5 und 6 der Regierungsvorlage wieder herzustellen, wonach das Besoldungs dienstalter der bereits angestellten Land- und Amtsrichter aus den Tag ihrer ersten etalsmäßigen Anstellung oder, falls diese später als vier Jahre nach dem Tage erfolgt ist, aus den das richterliche Dieustalter festgesetzt ist, auf den vier Jahre nach diesen! Tage liegenden Tag bestimmt wird, wogegen dieser Termin vom Abgcoidnetenhause aus drei Jahre festgesetzt war. Ferner beantragt die Kommission an Stelle des vom Ab geordnetenhaufe gestrichenen 8 8 einen neuen 8 8 zu setzen, durch den 8 8 des Aussührungsgesetzcs zum Gerichts- versassungsgesetz dahin abgcändert wird, daß die GcrichtS- assessoren auf ihren Antrag einem Gericht zur unentgeltlichen Beschäftigung überwiefen werden können. Beantragen oder erlangen die Assessoren inncrhalb vier Jahren seit ihrer Er nennung keine Überweisung zur Beschäftigung, so sollen sie aus dem Justizdienst ausscheiden. Dieser Kommissionsantrag wird vom Oberbürgermeister Zelle lebhaft bekämpft, da er nur eine andere Fassung des ursprünglichen 8 8 sei Graf Klinkowström befürwortet den von ihm gestellten Antrag. Die Streichung des 8 8 im Abgeordnetenhaus fei eine Ver dunkelung des Rechts der Krone Ohne diesen Paragraphen werde er daher nicht sür das Gesetz stimmen können Ebenso befürwortet Kammergerichtspräsident Drenkmann den Antrag der Kommission, der dem bestehenden Rechte entspreche, der Ueberfüllung der richterlichen Lausbahn Vorbeugen und unge eignete Elemente fernhalten werde. Der Rechtsanwaltstand könne dadurch gehoben werden, daß die freie Advokatur ausge hoben werde. Oberbürgermeister Struckmann hält den 8 8 für überflüssig und wünscht, daß der Justizminister das ihm zustehende Recht der Auswahl ausübeu möge. Justizminister Schönstedt erwidert, daß die Einführung des Systems der Dicnstaltersstufen nicht möglich sei, so lange der ungemessene Zudrang zur Justizlausbahn bestehe Er empsehle daher den von ter Kommission beantragten 8 8 In der SpezialdiSkuision wird die Regie« uugsvorlage in den s« ö und S gemäß dem Antrag de» Grafen Klinkowström wieder hcrgestellt Der 8 8 wird sodann in der KommisfionSfassung mit großer Mehrheit angenommen, ebenso die übrigen Paragraphen und das ganze Gesetz Im Anschluß an die Beratnug de» Ge setze» wird sodann auf den Antrag de» Kammergerichtspräsidenten Drenkmann eine Resoluiion angenommen, durch die die Staattregierung aufgesordert wird, bald möglichst die nötigen Schritte zu thun, um eine Reform des Rechtsanwaltspande» herbeizusühren — Rach Erledigung einiger kleinerer Vorlagen vertagte sich da« HauS Nächste Sitzung unbestimmt. Karlsruhe Der Präsident des Ministerium« de« Innern v. Eifenlohr teilte der LerfafsungSkommission auf deren Anfrage mit, daß die Regierung davon abstehe, diesem Landtage noch eine Vorlage bezüglich der Ver- fassung«änderung vorzulegen, da in der Kammer die erforderliche Mehrheck sür eine im Sinne der Regierung liegende Verfassungsänderung nicht zu finden sein dürfte — Dem Landtage ist die Vorlage wegen Erbauung eine« NheinhafenS bei Karlsruhe zugegangen. bfterretchsU»>«r». Wien. Wie die „Polit. Corr." erfährt, werden die fremden Höfe zur Leichenfeier für den Erzherzog Carl Ludwig wegen der Kürze der Zeit keine Fürstlich keiten als Vertreter entsenden, vielmehr für diesen Fall die ständigen diplomatischen Vertreter beglaubigen — Wie da« „Vaterland" meldet, wird Erzherzog Franz Ferdinand, welcher in den nächsten Tagen nach Schönbrunn übersiedelt, auf Wunsch der Ärzte, welche jede Auflegung von dem Erzherzog fernhalten wollen, nicht an dem Leichenbegängnis seine« Vaters teilnehmen. — Der Prinzregent von Bayern ist gestern früh zum Besuch seiner Schwester, der Erzherzogin Adelgunde, hier eingetroffen und beabsichtigt, inkognito bis Ende Mai hier zu verweilen. — Erzherzog Eugen mit Gefolge ist gestern nach mittag zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Moskau ab gereist. — In der gestriaen Sitzung des Abgeordneten hauses richteten die Abgeordneten ProSkowitz-Genossen nachstehende Interpellation an den Finanzminister, Acker bauminister und Handelsminister: In Erwägung, daß der deutsche Reichstag eine namhafte Erhöhung der Zuckerausfuhrprämien beschlossen hat, welche Erhöh ung schon am l. August d.J. in Kraft treten soll; in weiterer Erwägung, daß diese Prämienerhöhung, falls ihr nicht durch entsprechende Gegenmaßregeln entgegengetreten würde, eine ernste Schädigung nicht nur der heimischen Zucker industrie und Landwirtschaft, sondern insbesondere auch eines der wichtigsten Exportinteressen der Monarchie zur unausweichlichen Folge haben müßte, und in Erwägung endlich, daß Gefahr im Verzüge ist, weil es zur dauern den Wahrung der von Österreich-Ungarn auf den aus ländischen Zuckermärkten mühsam genug errungenen Position gewiß vermieden werden sollte, das; der deutsche Zucker- erport selbst auch nur vorübergehend den Vorsprung der erhöhten Prämie vor dem österreichisch-ungarischen Zucker export auch wirklich erlange, vielmehr die österreichisch-un garischen Industriellen, um konkurrenzfähig zu bleiben, die selben Vorteile wie die deutschen haben müßten, fragen die Interpellanten: „Ist die Regierung geneigt, im Ein vernehmen mit der ungarischen Negierung eine zur Ab wendung der geschilderten Gefahr geeignete Vorlage event. mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit nur ein Notgesetz mit vorläufig blos einjähriger Giltigkeitsdauer noch in diesem Sessionsabschnitte zur verfassungsmäßigen Behand lung einzubringen?" Buda-Pest. Das „Ungarische Correspondenzbureau" meldet: In Anbetracht der tiefen Hoftrauer werden die während des hiesigen Aufenthaltes des Königs im Juni in Aussicht genommenen Hoftafeln unterbleiben; nur die Mitglieder des internationalen Post- und Telegraphen kongresses werden am IS. Juni zur Hoftafel geladen werden. Bei der Feier der Grundsteinlegung des KönigS- palastes am 6. Juni bleibt die Hoftrauer in Geltung, da gegen wird sie für die Feier am 8. Juni aufgehoben. — In der Deputation des Abgeordneten hauses, welche der Leichenfeier für den Erzherzog Carl Ludwig beiwohnen wird, wird auch die ungarische Unabhängigkeitspartei vertreten fein Frankreich. Paris Nächsten Sonnabend sollen die Per so na l- veränocrungen der Präfekten, sowie die endgültige Be setzung der 8 vakanten Bistümer geregelt werden. Letztere hängt nur noch von der Wahl des Erzbischofs von Tou louse ab. — Die Ernennung des bisherigen Seine- Präfekten Poubelle zum französischen Botschafter im Vatikan soll unabhängig von den übrigen diplomatischen Ernennungen, die noch nicht endgültig geregelt sind, ver öffentlicht werden. — Prinz Heinrich von Orleans hat an Hrn Guimet, den Direktor des gleichnamigen Museums, welches der Präsident der Republik vorgestern besuchte, einen Brief gerichtet, worin er „sein Bedauern ausdrückte, Hrn. tischen Kunstepoche Es ist auffallend, daß die Stücke (ihre Entstehungszeit wird von dem Kustos Prälat vr. Schneider in das 12. Jahrhundert verlegt) in so große Tieft gelangt sind. x x Sibirische Blätter beschäftigen sich noch immer mit dem Versuch, die Entstehung und etwaige Begründung des Ge rüchtes, Nansen habe den Nordpol entdeckt, aufzuhellen. Ein russischer Korrespondent des „B. T." berichtet darüber: Im „Tomsker Listok" hält Hr. Kuschnarew, ein Onkel desselben Kuschnarew, welcher durch Kondakow die Nach richt von der Rückkehr Nansens verbreitete, die Mitteilung seines Neffen, daß die gesehenen Europäer gerade Mit glieder der Nansenschen Expedition gewesen seien, nur für eine Kombination, verbürgt sich aber für folgende Fakten: Eine von den Partien, die Kuschnarew nach Neusibirien gesandt, um dort Mammutknochen zu suchen, hätte bei der Rückkehr erzählt, daß sie in der Nähe der Inseln Europäer gesehen hätten Ebenso wie die eingeborenen Wilden hätten sie aber auf diese Leute nicht die geringste Aufmerksamkeit gewandt, da sie sich gar nicht sür dieselben interessiert hätten Über das Erscheinen der Europäer hätten sie sich nicht gewundert, da sie gewußt hätten, daß die Europäer sich mit solchen „Nichtigkeiten" wie mit der Schiffahrt im nördlichen Eismeer irgend einer Wissenschaft zu Liebe beschäftigten. Dieses wußten sie aus dem Fall der verloren gegangenen ,Jeanette", zu deren Aufsuchung ein ameri kanisches Schiff auSgesandt worden, das bei der Kolyma buchtüberwinterte. Dfl„MostotsHnojeLboßrtnija" („Östliche Rundschau") sieht in diesen Mitteilungen die Bestätigung der Möglichkeit, daß die erblickten Europäer der Nansen schen Expedition «»gehörten, und daß man das Auf- tauchcn dieser Expedition um so mehr in den Gewässern Neu-SibirienS zu erwarten habe, als keinerlei andere europäische Expedition in der Nähe der erwähnten Inseln gewesen wäre. Der Zeitung erscheint cs im übrigen rätselhaft, warum die erblickten Europäer ihrerseits sich weder mit den Arbeitern KuschnarewS noch mit den Ein geborenen in Verbindung gesetzt, um Nachrichten nach dem Festlande gelangen zu lassen Rechnen wir auch diese« zu den Rätseln des Eismeeres und warten wir geduldig die Beendigung der angestellten Nachforschungen ab, welche zweifellos aufklären werden, ob Nansen oder irgend wer aus seiner Expedition in der zweiten Hälfte des ver flossenen Jahres in der Nähe Neu-Sibiriens war. Zu dieser Hoffnung ermutigt uns Kuschnarew selbst; er sagt, daß nach der Abreise dieser Partie Arbeiter (der ersten) nach dem Festlande noch zwei Partien auf den Inseln zurückgeblieben seien, welche im November zurückkehren müßten und vielleicht genauere Nachrichten bringen würden Unserer Berechnung nach ist der bekannte Ustjansker Bries noch vor dem Eintreffen dieser letzten Partien nach Jakutsk abgeschickt worden 8 Man schreibt dem „B B.-C." aus Mailand: Die Opernspielzeit im Teatro dal Verme, die dieses Frühjahr sehr vom Glücke begünstigt war, hat auch mit einem großen Erfolge geschloffen Die dreiaktige Oper „Ma- ruzza" des jungen sizilianischen Komponisten Pietro Floridia, die am Montag in Mailand ihre erste Auf führung erlebte, hat sich als ein sehr wirksames, eigen- tümlicheS Werk gezeigt Man sah der „Maruzza" mit Mißtrauen entgegen, da man in ihr wieder eine der un zähligen Nachahmungen der „Cavalleria rusticana" ver mutete Dieses Mißtrauen trägt wohl auch die Schuld daran, daß die neue Oper erst am Schluffe der Spielzeit zur Aufführung gelangte Aber wie sich herausstellte, wandelt Floridia, der auch das Libretto seiner Oper ver faßt hat, durchaus nicht in den Bahnen Vergas, noch ist er, in musikalischem Betracht, ein Nachtreter Mascagnis Er hat in seiner Oper Jugenderinnerungen aus seiner Heimat Modica in Südsizilien wiedergegeben Dort sind die Sitten milder als in der Umgebung Catanias, wo Verga und alle seine Nachahmer ihre sizilianischen Dramen hinverlegen An der Südküste Siziliens sind die hervor stechenden Charakterzüge de« Volke« Aberglauben und religiöser Fanatismus, aber von bäuerlichen Duellen weiß man dort nichts, und Streitfragen, die der traditionelle Sizilianer mit dem Dolche löst, finden in Modica ihre Erledigung durch eine „Oanrons cki ückogno", ein Schmäh und Trutzlied. Diese und andere Notizen über die Sitten seiner Heimat hat Floridia dem Libretto seiner „Maruzza" vorangcschickt, da sich auf letzteren die Handlung der Oper aufbaut. Maruzza ist eine arme Ährenlesen» Ihr Ge liebter, der reiche Grundbesitzer Giorgio, will sich mit einer Signora verheiraten und fertigt Maruzza mit einer Hand voll Geld ab Das arme Mädchen verwendet diese Summe, um Giorgio einen Liebestrank beibringen zu lassen, der ihn zwingen soll, sie noch einmal aufzu suchen. Sie kleidet sich festlich an, überzeugt, daß er kommen muß, und bereitet zu gleicher Zeit alles vor, um dieses letzte Stelldichein für Giorgio und für sich selber in das letzte Stündlein zu ver wandeln Als Giorgio erscheint, um von dem armen Mädchen endgiltig Abschied zu nehmen, setzt Maruzza ihr Haus in Brand Georgio sieht sich an der Flucht ver hindert und geht mit Maruzza in den Flammen zu Grunde. In diese Handlung sind mannigfache Episoden und dramatisierte Schilderungen der Landesgebräuche ein gewebt. Der erste Akt beginnt mit einer Erntescene, in welcher der Gesang der Schnitter und Schnitterinnen so gleich die Hörer gefangen nimmt. Außerordentlich schön und stimmungsvoll ist der Schluß de« ersten Aktes, ein Sonnenuntergang auf freiem Felde. Ein Schäfer schreitet, die Flöte blasend, über das Feld hin. Die Schnitterinnen begleiten in leisem Gemurmel seine Melodie und das Orchester malt die süße, melancholische Poesie des Sonnen unterganges Der zweite Akt beginnt mit einer kirch lichen Prozession, deren musikalische Ausgestaltung nicht recht überzeugt. Um so wirkungsvoller ist der Schluß des Aktes, die „oanxono cki ückv^no", durch die Peppo, der treue aber verschmähte Liebhaber Maruzzas, seinem Grolle gegen Giorgio Ausdruck giebt, ein volkstümliche», schmerz erfüllte« Lied von ganz eigentümlichem Rhythmus, mit zahlreichen Fermaten, in welche jedesmal die Genoffen PeppoS einfttmmen Der dritte Akt, dcm (da« nunmehr unvermeidlich gewordene Intermezzo vorangeht, enthält ein sehr schöne« LiebeSduett zwischen Maruzza und Giorgio Als die Feuersbrunst auSbricht, übertönt da« Orchester nahezu den Gesang und bringt mit außerordentlicher Ge walt die Angst und Qual der Verbrennenden zum Aus druck. Der Erfolg der Oper war sehr groß, der stärkste, den man diesen Winter in Mailand zu verzeichnen hatte Viele Stücke mußten wiederholt werden und der Kom ponist wurde mehr als zwanzigmal gerufen. 8 In Berlin ist gestern im Theater Unter den Linden zum ersten Male „Der Großhcrzog", burleske Operette in 2 Akten von Gilbert, Musik von Arthur Sullivan, mit entschiedenem Erfolge gegeben worden C Krebs be richtet darüber in der „Voss. Ztg ": Um mit dem Besten anzufangen: die Musik zu dieser Operette ist zum aller größten Teil ganz reizend. Etwas ähnlich feines und graziöses an Erfindung, Ausführung und Instrumentier ung haben weder das Lindentheater noch andere Bühnen, an denen in Berlin chronisch oder temporär die Operette herrscht, in den letzten Jahren aufzuweisen gehabt. Gleich der erste lustige Chor bringt die Hörer in die rechte Stimmung und dann folgt Nummer auf Nummer von prächtigster, leicht geschürzter Musik; das symbolistische Solo mit Chor, der groteske Aufzug der Kammerherren, daü Auftrittslied deS Herzogs, dann da« entzückend gearbeitete Quintett, das von ferne an das nicht minder hübsche, oder noch vielleicht noch hübschere Madrigal aus dem „Mikado" erinnert, endlich die sehr gelungene, nur etwas zu lang geratene Parodie der großen Oper, ein Ensemble, das am Schluß plötzlich in einen niWvr ckancs umschlägt. WaS hier parodiert wird, trifft aber im Grunde nicht die ernste Oper, sondern nur die schlechte Nachahmung dessen, wa« im Original gut war, also jene Epigonenwerke, die an sich schon Parodien sind. Und so spottet Sullivan seiner selbst und weiß nicht wie Auch im zweiten Akt reißen die prickelnd geschriebenen Musikstücke nicht ab;e» wäre leichter, das weniger Gute auszuführen, als da« musikalisch Vollwertige Schon das berührt an dieser Musik so angenehm, daß man Walzerrhythmen, mit denen die Erfindung anderer Ooeretten- schrelber untrennbar verknüpft scheint, nur selten begegnet Leider wird im zweiten Akt wieder parodiert: Zuerst da« antikisierende Drama, dann noch einmal die Oper, und daß ist zuviel, ein« schädigt die Wirkung de« andern Spezifisch
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