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Dresdner Journal : 17.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189604179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-17
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1896
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Lunst und Wissenschaft. Ein kurzer Blick aus die Handlung nnrd das zeigen Zwei Brüder, Johannes und Mathias Freudhoser lieben >sch mit ig; Hr :andt in Vr. zur. hmidt in ermcistcr, Leipzig- lr Carl rtricsen; est. in o Weber r ; Hr. treSden- . Lüttich n Ernst r. Adolf 77 I); lieudnitz nkinder» Orchcstervirtuoscn unter unseren Bühncnkoinponistcn all mählich immer leichter zu gelingen scheint. Kienzls Stärke beruht nicht in der melodischen Erfindung, sondern in der musikalischen Bildung und Kenntnis des Theater- mäßigcn Ohne daß von direkten Entlehnungen ge sprochen werden dürste, muten uns seine Themen in der Mehrzahl bekannt an, weisen auf Vorbilder ver schiedenen Alters und Charakters, von Wagner bis Lortzing zurück. Indes möchten wir bei dieser Schwäche nicht lange verweilen, sie ist das Kennzeichen der dramatischen Pro duktion der Gegenwart, deren Versorger alle mehr oder minder unbewußt mit melodischen Werten hantieren, die sich längst im musikalischen Hauptverkehr befinden Auch daß Kienzl mit den instrumentalen Mitteln bester umzu- gehen weiß als mit den vokalen, daß sein Orchester klang voll und monnigsaltig im Reiz der Farben hervortritt, kann man heute nicht erst zu besonderem Lobe anführen; gilt doch von vielen zeitgenössischen Tonsetzern eine Variante des Mephisto-Wortes: „denn eben wo Gedanken fehlen, da stellt ein Klangcffekt zur rechten Zeit sich ein", und auch bei dem Komponisten des „Evangelimann" be obachtet man, wie geschickt er die fehlende melodische Linie durch ein hübsches Klangbild, die Kontur durch breiten Farbenauftrag zu ersetzen und andernteils wieder eine dünne Tonreihe durch saftiges Kolorit stärker erscheinen zu lasten versteht Was der Musik Kienzls ihren Wert verleiht, ist die Wahrheit und Wärme der Empfindung, die sich verschiedentlich ja auch mit eigener Erfindung paart, ist der künstlerische Ernst, mit dem der Komponist seine Tonspracht fast immer auf dem der dramatischen Situation entsprechenden Niveau erhält. In dieser Beziehung sind das Liebesduett, die Lehrscene des Evangelimanne« und die Schlußscene besonders gelungen, wenn auch nicht bis zu dem Grade, der von einer stärkeren schöpferischen Kraft »bhangü, ist Daneben treten zwei große Episoden mft erfreulichstem Bruder und dieser wird von dem strengen Onkel, in dessen Dienste er steht, sofort aus seiner Stellung entlassen und aus dem Orte vcrbannnt. Die letzte Zusammenkunft der Liebenden findet einen Lauscher an Johannes, der schließlich in äußerster Raserei des Hasses Feuer an eine nahestehende „Tenne" legt und seine Absicht auch erfüllt sieht, daß der neben dem brennenden Gebäude auftauchende Bruder der That verdächtigt und festgcnommen wird Das Gericht verurteilt den Unschuldigen zu zwanzig Jahren Kerker, Martha sucht und findet den Tod in der Donau. Nach über standener Haft fristet Mathias sein Leben al« Evangelimann (eine dermalen typische Erscheinung des Wiener Straßen lebens), der mit der Bibel von Hau» zu Haus zieht, und zehn Jahre später führt ihn das Geschick auch in das HauS seine« Bruders Johanne» Dieser liegt, von schwerer Krankheit de« Körper» und der Seele gefoltert, aus dem Sterbebette; durch die Stimme de« frommen Sängers gerührt, läßt er den Evangelimann zu sich rufen und beichtet ihm sein Verbrechen Die Brüder erkennen sich und nach kurzem Kampfe mit sich selbst ver zeiht Mathia« dem schurkischen Bruder und segnet den Sterbenden unter den Klängen de» Liede«, welches ge danklich und musikalisch al« Hauptmotiv da« Werk durch zieht: „Selig sind, die Verfolgung leiden um der Ge rechtigkeit willen, denn ihrer ist da« Himmelreich." Man wird leicht sehen, wo da« Theatralische und wo da« Dramatische liegt, und ebenso erkennen, daß man es hier mft einem bürgerlichen Rührstück zu thun hat, in kN. )rn. Aug >tz; Hr». ; Hrn. cSden — i Dresden welchem das unverlöschliche Rezept der Iffland, Kotzebue und Birch-Pfeiffer auf das für solche Arzrnei besonders empfängliche deutsche Publikum wieder einmal mit etwas Zusatz von moderner dramatischer Mixtur angewendct ist Dramatisch echt berührt freilich nur die Begegnung der beiden Brüder, alle» andere wirkt mehr theatralisch Wir versagen den Vorgängen und den leidenden Personen nicht unsere menschliche Teilnahme, aber die Tragik setzt mit der Verjagung des Mathias zu früh und gewaltsam ein, als daß wir im poetischen Sinne davon tief berührt werden könnten Ander seits ist ausdrücklich anzuerkenncn, daß Kienzl seinen Gegen stand auf die Art eine« litteransch gebildeten und zugleich mit den Forderungen der Bühne bekannten Mannes behandelt, den sprachlichen Vortrag natürlich und fließend gestaltet und in der Ausführung der hciteren und sinnigen Episoden und in ihrer Verbindung mit den ernsten und tragischen Ccenen ein besonderes beschick entfaltet hat Daß durch da» WirklichkeitSgepräge eine» Stoffe« wie durch eine natürliche und grwandre Entwickelung desselben noch keine höheren poetischen Wirkungen verbürgt sind, ist einleuchtend, und daß solche auch hier nur vereinzelt heroortreten, haben wir schon angedcutet. Kienzl nennt sein Werk musikalisches Schauspiel, eine Bezeichnung, die von dem thatsächlichcn Wesen desselben nicht erklärt wird Man hat vielmehr eine richtige Oper vor sich, sogar eine solche mit Ctrophenliedern, Duetten und Chören, was manchen eckigen Fonschritttmann sehr verdrossen haben dürfte Neben diesen Stücken von ge schloffener Form herrscht da« deklamatorische Element in den Singstimmen über dem das Hauptwort sprechenden Orchester Daß die "Verknüpfung von symmetrischer Musik mit solcher im Wagnerstil da» Ganze einheitlich mache, ist natürlich nicht zu erwarten, aber diese Vermengung ist unserem Geschmack am Ende immer noch lieber al« ausgesprochene Wagnersche Musik ohne Wagnersche« Talent, wir sie den dasselbe Mädchen, die Nichte des Justitiars im Kloster K. Hoftheatcr. — Altstadt. — Am 16. d. Mts.: St. Othmar Martha begünstigt den jüngeren Mathias „Der Evangelimann". Musikalisches Schauspiel in und weist die Anträge des heuchlerischen Johannes schroff zwei Abteilungen (3 Aufzügen). Nach einer in den Er- zurück. Dadurch aufs höchste gereizt, entdeckt Johannes dem zählungen „Aus den Papieren eines PolneikommisiarS" Justititär die Beziehungen zwischen Martha und seinem von Vr Leop Florian Meißner mitgeteiltcn Begebenheit. Dichtung und Musik von Wilhelm Kienzl. (Zum ersten Male) Kienzls Werk, in vielen großen und auch schon in manchen kleinen Musikstädten mit Erfolg dargestcllt, hat gestern seine Probe bei uns ebenfalls glücklich bestanden Namentlich der zweite Teil, in welchem die theatralischen Effekte de« ersten durch eine höhere dramatische Wirkung abgelöst werden, ist vom Publikum mit großem Beifall ausgenommen worden Daß dem Tertbuchc eine wahre Begebenheit zu Grunde gelegt ist, entspricht dem Wirklichkeitsdrange unserer Zeit, welchen die Jungitaliener auf musikalischem Gebiet sehr genährt haben Der gefährliche Zug, der seit langem durch die Litteratur geht und auf den nüchternen Abklatsch, nicht auf den farbigen Abglanz des Leben» hindrängt, ist auch in das Musikvrama der Gegenwart cinqebrochen, hat sich da mit der Vorführung explosiver Menschen und Handlungen verbunden und scheint sowohl dem Publikum mit seiner Begierde nach starkem stofflichem Anreiz wie dem modernen Tonsetzer mit seiner Neigung für durch bohrende materielle Wirkungen noch immer zu behagm. Dieser Richtung hat sich auch Kienzl im „Evangelimann" äußerlich angeschloffen, doch hat er dabei vermieden, e« seinen Vorgängern an robustem Vorwärtspeitschen der Aktion gleichzuthun, und vor allem durch eine edlere und aus gesprochener« Grundidee wie durch einen starken Einschlag von Sentimentalität einen bemerkenswerten Unterschied zwischen sich und jenen geschaffen sb) « nr 4 10S G ä) t 102,2b <S. 102,bv B. los B. 169,S0 G. 102,SO B 10l,7S S. loo,ev B. 104,SS G. 104,25 G. 102,25 G. 168,60 G. 168 G. 81,05 G. 80,80 G 20,44 G. 20,SS'^ S 81,10 K. 80,85 G. 169,70 S 168,55 S. 10»,50 » 102 E. 105 S 103,2b v 10S ». 102,50 S. 103 B. 102,60 «. 102,25 G. 104 G 104,50 b. B. 102,50 G. 102,25 S. 103 Ä. 104,7b S. 104,50 «. 106,25 K. 10b S. 101 G. 102,2b S. 102,2b «. 102,50 b. 104,50 U 101 El. 101,50 V 99,25 «. I02,b0 S. 104,50 «. I0S,50 «. . 5 . ftik 4 ierf.» >alzer) er) « nile Mfen ssung von tzung UII- n Inserat indig und <rn es ist lungcn in :m weiten wird sich tiren und und zu- bedürsen, lnzulcgen t Erfolge c Führer -Expe- Sogler, rstr 6,1. reiche zu en mit resse des hat, ist Zweig- igsweise ! Publi- tzlich zu werden ihrt, da se der i, und bckang- jöchsten an ver- obiger nes 18S6 M88. Freitag, den 17. April, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 1l. April. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der bisherige Seminardirektor in Schneeberg, Schulrat Gustav Adolf Henne, zum Direktor des Seminars in Oschatz und der bisherige Seminardirektor in Oschatz, Gustav Adolf Israel zum Direktor des Seminars in Schneeberg ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenannten Bediensteten Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, die von Sr. Majestät dem Kaiser von Oester reich ihnen verliehenen Ordensdekorationen, als: der Hofkassirer und Hofsekretär Hermann Büchner das Ritterkreuz des Franz Joseph Ordens, der Haushofmeister Otto Henne und der Bereiter und Stallmeister Carl Strauß das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, der Kammerdiener Heinrich Hofmann das goldene Verdienstkreuz, der Hofkoch August Jäger, der Hoflakai Jakob Lebsa und der Leibkutschcr Wilhelm Hübner das silberne Verdienstkreuz mit der Krone und der Stallwachtmeister Ernst Bäßler, der Leib wagenhalter Christian Hesse und der Kutscher Johann Wehr das silberne Verdienstkreuz annehmen und tragen. WekannLrnclchung. Tas Ministerium des Innern hat dem Ver bände der oberbadischen Viehzuchtgenossen- schaftcn in Donaueschingen auf Ansuchen zum Ver triebe von Loosen der bei Gelegenheit des Central- Zuchtviehmarktes zu Radolfzell am 15. September dieses Jahres beabsichtigten Verloosung von 60 Zucht kalbinnen und Zuchtrindern im Königreiche Sachsen Erlaubniß unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Gewinne acht Tage nach der Ziehung im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" zu veröffentlichen sind. Dresden, am 28. März 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Krneummfft«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Detzarteiuent dcr Finanzen. Bei der Post-Verwalt- ung sind ernannt worden: Gustav Emil Lorenz, Schuh macher, als Postagent in Oberpsannensticl; Gottfried Friedrich Dols Zickner, Apotheker, als Postagent in Bärenwaldc. Te-artemcnt »cs Innern. Bei der Polizeidirec- lion zu Dresden wurden u) angestellt: dcr vr weck. Curt Albrecht Wols als Polizeiarzt, dcr Rathsasscssor vr. jur, Johann Walter Heyn als Assessor, der Sergeant Friedrich Otto Kluttig, der Bicewachtmcistcr Ernst Friedrich Trogula, der Liccwachlmeister Heinrich Hermann Siegel, der Sergeant Wilhelm Robert Lehmann, d.r Sergeant Hugo Albert Länger und der Bicefeldwebel Anton Emil Börner als Stadtgcndarmen; b) befördert: der Assessor vr.jur. Ernst Christian Hänel zum Criminal-Polizei-Commissar, die Polizeiwachtmcister, prädic. Polizriinspecwren Franz Louis Halbauer und Gustav Adolf Born zu etatmäßigen Polizeiinspecioren, und die Stadt- gendarmcn Hermann Julius Schüssen Hauer und Heinrich Eduard Säuberlich zu Polizeiwachimeistern. Bei dem Landg endarmcriekorps wurden »l be fördert: der Gcndarmerie-Brigadicr Karl Emil Walther in schneeberg zum Obergendarm in Döbeln und der Gendarm August Richard (»Zeißler in Einsickcl zum Gendarmcric- Brigadier in Schneeberg; d) versetzt: dcr Obergendarm Pönisch von Dresden- Pieschen nach Kamenz, ter Obcrgendarm Männchen von Döbeln nach Drcsdcn-Pieschcn, die Gcndarincn Brade von Lchönrck nach Göda, Richter IV von Göda nach Einsiedel, Conrad von Obcrgorbitz nach Schöneck. Leumer von Groß- yenncrsdorf nach Obergorbitz, Kunaty von Crimmitschau nach Großhennersdorf, Silbermann von Wermsdorf nach Franken- bcrg. Fischer II von Oberwiesenthal nach AermSdors und Regenhardt von Großzschocher nach Oberwiesenthal; c) angestellt: dcr Wachtmeister Friedrich Bernhard Köhler als Gendarm in der Gcndarmeriebrigade Mittweida, der Stadtgendarm Emil Richard Kühne als Gendarm in der Gendarmericbrigodc Großzschocher und derBicewachtmeister Franz Friedrich Otto Kaubisch als Gendarm in der Gcndarmerie brigade Blasewitz. Nichtamtlicher Teil. Die allgemeine politische Lage ist gegenwärtig trotz dcr zahlreichen, in der Schwebe befindlichen „Fragen" durch eine allgemeine Ruhe ge kennzeichnet, die von ihrer angenehmen Wirkung auch dadurch nicht verliert, daß man sich vergegenwärtigt, wie jeden Tag die Herrlichkeit wieder zu Ende sein kann. Auch die Unterbrechung, die die allgemeine Stille der politischen Diskussion erfahren würde, wenn sich die neueste Meldung von einem entscheidenden Siege der Italiener bei Adigrat und von der Gefangen nahme Ras Mangaschas und Ras AlulaS bestätigen sollte, würde nur als eine angenehme empfunden werden, wenigstens in den Dreibundstaaten. Hoffentlich bleibt die Bestätigung der Siegesbotschaft nicht aus, die ge eignet sein müßte, das durch die schmerzlichen Vor gänge in Afrika beträchtlich gesunkene nationale Sclbst- bewußtsein des italienischen Volkes wieder aufs neue zu beleben. Eine solche erfreuliche Wirkung hat übrigens auch schon der Besuch des Deutschen Kaisers in Italien und das in Venedig von neuem bekundete innige Einvernehmen der Herrscher beider Länder zweifellos ausgeübt. Ist es also zwischen den Italienern und ihren Gegnern allem Anscheine nach bereits wieder zum Kampfe gekommen, so bereiten sich zwischen den Eng ländern und den Derwischen die ersten Zusammenstöße erst vor. Ein klares Bild von dem gegenwärtigen Zustande der Dinge vermögen die reichlich fließenden Meldungen über die Bewegungen der Derwische zur Zeit noch nicht zu gewähren. Bezeichnend jedenfalls ist es aber, daß selbst in England die Stimmen derer immer zahlreicher werden, die erklären, daß man, um Ersolge zu erzielen, ganz andere Aufwendungen an Geld und Truppen nötig haben werde, als sie bisher in Aussicht genommen sind. Es ist gar nicht un möglich, daß die Hoffnung Rußlands und Frank reichs, welche diese beiden Mächte wohl auch mit ver anlaßt hat, ihren Widerspruch gegen die englische Sudan expedition in so milde Formen zu kleiden, sich noch ver verwirklichen und das ganze Unternehmen gegen die Derwische zu einem reichen Ouell von Unannehmlich keiten für England werden wird. Mit solchen Un annehmlichkeiten sind die Briten überhaupt, für die nächste Zeit wenigstens, reichlich versehen. Der Auf stand im Matabcleland wird zweisfellos immer ernster und umfangreicher und die Aussicht der Engländer, mit den paar Mann, über die sic dort verfügen, des Ausstandes Herr zu werden, entsprechend geringer. Ebenso müßten die neuesten Vorgänge in Ostasien, wo anscheinend Japan und Rußland wegen der zu künftigen Gestaltung der Dinge in Korea ernstliche Verhandlungen begonnen haben, die höchste Neugierde der Engländer, und zwar keine freudige Neugierde, erregen. In Großbritannien scheint man aber trotz dem nichts Besseres vorzuhabcn, als immerzu gegen Deutschland zu Hetzen und es durch kindliche Groß sprechereien zu beleidigen und herauszufordern. Dieses Verhalten könnte für alle diejenigen, die sich noch nicht darüber klar geworden sind, mit welcher ungeheuer lichen Überschätzung ihrer Macht und ihres Ansehens die Engländer an die Beurteilung aller politischen Verhältnisse herantreten, beinahe als ein Rätsel er scheinen. Mit nicht allzugroßem Selbstvertrauen geht offen bar das von der Gnade dcr französischen „Genossen" lebende Ministerium Bourgeois der Wiedereröffnung der parlamentarischen Campagne entgegen. Zu den schon vorhandenen bekannten Schwierigkeiten, mit denen das Kabinett zu kämpfen hat, ist erst in den letzten Tagen eine neue hinzugekommcn. Während man sich von den zusammenberufenen Generalräten eine wesentliche Unterstützung des Ministeriums in der wichtigen Frage des geplanten Einkommen steuergesetzes versprochen hakle, zeigt sich jetzt, das; die Mehrheit dieser Versammlungen dem Projekt feindlich gegenübersteht. Leicht vorauszusehen war, daß die allgemeine poli tische Stille die Veranlassung für die Presse sein würde, in ebenso breiter wie abenteuerlicher Weise sich mit den hochpolitischen Folgen der Reise des Deutschen Kaisers zu beschäftigen. Eine Situation kann noch so einfach sein, — zu ihrer Erklärung müssen die wichtigthuerischsten und geheimnisvollsten Andeutungen, Argumentationen n. s. w herbeigczogen werden. Klar und unzweideutig haben die Monarchenzusammen künfte in Venedig und in Wien vor der ganzen Welt die Thatsache erhärtet, daß der Dreibund in unver minderter Festigkeit besteht und weiter bestehen wird. Das ist gewiß eine politische Bedeutung. Kein verständiger Mensch aber in Deutschland, Österreich und Italien hat auch nur einen Moment daran gezweifelt, daß die Zusammenkunft desDeutschen Kaisers mit den Herrschern von Italien und Österreich-Ungarn diese Bedeutung haben würde und haben müßte. Der scharf sinnigen Beweisführung vieler Hunderter von Leit artikeln bedurfte man, um zu dieser Ueberzeugung zu gelangen, wahrhaftig nicht Tie englische Berichterstattung aus Südafrika bleibt nach wie vor auf einen Ton gestimmt, der für deutsche Ohrcu einen stark befremdlichen Nebenklang besitzt. Während man annehmen sollte, den Engländern mache die Lage der Dinge im Matabelelande und die Tendenz des Ausstandes, auch nach Betschuanaland und dem Norden der südafrikanischen Re publik überzugreifen, den Kops gerade warm genug, um ihn nicht auch noch ohne zwingende Notwendigkeit mit dem heiklen Problem der Burensrage zu behelligen, werden die Londoner Blätter nicht müde, gerade dieses vcrsängliche Thema breit- zutretrn, und zwar m einer Weife, als ob es von be sonderer Wichtigkeit für die Zwecke der englischen Burenpolitik wäre, Deutschland beizeiten ins Unrecht zu setzen Ms enthält die letzte Nummer des „Globe" eine sensationell grhankne Notiz über KricgSrüftungen der südafrikanischen Re publik, über Anlage von acht neuen Forts in der Umgebung von Prätoria, wozu die Pläne von deutschen Ingenieuren ent worfen fein sollen Angeblich über die Grenze der südafrika- nischcnl Republik eingeschmuggelte, veikleidtte ,,Ulanen" haben schon mehrsach eine Rolle in den englischen Blättern gespielt. Jetzt bringt nun die „St. James Gazette" eine neue und ver mehrte Auslage dieses Unsinnes, indem das Blatt seine Leser mit einem Briese regaliert, dessen Urheber in Südasrika wohn hast sein soll und schon sür nächsten Monat Überraschungen in Transvaal onkündigt, unter bedeutungsvollem Hinweis aus den Umstand, daß letzthin 500 deutsche Offiziere und Soldaten nach dort „importiert" worden seien. Wenn man nicht annehmen will, daß mit Bezug auf Süd afrika das Lügen jenseits des Kanals zum Scibsiznuck erhoben worden ist, jo cntst.ht alsbatd dic Frage: wozu diese systematische Irreführung der öffentlichen Memung, wenn nicht rnglischcr- seits Tinge vorbereitet werden, die das Licht zu scheuen alle Ursache haben? Man gerät dabei aus ganz eigentümliche Mut maßungen bezüglich der Ausstandsbewegung, die angeblich den Engländern soviel zn schaffen macht und sich dabei in Gegenden abspielt, die so isoliert von jeglicher Verbindung mit der Welt sind, daß aus ihnen nur das herübcrsickert, was dcr englische »Nachrichtendienst weiter geben will, sodasi gar keine Möglich leit vorliegt, den Fall daraufhin zu prüfen, ob man cs nicht b oß mit einer Finte zu thun habe, die den Engländern ge- stattct, unter einem unverfänglichen Vorwande und gleich zeitiger Verdächtigung der deutschen Polilik ihr, Streitkräfte in den triii'chcn Gegenden zu vervollständigen, und, wenn alle Vorbereitungen fertig sind, das Fiasko des Jamefonschen „Held.ncitts" zu verbessern Man wolle beachten, das; erst in die en Tagen noch dic „Volksstem" den Beweis geiührt hat, daß die Flibustierexvedition Jamesons von langer Hand vor bereitet nnd Hrn. C eil Rookes genau bekannt war, seiner, daß eben dieser Cecil R> odcs nun schon seit Wochen in den kritischen Gegenden Südasrikas weilt und zwar nicht als harm loser Tourist, — und man wird die Frage nicht unierdrücken können, wohin das alles noch hinaus soll ? Tages-eschichte. Dresden, 17. April. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern, Donnerstag, abend der erstmaligen Aufführung des Kienzl'fchen musikalischen Schauspiels „Der Evangelimann" im Alt städter Hoftheater bei. — Se. Majestät der König kamen heute vormittag '.»all Uhr von Villa Strehlen ins König!. Residenz- schloß, nahmen zunächst militärische Meldungen und sodann die Vorträge der Herren Staatsminister und Departementschefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nachmittags verfügten Se. Majestät der König Allerhöchstsich wieder nach Villa Strehlen zurück. — Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs wird von Sonnabend, den 18., bis mit Mittwoch, den 22 April, das Gesamtmodell des Königl Residenzschlosses zn Dresden in seiner künf tigen Gestaltung (einschließlich mehrerer Architektur blätter desselben) im Lokale des Sächsischen Kunst vereins, Brühlsche Terrasse, ausgestellt werden. Dresden, 17. April. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 7 Uhr ab den Kompagniebesichtigungen des l . Bataillons Schützen lFüsilier-)Regiments Nr 108 auf dem Alaunplatz bei Dresden, 17. April. Se Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August haben Sich, einer Einladung des Königl Oberschenks Grafen v. Einsiedel folgend, heute nachmittag 3 Uhr 25 Min. in Begleitung der Hofdame Freiin v Ende und de» persönlichen Adjutanten Rittmeisters Keil nach Reibers dorf begeben, von wo Höchstdieselben nächsten Sonn tag nachmittags zurückzukehren gedenken Deutsches Reich. * Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser sind, von Wien kommend, bei bestem Wohlsein in Karls ruhe eingetroffen. Die für den Nachmittag geplante Ab reise nach Kaltenbronn mußte zunächst unterbleiben, da der Jagdbezirk infolge starken Schneefalls noch nicht be gehbar ist. Se. »Majestät nahmen um l Uhr bei den Großherzoglichen Herrschaften das Frühstück ein An der Frühstückstasel nahmen die Mitglieder der Großherzoglichen Familie, der preußische Gesandte v Eisendecher, der Staats minister Vr »Nock, der Chef des Militärkabinetts General v Hahake, der kommandierende General des 14. Armee corps General der Kavallerie v. Bülow und der Chef des Zivilkabinetts vr v Lucanus teil Die Kapelle des 1. Badischen Leibgrenadier-Regiments Nr. 109 führte die Tafelmusik aus Abends besuchten Se Majestät der Kaiser mit dem Großherzog die Oper. — Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist heute abend hier wieder eingetroffen — Der Bund es rat hat in seiner heutigen Sitzung den Entwurf von Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb der Buchdruckereien und Schriftgießereien dem Ausschuß für Handel und »Verkehr und die vom Reichstag bei dcr »Beratung deS Reichshaushaltsetats für 1896 97 gefaßten Resolutionen teils dem Reichskanzler, teils den zuständigen Ausschüßen überwiesen Ferner wurde über die wegen Besetzung zweier Ratsstcllen beim Reichsgericht Sr Majestät dem Kaiser zu machenden Vorschläge und über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt — Über eine geplante Rundreise nach den deutschen Kolonien meldet das „D. Kolonialbl ": Mit dem neuen Doppelschraubenschnelldampfer „Herzog" dcr Lstafrikalinie soll ein Ausflug um Afrika herum ver anstaltet werden, in dessen Verlauf sämtliche deutschen Kolonien in diesem Erdteil besucht werden sollen Die Fahrt wird um die Mitte Juli von Hamburg aus an- acttcten, geht über Vlissingen und Lissabon, dann an der Westküste Afrikas entlang, wobei das Togoland, Kamerun und Dcutsch-Südwcstafrika angelaufen werden In Kapstadt verlaßen die Reisenden den Dampfer, um den Tiamant- und Goldgruben dcr Kolonie und Transvaal einen »Besuch abzustattcn. In Transvaal soll dann in der Hauptstadt Dresdner vezu««pretB: Mr Dresden vierteljährlich 2 Mark 50 Pf., bei den Kaiser- kch deutschen Postanstalt tu vierteljährlich »Mark; außer, duld de« Deutschen Reützt» Poft, »ad Kttmptlzujchlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Urschet»»«. Täglich mit Ausnahme de» Kon». »ad Kriertage abend«. K«,spr..»aschl»b-«r.tr»U. Journal ««k»AEtE»E»Ee»ühre»t Für den Kaum einer gespal tenen geile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die geile 50 Pf. Bei Tabellen - und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herau-^fter: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, gwingerstr. 20 Kernspr Anschluß: Nr
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