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Dresdner Journal : 02.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189603025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-02
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1896
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ei' ükiik- i. »ist . 21, »chrch, son: sktten Lvsleni, rsg, itNSN llstero, «so Psg. le lllreo, tellung auch gebacken ge- k«>t« 18«°, t. ische gs- ston !elo, > ÜS8, cher SS Psg^ non, argO, Ist, » N- N äer » s re. 7» VetogspretS: ^»r Dr«»^n virnelEhrlich 4 Mark soPs, bei den Sailer» lich deutschen Postaostalten vierteljährlich »Marti außer, halb de« Deutschen «eiche« ^ost< und Slempetzuschtag Einzelne Nummern: tv Pf. Erschetne«: Täglich mit Ausnahme da Sonn - und Feiertage adendS. NutÜnMguugr'NthÜtzrt»^ Für den äaum einer oespal» tenen geile kleiner Schrift >v Pf Unter „Eingesandt" die Zeile üo Ps. Bei Tabellen - und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. HeranSgeber: Svaiglich« Llpeditro« de« Dresdner Journal» Dresden, Awlngerßr. «> tzeruspr.-Anschluß: Nr. L^E, 1896. 51. Montag, den 2. März, abends. Aachbekelungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat März werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für DreSde«: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für »»SBärts: bei den Postanstalten des betreffen den Orts zum Preise von 1 M. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" find die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnüdigst ge ruht, den Amtshauptmann Or. zur. Jlllius Oskar von Gehe in Grimma zum ersten Nathe bei der Kreishauptmannschaft zu Zwickau mit dem Titel und Range als Geheimer Regierungsrach zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnüdigst zu genehmigen geruht, daß die Schriftstellerin Marie Lipsius zu Leipzig die ihr von Sr. König! Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar-Eisenach ver liehene goldene Verdienstmedaille für Wissenschaft und Kunst annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Tieuste. Tebartement-cs Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Zwei stündige Lehrerstellen in Gautzsch bei Leipzig. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen jähr lich roao M. und sreie Wohnung, bcz. 1»o M. Logisgeld Ge suche sind bis zum tl. März bei dem König! Bezirksschul inspektor Schulrat !>r. Kühn in Leipzig cinzureichcn; — die mit zu verhoffendcr Genehmigung der obersten Schulbehörde neucrrichtete 4. ständige Lchrerstelle in Flöha Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und össentlichen Unterrichts. Einkommen bei freier Amtswohnung lvov M Gehalt und 7L M. für Überstunden. Bewerbungen sind bis zum !6 März an den König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Dachselt in Chemnitz cinzureichen. Nichtamtlicher Teil. Vom LandtagSwahlrccht. Bei der Zweiten Kammer ist der Bericht der Ge sctzgebullgsdeputation über die zwei durch das Königl. Dekret Nr. 2l vorgelegten Gesetzentwürfe: A. eine Abänderung von 8 2 des Gesetzes, die Wahlen für den Landtag, 0. die Wahlen für die Zweite Kammer der Ständc- versammlung betreffend, eingegangen. Zum Gesetzentwurf A werden nur zwei sachliche Abänderungen beantragt. Darnach soll der Umstand, daß eine Person unter väterlicher Gewalt steht, allein nicht mehr genügend sein, sie vom Stimmrecht aus zuschließen; ferner sollen die von öffentlichen Ämtern und der Rechtsanwaltschaft Entsetzten nur auf die Dauer von fünf Jahren von der Zeit der Entsetzung an vom Stimmrecht ausgeschlossen sein. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 29. Februar: Schillercyklu«, X. Abend „Wilhelm Teil" Schau spiel in fünf Akten von Friedrich von Schiller. Mit dem letzten der vollendeten Schillerschen Werke ldaS phantasievolle, gewaltige „Demetrius"-Fragment anzu- sügen, verbot wohl die Rücksicht auf mancherlei Umstände) ist der im ganzen so wohlgelungene und vom Publikum mit immer wachsendem Anteil aufgenommcne Eykluü zu Ende gegangen. Ende gut, — alles gut; der letzte Abend sah nicht nur ein überfüllte» Haus und eine empfänglich begeisterte Zuschauerschaft, sondern auch eine vortreffliche, namentlich durch die glückliche Verwendung erster Kräfte in den kleineren, aber wichtigen Rollen des Schauspiels sehr gehobene Ausführung. Gegenüber der „Braut von Messina' bedeutet bekanntlich da» Schauspiel „Dell" Schil ler» entschloßene Nückwcndung zum volkstümlichen Drama; unter allen Schöpfungen des Dichters ist e» seit seiner ersten Ausführung die erfolgreichste gewesen, und da» in stinktive Verständnis der Empfänglichen hat rasch begriffen, daß hier der Chor der antiken Tragödie statt einer Aus grabung eine Auferstehung im Anteil großer Volkskreise an der Handlung feierte. Der Vergleich de« Teil mit dem DrmetriuSsragment läßt gar keinen Zweifel, daß es in seinen letzten Lebensjahren Schiller« bewußte künstlerische Absicht war, die Wirkungen zu erreichen, die aus dem Zusammenspiel de» Einzelnen mit den Maßen hrrvorgehen Für die Bühne erwächst daraus die Verpflichtung, der Doppclhnndlung de» „Teil" gleich glückliche Verkörperung zu geben und die ideelle Einheit de» Schauspiel» zum lebendigen Bewußtsein zu bringen E» thut nicht not, die ostgerühmte Rundung und Slimmungrsülle der Wiedergabe de« „Tell" auf unserer Zu dem Gesetzentwurf v erklärt die aus acht Mitgliedern bestehende Mehrheit der Deputation, Vice- präsident Streit als Vorsitzender, Abg. Rüder als Berichterstatter und die Abgg llr.Kühlmorgen, Herfurth, Eulitz, Rostosky, Uhlig (Hermsdorf) und Ühlig (Grum bach): sie nähmen allerseits noch denselben Standpunkt ein, der in der Sitzung vom 10. Dezember 1895 ge legentlich der Beratung über die Anträge Fraßdorf und 13 Genossen und I)r Mehnert und 63 Genossen, sowie in der Vorberatung über die Gesetzentwürfe am 13. und 14. Februar 1890 feite» der Redner der Kammermehrheit vertreten worden seien. Sie erkennen auch an, daß die Vorlage allenthalben den Anregungen und Wünschen der Kammermehrheit Rechnung trägt und sprechen sich endlich noch dahin aus, daß sie im Interesse der Erhaltung des Staates und der bestehenden Gesellschaftsordnung gegenüber dem andauernden Anwachsen der Sozialdemokratie von der Notwendigkeit der Änderung des bisherigen Wahlgesetzes überzeugt seien. Insonderheit erscheint auch der Deputationsmehrheit das im Entwürfe vor geschlagene System indirekter Wahlen ein wirksames Mittel dagegen zu bieten, daß eine planmäßige Auf reizung weiterer Volksschichten fernerhin mit Erfolg versucht werde. Sonach wird beantragt, auch den Gesetzent wurf U mit einigen vorgeschlagenen Abänderungen zu genehmigen. Von diesen Abänderungen seien nur diejenigen hervorgchoben, die materieller Natur sind: Zu tz 7. Nach der Regierungsvorlage sollte die Zahl der Urwähler durch die nächst niedriger be steuerten Urwähler ans der zweiten oder dritten Ab teilung bis auf drei ergänzt werden, wenn auf eine Abteilung nur ein oder zwei Urwähler entfallen. Die Deputation hat unter Zustimmung der König!. Staats regierung diese Bestimmung dahin abgeändert, daß in j'dcm Falle auf einen Wahlmann mindestens fünf Urwähler fallen müssen. Durch diesen Be schluß wird der übermäßige Einfluß einzelner höchst besteuerter Urwähler noch weiter abgeschwächt. — Es soll in jedem Falle, wo sich bei gleichen Steuer beträgen nicht bestimmen läßt, welcher von mehreren Urwählern zur ersten oder zweiten Abteilung gehört, das Los entscheiden. — Durch 8 1u der Vorlage hält die Deputation das Recht zur Einsichtnahme in die Urwählerlisten für mehr als nötig beschränkt, sie will daher bestimmen, daß die Gemeindebehörde jedem Urwähler auf Verlangen mündliche Auskunft über den weiteren Inhalt der Liste mit Ausnahme der Angaben über Steuerverhältnisse zu erteilen hat. Weiter soll die Urwählerliste eine Woche lang aus- gclcgt werden, Einwendungen gegen die Liste sollen noch binnen drei Tagen nach Ablauf dieser Auslegung« frist zulässig sein. — In 8 19 der Vorlage wird be stimmt, daß bei der Wahl der Wahlmänner absolute Mehrheit der Stimmen entscheide. Auf Anregung der Staatsregicruug wird dazu noch folgender Zusatz vor geschlagen: „Erhallen mehr Personen die absolute Mehrheit, als Wahlmänner gemeinsam zu wählen sind, so gelten diejenigen als gewählt, welche die meisten Stimmen erhalten haben; bei Stimmengleichheit ent scheidet das Los." — Als 8 30n wird eingesügt: „Die Wahlmänner erhalten die Reisekosten nach dem Orte, an welchem die Abgeordnetenwahl stattsindet, aus der Staatskasse vergütet. Das Nähere wird im Verordnungswcge festgesetzt." — In 8 33 wird über die Teilnahme der Wahlberechtigten an den Wahl handlungen im Einverständnis mit der Regierung bc stimmt: „Den Wahlmännerwahlen können alle Stimm berechtigten der betreffenden Abteilung beiwohnen, cs dürfen aber unter denselben weder Verhandlungen, noch Ansprachen stattsindcn." Schließlich beantragt die Deputation noch, „die auf den Wahlgesetzentwurf cingegangcncn Erklärungen, Resolutionen und Proteste auf sich beruhen zu lassen, die eingegangenen Petitionen, welche den in der Sitzung vom 10. Dezember 1895» abgelehnten Antrag der Abg. Fraßdorf und Gen. auf Erweiterung des Wahl rechts wieder ausgenommen haben wollen, für unzu lässig zu erachten, die andern auf den Gesetzentwurf U bezüglichen Petitionen als durch die gefaßten Beschlüsse erledigt zu erklären." Als Beilage I ist dem Berichte eine, der Depu tation von der Regierung zur Verfügung gestellte Tabelle beigegeben, in welcher an einer größeren An zahl von Orten die praktische Wirkung des 8 7 der Vorlage — Vorschriften über die Abteilungsbildung enthaltend — nachgewiesen ist. Man hat sich hierbei nicht auf Orte beschränkt, deren Verhältnisse für eine größere Anzahl anderer typisch sind, die Regierung hat vielmehr, um ein möglichst klares und umfassendes Bild über die Wirkung der vorgeschlagenen Be stimmung wegen der Abteilungsbildung zu geben, für die Probeausstellung in erster Linie eine größere An zahl von Ortschaften gewählt, welche nach ihrer Seelenzahl künftig voraussichtlich einen eigenen Wahl bezirk bilden werden. Daneben sind die Probeauf stellungen auch noch aus einige Orte, welche in mehrere Wahlbezirke zersallen, sowie auf je einen Wahlkreis der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz erstreckt worden. Tie Herabsetzung der 2G» M. übersteigen den Steuersätze auf diesen Betrag äußert natur gemäß voraussichtlich ihre Wirkung in der Hauptsache in den städtischen Wahlkreisen aus. Betroffen werden von dieser Bestimmung nach der Begründung des Gesetzentwurfes im ganzen 727 Personen, darunter 573 in den Städten. Außer in den drei städtischen Wahlkreisen tritt eine Steuerherabsetzung auf 2(X)0 Mark an 15 Orten der Beilage 1 ein. In allen diesen Fällen ist rin zum Teil nicht unwesentlicher Zuwachs an Urwählern zur I. und II. Abteilung die Folge. Besonders kräftig wirkt die Maßregel natür lich in den drei städtischen Wahlkreisen. Tie im Gesetzentwurf weiter vorgesehene Zu teilung aller Urwähler mit einem Steuersatz von 30n M. und darüber zur I. Abteilung und derjenigen mit einem Steuersätze von G) M und darüber zur II. Abteilung wird ihre Wirkung in der Hauptsache in den größeren Städten üben, dort besonders aus- gleichend wirken und eine große Anzahl dem Mittel stände angehöriger Urwähler der II. Abteilung zu führen, weiter aber auch den Erfolg haben, daß die Abteilungen im allgemeinen mit Angehörigen der entsprechenden Gesellschaftsklassen besetzt werden. Für das platte Land und die kleineren Städte erwies sich eine derartige Bestimmung nicht so notwendig, denn nach der Beilage I gehören in 05 ländlichen Ort schaften nur in fünf Fällen Urwähler mit Steuer- bcträgen über 200 M, nur in 19 Fällen Urwähler mit Steuersätzen zwischen 109 und 2Ö0 M., in 4! Fällen dagegen Urwähler mit Steuersätzen unter 100 M. und zwar bis zu 18 M. herab ohne hin bereits zur I. Abteilung, in 58 von 0:5 Fällen Urwähler mit Steuersätzen unter 5o M. und zwar bis zu 8 M. herab ohnehin bereits zur II. Ab teilung. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in den 14 Städten, für welche nach Beilage I die Probe aufstellung erfolgt ist. Dort schließt die I Abteilung in je 4 Fällen mit Steuersätzen zwischen 2- und 30<» M. und zwischen 1 und 200 M., in 0 Fällen mit Steuersätzen unter ION M bis zu 38 M. herab, in der II. Abteilung sogar mit einem Mindeststeuerbctrag von 11 M. ab. Tie im Gesetzentwürfe weiter vorgesehene Be stimmung, daß in jeder Abteilung auf einen Wahl mann mindestens 3 — und wie die Deputation vor schlägt — 5 Urwähler entfallen sollen, wirkt nach der Bei lage 1 mehr in den kleineren Ortschaften, als in den großen Städten. In 15 Orten von denjenigen, für welche die Probeaufstellung gemacht worden ist, erfährt durch die getroffene Bestimmung die I. Abteil nng eine zum Teil recht ansehnliche Verstärkung an Urwählern — 5, 18, 15, 20 Urwhler statt 1 bis 4 —. Bei unbefangener Prüfung der Vorlage wird man zugeben müssen, wie das auch die Mehrheit der Gesetz gebungSdeputation thut, daß durch die Gesamtheit der in 8 7 des Entwurfs vorgeschlagenen Maßnahmen das neue Wahlsystem des einer Abteilungsbildung lediglich nach Verhältnis der Steuerleistung zum Vor wurfe gemachten plutokratischen Charakters in der Hauptsache entkleidet wird. Abweichend von der Deputationsmehrheit haben die Deputationsmitglieder Abqg. Dr. Minckwitz und Preibisch in einem besonderen Bericht ihren Antrag, dem Gesetzentwurf die Zustimmung zu ver sagen, begründet. Diese Abgeordneten wollen zwar auch zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ihre Unter stützung der Regierung nicht versagen, können aber in der Vorlage kein geeignetes Mittel erblicken. Ihre hauptsächlichsten Bedenken richten sich gegen das vor geschlagene indirekte Wahlsystem. Tagesgerichte. Dresden, 2. März. Es ist in der Tagespresse wiederholt behauptet worden, daß Se. Majestät der König Veranlassung genommen habe, über den die Änderung des sächsischen Wahlgesetzes be treffenden, der Ständeversammlung gegenwärtig vor liegenden Gesetzentwurf ein Gutachten des Herrn Geheimen Hosrats Professor vr. Binding in Leipzig zu erfordern und daß dieses Gutachten in abfälligem Sinne abgegeben worden sei. Wir sind in der Lage, diese Behauptung als eine durchaus unzutreffende, jeder thatsächlichcn Begründung entbehrende zu bezeichnen. Dresden, 2. März. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten am gestrigen Sonntage dem Vormittagsgottesdienste in der katholischen Hof kirche bei. Nach dem Kirchenbesuche empfingen Se. Majestät der König im Residenzschlosse die nach- genannten Herren in Audienz: den Hofmarschall Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Frhrn. v Reitzenstein, in» Oberkonsistorialrat Clauß, den Obcrfinanzrat Strick, die Ökonomieräte Prof. v. Langs dorfs und Philipp, den Amtsrichter Or. Hartmann und den Staatsanwalt Or. Schindler. — Um 3 Uhr nachmittags vereinigte sich die Königliche Familie bei Ihren Majestäten zur Familientafel, zu welcher auch Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana erschienen war. Abends um 9 Uhr fand eine Soiree statt, an der Ihre Majestäten der König uud die Königin, die Durchlauchtigste Frau Großherzogin von Tos cana, Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, sowie mehrere Damen und Herren der Hofgesellschaft teilnahmcn. — Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vorträge der Herren Staats minister im Residenzschlosie entgegen. Nachmittags um 5 Uhr findet bei Ihren König!. Majestäten eine größere Tafel statt, zu welcher die nachgenannten Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden sind: der Kriegsminister v. d. Planitz, der Kaiserl Russische Ministerresident Baron v. Mengden, der Brigadckom- mandeur Gencrallieutenaut v. Minckwitz, der Kaiserl. und König!. Feldmarschalllieutrnant Frhr. v. Ziegler und Klipphausen, der Geh. Rat Vodel, der Hofmar schall v. Haugk, der Zoll- und Steuerdirektor I)r. Hofbühne noch besonders zu rühmen, sie schien in der Schlußvorstcllung des EykluS unter dem Anhauch ge spanntester Teilnahme und kräftiger Mitempfindung des Publikums noch erhöht zu sein. Der Tell des Hrn. Waldeck gehört zu den kraftvoll frischesten und über- zeugendslen Gestalten, die dieser Künstler hinzustellen vermag Die Leistungen der Herren Porth (Werner E tauffacher), Franz (Arnold von Melchthal), Bauer (Ruodi der Fischer), die Gertrud Stauffachcr des Frl Salbach, die vorzüg liche Wiedergabe des greisen Allinghausen durch Hrn. Müller, der Armgart durch Frl. Ulrich sind früher nach Gebühr gewürdigt worden Zum ersten Male sahen wir im Ensemble des „Tell" Hrn. Holthaus al» RcichSvoigt Geßler und Hrn Wiecke in der Episode des Johanne» Parricida Die Besetzung beider Rollen muß als ein wirklicher Gewinn für die Darstellung deS Ganzen erachtet werden. Eine unmittelbare Wiederholung de» so enthusiastisch ausgenommenen SchillercykluS dürfte sich nicht empfehlen. Wohl aber sollte man daran denken, im nächsten Winter eine solche Wiederholung mit dem gleichen Einsatz aller guten Kräfte, der gleichen Hingabe und unter Vermeidung der als minder glücklich erkannten Besetzungen und sceni- schen Einrichtungen zu bewirken. Weder die Teilnahme noch der Dank des Publikums werden dann fehlen, wie sic ja auch diesmal nicht gefehlt haben A St. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 1. d MtS: „Doktor Klau»" Lustspiel in fünf Akten von Adolph L'Arronge Da» Stück, da» man in voriger Woche neueinstudiert gegeben hatte, wurde bei der gestrigen Wiederholung von ßem gut besuchten Hause m,t lebhaftem Beifall aus genommen. „Doktor KlauS", wohl mehr ein „sogenannte»", wie der Kutscher Lukowski sagen würde, als ein eigent liche« Lustspiel im strengeren Sinne, wirkt in manchen Sccnen immer noch recht frisch und gewährt bei fernem Kern verständiger und anständiger Lebensanschauungen und bei seinem Fond an behaglicher Stimmung und natür lichem Humor (von den Requisitenspäßen abgesehen) eine nette und saubere Unterhaltung, der sich ein Sonntags- publikum mit besonderer Unbefangenheit hingiebt. Tie Titelrolle, in der Hr Jaffe lange Zeit hindurch eine vor zügliche Leistung geboten hatte, wird jetzt von Hrn. Swoboda gewandt und wirksam vorgesührt, obwohl dieser Darsteller die „rauhe Schale" des Manne» wohl etwa« zu stark hcrvorkehrt Neu ist auch Frl. Politz al» Julie Griesinger, ebenso Frl Gasny als Emma Grie singer; jene giebt ihre Partie sachentsprechend, diese erfreut durch ein sehr liebenswürdiges muntere« Temperament, womit sie einige gar zu naire Züge der Figur vor dem Eindruck deö Albernen schützt. Mit dem Referendar Gerstel findet sich Hr. Bauer, dieser in allen Sätteln gerechte Schauspieler, in humoristisch überlegener Weise ab Durch ihn und Frl GoSnq kommt die Hauptsiene bei der schlafen den Mutter zu erheiternder Wirkung. Hr Deutsch stellt den Kutscher LubowSky dar, fast zu sparsam in der MaSke aber zugleich auch maßvoll im Derbkomischen, so daß man ihn zu den besseren Vertretern dieser Rolle rechnen muß. Rcsidenzthcatcr. Am I März: Gastspiel von Felix Schweighoser. „Scheu vor dem Minister". Lust spiel in einem Akt von Or Sobotka — „Ein Raben vater". Schwank in drei Akten von Hans Fischer und Josef Jarnow (Zum ersten Male) Der Sonntag und die Aussicht aus ein neues Elast spiel Echwrighofer« hatten rin zahlreiche«, von vorn herein höchst beisall«lustig gestimmte» Publikum ver sammelt Schon bei seinem ersten Erscheinen im Frack de« Schullehrers August Scheu wurde der Komiker mit schallendem Beifall begrüßt. So dürftig und in sich un ¬ möglich der kleine Schwank „Scheu vor dem Minister" ist, so giebt er doch dem Darsteller Gelegenheit, eine höchst komisch wirkende Figur hinzustellen, erweist sich auch, bi« aus einige allzunaioe Naivitäten des Fräuleins Helene Scheu, als durchaus harmlos. — Um so stärkere Bedenken ruft die größere Poffe „Ein Rabenvater" hervor, die zwar reich an den Verwechslungen, Überraschungen, jähtn SituationSivechscln und „drastischen" Witzen ist, auf denen das Glück der neuesten Schwänke beruht, die sich aber auf einem so durchaus widerwärtigen Grundmotiv aufbaut, daß auch der glänzende Komiker, als der sich der Gast in der Rolle de« Rabenvaters wiederum bewährte, das Ganze nicht in die Sphäre des Humors oder» auch nur des tollen Spaßes erhöben kann. Der Schwank, zu dem wiederum zwei Autoren ihre mäßige Erfindungskraft und ihren Über schuß an unbedenklicher handfester Theatervraxis zusammen» aelegt haben, ist von einem kaum zu charakterisierenden Geist roher Frivolität erfüllt. Situationen und Scherze, die allenfalls zu ertragen waren, wenn Pantalon, Harlekin und Eolombine auf der Bühne herumscherztcn, aber ge radezu abstoßend werden, wenn wir sie im Kostüm unseres bürgerlichen Leden» und ihre Träger al« regelrechte Typen diese« Ledens selbst sehen sollen, über bieten einander Verwickelung und lustige Steigerung der Handlung beruhen auf dem glomosen Einfall und der unverschämten Lüge des Hrn. BauMternehmcrs Wilhelm Neuendorf, der, um sich genügende« Geld zu seinen menu« plnwü-i zu verschaffen.!kleine Vergnügungen, die sich haupt sächlich in gewissen großstädtischen Lokalen abzuspielen scheinen), seiner Frau seit einem Viertel jahrhunde« vor- gespieqelt hat, daß er einen natürlichen Sohn besitze, für den er sorgen müsse Frau Adelheid ist eine so brave Frau, daß sie nicht nur da« Geld für diesen Sprößlin- d^ Herrn Eiemahlü immer bereitwillig hergtgeben hat, sondern auch am Tage ihrer silbernen Hochzeit ihrem Mann in« Gewissen rede», daß e« mit einem Stück Geld nickt
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