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Dresdner Journal : 07.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189604071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-07
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1896
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Mi Dresde« »iertrljShrtich , Mark bOPs-, bei den Ka,ser- Uch deutschen Postanstaltrn «erleliahrlich »Mark, außer halb de« Deutschen »nche« Post- »nd Stempelzuschta». Linzelne Nummern: 10 Pf Urschet»»»: rs-lich mit «utnahme der Sonn - «nd Feiertage abend». Kernlpr.Anschluß: NrtSOU. N«kü»»t«uu,S,edü-re» r Für den Kaum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «) Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile LV Ps. B«i Tabellen- und Zissernfatz entsprechender Busschlag Herau-g-ber: Königliche Expeditwn de» Dre-dner Journal« Dresden, Zwmgerstr.ro Gernspr.-Anschluß: «r 1LKL. M79. 1896. Dienstag, den 7. April, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 1. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den bisherigen Vize direktor des Seminars zu Dresden-Friedrichstadt Franz Alfred Anastasius Nitzelnadel zum Direktor des Seminars in Plauen bei Dresden zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den derzeitigen Betriebsdirektor bei der Staats- cisenbahnverwaltung, Heinrich Bernhard Pfeiffer in Zwickau zum Finanzrathe und Mitgliede der General- direktion der Staatseisenbahnen zu ernennen. Dresden, 2. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ersten Staatsanwalt beim Landgerichte Dresden Oberjustizrat Rudolf Wilhelm Weicher bei seinem Übertritte in d-n Ruhe stand das Offizierskreuz des Albrechtsordens zu ver leihen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Tepartemcnt des Innern. Angestellt, der Hülss arbeiter im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Legationssekretär Christoph Johann Friedrich Gras Vitzthum von EckstSdt unter Belastung seines bisherigen Titels und langes, al- Bezirksassesjor bei der AmtShauptmannschaft DrrSden- Altstadt, der bisher als Accessist bei der Kreishauptmannschast Dresden ^beschäftigte Assessor vr. jur Carlo Johann Baptist Alsred Tala als Bezirksassestor bei der Amtshauptmannschast Oelsnitz. Versetzt: der Bczirksassessor bei der Amtshauptmannschast Lclsnitz vr. zur. Georg Alexander Anton Böhme in gleicher Eigenschaft zur Amtshauptmannschast Glauchau. Dem Accessisten bei der Amtshauptmannschast Dresden- Neustadt, Referendar Vr. jui. Richard Fritz Vollmer ist, nach dem er die zweite juristische Staatsprüfung mit Erfolg bestanden hat, der Titel „Assessor" beigelcgt worden. Nichtamtlicher Teil. Ter Liberalismus in Österreich vor dem Eude seiner Mission. Die üblichen Osterbctrachtungen der österreichischen Presse haben auch diesmal, wie im Vorjahre, fast ausschließlich dem fortschreitenden Niedergange des politischen Einflusses der deutschliberalen Partei ge gölten. Lauter Siegesjubel tönt aus den „Oster- artikeln" der jungtschechischen, antisemitischen und klerikalen Blätter zu den Deutschliberalen hinüber, deren Organe angesichts der von allen Seiten gegen sie anstürmendcn Gegner nichts als bittere Klagen über die Ungunst der Verhältnisse und heftige Be schuldigungen gegen ihre eigenen fahnenflüchtigen Parteigenossen ihren Lesern als Festtagslektüre vorzu legen wissen. Die deutschliberale Partei ist iu der That un zweifelhaft -— auch die eigenen Parteigenossen be streiten es nicht mehr ernstlick) — von einem unheil baren Siechtum befallen. Ihr Programm, dem deut schen Volksstamme mit Unterstützung der Dynastie die führende Stellung in Österreich auf Grund der libe ralen Handhabung der freiheitlichen und zentralisti schen Verfassungsgesetze zu erhalten, war so lange gut und entwickelungsfühig als in Öfter reich unter der deutschen Bevölkerung sich das Bedürfnis fühlbar machte, die Errungenschaften der konstitutionellen Bewegung gegen Anfechtungen seitens der immer noch einflußreichen sogenannten reaktionären Kreise sicher zu stellen, und solange die slawischen Bolksstümme außer stände waren, dn deutsch-liberalen Mehrheit des Reichsrates die führende Rolle in der Negierung streitig zu machen. Als aber die dcutsch- Lunst und Wissenschaft. Friedrich Mittcrwurzer. Ein merkwürdiges und in seiner Besonderheit fast ein ziges Buch hat in den letzten Wochen die Presse verlassen: „Friedrich Mitterwurzer" von Eugen Guglia «Wien, Druck und Verlag von Carl Gerold» Sohn 1896), ein Buch über einen lebenden Darsteller de» gegenwärtigen Hofburgtheaters, auS der Feder eines SchriststelleS, der als ernster Historiker und Politiker seinen Ruf erworben hat, besten Werk „Die konservativen Elemente Frankreich« am Borabend der Revolution" (1890) und dessen „Ge schichte der Stadt Wien" (1892) in anderen Leserkreisen Teilnehmer gefunden haben, als die sein werden, auf die das Buch über Mitterwurzer rechnet, eines Schriftstellers, besten erster biographischer Versuch einem Fürsten der Wissenschaft galt und „Leopold v Rankes Leben und Werke" einem ernsten Publikum schilderte Wenn wir von Meyer v. Bramstädt umfassendem Buche über „Fr Ludwig Schröder" absehen, einem Buche, das doch reichlich ebenso viel dem Bühnenschriststeller, dem Theaterleiter, dem eifrigen Freimaurer galt, al« dem Schauspieler Schröder wer hat zumeist die Lebensgeschichten deutscher Dar steller, die Charakteristik ihrer Leistungen geschrieben)' Jour nalisten und TageSkritiker, die sich einmal zu einer größeren Leistung sammeln oder irgend einem Gefeierten einen Ritterdienst enveisen wollten, kunstsinnige Dilettanten, die e» drängte, ihren Dank für unvergeßliche Abende ab- zustatten, Litteraten, die jede Arbeit übernahmen, mit der sie irgend ein Verleger beauftragte. Viel größere Schriftsteller al« Eugen Guglia haben hervorragenden Meistern der Schau spielkunst nahegestanden und Zeugni« für sie abgelegt, aber ein vollständige« Charakterbild, eine Analyse aller Haupt rollen hat un« weder Lessing für seinen Zeitgenosten Konrad Eckhof, noch Ludwig Tieck für den von ihm so hoch liberale Parteiführung ihre Herrschaft besonders durch Schaffung von liberalen Gesetzen im Kirchen- und Schulwesen noch mehr zu befestigen suchte und da durch die unter der deutschen Bevölkerung sauf dem Lande in hohem Ansehen stehende katholische Geistlich keit zum Widerstande gegen diese Gesetze und gegen ihre Ürheber reizte, da bildete sich neben der deutsch liberalen Partei im Reichsrate eine neue deutsche Fraktion, die deutschklerikale, deren Vertreter die sla wische Opposition gegen die Deutschliberalen in dem Maße verstärkten, daß letztere auf ihre frühere Mehrheit und damit auch auf die bisherige Führer rolle im Neichsrate verzichten mußten. Um wenigstens ihren Einfluß auf die Führung der Staatsceschäste weiter behaupten zu können, verbanden sich die Deutsch liberalen nunmehr mit den Polen, die gegen die Gewährung einer erweiterten Autonomie für Galizien und die Einführung der polnischen Sprache im inneren Amtsverkehr es der deutschliberalen Partei ermöglichten, sich für einige Jahre noch als leitende Partei am Ruder zu erhalten. Indem die Deutschliberalen zu Gunsten ihrer slawischen Verbündeten mit eigener Hand das feste Band lockerten, mit welchem sie in den von ihnen geschaffenen zentralistischen Verfassungsgesetzen die sämtlichen Kronländer zu einem einheitlichen Staat vereinigt halten, und durch Preisgebung der in Gali zien lebenden Deutschen an das Pvlentum die deutsche Sache in Österreich schädigten, betraten sie jene schiefe Ebene, auf welcher ihre Partei seitdem sich unauf hörlich dem Abgrunde genähert hat. Die deutsch liberale Partei hörte aus Rücksicht für ihren slawischen Bundesgenossen auf, deutsch zu sein und verlegte sich fast ausschließlich auf die Bethätigung ihres Libera lismus! Während der deutsch polnischen Ära erstarkte die durch diesen Liberalismus großgezogene slawische Opposition in einem solchen Grade, daß schließlich in den maßgebenden Kreisen die Notwendigkeit erkannt wurde, die slawischen Nationen des Mitgenusses an der Regierungsgewalt teilhaftig werden zu lassen. Der Versuch, mit der slawisch-klerikalen Mehrheit des Reichsrates gegen die deutschliberale Partei weiter zu regieren, konnte während der langen Zeitdauer der Aera Taasse ohne Störungen vor sich gehen, und ergab, daß man in Österreich thatsächlich auch ohne Mitwirkung der Deutschliberalen die Staatsgeschäfte leiten könne. Die krampfhaften Versuche der deutsch liberalen Parteiführung, die leitenden Kreise zur gegen teiligen Ansicht zu bekehren, blieben fruchtlos. Der gänzliche Verfall der einst Freund und Feind Achtung gebietenden dcutschliberalen Partei ist nun mehr beschleunigt und besiegelt worden durch den Ver lust ihrer Mehrheit im Wiener Gemeinderate und durch den Rücktritt ihres talentvollen Führers, deS vr. v. Plener, von der politischen Bühne. In Böhmen selbst, wo das deutsche Volk bisher der dcutschliberalen Partei die parlamentarische Kerntruppe zur Verfügung stellte, ist nach dem vor zwei Jahren erfolgten Tode des hochgeachteten deutschliberalen Parteiführers vr. Schmeykal die deutschnationale Strömung in solchem Maße erstarkt, daß wohl schon bei den nächstjährigen Reichsratswahlen die deutschliberale Partei aus der Vertretung der meisten ihrer bisherigen Wahlkreise ver drängt werden wird. In stiller Resignation wird die Partei nun auch noch durch ihre Zustimmung zu der Regier- ungswahlresormvorlagc ihr eigenes Todesurteil unter schreiben, nachdem sie nach und nach alle ihre früheien Parteiideale — die nationalen Interessen des deutschen Volksstammes, den Liberalismus, die Staatseinheit u. s. w. — aus Gründen der Parteitaktik aufgegeben und in letzter Zeit sogar auch schon die seither mit unver brüchlicher Treue hochgehaltene Solidarität aller Deutschen in Österreich zu Gunsten der föderalistischen Umgestaltung des Staates an den Nagel zu hängen Miene gemacht hat. Nach der Annahme des im AuS- gefcierten Ferdinand Fleck hinterlassen. Insofern hat Friedrich Mittcrwurzer alle Ursache, auf seinen Biographen stolz zu sein. Man merkt dem kleinen Buche an, daß e« Guglia eine Herzenssache gewesen ist, die lebendigen Ein drücke, die ihm der Künstler seit zwanzig Jahren bereitet hat, die Entzückungen wie die Einsichten, die er bei Mitterwurzer« Spiel empfunden hat, festzuhalten und andere zu verdeutlichen. „Können wir", fragt er in der Vorrede, „von einem Kunstwerk, gar von lebendigem, das sich immer verändert, bei dem die Kunst eben in einer immerwährenden Veränderung besteht, anderen, die es nicht gesehen haben, viel mehr überliefern al« Sensationen'? Nein, ich habe doch eigentlich nicht den Ehrgeiz, einen Beitrag zu einer Geschichte de« deutschen Theaters im 19 Jahrhundert zu liefern. Aber wenn man aus diesem Büchlein auch nicht« entnehmen sollte als wie dieser Künstler auf einen nicht unempfänglichen Zu schauer gewirkt hat, auch die« ist ein Zeugnis, auch dies ist ein Denkmal!" Für uns fragt sich » vor allen Dingen doch, wer die« Zeugnis ablegt, die« Denkmal aufrichtet. Behüt' un« der Himmel davor, daß jeder Zuschauer auf den Ein fall käme, alle Wirkungen, die ein Schauspieler oder gar eine Schauspielerin auf ihn hervorgerusen hat, in« einzelne zu schildern. Alle Papiermühlen der Welt würden ja nicht auSreichcn, auch nur die nötigen papiernen Unterlagen für diese Sensationen zu liefern Einzig und allein, daß wir den -ierfasser ernst nehmen müssen und al« einen Mann von Geist und Urteil, wenn auch zunächst von Urteil auf einem völlig anderen Ge biete kennen, macht seine Schrift bedeutsam und fesselt un« an seine Besprechungen von nahezu siebzig Rollen de« Wiener Charakterspieler» Friedrich Mitterwurzer ist bekanntlich ein Kind Dres den», det Sohn de» unvergessenen großen Sänger« Anton Mtterwurzer und seiner Gattin Anna Herold, der Schülerin Tieck« Seinen ersten theatralischen Versuch hat schuß bereits genehmigten Wahlreformentwurses wird der Reichsrat höchstwahrscheinlich unverzüglich auf- grlöst werden, um einer neuen, für den Ausgleich mit Ungarn gefügigen Vertretung der österreichischen Völker Platz zu machen. Im neugewählten Reichsrate wird die deutschliberale Partei, da sie bei den 72 Ver tretern der ueuerrichteten fünften Wahlkurie keinen einzigen Parteigenossen durchbringen, hingegen aber in den beiden Kurien der Städte und Landgemeinden noch eine Anzahl Mandate an die Deutschnationalen und Antisemiten abzugeben haben wird, sich mit der Stellung einer verhältnismäßig unbedeutenden Fraktion begnügen müssen, da sie im besten Falle von 425» Ab geordnetenmandaten nur über 80 wird verfügen können. Das herbe Geschick, welches der dcutschliberalen Partei in Österreich beschicken ist, kann als ein neuer Beleg für den geringen Wert des Liberalismus als staatserhaltenden Prinzips und auch als ein Beweis dafür gelten, daß er nur zu oft auch den Parteien, die ihn auf ihre Fahne als Schlachtruf setzen, sicheres Ver derben bringt. Im Interesse der deutschen Sache in Österreich ist es aber zweifellos in hohem Grade zu be dauern, daß die Katastrophe über die deutschliberale Partei, der man die Anerkennung nicht versagen darf, daß sie am Anfänge ihres Daseins großen Zielen nachgestrebt habe, Hereinbrechen wird, bevor noch eine neue lebensfähige und leistungskräftige deutsche Partei auf der Bildfläche erschienen ist. Im übrigen aber droht dem Deutschtum in Österreich unmittel bar keine ernste Gefahr, da jede österreichische Regierung durch die unverrückbare Lage der Dinge genötigt sein wird, mit der Thatsache zu rechnen, daß die deutsche Bevölkerung alle anderen Volksstämme in jeder Beziehung — sowohl durch ihre Zahl wie durch ihre kulturelle und volkswirtschaftliche Be deutung — weit überragt und daher auch unter allen Umstünden ihr Primat in Österreich zu behaupten wissen wird. Ta-esgeschichk. Dresden, 7. April. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre König!. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses wohnten am ersten Osterfeiertage dem Vor mittagsgottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchgänge fand bei Ihren Majestäten un KönigHesidenzfchlvsse gemeinschaftliches Frühstück, das sogenannte geweihte Osterfrühstück, statt, an welchem die Durchlauchtigsten Prinzlichen Herrschaften, sowie die Damen und Herren der Königl. und der Prinzlichen Hofstaaten teilnahmen. Nachmittags um 5» Uhr vereinigte Sich die Königliche Familie in der Königl. Villa Strehlen zur Familicntafel, nach welcher Beide Königliche Majestäten der Vor stellung der Oper „Carmen" im Altstädter Hostheater beiwohnten. — Am gestrigen zweiten Osterfeiertage besuchten Ihre Majestäten der König und die Königin und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses wiederum den Gottesdienst in der katholischen Hofkirche. Nachmittags geruhten Se. Majestät der König das Pferderennen des Dresdner Rennvereins mit Allcrhöchstseinem Besuche auszuzeichnen. — Abends fand in den Paradesälcn des Königl. Residenzschlosses das traditionelle Ostcrkvnzert statt, zu welchem die am Königl. Hofe vorgestellten Damen nnd Herren mittelst Ansage eingeladen worden waren. Die Festteilnehmer, denen im Vorzimmer der Galerie in der zweiten Etage von einer Ehrenwache des Königl. Gardereiterregiments die militärischen Ehren bezeugungen erwiesen wurden, versammelten sich von AU Uhr ab im großen Ballsaale. er, achtzehnjährig, am Stavttheater zu Meißen unter nommen; über Licgnitz, Plauen, Breslau, Berlin, Graz, Leipzig auf ben bekannten Zickzackwegen der Schauspieler ist er an« Wiener Burgtheater gelangt, dem er seit 1871, also jetzt gerade ein Vierteljahrhundert, angehören würde, wenn er nicht dazwischen ihm auf Jahre freiwillig den Rücken gekehrt hätte Von 1884 bis 1885 hatte er die Direktion de« Wiener Carltheaters übernommen und sich vergeblich bemüht, auf dieser Bühne das ernste Schauspiel, ja die Tragödie heimisch zu machen Zwischen 1886 und 1894 reiste er al« Gastspieler in Deutschland, Holland und Amerika. „Und 1894 trat der bis dahin in den Annalen der Wiener Theatcrgeschichtc unerhörte Fall ein: ein Schauspieler, der dem Burgtheater zweimal freiwillig den Rücken gekehrt, wird zum drittenmal engagiert, zum drittenmal hat er sein Debüt, zum drittenmal beschäftigt er die Tageskritik al« ein Ankömmling, eine neue Er scheinung, heftiges Für und Wider läßt sich in der Kritik abermals vernehmen, wie vor neunzehn, wie vor dreiund zwanzig Jahren" —. Sehr charakteristisch für den vorherrschenden Zug in unserem Kunstleben und unserer Kritik sind die Bemühungen Guglia«, da« Elementare und Unbewußte in der Erschein ung Mittcrwurzer« hervorzukehren „Er hat selbst einmal die Feucrfresser, Gaukler, Schlangenmenschen und Schwert tänzer seine „Kollegen" genannt und wir werden später sehen, wie da« Groteskkomische, das Claukler- und Clown- hafte einen Hauptzug seiner schauspielerischen Persönlichkeit bildet Die ihn gut kennen, sagen ihm nach und illustrieren e« durch eine Menge von Geschichten, daß er auch im Leben, im alltäglichen Verkehr viel Komödie spielt, er hat einmal den Drang, jeder Stimmung laut Ausdruck zu geben und zugleich au« der einen Stimmung rasch in die entgegengesetzte zu springen — — Ob man nun die Ge stalt diese» Künstler« nur von ferne ansieht, durch all' dir Wolken und »den Nebel de« Hörensagen« und der Anek doten hindurch oder ob man ihr näher tritt — etwa« Unter den zahlreich erschienenen Gästen befanden sich: Ihre Durchlaucht Prinzessin Rcuß ält Lin., ver witwete Erbgräfin zu Isenburg,das Oorp« ckipl'imatiftu«, die Herren Staatsminister nebst Gemahlinnen, Hof und Staatswürdenträger, Vertreter der Generalität und der Offizierscorps, sowie der fremden und ein heimischen Aristokratie nebst Damen, Repräsentanten der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie. Die Herren vom Civil trugen Uniform, die Herren vom Militär Paradeanzug ohne Schärpe. Vor 0 Uhr wurden die Damen und Herren in den als Konzertsaal eingerichteten Bankettsaal einge führt und daselbst placiert. Alsbald erschienen Ihre Majestäten der König und die Königin und die Prinzlichen Herrschaften, nachdem Allerhöchst und Höchstdieselben vorher im roten Salon die Vorstellung der angemeldeten Damen und Herren angenommen hatten, unter Vortritt von Leibpagen und unter Begleitung der Königlichen und Prinzlichen Hof- und Militärstaaten, in der Fest Versammlung. Ihre Majestäten waren umgeben von Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Georg, den Prinzen Friedrich August und Johann Georg nebst Durchlauchtigsten Gemahlinnen, dem Prinzen Albert und der Prinzessin Mathilde. Sobald die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Platz genommen hatten, nahm das Konzert seinen Anfang. Das Programm lautete: I. Teil. I. Ouvertüre zu „Anacreon" von Cherubini. 2. Arie aus „Armide" von Gluck «gesungen von Frl. Malten). Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncell mit Orchesterbegleitung (Adagio und Rondo) von Spohr (vorgetragen von Herren Petri, Feigerl, Rappoldi, Grützmacher). 4. u) Rhcinlegendchen, b) Wer hat dies Lied er dacht? (Eine Humoreske) aus des „Knaben Wunder horn", für eine Singstimme mit Orchester von G. Mahler (gesungen von Fran Schuch). 5» . Sextett aus der Oper „Die verkaufte Braut" von Smetana (vorgetragen von Frl. Wedekind, Fran Edel, Frl. Fröhlich, Herren Scheidemantel, Nebuschka, Wachter). II. Teil. l. Divertimento (^larcbe trunzsise und Finale) üon Mozart. 2. Arie aus „Achilleus" von Bruch (gesungen von Frl. Huhn). 3. Violoncellsoli, a) Cantabile von C. Cui, b) Scherzo von D. v. Svens, c) Träumerei von Schumann (vorgetragen von Hrn. Hugo BeckerV 4. „I^u coguette'-, Mazurka von Chopin (gesungen von Frl. Wedekind). 5. Zwischenspiel a. d. Oper „Das Heimchen am Herd" von C. Goldmark. Während der halbstündigen Pause zwischen d.m I. und II. Teile der Vorträge hielten Ihre Majestäten Cercle Das Konzert, bei dem außer den vorgenannten Solisten die gesamte Königl. musikalische Kapelle mit wirkte, stand unter der Leitung des General musikdirektors Hvirats Schuck und war nach 11 Uhr zu Ende Nachdem Ihre Majestäten und die Durch lauchtigsten Prinzlichen Herrschaften noch bis K12 Uhr Cercle gehalten und hierbei nicht nur eine große Anzahl Damen und Herren der Hofgesellschaft, sondern auch die beim Hoffonzert thätig gewesenen Künstler mit Ansprachen huldvollst ausgezeichnet hatten, zog Sich der Königliche Hof zurück, während die Gäste noch einige Zeit an den in den beiden Geheimnisvolles bleibt um sie gebreitet. Ich wüßte in der Geschichte des deutschen Schauspiels keinen Typus, nach dem sie gebildet ist. Von Fleck, von Ludwig De vrient mag sie einige Züge haben, aber sie ist doch wieder ganz eigenartig. Auch unter den Schauspielern, die in Romanen oder "Novellen geschildert worden sind, wüßte ich diesen keinem zu vergleichen; am meisten erinnerte mich noch der Larken« in Mörikes „Maler "Nolten" an ihn " Sonderbar, wie die Anschauungen wechseln Es gab eine Zeit, wo auch der genialste Schauspieler und wenn er Naturburschen und Lebemänner gespielt hätte, nach dem Ruf und Ruhm einer bewußten und überlegenen Intelligenz trachtete Und heute müht man sich, die Herrschaft des Instinktes, einer unwiderstehlichen dunklen Macht zu erweisen. Nie ist mehr Ergrüdeltes, Erquältes, Unfrohe«, Zerrißenes und Vereinzeltes aus den Brettern sichtbar und hörbar gewesen, einerlei, wir sollen überall nur Offenbarungen der innersten Natur, Aus strömungen des Unbewußten sehen Mit den Einzeldar- legungen des Verfasser« würde man sich wohl vielfach auseinanderzusetzen haben, wenn man seine Charakteristik der Rollen Mitterwurzer« mit den Darstellungen selbst ver gleichen könnte. ES fällt doch z. B bedenklich auf, wenn Guglia den Schreiber Leonhard in Hebbel« Maria Magda lena „keinen rechten Bösewicht aber einen charakterlofen gemeinen Burschen nennt " Kein Bösewicht? Mit einen, Alltags gesicht mag und soll er gespielt werden, tiefere Töne braucht er auch nicht anzuschlagen, oder wie sagt Platen und wie meint « Hebbel: „Abgründe liegen im Gemüte, die tiefer al« die Hölle sind!" — Doch das würde zu weit und über den Zweck hmau« führen, Freund« der Schauspielkunst auf die interessante und in ihrer Art seltene litterarische Erscheinung aufmerk sam zu machen u
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