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Dresdner Journal : 29.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-29
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 29.02.1896
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-« ,7b S. * veiu«»»retS: ^ü, Dresden vierteljShrlich 2 Mark doPs, d^" Kaiser- lich deutschen vMaastalten mnrcljührlich»Mark; außer halb de- Deutschen Reiche« Poft, und Slempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: LSglich mit «»«nähme der Lonn- und Feiertage abend« Kernspr «nschluß: Nr HOL. Dresdner W ZMrml. ankv.t«tgu>ig»gkvUtire«. Für den Zaum einer gesval- tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf lverDabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Her««»ge»er: Königlich« Expedition de« Dre-dner Journal« Dre«den, Zwmgerstr. «0. Pernspr.-Lnschluß: Nr ^Snnr, so habe i doch erklärt, le sei man er- gen aus einen e, man halte obgleich die cn worden sei. >tzt in anderer Versuch damit die Wünsche egenüber den Ulch einer Ber- öermessungen, rffenden Sek- tiaut werden icht eintreten d Wider, war wgen werden. einer even- icht nochmal- nicht. Die nlt sei, unter rde die Über- r dem Abg. gierung nicht tracieren zu Kräfte nicht lle eine neue i eS nur ge on entgegen ion sei der Serechnungs neser Lime Teil ersüllt ch, daß die esen werden it ganz au« ntlich an i V still M5O. 18S6 Sounabend, den 29. Februar, abends. Aachbekelungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat März werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffen den Orts zum Preise von l M. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, nnd es werden die Gebühren im Ankündigllngs- teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgcsteUt. Lönigl. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Leit. Lc. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, das; der Generaldirektor der Staats- eisenbahnen, Geheime Rath Hoffmann das von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg ihm verliehene Äomthurkreuz I. Klasse des Friedrichsordens annehme nnd trage. Le. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Transportinspektor bei der Staatscisenbahn-Verwaltung Bahmann das von Lr. Majestät dem Könige von Württemberg ihm ver lichenc Ritterkreuz l. Klasse des Friedrichsordens an- nehme und trage. Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem 1. Rathe bei der Kreishauptmannschaft zn Zwickau, Geheimen Regierungsrath Ficker die nach gesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Belassung seines Titels nnd Ranges mit der gesetzlichen Pension zu bewilligen. WcüannLincrchung, die Neuwahlen zum Landeskulturrath und zur Geuosscuschaftsvcrsammlung der laud- und forst- winhschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen, sowie die Bestellung von Wahlkommissaren für dieselben betreffend. Tas Ministerium des Jnucrn hat beschlossen, die Rcuwahlen zum Laudeskultnrrath in Gemäßheit des Gesetzes, die Reorganisation des Landeskulturrathes betreffend, vom 9. April 1872 und der Aus- sührungsverordnung dazu vom l5. April 1872 bez. des Gesetzes wegen Abänderung einiger Bestimm nngen des ersterwähnten Gesetzes vom 15. Jnli 1876, sowie gleichzeitig ans Grund von 3 des Ge setzes, die Regelung der Unfall- nnd Kranken versicherung der in land und forstwirthschaftlicheu Betrieben beschäftigten Personen auf Grund des Reichsgesctzes vom .5. Mai 1886 betreffend, vom 22. März 1888 und 8 12 der Ausführungsverord nung vom 28. Mai 1888 die Wahlen zur Genossen schaftsversammlung der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni lausenden Jahres vornehmen zu lassen. Mit der Leitung dieser Wahlen in den durch Verordnung vom 22. März 1884 festgestelltcn Wahl bezirken sind die nachbeuanntcn Wahlkommissare be austragt worden: im 1. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer P. Reichel auf Ober-Strahwalde b. Herrnhut, im 2. Wahlbezirk: Herr Oekonomierath Pfannen stiel in Bautzen, im 3. Wahlbezirk: Herr Oekonomierath Käferstein in Niedersedlitz, im 4. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer Graf Rex auf Zehista b. Pirna, im 5. Wahlbezirk: Herr Erbgerichtsbesitzer Benne witz in Langhennersdorf b. Freiberg, im 6. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer H. Richter auf Baselitz b. Pristewitz, im 7. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer R. Voigt länder Tetzner ans Roitzsch b. Wurzen, im 8. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer N. Schade auf Gestewitz b. Borna, im 9. Wahlbezirk: Herr Gemeindevorstand K.Seydel in Königshain b. Rochlitz, im 10.Wahlbezirk: HerrLchngutsbesitzer Joh. Schu bart zu Enba b. Niederwiesa, im II. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer E. Wecke auf Wiesa b. Anuaberg, im 12. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer Volkmar Opitz auf Auerbach i. V , im 13. Wahlbezirk: Herr Rittergutsbesitzer E. von Trützschler auf Torfstadt b Falken stein. Dresden, am 6. Februar 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gersdorf. WekanntiNtJchung. die Anslvsnng Königlich Sächsischer Staatspapierc nnd die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen nnd Renten der Staatsschuld betreffend. Tie öffentliche Auslosung der planmäßig am 1. Jnli 1896 mit 12 Prozent Prämicnzuschlag zurück- znzahlendcn 4"/„ sächsisch-schlesischen Eisenbahnaktien nnd der am 30. September 1896 rückzahlbaren 3"/g Staatsschuldcukassenscheiue vom Jahre 1855» soll den 9. Mär; dieses Jahres, vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfiudeu. Die nach der Ziehungsliste vom 5. September 1895» ansgelosten, im Termine 31. März 1896 fällig werdenden 3'^, Staatsschuldeukassenscheiuc der Anleihe von 1855, ingleichen die in dem nämlichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Anleihe und die Renten von den 3"/„ Staatsschnldverschreibnngen von 1878, 1887, 1892 und 1894 werden vom 16. Mär; ditsts Jahres an gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital nnd Zins- schcinc ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staatsschuldenkasse in Dresden und bei der Lotteric- Tarlehnskasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirks steuer Einnahmen iuPirna,Großenhain,Dippoldiswalde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glanchan, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach, Marienberg, Oelsnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtcrn in Schandau nnd Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg nnd Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Ednard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und in Lölm», bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbel ner Bank in Döbeln nnd deren Filialen, bei Herren Sarfert u Eo. in Wcrdan, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 28. Februar 1896. Dn zu vkmrllsiz kr SwatrschMi. vr Mehnert. D. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Det»rtement des Kultus uu» «ffentUchen UuterrlchtS. Erledigt: eine ständige Lehrerstelle in Paunsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde.. Anfangsgehalt jährlich 1200 M einschließlich 200 M. WohnungSgeld Der Gestalt steigt von » zu 3 Jahren um je 120 M bis zum Höchstgehalte von 2400 M inkl LogiSgcld Diese Gehaltsstaffel soll demnächst eine Verbesserung erfahren Gesuche sind bis zum 10. Mürz bei dem K. Bezirksschulinspeltor Schulrat Or. Kuhn m Leipzig cin- zureichen. Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle in Mockau. Kollator: die oberste Schulbehörde Ausangsgehalt jährlich tOöO M. und 200 M Wohnungsgeld. Gesuche sind bis zum to. März bei dem K Bezirksschulinspektor Schulrat Or. Kuhn in Leipzig einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Tie ägyptische Frage. Vor einigen Tagen hat der englische Uuter- staatssekretär Curzon im Unterhaus«: eine Reihe von Fragen beantwortet, die sich auf fast sämtliche in der letzten Zeit England nahe berührende auswärtige Angelegenheiten bezogen. Die Anfragen bezweckten, von den Leitern der englischen Diplomalie über die Ziele der russischen Politik und über die derzeitige Lage der Tinge in Ostasien, sowie auch darüber Aufklärung zu erbitten, ob von der türkischen Re gierung oder von einer „anderen europäischen Groß macht" die Räumung Ägyptens gefordert worden sei. Nach den kurzgefaßtcn Antworten Curzons wären nun in Ostasien überhaupt uud in Korea ins besondere keine Änderungen in der gegenwärtigen Lage, wie sie durch die zwischen den beteiligten Mächten geschlossenen Verträge fcstgelegt seien, zu ewärtigen Der Unterstaatssckretär stellte der russischen Diplomatie das Zeugnis aus, daß sie sich in Ostasien nur auf die Währung der russischen Interessen innerhalb des Rahmens jener Abinach ungen beschränke und im übrigen nur die Aufrecht crhaltung und Wiederherstellung der gesetzlichen Ord uung in Korea anstrebe. Bezüglich der sogenannten „ägyptischen Räumnngsfrage" stellte Curzon mit einein kurzen nnd entschiedenen „Nein" die Stichhaltigkeit der Gerüchte in Abrede, wonach diese Frage durch den angeblichen Versuch der hohen Psorte, die Räumung Ägyptens von den englischen Truppen zu erwirken, wieder einmal eine aktuelle Bedeutung er halten hätte. Der äußere Eindruck der Aufklärungen des eng lischen Unterstaatssekretärs war unstreitig der, daß die englischen Interessen durch die Erstarkung des russischen Einflusses im Osten Europas und in Asien zunächst wenigstens keiner Gefährdung ausgesetzt seien, und daß England im allgemeinen keinen Grund habe, der russischen Diplomatie mit Mißtrauen zu begegnen. Wird mau schon hinter diese Behauptung ein ge wisses Fragezeichen zu setze» haben, so liegen auch hinsichtlich der ägyptischen Räumungsfrage die Dinge so, daß kaum jemand von der Gegenstandslosigkeit der diesbezüglichen Konstantinopeler Meldungen über zeugt sein wird Hat die Psorte, die allein in dieser Angelegenheit die Initiative ergreifen kann, eine auf Ägypten bezügliche formelle Anfrage oder Forderung noch nicht gestellt, so kann mit größter Sicherheit behauptet werden: die Forderung der Türkei, daß die englischen Truppen in einer bestimmten Frist Ägypten zn räumen haben, wird an das Auswärtige Amt in London in nächster Zeit gerichtet werden. Für die Pforte ist es einleuchtend, daß der gegen wärtige Moment, wo England auf zahlreichen Punkten seines Kolonialbesitzes engagiert ist und augenschein lich von keiner europäischen Großmacht eine werkthätige Unterstützung zu erhoffen hat, ganz besonders dazu geeignet ist, die ägyptische Räumungsfrage aufzurollen nnd die günstige Lösung dieser Frage mit Hilse der russischen nnd französischen Diplomatie zu erwirken. Es liegt auf der Hand, daß ein hier erzielter Erfolg das Ansehen der Türkei, das durch die jüngsten Be vormuudungsversuche Großbritanniens bei der Bestand lung der armenischen Frage eine so empfindliche Einbuße erlitten hat, in der wirksamsten Weise wieder Herstellen könnte. Anderseits bietet sich auch für Rußland hier eine vortreffliche Gelegenheit, England in der empfindlichsten Weise zu schädigen nnd seinem allen Verbündeten, der französischen Republik, wie auch seinem neuesten Protego, der Türkei, einen überaus wertvollen Dienst zn erweisen. Dabei sieht die gaiize Frage äußerlich auch ziemlich harmlos aus. Es handelt sich ja dabei nur darum, England die Verpflichtung abznnötigen, die Räumung Ägyptens nicht nach seinem Gutdünken, sondern iu einer jetzt schon sestzulegenden Frist vorzunehmen Und diese Verpflichtung hat die englische Regierung schon zu Beginn der Okkupation insofern übernommen, als sie letztere nur „zur Wiederherstellung der Ord uung iu Ägypten" für notwendig erklärt hatte. Tie gegenwärtige Lage im Nillande ist aber so ruhig und gegen alle Gefahren von auswärts so gesichert, daß die Fortdauer der Okkupation durch die englische» Truppe» jetzt nur durch Behauptungen b.gründet werde» könnte, deren Stichhaltigkeit auzuerkeunc» weder für die Pforte noch für die übrigen europäischen Groß mächte eine Veranlassung vorliegt. Was die Stellungnahme des Deutschen Reiches zn der ägyptischen Räumuugsfrage betrifft, so ist vor allem daran sestzuhalten, daß Deutschland iu dieser Angelegenheit nur soweit beteiligt erscheint, als es sich um die Sicherung seiner Verbind ungen mit dein ostafri'anischcn Kolonialbesitz durch den Suezkanal handelt. Die deutsche Di plomatie hat in Erwägung zu ziehen, ob die freie Schiffahrt in dieser Wasserverkehrsstraße bei unbc grenzter Fortdauer der englischen Okkupation Ägyptens besser gewährleistet ist, als wenn Ägypten selbst wieder diese Äusgabc auf sich nimmt. Angesichts der Spann ung. die gegenwärtig zwischen England und Teutsch land infolge des Trausvaaler Zwischenfalles besteht, könnte es allerdings zweifelhaft erscheinen, auf welche Seite sich schließlich die Sympathien des deutschen Volkes neigen würden. Aber soviel dürfte doch schon jetzt sich behaupten lasse», daß Teutschland nicht gerade ein dringendes Verlangen darnach haben kann, den Sicherheitsdienst im Luezkanal ans den Händen Eng lands in jene der französische» Republik übergehen zn sehen. Lagks geschuhte. Dresden, 29. Februar Se. Majestät der König wohnten gestern, Freitag, abend dem Sinfoniekonzert der Generaldirektion der Königl. musikalischen Kapelle im Altstädtcr Hoftheatcr bei. — Ihre königl.Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg besuchten gestern abend Lunk und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 28. d. Mts.: Fünftes Symphonie-Konzert der Generaldircktion der Königl. musikalischen Kapelle und des Hoftheaters Ten orchestralen Teil des Programms bildeten zwei klassische Meifterschöpsungen, die dreisäyige l)-ckur Symphonie von Mozart (Breitkopf u. Härtel Nr l) und die D-moll khaconne von Seb. Bach. Ersteres Werk, in der „Figaro"-Zeit des Tondichters 1786 entstanden, hat sein besonderes Kennzeichen in der ausführlichen, gedanklich vielsagenden Adagio-Einleitung und seinen kunstvollsten Abschnitt in der aus zwei Takten des ersten Themas ent wickelten Durchführung des Allegrosatzes; daß es als Ganzes nur reine Freude und Erhebung gewährt, braucht kaum gesagt zu werden. Weniger Genuß bereitet uns die Chaconne in der Einrichtung für großes Orchester von Joachim Raff. Diese Bearbeitung ist an sich in der Hauptsache sehr gelungen, wenn eS auch an einzelnen malten Stellen nicht fehlt, aber in dem reichen orchestralen Gewände, das manche virtuose Klangeffekte verbrämen, zeigt das Stück nicht mehr seine wahre, uns so vertraute Physiognomie, sein Eindruck verändert sich, ohne sich zu erhöhen Gerade die Chaconne ist in technischer und musikalischer Beziehung ein so eigentümliches, einziges Kleinod in der Violinlilteratur, daß jede andere Fassung feinen Glanz beeinträchtigt. Den solistischen Teil des Programms bestritt Hr. Fcrrucio Busoni, ein in der Musikwelt wohlbekannter Pianist, der schon mit neun Jahren, vor einem Dezennium, erst mals in die Öffentlichkeit getreten ist Heute zählt er unter die glänzendsten Virtuosen unserer Zeit, seine Technik und die Bravour seine« Vortrag« erregen selbst in der Gegenwart, wo man der pianiftischen Wunder entwöhnt ist, berechtigte« Aussehen Sein Ton scheint nicht sehr groß zu sein — ihn in der Kantilcne zu prüfen, bot das Programm keine Gelegenheit —, aber er ist rund und schön; sein Anschlag ist überhaupt erstaunlich elastisch, die feinsten Abstufungen und die stärksten Gegensätze der Dynamik auch im raschesten Wechsel derselben mit unfehl barer Leichtigkeit beherrschend, und vor allem ergiebt sein Spiel selbst in den rapidesten Läusen und Passagen eine unbedingte Klarheit und Durchsichtigkeit. Wie eS um den Musiker in ihm steht, läßt sich nach den gestrigen Leistungen nicht sicher bestimmen. Er trug Webers Konzertstück (b'-m„H) im langsamen Satze mit so eigen williger Rhythmik vor und verfehlte vielfach den an mutigen und froh geschwellten Ton dieser Komposition in solchem Maße, daß man von seinen musikalischen Eigen schaften nicht die beste Meinung fasten konnte. Darin eine Korrektur eintreten zn lasten, gab die folgende Num mer, LiöztS Spanische Rhapsodie, sachgemäß nicht die Möglichkeit. Erst in der Zugabe, Bachs Präludium und Fuge I> cknr, trat das musikalische Element im Spieler deutlich und erfreulich in die Erscheinung, obwohl eS auch hier bei der virtuos auslegenden Bearbeitung der Kom position nicht ohne entsprechende Zuspitzungen des Aus drucks abging . . Hr. Busoni, vom Publikum mit ent husiastischem Beifall überschüttet, bot als zweite Zugabe Li-ztS Campanella Er spielte übrigen« das vorgenannte Bachsche Stück, da« man in der Bearbeitung von d'Albert kennt, in der von ihm selbst besorgten Ein richtung, die noch etwas moderner wirkt al« jene ältere Von Busoni auch ist Liszts Rhapsodie mit Orchester- begleitung versehen ivordcn und zwar in sehr geschickter Weise. Der Klaviersatz, den er ebenfalls überarbeitet zn haben scheint, kommt seiner so schon starken Neigung noch entgegen, mit Pianissimo Effekten zu glänzen Die Könwl Kapelle führte die Mozartschc Symphonie und Bach « Chaconne unter Hrn Schuch höchst vorzüglich aus und bewährte sich unter Hrn. Hagen in den Begleit ungen, die des Pianisten äußerst freier Vortrag nicht un gefährlich machte H P. K Hoftheater. 'Neustadt — Am 28. Februar: Schiller-Cyklus 1X. Abend „Tie Braut von Mes sina". Trauerspiel in vier Akten von F. v Schiller. Ouvertüre von Fr. Fischer Das merkwürdigste aller Cchillrrschen Trauerspiele, bei dessen Schöpfung der Dichter am stärksten unter dem Truck antikisierender Neigungen uud einer in seiner Seele immer mächtiger gewordenen Sehnsucht stand, sich von der Gewalt deü Stofflichen zu lösen, volle Freiheit im Sturm der Affekte zu gewinncn und zu geben, kann seiner Natur nach nur selten auf der Bühne erscheinen Wohl erfüllt un« die hohe Idealität, die Schiller bei der „Braut von Messina" über alle Bedenken sciner theatralisch künstlerischen Erfahrung hinwegtrug, die gesammelte Kraft, die dem ein fachen uralten Motiv des Bruderhastc« einen Reichtum neuer Seiten und überraschender Wendungen abgeivinnt, mit ehrfürchtigem Staunen Wohl empfinden wir, daß der Tichter mit tiefem Blick in die geheimste Werkstatt der Natur hier die vergangene, weit zurückliegende Schuld eine« gewaltthätigen Geschlechts mit der individuellen seiner letzten Vertreter paart, daß aus dem Zusammen wirken dunkler erblicher Belastung und frevelnder persön licher Leidenschaft da« Schicksal erwächst, das das Herrscher haus von Messina vernichtet Wohl strahlt von der feier lichen Haltung der Tragödie, von der lyrischen Pracht dcS Chor« eine Weihe au«, die uns vor den Brettern selten überkommt. Widerlegt sonach jede Aufführung eine Reihe falscher Vorwürfe, die diesem Gedicht gemacht worden sind, fo verleugnet dennoch die „Braut von Messina" nicht, daß sic ein poetische« Experiment ist und ebensoviel einer ästhetischen Reflexion al« der schöpferischen Phantasie de« Tichter« entstammt. Schiller selbst hat in seinem Briefe an Professor Süvern vom 26 Juli >800 da« entscheidende Wort gesprochen, daß er die unbedingte Verehrung der Sophokleifchen Tragödie zwar teile, „aber sie war eine Erscheinung ihrer Zeit, die nicht wiederkommen kann, und das lebendige Produkt einer individuellen bestimmten Gegenwart einer ganz heterogenen Zeit zum Maßstab und Muster ausdringen, hieße die Kunst, die immer dyna misch und lebendig entstehen und wirken muß, eher töten als beleben " Nichtsdestoweniger trägt das eigenartige, in der modernen dramatischen Poesie so vereinzelt stehende Werk eine Wirkungskraft in sich, die von Zeit zu Zeit erprobt werden muß, die, auch nach einem Schillerschen Wort, die ost ent weihte Scene reinigt und die Sprache zum Lied erhebt In der gestrigen Aufführung waltete das Bewußtsein dieser Wirkungskraft vor, sie wär durch Haltung und Würde ausgezeichnet, im Ensemble auf die Erhebung des Tons gestimmt, die „das Ohr autzfüllt, den Grist anspannt, das aanze Gemüt erweitert" Tie vier Hauptgestaltcn der Tragödie wurden durch Frl. Ulrich (Donna Isabella), Frl Calbach (Beatrice), die Herren Waldeck (Don Manuel) und Franz (Ton Cesar) voll Verständnis und innerer Weihe verkörpert Hrn Fran, gebührt noch ein ganz besonderes Lob für die maßvolle Unterordnung feincs leicht überschäumrnden Naturells unter den Stil dieser Tragödie Unter den Chorführern zeichneten sich die Herren Müller, Wiene, Dettmer besonders au«, auch Hr. Wind» al« erster unter den Rittern des Don Manuel hatte einige erareifende und schöne Augenblicke, schwächte jedoch die Wirkung seiner Deklamation durch eine schwer zu charakterisierende fchleppende und gepreßte Tonbehand lung ab Die Au«stattung der Tragödie entsprach der Würde de« Ganzen, obschon wir aus die mächtige Halle mit der großen Palasttreppe der Tingelstedtschen Ccenier- ung, die dem ersten und letzten Akt so prachtvolle Bilder giebt, bei der geringen Tiefe de« Neustädter Theater«, leider verzichten müssen Adolf Stern.
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