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WERKBESPRECHUNG Zoltän Kodäly: Tänze aus Galanta Die „Tänze aus Galanta“ von Zoltän Kodäly sind ein Zeugnis für das Urteil der Welt, die in Kodäly den bedeutendsten ungarischen Komponisten der Gegenwart neben Bela Bartök sehen will. Wie Bartök schöpft er die Kraft seiner Musik aus dem ungarischen Volkstum. Ungarische Volksliederund Volkstänze sind mit ihrer Ursprünglichkeit und Urtümlich keit, mit ihrer Würzigkeit und dem gesunden Geruch des Volkes in seine Musik einge drungen. Darum ist das weltberühmt gewordene Orchesterwerk „Tänze aus Galanta“ so eindringlich: breite Melodien strömen saftig und vollblütig durch das gesamte Stück, rassige, tanzfreudige Rhythmen geben ihren kraftvollen Pulsschlag dazu, ein sinnenfreu diger Glanz ist über das Ganze ausgebreitet. Durch die stete Wiederholung wird das Auf reizende und Antreibende der Tänze besonders spürbar. Kaum ein Werk der gesamten Literatur kann als Beweis des unverwüstlichen Lebens der aus demVollce hervorquellenden Musikgüter so herangezogen werden wie dieses. Ungarn hat der Neuen Musik viele gang bare Wege gewiesen. Kodäly ist einer derjenigen ungarischen Meister, die mutig neue Bahnen schritten und damit vorbildlich wurden für ganze Generationen von Komponisten. Hans Pfitzner: Klavierkonzert Es-Dur op. 31 Hans Pfitzner komponierte das Konzert für Klavier und Orchester in Es-Dur, op. 31, im Jahre 1922 und widmete es Fritz Busch. Das Klavierkonzert Es-Dur zeigt schon durch die Wahl der Tonart seine engen Bezie hungen und seine starke Verbundenheit zur Romantik, ebenso durch die Leidenschaft lichkeit und starke Betonung des Gefühls, aber auch durch die große Meisterschaft des kompositorischen Handwerks. Der erste Satz beginnt mit einem gut und klar geformten, kraftvollen, pomphaften Thema, das bald in eine empfindungsvolle, schwere und ernste Welt der Töne hinübergleitet, in der der Grübelsinn Pfitzners zum Ausdruck kommt. Aber damit noch nicht genug •— auch die Welt der Heiterkeit stellt ihm zu Gebote, womit Pfitzner eine wirkliche Weite seiner Gefühlswelt zeigt. Ein sehr versonnener, schwärmerischer Satz schließt sich an, der unvermittelt in einen ungeschlachten, launigen Abschlußsatz übergeht, der von einem fast grimmigen Humor erfüllt ist. Interessant ist die Kadenz gegen Schluß, also jene Solostelle des Klaviers, die die ganze Kunstfertigkeit und Brillanz, aber auch die Innigkeit des Solisten zeigen soll, da Pfitzner sie in Fugen form geschrieben hat. So stellt sich dieses Werk vor als ein sehr vielseitiges Musikstück, das so viel Lebenskraft in sich birgt, daß es heute, nach dreißig Jahren, im Gegensatz zu vielen Neuererwerken des Entstehungsjahres 1922, noch sehr lebendig ist. |ean Sibclius: 2. Sinfonie op. 43 1902 schrieb der Finne Jean Sibelius seine 2. Sinfonie in D-Dur. In Sibelius ist das Lebensgefühl der Romantik noch lebendig. In seinen Sinfonien jedoch (er hat 7 ge schrieben) greift er die klassische Sinfonieform wieder auf und hält sich ziemlich streng an sie. Da Sibelius aber seinem Wesen nach Romantiker ist, ist ihm der Uran trieb zum Schaffen nicht der Wille zum Formen, nicht der Bau- und Gestaltungstrieb, sondern das