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Dresdner Journal : 27.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189604276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-27
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1896
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Erste Beilage zu 96 des Dresdner Zournnls. Montag, den 27. April 1896, abends. Eine Wettfahrt »m die Ehre. Dresdner Nachrichten vom 27. April. * Au« amtlichen Bekanntmachungen Da« mit einem reinen Stelleneinkommen von 4169,51 M. (einschließlich 600 M Wert der Amtswohnung) aua- gestattete Pfarramt zu Losch witz soll baldmöglichst wieder besetzt werden Bewerber haben ihre Gesuche samt Zeugnissen und Lebenslauf bi« längstens den 23. Mai d. I. bei dem Kollator — Kirchenamt des Rate« zu Dresden, Altstädter Rathau« — einzureichen — Obwohl erst noch gegen Ende Februar d. I. in dem Spitale der König!. Tierärztlichen Hochschule ein einem Bewohner von Plauen bei Dresden gehöriger Hund unter den Erscheinungen der Tollwut verendet ist, hat der hiesige Rat von einer ander- weiten Verlängerung der gestern abgelaufenen Hunde- sherre zwar absehen können, fordert jedoch, da die Gefahr der Tollwut immerhin nicht ausgeschlossen erscheint, alle Besitzer und Pfleger von Hunden auf, ihren Hunden ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und bei Wahr nehmung irgend welcher verdächtiger Erscheinungen zu Ver meidung von Geldstrafen bi« zu 150 M. bez. entsprechender Haftstrafe unverzüglich ber einer Wohlfahrtspolizeiwache Anzeige zu erstatten. — Von heute ab sind die Elisen- straße (zwischen Blumen- und Feldherrnstraße), das Straßenkreuz der Moritzstraße-Maximilians-Allee und die Nordhälfte des Albertplatzes (am Treff punkte der Bautzner, Königsbrücker, Anton- und Haupt straße) wegen Vornahme von Bauarbeiten bis auf weiteres für den Fahr- und Reitverkehr gesperrt. a An Stelle der bisherigen Bezeichnungen der Dienst stellen : Gütcrexpedition, Eilgutexpedition, Gepäck und Eil- gutexpedition treten mit Genehmigung des König!. Sächsi schen Finanzministeriums von jetzt ab die Benennungen: Güterverwaltung, Eilgutverwaltung, Gepäck- und Eilgutverwaltung. * Am vergangenen Sonnabend nachmittag fand hier die erste Vorstandssitzung des am 28. März. d. Js. be gründeten Meißner Dombau-Vereins statt. Bei der Besetzung der Vorstandsämter wurden gewählt die Herren Geh Rat Prof. Dr. Wach (Leipzig), Amtshauptmann v Schröter und Oberschulrat Rektor Dr. Peter (Meißen) zu Vorsitzenden, Stadtrat Dr Rothe und Redakteur Dr. Winter (Meißen) zu Schriftführern, Bankier Konsul Harlan (Dresden) und Finanzrat Raithel (Meißen) zu Schatz meistern. Außer den genannten gehören dem Vorstande folgende Herren an: Oberkonsistorialrat Dr. Ackermann, Bildhauer Prof. Andresen, Oberbürgermeister Beutler, geh. Regierungsrat v. Bose, Kreishauptmann Geh Rat v Bosse (Bautzen), Hofbaurat Dunger, Stiftssyndikus Justizrat Francke, Oberstlieutenant Frhr. v. Friesen-Miltitz, geh. Rcgierunasrat v. Kirchbach, Superintendent Dr. Kohl schütter, Prof. Dr. Loose, Baurat Mothes (Zwickau), geh. Kommerzienrat Niethammer (Kriebstein), Generallieutenant v Raab, Excellenz, Ratsarchivar Dr. Richter, Kreis hauptmann Schmiedel, Präsident der Oberrechnungs kammer a. D. v. Schönberg, Kammerherr v Schön berg-Mockritz, geh. Ökonomierat Steiger (Leutewitz), Oberbaurat Temper, Geh Rat Dr. Wäntlg, geh Baurat Professor Wallot, Staatsminister v. Watzdorf, Excellenz, und Landesältester v. Zezschwitz (Bautzen). Eine von Hrn. Dr. Richter entworfene Denkschrift, vermittelst deren beim Domkapitel die Genehmigung zum Ausbau des Domes nachgesucht werden soll, wurde vorgetragen und angenommen, nachdem man sich dahin geeinigt hatte, auf die umstrittene Frage der inneren Ausschmückung des Domes gegenwärtig nicht einzugehen, sondern die Entschließung darüber auf spätere Zeiten zu vertagen. Als die zunächst ins Auge zu fastenden Arbeiten betrachtete man erstens die Versetzung der Grabplatten an die Wände und die Erneuerung des gesamten Plattenbelags, sowie die Ausbesserung und Rei nigung des Kircheninnern; zweitens Erneuerung sämtlicher Fenster und Ausbesserung der Fenstergewände und des Maßwerks; drittens Erneuerung des Daches und stärkere Befestigung des Dachstuhls; viertens Ausbau des Nord turms und der beiden Westtürme unter Verstärkung der Grundmauern der letzteren Die Wiederherstellung der im Anfänge des 15. Jahrhunderts mindestens teilweise bereits ausgesührt gewesenen, 1413 aber zerstörten Türme ist jedenfalls diejenige Aufgabe, um deren Willen hauptsächlich das Dombauunternehmen in den weitesten Kreisen einer freudigen Anteilnahme begegnet. G DerLandwirtschaftliche KreisvereinzuDresden hielt am 24. d. Mts. im Weißen Saale der „Deutschen Schänke zu den drei Raben" eine von etwa 60 Zweig- vereinüvertretern besuchte Ausschußsitzung ab. Der Vor sitzende, Herr Ökonomierat Käferstem-Niedersedlitz, eröffnete die Versammlung mit einer begrüßenden Ansprache, in welcher er des Geburtstages Sr. Majestät des König« gedachte und auf Allerhöchstdenseiben ein von der Ver sammlung begeistert aufgenommenes dreifaches Hoch au«- brachte Sodann erstattete der Kreisverein«vorsitzende Bericht über einige allgemeine Vereinsangelegenheiten Insbesondere gedachte er dabei dankend der vom König! Ministerium de» Innern gewährten StaatSbeihilsen von 4760 M. zu den Kosten der landwirtschaftlichen Schule zu Freiberg und von 3200 M zu den Kosten der Bullenauszuchtstation Haingut-Olbernhau und erwähnte, daß mit Allerhöchster Genehmigung da« König! Ministerium de» Innern be- Nach dem Englischen von Marie Schultz. 8 ^(Fortsetzung.) Die arme, kleine Gattin, dachte ich, ist gekommen, um ihn zu besuchen, und er bringt sie bei Nacht und Nebel wieder fort, damit sie niemand von den Leuten hier erblickt. Schlauer Schurke, der er ist. Fauchend und schnaubend dampfte der Eilzug wieder fort, und ich trat langsam in den Maschinen schuppen. Jem war dort allein. Ich spann meine kleine Geschichte möglichst lang aus und leitete den Faden geschickt bi« zum letzten Knalleffekt, den ich mit einer drastischen Plötzlichkeit, die Jem buchstäb lich fast zu Boden warf, hervorsprudelte. Und jetzt ist seine Frau selbst hier gewesen und ich habe sie vor zehn Minuten mit dem Londoner Schnellzuge miteinander fortfahren sehen. Was sagst Du dazu? Jem» Antlitz erbleichte jäh. Wie sah die — die Frau au»? fragte er mit heiserer Stimme, und ich gewahrte, daß er die starken Hände geballt hatte. E» war zu dunkel, antwortete ich, um außer ihrer Größe irgend etwas unterscheiden zu können. Du kannst überzeugt sein, daß sie gut vermummt war. Aber sie schien ungefähr von Mavi»' Größe zu sein Von — von Mavis' Größe? brachte Jem mühsam hervor. Was fehlt Dir, Mensch? fragte ich schnell, aber schloffen hat, dem erneuten Ersuchen der landwirtschaftlichen KreiSvereme wegen Zuerkennung dc« tragbaren Ehren zeichens bei Erfüllung der vorgeschobenen Voraussetzungen auch an landwirtschaftliche Dienstboten und Arbeiter statt zugeben Rach Verlesung der Registrande erstattete der Kreissekretär Dr. v Littrow den Bericht über die Thätig- keit de» Kreirverems seit der letzten, im Dezember v. I. abgehaltenen Au-schußsitzung Nach Genehmigung dieses Berichte« erfolate die Beschlußfassung über verschiedene Anträge Betreff« des Antrages der landwirtschaftlichen Vereine Beiersdorf, Bauda und Weißig a R, die kosten losen GutSeinrichtungSprojektionen in ausgedehnterer Weise zu gewähren, wurde beschloßen, den engeren Ausschuß zur Berichterstattung an die Direktorienkonferenz zu ermächtigen. Hinsichtlich de« Anträge« de« landwirtschaftlichen Vereins Radeberg, die Regelung der Lohnvrrhältnifse erkrankter Dienstboten bez Abänderung des tz 63 der revidierten Gesindeordnung betreffend, faßte man bei dem Vorschlag des engeren Ausschußes, die Angelegenheit zu geeigneterer Zeit weiter zu verfolgen, Beruhigung. Aus Antrag des Hrn. Rittergutsbesitzers Andrä-Limbach wurde der korpo rative Beitritt zum deutschen Bimetallistenbund erklärt. Derselbe Referent berichtete hierauf über die letzte Sitzung des Eisenbahnrates. Für die Periode 1896/99 wurden Hr. Andrä-Limbach als Mitglied und Hr. Bahrmann- Tauscha als Stellvertreter in den Eisenbahnrat gewählt. Die nächste Hauptversammlung wird Sonnabend, den 6. Juni, in Königstein abgehalten; für diese hat Hr. Dr. Steglich einen Vortrag über die modernen Grundsätze der Züchtung und Veredlung landwirtschaftlicher Kultur pflanzen zugesagt Schließlich wurde auf Antrag der Rechnungsprüsungskommission die Rechnung des KreiS- vereins auf das Jahr 1895 für richtig erklärt und Ent lastung erteilt. o Die 21. Dresdner Pferdeausstellung hatte sich gestern infolge der überaus günstigen Witterung eines zahlreichen Besuches zu erfreuen Die neugeschaffene An lage ist sehr geräumig für den allgemeinen Verkehr; immerhin aber bleibt für die Besucher, welche nach allen Seiten sehen möchten und von wechselnden Eindrücken ge- feßelt werden, die äußerste Vorsicht geboten inmitten den von Wagen und Pferven ununterbrochen berührten Gang bahnen, und wenn trotz des gewaltigen Andranges, wie gestern, nicht der geringste Zwischenfall eingetreten ist, so darf man dies der überall herrschenden musterhaften Örd- nung zuschreiben. Tie Preisrichter hatten bereits am Sonnabend zum größten Teile ihre Aufgabe erfüllt, und es ist erfreulich, daß diese in der Lage waren, auf Grund sorgfältigster Prüfung besonders Dresdner Ställe aus zeichnen zu können. Hr. Stallmeister Stensbeck (Dresden, Werderstraße 39) insbesondere konnte reich be dacht werden, denn unter den „besten Reitpferden" siel die Wahl der Preisrichter auf deßen schwbr. St. Nr. 426, 5j , welche den ersten Preis erhielt und sofort vom Hrn. Kammerherrn Grafen Rex-Zehista erworben wurde. Der zweite Preis wurde Anhage u. Co-Chemnitz sür Nr. 6 und der dritte Preis Hrn. Pfaff-DreSden, Lindenaustraße, für Nr. 164 und 161 zuerkannt. Silberne Medaillen sielen folgenden Ausstellern zu: König!. Sächs. Hoflieferant Adolph Behrend Nr. 242, Stensbeck Nr. 425, Alfred Beyer dir. 438, Pfaff Nr. 166, Eckart Nr. 470, Stensbeck Nr. 427 (6j. Schimmelhengst, import. Vollblut araber), Anhage u. Co.-ChemnitzNr. 3, Stenzel-Chemnitz Nr. 4. Unter den „gut gerittenen Reitpferden" führte Stallmeister Stensbeck mit dem Goldfuchswallach Nr. 424 (engl. Vollblut) wiederum ein des ersten Preises würdiges Tier vor; Stallmeister Pfaff sicherte sich mit dem Fuchs wallach Nr. 174 den zweiten, und mit Nr. 173 eine silberne Medaille, welch' letzterer auch Stenzel-Chemnitz auf Nr. 1 teilhaftig wurde. Die 31. Preisrichterkommission — Arbeitsschlag und Sächsische Zucht — traf folgende Entscheidung: ^.Sächsische Zucht: Erster Preis 9!r. 503, zweiter Preis Nr. 504, 515, dritter Preis Nr. 499, sämtlich vom Sächsischen Fohlenaufzuchtverein. Der Ehrenpreis eine« langjährigen Gönners der Dresdner Pferdeausstellungen, des Hrn Richard Hartmann-Chemnitz, wurde auf Nr. 517 und 519 den Herren Steudner- AltbernSdors und Müller-Oberbischdorf zuerkannt. 8. Unter den Arbeitspferden wurden Nr. 344 und 345 von Großmann u. Sohn-Leipzig und Nr. 274 Strehle-Oschatz des ersten Preises für würdig erachtet, während Kempe- Döltzschen für Nr. 143 und 144 den zweiten und Louis Gebhard für Nr. 203, 204 sowie Augustin-Döbeln für Nr. 235 den dritten Preis erhielten. Auch trug Strehle- Oschatz für Nr. 267 und 268 noch eine silberne Medaille davon. Der Kommission für Wagenpferde fiel eine schwere Aufgabe zu. Ein Siebener-, ein Sechser-, ein Fünferzug, sowie eine Anzahl von Viererzügen belebten die Bahn um den Ring und an Zwei- und Einspännern aller Art herrschte eine Überfülle. Folgende Aussteller wurden aus gezeichnet: Vierspänner. ») Carrossiers. Erster Preis: Posner-Chemnitz Nr. 391, 392, 395, 396; zweiter Preis: Hoflieferant Behrend Nr. 180—183; dritter Preis: Anhage u Co. Nr 537, 27, 28, 29. d) Mittel sch lag. Erster Preis: Joachimsthal Nr 113, 119, 120, 126; zweiter Preis: Barcheles Nr. 362—365; silb. Med.: Tiegel v. Lindenkron Nr. 285—288; dritter Preis: Rosenfeld Nr. 75, 76, 78, 80; Diplom: Riße Nr. 479—481. c) Jucker: Erster Preis: Lajas Weiß Nr. 459 — 462; zweiter Preis: Posner Nr. 376 — 379; dritter Preis: Hanser Nr. 404—407; silb Med.: Riße 489—492. tt Zweispänner, a) Ear« rossier«. Erster Preis: Tiegel v. Lindenkron Nr. 283, 284; Zweiter Preis: Behrend Nr. 185, 186; dritter Preis: Joachimsthal Nr. 109, 110. d) Mittelschlag: Erster Preis: Stensbeck Nr. 428, 429; zweiter Preis: Joachimsthal Rr. 115, 116; dritter Preis: Cohn Nr. 295, 296; Barchele« Nr. 368, 369; silb. Med.: Rosenfeld Nr. 81, 82; Beyer Nr. 442, 443, Posner Nr. 397, 398. o) Jucker. Erster Preis: Weiß Nr. 457,458; zweiter Preis Cohn Nr. 299, 300. O. Einspänner. Erster Preis Beyer Nr. 448; zweiter Preis: Barcheles Nr 367; dritter Preis: Joachimsthal Nr. 112; Silberne Medalle: Riße Nr. 493, Buhr Nr. 140 — Bei den gestern ab gehaltenen Konkurrenzen im Reiten, Fahren, Springen u. s. w erhielten sür bestes Springen (Hochsprung) ersten Preis: Stenzel Nr 23; zweiten Preis: Behrend Nr. 194; dritten Preis: Tiegel v. Lindenkron Nr. 293; für einspänniges Trabfahren erster Preis: Joachims thal, Buhr, Rosenfeld; zweiten Preis: Buhr, Joachims thal, Stenzel. Als „best vorgefahrene Viererzüge" wurden Rißes Nr. 482, 483, 489, 490 mit dem ersten Preis bedacht, während man den zweiten Preis an Posner für Nr. 383, 384, 386, 387 erteilte. Unter den „best vorgesahrenen Zweispännern" erhielt den ersten Preis: Rosenfeld Nr. 57 und 58, zweiten Preis: Hanser Nr. 404, 405, während als „best vorgefahrene Einspänner" Rosenfelds Nr 61 mit dem ersten, Eckarts Nr. 476 mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurden. * Aus dem Polizeiberichte. Gestern vormittag hat sich in seiner in der Gerichtsstraße gelegenen Wohn ung ein in letzter Zeit von Nervenaufregungen heimgesucht gewesener 34 Jahre alter Musiklehrer durch Erhängen den Tod gegeben. * Die Hilfe der Feuerwehr wurde gestern früh gegen 8 Uhr nach dem Grundstück Sidonienstraße 14 erbeten, woselbst im Hofraum ein wertvolles Wagenpferd in eine Düngergrube gestürzt war. Das Tier war scheu geworden und auf die Abdeckung der Grube, die etwa dreioiertel Meter über dem Erdboden gelegen ist, gesprungen, wobei die hölzerne Bedeckung durchbrach. Die Feuerwehr mannschaften mußten die eine Seite der Grubenausmauer ung abtragen, bevor sie mittelst Schläuchen das Tier, das sich nur unbedeutend beschädigt hatte, herausbesördern konnten Nachrichten aus den Landestrilru. * Leipzig, 26. April In einer von 120 Personen besuchten Schuhmacherversammlung, die heute im „Universitätskeller" stattfand, wurde über den Stand des Streiks Bericht gegeben Über 100 Gehilfen arbeiten bereits zum Tarife, da ein großer Teil der Meister wegen der im Frühjahr sehr drängenden Arbeit diesen bewilligt hat. Man beschloß deshalb, an der allgemeinen Durch führung des Tarifs festzuhalten. Die Arbeitsruhe am 1. Mai soll durchgeführt und am Vormittag des gedachten Tages eine Schuhmacherversammlung abgehalten werden — Über die gestern abend in der „Flora" abgehaltene, von 250 Personen besuchte Malerversammlung ist folgendes zu berichten. Dem Berichte der Lohnkommlssion war zu entnehmen, daß im ganzen 60 Gehilfen im Laufe voriger Woche die Arbeit eingestellt haben. Es wurde dann sehr lebhaft darüber debattiert, ob man in einen Generalstreik bei den Jnnungsmeistern eintreten müße. HOPersonen waren für einen General streik bei den Jnnungsmeistern und 63 gegen einen solchen — Die Klempnergehilfen hielten heute vormittag eine von un gefähr 500 Personen besuchte Versammlung in der „Flora" ab. Ein Antrag: „Bei allen Meistern, welche die von der Lohnkommission ausgestellten Forderungen nicht bewilligen, am Montag, den 27 April, die Arbeit einzustellen" fand Mit allen gegen zwei Stimmen Annahme Man beschloß darauf weiter, daß eintretenden Falls die wöchentliche Unterstützung bei den Verheirateten 12 M und bei den Ledigen 9 M. betragen solle. Auf der allgemeinen Arbeitsruhe am 1. Mai soll streng beharrt werden * Großenhain, 26 April. Zur Besichtigung der hier in der Nähe gelegenen Anstalten für Pferdezucht, der großen Remontedepots Kalkreuth und Skassa sowie der König!. Domänen Reiherhof, der Vorwerke Bieberach, Mühlbach und Adelshof, waren auf Einladung Sr Excellenz des Hrn Staatsministers v. d Planitz gestern vormittag Hll Uhr dortselbst Se. Excellenz der Hr. Staatssekretär des Reichsschatzamtes Graf. v. Posa- dowsky und mehrere Reichstagsabgeordnete ein getroffen. Die Besichtigung dieser Anstalten, zu welcher sich Se Excellenz v. d. Planitz mit einigen Dresdner Herren hier eingefunden hatte, nahm reichlich 3 Stunden in Anspruch * Postelwitz, 26. April. Am gestrigen Tage wurde das von der Firma Schöpp« u. Sohn gefertigte, für die obere Schleuse bei Hinterhermsdorf bestimmte große Boot, das bequem 12 bis 15 Personen ausnehmen kann, mittels Wagen dorthin befördert. Die Weihe dieses dem Gebirgsverem gehörigen Bootes soll am 10. Mai statt finden während ich noch sprach, ertönte eine schrille Stimme neben mir — Herr Puddifoot, sind Sie da, Herr Puddifoot? Ich drehte mich nach dem Sprechenden um und erblickte einen kleinen flachsköpfigen Buben, der etwa zehn Jahre alt sein mochte und, halb in rotem Licht schein de» Schuppen», halb im bleichen, bläulichen Mondschein draußen stand Wa» wünschest Du, mein Junge? fragte ich. Ist Herr Puddifoot da? wiederholte er. Wa« giebt»? sagte Jem und wandte sich mit merkwürdig entgeistertem blassen Gesichte um. Hier ist ein Brief, antwortete der Knabe und trat vorsichtig näher, er ist für Sie. Sie sagte, ich solle ihn Ihnen erst morgen früh geben, aber der Lehrer prügelt mich durch, wenn ich morgen zu spät in die Schule komme, und Vater haut mich, wenn ser er fährt, daß ich heule abend noch au-gewesen bin, also bitte, können Sie mir ihn nicht jetzt abnehmen? Er hielt un« mit seinem schmutzigen Zeigefinger und Daumen ein Briefchen hin. Ich nahm e» ihm ab J'M» Hand bebte zu sehr, al» daß er es hätte halten können. Wer gab ihn Dir? fragte ick. Sie — Fräulein Leigh. Jcp habe ihr ihre Reise tasche an den Bahnhof getragen und sie gab mir dies hier — er zeigte etwa« Silbergeld Vater arbeitet für den Pächter und Fräulein Mavis sagte mir gestern abend, wenn ich mich herauSschleichen und etwa» für sie besorgen wolle l? würde sie mir Geld geben; ich kroch also heraus, al» Vater schlief. Aber lassen Sie Herrn Puddifoot niemand etwas davon sagen, sonst bekomme ich ganz gewiß Schläge. Warte! rief ich und erbrach den Brief. Jem vermochte es nicht. Er lehnte sich gegen die feuchte Wand de« Schuppen»; die Hände hingen ihm schlaff herab, seine Augen blickten starr, sein Atem ging keuchend Den Kopf oben, Jem! rief ich ihm zu, während ich die hastig hingeworfenen Zeilen unter die Lampe hielt, aber ehe ich sie las, wußte ich im Herzen, daß sie keine frohe Kunde enthielten „Lieber Jem", — so lauteten sie — „ich bin ein schlechte», schändliche«, falsche« Mädchen. Hasse mich — vergiß mich — und lehre auch meinen Vater und meine Mutter mich vergessen. Ich gehe fort, um Hauptmann Erosthwaite» Frau zu werden Dir wäre ich nie ein gute« Weib geworden, obwohl ich Dich liebte — ich habe Dich wirklich geliebt, obwohl Du mir da« nicht glauben wirst. Aber ich kann nicht immer ein langweiliges, einförmiges Leben führen und er wird mir alles das geben, wonach ich mich stet« gesehnt habe. Vergiß mich, da« bitte ich Dich nochmals; mir vergeben, weiß ich. kannst Du nie, und oh, ich bete — wie inbrünstig bete ich, daß ich auch vergessen möge! Mavis Leigh " Zweimal durchla« ick diese Woite; dann kam ich zu einem plötzlichen Entschlusse. Ich war mit einem Satze neben dem Burschen, der wartete und faßte ihn am Kragen. Höre, mein Junge, sagte ich mit finsterer Miene Vermischtes. * über die Afrikaner in Berlin, die da« afrikanische Dorf auf der dortigen Kolonialausstellung bevölkern sollen, schreibt man den „M N N": Die Leute sind sämtlich in dem Tembe hinter dem Guikuru des Häuptlings Sikki unteraebracht, doch sind die Massai von den übrigen durch eine Wand getrennt Unter den etwa 30 farbigen Leuten sind gegen zehn Weiber; darunter auch zwei Maßaiweiber, die auSsehen, als wären sie aus „Thomsons Maßailand" herausgeschnitten Die Maßaimänner weichen in Gestatt, Kopf, Gesicht und Haltung wesentlich von den Suaheli ab. Bei der unfreundlichen Witterung der letzten Tage haben die Afrikaner in ihrem eisernen Ofen stets prasselndes Feuer; auch hüllen sie sich trotz der wollenen Kleidung, die man ihnen gegeben hat, noch fest in die Decken ein Vor der Halle ist ein offener Hof, wo die Leute auf einem au« Steinen hergestellten Herd kochen Dort kann man sie am besten beobachten Aus Kamerun kommen nächste Woche noch Dualla und vor allem die ganz unbekannten Jaunde- leute an. Die Eingeborenen aus dem Neu-Guinea-Schutz- gebiet treffen erst am 10. Mai in Deutschland ein Ein hübsches Bild tropischer Eingeborcnenbauten bietet sich am Karpfenteich Neu-Guinea-Häuser mit ihren sonderbaren Giebeln, Götzenbildern, Waldhäuser aus Kamerun und Baumhäuser stehen am Ufer; vor ihnen liegen die Kähne, ein Ugandaschiff für 60 Mann, braunroth gestrichen, mit einem zehn Fuß hohen Schiffsschnabel, daneben ein kleiner schmaler Kahn aus der Südsee mit Auslegern. Die in der Kolonialausstellung vorgefühtten Erzeugnisse und Samm lungen sind mit nahezu acht Millionen Mark versichert. * Aus alten Pariser Restaurants. Folgende interessante Zusammenstellung der Restaurants- und LebenS- mittelpreise in den verschiedenen Epochen dieses Jahr hunderts giebt Jules Claretie in seiner Chronik im „Temps": „Ich habe da die Speisekarten und Preislisten des Oakv ^nxlai» von 1846 bis 1866 vor mir. In der Zeit Louis Philippes findet man Bemerkungen, die heute höchst naiv erscheinen müßen, beispielsweise: „Da der größte Teil der Speisen erst im Augenblick ihrer Be stellung zubereitet wird, so bittet man, sofort sein Menu zusammenzustellen, um das Warten zu vermeiden", oder „Da die Kellner für das zerbrochene Geschirr verant wortlich sind, so wird der Ankaufspreis der beschädigten Gegenstände in die Rechnung eingestellt." Im Jahre 1860 wurde der Preis der kleinen Brötchen von 25 auf 50 Centimes erhöht, der der Schildkrötensuppe von 10 auf 12 Frcs. Um diese Zeit beginnen sich auch die exotischen Leckereien in die französischen Speisekarten einzu schleichen, wie Sandwichs, Kaviar, türkische und italienische Suppen, Austem, Hummem, Lachs in Muschelschalen u s w Das Rindfleisch muß sich alle möglichen Manipulationen gefallen laßen, es wird auf die erdenklichsten Arten ge sotten, gebraten, gespickt, „ü la Loubise", „ä la Xapoli- iaine", „ä la Uoräelaise", „ä la Löarnaise". Das Rind fleisch mit Gurkensauce kostete 1810 in den großen Restaurants 12 Sous (60 Centimes), 1 Frcs der Nierenbraten; unter Louis Philippe stieg der letztere Preis auf 2 Frcs, unter Napoleon Ilk. und 1866 gar auf 4 Frcs. In ähnlichen Verhältnissen sind alle Preise gestiegen. Ein Huhn, das 1810 bei Very 5 Livres kostete, mußte 1846 mit 14 und 1866 mit 16 Frcs bezahlt werden. Ein Huhn „L la Uöxvvee" kostet unter dem Kaiserreich sogar 30 Frcs. Die Austernpreise sind nicht vermerkt; aber bei diesen muß die Steigerung noch viel größer ge wesen sein, wenn man bedenkt, daß (der Akademiker) Josef Bettrand mir neulich erzählte, um 1836 wären in Saint-Malo die Austern zu 50 Centimes das Hundert verkauft worden Seine Mutter habe eines Tage«, als sie vom Markte kam, ausgerufen: „Der Preis der Austem wird unerschwinglich, sie kosten heute 15 Centimes da» Dutzend!" Claretie giebt dann noch andere Ziffern und und Betrachtungen über den Wandel der Zeiten, Sitten und Preise, über die Verwicklung der Speisemischungen, in denen man sich heute gar nicht mehr zurecht zu finden vermag Ihm sind besonders die modemen Bierwirt- schaften verhaßt, die die Preise etwas herabgesetzt haben, aber den Geschmack in ästhetischer Hinsicht verderben. Da gegen gesteht er den „Lmssottes" das Verdienst zu, ein fachere und zukömmlichere Kost zu liefern, als die fashio- nablen Restaurants Claretie ist zu dieser Plauderei durch eine Speisekarte des Restaurants Vöry im PalaiS-Royal aus dem Jahre 1810 veranlaßt worden, die er zufällig gefunden hat. „Man entdeckt da ganz seltsame Getränke, die heute vollständig verschollen sind, wie „Rosenöl", „Venus öl", „Cedras", „Cttme de Barbados", „Mirobolanti" u. s. w Absynth ist noch ziemlich unbekannt und nur unter der Bezeichnung „Lrtri.it ä'^bsiutb" zu finden Die Speisen waren sehr einfach zubereitet. Man findet hauptsächlich Rindfleisch mit verschiedenen Saucen, gebratene Hammelkeulen mit Salat, Huhn, Geflügelsalat mit Anchovis, Kalbfleisch mit jungen Gemüsen, alles zu Preisen von 1 bi« 3 Frei." * Ausstellung in Malmö. Für diesen Sommer ist in Malmö eine Ausstellung vorbereitet worden, deren Er öffnung nunmehr auf den 8. Juni angesetzt ist. Nach den vorliegenden Nachrichten verspricht diese» aus privater Initiative hervorgegangene Unternehmen ein ziemlich voll ständiges und wegm der Ausschließung fremder Erzeug- zu ihm, während er mir mit angstvollen Augen in« Gesicht sah — geh' so schnell Du kannst wieder nach Hause und schleiche Dich auf demselben Wege, auf dem Du herau»gekommcn bist, wieder hinein, und wenn Du gegen eine lebende Seele ein Sterbens wörtchen von allem, wa« Du heute abend gethan hast, verrätst, so bläue ich Dich eigenhändig durch, bi» mir der Arm lahm ist, und wenn ich fertig bin, so werden Dein Vater und der Schullehrer anfangen Hast Du mich verstanden? Jo, Herr! stammelte er; er ängstigte sich augen scheinlich halbtot über diese Drohung Ich will kein Wort davon erzählen — so wahr mir Gott helfe! Dann geh'! rief ich, und er rannte davon, so schnell ihn die Beine zu tragen vermochien. Darauf wandte ich mich zu Jem — dem armm Jem! — und nahm seine beiden kalten, feuchten Hände m die meinen Jem, sie ist fort! sagte ich. Ich wußte es, stöhnte er, ich habe e« von Anfang an gewußt! Aber, fuhr ich fort, e« ist nicht zu spät, sie noch zu retten! Unsere Lokomotive steht bereit — Du bist der beste Lokomotivführer auf der ganzen Bahn — der Schnellzug hat nur einen kurzen Vorsprung. Komm — sei ein Mann! Rette sie, Jem, da« Weib Deiner Liebe — vor dem bitteren Schicksal, da« vor ihr liegt, wenn wir nicht zu gleicher Zeit mit dem Schnellzuge in London eintreffen und sie auf dem Bahnhofe anhalten können. E« ist unsere einzige Chance, Jem, — willst Tu es versuchen? (Forts. folgt.)
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