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Dresdner Journal : 04.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-04
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1896
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Grieche«!»»*. Athen Die Kronprinzessin von Griechen land, bekanntlich die Schwester Sr Majestät de« Deutschen Kaiser«, ist am Freitag von einer Prinzessin glücklich entbunden worden Die Prinzessin erhielt den Ramen Helene — Die Königin und der Kronprinz reisen am 11. d«. Mt«. nach Mo«kau. Asieu. Persien. Rach einer Meldung de« „Reuterschen Bureaus" au« Teheran hat der Musaffer ed-din Mirza in Täbri« als Schah den Thron bestiegen Die Thronbesteigung Musaffer« wurde in der großen Moschee durch den Hauptpriester verkündet. Alle Prinzen, Gouver- „eure und Minister brachten dem Schah ihre Huldigungen dar. — In einer Unterredung, welche der persische Gesandte mit einem Redakteur de« „TempS" hatte, gab er, wie aus Paris gemeldet wird, folgende Darlegungen über die Thronfolge in Persien: Es sind kerne Komplikationen zu befürchten. Die Thronfolge ist genau geregelt. Der älteste Sohn folgt dem Vater auf den Thron, wenn er — das ist die einzige Beschränkung — auch mütterlicherseits edler Abstammung ist. Heute ist der Thronfolger deshalb der zweite Sohn Musasser-ed-din, weil der ältere Prinz Zill-es-Sultan Sohn einer Sklavin ist. Persien, fuhr der Gesandte fort, unterhält die besten Beziehungen zu den Rachbarmächten, sowobl zu England, als insbesondere zu Rußland Man kann nicht annehmen, daß der Thronwechsel eine Änderung in dieser Beziehung herbeiführen werde. Man behauptete, der ältere Sohn habe vorwiegend Sympathien für England, aber das hat keine Bedeutung, denn Zill-eS-Sultan ist wenig be liebt bei unS und kann überdies niemals Schah werden Eine Krönung wie in Europa giebt es in Persien nicht. Das Leichenbegängnis wird sehr einfach sein; der Schah wird in der Moschee Koum, einer alten Grabstätte unserer Dynastie, bestattet werden. — Über die Sekte der Babis äußerte der Gesandte: Bab, wie sich der Gründer dieser religiösen und politischen Sekte vor fünfzig Jahren nannte, heißt die Pforte, Bab-el-Mand«b die Pforte von Mandcb. Das Attentat vor 39 Jahren, bald nach der Thronbesteigung Nasr-EddinS ging ebenfalls von BabiS aus. Nasr-Eddin wurde damals von drei Männern, Babisten, angehalten, als er auf das Laad ritt. Sie wollten ihm eine Bittschrift übergeben. Nasr-Eddin brachte sein Pferd zum Stehen, und in demselben Augen blick fiel er verwundet vom Pferde. Diesmal haben die Babis besser gezielt. Afrika. Kairo. Wie gemeldet wird, hat bei Akascheh zwischen drei Eskadronen der ägyptischen Kavallerie und dem elften sudanesischen Regiment einerseits und dreihundert Kamelreitern der Derwische anderseits ein Zusammen stoß stattgefunden. Die Derwische wurden zurück schlagen und erlitten große Verluste Der Verlust der Ägypter betrug einen Toten Kapstadt. Das Parlament des Kaplandes ist mit einer Rede des Gouverneurs eröffnet worden, in welcher das Eindringen einer bewaffneten Macht in Trans vaal als dem Völkerrechte widersprechend bezeichnet wird; das Ereignis werde tief von jedem ehrenhaften An siedler beklagt und habe die bedauerlichsten Folgen gehabt Die Regierung des Kaplandes werde im Vertrauen auf die englische Regierung Schritte thun, um eine Wieder holung derartiger Vorgänge zu verhindern, durch welch letztere die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der eng lischen Kolonie und den benachbarten Staaten stark ge fährdet würden Die Erhebung im Matabeleland würde mit der größten Besorgnis betrachtet; er, der Gouverneur, hoffe, daß die Truppen, welche sich auf dem Marsche zum Entsatz der belagerten Garnisonen befänden, zeitig genug eintreffen würden, um ernste Verluste an Leben und Eigen tum zu verhindern — Nach einer Meldung aus Bloem fontein hat der Volksraad des Oranjesreistaats die Regierung aufgefordert, den Lberkommissar der Kapkolonie zu benachrichtigen, daß der Oranjefreistaat den mit der Charteret» Company abgeschloffenen Auslieferungs- Vertrag aufkündige, da der Volksraad es ablehnc, die Charlered Company als Negierung anzuerkennen — Eine Abteilung aus Salisbury, welche auch von Cecil Rhodes begleitet war, schlug einen Trupp Matabeles bei Gwelo und tötete 30 derselben; auf britischer Seite wurde kein Verlust verzeichnet Eine amtliche Depesche aus Kapstadt meldet, daß die Rebellen sich aus der Nähe von Bulawayo zurückgezogen haben Man nimmt an, daß sie der Kämpfe müde sind und sich zur Wanderung gegen Norden rüsten. Dresdner Nachrichten vom 4. Mai. * Der hiesige Rat fordert in einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer des „Dresdner Anz" die hiesige Einwohnerschaft auf, ihrer freudigen Anteilnahme an der hohen Auszeichnung, die durch den Besuch Ihrer Majestäten de« Kaiser« und der Kaiserin am 9 Mai der Stadt Dresden und der II. internationalen Gartenbauausstellung zu teil wird, durch Schmücken der Häuser Au«druck zu verleihen * Der für gestern von Mitgliedern de» Deutsche» Reichstags beabsichtigte Besuch der II. internatio nalen Gartenbauausstellung ist unterblieben Der Präsident des Reichstags, Hr. Frhr. v. Buol, hat an Hrn. Oberbürgermeister Beutler ein Schreiben gerichtet, in welchem er sein Bedauern darüber ausdrückt, daß die Arbeiten de« Reichstag« eS den Mitgliedern de« Gesamt vorstande« unmöglich machen, der Einladung nach Dresden Folge zu leisten * Infolge des andauernden Regens, der seit Sonnabend H10 Uhr abends eingetreten ist, hat der Elb- ström bereit« den in der vorigen Meldung der König!. Wasserbaudirektion angegebenen Höchststand überschritten und nach weiter eingegangenen Mitteilungen ist noch an haltendes weiteres Steigen de« Stromes zu erwarten, wo durch für die Schiffahrt mannigfache Hindernisse eintreten dürften — Von der hiesigen König!. Wasserbau direktion gehen uns heute folgende Nachrichten zu: Durch die regnerische Witterung in Böhmen und Sachsen ist ein plötzliches Anschwellen des Elbstrome« eingetreten, welche« nach den aus Böhmen eingegangenen Nachrichten ein weiteres erhebliches Steigen der Elbe auch in unserer Stadt zur Folge haben wird. Über die WafferstandS- verhältniffe sind gestern und heute folgende Meldungen eingegangen: :!. Mai, 8 Uhr Vorm. 4. Mai, 8 Uhr vorm Prag 21» em über Null »72 om über Null Laun 64 - - - 67 - - - Brandcis 148 - - - 18» - - Leitmeritz 148 - - - 2»o - - - Am Pegel zu Dresden ist beobachtet worden: den 3 Mai, 8 Uhr vorm.: 43 em über Null; den 4. Mai, 8 Uhr vorm.: 116 em über Null Vom Landeskulturrat zu Prag ist für morgen, Dienstag, früh, für Dresden ein Wasserstand von 200 em über Null und weiteres Steigen vorausgesagt worden. — Nach einer soeben eingegangenen Depesche des Landcskulturrates ist für morgen abend ein Wafferstand von 340 em über Null in Dresden zu er warten. * Die aus Anlaß der II. Internationalen Garten bauausstellung geplante Dampferfestfahrt in die Sächsische Schweiz muß des eingetretenen Hochwassers wegen unterbleiben. * Dem soeben veröffentlichten 16. Jahresberichte des unter dem Protektorate Ihrer K. und K Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August stehenden Vereius „Lehrer innenheim" und „Feierabendhaus" auf das Jahr 1895 entnehmen wir folgende Angaben: der Verein wurde 1876 begründet, begeht also in diesem Jahre die Feier seines 20jährigen Bestehens Durchreisenden oder stellesuchenden Lehrerinnen will der Verein eine gute, dabei aber mög lichst billigt Unterkunft zu vorübergehenden Aufenthalte (Wohnung und Verpflegung täglich von 1,60 M an) bieten. Daneben wird in dein mit diesem Heim ver bundenen „Feierabendhausc" den Lehrerinnen für die Zeit der Arbeitsunfähigkeit und Hilssbedürftigkeit im Alter teils gegen mäßiges Entgelt, teils in halben over ganzen Frei stellen Wohnung und Verpflegung gewährt Im verganaenen Jahre beherbergte das Lehrerinnenheim 412, das Feier abendhaus 10 Lehrerinnen. Der Besuch des Heims ist naturgemäß in den Sommer- und Herbstmonaten am stärksten, im Februar ain schwächsten. Mit Rücksicht auf die gesteigerte Benutzung ist das ganze Haus mit Ausnahme der zweiten Hälfte des Erdgeschosses feinem eigentlichen Zwecke eingcräumt worden Mehrere Legate und Geschenke, insbesondere für die Prinzessin Luven-Frei stelle, sind dem Vereine zugeflossen. Die im Monat März mit Genehmigung der Hohen Protektorin im Musenhause veranstaltete Darstellung lebender Bilder aus der biblischen Geschichte ergab den reichen Ertrag von 4000 M. Die Zahl der Mitglieder stieg im Berichtsjahre von 296 auf 354 mit insgesamt 1820 M Jahresbeiträgen Die Vor sitzende des Vereins, Frau Landgerichtspräsident Brückner, Winkelmannstraße 23p, nimmt jederzeit Anmeldungen ent gegen Das Lehrerinnenheim erfreute sich iin vergangenen Jahre einer Einnahme von 26114 M Bei einer Aus gabe von 23717 M. ergab sich ein Kaffcnbestand von 2397 M. Tav Vermögen betrug am Jahresschlüsse 39000 M. in Wertpapieren und in der An- und Abzahl ungssumme von 66000 M. für das im Jahre 1889 für 81000 M. gekaufte Hausgrundstück Kranachstraße 11. Dieses ist noch mit einer Hypothek von 15000 M. be lastet. Die Hausverwaltungskaffe ergab einen Reinertrag von 2358 M. Die Rechnung für das FeierabcndhauS schloß mit einem Kassenbestande von 76 M. ab. Das Vermögen des letzteren beläuft sich aus 25588 M. o Infolge der im Laufe des gestrigen Tages an haltend niedergehenden Regengüsse war auf den hiesigen Bahnhöfen kein reger Personenverkehr zu bemerken; e« war stiller als an Wochentagen und nur wenn Sonder züge zum Besuche der 2. Internationalen Gartenbau ausstellung eintrafen bez. wieder abfuhren, entstand vor übergehend ein größerer Andrang Von Berlin brachte der Sonderzug nur 68 Personen, der von Leipzig 491, wäh rend von Prag-Bodenbach 170 Personen hier eintrasen Heute brachte ein Sonderzug von Plauen i. V 140, ein solcher von Chemnitz 180 Personen hierher. » In Wien findet in der Zeit vom 9. bis 14 Mai d. I . derll.Jnternationale landwirtschaftlicheMaschinen' markt, in Berlin am 13. und 14. Mai eine Mast viehausstellung, ebendortselbst vom 29. Mai bis 1. Juni eine Internationale Hundeausstellung und KriegS,'- hundeprüfung statt. Die sächsischen Staat«bahnen ge währen den Teilnehmern an diesen Ausstellungen freien Rücktransport der ausgestellten Tiere bez Gegenstände unter den bekannten Bedingungen L Die heurige Frühlingswitterung ist der Entwickel ung der Obst bäum b litten außerordentlich ungünstig, und wenn nicht in den nächsten Tagen sonnige und warme Tage kommen, wird die diesjährige Obsternte namentlich in Kirschen und Birnen sehr gering werden, denn die Befruchtung wird durch das nunmehr volle fünf Wochen anhaltende voriviegend naßkalte Wetter erheblich beeinträchtigt. In den Niederungen und auf den nach Süden zu geneigten Hängen blühen die Kirschen und Birnen, wie wir bereit« gemeldet haben, schon seit Mitte der vorigen Woche, und auch in den anderen Lagen wird die Blüte zur vollständigen Entwickelung gekommen sein. Auffällig spät tritt diesmal die Baumblut allerdings nicht ein, denn in den Jahren 1883, 1884 und 1888 blüten die bezeichneten Obstsorten auch erst anfangs Mai und 1892 sogar erst gegen Mitte dieses Monats. — Wer in den nächsten Tagen bei Ein tritt etwas besserer Witterung auch den Anblick einer immerhin stattlichen Blütcnpracht genießen will, besuche von Niederpoyritz aus daS Pappritz-Gönnsvorfer Plateau und wende sich von dort quer durch den Helfenberger Grund hinüber nach Rockau, Malzschendorf, Kritzschendorf re. Weitere lohnende Partien in die Baumblut bieten sich auf dem linken Elbufer unterhalb Dresden« auf dem Wege von Niederwartha nach Weistropp, Oberwartha, Rcnnersdorf, PodemuS rc., fowie oberhalb Dresdens von Niedersedlitz nach Wölkau-Röhrsdorf-Börthen re. oder von der Station Häselich im Müglitzthal über den Finckenfang bei Maren nach HauSdorf. Dort stehen überall die Kirschbäume noch auf mindestens eine Woche hinaus in reichem Blütenschmuck. — Von anderer Seite wird uns geschrieben: So verregnet ist die Baumblut wohl selten gewesen wie in diesem Jahr; nicht an einem einzigen Tage war die Witterung bisher auch nur einigermaßen zu einem Besuche der iin schönsten Blütenschmucke sich zeigenden Umgebung geeignet und der gestrige Sonntag, der als der eigentliche Baumblutsonntag zu gelten hatte, war w verregnet, daß die zahlreichen Gast wirte in den benachbarten Ortschaften, die an solch' einem Tage auf ein Hauptgeschäft rechnen, fast gar keinen Besuch erhieltrn Die Landstraßen und Fußwege find so aus geweicht, daß sich jedermann fürchtet hinauszugehen Die Folgen dieses seit Wochen anhaltenden ungünstigen Wetters machen sich auch im Handel und Verkehr geltend. Die Geschäftsleute klagen fast durchweg darüber, daß die Saison artikel sich keiner Nachfrage erfreuen und schließlich ganz unverkauft bleiben, besonders fühlbar tritt dies in der Konfektionsbranche zu tage; nicht minder klagen die Bau gewerken, da vielfach die Arbeiten ganz eingestellt werden müssen n. Zntcrnatiorale Gartenbau-Ausstellung zu Tresdrn. v Ein ganz den Charakter modernster Freilicht-Malerei tragendes Bild bietet sich dem Auge des Besuchers der Ausstellung dar, wenn er den durch schwere Sammet vorhänge abgeschlossenen Saal betritt, der vom Haupt eingange aus links des Kuppelbaues liegt: Ein Bild voll Licht, Farbe und Leben! Links, im Vordergründe, sicht man einen kleinen Weiher, der durch das klare Wasser eines munter plätschernden Wiesenbaches gespeist ist; an dessen User zieht sich ein in leichten Krümmungen bis zu einer Treppe langsam aussteigender Weg hin Mehrere Knüppelbrücken wölben sich über den Bach. — Die Treppe läßt uns zu einer von Steinsäulen umfaßten Höhe ge langen, von der man einen reizenden Überblick über dieses landschaftliche Bild genießt, welches die Gartenkunst mit vollstem Verständnisse der Natur abgelauscht hat Dieser ganze Raum war den Besitzern der Seidel schcn Gärtnerei (Laubegast) für eine großartige Kollektion von Zierpflanzen zur Verfügung gestellt worden, mit der sich diese Firma um die Hauptpreise beworben hat. In sehr geschickter Weise ist diese letztere Absicht durch eine Teilung des ganzen Thalhanges, welche der beschriebene Weg andeutet, zum Ausdruck gebracht worden Es han delte sich bei diesen Preisbewcrbungen einmal um die Schaustellung von 50 verschiedenen blü henden Ziersträuchern in 50 verschiedenen Sorten, sodann um eine Kollektion von 50 winterharten blühbaren Ziersträuchern und Ctauden- gewächsen in mindestens 15 einzelnen Sorten. Rechts de« Wege« sehen wir 100 Stück dreijähriger Rhododendren in zwanzig verschiedenen Spielarten, dazwischen in gefälliger, scheinbar zwangloser Anordnung ein mindesten« dreißig verschiedene Abarten enthaltende« Sortiment von Brules pontica und Xralsa mollis. Um der zweiten Aufgabe zu genügen, ist der andere Thalhang mit 100 Stück winter- harten Rhododendren in zwanzig verschiedenen Farben nuancen bepflanzt, deren leuchtende« Bunt durch da» zarte Grün de« überall sprossenden Farrenkraute« einen wirk samen Untergrund erhält. Dicht am Eingänge diese« Saales, an dem schon erwähnten Weiher, steht ein üppig gewachsener Rhododendrenstrauch mit weißen Blüten. Dieser gleichwie sein Pendant, ein in brennend roter Blütenpracht leuchtender Rhododendron, sind al« glück liche Bewerber um den Preis für „gute Kultur und Blütenreichtum" ausgetreten Zwanzig brülle» moUi» in wieder anderen, zart abgetönten Farbennuancen gruppieren sich um den weißen Rhododendron. Dem Weg zur Höhe folgend, begegnen wir überall Sumpf- und Wasserpflanzen; alle möglichen Staudengewächse er höhen die Täuschung, daß man hier nicht auf künstlich binnen kurzer Frist geschaffenem, sondern auf natürlich gewachsenem Grund und Boden zu stehen glaubt. Steigt man von der Seite herab, so führt uns ein mehrfach durch Stufen unterbrochener Weg unter ein Zeltdach, dessen First man bereits beim Aufstiege aus dem Grün hervorschimmern sah. Ein neue« Bild von reizender Lieblichkeit entrollt sich vor dem Auge de« überraschten Wanderers: In Form eines Dioramas von vorzüglich perspektivischer Wirkung erblicken wir den Lieblingssitz der Königl. Majestäten — „Sibyllenort", vom Hoftheatermaler Hrn. Rieck gemalt, — vor uns. Natur und Kunst greifen hier so ineinander, daß man kaum wahrnehmen kann, wo erstere aushört und letztere beginnt. Der Schöpfer dieser reizenden Überrasch ung ist der Königl. Gartcnbaudirektor Bertram-Blasewitz, der dem Inhaber der Seidelschen Firma allenthalben bei den Arrangements zu dieser gelungenen Kollektivausstell ung zur Hand gegangen ist. Hrn. Seidel ist für seine „Gesamtleistung" der höchste, der Kaiserpreis, zuerteilt worden. Der diesent Raume gegenüberliegende, von der Ein trittshalle also zur rechten Hand gelegene Saal bietet dem Eintretenden zunächst den Ausblick auf ein farbenprächtige« Azaleen-Parterre, da« den sehr günstig wirkenden Vorder grund abgiebt für einen sich bis zur Deckenhöhe erhebenden Aufbau, welchen die Gärtnerei des Hoflieferanten W. Mietzsch-Dresden mit herrlichsten Zierpalmen besetzt hat. Eine von derselben Firma ausgestellte über hundert Exemplare zählende Kollektion hochstämmiger, blühender Rosen bildet den Übergang von der Farbenpracht der Azaleengruppen zu dem erwähnten Palmenhaine In der Mitte des Aufbaue« steht eine 0xe»8 eiroin»Ü8, ein Exemplar von ganz hervor ragend schönem, kräftigem und ebenmäßigem Wuchst. So wohl die ausgestellten Rosen, wie das Palmenarrangement hat verdiente Auszeichnungen, u. a. den 1. Ehrenpreis der Stadt Dresden, erhalten Wir werden in unseren Aus stellungsberichten die Firma Mietzsch noch mehrfach zu er wähnen haben Die Azaleen des Mittelparterres in diesem Raume sind zumeist von Dresdner und in der Umgebung Dresdens ansässigen Gärtnern ausgestellt; diese Pflanzen lassen erkennen, daß unsere Gärtner sich mit Erfolg be müht haben den berühmten belgischen Azalecnzüchtern auch in dieser Beziehung Konkurrenz zu machen Die Beete an den Längswänden sind mit verschiedenen Rosenkollek tionen besetzt; ganz besonders haben die Firmen Ruschpler- Tresden und Drehwitz-Coswig für Rosen, sowohl Hoch- wie Fußstämme und Wurzelechte, ausgestellt, die in Wuchs, Farbenpracht und Knospenansatz hervorragend schön sind Die Besucher dieses Saales möchten wir noch besonder« auf die durch Thalacker-Leipzig (Gohlis) ausgestellten Nelken- und Amaryllisgruppen, ferner auf die von Ol der g-Striesen zum Wettbewerbe gebrachten Kamelienstämme und endlich auf die die Saalecken aussüllenden prächtigen Palmen der Genter Gartenbaugescllschast aufmerksam machen Ehe wir die Haupthalle verlassen, kehren wir noch einmal zu der in unserem vorigen Berichte nur flüchtig erwähnten Lrchidcen-Kollektion von A A Peeters- Gent zurück Hr. Peeters, der als Vertreter der Königl. Belgischen Regierung hier anwesend ist, nennt uns den Preis einzelner dieser farbenprächtigen Schmarotzerpflanzen. Danach repräsentiert die Sammlung einen ganz bedeuten den Wert. Eine solche Farbenpracht und so bizarre Formen, wie die meisten der hier stehenden Pflanzen auf weisen, kann nur die Tropensonne zelligen; bald glaubm wir einen Fliederzweig in zartestem Lila, bald eine Gold regen- oder Kastanienrispe vor uns zu sehen, nur mit dem Unterschied, daß die Färbung der Orchideenblüten, die oft noch durch metallischen Glanz erhöht wird, eine äußerst intensive ist. Andere Exemplare gleichen in der Form Schmetterlingen oder phantastischen arabeskenartigen Ge bilden So wenig hübsch der Stengel ist, der diese Wunderblume trägt, so entzückend ist letztere selbst. Eine „Miltonia" und das getigerte „Ockontoxlo^um < N8PUM aurntum Leickeli" sind als besondere Seltenheiten und Wertobjekte zu erwähnen schcn zeigten, sodaß sie zuweilen, wenn eS vorwärts gehen sollte, erst zur Seite geschoben werden mußten Nach einer Fahrt von dreimal zwölf Stunden wurde Urga erreicht, die Resi denz des Bogdo Göggen, der als die Verkörperung eine« Gotte« gilt, und der Sitz buddhistischer Gelehrsamkeit, die hier in vier Fakultäten, Theologie, Astronomie und Astrologie, Medizin und Geheimwissenschaft, von 12000 bis 13000 Lama«, wie die buddhistischen Mönche der Mongolei heißen, gepflegt wird — Die Schilderungen Hrn. Leder« wirkten sehr anschaulich, und seine Darstellung de« buddhistischen Religionssystems, auf die hier nur hingewiesen werden kann, ermöglichte einen Einblick in dessen eigen tümliche Gedankengänge. H G. * Der Besuch der deutschen Universitäten hat sich in den letzten Jahren im ganzen nicht erheblich gesteigert. Im Durchschnitte de« Studienjahre« von Michaeli« 1886 bi« dahin 1887 befanden sich auf den 20 Universitäten im Deutschen Reiche und auf der Aka demie zu Münster sowie auf dem Lyceum zu Braun«berg 28 044 immatrikulierte Studierende, im Studienjahre 1894/95 dagegen 28 165; die Zunahine um 0,43 Proz bleibt sonach ziemlich weit hinter der Bevölkerung«- zunahmc zurück Nichtsdestoweniger ist da« Anwachsen der Studentenschaft in einzelnen Fakultäten überaus stark Die juristische Fakultät nimmt hierbei die erste Stelle ein. Bei ihr fanden sich im Studienjahre 1886/87 5328 Studenten, im Studienjahre 1894 95 aber 7483, was eine Steigerung um 40,45 Proz bedeutet W Tic dritte internationale Kunstausstellung in Berlin ist gestern mittag im Lande«auüstellung«- gebäude in Gegenwart de« Kaisers, der Kaiserin, de» Fürsten von Bulgarien und eine« zahlreichen geladenen Publikum« eröffnet worden Der Kulturminister l)r Bosse wir« in der Eröffnungsansprache daraus hin, daß, während sonstige Ausstellungen die Blüte der zeitgenössischen Kunst repräsentierten, hier mit Rücksicht auf die Jubelfeier der Akademie versucht worden sei, die Entwickelung der vater ländischen Kunst in ihren wechselnden Perioden und Be ziehungen zu dem Herrscherhaus zu lebendiger Darstellung zu bringen. Kunstausstellungen seien kulturhistorische Dokumente für die Erfassung und Darstellung de« Wahren und Schönen; die bildeten einen untrüglichen Maßstab für die jeweilige Kulturstufe einer Nation Dankbar begrüße unser Volk die Künstler fremder Nationen, welche sich bereitwilligst an dieser Ausstellung mit ihren Werken be teiligt hätten. Dankbare Gastlichkeit würden die fremden Künstler auch fernerhin überall im deutschen Lande wie in Preußen finden Diesen weitherzigen selbstlosen Geist verdanke Preußen seinen Königen, welche die Pflege von Kunst und Wissenschaft in freiester Entwickelung zu den vornehmsten Aufgaben des Staate« gemacht hätten, wohl wissend, daß Schönheit und Wahrheit die einzigen Ourllen und Regulatoren de« künstlerischen Schaffens seien, aus welchem so viele Segnungen für Krone und Volk gefloficn wären. Voll tiefen Tanke« blickte daher das Volk auf sein Königshaus. „Ew. Majestät folgen auch hierin dem erhabenen Vorbilde Allerhöchstihrer erlauchten Ahnen und haben durch die Zusammenfassung dreier Körperschaften den hiesigen Ausstellungen eine neue Organisation ver liehen; unauslöschlich ist der Dank der Künstlerschaft für so mächtigen Schutz und wirksame Pflege, für welche auch diese Ausstellung ein redendes Zeugnis ist." Tie Ansprache endete mit einem Hoch auf den Kaiser, Aller- höchstwelcher alsdann da« Zeichen zur Eröffnung gab -f- Die Beisetzung des Professors v Treitschke hat am Sonnabend unter großer Beteiligung stattgefunden. Anivefend waren u. A. der Kultusminister Ur Bosse, der frühere Kultusminister v Goßler und der badische Ge sandte v Jagemann * Johannes Brahm« hat vom Kaiser Franz Joseph da« Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft erhalten e« ist die erste Verleihung dieser Auszeichnung an Ton«; künstler 8 Am Sonnabend, ist zum ersten Male in Berlin, am dortigen Lessingtheater die Operette „Waldmeister" von Johann Strauß aufgeführt worden Die Kritik tadelt einstimmig da« Textbuch, spricht sich aber sehr freundlich über die Musik au« Einer der kühlsten Berliner Referenten, Karl Kred« in der „Voss Ztg ", fchreibt die«bezüglich: Di« Musik von Strauß klingt recht gut; sie ist vor allen Dingen außerordentlich geschickt und diskret instrumentiert Sofern man auf originale Erfindung Verzicht leistet, kann man ihr manche hübsche Melodie nachrühmcn Das beste bietet der »ivcite Akt Ein pikante« Terzett war von großer Wirkuna, und da« sein gearbeitete Walzerfinale wird voraussichtlich noch zu ausgcbreiteter Popularität kommen Der letzte Akt fristet sein Leben nur von Couplet«; sic sind sein einziger Daseinszweck, denn von Handlungs wegen könnte das Stück ganz gut mit dem zweiten Akt schließen oder auch schon früher, oder auch erst nach einem vierten Akt, e« wäre alles so ziemlich gleich. Von diesen Couplets fand ein „Kokctterielied" den meisten Beifall, es mußte, wie viele andere Nummern, wiederholt werden K Hofthcatcr. Da bei der Gencraldirektion viele dringende Wünsche nach einem nochmaligen Auftreten der Signorina Prevosti eingelausen sind, so ist für Donners tag, den 7. Mai, „Der Barbier von Sevilla" angesctzt worden, in welcher Oper die italienische Künstlerin die Rolle der „Rosine" singen wird. Am 8. Mai beginnt eine Aufführung des „ Nibe lungenringe«" von Richard Wagner E« sind dafür folgende vier Tage angesetzt worden: 8. Mai: „Rhcingold, 9 Mai: „Die Walküre", 12 Mai: „Siegfried", 15 Mai: „Götterdämmerung". Ncsidenztheatcr. Die Tragikomödie „Da« Lumpen gesindel" wird nur noch einige Male wiederholt werden. Am Freitag, den 8. d«. Mts beginnt Hr. Franz Tewele vom VolkStheater in Wien sein Gastspiel Zur Aufführ ung gelangt das Lustspiel „Der Herr Direktor" von A Bisson Gestern am Sonntag mittag sand in der Refor mierten Kirche eine Musikausführung de« Dresdener Mozartverein« statt, die durch ihr Programm wie durch di« gebotenen Leistungen einen vorzüglichen Eindruck machte Sachgemäß beherrschte Mozart den größten Teil de« Pro gramm« und zwar mit weniger allgemein bekannten Kompo sitionen So hörte man neben der von Pfretzschner für Orgel eingerichteten I'-moU-Phantafie zu vier Händen drei der Kirchensonaten, welche Mozart in Salzburg al« Zwischenspiele für den Gotte«dienst komponiert hat, ferner eine Arie au« der sechSsätzigcn C-ckui -Vesper „äs Dominic»", die für vier Singsttmmen, zwei Violinen, zwei Trompeten, Pauken, Baß und Orgel geschrieben ist, und zwei deutsche Kirchenlieder, die, ursprünglich für eine Singstimme mit Orgel verfaßt, gestern im dreistimmigen » eapellu-Satz vorgeführt wurden Mozarts Kirchensonaten sind weder im Satz noch im Ausdruck strenge, kirchlich anmutende Musikstücke, sie nehmen sich vielmehr glänzend ja fröhlich aus, wie da« gestern die beiden ungeheuer frischen zweiteiligen Allegrosätze erwiesen. Eine Ausnahme stellung hat durch Tempo (Andante) und Form die Sonate bls-cknr (Köchel Nr. 67), die man gestern an zweiter Stelle hörte; sie ist gedämpfter im Ausdruck der Empfindung, aber von dem von un« verstandenen kirchlichen Ton immer noch beträchtlich entfernt Die Sonaten sind zum Teil nur für Violinen, Baß und Orgel, zum Teil auch noch für Trompeten und Pauken, Oboen und Hörner geschrieben; die Orgel ist in keiner durchgehends selbständig, in der Mehrzahl nur harmoniefüllend behandelt. .. Außer den Mozartschen Stücken, zu denen da« Konzertprogramm ausführliche Bemerkungen gab, gelangten ein drei stimmiges Himmelsahrtslied von M Jauptmann, zwei Stücke für Violine und Orgel von Seb. Bach (wohl aus einer Suite), das Engrlterzett au« „EliaS" und eine Arie au« Händel« „Messias" zum Vortrag Letztere und die Mozartsche Arie wurden von Fr! Wedekind sehr klar in den Koloraturen und mit würdigem Aus druck gesungen In den dreistimmigen Gesängen, deren stimmschöne Wiedergabe auch musikalisch wohl geriet, wirkten die Frl« Grub, Alberti und Ringier zusammen und an der Orgel war in Hrn Uso Seifert ein oft be lobter Meister diese» Instrument« thätig Er trug mit Hrn Cl Braun die Phantasie vor und erfreute im werteren Verlauf der Ausführung wieder durch die groß« Noblesse seine« Spiel«, die auch da hervortritt, wo keine selbständige oder gar virtuose Aufgaben gelöst werden. Die Violmisten de« Mozartverein« hielten sich unter Hrn. Hofkapellmeister Schmitt« Leitung sehr wacker... Da« Gotteshau« war dicht besetzt P
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