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Dresdner Journal : 28.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-28
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 28.02.1896
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Dktue»-rtts: Für Druden vicncli«hrkich 2 Hark LV Pf, bt« den Kaiker- >uh deutschen Poftanstc ltea vierteljährlich »Mart; außer- halb des Deutschen Recche» Post- und Ltempelzuschlag Einzeln« Nummern: 1V Pj. Grschetue«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertag« abend» Fern st»r.Anschluß: Nr 1»»L. Dres-ner Zümnal. Nnküuo.'quuuv,«dürre«« Für den Kaur.l rinn gesuol- tenen Zeile kleiner Schnst 20 Ps. Unter „Eingesandt ' die Zeile 50 Pi Bei Tabellen- und Ziffcrnsah entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr.ro. Gernspr.-Anschl»b:Nr URL. Freitacs, den 28. Februar, abends. 1896. ne» nicht ge rächte an sich mde errichtet t ein Zeichen ch Neubauten nnem Lande, e und einer uen hat wie zt, ich würde >der vielleicht rlte ich heute aß gegenüber t aus jenen i.e, daß in h habe auS- s im außer dem Projekte ammer noch levorstSnden. Zentralheiz- Borlage ge- e könne un- '.uxusbauten, ein, sondern > sosort er- n wird. tzt, um einen äner Ansicht daß die Re- liinisterium- erklärt, daß 'te Zeil ver- s Bedürsnis sen Worten ächsten Zeit würde auch er Richtung m Anhören endung von Ich kann m Material ; inländische den Preisen «unlichst bei unlichst vor bevorzugen ir doch nicht bevorzugen, in gleicher °eit zu dem Hrn. Abg. e. DaS ist iedSgerichtS nbcdeutend, eine halbe iel mir Ke llergeschoß. Risse oder nnd natür- chüren und und dieser Darüber S, woraus iber können er daraus gen nichts gtbraucht, pekulanten st von den an in der itrum die weil aus lchen Ber stimmen Ämtlicher Teil. tzrneuuuu-e«, Versttzungeu re. tm öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Magnus Beit Lässig, zcither Postassistent, als Bureauassistcnt bei der kaiserlichen Oberpostdireklion in Leipzig; Paul Emil Fritzsche und Clemens Werner, zeithcr Postanwärter, als Postassistenten im Bezirke der Kaiserlichen Oberpostdireltion in Dresden. Nichtamtlicher Teil. E,,lisch- Politik. (v. ?. K.) Die Juteresseil dcS britischen Reichs bringen es im gegenwärtigen Augenblicke mit sich, daß Londoner amtliche und außeramtliche Kreise um die Wette bemüht sind, den Völkern der Welt die Idee zu benehmen, als habe England sein kriegerisches Zeitalter hinter sich nnd werde es niemals wagen, seine Machtstellung im Auslande mit Gewalt zu schützen. An Versicherungen des Gegenteils hat es die englische Presse während der letzten Monate nicht fehlen lassen, und wenn es die großen Worte thäten, so stände Großbritannien schon längst als Sieger über seine Wider sacher da. Es scheint indessen, als hätte die heroische Haltung der Blätter ihren Zweck nicht, oder wenigstens nicht in genügendem Maße er füllt; und so hat jetzt der erste Lord der Admiralität, Mr. Goschen, in einer zu Lewes ge haltenen Gelegenheitsrcde,das Thema ausgenommen und dasselbe speziell für Deutschland variiert. In der Behandlung Deutschlands sind die englischen Staatsmänner in neuerer Zeit weder besonders takt voll noch besonders erfolgreich gewesen, und auch die Darlegungen Goschen« lassen erkennen, daß der Redner die deutsche Politik unter demselben schiefen Gesichts winkel betrachtet, wie dies jenseits des Kanals fast ausnahmslos der Fall ist. Zwar was der erste Lord der Admiralität von der „Herzlichkeit der Be ziehungen der englischen Regierung zum Deutschen Kaiser" sagt, und von den Männern, denen beiderseits die Aufrechterhaltung derselben obliegt, kann man Wort für Wort unterschreiben. Die günstige Wirkung dieser Feststellung wird nur leider erheblich abgcschwächt durch die immer wiedcrkehrcndcn beziehungsvollen Hinweise auf die angeblich bedrohten britischen Neichsintcrcsscn und die aus der Notwendigkeit des Schutzes dieser Interessen sich ergebende Verpflichtung zu ausgedehnten Marinerüstungen. Man braucht in derartigen An deutungen nicht gerade unbedingt den Versuch einer Einschüchterung Deutschlands zu erblicken, wenn aber ein solcher beabsichtigt wäre, so würde als Erwiderung darauf nur die Wiederholung des Bismarckscheu Wortes am Platze sein, das; der Appell an die Furcht in deutschen Herzen keinen Widerhall findet. Damit die englische Volksstimmung in der Leiden schaftlichkeit ihres politischen Urteils nicht Nachlasse, wird jetzt von einem Londoner Blatte allen Ernstes das Gerücht von außerordentlichen Rüstungen der Südafrikanischen Republik kolportiert. Inner halb der letzten sechs Monate sollen von Antwerpen für Rechnung der Negierung in Prütoria etwa Millionen scharfe Patronen und 40 Tons Munition für Feldartillerie nach Südafrika gegangen sein, un gerechnet die von den Dampfern der deutschen Ost afrikalinie von Hamburg nach der Delagaobai ge schafften Kriegsvorräte. 25 Tons Artilleriemunition sollen in den nächsten Tagen nachfolgen. Daß durch solche unkontrollierbare nnd deshalb schwer zu wider legende Alarmuachrichten die in England herrschende Auf ¬ regung nicht beschwichtigt wird, ist klar. Der tendenziöse Charakter derartiger Ausstreuungen scheint im Gegen teil darauf berechnet, die öffentliche Meinung Englands immer mehr gegen die Südafrikanische Republik und diejenigen Mächie, welche vom englischen Gesichtspunkte als ihre Freunde und Bundesgenossen betrachtet werden, einzunchmen. Schließlich wird es noch dahin kommen, daß man in England sich steif und fest einbildet, in Südafrika würden die Fäden eines schwarzen Komplotts gegen die dortige englische Machtstellung gesponnen, und Jameson nebst Genossen seien nicht die Anstifter, sondern die Opfer einer völkerrechtswidrigen JPrigue, England daher vollständig im Recht, wenn es nicht eher raste, als bis es mit allen den englischen Gelüsten ans süd afrikanischem Boden unbequemen Interessen gründlich reinen Tisch gemacht habe. Es ist das wenigstens noch die einfachste Erklärung für die Art nnd Weise, wie in England bei der Stimmungsmache verfahren wird. Ergebnisse der Nnsall-, sowie der Invaliditäts- und Altersversicherung. Das „Bischen Sozialreform", von dem die sozial demokratischen Führer in ihren Verhetzungsreden so wegwerfend zu reden pflegen, erhält durch nachfolgende Angaben eine charakteristische Beleuchtung: Zum Zweck der Durchführung der Unfallversicherung bestehen z Z. insgesamt 112 Berufsgenossenschaftcn, darunter 64 gewerbliche mit426335 Betrieben und 5243965 versicherten Personen und 48 land- und soistmirischastliche mit 4793256 Betrieben nnd 12289415 versicherten Personen. Dazu kommen noch 144 Reichs- und Staats- nnd 268 Proviiizial- nnd Kommnnalaussuhrungsbehörde» init zusammen 658367 ver sicherten Personen, so daß am Schlüsse des Jahres 1895 über 18 Millionen Personen gegen Uusall versichert waren. Hinzu treten noch die bei den 13 Versicherungsanstalten der Vau- gewerksbcrussgcnossenschasten und der Ticsbauberufsgcnosjcnschast versicherten Personen. In der Gesamtzahl, die auch alle ver sicherten landwirtschaftlichen Unternehmer, sowie die landwirt schaftlich im Nebenberuf beschäftigten Personen umfasst, dürsten eine bis anderthalb Millionen solcher Personen doppelt erscheinen, die gleichzeitig in gewerblichen und landwirtschasllichen Betrieben beschäftigt und versichert sind. Die Zahl der im Jahre 1895 angcmeldeten Unfälle betrug »ach der vorläufigen Ermittelung 309 468, die der eat- fchädigtcn Unfälle 75 95t, von denen (,28a den Tod, 2129 eine dauernde völlige, 42447 eine dauernde teilweise und 25098 eine vorübergehende Erwerbsunfähigkeit zur Folge halten. Tie verausgabten Entschädigungen (Renten) betrugen .50172082 M. gegen 44281736 im Jahre 1894. Entsä)ä- digungen «.Renten» wurden im Jahre 1895 gezahlt oder an gewiesen an 277133 Verletzte, 29071 Witwen Getüteter, 54356 Kinder und 1952 Aecende: ten Getöteter Daneben erhielten noch 8017 Ehefrauen, 17437 Kinder und 218 Ascei denten als Angehörige von Verletzten, die in Krankenhäusern untcrgebraeht waren, die gesetzlichen Unterstützungen gezahlt oder angewiesen, so das; ini Jahre 1895 zusammen 388184 Personen der Wohlthaten der Unsallvcrsichcrung teilhaftig gewor den sind lieber die Invalidität«- und Altersversicherung ist folgendes zu berichten: Vom 1. Januar 1891 bis Ende 1895 wurden nn ganzen 425477 Renten, und zwar 156 027 Invaliden- und 269 450 Altersrenten anerkannt. Da von entfallen auf die 3t Versicherungsanstalten 144 770 In validen- und 277 .582 Altersrenten, auf die 9 Kassencinrichtungcn 11 257 Invaliden- und 4868 Altersrenten. Im Jahre 1895 bezogen rund 217 600 Personen Altersrente und 130 900 Per sonen Invalidenrente, also rund 348 500 Personen überhaupt Rente. Ta sich unter diesen rund 800 Personen befinden, deren Altersrente im Lanse des Jahres in Invalidenrente umgcwandclt wurde, und diese Personen deshalb vorstehend doppelt gezählt sind, so stellt jich die wirkliche Zahl der Renten empfänger des Jahres 1895 anf rund 3477OOPersoncn, an welche insgesamt 42,1 Millionen Mark, und zwar an Altersrenten rund 26,6 Millionen Marl, an Invalidenrente» 15,5 Millionen M. gezahlt find. Die von dcii Versicherungs anstalten seit dem 1. Januar 1891 festgesetzten Renten repräsen tieren überschläglich ein Decknngskapitnl von rund 203,2 Millionen Mark, nnd mit Einschluss der an den Reserve fonds abzusühreudcn Beträge in Höhe von rnnd 10,6 Millionen Mark ein Kapital von rund 243,8 Millionen Dem steht nach Abzug der gesummten Vcrwaltungskostcn eine Einnahme aus Bei trägen gegenüber von rund 85,2 Millionen M. im Jahre 1891, 8t Millionen im Jahre 1892, 85,2 Millionen im Jahre 1893, 87,8 Millionen im Jahre 18!»4 und 89,8 Millionen im Jahre 1895, zusammen von 432 Millionen M. Es verbleibt dem gemäss, ohne Berücksichtigung der Zinsen zur Deckung der Bci- tiagSerstattungen und der insolge der längeren Dauer der Bei- tragslristuug allmählich höher werdende» Invalidenrenten ein Kapital von rund 188,2 Millionen M LächfischeS. Die sächsische Wahlrechtsvorlage hat unter den einheimischen „Genossen" eine Spaltung hcrvorgerufen, die man zwar keineswegs zu überschätzen hat, die aber doch registriert werden möge. In einer am letzten Sonntag in Leipzig abgehal- tenen sozialdemokratischen Parteivcrsammlung wnrde bekanntlich der Antrag angenommen, daß zur Ent scheidung über die Frage, ob die sozialdemokra tischen Landtagsabgeordneten nach erfolgter An nahme des neuen Wahlgesetzes ihre Mandate niederlegen sollten, binnen 14 Tagen eine Landes- Versammlung einzubcrusen sei. Mit der Einberufung wurde das sozialdemokratische Landesagitationskomitce beauftragt. Dieses Komitee hat jedoch, weil nach den Beschlüssen der letzten Landesversammlung nur die sozialdemokratische Landtagsfraktion in dieser Frage kompetent sei, jenen Auftrag abgelehnt und nunmehr ist von der sächsischen Landtagsfraktion eine Landesversammlnng der sozialdemokratischen Partei Sachsens auf den 7. und 8. April nach Dresden einberufen worden. Über diesen Beschluß ist nun das „Leipziger Bruderorgan", wie cs der „Vorwärts" nennt, die „Leipziger Volkszeitung", höchst entrüstet. Der Re dakteur des Blattes, der Reichrtagsabgeordnete Schön lank, ruft der Landtagsfraktion in barscher Weise zu: „Macht Eueren Beschluß, die Landesversammlnng erst auf den 7. und 8. April einzuberufen, rückgängig, be ruft sofort eine außerordentliche Konferenz ein und erklärt, daß Ihr Euere Mandate sofort bei Annahme des Gesetzes niederlegen werdet!" Dagegen wendet sich nun wieder der „Vorwärts" und bemerkt u. a.: „Die Partei darf nicht mit Theatercffekten rechnen, sondern sie muß planvoll und zielbewußt handeln. Dazu gehört aber vor allem Geschlossenheit und Einigkeit; diese um der Vorliebe fürKnalleffekte willen stören, wäre unverantwortlich" In seinem heutigen Leitartikel behandelt der „Vorwärts" dasselbe Thema nochmals. In diesem Aufsatze heißt es: „Wir sehen allerdings keinen Grund zu ungeduldigem Drängen. Und ein schwerer nicht leicht gut zu machender Fehler an der Partei ward-' cs iein, wollte man jetzt in einer Frage, in der alle Parteigenossen einig find — wir kennen niemand, der gegen die Mandatsniederlegung ist — eines Ncbenpunktes wegen einen Streit in der Partei ansachen". Da sind dem „Vorwärts^ also die Genossen in Lunzenau bei Penig nicht vorgcstellt worden. Diese haben nämlich in einer am Sonntag abgehaltenen Parteivcrsammlung dcS 14. sächsischen Reichstagswahl- kreiseS folgende Resolution angenommen: „Die heute in Lunzenau tagende Partciversammlnng des 14. sächsischen Reichstagswahlkreises mißbilligt das Vorgehen ein iger Gcn ossen, wonach bei eventueller Annahme der Wahlentrkchtangsvorlage im sächsischen Landtage die so zialdemokratischen Landtagsabgeordneten ihre Mandate niedcrlegen sollen, auf das Entschiedenste. Ganz ab gesehen davon, daß hierüber sowieso erst eine LandeS- versammlung gehört werden muß, glaubt die Ver sammlung, schon heute vor einem derartigen Schritt warnen zu müssen, da derselbe wohl als ein taktischer Fehler zu betrachten sein dürfte. Bei ruhiger Ueberlcgung erscheint cs ge radezu als thöricht, dem Plan der reaktionären Kammermehrheit, die Sozialdemokraten aus dem Land tage zu verdrängen, durch Nicdcrlcgung der Mandate Vorschub zu leisten." Belustigend ist auch die folgende Bemerkung des „Vorwärts": „Sollte das Wahlrechts Attentat vor dem 7. April perfekt geworden sein, so ist unseres Erachtens eine Mandatsniederlegung auf der sächsischen Landesversammlung eine noch viel imposantere Manifestation, als eine Mandatsniederlegung in drr sächsischen Kammer." Warum eine Mandats niederlegung im März ein „Knalleffekt", ein „Theatcreffekt" sein soll, eine Mandatsniederlegung im April aber eine „imposante Manifestation", wird wohl das Geheimnis der Vorwärtsredaktion bleiben! — Auch die nicht-sozialdemokratischen Protestler haben ihre Sorgen In der von den Herren Prof Sohm, Prof Binding und l)r. Voigt in Leipzig protegierten Petition an Se. Majestät den König war, wie gestern im Inseratenteile des „Leipziger Tageblattes" bekannt gegeben wurde, eine Änderung im Ausdruck vorge Hommen worden. Heute nun enthält das „Leipziger Tageblatt" folgende Erklärungen: Ich erkläre hiermit öffentlich: l) dasi ich die Wahlrechtspetition an Se Majestät den König nicht verfaßt, aber mitunterschrieben und für die Verbreitung derselben am hiesigen Orte gewirkt habe; 2) daß ich mit dem „Komitee", weiches heute im „Leipziger Tagebatt" eine nach meiner Ansicht gänzlich unnötige und verkehrte Änderung der Petition dekretiert, nichts zu thun habe Ich habe von dieser Änderung erst heute durch das „Leipziger Tageblatt" erfahren. 3) Wenn der ursprüngliche Wortlaut der Petition nicht wieder hergcstellt wird, so ist meine Unterschrift der Petition null und nichtig Leipzig, am 27 Februar 1896 Vr. Rudolph Sohm, Professor. Und Hr vr. Hans Voigt erklärt: „Das Inserat in der gestrigen Nummer ist durch ein Versehen meinerseits veröffentlicht worden Aus juristischen Kreisen waren Bedenken gegen die verfassungs mäßige Zulassung des Schlußpassus geltend gemacht, und cs war eine Ansragc wegen einer Abänderung nach Zittan, von wo die Petition ausgegangen ist, gerichtet worden. Eine Notiz hierüber war vorbereitet: durch meine Schuld ist sie vor der Entscheidung der Angelegen heit der Presse zugegangen EinKomiteebeschluß ist nicht erfolgt Vielmehr haben sich die maßgebenden Persönlichkeiten, vor allem Hr. Geh Rat Sohm, entschieden gegen eine Ander ung ausgesprochen Ter WoUlant der Petition bleibt somit unverändert und die Petition ist in der ursprünglichen Fass ung bereits gestern abend nach Trcsden abgegangen." Wie man sieht, ein höchst planvolles und durch dachtes Vorgehen! Tag?sgtschichte. Dresden, 28. Februar. Bei Ihren König!. Majestäten fand gestern, Donnerstag, abends Hl« Uhr im Rcsidenzschlosfe eine musikalische Soiröe statt. An derselben nahmen teil: Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Fran Großherzogin von Tos cana, Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Ihre Hoheit die Frau Herzogin zu Schleswig Holstein ncbst Prinzeß-Tochter Feodora, die diensthabenden Damen und Herren der Hofstaaten, sowie eine größere Anzahl mit Ein ladungen ausgezeichnete Damen und Herren der Aristo kratie. Tie illustrc Gesellschaft zählte etwa 50 Personen. Der unter Mitwirkung des Königl. Generalmusik dircktors Hosrat Schuch ausgeführte musikalische Teil bestand aus folgenden Vorträgen: 1. »> Toccata und Fuge (v moü) von Bach Tausig. fi) Zwei Lieder ohne Worte von Mendels sohn Barthold« (vorgetragen von Fräulein aus der OheV 2. Drei Lieder: n) Herbst, b) Volkslied. c-> Magd lein mit den blauen Augen (vorgetrageu von Frau Kammersängerin Schuch). Z. »> Nocturne (Oi8-m,>H, Oj». 27) von Chopin. b> lifia^oclje Nr. 12 von Liszt (vorgetragen von Fräulein aus der Ohe». 4 Drei Lieder: »» Verstanden, b» Verlorenes Glück. <-» Schnadahüpfcrl i vorgetragen von Fran Kammer sängerin Schuch». — Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vorträge der Herren Staats- minister im Rcsidcnzschlosse entgegen. Nachmittags um Kunst und Wissenschaft. Zu dem Experimental-Vortrag über Röntgens X-Strahlen, welcher vorgestern vor Ihren Königl. Majestäten in der Technischen Hochschule abgehalten worden ist, wird uns noch berichtet: Während Hr. geh. Hofrat vr. Töpler unter Vorführung der wichtigsten zu dein Verständnis des HauptgcgenstandcS überleitenden elek trischen und Fluorescenz - Erscheinungen mittels der großen Töplcrschen Influenzmaschine das in den Geißler-Rohren vorwiegend austretende Anodenlicht und dessen Beeinflussung iin magnetischen Felde, in den Hittorfschen Röhren die Konstitution des unter allmählich gesteigerter Lustvcrdünn- ung endlich ausschließlich auftretenden KäthodenlichtS erläu terte und in den außerhalb der Röhre vom Lichtpol des KäthodenlichtS ausgehenden unsichtbaren Röntgen-Strahlen auf einem in diesen hell ausleuchtenden, Ealciumplatincyanür enthaltenden, Schirme sogar doppelt und dreisach in Holz- resp. Aluminium-Kästen eingrfchloßenen Gegenstände deut lich zeigte —, experimentierte Hr Prof Krone am großen Ruhmkorfsschen Induktor mit bestem Erfolge die photo graphische Wirksamkeit der Röntgen Strahlen. Die bei dunkler dicker Papierumhttllung der leuchtenden Röhre in acht Minuten vollzogene Aufnahme eines auf den Hart- qummischiebcr der geschlossenen Kassette im vollen Fcder- kleidc aufgelegten KrammctSvogrl» zeigte sich bei der an Ort und Stell« vorgenommenen Entwickelung nicht nur al- vollkommen ausreichend belichtet, sondern e» gab selbst eine zweit« hintrr der ersten in derselben Kassette eingelegte photogiaphische Platte ebenfalls ein wohlgrlungrne« Bild. Da» schwarze Papier, die Hartgummiplattc der Kassette, drr verwendete Bindfaden, da» Federkleid und die Weich teile dcS Vogel» gestatteten den X-Strahlt» fastz ungehin derten Durchgang, sodaß das Skelett und einige der inneren Organe de» Tiere» deutlich sichtbar wurden. Die Tibia des einen Flügels zeigte, daß dieser gebrochen gewesen ur,d wieder verheilt war. In dem Skelett einer ebenfalls mit den Röntgen-Strahlen abgebildeten jungen Brasilianischen Schlange, einer Jararaca, sieht man zwei unverdaute Futterreste des TiercS. Interessant für die Durchdring- ungSsähigkeit dieser unsichtbaren, vollkommen wärmelosen Strahlen ist der Umstand, daß eine lichtempfindliche Platte, die in derselben Doppelkasictte eingelegt und von der Vorderplatte durch eine dunkle Kartonscheidewand getrennt ist, ebenfalls das Bild des ausgenommcnen Gegenstandes, wenn auch wegen der zweimaligen Absorption im Glase schwächer, zeigt, und zugleich die beiden stählernen Truck- fedcrn, wejche die Platten inmitten der Kassette fcstdrücken, als sür X-Strahlen undurchlässig, scharf abbildct. Hr geh. Hosrat Prof. Vr. Töpler zeigte, wie es möglich ist, die metallische oder nichtmctallischc Zusammensetzung von Pigmentfarben mittels der Röntgen-Strahlen zu untersuchen Zinnober (Schwefel und Ouecksilber), Ber liner Blau (eine Eyaneisenverbindung) sind sür diese Strahlen undurchlässig, erscheinen also schwarz am leuch tenden Schirme, während Lasurfarben, z B Gummigutti, Krapplack, an demselben vollständig verschwinden, weil sie der Durchstrahlung kein Hindernis bereiten Littcratur. „Heinrich v Kleist als Mensch und Dichter." Pon Professor Vr. Hermann Eonrad. Berlin 1896) Verlag von Hermann Walther. — Die vorliegende Schrift scheint ein Vortrag über den großen und unglücklichen Dichter zu sein, dessen persönliche Schicksale immer eine« der schlimmsten Fragezeichen in unserer neueren deutschen Litteraturgeschichte bilden Wenn der Verfasser damit anhebt, daß wir in Heinrich v Kleist «inen der größten Dichter aller Zeiten und — wenigsten» der Anlage nach den größten deutschen Dramanker zu sehen hätten, so wird er vitlseitig« Zustimmung und kaum irgend einen in« Gewicht fallenden Widerspruch erfahren Wenn er abcr die Biographen de» Dichter« und nament. lich Wildrandl beschuldigt, im hochpen Maße ungerecht gegen ihren Helden gewesen zu sein, wenn er mit einer Entrüstuna, die hier gar nicht am Platze ist, gegen ihre Eharaktcristik und ihre Betonung eines krankhaftcn Elements neben gesunder Kraft in Kleist protestiert, so fragt man sich verwundert, wo in aller Welt denn das Vergehen der Biographen liegt? H. Eonrad selbst saßt seine Anschauung in dem Zugeständnis zusammen, daß in Heinrich v Kleists Jugendentwickclung eine gewaltsame An- und Überspannung zutage tritt. Er sagt ausdrücklich: „Die gewaltige Kraft, die in Kleist steckt, entschuldigt den maßlosen Ehrgeiz nicht, zu dem er sich fortreißen läßt; wenn er einen Irrweg ein^chlägt, der an den Abgrund führt, so ist das seine Schuld, so gewiß wie auch der jugendliche wcltunkundige Mensch ein selbstverantwortliches Wesen ist Abcr das muß festaestellt werden, daß sein Vorgehen in nichts weiterem besteht, als in der Überspannung einer an sich großen Kraft, und wir haben gesehen, daß neben dem Ehrgeiz auch ganz solide Erwägungen (als solche sicht Eonrad den brennenden Wunsch Kleists an, durch ein überwältigend großes Erstlingswerk seine Familie von seinem Dichtcrbcruf zu überzeugen) ihn zu diesem Ver geben führten Und wenn wir wohl berechtigt sind, die Sturm- und Dranqpcriode Kleists wie die manches anderen Genies al» eine Krankheit zu betrachten, so kann cs doch nur eine vorübergehknde, ein« Jugendkrankheit sein — Richt zu rechtfertigen aber ist da» Verfahren seiner Bio graphen, welche den Inhalt seiner erhaltenen Brief«, die vorzugsweise aus dieser schlimmsten Zeit seines Lebens stammen, einen düsteren, unheimlichen Schein auf sein siühere» und sein folgendes Leien werfen laßen Hätte Schiller das Ünglück gehabt, au« der Zeit, wo er auf der Mainbrttckc in Frankfurt stand und in finsterem Brüten in die Fluten starrte, oder wo er vcrzwciflungSvoll in den Wäldern bei Bauerbach irrte, eine groß« Anzahl von Briefen zu hinterlaßen, sie hätten schwerlich einen erfreu licheren Inhalt gehabt Jedenfalls ist der Satz von un crschuttcrlicher Festlqkcit, daß nur aus gesundem Geiste so große und gesunde Thatcn hervorgchcn können, wie sie die folgende Periode von Kleists Leben zeigt. Wenn wir die Ücberganas- und Versuchsstückc „Penthesilea" und „Amphi- tryon" übergehen (aber sie sind doch einmal da, und die „Penthesilea" ist und bleibt eine der gewaltigsten poetischen Schöpfungen des Dichters!), so finden wir die schärfsten Gegensätze zwischen dem Kleist vor und den» nach 1804. Der Kleist vor 1804 sucht nach seinem Stile und hält es sür möglich, die Stilarten zweier im Kerne verschiedener Kunftanschauungcn zu vereinigen; der Kleist nach 1804 hat seinen Stil gesunden, den keuschen, strengen Stil des Realismus innerer Wahrheit, der sich darum auch nicht scheut, den tiefen Empfindungen des Dichtcrherzens vermittelst einer an Anschaulichkeit, Schönheit und Wohllaut weit über das Gewöhnliche erhabenen Sprache ihre Wirkung auf die Herzen der Hörer zu sichern — cs ist Shakespeares Realismus. Ter Kleist vor 1804 strebt unfaßbaren Idealen nach, sieht die Erde unter seinen Füßen nicht und thut einen ticsen Fall. Ter Kleist nach 1804 stellt sich aus den soliden Boden seiner Kraft und leistet, was ihm Gott gewährt hat, und das ist viel. Vor 1804 spinnt sich Kleist ein in Fichtesche Ich-Vermessenheit und wendet seiner Zeit und seinen; Volke den Rücken Rach 1804 lebt und arbeitet Klein nur sür sein Volk, da» ünglück seines Vaterlandes figt den bisher verborgenen herrlichen Kern seiner wahren Natur bloß, entbindet die Liebe, den Stolz, den Opfer- und Heldenmut, den Okncrationrn pflichttreuer, ehrenwerter, ritterlicker Vor fahren ihin vererbt haben; durch da» göttliche Feuer in ihm fühlt er sich berufen, sein weiteres und sein engere« Vaterland emporzuhcben zu dem, was es sein kann und sein sollte, und wird dadurch zu einem patriotischen Dichter, der in der dramatischen Litteratur unerreicht dasteht" Dem sei so und der Verfasser mag recht haben, daß Kleist« Wesen nnd Schaffen in der „Hermannsschlacht" und dein „Prinzen von Homburg" gipfelt, bezüglich de«
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