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Dresdner Journal : 11.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189603113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-11
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 11.03.1896
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». 7b «. b0 » ». so iS. o « ». so B. so ». Ve,„-prriS: Für D^tden vietteljShrlich L«Pf., bei den Kaiser lich putschen Postanstalten dierttli-hrlich »Mar«, auher- halb de« Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschla, Einzeln» Rammern: tö Ps Erfchetne»: r-tzlich mit Nn-nahme da Sona - »ad Feiertage abeabs. Fer»spr.«ajchl»»:«r.1»^ Vres-mr W Journal. AnkLntziOU-S-edßhre« t Für de» siaum einer aespal- tene» Zeile Nriner Schrift >0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile Sv Ps. Lei Tabellen - und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Hera»-,rder Königliche Expedclio» de« Dresdner Journals Dresden, Zwlagerstr. »0 FernsprAnschluh.Rrl»»^, ^S58. Mittwoch, den 1l. März, abends. 1896. ilg ist die echenschasts- zu Ver- Zahre 1892 ld (Bericht ¬ tu dem Be- ndtagsbeilage rwaltung der der diese Ber- itlegten Rech- n men. tativn der ehnte Ber schwerden 1). ht der Säch- pel, Petition asverein I zu Serleguiig des tbert-Verein- n Beihilse für i; Eisenbahn- rc betreffend; V, Petition königl. öfter- send; Lehrer r in Copitz, ür dieVolkS- Loltmarsdorf rng zur Aus sen auf die m und Gen ,-Fiskus der ziehung des lommensteuer Ämtlichcr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Hofschauspielerin Ehar- iotte Basts-Wallner das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Coburg-Gotha ihr verliehene Berdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft annehme und trage Nichtamtlicher Teil. Tas neue italienische Kabinett ist in der Weise thatsächlich gebildet worden, wie es nach den letzten Nachrichten erwartet werden konnte. Wie sich aus den Notizen an anderer Stelle unseres Blattes ergiebt, ist ein großer Teil der neuen Staatswürdenträger, die sich um die Person des in den verschiedensten Phasen der neueren italienischen Geschichte erprobten Ministerpräsidenten Marchese diRudini grup- pieren, als Neulinge in der Kunst des Regierens anzu- sprrchen. Über dieNichtung, in der sichdiePolitikdes Mini steriums bewegen wird, steht gleichwohl schon jetzt fest, daß Radikale, Sozialisten n. s. w. von ihnen kein Ent gegenkommen zu erwarten haben. Allgemein wird das Ministerium als ein solches der Rechten bezeichnet, und weiter nach links als in den Reihen des linken Ccnlrums wird es voraussichtlich vergeblich um Unterstützung bitten. Da die jetzige Regierungskrise in Italien zu einem großen Teile durch das Verhalten der äußersten Linken, der Radikalen und Sozialisten, herauf- beschworen worden ist, so erscheint es in der That ziemlich kühn von einem Ministerium, direkt gegen diese Linke regieren zu wollen. Gerade in Deutsch land würde man es mit größter Freude begrüßen, wxnn die Bedenken, die sich aus der gegenwärtigen Lage ergeben, als unbegründet sich erweisen würden. Größte Sparsamkeit in den Ausgaben und, soweit nnr irgend möglich, Bei meiden neuer Steuerlasten wird ferner als Programm des neuen Ministeriums bezeichnet. Wer freilich hätte als Minister dieses Programm nicht schon gehabt? Daß sämtliche Minister von irgend welcher Berührung mit den Banca-Romana-Skandaleu sich frei fühlen, sei als freudig zn begrüßende That- sache auch noch hervorgehotrn. Den mannigfachen Hoffnungen gegenüber, die die Gegner Italiens und des Dreibundes an den Sturz Crisp.s und die Rückkehr des Marchese di Rndini zur Leitung der Regierung geknüpft haben, fei be tont, daß die Hoffnungen schon einmal im Jahre 1891 auflebten und zu Schauben wurden. Da mals beeilte sich, woran heute die „Kölnische Zeitung" erinnert, Rudini, dem AuSlande mit zuteilcn, er werde die bisherige Friedenspolitik fort- jetzeu, und in der Programmerklärung, die er am 14. Februar in der Kammer abgab, sagte er: „Unsere Politik wird einfach, aufrichtig, und ohne Hinter gedanken sein, wie es einem Lande zukommt, das wirklich den Frieden will. Unser Programm deckt sich zum Glück mit dem der Hauptstaaten Europas. Wir werden unsern Bündnissen eine feste und sichere Treue bewahre«." Rudini erneuerte denn auch die Bündnisverträge längst vor deren Ablauf. Und die Rücksichten auf das Interesse Italiens, die damals für Rudini bindend waren, sind es hente noch in weit höherem Grade, weil Italien zur Erzielung eines Waffenerfolgcs in Abessinien, den die Krone dem neuen Cabinet als Bedingung gestellt hat, in Europa eines Rückhalts an Deutschland und Österreich noch mehr bedarf als damals. Lnnst und Wissenschaft. K. Hofthcater. — Altstadt. — Am 10. d. Mts: „Romeo und Julie." Große Oper in fünf Akten von I Barbier und M. Carrö. Musik von CH. Gounod. (Neu einstudiert). Wohl ein Jahrzehnt lang vom Spielplan des Hof- theaterS ausgeschlossen, hat die Oper bei ihrem gestrigen Wiedererscheinen lebhafte Teilnahme gesunden. „Romeo und Julie" steht nicht auf der Höhe von Gounods „Faust", aber sie ist die beste Leistung des Komponisten nach jener Oper, deren Liebes- und Volkssccnen die stärksten und eigentümlichsten Eingebungen seines Talents enthalten Die jüngere Schöpfung ist sogar stilistisch einheitlicher als die ältere, während sie an Fülle der Erfindung, an Frischt und Mannigfaltigkeit des Ausdruck« hinter dieser beträcht lich zurückbleibt. Sie zerlegt sich der Hauptsache nach in vier große LiebcSductte — eine Aufgabe, bei der vielleicht kein Tondichter der Monotonie ganz auSzuwcichen vermöchte. Toch bietet Gounod gerade in diesen Sätzen sein Bestes, viel poetisch Empfundenes in zarter Melodik und schönem Tonkolorit, wenn auch der süße Duft der Liebeüsprache aus den Gartenscenen des „Faust" nur selten hier herübcrweht Namentlich der erste Abschnitt der Balkonsccne und das Duo im vierten Akt fesseln uns mit inniger Wärme und Bewegung dcö Vortrags, halten uns ganz in der Illusion des Augenblickes gefangen Etwas bläßer nehmen sich das Madrigal (t. Akt), der b'ckui-Schluß des zweiten und das Duett im letzten Akte aus Das Sentimentale wiegt im Ausdruck allzusehr vor, man vermißt das jugend lich Kraftvolle, Feurige in den LiebeSauSbrüchen dcü vero- nesischen Paare« Dennoch würden diese Scenen an ihrem Teil die Oper genügend tragen, wenn sich ihrer Zartheit im übrigen Werke der Gegensatz de« Starken zugesellte Aber der so notwendige Kontrast ist unzureichend, er tritt weder in der Zeichnung der Figuren noch in der Benutz ung von Massenwirkungen hervor, und e« ist geradezu auffallend, wie der Komponist an verschiedenen Stellen die sich leicht und fast unabwki«lich darbietende Gelegen - Sozi«ldemokratischtS. Nicht von dem Gesichtspunkte aus, daß sie schon in naher Zeit die Gefährlichkeit der revolutionären Umsturzpartei vermindern könnten, sind Streitigkeiten im sozialdemokratischen Lager der Registrierung wert. Aber als Beweis, wie müßig das Gerede von der herrlichen Einigkeit im ZukunstSstaat ist, sind sie zweifellos sehr gut verwertbar. Erheiternd ist es bei läufig auch »och, daß der jüngste Streit der „Ge- nossen" sich gerade an die sächsische Wahlrechtsreform anknüpft, die bekanntlich der Sozialdemokratie eine fo „herrliche Position" für „alle Zukunft" schaffen wird und gegen deren Zustandekommen die Unisturz partei demnach recht unlogischerweise Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat. Welcher Art die neuesten Projektile aus Drucker schwärze sind, die in dem gegenwärtigen Preßkampf zwischen der „Leipziger Volkszeitung" nnd dem „Vor wärts", hin- und hcrsliegen, geht ans der nachstehen den Auslassung des „Vorwärts" hervor: Tiefer hängen! In der gestiigen Nummer der „Leip ziger Volkszeitung" lesen wir: „Eine öffentliche Parteiverfommlung findet nächsten Mittwoch statt, wie die Leser aus dem Inseratenteile ersehen. Die Wich tigkeit der Tagesordnung wird sür sich selbst reden und wir haben nicht nötig, die Parteigenossen hier besonders noch auf den Besuch hinzmvcisrn Namentlich machen cs die wiederholten beleidigenden Darstellungen des „VoiwärtS", wonach die Leip ziger Parteigenossen Drahtpuppen sein sollen, zur Ehrensache aller Parteigenossen, dem Zentralorgan einmal eindring lich nnd einmütig einen gründlichen Tadel aus- znfprcchen Es muß dafür gesorgt werden, das, dem „Vorwärts" für alle Zukunft die Lust vergeht, Beschlüsse der Gesamtparlei Leip zigs, die in Versammlungen von tausenden gefaßt wurde», auf Grund anonymer Briefe „altbewährter Genossen" herab setzen zu wollen " Wenn wir den Chcsredalteur des Leipziger Parteiorgans nicht kennten, würden wir unseren Augen nicht getraut haben, als »ns obige Notiz zu Gesicht kam Aber dem nervösen Zickzackkurse ist alles möglich. Wir sollen d e Leipziger Genoßen „beleidigt", „herab gesetzt", als „Drahtpuppen" hingestellt haben Wer unsere be zügliche Notiz, die der Chefredakteur der „Leipziger Bolks- zcitung" sich wohl gehütet hat, vollständig abzudrucken. mit einer Lupe tiirchmustcrt, wird nichts Derartige- darin finden. Es sind Ausgeburten eines überreizten Gehirns, die unser Mitgefühl, nicht unsern Zorn erwecken können. Die Leipziger Genossen mögen sie auch augenblicklich ge täuscht fein, werden sehr bald zn derselben Anschauung gelangen nie wir Ten Anssall der Versammlung warten wir in größerer Ecmütsruhe ab, als der Chefredakteur der „Leipziger Volks zeitung", der dem „Vorwärts", weil er den Reaktionären nicht in die Hände arbeiten will, „taktisches Ungeschick" vorwirst, und sein eigenes taktisches Geschick so glänzend bcthätigt hat, da« die gesamte sächsische Parteipreffe, mit alleiniger Ausnahme des von ihm redigierten Blattes, sein Vorgehen als partei schädigend verurteilt und zum Teil sogar, gleich uns, und aus den nämlichen Gründen auf eine Polemik mit ihm ver zichtet hat. — Die Nachricht von cinem Rundschreiben, durch welches zu einem Ehrengeschenke sür den Abg. Lieb knecht, den bekannten großen Geschichtsschreiber und Diplomaten der Sozialdemokratie, ausgefvtdcrt wird, obwohl dieser Herr doch schon als Redakteur des Parteiorgans ein recht bourgeoismäßigcs Gehalt be zieht, ist übrigens auch bisher vom „Vorwärts" noch nicht dementiert worden. Man kann daher auch diesen Vorgang unter die helllcuchtcnden Beispiele sozialdemokratischer Prinzipirntreue getrost einreihen Tas Ende der armraisch u schil-rrhebuuff in Zutun. Die Verhandlungen, welche zwischen den Vertretern der europäischen Mächte in Konstantinopel und der hohe« Pforte behufs Wiederherstellung gesetzlicher Zu- hcit zu größeren Ensemblesatzen übergangen hat Da« Trio und Quartett (^-ckur) im dritten Akt kommt dafür nicht in Frage, die Hochzeitdfeier — als Lichtblick vor der dunklen Gruftscene eigentlich nicht zu entbehren — wird in der hiesigen Ausführung fortgelassen und so bildet denn die Kampsscene im dritten Akt die einzige beträchtlichere Er hebung in dem schwach gewellten Terrain der Gounodschen Musik. DaS Urteil der Kunstgeschichte steht über Gounods Tonschaffen und speziell auch über „Romeo und Julie" so fest, daß wir nn« zu iveitcrrn Bemerkungen nicht ver- iockt fühlen Hält man den „Faust" nicht Scene für Scene im Vergleich gegen die jüngere Schöpfung, die mehrfach au« dem reicheren Quell jene« Werkes nachschöpft, so wird man in „Romeo und Julie" zwar keinen großen Gesamt- eindruck, aber eine Fülle feiner und schöner Einzelwirkungen, auch mehrere ganze Nummern finden, welche uns in hohem Grade anziehen und erwärmen. Tie Qper zeigt gewiß nicht die Ursprünglichkeit der Erfindung und Gestaltung im „Faust", doch befindet sie sich vollkommen auf einer Höhe mit dem erfolgreicheren Werke, soweit der Ernst und die Hingabe des Komponisten an die poetische Bedeutung seine« Gegenstandes nach Maß seines besonders nationalen Charakters in Anreckmung kommen Und dabei darf füg lich ungewogen bleiben, was vom fachlichen Standpunkt au« gegen eigentümliche stereotype Formen in Gounod« musikalischem Satz zu sagen wäre, gegen seine Vorliebe sür bestimmte Akkordbildungen und -Fortschreitungen, Nonenvorhalte ,'c, dcren häufige Wiederkehr im Verein mit langsamen Tempi und spärlich wechselnden Taktarten die au« anderen Ursachen schon bestehende Einförmigkeit noch vermehren. Die gestrige Ausführung hatte ihre stärksten Lichtseiten in der prächtigen Leistung de« Orchesters und in der meisterhaften Direktion de« Hrn Schuch Hr. Anthe« sang vttle« vorzüglich, mit stimmlichen! Glanz und be wegtem Ausdruck und besonder« schön gelang ihm die Kavatine im zweiten Akt, aber seine Darbietung machte im Ganzen «och nicht den Cmdn^ de« fertig Durchgebil deten) vollkommen Freien, so unverkennbar seine große stände in Zeitun gepflogen worden sind, haben endlich zum Abschluß eines förmlichen Friedensvertrags zwischen der türkischen Regierung und den Führen« der Schilderhebting in dieser armenischen Stadt ge führt. Der von den Botschaftern vermittelte friedliche Ansgleich zwischen den letzteren und Edhem Pascha, dem Befehlshaber der gegen Zeitun aufgebotenen türkischen Truppen, ist für die Aufständischen sehr ehrenvoll und lehrt zugleich, wie tief die Autorität der hohen Pforte in jenen entlegenen Gebieten der asiatischen Türkei gesunken und wie schwach die Hoffnung darauf ist, daß die türkische Regierung aus eigener Kraft die versprochenen Reformen in der Verwaltung der von den Armeniern bewohnten Vilajets verwirklichen werde. Ans Grund dieses eigenartigen „Friedensvertrags" verpflichtet sich die Pforte zu folgenden Maßnahmen: den christ lichen Einwohnern von Zeitun werden die ihnen abgenommenen Waffen wieder zurückgegeben, bez. — so weit sie dieselben noch nicht ausgeliefert hatten — belassen. Dahingegen werden der mohammedanischen Bevölkerung des Zeituner Kreises die in ihrem Be sitze befindlichen Kriegswaffen weggenommen und wird ihr nur gestattet, Jagdwasfen, Gewehre alter Modelle, Pistolen und Dolche zurückbehalten zu dürfen. Allen, die sich an dem Aufstande beteiligt haben, wird voll ständige Amnestie gewährt, und nur diejenigen Arme nicr, denen man die Zugehörigkeit zn dem anar chistischen Geheimbunde „Hintschal" wird Nachweisen können, werden aus der Türkei ausgewiesen, aber sonst keiner anderen Strafe unterzogen werden. Der Sultan wird in Anbetracht der in Zeitun herrschenden Not den Bewohnern dieser Stadt die sogenannte Miristener ermäßigen und die bisherigen Steuerrück stäube im Gnadenwege Nachsehen, sowie auch sie von der Verpflichtung, die zerstörten Kasernen bei Zeitun auf ihre Kosten wieder aufzubauen, befreien — aber allerdings nur dann, wenn sie ihn darum in einem Bittgesuche uuterthänigst bitten werden. Die For derung der Aufständischen bezüglich der Ernennung eines christlichen Kaimakams wird in Gemäßheit des jüngst erlassenen Reformgesetzcs befriedigt werden. Dagegen müssen die Aufständischen auf die Erfüllung ihres Wunsches, daß in Zeitun die türkische Gar nisou nicht wieder ständig verbleibe, Verzicht leisten. Es war nicht leicht, die hohe Pforte zur An nähme dieser Konzessionen an die Aufständischen in Zeitun zu bewegen. Der deutsche Botschafter hatte im Namen seiner sämtlichen Kollegen die diesbezüg lichen Verhandlungen mit dem türkischen Minister des Äußern, Tewfik Pascha, geführt nnd von ihm auch schließlich die Zustimmung der hohen Psorte zu den oben angeführten Bestimmungen des Ausgleichs abkommens erwirkt Am 8. Februar konnten endlich dir Botschafter die mit der Vcrmitteluugsaktion be trauten Konsuln von Zeitun von dem Ergebnisse ihrer Verhandlungen mit der Pforte verständigen. Sie fügten diesem Berichte noch die Bemerkung hinzu, daß sie außerdem noch die Psorte formell verpflichten wollten, für Sicherheit des Lebens und des Eigen tums der Bevölkerung von Zeitun Sorge zu tragen, und daß die Konsuln in Zeitun mit den türkischen Behörden ein besonderes Abkommen vereinbaren wür den, auf Grund dessen die gesahrlose Rückkehr der in Zeitun zur Zeit uoch sich aushaltrndcn Flüchtlinge in ihre Heimat gesichert werde Nach Abgang des betref fenden Kollektivtelegramms der Botschafter nach Zeitun versuchte die Psorte sofort wieder, die schon gewährten Zugeständnisse an die Bewohner von Zettun teilweise einzuschränken, doch blieb dieser Versuch angesichts der ablehnenden Haltung der Botschafter ohne weitere Folgen, und so konnten endlich die Konsuln am 2l. Februar aus Zeitun nach Konstantinopel berich- Kraftanspannung war. Auch Frl. Teleky (Julie) löste ihre Ausgabe mit vollem Einsatz ihre- Können«, sie zeigte eine durchweg sichere Behandlung ihrer Partie und hatte vortreffliche Momente in dem großen Abschiedsduett (vierter Akt). Indes fehlt ihrer schönen Bühnenerscheinung ein gewißer mädchenhafter Zug und ihrem Vortrag jene Blut wärme des Gefühls, jene Herzinnigkeit und Wärme der Leidenschaft, welche zu einer poetisch vollendeten Darstell ung der Tochter Capulet«, die unü al« knospendes Mädchen entgegentritt und uns als tragische Heldin verläßt, so un bedingt notwendig wie bei Sängerinnen dieser Rolle im allgemeinen sehr selten anzutreffen sind Hr Perron gab dcn Mcrcutio durchaus ansprechend; daß er mit der Ballade von der Fee Mob nicht viel Effekt machte, liegt an dem für jede Baritonstimmc undankbaren Musikstück se bst Sehr lobenswert und stimmlich imposant wirkte Hr Wachter als Lorenzo und höchst munter führte Frau Edel die schnell übernommene Partie de« Pagen Stefano au«; ihr Vortrag de« Chansons fand lebhaftesten Beifall Der Chor bethätiate sich in bekannter tüchtiger SLeise; er sang namentlich das Prologlied sehr eindrucksvoll. Das lebende Bild zu dieser seltsam ergreifenden Einleitung war schön gestellt, wie denn die ganze Jnscenicrung nichts zu wünschen übrig ließ. DaS' gut besuchte Haus nahm die Darstellung mit größtem Beifall auf. H P Wo bleibt Nansen? Baron Toll in St Petersburg, einer dcr gewieg testen Kenner Nordsibirien«, veröffentlicht in der „St. Peter« burger Zeitung" folgende Darstellung de« jetzigen Standes der Nansenfrage: Al« die erste Nachricht über Nansen aus UstjanSk eintraf, habe ich mich berechtigt gefunden, meine Ansicht dahin auszusprechen, daß dcr Qrt, von wo die Nachricht kam, sür die Glaubwürdigkeit der Mitteilung spräche Ich möchte noch einige« darüber hinzufügen, ivarum ich gerade an die Möglichkeit eine« Rückzüge« der Nanfenschen Expedition über die Neusibirischen Inseln glaube Zunächst aber will ich auf die brennende Frag« len, daß die Führer der Aufständischen die ihnen unter Vermittelung der Botschafter angeboteneu FriedeuSbedingungeu unter Daule-kundgebungen sür den Sultan, die Großmächte, deren Botschafter nnd Konsuln angenommen haben. Die Pforte wird nun, nachdem der armenische Aufstand dank dcn Bemühungen der Botschafter sein Ende erreicht hat, alle ihr in Anatolien znr Verfüg- nng stehenden Machtmittel ausschließlich auf die „Be rnhigung" der unbotmäßigen Kurden richten können, um sodann, nachdem die gesetzliche Ordnung und Ruhe sowie auch ihre eigene Autorität überall wieder hergestellt sein wird, die Reformaktion in Angriff zu nehmen nnd programmmäßig dnrchzuführen. Lazesgeschichte. Dresden, 11. Mürz. Se. Majestät der König empfingen heute vormittag >,b11 Uhr im Residenz schlosse den Königl. Sächs. außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königl. Preußischen Hofe vr. Graf v. Hohenthal und Bergen. Von 11 Uhr an geruhten Se. Majestät der König dem Professor Andresen von dcrKönigl. Porzellanmannfaktnr zu Meißen behufs Modellierung einer Büste eine längere Sitzung zu gewähren. Heute abend ^9 Uhr findet im Königl. Residenz schlosse ein Hoskonzert statt, zn dein über 200 Ein ladungen ergangen sind. Drutsch es Reich. Berlin, 10. März Se. Majestät der Kaiser öegaben Sich heute vormittag um 9 Uhr Minuten nach Potsdam und wohnten daselbst dcr Qssiziers-Reitstunde der in Potsdam garnisonicrenden Kavallerie-Regimenter und des 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiments be! Nach dem Frühstück beim Qffizierscorps des Garde-Ulanen Regiments in Potsdam ritten Se Majestät nach Berlin zurück und zwar um '/b " Uhr nachmittags in Begleitung der Kommandeure der 1 und 9. Kavallerie Brigade und sämtlicher Kommandeure der Garde-Kavallerie-Regimenter Die Ankunft Sr Majestät im hiesigen Königl. Schloße erfolgte um 5 Uhr. Gegen Uhr abends empfingen Se. Majestät den Kaveri, und Königl. Öster reichisch-Ungarischen Minister dcr auswärtigen Angelegen heiten, Grasen v Goluchowski, in längerer Audienz, nach welcher dcr Minister auch von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen wurde Kurz nach 7 Uhr begaben Sich BeideMajestätcn nach dem K u K Österreichisch- Ungarischen Botschaftspalais, um das Diner bei Herrn und Fiau v Szögyenyi einzunehmen Es mochte ungefähr ^8 Uhr sein, als Ihre Majestäten in der Botschaft eintrafen, im Foyer derselben ehrfurchtsvoll von dem Bot schafterpaare begrüßt und dann nach der ersten Etage, in dcr der Tannensaal gelegen ist, geleitet wurden Während Se. Majestät der Kaiser Frau v Szögyenyi führte, hatte Ihre Majestät die Kaverin dem Botschafter den Arm gereicht. Der Kaiser waren in österrei chischer Generalsunisorm erschienen Dem Kaiser zur Linken nahm an der Tafel Frau v Szögyenyi, dem selben zur Rechten die Frau Prinzessin Friedrich Karl von Hessen Platz; dieser folgten weiter nach rechts: der Reichs kanzler, Gräfin Wedel, Staatssekretär Frhr Marschall v Bieberstein u. s w Der Frau v. Szögyenyi zur zur Linken saßen: Fürst zu Fürstenberg, Fürstin Lich nowsky, Qberhosmarschall Gras A zu Eulenburg, Gräfin Schönborn, Graf Wedel, Frl. Marinka v Szögyenyi u s. w. Ihrer Majestät der Kaiserin zur Linken nahm der Botschafter v Szögyenyi Platz, der Kaiserin zur Rechten der Prinz Friedrich Karl von Hessen Dem Bot schafter zur Linken saßen: Fürstin A Radziwill, Fürst Lichnowsky, Frl v Gersdorff, Generaladjutant Generaj- lieutenant v Plesjen, Frl. Camilla v Szögyenyi u s w Rechts von Sr. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Heßcn hatten die Plätze: Gräfin Brockdorff, Graf Golu chowski, Gräfin Pourtalös, Frhr. v. Mirbach, Frau eingehen, was ist nun nach der letzten Nachricht, dem Tele gramm des Gouverneurs von Irkutsk vom 20. Februar, von der Sache zu halten? Von der Glaubwürdigkeit der Nachricht ausgehend, hatte ich versucht, die Frage zu lösen, weshalb von Nansen selbst keine Meldung cingetroffen fei; ich erklärte mir das da durch, daß Nansens eigener Bote oder er selbst sozusagen von der Fama seines Ruhme« überflügeU worden sei War die Interpretation richtig, so mußte bald darauf Nansens eigene Meldung austauchen Seit dem Datum des Telegramme« sind aber statt Stunden und Tagen, Wochen verflossen, im ganzen 24 Tage. Mit jedem Tage ver minderte sich meine Hoffnung, daß diese Nachricht auf sicherer Quelle beruhe Nun kam das Telegramm vom 20. v M aus Irkutsk: „Der in Ustjansk Handel treibende Bauer Peter Iwanow Kuschnarew hat in einem Briese vom IO. November 1895 dein Kaufmann Kuschnarew in Jakutsk folgende Mitteilung gemacht: Wir haben erfahren, daß der Chef der Expedition, I)r "Nansen, dcn Nordpol erreicht, ein unbekanntes Land entdeckt hat und zurückge- kehrt ist. Also das Polarmeer wird erforscht." Der Termin — 10. November — schwächt noch mehr meinen Glauben daran, daß wir jetzt bald schon den glücklich heimkchrenden Nansen begrüßen dürfen Wenn Nansen sein Schiff verlassen hätte und zu Fuß oder mit Hundeschlitten von Insel zu Insel zum Fcstlandc zurück kehrte, so könnte er am 10 November selbst schon an der Grenze dcr „Civilisation", d h in UstjanSk angelangt sein, und Kuschnarew hätte nicht ermangelt, mitzuteilcn, daß er den nordischen Helden mit eigenen Augen geschaut Abgesehen davon hätte in dieser Zett Nansen selbst schon unscre Hauptstadt passieren können und lange schon ein Telegramm von seiner Rückkehr persönlich in KirenSk auf geben müßen E« bleibt also nur die Annahme, daß Nansen noch auf den Inseln sei Wie aber steht e« nun mit der Glaubwürdigkeit? Hier stehen wir immer noch vor einem Rätsel Daß dort diese Nachricht al« „Neueste Post" aufgcsaßt wurde, beweist da« Absenden de« Tele gramm«. Ist e« aber wirklich nur Geplauder über einen Gegenstand, der den Schreiber de« Briefe« lebhaft inte»-
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