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Dresdner Journal : 30.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-30
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1896
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Ve»>,-Pret«: Für Dresden vierteljährlich 2 Marl bv Pf , bei den Kaiser lich deuifchrn Postanpalten vierteljährlich S Mart; außer halb de« Deutschen Reiche« Host- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: IV Pf, Erscheinen: Täglich mit -lu-nahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr Anschluß: Nr 1295. ^ri23. Dresdner Journal. «ntüsbiguAg-gebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift so Pf Unter „Eingesandt" die Zeile üO Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsatz entsprechender Auifchlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr Anschluß: Nr 1295. 1896 Sonnabend, den 30. Mai, abends. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmnsikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Personcnhanptbhf.), Herrn Kaufmann Simon, Cirkusstr.24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Fran verw. Siegmeier, Alaulistr. 10, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zn haben sind. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 30. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberlandesgerichtsrath Ober- justizrath Ferdinand Alfred Leonhardt aus sein An suchen in den Ruhestand zu versetzen, den Landgerichts direktor Emil Rudolf Ortmann in Leipzig zum Oberlandesgerichtsrath, den Landgcrichtsrath Heinrich Wilhelm Ludwig Philipp Gottlieb Abve in Dresden zum Landgerichtsdirektor beim Landgerichte Bautzen und den Assessor beim Amtsgerichte Dresden vr. Karl Rudolf Heinze zum Amtsrichter bei diesem Gerichte zu ernennen, nnd zu genehmigen, daß der Landgerichts direktor August Edmund Fuchs in Bautzen an das Landgericht Leipzig versetzt werde. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberregierungsrath Dietzel bei der Kreis- hauptmannschaft zu Zwickau die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension und unter Verleihung des Titels und Ranges als Geheimer Regierungsrath zu bewillige» WekannLrncrPung. Am I. Juni dieses Jahres wird am hiesigen König Albert-Hafen eine dem Hanptsteneramte Dresden unterstellte Zollabfertigungsstelle errichtet, die die Bc zeichnung „Königliche Zollabfertigungsstelle am König Albert-Hafen" führen und mit sämmt- lichen für die Abfertigung des zoll- und steuerkontrole pflichtigen Schiffahrts- und Eisenbahnverkehres er forderlichen Befugnissen ausgestattct sein wird. Dresden, am 2l. Mai 1896. Königliche Zoll- und Steuer-Direktion, vr. Löbe. Srutuuungtu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement Ves Kultus nnd öffentlichen Unterrichts. Erledigt: Die zweite ständige Lehrcrstclle zu Gersdorf bei Leisnig; — Kollator: die oberste Schulbehörde; -- Ein kommen außer freier Wohnung und Gartengenuß tSVO M — Bewerbunasgefuche, denen auch das Zeugnis über die bestandene musikalische Prüfung bcizufügen ist, sind bis l3 Juni bei dem König!. Bezirksschulinspektor für Döbeln, Schulrat Mu-Hacke, einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die politische Aktion deß Ministeriums Nudini erscheint bis jetzt insofern von Glück begünstigt, als eS ihr gelungen ist, Italien ans der Zwickmühle des abessynischen Feldzuges unter Wahrung der nationalen Würde sowie der italienischen Waffenehre zu befreien und auch mit der Kämmer sich auf einen leidlich guten Fuß zu stellen. In Italien herrscht ob dieser Wendung der auswärtigen wie der inneren Situation im allgemeinen Befriedigung. Das Volk war der Opfer, welche der abessynische Feldzug unausgesetzt erheischt hatte, von Herzen überdrüssig, wenngleich auch jetzt noch jeder politisch zurechnungsfähige Italiener mit Hand und Fuß die Zumutung abweist, den über seeischen Machtzuwachs, den die erytreische Kolonie doch nun einmal unleugbar mit sich bringt, sang- und klanglos fahren zu lassen. Der Sinn für Unversehrt erhaltung des italienischen Prestiges vor der Welt ist unter den Auspizien Rndiuis mindestens ebenso lebendig, als er es zu den Zeiten dr Crispischen Geschäfts- leilung lvar, denn man ist sich klar bewußt, daß Italien an der Seite der anderen Treibundmächte nur dann seine Aufgabe mit Erfolg lösen kann, wenn es unerschüttert an den Traditionen der eigenen na tionalen Wiedergeburt festhält. Die Zugehörigkeit zum Dreibünde wird deshalb auch nur von denen ange fochten, welche sich in ihrem Haß gegen die nationale und monarchische Ordnung zu Vorkämpfern der fozialen Republik und der internationalen Revolution machen. Gegen diese Bestrebungen aber kehrt sich die Regierung des Marchese di Rudini mit derselben zieldewußten Energie, wie sie sein Vorgänger gegebenenfalls in An wendung brachte. Er weiß sich auch hierin eins mit der öffentlichen Meinung des Landes, welche aus ihrer Anhänglichkeit an das Haus Savoyen und aus ihren dreibundfreundlichen Tendenzen so wenig ein Hehl macht, daß selbst die Heißsporne der linksseitigen Kammerpartcien nicht wagen, ihre Brüskierung der Mehrheit in der früheren Tonart foltzusetzen. Man hat seit geraumer Zeit nichts von Kämmerskandalen gehört, und zwar dies wohl kaum, weil die parla mentarischen Sitten in dieser Zeit eine Umwandlung erfahren hätten, sondern weil die bekannten Ruhe störer sich scheuen, mit dem Ministerium anzubinden. Wie die Dinge sich entwickelt haben, darf das Mini sterium Rudini mit ziemlicher Sicherheit darauf rech nen, in Fortführung seiner Aktion nach außen wie nach innen fürs erste keinen ernsteren Schwierigkeiten zu begegnen. Übkr den nrucn sranzösischkn Botschafter in Berlin und die Vorgeschichte seiner Ernennung weiß dcr „Hamburger Correspondent", ein Blatt, welches sich neuerdings gerade auf dem Gebiete der auswärtigen Politik oft als fehr gut informiert gezeigt hat, in einer längeren Ausführung zu berichten, die des all gemeinen Interesses nicht ermangelt. Wir entnehmen dem betreffenden Aufsatze das Nachstehende: Bezüglich der Ernennung des Marquis de Noailles muß zunächst konstatiert werden, daß diefc einen doppelten Sieg der in Paris augenblicklich herrichenden Richtung über die Ideen und Pläne der radikalen Borregierung dar stellt und daß sie gleichzeitig als ein Erfolg der deutschen Diplomatie an gesehen werden muß Unter dem Ministerium Bourgeois be stand eine starke Strömung, die als Botschafter nach Berlin einen radikalen Politiker demokratischen Herkommens und mög lichst demokratischer Lebensgcwohnheiien gesandt sehen wollte, und außerdem ist auch noch von anderer, nicht nur von radikaler Seite der Versuch gemacht worden, nach Berlin absichtlich einen Nichtdiywmaten zu schicken Der Zweck dirser Machen schaften war, den Berliner Hofkreisen, die Hr. Herbetlc beschul digt halte, in ihm den Nichtaristokraten schlecht behandelt zu KmlK und Wissenschaft. Refidcnzthcater. — Am 29. d. Mts.: „Das Opfer". Schauspiel in vier Akten von Wilhelm Weigand. Das dritte neue Stück im Gastspiel des Hrn. Drach hat einen starken Erfolg gehabt Es ist die Arbeit eines begabten Anfängers, dem diese verdiente Ermunterung förderlich sein kann Die Anfängerschaft zeigt sich in der ungleichmäßigen Figurenzeichnung und in der noch un sicheren Ausprägung entgegengesetzter Weltansichten und Lebensauffassungen, wie auch in der szenischen Technik. Das Schauspiel enthält nur eine einzige, voll wirkende Figur, die de« opfermutigen, idealistischen Afrikarcisenden; alle übrigen Personen sind skizziert, haben keine reife Physiognomie Auch ist der vr Krau« der einzige, der seine Weltanschauung ganz klar und rund vertritt, während auf der Gegenseite meist nur halbe Worte fallen, sodaß die Partie nie zwei gleiche Spieler zeigt. Technisch ist besonders zu beanstanden, daß das Stück zu schleppend exponiert, zu lange in TrauerhauSstiinmung verharrt und im vierten Akt nur durch entbehrliche und wenig fesselnde Dialoge gewinnt Aber wenn auch der Verfasser m der Erfindung de« Konflikts, der Handlung keine Originalität nnd in der Gruppierung de« Stoffe« noch keine Reife an den Tag legt, so nimmt es doch lebhaft für sein Talent ein, daß er ein interessantes Leben-prinzip ausstellt und (durch eben den vr. Krau«) mit Klarheit, Wärme und idealer Stimmung begründet, daß er manche« begeistigte Gespräch zwischen seinen Personen führen läßt, daß er sich nicht auf reine stoffliche Spannung und ebensowenig nach modernem Rezept auf den Reiz der „Milieu"-Schilderung verläßt Auch bekunden einzelne theatralisch wirksame Ecenen in den mittleren Auszügen — so der (den Geist de« Sudermannschen Grafen Traft wachrufende) dritte Akt schluß —, daß der Autor immerhin auf dem Wege ist, der zu einer sicheren dramatischen Technik führt Sein Hauptaugenmerk wird der junge Münchener Schriftsteller für die Zukunft aus den alten Satz zu richten haben, daß ein Stück kein Behälter für allerlei philosophische Ge danken des VerfasierS ist, sondern nur soviel davon auf nehmen kann, als für die Entwickelung der Personen und der Handlung notwendig, der geistigen Stellung der ersteren wirklich angemessen ist Hr Drach findet in der Rolle des spöttischen, derben, unaelecktcn und dabei innerlich so ideal gestimmten und opstrfähigen vr. Kraus eine seinen Mitteln vortrefflich zusagende Aufgabe, die er denn auch sehr charakteristisch in Haltung und Rede mit großer Wirkung durchführt. Frl. Mardon, ein zweiter Gast, hat keine so dankbare Partie, sie giebt die betrogene Frau des Spekulanten Metzler, die sich in lauter Interjektionen der Trauer, der tiefsten Entrüstung, de« Haffe«, der Verzweiflung bewegt Frl. Mardon thut ihr Möglichstes, um bei diesen vielen kurzen Phrasen etwa« Figur zu machen Die übrige Dar stellung ist mehr oder minder angemessen Die Indianer in Kanada. E« ist eine allgemein verbreitete Anschauung, daß die nordamerikanischen Indianer eine dem Untergange geweihte Menschenrasse sind Schritt für Schritt sind sie von den Weißen zurückgedrängt worden, der Büffel, der in den weiten Prairien die Hauptbedingung ihrer Existenz war, ist der Vernichtung verfallen, auch in die ehedem so ein samen Jagdgründe der Hochgebirge und Hochländer des Westens ist der Weiße eingedrungen, und selbst von den ausschließlich den Rothäuten vorbehaltenen Gebieten, den sogenannten „Reservationen", wird ein« nach dem andern der Ansiedelung eröffnet Auch die Krieg» mit den Weißen, der Genuß de« „FeuerwafserS" und die von den Europäern in« Land gebrachten Krankheiten der Kulturvölker dr»i- mieren die Indianer Es ist also kein Wunder, daß jede haben, gewissermaßen ein Paroli zu biegen und außerdem die französische Politik auch äußerlich von Berlin so weit zu eman- cipicren, daß man dorthin überhaupt nur noch einen Geschäfts- botschaster, d. h. einen jolchen Botichaster fchickie, der nur noch den Auftrag hatte, die lausenden Burcaugefchäste zu besorgen, aus dessen Thätigkeit in der hohen Politik man aber ip»o faoto verzichtete. Beide Bestr, bringen sind durch die Wirderüber- nahme der Geschäfte durch Hrn Hanoiaux. aber auch durch das rechiz itigc Eingreifen des Auswärtigen Amte- in Berlin, das von den Vorgängen die sich in Paris hinter den Ku iffen ab- fpielten, Wind bekommen hatte, zu nichte gemacht worden Hr. Hanotaux ist ein prinzipieller Gegner aller Einschübe von Nichtdiplomaten in die höheren diplomatischen Stellungen; er denkt gar nicht daran, stch rinzutilden, daß Frankreich aus wärtige Politik machen könne, ohne in engster Fühlung mit dem Berliner Kabinett zu bleiben, und er ist viel zu sehr Anti radikaler, um radikalen Wünschen zu Liebe nach Berlin einen Botschaster zu schicken, der dort schon von vornherein feiner Lebensstellung und seinen Lcbensgewohnheiten nach nicht hinpaßt. Trotzdem schien es anfangs, als ob sich Hr. Hanotaux, der selbst zu den jüngeren, mit der Republik emporgekommenen, antlaristo- kratifchen Elementen gehört, nicht würde entschließen wollen, nach Berlin einen Gevurtsaristolraten, einen wirklichen Grand seigneur als Botschafter zu fcknckcn. Er hat dies jetzt doch gethan, und gerade die Wahl des Marquis de Noailles dürste sich im Interesse der Aufrechterhaltung wenigstens äußerlicher guter Beziehungen zwischen Berlin und Paris als ei» sehr glücklicher Griff erweisen Hrn de Noailles' Ernennung ist unbedingt ein Sieg aller derer, die den Berliner Botschafterposten in seiner Bedeutung als Faktor der großen europäischen Politik zu würdigen verstehen. Soweit jedoch im Rahmen der ge samten großen Politik Hr Hanotaux und dessen spezielle Politik in Frage kommen, möchten wir dringend davor warnen, aus der Ernennung des Marquis de Noailles zu schließen, daß die gegenwärtigen Leiter der fran zösischen auswärtigen Politik beabsichtigen, künf tighin weniger unversöhnlich antideutsch zu verfahren und weniger zielbewußt auf den von ihnen als höchstes, ja fast als einziges begehrenS- wertcsZiel angestrebtenRevanchckrirg gegenTeutsch- land loszugehen. Hr.Hanotaux ist nur, wie schon erwähnt, ein zu gewiegter Politiker und zu erfahrener Diplomat, nm sich der Illusion hinzugeben, als ob sich die französische auswärtige Politik selbst dann, wenn sie systematisch deutschfeindlich bleiben soll, ohne Fühlung mit dcr deutschen Politik machen laste. Die Ernennung des Marquis de Noailles bedeutet somit das Bestreben der französischen Negierung, die auswärtige Politik Frankreichs unter voller Währung ihrer unver söhnlichen deutschfeindlichen Tendenz doch mit der dentfchcn Regierung bis zur Stunde der heiß- erfehnten Revanche äußerlich aus gutem Fuß zu halten und in Berlin einen Botschafter zu haben, dcr vermöge seiner ganzen gesellschaftlichen Stellung in der Lage sein soll, das französische Auswärtige Amt besser, als Hr Herbelte dies, namentlich in der letzten Zeit, hat thun können, aus dem Lausenden über die Richtung der deutschen Politik und was sonst in Berlin für Frankreich Wissenswertes vorgeht, zu erhalten, und der namentlich in der Lage sein soll, diese freundschaftlichen Beziehungen zur deutschen Regierung zu unterhalten, ohne daß man in Frankreich deshalb nötig Hai, Deutschland grö.ere politische Konzessionen zn machen Im großen nnd ganzen paßt somit dr« Lrneniulug des Marquis de NoailleS ganz in die augenblickliche Situation hinein: Sie trägt dem Bedürfnis nach friedlichem, äußerlich sreundschasllichem Verkehr zwischen Paris und Berlin Rechnung, ohne die französische Regierung in die Notwendigkeit zu ver setzen, ihrer uncmwegt auf den Rcvanchekrieg mit Deutschland absielendcn Politik Fesseln anzulegcn. Tie Wahl de Noa illes dürfte außerdem von Sl. Petersburg aus appro biert, wenn nicht direkt von dort angeraten worden fein. .. . Bou -er Börse. (E. E> Schon seit Wochen klagen die Börfcutericht' crstaltcr ter Berliner Zeitungen, daß die „große Lpekulation" an der Börse ganz darmcderliege. Während aber beispielsweise die „Vossifche Zc.tung" roch m der Mitte des vorigen Monats eine „merkwürdige Erscheinung" in dem Umstande erelickte, daß zu einer Zeit, wo Industrie und Handel sich offenbar in einem Aufschwünge befänden, ein Tyäiigkcüsmangcl der Börsenspeku lation herrsche, findet dasselbe Blatt heute die Unlust und die Verstimmung der „Börsenkaus cute" durchaus berechtigt Das Börfengcsctz soll nämlich an allem schuld fein Die „Vofsische Zeitung" fpricht es zwar nicht aus; aber läßt eS zwiichen den Zeilen lesen, daß die „Börfenkaufleute'— wie das Blalt in neuester Zeit die Herren Spekulanten betitelt — der Welt zeigen wollen, daß sic mit oder ohne Börsengesetz Wind und Wetter an der Börse bestimmen können. , Fehlt die Anregung des Börscnlausmanns — schreibt die genannte Zeitung. — so ist natürlich auch der Privatkapitalist nicht ge- neuc Schatzung in den Vereinigten Staaten von Nord amerika eine Abnahme der Jndianerbevölkerung ergiebt; es scheinen eben ein Kulturvolk und ein wildes Volk nicht nebeneinander bestehen zu können, das letztere scheint vor dem ersteren, das über gewaltige Hilfsmittel verfügt, dahinschwindcn zu müssen, wie das Eis unter den Strahlen der Frühlingssonnc schmilzt. Das einzige Mittel anzu- wendcn, durch welches wilde Völker sich der Vernichtung durch ein Kulturvolk erwehren können, nämlich sich selbst zu einer höheren Kulturstufe zu erheben oder sich zu ihr heranziehen zu lassen, ist, wie man oft gemeint hat, den nordamerikanischen Indianern versagt, wenigstens ist ihnen in den Vereinigten Staaten die Fähigkeit, seßhaft zu werden und dadurch zur Zivilisation und dadurch allmäh lich zur Kultur zu gelangen, meist abgesprochen worden Toch kann dieser Satz, wenn er überhaupt aufrechterhalten werden kann, auf keinen Fall allgemeine Geltung bean spruchen Da« zeigen schon manche Beispiele in den Ver einigten Staaten selbst, aber noch deutlicher geht es au« den Erfahrungen hervor, die man in Kanada mit der Zivilisicrung der Indianer gemacht hat Darüber giebt Vr. L. I. Fuchs, Professor der Nationalökonomie an der Universität Greifswald, in dem vor kurzem erschienenen sechsten Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft zu Greifswald Aufschluß, und zwar nach den Beobachtungen, die sich ihm auf einer 1893 unternommenen Studienreise durch Kanada und die Vereinigten Staaten dargeboten haben Wir teilen hier davon mit, was sür die Möglich keit spricht, die Indianer zur Zivilisation zu führen. Nach dem letzten amtlichen Berichte giebt es in Kanada 109 OVO Indianer, wovon 30 000 in den östlichen Ge bieten, 34 000 in Britisch-Eolumbia, l 3 OVO in den Nord- westtrrritorien und 90VV in Manitoba leben Ihre Ver hältnisse in diesen einzelnen Gebieten find sehr verschieden, aber doch überall befriedigend Mit Ausnahme de« Nord- weften« macht sich allenthalben eine Zunahme der Indianer- bevölkerung bemerkbar Jene Verschiedenheit der Ver neigt, sich am Zeitgeschäft zu beteiligen". Das ist es gerade, lvas die Freunde der Börsenrejorm stets hervorgehoben yaben! Die „Anregung" der Börje war eben zum Schaden dcrPrivat- kapitaiisten bisher eine allzu lebhafte und er kann in der That nicht schaden, nenn in dieser Hinsicht ein Dämpser ausgesetzt wird Augenblicklich soll aber jeder solcher Antrieb, die Speku lation zu bclebcn, fehlen. Ter „Börfenkaufmann" scheint also gewiste,maßen im Zustande des Streikes sich zu befinden Warten wir ruhig ab, wie lange er es aushält. Kühn ist es zwar, wenn die „Vostifche Zeiiunq" schreibt: „Der Börsenkaus mann will ebensow.nig wie der Gutsbesitzer umsonst arbeiten (N, und seine Thätigkeit ist sür das Gemeinwohl nicht weniger nützlich als die des Landwirtes;" allein das genannte Blatt hat hier wohl nur mehr die berechtigte und thatsachlich nützliche laujmännische Spekulationsthätigkeit, nicht aber das korrum pierende Börscnipiel im Auge. Durch dieses Zusammcnwersen des Börsenspiels mit den der Börse wirklich zulormnenden wirtschaftlichen Aufgaben nützt aber die sreihändlerische Presse ihrem Schützlinge leinessalls. Insbesondere ist der Vergleich dcs„Börscnkaufmanns" in seiner Allgemeinheit mit dem Landwirt ein s.hr unangebrachter, wie sich auch aus dcr folgenden Stelle aus der finanziellen Wochen schau dcr „Vostischen Zeitung" zeigt: „Der Börscnkaufmann arbeitet mit größeren Gefahren als der Landmann, dessen Erträgnisse, wenn sic auch abhängig sind von Wind und Wetter, sich im großen Durchschnitt genau Vorher sagen lassen; dafür hat der Börsenkaufmann ein An recht auf größeren Gewinn, wenn feine Unternehmungen gelingen, die ihm öfter durch falsche Berechnungen und An nahmen, durch politische Einflüsse, durch neue Verkehrswege, durch Erfindungen und viele andere Umstände Verluste bringen, als es auch nur annähernd beim Landwirt der Fall ist. Ge lingen des Börsenkausmanns Unternehmungen, so kommt er manchmal schnell zu großen Gewinnen, — aber dann kommt auch ebenso schnell dcr Staat und erhöht die Steuern aus sein Gewerbe im allgemeinen, auf jeden Geschäftsabschluß im be sonderen, auf sein Einkommen, sein Vermögen, und verpflichtet ihn, beinahe aus jeden Papicrstrcisen, dcr mit seinen Gejchäsien zusammcnhüngt, einen gcldwerten Stempel zu kleben! Wer wird künftig die großen Ausfälle decken, welche sich im Stcmr- einkommen des Staates herausstellen werden, wenn das speku lative Börsengeschäft dauernden Schaden erleidet."' Ein Anrecht des „Börsenkausmannes" auf „größeren Ge winn" ist in keinem Fall anzuerkcunen; sofern es sich um Spiel handelt Das ist eben der Krebsschaden des Börfen- spirls, daß die Allgemeinheit der Produzenten und Konsumenten unter diesem vermeintlichen „Anrecht' so arg zu leiden haben. Bisher haben die Freihandelsblätter die Umsicht und Er- sahrung der Börjcn pekulation stets darum gepriesen, weil diese große Preisschwankungen zu verhindern wisse. Ter Scharf blick dieser Spekulawen scheint aber doch nicht zweiselsohne zu sein, denn sonst därsie doch das „Anr cht aus größeren Ge winn" nicht proklamiert werden Wer aber eu buogus spielt, der Hal auf Gewinn überhaupt kein „Anrecht", weder in Monaco noch an der deutschen Börse. Tages geschützte. Dresden, 30. Mai. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg begab Sich gestern, Freitag, vor mittags in Höchstseiner Eigenschaft als Compagniechef der 4. Compagnie des Königl. Schützen- (Füsilier-) Regiments Rr. 108 zur Abhaltung von Schießübungen nach Königsbrück, von wo die Rückkehr heute vor mittags erfolgte. Dresden, 30. Mai. Tas heute herauSgegedene 7. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enchält: Bekannt machung, Titel und Rang des Vorstandes der Be triebs - Telegraphen - Oberinspektion bei der Staats- eisenbahnverwaliung betr., vom 24. April 1.^96; Be kanntmachung, die veränderte Bezeichnung von Unter steuerämtern und Übergangssteuerämtern betr., vom 25. April 1896, sowie Gesetz, die Ausnahme einer 3 prozentigeu Rentenanleihe betr., vom 15. Mai 1896. Deutsches Reich. * Berlin. Beide Kaiserliche Majestäten wohnten am Donnerstag abend der Festfeier der Deutschen Gesell schaft für Chirurgie im Neuen Königl. Operntheater bei Ihre Majestät die Kaiserin kehrte nach Schluß der Feier nach dem "Neuen Palais zurück, Se. Majestät der Kaiser übernachteten im hiesigen Königl Schlosse. Gestern ain Jahrestage der Heerschau weiland Sr Majestät de« Kaiser« Friedrich im Charlottenburger Park, bei welcher Se Majestät der Kaiser als Kronprinz dem Kaiserlichen hältniffe hängt mit der Reihenfolge zusammen, in welcher die Gcbicte von den Weißen besiedelt wurden Die Not wendigkeit, sich der Indianer anzunehmen, trat mit dein Verschwinden dcr Büffel ein. Daher sind in den Ost provinzen, wo sich die Europäer zuerst niederließen und die Büffel schon seit Jahrzehnten ausgerottet sind, die Indianer weit eher angesiedelt und zivilisiert worden, als im Nordwesten, wohin die Zivilisation erst vor wenigen Jahren vorgerückt ist Im Osten bestehen schon seit langem auch bessert Schulen für die Indianer, in denen mit gutem Erfolge selbst Geographie, Musik und Zeichnen getrieben werden Tort stehen den Indianern alle Berufsarten der Weißen offen, sie können sich selbstständig ernähren und bedürfen keines Zuschusses an Nahrung und Kleidung feiten« der Regierung Letzteres gilt auch für Britisch- Columbia, wo sie allerdings noch mehr nomadisch leben und mehr durch Fischerei und Handarbeit, al« durch Acker bau ihren Unterhalt finden Nicht ganz so günstig liegen die Verhältnisse im Nordwcsten, wo die Territorien erst seit etwa 8 Jahren organisiert sind, die Zivilisation also noch ganz neu ist; trotzdem ist das, was bisher erreicht ist, geradezu bewundernswert In den Ostprovinzen be sitzen die einzelnen Jndianertrupps bereit« beträchtliche« Vermögen, das von der Regierung verwaltet wird In den vermeßenen Jndianergebieten ist nämlich das über schüssige Land zu Gunsten der Indianer verkauft und da« Geld für sie angelegt worden Im Westen liegen unweit der kanadischen Pacificbahn zahlreiche Indianerreservationen, in denen Jndianeragen- turen errichtet sind, d h lokale Verwaltungsbezirke, die einen oder mehrere Stämme oder richtiger Banden um- faffen Die Jndianeragcntcn sind Beamte der Regierung, beziehen ein jährliche« Gehalt von l 200 bc« l 800 Dollar« und haben einen Gehilfen zur Seite Jeder Indianer bezieht von der Regierung ein jährliche« Kopfgeld von 5 Dollar« Die Häuptlinge erhalten 25 und die vier RatSmänner jeder Bande je 15 Dollar« Ursprünglich
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