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Dresdner Journal : 26.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-26
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1896
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Kritik daran üben Dagegen könne er sich nicht enthalten zu erwähnen, daß Hr Stern ungewöhnlich hart behandelt worden »u sein scheine, einmal durch Ablehnung der dem Baron Thüngen am folgenden Tage gemachten Ent schuldigung, verbunden mit dem Angebot, den Armen 5000 M zu zahlen, sodann durch die Forderung einer ungeheuer hohen Bürgschaft und endlich durch die neben der Geldstrafe erkannte Gefängnisstrafe In den Vereinigten Staaten sei Stern ein sehr an gesehener und auch einflußreicher Mann Die ihm in Deutschland widerfahrene schlechte Behandlung habe nicht verfehlt, einen peinlichen Eindruck zu machen, wovon die Presse Zeugnis ablegt; im Interesse der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder sei es des halb dringend angezeigt, daß die Gefängnisstrafe Stern erlassen werde. Ich enviderte dem Botschafter, daß ich jeden Versuch, das einem deutschen Souverän zustehende Begnadigungsrecht zum Gegenstand einer Reklamation zu machen, sowie jede Kritik eines von einem deutschen Ge richt erlassenen Strafurteil« prinzipiell zurückweisen müsse; thatsächliche Mitteilungen aber, die mir der Botschafter im Jnterefse eines verurteilten amerikanischen Staatsangehörigen zu» machen habe, sei ich selbstverständlich gern bereit, zur Kenntnis und Entscheidung der verfassungsmäßig zustän digen Behörden zu bringen; irrtümliche Vorstellungen, welche die öffentliche Meinung eines befreundeten Landes beeinflussen könnten, würde ich gern richtig stellen Was die Höhe der Bürgschaft anlange, so werde diese von dem Gerichte nach freiem Ermessen, den Vermögensverhält nissen des Angeklagten entsprechend normiert; die ge richtliche Verfolgung strafbarer Handlungen könne aber bei uns durch Geschenke, auch an Arme, nicht beeinflußt werden; die Gefängnisstrafe endlich sei durch das Strafgesetz vorgesehen. In Deutschland sei vor Gericht jedermann gleich; die Rechtsprechung liege in den Händen unabhängiger Gerichte; Amerikaner würden genau wie Deutsche behandelt. Wenn Hr. Stern auf dieselbe Achtung in Deutschland Anspruch mache, deren er sich in Amerika erfteut, so möge er auch, so lange er in Deutschland ist, sich so benehmen, wie man es von einem gebildeten und anständigen Manne erwarte. Hr. Stern habe dies nicht gethan. Bezüglich des Schutzes, den Beamte im Dienst gegen Drohungen und Beleidigungen zu beanspruchen haben, schienen in den Vereinigten Staaten mildere Anschauungen als hier vorzuherrschen; wo aber deutsche Gesetzt und ihre Anwendung in Frage ständen, seien lediglich deutsche An schauungen maßgebend und bestimmend Zur Zeit werde mit eiserner Strenge in New-A)orkdas Gesetz überdieSonntagsruhe angewendet, und seien schon verschiedene Deutsche mit unver hältnismäßig hohen Geld- und selbst Gefängnisstrafen be straft worden, weil sie Sonntags Selterswasser oder Bier verkauften. In Deutschland sei die Sonntagsruhe in dieser Strenge unbekannt; gleichwohl dächten wir nicht daran, zu intervenieren, und deshalb erwarteten wir auch eine analoge Haltung seitens der Regierung der Vereinigten Staaten. Ich müsse es daher ablchnen, die mir gemachten kritisierenden Bemerkungen der königlich bayerischen Re gierung zu übermitteln oder denselben sonstwie eine Folge zu geben Hr. Runyon suchte mich soeben nochmals auf, um mir mitzutcilen, daß Hr. Stern, einer telegraphischen Mitteilung seiner Regierung zufolge, einen Strafaufschub von 60 Tagen wünsche. Ich erwiderte, daß ich es Hrn. Stern anheimstellen müsse, den Weg einzuschlagen, der für alle Verurteilte maßgebend sei, nämlich den Straf aufschub unter Angabe der Gründe durch eine Eingabe an die zuständige bayerische Behörde zu erbitten Marschall." — Die Ersatzwahl zum Reichstage in Loewenberg findet am 4. Juli, die in Halle am 30. Juni statt — In den Reichstagsverhandlungen am 19. Mai hat der Regierungsvertretcr zwei wichtige, Südwestastika be treffende Angelegenheiten berührt. Am Anfang seiner Rede erklärte er, die Verbindung unseres südwest - afrikanischen Schutzgebietes mit der Heimat sei eine ganz ungenügende; wir hätten nur sechsmal im Jahre einen regelmäßigen Schiffsverkehr; alle unsere Depeschen müßten über Kapstadt gehen — Diesen That- sachen und Anschauungen ist schon häufig und seit Jahren Ausdruck gegeben worden, sie verdienen aber eine besondere Erläuterung Die jetzige sechsmalige Schiffsverbindung nach Südwestafrika ist von einer Gesellschaft hergestellt, sie genügt zunächst dem Bedürfnisse; auch kennten leicht in dringenden Fällen Extradampfer dahin abgesandt werden, wobei nur eine größere Geschwindigkeit zu wünschen wäre Die englischen Postdampfer fahren bis Kapstadt durchschnittlich in achtzehn Tagen Die Wörmann- Dampfer brauchen bis Swakopmund gewöhnlich 30 Tage. Schon vor acht Jahren hat der Elberfelder Kaufmann v Lilienthal seine Sendungen wiederholt in Zeit von 16 Tagen nach der Walfischbai mittelst englischer Schifte gebracht. Ein Gewinn von 14 Tagen ist bei gewissen Verhältnissen, wie gegenwärtig, schon ein großer Vorteil. Wichtiger noch als die Dampferverbindung, mit der wir seit drei Jahren immerhin Fortschritte gemacht haben, ist die Herstellung einer telegraphischen Verbindung. Der Generalkonsul in Kapstadt ist von amtswegen ange wiesen, von allen dort bekannten Vorgängen aus Südwest astika telegraphisch hierher Mitteilung zu machen Er hat aber nur alle vier bis fünf Wochen eine direkte Verbind ung nach Südwestastika, indem ein kleiner Dampfer Be richte mitbringt, die öfter« schon wochenlang unterweg« waren Eine unmittelbare Verständigung mit dem Landeshauptmann über Ereignisse, die gerüchtweise in der Kapkolonie verbreitet sind, kann er sich nicht ver schaffen. Die Kolonie Südwestastika bleibt einen vollen Monat und länger von der übrigen Welt abgeschnitten, ein Zustand, für den man nicht so leicht ein Analogon findet Der Telegraph würde sich ohne Zweifel nach allen Richtungen hin bezahlt machen und da« ganze Schutz gebiet auf eine höhere Stufe stellen. Er wird für fried liche Zeiten der ganzen Entwickelung der Kolonie große Dienste leisten, für ernstere Zeiten ist er ein unabweisbares Er fordernis. — An zweiter Stelle wurde hervorgehoben, daß die verstärkte Schutztruppe nach Herstellung des Friedens wohl an die Entwaffnung der Eingeborenen gehen könne Hierin ist wohl das einzige Mittel zu suchen, um in Südwestastika dauemd Ruhe herzustellen und den Ein geborenen alle Gelüste zu Erhebungen zu nehmen Wenn man sich erinnert, von welchen günstigen Erfolgen die Entwaffnung der Eingeborenen auf den Marschall-Inseln und den Salomons-Jnseln gewesen ist, so ist anzunehmen, daß die Entwaffnung der Südwestasrikaner eine beschlossene Sache ist. Anders steht freilich die Frage, ob die Ent waffnung aller Eingeborenen ohne neue Kämpfe durch führbar sein wird und ob sie nicht sehr bald von englischer Seite neue Waffen erhalten werden Die Waffen- und Munitionszufuhr von dorther gründlich abzuschneiden, wäre mindestens ebenso wichtig wie die Entwaffnung — Das Resultat der Reichstagswahl im Wahlkreise Rupp in-Templin ist bis auf vier Ortschaften bekannt; Es erhielten: Lessing (steif) 4717, v Arnim (kons) 7010. Apelt (Soz.) 3730, Schükerk (Antis) 2318 Stimmen — 40 englische, 12 deutsche, 2 französische und 4 belgifcheSozialdemokraten haben sich gestern in Aachen versammelt und nennen ihre Zusammenkunft „Internationaler Bergarbeiterkongreß". Selbstverständlich sind die meisten „Delegierten" alles andere, als etwa Bergarbeiter, sondern Zeitungsschreiber, Parteibeamte u. s. w Irgendwelche Be deutung hat der Kongreß nicht. Dessau Die Festlichkeiten anläßlich des Negierungs jubiläums des Herzogs Friedrich schlossen gestern abend mit einem Reitersest in der Reitbahn, wobei auch die anwesenden fürstlichen Personen mitwirkten Die Ver anstaltung stellte die historische Entwickelung der anhaltischen Truppen dar bfterretch-UNgar«. Wien. Infolge von Vorwürfen gegen die vereinigte Linke aus Parteikreisen, beabsichtigt die Partei eine deutsch liberale Vertrauensmänner-Versammlung hierher einzuberusen. Die Versammlung soll nötigenfalls eine Erweiterung des Parteiprogramms beschließen. Buda-Pest Der Ministerpräsident Baron Bansfy begab sich gestern abend zu kurzem Aufenthalte nach Wien A r a u k r e i ch. Paris Im Vordergründe der Politik steht gegenwärtig die Steuerreform des Kabinett Meline. Die Minister haben hierüber bisher beraten, ohne end- giltige Beschlüsse zu fassen. Man weiß jedoch ungefähr, wie diese wichtige Frage liegt. Das Ministerium steht vor einer Alternative. Entweder muß cs eine gründliche, all gemeine Reform vornehmen, welche die Aushebung der Thür- und Fenstersteuer, sowie der persönlichen Biobiliar steuer in sich begreift, und diese durch eine Einkommen steuer ersetzen, welche notwendigerweise die Besteuerung der französischen Rente mit sich bringen würde. Oder es müßte sich auf eine Reform der persönlichen Mobiliarsteuer beschränken, den erworbenen Reichtum wirksamer treffen und als Grund lage der neuen Besteuerung außer der Miethe äußere Zeichen der Lage des Steuerpflichtigen ins Auge fassen, wie Pferde, Wagen und Anzahl der Dienstboten mit be sonderer Steuererhöhung für die männlichen. Die Mehr zahl der Minister, an ihrer Spitze der Finanzminister und der Ministerpräsident, ist Anhänger der ersten dieser beiden Reformarten Dagegen wollen die übrigen Mitglieder des Kabinetts und namentlich Hr. Hanotaur von der Be steuerung der Rente nichts wissen. Auch ist der Umstand nicht ohne Einfluß auf die Minister geblieben, daß auf die bloße Nachricht von der Absicht der Besteuerung der Rente die Kurse an der Pariser Börse sofort herunter gingen. Andererseits diktieren die Erörterungen über die Einkommensteuer in den Gencralräten, in der Kammer und im Lande überhaupt dem Ministerium eine durch greifende Steuerreform — Gegen Ende der letzten Sitzung der Budgetkommission stellte der radikale Abgeordnete Bazille den Antrag, „die Negierung nm sofortige Vor legung ihres Planes zu ersuchen." Hr. Delombre bemerkte demgegenüber, daß der Antrag in dieser Fassung ihm nicht annehmbar erscheine. Da es jedoch klar sei, daß der Regierung selbst daran läge, die Diskussion des Budgets nicht zu verzögern, erklärte er sich bereit, sich in seiner Eigenschaft als Präsident der Budgetkommission zum Ministerpräsidenten zu begeben und ihn zu fragen, wann der Finanzminister in der Lage sein werde, der Kommission seine Pläne vorzulegen Die« wurde ange nommen und die Kommission vertagte sich dann «ins cki« in Erwartung de« Regierung-projekte«, welche«, wie man annimmt, der Kommission nicht vor nächstem Mittwoch zugehen wird Möglicherweise wartet da« Kabinett sogar den Wiederzusammentritt der Kammer, nächsten Donners tag, ab, um seinen Plan der Kammer vorzulegen, anstatt ihn direkt der Budgetkommission zu unterbreiten — Ministerpräsident Meline hat an die Professoren der Departement« ein Rundschreiben zur Bekämpfung der gegenwärtigen Trockenheit gerichtet Er er innert darin zunächst an die bedeutenden Verluste, welche das außerordentlich trockene Jahr von18S3 der Landwirt schaft brachte, und fordert die Professoren auf, sich unver züglich betreffs Abhilfe mit den Landwirten in Verbind ung zu setzen. Er weist besonder« auf Veränderung in der Fütterung der Haustiere hin und führt in dieser Hin sicht da« Beispiel der dänischen Landwirte vor. Da« Schreiben schließt mit den Worten: „Ähnliche Resultate könnte auch Frankreich mit seinem ausgezeichneten Klima, seiner stetig wachsenden Getreideproduktion und seinem Überfluß an Stroh und Kartoffeln erzielen, das bei seinen 6 Millionen Milchkühen doch nur für 60 bis 70 Millio nen Franc« Butter auSsührt" * Paris Präsident Faure traf am Sonntag mittags in Amboise ein und wohnte daselbst der Enthüllung des Denkmals für den Senator Guinot bei. Nachmittags reiste der Präsident nach Tours, wo er gestern den Grund stein zum neuen Bahnhofsgebäude legte. Hierbei hielt er ein« Ansprache, in der er ausführte, das einträchtige Zu sammenwirken von Kapital und Arbeit, wie sie durch den Verwaltungsrat der Eisenbahngesellschast und die von ihr beschäftigten Arbeiter repräsentiert würden, mache Frank reichs Größe und Wohlfahrt aus. Abends fand im Theater ein Festmahl statt Auf eine Ansprache des Maire er innerte Präsident Faure in seiner Erwiderung an seine in Tours verlebten Jugendjahre, rühmte den Patriotismus und die republikanische Gesinnung der Bevölkerung der Touraine und trank auf das Wohl der letzteren Nach der Rede Faures wurden die russische National hymne und die Marseillaise gespielt und stehend an gehört. Als beide Lieder verklungen waren, ertönten wiederholte Rufe: „Es lebe Rußland!" und „Es lebe Frankreich!" Auf der Rückfahrt nach der Präfektur wurde der Präsident mit herzlichen Zurufen begrüßt. Auch in Amboise war der Präsident ans das Herzlichste begrüßt worden. — Im letzten Ministerrate unterzeichnete der Prä sident der Republik Faure die Ernennung des bisherigen Seinepräfekten Poubelle zum Botschafter beim Vatikan und des bisherigen Generalpostdirektors de Selves zum Seinepräsekten, sowie die Ernennung des Deputierten Delpeuch zum Unterstaatssekretär der Posten und Tele graphen Der Ministerrat setzte die Prüfung des Ent wurfes betreffend die Reform der direkten Steuen, fort. — Dem am Sonnabend abend unter Vorsitz des Senatspräsidenten Loubet abgehaltenen Jahres- bankett der nationalen Bimetallisten-Liga wohnten unter anderen der Ministerpräsident Meline, der Handelsminister Boucher, der Gouverneur der Bank von Frankreich Magnin und eine Anzahl Senatoren und Deputierter bei. Beim Nachtisch verlas Loubet mehrere Telegramme auswärtiger bimetallistischcr Ver einigungen, welche die französische Liga zu ihren Erfolgen beglückwünschten Loubet gab im Anschluß daran der Hoffnung Ausdruck, daß Meines Eintritt in die Staats gewalt der Frage des internationalen Bimetallismus zum Triumph verhelfen werde (Beifall.) Ministerpräsident Meline erwiderte, er habe es stets bedauert, daß die europäischen Staaten plötzlich auf ein Währunqssystem verzichtet hätten, welches ihr wirthschastliches Gedeihen ge sichert hätte und seit dessen Aufgabe sich die Handelskrisis datiere Das Heilmittel gegen dieselbe sei Rückkehr zum Bimetallismus Meline erklärte, daß im Parlamente gute Vorbedingungen für diese Rückkehr vorhanden seien Was ihn persönlich anlange, so beharre er bei seiner früheren Überzeugung; allein diese Frage sei eine wesentlich inter nationale. Die bimctallistische Bewegung mache sich in England, Deutschland, Belgien und den Vereinigten Staaten lebhaft geltend, es fehle ihr nur der elektrische Funke; wann dieser Funke kommen werde, wisse er nicht, aber kommen müsse er, weil cs die Macht der Thatsachen fordere. (Lebhafter Beifall.) — Der Kriegsminister hat eine Kommission ernannt, um über möglichste Ersparnisse und Vereinfachungen in dem Budget des Kriegsministerums zu beraten. — In gut unterrichteten Kreisen wird beharrlich be hauptet, daß der frühere Botschafter in Konstantinopel Noailles an die Stelle Herbettes treten werde. — Aus Anlaß der bevorstehenden Zarenkrönung in Moskau sind zahlreiche Häuser auf den Boulevards und den vornehmen OuartierS jenseits der Seine mit russischen Flaggen geschmückt, die neben den französischen die Allianz symbolisieren sollen. Für Dienstag wurde etwas Neues, daß eine Staatsregierung die Münze als Kunstwerk betrachtet, und die Entwickelung des Medaillen wesens hat damit unstreitig einen bedeutenden Schritt vor wärts gethan. Schon seit dem Jahre 1830 machte sich in Frankreich das Bestreben geltend, das Münzwesen künstlerisch zu reformieren, ja es wurde der Satz deutlich ausgesprochen, daß eS die Pflicht des Staates sei, nach dieser Richtung reformatorisch zu wirken. Eine ähnliche Bewegung datiert in Deutschland erst vom Jahre 1890, wobei es auffallend ist, daß die deutsche Presse, die doch sonst gleichsam als galvanischer Niederschlag der Ereignisse des Tages anzusehen ist, nicht das Geringste davon erfuhr. Um in Frankreich Medaillen zu studieren, darf man nicht Museen besuchen, ebensowenig das Münzkabinett, welches nur die vom Staate geprägten Münzen aufbewahrt Man muß vielmehr die Medaillenkünstler selbst aufsuchen, die in stiller Verborgenheit und An spruchslosigkeit ihrer Kunst leben und trotz allen Welt ruhmes nie an die Öffentlichkeit zu treten pflegen. Das Bild der eigentlichen Entwickelung der Medaille in Frankreich beginnt wie bei uns mit einer Epoche, in der die Medaillenkunst ganz herabgekommen ist. Zu Na poleons Zeiten gab es ganz interessante Medaillen von sauberer Arbeit, die aber infolge Schablonenhaftigkeit sich nicht über das Mittelmaß erhoben Ein neuer Weg wurde von den Künstlern der romantischen Epoche eingeschlagcn, deren Eigenart sich am klarsten in den Werken ihres größten Meisters Donge ausprägt, der das Studium über Medaillen zuerst eingeführt hat Wir haben von ihm einige Medaillen berühmter Leute seiner Epoche, die er nicht au« geschäftlichem Eigennutz, sondern aus reiner Liebe zur Kunst dargestellt hat Dieser Zug der Uneigen nützigkeit ist allen französischen Medailleuren eigen Das Beste, wa« sie schufen, war für Freunde oder Verwandte bestimmt. Diese Dongesche Manier war bis 1850 üblich. Allmählich sank die Kunst auü den Händen des Künstlers »um Handwerk hinab. Seit 1860 brach sich eine neue Entwickelung auf dem Gebiete der Skulptur Bahn, die von Rom auSging, da« damal«, wie auch heute noch, al- Zentrale der Kunst galt Unter den Kunstjüngern, welche 1860 nach Rom kamen, war auch Ehapu, ein junger Bildhauer, der seine Freunde auf 'Medaillons porirätterte. Seine ersten Medaillen unterschieden sich von denen Dönges nicht sehr, sie sind noch hoch im Relief rc., sie haben jedoch einen Zug ins Malerische hinein, den Dongs nicht kennt. Diese junge Bewegung war von vornherein in Gefahr, daran zu scheitern, daß die Regierungsbeamten mit aller Energie an der alten Schablone festhielten. Ehapu hat bis in sein siebzigstes Jahr die Medaille in Form des großen Medaillons gepflegt und hier das Schönste geschaffen, was wir auf diesem Gebiete besitzen Bald kanr wieder eine neue Anregung von anderer Seite, die von Gronscard ausging. Ursprünglich Priester, dann Bildhauer, endlich Medailleur, besaß er ganz das eruptive Naturell, das ihn befähigte, eine einmal gefaßte Idee rücksichtslos durchzuführen Nach langen und harten Kämpfen mit der unentwegt am alten Zopf hängenden Akademie gelang es ihm, den älteren Dubois, der damals an der Spitze der Regierung stand, für seine künstlerischen Grundsätze zu begeistern und mit seiner Hilse eine Reform des Medaillenwesens nach ganz neuen Gesichtspunkten zu inscenieren Was früher hart und brutal, ward unter seinem Griffel weich und malerisch, was Gleichmäßigkeit und platte Symmetrie, erhielt jetzt durch sinnige Gruppierung und durch die freie Verwendung der Schrift belebende Frische und Abwechselung. Ein junger Genosse EhapuS, Chaplain, schloß sich den beiden ersten Meistern an und brachte es zu höchster Kunstvollendung Au« der Reihe junger Talente gingen noch hervor Degeorge, ein zu höchsten Erwartungen berechtigender Künstler, der leider zu früh für die Kunst dem Tode verfiel, ferner Daniel Dupuis, der Schöpfer der Plaquette« und O. L. Roty, der noch lebende große Meister, dessen Werke sich in ganz Frankreich größter Popularität erfreuen Man kann wohl behaupten, daß zur Zeit die Medaille im Mittelpunkt des Interesse« der französischen Kunst steht. In Deutschland beginnt man sich ebenfalls in neuester Zeit zu regen und ebenso wie in Frankreich vorzugehen, aber, wie es scheint, etwas zu schnell Wir müssen uns bemühen, gerade so von Grund aus mit der Form anzufangen wie die Fran zosen Wenn da« geschieht, und wenn der deutsche Künstler sich bestrebt, ebenso uneigennützig wie sein französischer „Bruver m Apoll" pa> m seine Kung zu Verliesen, dann läßt sich hoffen, daß auch bei uns die Kunst der Medaille einer neuen großen Zukunft entgegengehen wird. * In Frankfurt a. M. hat am 23. d. Mts. die Trauerseier für Klara Schumann stattgefunden Eine zahlreiche Trauergemeinde war im Heim der Ver storbenen versammelt, um der Künstlerin die letzten Ehren zu erweisen. Viele Damen, Freundinnen, Verehrerinnen und Schülerinnen der Dahingeschiedcnen hatten sich ein gefunden, sowie die Vertreter der Frankfurter Musikwelt. Von auswärts waren Prof. Joachim aus Berlin und Kammersänger Hauser aus Karlsruhe erschienen Zahllos waren die Blumenspenden, die den aufgebahrten Sarg be deckten und ringsum untergebracht waren Wohl alle, die der Verstorbenen gesellschaftlich oder künstlerisch nahestanden, hatten diesen letzten Tribut der Verehrung entrichtet: die Landgräfin von Hessen, der Landgraf von Hessen, Prinz Friedrich Karl von Hessen, die Fürstin von Hohen- zollern, die MuseumSgcsellschaft, das Theaterorchcster, das Konservatorium Karlsruhe, der Musikverein Barmen, das Hochsche Konservatorium, das Raff-Konservatorium u s. w Ein Choral aus der Bachschen Matthäuspassion eröffnete die Trauerfeier. Alsdann hielt Pfarrer Battenberg die Trauerrede Der Weg ist kurz, die Ruh' ist lang, so be gann der Prediger, der dann in warmempfundenen Worten in der Verstorbenen die gottbegnadete Künstlerin und eine der evelsten Frauen aller Zeiten schilderte. Das Wort des Dichters: „Wer den Besten seiner Zeit genug gethan, der hat gelebt für alle Zeiten" gelte auch hier Sie habe Liebe und dankbare Bewunderung bei ihrem Volk, ja in der ganzen musikalischen Welt gefunden; da« Wirken in ihrem hehren Beruf habe tiefe und segensreiche Spuren hinterlassen „Nun hebt ein neues Leben an und ein schönes Leben", so habe sie als junges Mädchen an ihren Bräutigam geschrieben, „aber schwere Pflichten ruhen aus mir, der Himmel gebe mir Kraft, ich hatte immer einen großen Glauben an Gott und werde ihn mir immer er halten" Dieser Glaube habe sie von frühester Jugend bi« in« späteste Greisenalter begleitet, getragen von dem edlen Geniu« der Kunst In der Größe iyre« Seelenleben« lebe allen dem Unterrichtsminister unterstellten Anstalten ein Ferientag gewährt Ferner hat der Krieg«m,nister den Truppen für den 28. d Mt« Urlaub bewilligt; an diesem Tage wird Wein verteilt und Strafen werden erlassen werden Auf Bitten der russischen Militärschüler erhalten die französischen Schüler am 26 d Ml« Urlaub In der Oper fand vorgestern eine Gratisvorstellung ebenfalls au» Anlaß der Krönungsseierlichkeiten statt Da« Stück, welche« bereit« im Jahre 1893 beim Besuche der Russen in Pari» aufgeführt worden ist, wurde mit großer Be geisterung und lautestem Beifall ausgenommen — Hier war die Rede davon, den Kaiser von Rußland zum Ehrenoberst eine« französischen Re giment« zu ernennen, aber die Maßregel, welche ohne Präcedenzfall gewesen wäre, steht vollständig im Wider spruch mit dem militärischen Reglement, weshalb davon Abstand genommen wurde — Der „TempS" versichert, das Kabinett habe sich bezüglich der geplanten finanziellen Reformen im Prinzip für eine Steuer auf französische und aus ländische Rente ausgesprochen Der Steuersatz und der Steuermodus würden wahrscheinlich in der heutigen Kabinettssitzung festgestellt werden. — Die am Sonnabend beschlossene Präfekten - Verschiebung hält sich in den bescheidensten Grenzen Es wurde nur einigermaßen Korrektur geübt an der Aktion Bourgeois', welcher den Sozialisten Konzessionen gemacht hatte. So erhielt der von der Präfektur Tarn, dem Streikgebiete von Carmaur, ins Departement Coröze versetzte Präfekt Doux jetzt die bessere Präfektur der Basse« Pyrennse« und der sozialistische Präfekt von Tarn, den Bourgeois dahin gesendet hatte, Pianacassague, erhielt eine Stelle in der Finanzverwaltung — Rochefort läßt in den „Lebenserinr erringen", die er jetzt publiziert, die Darstellungen, welche bewährte Gambettisten, wie Joseph Reinach und Emanuel Aröne, von den Ursachen des Todes ihres bewunderten Freundes gegeben haben, nicht gelten. Er bleibt dabei, Gambetta könne sich nicht selbst verletzt haben; der beste Beweis, daß eine fremde Hand einen Revolver auf ihn abgefeuert haben müsse, liege in der eigentümlichen Verletzung der Muskeln seines rechten Vorderarms Sobald aber diese Gewißheit bestehe, müßten alle übrigen Vermutungen gestattet sein Der Chefredakteur des „Jntransigeant" und Memoiren schreiber im „Jour" will von einer Person, die in alle Geheimnisse der bewegten Existenz Gambettas eingeweiht war, den wahren Sachverhalt erfahren haben Diese Person dürfte wohl eine auch in der Politik vielgeschäftige Dame sein, welche durch ihren verstorbenen Gatten mit Rochefort und persönlich mit Gambetta eng befreundet war und einen Augenblick gehofft hatte, er würde ihr seinen Namen geben Als diese ehrgeizige Hoffnung zu Wasser wurde, wandelte sich ihre Freundschaft in Groll, sie schwatzte und intriguierte gegen ihn, sodaß Gambetta, der gleich dem alten Thiers, „seine Erziehung nicht auf den Knien einer Herzogin erhalten hatte" und recht brutal sein konnte, nach dem Sturze des großen Ministeriums von seiner ehemaligen Egeria sagte, sie benehme sich wie eine „elmrcutwre 6N ckcmsnuv" (rasende Wursthändlerin). Belgien. Brüssel. Zwischen dem Kriegsminister, General Brassine und den Führern der Rechten ist ein Streit ausgebrochen, der so recht die Nachteile des Mangels der allgemeinen Wehrpflicht zeigt. Die klerikalen Heißsporne wollen, um den sozialistischen Wühlereien für den persön lichen Militärdienst entgegenzuarbeiten und „gute Wahlen" zu erzielen, die Staatsunterstützung für die Familien der m der Armee dienenden Soldaten von monatlich 10 auf 30 Frcs. erhöhen. Ter Kriegsminister will nur eine Erhöhung um 5 Frcs., also 15 Frcs. zugestehen, überdies für alle Nichtdienenden eine Militärsteuer cinführen Darüber wird jetzt hinter den Kulissen verhandelt; das Ministerium steht auf feiten des Kriegsministers Die katholische Presse ist empört darüber, daß man die Soldaten und ihre Familien „mit einem Trinkgelde von 5 Frcs." abspeisen will Mit einer so kleinen Erhöhung werden sich allerdings die Arbeiter und Bauern, deren Söhne „eine schlechte Nummer" gezogen haben und im Heere dienen müssen, nicht dazu bewegen lassen, „gut", d. h. klerikal zu wählen Italien. Rom. In der Deputiertenkammer entwickelte gestern Abgeordneter Jmbriani in einer Inter pellation seine Ansichten über die auswärtige Politik in Europa Redner sagte: Die Mehrzahl der Schäden erwachse Italien aus der Zerfahrenheit der Politik und aus dem Dreibund. Er wünsche, die Vereinbarungen des Dreibunds kennen zu lernen und frage, ob derselbe ein Protektorat sei oder eine Garantie biete, und wenn dies der Fall wäre, von wem oder worauf Redner verlangte, daß die Regierung das Gerücht dementiere, wonach die Tripelallianz zur Unterdrückung etwaiger Volksagitationen dienen würde. (Lebhafte Zwischenrufe. Lärm.) Redner frug, weite Haltung die Regierung geaenüber England viele heyre Xeyrerm und gute 'Mutier fori >ur alle Zerttn. Chorgesang (aus „Paradies und Peri" von Schumann) schloß den Trauerakt. * Berliner Blätter veröffentlichen folgende Zuschrift des Komponisten Hrn. August Bürgert: „Durch die Zeitungen geht über mein Werk „Homerische Welt" eine nicht zutreffende Notiz, die ich hiermit berichtigen zu wollen bitte. Ich arbeite seit etwa 15 Jahren an zwei großen Opernwerken Das erste heißt: „Die Ilias" und besteht aus zwei Abenden mit je einem Vor spiel: „Achilleus" und „Klytemnestra". Das zweite Werk heißt: „Die Odyssee". Es zerfällt in vier Abende mit je einem Vorspiel. Die vier Abende haben die Titel: „Kirke", „Nausikaa", „Odysseus' Heimkehr" und „Odysseus' Tod". Der Gesamttitel der beiden umfangreichen Werke ist „Homerische Welt". — Musikalisch vollendet ist die Tetralogie: Die „Odyssee" bis auf einen Teil des Klavier auszuges von „Odysseus' Tod" Vor kurzem eingereicht am König! Hostheater in Dresden und zur Aufführung im Herbst bestimmt ist aus äußeren Gründen zunächst „Odysseus' Heimkehr"; die anderen Werke sollen dann in möglichst kurzen Zwischenräumen folgen Jedes Werk ist, trotz deS inneren dramatischen Zusammenhanges des Ganzen, allein ausführbar. Musikalisch skizziert und teilweise be reits ausgeführt, sind die Abende: „Achilleus" und „Kly- tcmnestra". An diesen beiden Werken schaffe ich jetzt weiter und hoffe sie in nicht ferner Zeit zu vollenden." x Am 2. Juni findet in Paris zu Ehren von Ca mille Saint-SaönS ein große« Festkonzert statt. Der bekannte Komponist, der vor genau fünfzig Jahren zum ersten Male vor das Publikum trat, wird darin selbst mitwirken Zur Ausführung gelangen u a.: Mozart» k-moll-Konzert (von Saint-Sak'n« 1846 gelegentlich feine» ersten Auftreten« vorgetragen), Sonate Saint-Sa.-n«' für Piano und Violine, auigeführt vom Komponisten und von Sarasate, und Konzert sür Piano mit Orchester, von Saint-Sa>"n« gespielt. Die beiden letzten Werke sind noch nicht im Druck erschienen zu klär eine gefo Ber vert es tiert bcdi aebi Mil zur uv sch M ka, I' fei ha nn Ml fp' Bk Jt wä hir Dr De Jt« leb 6H zu rick «dl leb fei wei W« Ru wel isol -glü zu die der fcha von Jta Im Nöi Im eine auf besc und wel Mä eine zwif reich Pol zuh' Mä um der stütz, ermi der prew lasse. Neu und dem lichei wird Antr Bau« schrei zemb beste, famtl Preif und befiel wirk! v R steriu Emm bilde, der a der Kirch, fämtl Karls direkt v. Si Büch gardt warb Sache tiqua, gekauf Werk« zielte im ? feltem da« h samml Der z
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