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Dresdner Journal : 04.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-04
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1896
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Ferner wird noch betont, daß General v Hahnke weder m der Frage der Reform des Mililarstrasverfahren«, noch in einer anderen Frage in irgend eine Verbindung mit Mitgliedern der Reichstag« getreten fei. — Im Reichstagswahlkreis« Löwenberg, wo sich bekanntlich eine Ersatzwahl nötig macht, was bei den letzten allgemeinen Wahlen im Jahre l 893 Hr ^Holleuffer nut 5051 Stimmen gegen 4486 freisinnige p»d s8 sozial demokratische Stimmen gewählt worden, n^chdrH ins Iahst 4892 der bis dahin ununterbrochen in frMnnjHsM Desi- gewesene Wahlkreis bei einer Ersatzwahl zum erstenmal von den Konservativen erobert worden war Die Konser vativen de« Wahlkreise» haben bereit« mit Zustimmung der Nationalliberalen an Stelle Holleuffer« den Grafen v Nostitz auf Zobten (Krei« Löwenberg) als Kandidaten aufgestellt — Das preußische Lehrerbesoldungsgesetz ist end- ailtig gefallen, da das Herrenhaus am Sonnabend auch ln der zweiten Lesung da« Gesetz abgelehnt hat. Über die Debatte wird folgende« berichtet: Oberbürgermeister Schneider weist aus das Einverständni- de« Hauses in den prinzipiellen Bedenken gegen das Gesetz hin und bittet, da- Besetz ohne Kommissionsberatung aus der Welt zu schassen Die Verantwortung dasür, daß den Lehrern nicht geholfen werde, trage die Regierung, die einen anderen Weg einschlagen möge. Kultusminister Bosse weist aus die sehr bedenklichen Seiten de» vorgestrigen Beschlusses hin, einen Gesetz entwurs abzulehnen, der von der Regierung in heißer Arbeir, vom Abgeordnetenhause in langer Kommissionsberatung ge schaffen sei; einen derartigen Weg habe das Herrenhaus noch nie eingeschlagen. Auch die Lehrer Hütten zuerst weitergehende Wünsche gehegt, jetzt seien sie aber einmütig sür den Entwurs in der Fassung des Abgeordnetenhauses. Die Zumutung, daß die Regierung die Berantwortung für das Schei tern der Vorlage tragen solle, weise er entschieden zurück Professor Bierling beklagt es, daß der Gesetzentwurf bereits in der ersten Lesung niedergestimmt sei, und beantragt, da- Gesetz jetzt noch in eine Kommission zu verweisen. Dieser Antrag wird vom Präsidenten v. Manteusfel und dem Ober bürgermeister Struckmann als nach der Geschäftsordnung un zulässig zurückgewirsen Finanzminister Miquel sührtau», der Gesetzentwurf bringe endlich den Lehrern feste Grundlagen einer bescheidenen Existenz schneide Differenzen zwischen Lehrern und Ge meinden ab, und solle den Lehrern Freizügigkeit gewähren Die Hauptwirkung deS Gesetze« werde im Osten liegen, nichtsdesto weniger seien auch die Lehrer des Westens dasür Rach langen Beratungen sei der Entwurf im Abgeordneienhaufe gegen eine verschwindende Minorität ang-nommen worden, werde er nun bier » limlov abgclehnt, so sei das schwerlich der richtige Weg. Bergeblich sei es, der Regierung die Verantwortung dafür zuschiebcn zu wollen, das Land werde wissen, wo sie zu suchen sei Man wünsche ein neues Gesetz; aber aus welcher Grund läge? Die Rechie und Linke könnten wohl negativ, aber nicht positiv zusammen stimmen. Neue DispositionrsondS könnten geschaffen werden, wo bleibe dann aber die gesetzliche seste Grundlage? Tie Städte besürchteten eine Vermehrung deS administrativen Eingreifens, der Gesetzentwurf wolle aber im Gegenteil eine gesetzliche Regelung schaffen Im übrigen werde dir Regierung jedenfalls bei ihrem Entschluß bleiben, de» Lehrern nach Kräften zu Helsen Oberbürgermeister Bender legt dar, daß der Entwurf wegen der Belastung der Städte, weaen der AltcrSzulagekasscn und wegen der grundsätzlich verschiedenen Behandlung der Steuerzahler in den Städten und aus dem Lande unannehmbar sei. Daß die Lehrer dem Entwurf zustimmten, der ihnen immerhin etwas bringe, sei nicht ver wunderlich. Geh. Oberfinanzrat Germar betont dem gegenüber, daß die Belastung des platten Landes entsprechend der Leist- »ngssähigkcit ungefähr doppelt so groß sei, wie die der Städte Damit schließt die Generaldiskussion, eS folgt die Beratung des 8 1 der Vorlage in Verbindung mit einem Abänderungsantrag des Grasen Zielen-Schwerin. Der Antragsteller legt dar, er wünsche, d ß sein Antrag einer Kommission überwiesen werden möge, damit aus diesem Um wege doch eine Kommissionsberatung d s Gesetzes ermöglicht werde. In demselben Sinne spricht sich Prof.Dernburg aus, wogegen Oberbürgermeister Becker das Gesetz als grundsätzlich falsch bekämpft und sich gegen die KommissionSberatung aus- spricht. Hr. v Levetzow befürwortet demgegenüber sehr leb haft eine Kommissionsberatung des Antrages, aus dem sich ein ganzes Gesetz rekonstruieren lasse. Ter Antrag wird indessen abgelehnt, ebenso der 8 1 der Vorlage Aus Antrag des Oberbürgermeisters Becker wird daraus über den Rest der Vorlage im ganzen abgestimmt und dieser abgelehnt. — Der „Vorwärts" redet seinen Lesern vor, die diesjährige siebente Feier des „Weltfestes der Arbeit" habe „an Umfang und Massenhaftigkeit der Teilnahme" die vorjährige Feier abermals übertroffen. Tie Wahrheit ist, daß die geplante sozialdemokratische „Manifestation" sich fast überall in noch bescheidenerem Rahmen als früher ge halten hat und von einer Ruhe der Arbeit nirgends die Rede gewesen ist. öftere eich-Ungarn. Buda-Pest. Dem gestrigen Tedeum wohnten der König, die Königin, sämtliche Erzherzoge und Erzherzoginnen, das gesamte diplomatische Corps mit Gemahlinnen und die Aristokratie des Landes bei Mit Ausnahme der Gemahlinnen des diplomatischen Corps waren sämtliche Damen in der alten nationalen Festtracht er schienen, wie sie bei den Krönungen der ungarischen Könige üblich war Der Primas von Ungarn Kardinal-Erzbischof Vaszary hielt die Predigt, in welcher er ausführte, daß der tausendjährige Bestand des ungarischen Staates auf Religiosität, gepaart mit Verfassungstreue und Vaterlands liebe beruhe — Tro- der unübersehbaren Menschenmenge, welche die Straßen füllte, herrschte überall eine musterhafte Ordnung Heute abend findet die offizielle Illumination statt Der König und die Königin werden heute -bend auf der Soiree beim Grafen TElo FesteticS und morgen -Hsu- M der dp» Grasxn LHwitz Apponyi erfcheipen r^i Paxi« Ohwohl Radikale und SoruEen pim gemeinsamen Kriege gegen die Regierung und die bestehende Ordnung entschlossen sind, scheinen sie doch noch nutzt ge nügend organisiert, um sofort zu den Waffen zu greifen Wenigsten« verlief der erste Mai, so weit bi« jetzt be kannt ist, sowohl in Pari«, wie in der Provinz, ohne besonders bemerken«werte Zwischenfälle. Der größte Manifestant war jedenfalls der Wonnemonat selbst, der anstatt de« Mailüsterl« eine nordische Kälte, Graupelwetter und alle halbe Stunden kalte Regenschauer brachte Unter diesen Umständen eignete sich der Tag wenig zu Kund gebungen auf der Straße, und wer nicht hinau« mußte, blieb hübsch daheim und wärmte sich am Kaminfeuer. In den großen Pariser Fabriken und Arbeiterzentren war da« Arbeiterpersonal überall vollzählig. Dementsprechend waren die Arbeiter- und Sozialisten «Versammlungen, die im Laufe des Tag» stattfanden, nur schwach besucht und die Hoch rufe auf die Kommune und die Revolution fanden nur geringen Wiederhall In der Versammlung der d'öäöration 6u Uütimoot empfahl der Kanalmaurer Gaillot den Anwesenden, die Stadt Paris nach Kräften zu be stehlen und so schlecht als möglich zu arbeiten. In der Versammlung des „Nationalbundcs der Arbeitersyndikate" beklagte die Bürgerin Louise Constant, Sekretärin des Syndikats der Wäscherinnen, „den geringen Eifer, mit welchem das Volk diese großen, historischen Tage feiere". Nur in der Versammlung der „Liga zur direkten Revision durch das Volk" war ein sozialistischer Deputierter, Hr. Vaillant, erschienen. Man beschloß dort, den Präsi denten der Republik und den Senat abzuschaffen und an deren Stelle das Referendum des Volks zu setzen. In einer Versammlung der Blanquisten wurde „Nieder mit Faure" und „Hoch die Verfaffungsrevision" geschrien und der sozialistische Pariser Gemeinderat Landrin eiferte gegen das „monarchische" Kabinett Möline und feuerte das Volk an, „Gewalt gegen Gewalt zu stellen." Im übrigen beschränkten sich die Tagesordnungen der heutigen Versammlungen auf das Verlangen des 8-Stunden- tags und der Lohnerhöhungen. Während vorm Jahre auf der Straße die Zeitungen, „die 3 Achten" („Les TroiS- Huit") und die „Manifestation du Premier Mai" Furore machten und reißenden Absatz fanden, erschien diesmal nur eine minderwertige Ertranummer der sozialistischen „Petite Röpubliquc". Paris. Wie berichtet wird, haben sich die gestrigen Gcmcinderatswahlen in Paris in völliger Ruhe voll zogen. Eine gewisse Erregung herrschte nur an den Ein gängen einiger Wahllokale, wo sich die Wähler etwas zahlreicher zusammengefunden hatten. — Die hiesige Nuntiatur dementiert in den heu tigen Morgenblättern offiziell das gestern abend hier ver breitete Gerücht von dem plötzlichen Tode des Papstes. Schweiz. Bern. Bei der gestrigen Volksabstimmung des Kantons wurde der Antrag auf Proportionalwahl des gesetzgebenden Körpers und Wahl der Regierung ebenso wie der Ständerüte durch das Volk mit 32000 gegen 28000 Stimmen abgelehnt. I t«t t e a. Rom. Eine Drahtmeldung der „Tribuna" aus Massauah besagt, das italienische Operationscorps, welches bei Senafe zusammengezogen war, habe sich in drei Kolonnen gegen den Feind in Bewegung gesetzt. Die erste Kolonne werde vorsichtig direkt gegen Adigrat hin vorgehen; die zweite Kolonne werde von Adiugri aus auf Adua marschieren, während die dritte, von Coatit kommend, die auf Adigrat zu marschierende erste Kolonne verstärken solle. Der Feind sei bei dem Focadaberge kon- zentriert, von wo aus er den Weg nach Adrigat verlege Tie Haltung der italienischen Truppen sei vorzüglich. Spanien. Madrid. Eine Depesche des „Heraldo" aus Ha bann« meldet, man bemerke bei den Aufständischen in den mittleren und östlichen Teilen von Cuba eine Konzcntra- tionsbewegung, deren Ziel es sei, Macea zu Hilfe zu kommen. Die Aufständischen fahren fort, die Zucker- pslanzungen durch Brandlegung zu zerstören. In einem großen Teile von Cuba ist die Zuckerernte infolge der Drohungen der Aufständischen noch nicht beendet worden. — Einer neueren Meldung zufolge soll der General Jnclan 1500 Aufständische bei Cararajuara in der Provinz Pinar del Rio geschlagen und sich eines Forts bemächtigt haben. Der Verlust der Aufständischen an Toten habe 200 Mann betragen. London. Wie ein wohlgezieltes Sprenggeschoß, schreibt die „K. Z", ist die Veröffentlichung de« ge heimen Depeschenwechsels zwischen den Leitern de« in Johannesburg geplanten Aufstandes, den Leitern der Chartere- Company am Kap und den Befehlshabern der Streitkräfte dieser Gesellschaft, vr Jameson und Major White, in Lopdon ugter dem Preßanhange der Ehart^red Com pany «vaeschlagen Die Depeschen bildeten da« Haupt- bemeismakrial in demPrsseffe gea^n hie nun vermst-jlten Führer upd Mitglied« deSMjaiWuMuffe« i, Jolami-S- burg Da letztere allesamt sich jchuldw bekpnpt hghf», so sind die Zweifel an per Echtheit dieser Stuck«, die hier und da, allerdings nur als Formsache, geäußert werden, kaum ernst zu erörtern Die Buren scheinen rechtzeitig erfahren zu haben, daß etwa« im Werke war. Wenn sie selbst anfangs nicht auf die Chiffretelegramme aufmerksam geworden waren, die von den Johanne«burgrr Führern mit den Männern am Kap und mit Jameson gewechselt wurden, dann fielen ihnen jedenfalls bei der Gefangen nahme der Freibeuter in KrügerSdorp einzelne dieser Depeschen in die Hände. In Major White« Satteltasche wurde der Schlüssel der Chiffre gesunden, und einmal auf der Führte, sand man den Rest der interessanten De peschen beim Telegraphenamt vor. Man darf also ruhig die Echtheit der Veröffentlichung vom Freitag annehmen. Die gewechselten Mitteilungen hüllen sich, abgesehen von der äußeren Geheimschrift, noch in da« hier übrigens sehr durchsichtige Rotwelsch der Börse. Der in Johannesburg geplante Putsch wird als Gründung einer Aktiengesellschaft behandelt. Die an Ort und Stelle Beteiligten sind die Aktionäre, und Jameson wird al» der Präsident bezeichnet Drei Gruppen tauschen diese Mit teilungen auS; in Johannesburg Lionel Philips und die übrigen, soeben zum Tode verurteilten und begnadigten Rädelsführer, an der Grenze Transvaal» I)r. Jameson und Major White und in Kapstadt Cecil Rhodes, Beit und Harris. Rhodes, damals noch Ministerpräsident der Kapkolonie, war der afrikanische Leiter der Charterrd Com pany, Beit ist der bekannte Millionär, Großspekulant und Großaktionär der Chartered Company, Vr. Harri» endlich der Sekretär der Gesellschaft in Afrika. Von ihm rühren die vorliegenden Depeschen her, in denen thatsächlich Rhode» das Wort hat, und Rhodes wird denn auch die Haupt verantwortung für sie zu tragen haben Betrachtet man unter der Beleuchtung dieser Depeschen die Ereignisse, die noch in frischer Erinnerung sind, so kann sich der objektivste Beobachter de» Eindrucks nicht erwehren, daß die Leiter der Chartered Company am Kap und ihre Freunde von der Großspekulation die in mancher Beziehung nicht unbe gründete Unzufriedenheit der Ausländer in Johannesburg zu schüren und zur offenen Auflehnung zu treiben suchten, um den gewünschten Anlaß zu finden, mit den Streitkräften der Chartered Company sich Johannes burgs und der Mmcngegend zu bemächtigen Augenschein lich war indessen die Bewegung nicht tief und nachhaltig genug, um die Masse der bei den verlangten Reformen beteiligten Elemente mit fortzureißen. Möglicherweise fand, abgesehen von der Großspekulation, der Goldgräber die Zustände nicht so unerträglich, wie der Reformausschuß und seine Organe an Ort und Stelle und in England sie darzustellen bemüht waren. Nur eine verhältnismäßig geringe Zahl der Grubcnbcvölkerung denkt daran, dauernd in Transvaal zu bleiben, und gerade die unruhigsten Ge sellen haben am wenigsten Verlangen nach den Vorteilen des Bürgerrechts in der südafrikanischen Republik. Ander seits sind die seßhaften Elemente und die reichen Groß spekulanten aus naheliegenden Gründen, sür ihre Person wenigstens, Männer de» Friedens. Vielleicht mochte auch mancher an die Gefahren denken, denen er sich aussetze. Mit den Buren ist nicht gut Kirschen essen und der muß schon recht früh aufstehen, der ihre Bauernlchlauhcit über listen will. So ersehen wir denn aus den Depeschen, daß, je näher der Zeitpunkt für den „Stapellaus der neuen Aktiengesellschaft" heranrückte, desto weniger der geplante Putsch vorwärtsrücken wollte. Die Männer an der Grenze drängten, die Männer am Kap drängten, aber die Leiter in Johannesburg wurden ängstlich, erklärten die Dinge für noch nicht hinreichend weit gediehen und rieten zuletzt dringend von Jamesons Einfall ab. Noch am 21. De zember hatte Oberst Rhodes aus Johannesburg an die Chartered Company in Kapstadt telegraphiert: „Bitte C I. Rhodes zu benachrichtigen, daß, wie es heißt, Präsident Jameson nicht reisen will, wofern er nicht besonderen Einladungsbrief erhält. Bestimmte Zusicherung ist von allen von uns erteilt, daß am Tage des Stapellaufs der Gründung Sie und er abreisen werden Davon darf nicht abgewichen werden, da viele Zeichner unter dieser Zusage bewogen wurden, Aktien zu nehmen. Wenn Brief nötig ist, kann er noch zugeschickt werden, allein es war verein bart, das bei Stevens zurückgelassene Schriftstück würde genügen, und Sie machten sich für die Abreise des Präsi denten verbindlich. Es ist sehr wichtig, das in Ordnung zu bringen" Acht Tage später jedoch erschöpften sich die JohanniSburger Leiter in ängstlichen Telegrammen, die von der unbedingten Notwendigkeit redeten, den Stapellauf oder Putsch hinauszuschieben Es war indessen zu spät. Die Geister, die man gerufen, konnten nicht mehr be schworen werden, vr. Jameson wurde bei KrügerSdorp gefangen, und die Männer in Johannesburg legten die Waffen nieder, ohne einen Schlag geführt zu haben. vr. Jameson und Genossen sehen in London ihrem Prozeß entgegen und werden sich auch bezüglich der neuesten Veröffentlichungen zu verantworten Haven Die unbehaglichste Stellung aber nimmt zur Stund« Hr Cecil Rbode« ein Selbst diejenigen, die lange für den Mann geschwärmt, Mm heute, daß er, milde gesagt, im Jntereffe her Uajssred Company seine Pflicht als Ministerpräsident Mletzk zzpd hie Interessen der Kapkolonie wie die schwer «r/ungene Eipigung der britischen und holländischen MtionaUtät, vom Mutterland! ganz abgesehen, leichtfertig auf» Spul gesetzt hat. — Von Southampton sind am Freitag weitere 500 Mann Militär nach Capstadt abgegangen — Die Londoner TageSpresse fordert mehr oder weniger nachdrücklich ein strenge» Vorgehen gegen Rhode« und die Chartered Company Nur die „Time»" vertei digen Rhodes Ihm verdanke da« britische Südafrika da» ganze große Gebiet bi» zum Tanganyikasee, nach dem bereit» die Hand einer fremden Macht (Deutschland») aue- gestreckt gewesen sei. Einfälle wie der Jamesons seien nicht» neues in der Afrikageschichte. Die Buren möchten gern Rhodes au» dem Wege schaffen, weil sie in ihm den furchtbarsten Vorkämpfer des bri tischen Übergewichts erblickten. Wenn Rhode» feind selige Maßregeln gegen Transvaal autorisiert habe, so sei e» geschehen, weil er in diesem rin ständige« Hindernis gegen jene» Einvernehmen der Holländer nnd Engländer, daS er allenthalben gewünscht, erblickt hätte Dieses Hinder nis bestehe noch und cS sei nicht geboten, mit dem fähigsten ergebensten Reichsfreund in Südafrika hart zu verfahren .. Ganz passend bemerkt die „Voss. Ztg." dazu: Von den „Times" sind wir jede Beschönigung eine» Bruches de» Völkerrechte« gewohnt, sobald e« geschäftliche Interessen einer gewissen Kapitalistengruppe berührt. Ob Lord Salis bury sich zu der Höhe der Flibustierauffassung aufschwingen wird, obwohl er der leitende Minister einer Weltmacht ist, wissen wir nicht und glauben wir nicht. Der Charter muß der südostafrikanischen Gesellschaft entzogen werden, sonst würde es sich empfehlen, wenn die Nachbarn des Charleredgebietes gelegentlich zur Selbsthilfe griffen und die dortige Bande von Abenteurern, soweit sie Angestellte der Gesellschaft sind, gewaltsam von ihren Grenzen ent fernen würden Ruhlau». St. Petersburg. Dem Vernehmen nach wird der außerordentliche chinesische Gesandte Li-Hung-Tschang am Dienstag vom Kaiser in feierlicher Audienz em pfangen werden. — Am Sonntag empfing Li-Hung- Tschang den Besuch des Finanzministers vr. Witte. Der Minister verweilte über eine Stunde bei Li-Hung- Tschang. — Auch der Minister der Auswärtigen An gelegenheiten, Fürst Lobanow-Rostowski und der Minister des Kaiser! Hofes, Graf Woronzow-Dasch kow, statteten Li-Hrmg-Tschang Besuche ab. Serbien. Belgrad Am Sonnabend mittag zog eine Schar von Hochschulstudenten vor das Fürst Michaeldenkmal, rissen eine ungarische Fahne von der Stange und ver brannten sie. Dabei wurden Rufe auügestoßen: „Nieder mit Ungarn! Nieder mit der ungarischen Fahne!" Von der Redaktion dez „Srpska Zastava" (serbische Fahne) aus wurde der Studentenzug durch Schwenken der ser bischen Fahne begrüßt Eine große Zuschauermenge war bei dieser Kundgebung anwesend, verhielt sich jedoch an fänglich ruhig und auch die Polizei schritt zunächst nicht ein. Später steigerten sich jedoch die Unruhen, sodaß die Gendarmen zweimal Feuer geben mußten; berittene Gendarmen hieben ein, worauf die Menge zerstob, sich aber an anderen Orten wieder sammelte. Tie Gewehrsalven waren in die Luft gerichtet, sodaß nur wenige verwundet wurden — Abends versuchte eine Schar von Studenten von neuem eine Kundgebung gegen die ungarische Fahne vor dem österreichisch-ungarischen Konsulat. Doch die Polizei und Gendarmerie trat dem Versuch schneidig entgegen, drängte die Demonstranten zurück und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Der Ministerpräsident ordnete kräftiges Vorgehen gegen diese Kundgebungen an, woran die Bürger schaft keinen Anteil nahm Einige Kaufleute schlossen ängstlich ihre Ladengeschäfte in den Straßen, wo die De monstranten sich der Polizei und den Gendarmen wider setzen wollten — Weiter wird hierzu noch gemeldet: Die antiungariscben Kundgebungen werden einschneidende Maß regeln zur Folge haben. So wird über Belgrad der Belagerungszustand verhängt werden und das Mi nisterium dürfte seine Entlassung geben. (?) Der Stadtpräfekt und der Kommandant der Gendarmerie sind bereits ihres Amtes entsetzt worden. Von den Verwun deten sind schon mehrere verstorben. — Wie au« Belgrad gemeldet wird, soll Fürst Ferdinand von Bulgarien dort zum Besuche des Königs Alexander am 7. Mai abends eintreffen. Sowohl seitens der Regierung, wie seitens der hauptstädtischen Gemeinde werden Vorbereitungen für einen feierlichen Empfang getroffen Der Fürst verbleibt einen Tag in Belgrad und setzt die Rückreise nach Sofia am Abend des 8. Mai fort. bemerkte Minister v. Goßler, daß heutzutage in der Kunst ost sür Kraft genommen werde, was im Grunde doch nur Rücksichtslosigkeit sei, und forderte auf, die Ideale in der Kunst hochjuhaltrn Mit stürmischer Begeisterung wurde ein Hoch ausgenommen, das Professor Tobbert auf den Fürsten Bismarck ausbrachte, dem als Einiger Deutschlands auch die deutsche Kunst unendlich viel zu danken habe Vom russisch-chinesischen Grenzgebiete. 'Rach einem Teile der langen Strecke, auf welcher das russische und chinesische Reich zusammentreffen, führte am 1. d Mts Hr Hans Leder, zur Zeit in Blasewitz lebend, die Mitglieder des Dresdner Vereins sür Erd kunde in einem Vortrag über seine Reise von JrkutSk nach der Mongolei. Es ist dies jene Stelle südlich vom Baikalsee, wo die beiden Städte Kiachta und Mai- maitschön al« die Hauptpforte des Handel« zwischen Ruß land und China liegen Der Vortrag erregte um so mehr Jntereffe, al« bei der Lösung der politischen und handels politischen Fragen, die sich an den asiatischen Osten knüpfen, auch diese Gegenden in Betracht kommen Hr Leder trat seine Reise von Jrkut«k auS im Jahre 1892 bei Beginn des Frühjahrs an. Aber noch ging e« im Schlitten im Thale der Angara aufwärts, noch war der Baikalsee mit dickem Eise bedeckt, über das, so lange e« nur geht, Reisende und Güter ihren Weg nehmen Zwei durch Tannenbäumchen, die im Eise befestigt sind, kenntlich ge machte Straßen führen zum Ostufer de« See«, der 80 lcm lange Handelsweg und der 56 lcm lange Postweg Nicht ohne Mühen werden dieselben bei Beginn de« Winter« hergestellt; denn den See bedeckt nicht eine glatte Eis fläche, sondern da« von den Flüssen herbeigesührtc Grund ei«, von den Winden und Welle» zusammengeschoben und gepreßt und durch den Frost zusammengekittet, bietet eine sehr rauhe Fläche dar, die erst geebnet werden muß Mit wunderbarer Regelmäßigkeit — fast immer am 15 Januar — wird die Eisdeck« fest, kann aber «uh dann noch mcht ohne Schwierigkeiten, selbst nicht ohne Gefahren passiert werden. Da« größte Hindernis bilden die im Eise entstehenden Spalten, wenn sie den Weg so kreuzen, daß sie nicht umgangen werden können. Drei bis vier Schlittenlängen vor der Spalte ist ein drei bis vier Meter hoher Wall aus Eisblöcken aufgetürmt, der aussieht, wie eine vom Maulwurfe aufgewühlte harte Erdkruste Mit großer Mühe müssen die drei Pferde und der Schlitten über diesen Wall gebracht werden Noch schwieriger scheint dem Neuling das Passieren der etwa drei Meter breiten Spalten zu sein, doch sind die Pferde darauf abgerichtet. Zwei von ihnen werden abgespannt und setzen, nachdem sie die Beine möglichst eng einander genähert haben, mit einem mächtigen Sprunge über den Spalt; das dritte thut dasselbe, zieht aber dabei den Schlitten mit hinüber Keinen schärferen Gegensatz kann man sich denken, als den zwischen der russischen Doppelstadt TroizkosawSk- Kiachta und dem nur durch einen schmalen Zwischenraum davon getrennten chinesischen Maimaitschön (auf unseren Karten gewöhnlich Maimatschin geschrieben). Kiachta, frei an Hügeln hingelagert, repräsentiert mit seinen netten Häusern und Gärten, den breiten Straßen, der kuppel- gekrönten Kathedrale und den großen Karawanseraien ein Stück Europa an der Pforte Asien« Maimaitschön ver birgt sich dagegen hinter hohen Mauern, seine Straßen sind eng und oben durch die weit rxorragenden, verschnör kelten Dächer fast überdeckt. Die Fenster gehen nicht nach der Straße, sondern nach dem Hose, zu welchem eine Einfahrt führt, vor welcher ein aus die Kante gestelltes Brett auch am Tage die Abschließung von der Außenwelt andeutet Die von Norden nach Süden durch die Stadt führende Hauptstraße verbindet die beiden Thore Maimaitschön«. Der Fremde wundert sich, vor dem Nordthore eine schräg gestellte Bretterwand zu sehen, deren Zweck er sich nicht erklären kann Sie soll ver hindern, daß man von den Fenstern Kiachta« nach Mai maitschön Hineinschauen könne, denn der Mongole fürchtet den „bösen Blick"; sie soll auch den Dämonen de« Norden« den Eingang verwehren Au» demselben Grunde ist auf der Außenseite der Bretterwand das Wort kn, d. i. Glück, angebracht. Maimaitschön ist der Sitz des chinesischen Verwallungsbeamten dieses Gebietes, eines Beamten mitt leren Grades, der, wie andere Beamte des himmlischen Reichs, immer nur auf drei Jahre ernannt wird. Die Stelle wird ausgeschrieben und an den Meistbietenden ver geben 6000, 8000, sogar bis 12000 Rubel werden für die Stelle in Maimaitschön bezahlt, und dabei erhält der Beamte nach unserem Gelde nur 800 M Gehalt, wovon er auch noch seine Untergebenen bezahlen muß. Allerdings ist er berechtigt, einen bestimmten Teil der Steuern, namentlich der in barem Gelde entrichteten, für sich zu behalten; aber auch dadurch könnte man sich nicht erklären, wie er in seiner kurzen Amtszeit nicht nur auf seine Kosten zu kommen, sondern auch soviel zu erwerben vermag, daß er nachher davon leben kann, wüßte man nicht, daß er hier, an der Grenze des Reichs, geradezu allmächtig ist und daher alle Hilfsquellen seine« Be zirke« für sich ausnutzen kann. Am Südthore von Maimaitschön stehen zwei Tempel, ein chinesischer und ein bud dhistischer. Beim Betreten des letzteren fällt dem Europäer die Übereinstimmung der Gliederung de« Baue« mit der einer griechisch katholischen Kirche aus, indem er in ein Hauptschiff, welchem der Altar gegenüber liegt, und zwei Nebenschiffe zerfällt Den Altar schmückt ein Bild, das eine zarte menschliche Figur darstellt, die an Stelle de« Kopfes eine Pyramide von vielen Gesichtern trägt und vier Arme besitzt. E« stellt Burchan dar, wie Buddha von den Tibetanern genannt wird. Über dem Tempel flattern im Winde an Schnüren befestigte Leinewand streifen, die mit der heiligen Formel „om ma ni bat ms obom" beschrieben sind. Die Worte sind ohne Zweifel indischen Ursprung«, wie der Buddhismus selbst, aber w«der in einer toten noch in einer lebenden Sprache Indien« wiederzufindcn Ihr Sinn umfaßt ein ganze« System buddhistischer Mythologie; sie gelten al« da« wirk samste Gebet, da« man durch (^ebetSmühlen unaufhörlich wiederholen läßt und an Wegen, auf Steinen, Bäumen, Fahnen und überall anbringt, wo r« nur möglich ist Der Mongole kennt keinen Ackerbau, hat daher auch kein Brot und lebt nur von Fleisch und Milck und dem, was daraus hergestellt werden kann. Nur Thee genießt er in Mengen, auch den Tabak liebt er, nimmt aber mit der allerschlechtcsten Sorte vorlieb Er sammelt zwar Pilze in Massen und trocknet sie, ebenso die Samenkerne der Zirbelkiefer, aber nur, um sie an die Chinesen zu verkaufen Gemünztes Geld giebt es nicht, vielmehr ist aller Handel Tauschhandel Für die Reise von Maimaitschön nach Urga versah sich daher Hr. Leder mit den nötigen Tauschartikeln, wie grellfarbigen Tüchern, Kattunen russi scher und chinesischer Herkunft, Konfekt, Knöpfen, Nadeln, Tabak und dergleichen Die chinesische Eilpost, mit welcher er die Reise au«sührte, wird auf Kosten der chinesischen Regierung unterhalten und kann daher nur von Beamten nnd Offizieren benutzt werden, sowie von russischen Reisenden, die, wie es bei Hrn. Leder der Fall war, in amtlichem Auftrage reisen Das Gefährt ist ein zweiräderiger, schwerer und ungeschickter Karren mit einem kastenähnlichen, von allen Seiten geschloffenen Aussatze, in welchem der Reisende weder sitzen noch stehen, sondern nur liegen kann Der Karren hat fast 2 m Spurweite und ist so gebaut, daß sein Schwerpunkt weit nach vorn liegt und er nicht seit wärts fallen kann Ohne diese Einrichtung würde der Reisende sehr gefährdet sein, denn mit größter Geschwindig keit geht die Fahrt geradeaus, durch Sand und Sumpf, an steilen Abhängen yinauf und hinab. Je nach Bedarf werden mehr Pferde vorgespannt, deren auf jeder Station 20 bi« 30 nebst der Begleitmannschaft zur Verfügung stehen. Man befestigt ihren Strang seitwärts von den Nädern an den Achsen und läßt sie in diagonaler Richtung ziehen. Der Weg nach Urga führt durch trostlose Steppen, vegetationslose Gebirge und flache Muldenthäler Zur Zeit von Hrn Leder« Reise sah da« Land noch ganz grau au«; aber auch später ändert sich die Färbung nur wenig, denn da« spärliche Gra« bleibt niedrig und verdorrt im Sommer bald. Dagegen war die Landschaft belrbt von zahllosen Vögeln aller Art, die von Süden nach Norden rseim kehrten und nicht dir geringste Furcht vor drm Men l< N er H ir T d» ne d« ü! K ar T w< al" da h« hc lie w< P< sei Gi S dei sÜ1 di« da vo M Si drc bli Bo dre elf Ka sto sch Äg ein dai va< wii siel Di die hol letz lis- säh der Hof En ein tur son Re ve: CH Ab beg unl Ve Rei Hal unl in Ein sche soll Fai den gilt viel Me Lar heis wir bud wer tün sich ges M, 20 den 28 18i blei zun der Die Bei Str rin« in geb, Fü, Pul wie« sons länl
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