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direktor in Straßburg für die frühen Romantiker E. T. A. Hoffmann, Weber, vor allem für Marschner eingesetzt und deren Opern, soweit sie nicht mehr gespielt wurden, neu zubeleben versucht. Er stand deshalb in einer Spannung zur Gegenwart, deren Bestre bungen er in Hinsicht auf eine Neue Musik scharf ablehnte und bekämpfte. Mit einigen Zeitschriften und heftigen Polemiken erregte er Aufsehen, so mit der Schrift „Futuristen gefahr“ gegen Ferruccio Busoni und „Die neue Ästhetik der musikalischen Impotenz“ gegen Paul Bekker. Sein kompositorisches Schäften ist ziemlich umfangreich. Die Oper „Palestrina“ ist an allen bedeutenden Opernhäusern Deutschlands aufgeführt worden, bekannt sind außerdem „Der arme Heinrich“, „Die Rose vom Liebesgarten“, mit denen er der Kunst Richard Wagners huldigt, weiter das „Christelflein“ und „Das Herz“. Viel aufgeführt wurden die Kantaten „Von deutscher Seele“ (nach Eichendorff) und „Das dunkle Reich“. Die Ouvertüre zu „Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist gehört zu seinen Meisterwerken, ebenso die Sinfonie cis-Moll (die ursprünglich als Streich quartett niedergeschrieben worden ist), die Kleine Sinfonie op. 44 (1939), die Sinfonie op. 46 (1941) und eine Reihe von Konzerten mit Orchester. Außerdem schrieb er noch viel Kammermusik und eine Fülle schöner Lieder. Er ist ein Meister an einer Zeiten- und Stilwende. Er ist vor allem ein ausgesprochen deutscher Komponist und wird als solcher in unsere Musikgeschichte eingehen. Jean Sibelius lebt heute (1953) noch hochbetagt in Helsinki. Er ist 1865 in Finnland geboren worden und gilt als der große Repräsentant der finnischen Musik. Obgleich er keine originale finnische Volksweise in seinen Werken verwendet hat, klingt in allen seinen Melodien das finnische Volkslied auf, ist in seiner Musik die engste Verwandtschaft mit der Volksmusik seiner Heimat unmittelbar spürbar. Das „Land der tausend Seen“ spricht aus seiner Musik, manchmal wild und unheimlich, manchmal geheimnisvoll und zart. Seine Werke sind von dunkler Schönheit, wie die endlosen Wälder und von einer farbigen Tiefe wie die vielgestaltigen Seen. Die Natur seiner Heimat und die Sagen seines Volkes gaben ihm die bedeutendsten Anregungen zu vielen Werken. Er ist also immer ein Programmusiker, auch dort, wo er in den Titeln seiner Werke das Programm ver schweigt, also in seinen sieben Sinfonien. Seine sinfonischen Dichtungen haben zum Teil einen Siegeslauf um die Welt angetreten, wie „Finnlandia“, „Der Schwan von Tuonela“, „Eine Sage“, die „Karelia-Suite“ usw. Am berühmtesten ist die sinfonische Dichtung „Die Ozeaniden“ geworden. Er hat außerdem ein Violinkonzert komponiert, das alle bedeutenden Geiger in ihrem Repertoire haben. Ergänzt wird sein Schaffen von vieler Kammermusik (Streichquartett „Voces intimae“), Violin- und Klavierstücken, Bühnen musiken zu Shakespeares „Sturm“, zu „Jedermann“, vielen Männerchören und Kan taten, meist mit Texten aus dem finnischen Leben der Vergangenheit, einer Fülle von Liedern und der Oper „Die Jungfrau im Turme“. Sibelius genießt höchste Wertschätzung, vor allem in England und Amerika, wo seine Sinfonien und sinfonischen Dichtungen fester Bestandteil der Konzertprogramme sind. Finnland ehrte ihn in diesem Jahre durch Sibelius-Festspiele, auf denen fast alle seiner bedeutendsten Werke erklangen. Auch sein Name ist schon in die Musikgeschichte eingegangen und wird unsterblich bleiben.