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Dresdner Journal : 22.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-22
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1896
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Erste Beilage zu 44 des IökrUülA. Sonnabend, den 22. Februar 1896, abends im eater. erwähnt, welcher Ausdruck für das neue Seminar im be- Aussatz von By. aus der Dresdner Rundfchau vom rsreut an i8cl»lli;l. curei^eu 105 1318 trugen fat) die Frau starr an zu viel, zu 20 hinauszusliegcn. Aber wie wenn ich fort wäre muß. Gortfetzung folgt) »onnement. 8. Abend. . Roman mit Prolog Ende gegen halb verlade lch selten Berlin, «eil vielen Saluen spinnt sich mein Leben fast nur zwischen der Voß- straße und diesem Hause ab. Ich lechze darnach, endlich, endlich einmal wieder in die schöne Welt Mari« Allen von knde gegen in dreiAkien n M. Kalbeck. Irr Regel,: n einem Akt döc Moreau, sang 7 Uhr. le Preisen )perettc in ud Eugen ocq. Ende lstspiel des n. Franz in Berlin. Komtesse ltten von z Koppel achau — i Neuhofs ide gegen Ansang 3NON— mon»U. »näsr»1r IS. ag: Feen- Mittwoch 8 Uhr ) nkel. (An Die Braut (Anfang Helm Dell. Uhr.) - lbonnenlen ing 7 Uhr) tag: Tann- Mittwoch: — Donner-- r. (Anfang onie Konzen (Anfang er fliegende 1 — Sonn- r. (Ansang r. ^bruar n. Hungen. 8 Uhr. „Die- Hau- dient nicht nur meinem h-anken Kinde, es dient auch einem Unglücklichen als Zuflucht", sprach Wie ich sagte", bestätigte Jenny. Und wie war er vorher t" Still wie immer. Er spricht ja nur, wenn er nachbarten Plauen gewählt worden ist. Weiterhin ver las Prof. Dunger unter allgemeinem Gelächter einen Werde zum Weib. Roman von Ida Boy-Ed. (Fortsetzung.) Dresdner Nachrichten vom 22. Februar. -n. Tie von der hiesigen Privilegierten Bogen- schützengesellschaft gestern abend in den Sälen des König!. Belvedere auf der Brühlschen Terrasse zum Besten des „Krüppelheims" veranstaltete Soiree wurde durch den Besuch Ihrer Majestäten des Königs und der Königin sowie Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg ganz besonders ausgezeichnet. Im Gefolge der Aller höchsten und Höchsten Herrschaften befanden sich Ihre Excellenz die Lberhofmcifterin Freifrau v. Pflugk, Flügel adjutant Major v Cricgern, Hosmarschall v. Haugk, die Kammerberren v. Wuthenau vnd v. Minckwid sowie die Maric-Lui>e zögernd. Ihre lrrregung von vorhin war gewichen, und nun bedachte sie wohl, ob sie nicht zu weit gehe, dem Freund noch mehr anzuvertrauen. Würde dieses grenzenlose Vertrauen ihm nicht ver raten, wie teuer er ihr sei'. Ihre Seele schreckte wie vor einer Unkeuschheit davor zurück, daß er ihre Neigung erraten könne. Der wechselnde Wunsch, bald sich zu offenbaren, bald sich zu verbergen mit ihren Gefühlen, folterte sie. Aber Eugen sah in diesem Zögern eine versteckte Aufforderung nachzufragen. „Lassen Sie mich alles erfahren", bat er aufrichtig. Marie-Luife legte sich in ihren Stuhl zurück, Jenny aß mit einem gleichgiltigen Gesicht weiter, als äße sie nur aus Pflicht. „Ich erwähnte, glaube ich, vorhin, daß mein Mann einen entarteten Bruder besaß. Sie waren sehr wohlhabend, die beiden Sandbachs Mein Mann hätte Vaterstelle vertreten müssen an seinem um fünfzehn Jahre jüngeren Bruder. Aber er war nicht geeignet, jemand zu erziehen. Der junge Ludolf hatte mit einundzwanzig Jahren schon seine halbe Million durchgrbracht Dann hieß es arbeiten: ich brachte ihn in einem kaufmännischen Geschäft unter, Hr. Alling half mir dabei — eS war eine Volontär stellung, aber doch ein Vertrauensposten — ich hatte eine Kaution gestellt. Nach einigen Jahren war alles verloren: Geld und Ehre — und Freiheit. Ludolf hatte Unterschriften gefälscht. Er bekam zwei Jahre Gefängnis." Deutscher Reichstag. 47. Sitzung vom 21. Februar ISS«. I Uhr. Am Tifche de» Bunde-rat«: ». Boettlcher, Graf Pofa- d»wöty. Tie gestern abgebrochene Beratung der Petitionen wegen der Dienfialter-stufen und der dazu gestellten Anträge der viel", hätte er rufen mögen. Aber Maric Luise sprach das alles so ausdruckslos hin, wie jemand, der das Elend gar nicht mehr so voll empfindet. „Ich beglich bei jenem Kaushausc alles, was die Inhaber durch Ludolf verloren. ES waren zwei- malhunderttausend Mark. Ich nahm sie vom Ver mögen meines Sohnes, vom Sandbachschen Geld. Mein Sohn kann nie mehr vom Leben haben als jetzt: hübsch wohnen — und das weiß er nicht ein mal — gut gepflegt werden — und dazu reichen seine Zinsen noch immer so überreich, daß jedes Jahr davon für ihn zurückgelegt wird. Aber dennoch mußte es ein Ende haben mit der Verschwendung Ludolfs. Ich muß das, was geblieben ist, retten nnd verteidigen. Denn wenn ich vor meinem Kinde sterbe, ist es ver loren. Mein Einkommen besteht aus einer Zins leistung, die mir aus einem Familienfideikommiß fließt. Sterbe ich, wird man das geisteskranke Kind von dem Rechte auszuschließen versuchen, es wird schutzlos sein gegen jedermann. TaS Sandbachsche Vermögen, dasjenige meines Kindes also, wird Ludolf verwalten, also in kurzer Zeit vergeuden — mein Kind könnte auf Almosen von Verwandten angewiesen stin " „Aber Sie haben sich da ein ganzes Gebäude von BerfolgungSideen aufgerichtet", sagte Eugen mitleidig, „stürben Sie wirklich früher, ist ja immer das Gesetz da, über ein hilfloses Wesen und sein Recht zu loschen." 5. Dezember 1895, der an Sprachsudelei, geschraubter un natürlicher Sprache und teilweise geradezu unsinnigen Aus drücken das Menschenmögliche leistet. — Eine wvhlgelungene „Merkerrede" schloß die Sitzung. o In Glatz veranstaltet am I. März d I. das Kgl. Preuß Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38 eine militärische Erinnerunas- feier an die Siegestage von 1870 7l Zur Fahrt dorthin gewähren die Sächsischen Staatsbahnen den ehemaligen Angehörigen dieses Truppenteiles, sowie den Veteranen des Feldzuges 1870 71 die Benutzung von Militär« fahrkarten während der Tage vom 28. Februar bis mit 3. März. o In Stuttgart findet in der Zeit vom 29. Februar bis 5. Mai d I. die ll. internationale Gemälde- Ausstellung statt, ferner am 22. März in Raschau und in der Zeit vom 4. bis 7. April in Dresden eine Kaninchen (Deutsche Bundes ) Ausstellung, sowie in letzter Stadt vom 25 bis 27. April eine Pferde-Aus- stellung statt Die Sächsischen Staatsbahnen gewähren für diese Unternehmen die üblichen Vergünstigungen für den Rücktransport der ausgestellten Tiere bezw Gegenstände. — Ter vor kurzem ausgestellten 1. Abteilung von Ansichten aus Ägypten im hiesigen Panorama inter- natronal, Marienstraßc („Drei Raben"), folgt in der nächsten Woche der zweite Eyklus — 50 sehenswerte Bilder von Alexandrien, Kairo, Malta, Smyrna re um fassend. Tic Aufnahmen dieser Ansichten, worunter sich mehrere interessante Straßcnsccnen befinden, erfolgten erst im vergangenen Jahre und wurden eigens für das Panorama heraestellt Vudgetkommission und de» Abänderung-antrageS Singer wird fortgesetzt (Der Wortlaut der Anträge findet sich gestrigen Bericht. D R.) Abg Singer (Soz) begründet feinen Antrag. und meinem Kinde geschähe unterdessen etwas Ernstes!" Sie schob Engen die Schüssel hin, schalt, daß er nicht aß und rührte selbst keinen Bissen an. Vorhin, als sie in ihrer klösterlichen Verkleidung erschienen war, glaubte Eugen in ihr eine Nonne zu sehen. Jetzt, wo er zwei Frauen vor sich hatte, beide im gleichen Kleid der Entsagung, bemerkte er eist den großen Unterschied. Die ernste Ruhe im Antlitz der Pflegerin war immer gleich, es war etwa- Mechani scheS, Angewöhntes darin, welches auf die Dauer für einen gesunden Menschen unangenehm werden mußte. Marie-LuisenS Züge aber waren wie durchgeistigt von Schmerz, sie entbehrten heute der sausten Ruhe, die er sonst in ihnen bewundert hatte, auch in den klugen Augen war heute ein flackerndes Licht. „Also drei Tage ist er nicht hrimgekommen?" fragte Marie-Luise plötzlich aus tiefstem Sinnen auf fahrend, während Eugen den mühevollen Versuch ge macht hatte, mit Jenny einige Worte zn wechseln. Geh. ObeerrgierungSrat Neumann: Die «u-gleichung der Härten, welche sich herausgeftellt halten bei Einführung der Tienstayertstusen, ist nach Möglichkeit versucht worden. Aber in einigen Punkten tonnten die ausgesprochenen Wünsche nicht berücksichtiat werden, weil eS nicht möglich war die betreffenden einzelnen Klassen herau-zunehmrn und für sie die Verhältnisse anderweit zu regeln, ohne daß dadurch wieder Ungleichheiten entstehen würden. Kein Reffort hat sür sich daS Privilegium beansprucht, die Unterbeamlen zurückzustellen. Der Reichstag hat früher 1000 M als Meistg.halt für die Landvrirsträger verlangt, als daS Mindestgehalt 65'» M betrug und das Meist gehalt erst in 21 Zähren erreicht wurde Jetzt beträgt daS Mindestgehalt 700 M., und daS Meistgehalt von SOO M wird ' schon in 12 Jahren erreicht Bezüglich der Anrechnung der Militärdienstzeit kann die Regierung nur im Einverständnis mit der in Militärsachen entscheidenden preußischen Verwaltung vorgehen. Die preußischen Grundsätze würden durch die be treffende Resolution umgcstürzt werden, und deshalb bitte ich den Reichstag, dieser Resolution nicht zuzustimmen Die An rechnung der Dienstzeit vor der diätarischen Dienstzeit würde ein ganz ungerechtfertigtes Geschenk an die Beamten sein Berichterstatter Abg Enneccerus erklärt sich namens der Kommlssion gegen den Antrag Singer, der schon von der Kommission imt großer Mehrheit abgelchnt sei, weil er eine große Ungerechtigkeit sür die Militäranwärter zu Gunsten der Livllanwärter sein würde. Unterstaatssekretär im Reich-postamt Fischer: Der Abg. Singer hat gesagt: die Postverwallung scheint es als ihr Privi legium zu betrachten, ihre Beamten schlechter zu stellen, als eS die anderen Resiorts Ihun. Soll diese Redewendung mehr sein als eine bloße Redensart, so muß ich ihr entschieden entgegen treten Diese Behauptung findet in den Verhandlungen der BudgetkomMission über diesen Gegenstand nicht den geringsten Anhalt. Weit entfernt, daraus stolz zu sein, daß ihre Beamten schlechter gestellt sind als ave anderen Beamten, ist die Post- verwaltung mit aller Energie sür die Interessen ihrer Beamten eingetretcn, und sie hat erreicht, was zu erreichen war Abg. Hammacher (nl): Für die weitgehenden Wünsche des Hrn. Singer könnte man ja eintretcn, wenn er und seine Freunde bereit wären, dem Reiche die nötigen Mittel dazu zur Verfügung zu stellen (Sehr richtig! rechlS, denn der Antrag würde eine Mehrausgabe von i Million M mit sich bringen. Redner erklärt sich gegen den Antrag Singer und sür die An träge der Budgelkommission, welche bereits genügend begründet seien. Geheimer Oberregierungsrat Neumann: Unter den Un gleichheiten der.DienstaltccSstusen haben auch andere Beamte als die Oberpostsekretäre zn leiden, auch die Vortragenden Räte des Auswärtigen Amts und des Reichsamts des Innern können berechtigte Klagen führen Entscheidend sür eine Aus besserung kann nur die Stellung sein, welche die betreffenden Beamten in der Verwaltung einnehmen Abg Werner (deutsch soz. Resvrmp.) spricht sich sür die Resolutionen der Budgetkommission aus und sür den Antrag Singer, soweit er die Anrechnung der Militärdienstzcit aus die Unterbeamten ausdehnen will. Ter andere Antrag des Hrn. Singer habe nur einen agitatorischen Zweck, da die Sozial demokraten die Gelder zur Deckung der Ausgaben nicht bewilligten. Abg Schwarze >Z.) spricht dir Hoffnung aus, daß die Resolutionen einstimmig angenommen weiden würden. Abg Lenzmann (frs. Vp.) verwendet sich sür Erhöhung der Gehäüer der techniicheu Hilfsarbeiter beim Patentamt. Geh. Oberregierungsrat Neumann: Für diese Hilfs arbeiter ist insofern Sorge getragen worden, als die Ausrückungs- zcit von 21 aus 18 Jahre herabgesetzt ist Von der Gesamtzahl der technischen Hilfsarbeiter hat m r ein Drittel die Maturitäts prüfung gemacht. Eine Gehaltserhöhung für das nächste Jahr kann nicht in Aussicht gestellt werden, da zahlreiche akademisch geeildcte Leute vorhanden sind, die die gleichen Ansprüche hätten Trotz des Fehlens der akademijcheu Bildung können die technischen Hilfsarbeiter in die Stellen der Mitglieder des Patentamtes ausrücken. Abg v. Leipzigerikons.) Für die Landbriesiräger wünschen auch wir ein Meistgchalt von 1000 M. Herr Singer kennt die Verhältnisse der Landbriesiräger nichi, ihre wärmste Vertretung haben sie aus der rechte» Seite des Hauses gesunden. (Sehr richtig! rechts.) Die Anträge des Herrn Singer erfordern so viel Geld, daß die Parteien, welche das Geld bewilligen, ihm nicht folgen können. Daß Herr Singer Zufriedenheit schaffen will, muß doch bezweifelt werden. Er weiß, daß die Mehrheit des Hauses seine« Antrag nicht annimmt und gerade deshalb stellt er sich als den Mann hin, der allein helfen will. Abg. v. Stumm (sreikons.) spricht gegen Singer: Mit Redensarten Hilst man nicht, sonder» nur dadurch, daß man das nöthige Geld zur Versügung stellt, dann werden die Chefs für die Beamten ihrer Verwaltung schon sorgen. Alles übrige ist nur geeignet, die Disziplin zu lockern. Wenn das Geld vor handen ist, daun muß durchgreifend eine Ausbesserung der Ge hälter ersolgen, aber eine einzelne Kategorie kann man nicht hcrausgrcifen. Auch in der Armee müssen sür die Unteroffiziere und die Suballernossiziere die Gehälter erhöht werden. Daraus, daß wir weniger Reden zum Fenster hinaushalten wie Sie (nach links weisend), folgt noch nicht, daß wir weniger Interesse sür die Beamten haben, als Sie. Abg. Singer (Soz.) weist die gegen ihn erhobenen An griffe zurück. Tie Anträge der Budgetkommission werden mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit angenommen; die Anträge Singer gegen den Stimmen der Sozialdemokraten und Freisinnigen abgelehnt mit Handel und Verkehr kamen dann die entsprechenden Ausdrücke in die deutsche Sprache; darunter die Ausdrücke für Bestellung und Pflege der Gärten, z B Rose (rosa), Pfirsiche (ksrsiea); ferner Tiere (Pfau - pavo, Drache - ckraeo, Elefant — vlepbus, Pferd - paravsrsckus); Steinbau: Kalk (eali), Mörtel (mortnrium), Quader, Turm, Söller, Erker, Mauer u. f. w.; Weinbau (Wein — vinum); Geräte des Wohnens und Schlafens; Handel und Verkehr: Münze - monetu, Markt, Zoll, Pfund, Zins. Arzt stammt von dem Griechischen Archiatros. Auf dem Umwege über das Gotische kamen aus dem Griechischen auch die Ausdrücke sür den christlichen Gottes dienst, z. B Kirche (X^riulcs), Pfingsten (I'vntoKosto), Engel und Teufel. Die Lehnwörter geben somit vielfach Finger zeige über die kulturgeschichtliche Entwickelung unseres Volkes. Manche Wörter werden in verschiedenen Sprachperioven in verschiedener Form ausgenommen, z. V. pulutium als Pfalz (Kaiserburg der Karolinger), Palast und Palais. Bei der ersten Aufnahme machte das Wort die Lautverschiebung p: pf mit. Jetzt hat unsere Sprache die Kraft Lehnwörter zu bilden fast verloren. Tie Veränderung fremder Wörter gilt nicht sür vornehm. In der Volkssprache finden sich noch Ansätze dazu; so nannten die deutschen Soldaten 1870 den Mont Valerien Bullrian, wobei sich zugleich die laut malende Kraft der Spruche geltend machte. Das englische Wort »trilco wurde bald nach der Aufnahme Streik ge schrieben, während es jetzt mehr und mehr vor dem deutschen Ausdruck Ausstand, Arbeitseinstellung zurücktritt. Eine andere Art der Entlehnung bieten die Über setzungen ausländischer Wörter, die damit einen neuen Sinn erhalten; so ist reeonnui88r,nt mit erkenntlich über setzt worden, womit die deutsche Sprache ein neues Wort gewann. Auf diese Art der Entlehnung gehen auch die Bestrebungen des deutschen Sprachvereins und sie ist be sonders zu pflegen. Den richtigen Weg hat der „Gcneralpost- meister Staatssekretär Excellenz v Stephan" gezeigt (der in seinen Titeln und Namen nicht weniger als sieben Lehnwörter ausweist): die Verwaltung des Eisenbahn wesens und der Generalstab sind ihm darin gefolgt. Ter Vortrag erntete lebhaften Beifall. An der Besprechung beteiligten sich Graf Vitzthum, Professor Dunger, Lber- justizrat Boost, vr. Henkel, Direktor Klemich, Vr. Müller. Professor Tunger wies darauf hin, daß man darnach streben müsse, gewisse Lehnwörter wenigstens in der Aus- fprache einzudeutschen, also z B. zu sprechen Zentimeter, nicht aber Sangtimeter, Eugen, n cht Elscheen, wie man ab und zu wenigstens hört; Sport, nicht aber Spoort; ferner in der Schreibweise: Schokolade, nicht Chocolade (das französische Wort heißt cboeolirt), Kaffee, Kakao. (Dazu ist zu bemerken, daß derartige Bestrebungen ost an dem hartnäckigen Widerstande der Setzer und Korrektoren in den Druckereien scheitern, die durchaus an ihrer Tabu latur hängen.) Qberjustizrat Boost wies darauf hin, daß Bretzel (Backwerk in der Gestalt zweier armartig inein ander geschlungenen länglichen Ringe, abgeleitet von bra- cellus -- Armband) auch Handfessel bedeutet habe. Die Streitfrage, ob Armbrust als Arm (b) und Rust (also Armrüstung) zu erklären oder vom lateinischen ^rcubaliLta, ^rhali^ta Bogenwursmaschine abzuleiten sei, wurde im Sinne der letzteren Ableitung ent schieden. Tas Wort ist ursprünglich sächlichen Geschlechts, kommt auch in den Formen Armprost, armbrost, armbrust vor Arzt von Artista abzuleiten verbietet sich, weil auch die Zwischensorm Arzat von Archiatros vorkommt Als eine gute Verdeutschung von Interner wurde Hausschüler ES folgt die Berathung de- Etats der ReichSeisen- bahnen. Abg. Gras Kanitz (kons.) sragt, warum die vreußische Ver waltung nicht ebenso günstige Kohlenabschlüsse gemacht habe, wie die ReichSverwaltung. Preußischer Eisenbahnminister Thielen erwidert, daß die ReichSverwaltung die Kohlen aus dem Saarrrvier beziehe. D>r preußische Verwaltung dagegen habe einen Vertrag mit dem Ruhrkohlensyndikat abgeschlossen, der am 1. Juli d I. ablause Ueber die Erneuerung der Verträge könne er sich noch nicht äußern. Abg. LingenS (Z.) wünscht eine Statistil über die Wirk ungen der Sonntagsruhe unter den Eisenbahnbeamten Minister Thiele» bcmerkt, daß die Sonntagsruhe in sanitärer und moroUscher Hinsicht wohlthätig wirke. Eine Statistik darüber auszunehmen, halte er nicht sür zweckmäßig; sie würde auch den Beamten sehr unangenehm sein Abg. Gras K anitz (tonst)empfiehlt, dem Ruhrkohlensyndikat künstig nicht mehr den bisherigen Preis sür Kohlen zu be willigen. Abg. Hammacher (nat.-lib.) erklärt die Differenz zwischen den Preisen des EaarrevierS und denjenigen deS RuhrrevierS durch die verschiedenartige Qualität der Kohlen. Abg. Graf Kanitz (kons) widerspiicht dieser Ansicht Im übrigen werden die dauernden Ausgaben ohne Debatte bewilligt. Unter den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats sind 3 500 00« M für Vermehrung der Betriebsmittel ausgeworscn zur Bischaffung von Lokomotiven und namentlich von Personen- und Güterwagen, die auf den Reichscisenbahnen nicht in genügender Zahl vorhanden sind Diese Ausgaben, sowie die einmaligeil Ausgaben des außerordentlichen Etats - 2853500 M für den Ausbau neuer Bahnen und zweiter Ge leise — werden ohne Debatte bewilligt Beim Etat deS Reichseisenbahnamts regt Abg. Hammacher die Abänderung des Artikel >0 dcr Berner Frachtkonvention an, damit die Schwierigkeiten beseitigt würden, welche durch die Maßregeln der russische» Zollverwaltung ent standen seien. Präsident deS Reichseisenbahnamts Schulz erklärt, daß die Frage aus die Tagesordnung der nächsten internationalen Ver sammlung gesetzt werden soll und zwar aus Grund eines deutschen Antrages, der von den Interessenten gebilligt und von der österreichischen Regierung unterstützt ist. Der Etat wird genehmigt Es solgt dcr Etat des Reichs-JnvalidensondS. Abg. Gras Oriola (nl.) stellt die Ansrage, was aus den Petitionen geworden sei, die in der vcrigen Session dem Reichs kanzler zur Berücksichtigung überwiesen worden seien. Er würde, unr den gerechten Ansprüchen der Invaliden zu entsprechen, selbst vor einer Wchrsteuer nicht zurückschrecken. Abg. v. Schöning (kons.) bezeichnet es als eine Ehren pflicht, den Invaliden gerecht zu werden Abg. Rickert (srs. Ver) schließt sich diesem Wunsche an Generallieutenant v Spitz betont, daß die Militär verwaltung im warmen Mitgefühl sür die Invaliden von niemandem im Hause übertroffen werden könne, aber sie sei nur ein Glied im Staatswesen und müsse ihre Wünsche dem an passen, was die verbündeten Regierungen für möglich hielten, und die Frage sei in dcr That von unberechenbarer finanzieller Bedeutung Unterstaatsjekrelär Aschenborn: Der Abg Gras Oriola verlangt eine Statistik über die Beihilfen an die gänzlich er werbsunfähigen Kriegsteilnehmer. Ter durch das Gesetz vom 22. Mai 1895 dafür festgesetzte Ausgabededars des Jahres 1895/96 ist wieder unverändert in diesen Etat eingestellt worden, da die Unterlagen sür eine anderweite Veranschlagung noch fehlen Diese Summe von tsoooov M. ist an die Bundes staaten nach Maßgabe der Matrikularbeiträge verteilt worden, eine Avskunit über den Finalabschluß des Jahres liegt aber seitens ter Bundesstaaten noch nicht vor. Nur von Bayern ist die Auskunst eingegangen, daß von 1700 angemeldeten Per sonen 1500 berücksichtigt werden konnten Danach würde das Verhältnis günstig sein. Wie weit die Summe erhöht werden kann, würde sich also erst im Etat sür 1897/98 zeigen. Durch das Gesetz vom 22. Mai 1895 wollten wir die Frage zuni Ab schluß bringen, um den Beteiligten Ruhe zu geben und sie ron weiteren Agitationen sernzuhalten. Der Jnvalidcnsonds hatte im vorigen Jahre eine» Aktivbestand von 83 Millionen Mark; seitdem ist er mit dem Bedars des Gesetzes vom 22. Mai 1875 belastet worden, das macht 2 300 00« M. Tie Regierung wird nicht engherzig in dcr Beurteilung dieser Verhältnisse vorgehen, das beweist auch die Erhöhung des Dispositionsfonds sür Unter stützungen an Kriegsteilnehmer von 400000 aus 700000 M. Vom Jnvalidcnsonds dürfen nur die Zinsen verwendet werden, und wenn dcr Zinsfuß noch weiter heruntergeht, müssen wir schließlich Zuschüsse geben. Ter Jnvalidcnsonds ist aber seiner ganzen Natur nach ein Ausslerbesonds, der Bedarf vermindert sich durch Abgang infolge Todes schließlich bis zum Nullpunkt. Nur in diesem Jahre baden wir wegen der neuen Belastung eine Mehrausgabe. Alles dies beweist daß ganz außerordent lich viel für die materielle Lage der Beteiligten geschehen ist. Im übrigen wird dcr Etat ohne weitere Debatte ge nehmigt Schluß HK Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 1 Uhr (Rechnungen und Wahlprüsungen). Marie-Luise sah ihn froh betroffen an. „Oh", sagte sie, „Sie verstehen das Wesen der Schaffenskraft. Sei sie groß oder bescheiden, immer wird dieses Moment ihr innewohnen." Das Gespräch war mit einem Male unpersönlich geworden. Aber obschon Eugen fühlte, daß eS noch nicht zu Ende sein konnte, war er der Wendung doch von Herzen froh. Seine Barmherzigkeit war wach geworden. Er litt mit um diese Kreuzträgerin. Da öffnete sich auch die Thür und Jenny trat herein, eine Tablett mit dampfenden Speisen tragend. „Die treue Pflegerin meines SohnrS", sprach Marie-Luise vorstellend, worauf die Frau in der Ordenstracht ein wenig umgewandt den Kopf neigte und ihrerseits von der Namensnennung Eugens, die dieser mit einer Verbeugung begleitete, keine Notiz zu nehmen schien „Kommen Sie", bat Marie-Luise, „wir wollen zu sammen essen, was Jenny für uns hat. Viel wird e» nicht sein — Er schläft?" fragte sie dann. „Ganz ruhig." „Heute nachmittag hat das arme Kind einen seiner krampfartigen Anfälle gehabt, welche ihm immer Lebensgefahr bringen" erzählte Marie-Luise. „DeS Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl. Ferner bemerkten wir noch in der glänzenden Veisammlung Ee. Excellenz den Stadtkommandanten Generallieutenant v Zeschau, den Vertreter Sr. Majestät de» König« bei der Bogenschützen- gesellschaft Kammerherrn v. Stammer, Oberbürgermeister Beutler und Polizeipräsivent Le Maistre. Die Durchlauchtigsten Herrschaften erschienen gegen 8 Uhr und wurden, nachdem Sie von den Mitgliedern deS Vorstände« der Geiellschaft am Eingang zum Belvedere empfangen worden waren, beim Eintritt in den oberen Saal mit einem von dem Vor sitzenden der Gesellschaft, Hrn Hosrat Vr. Mehnert, aus gebrachten, mit Jubel von den Anwesenden aufgenommencn Hoch begrüßt. Die erste Nummer de« sehr reichhaltigen und vorzüglich ausgewählten Konzertprogramms bildete ein Streichquartett von Smetana „Aus meinem Leben", welches von den König!. Kammermusikern Adolf Elvmann, Friedrich Schramm, Alfred Spitzner und Fritz Nusscrt vortrefflich zu Gehör gebracht wurde. Hieraus sprach die König!. Hofschauspielerin Fr!. Alice Politz einen von Hrn Jntendanzrat vr Koppel-Ellfeld gedichteten Prolog, in welchem des alle Gebiete umfaßenden, fo über aus segensreich sich bethätigenden Wohlthätigkeitssinnes Ihrer Majestät in herzlichen Worten der tiefsten Verehrung und des innigsten Dankes gedacht wurde Dieselbe Künstlerin trug im weiteren Verlause des Abends noch die Gedichte „Minnedienst" von Chamisso und „Leichter Sinn" von Geibel in dankenswerter Weise vor. In die Ausführung der Gesangsnummern teilten sich Frl Elvira Malmeds und der Hofopernsänger Franz Roho. Die Künstlerin brachte die Arie der Amina aus Bellinis „Nachtwandlerin", „Solvejs Lied" aus „Pere Gynt" von Grieg und „Vogel im Walde" von Taubert in musikalischer wie technischer Hinsicht mit bestem Gelingen zum Vortrag. Die musika lischen Darbietungen des Hrn. Roha — Löwes Ballade „Archibald Douglas" sowie Jensens Lieder „Margareth am Thore" und „An den Linden" und die Violinsoli des Hrn. Adolf Elsmann (Saint Sains „Ter Schwan" und Vieuxtemps „Russische Nachtigall") reihten sich den bereits erwähnten Vorträgen als gleichwertige, durchaus künst lerische Leistungen an Tie Begleitung der Solisten wurde von Hrn. Korrepetitor Georg Lehnert ausgeführt Sämtlichen künstlerischen Kräften wurde der lebhafteste Beifall der Zuhörer zu teil. Nach Beendigung der Vorträge hielten die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften noch längere Zeit Cercle ab, zeichneten eine Anzahl Tomen und Herren, vor allen auch die ausübenden Künstlerinnen und Künstler, mit huld vollen Ansprachen aus und verließen mit Gefolge nach 9 Uhr den Saal, bei welcher Gelegenheit Hr. Stadtrat Weigandt Anlaß nahm, ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Aller höchst- und Höchstdieselbcn auszubringen. Die Festteil- nehmer begaben sich nunmehr in den unteren Saal des Belvedere, woselbst das von Hrn. Fiebiger mit bekannter Sorgfalt hergerichtete Festmahl eingenommen wurde, das nach 11 Uhr seinen Abschluß sand Während der Tafel widmete der Vorsitzende der Bogenschützengescllschasl, Hr. Hofrat vr. Mehnert den Künstlern einen Trinkspruch, in welchem er denselben den Dank der Gesellschaft zum Aus druck brachte. Frau Basts - Wallner erfreute die Fest teilnehmer durch den Vortrag eines heiteren Gedichtes Aus der Reihe der Trinksprüche seien vorgehoben die der Herren Stadtrat Weigandt auf die Gäste, Wallner auf den Veranstalter des Festes, Hrn. Stadtrat Weigandt, u s. w. An die Tafel schloß sich ein frohbelebter Ball an, der die Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden beisammenhielt. Das gestrige Fest der Bogenschützen- gesellschast nahm wieder jenen anregenden und glänzenden Verlauf, durch den sich diese Veranstaltungen auszuzeichnen pflegen * Im Deutschen Sprachverein wurden in dcr Sitzung am Donnerstag, den 20. Februar, die Herren Oberjustizrat Boost, Oberschulrat Vr. Erler, Stadtrat Kuhn, Major Lehmann, geh. Regierungsrat Nagler und geh Regierungsrat Schwedler in den Vorstand ge wählt. Weiter machte der Vorsitzende Graf Vitzthum auf die Sitzung der Zweiten Kammer am 3. Februar d. Js. auf merksam, in welcher Se. Excellenz der Hr. Staatsminister vr. v. Seydewitz sich in zustimmender Weise über die Bestrebungen des deutschen Sprachvereins ausgesprochen hat. Es wurde hiervon mit lebhaftem Dank Kenntnis genommen, zugleich mit dem Hinweis, daß der Verein durchaus bestrebt ist, sich von Kleinlichkeiten sernzuhalten Alsdann sprach Kon rektor vr. Rachel über die Lehnwörter im Teutfchen. Nach einer längeren humoristischen Einleitung, in der er zahl reiche scheinbar echt deutsche Wörter als Anleihen aus fremden Sprachen nachwies, führte er u a. aus: Lehnwörter sind Wörter aus fremden Sprachen, die in den deutschen Sprachschatz aus genommen worden sind und ein deutsches Gewand an genommen haben. Das geschieht ganz besonders in Zeiten, wo das gesprochene Wort noch seine volle Lebenskraft be sitzt und die fremden Wörter, die meist mit fremden Begriffen zugleich zu uns kommen, der einheimiichen Sprachweise und Eprachthätigkeit anaepaßt werden; je mehr aber die Bildung steigt, um so mehr wächst das Be streben der Gebildeten, die fremden Wörter in ihrer fremden Rechtschreibung und Aussprache treu festzuhalten. Die Zahl der neu ausgcnommcncn Lehnwörter nimmt mit dem Alter der Sprache mehr und mehr ab. Unsere Vor fahren kamen zunächst durch den friedlichen Grenzvcrkchr wie durch den Krieg mit den Römern zusammen. Sie lernten non ihnen die Bequemlichkeiten des Lebens kennen;
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