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Dresdner Journal : 18.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-18
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1896
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vet„«»ret«: Mr Drrsden virrteljährktch 1 Mark bOPs, bei den Kaiser- luh deutschen Popaastaltc» vierteljährlich » Marl; außer- halb de« Deutschen Reiche« Poft- und Sumpelzufchlag Einzelne Nummern: »0 Ps Grschei«e«: Täglich mit Au«nah»e d« Sonn < »nd Feiertage abend« Ferner-«»fchlnß:Nr.1»E^ Dresdner M Zournal. a»kt»«i»»«,b«kh»,rr» i Für den Raum einer aespal» tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die geilt 50 Pi Vei Tabellen - und gifsernsatz rntjprechrnder Ausschlag Her«»»«eher: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwlngerstr.lv. Fernspr.-Anschluß: Nr 1RBL. ^40. 1896 Dienstag, den 18. Februar, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 18. Februar. Ihre Majestät die Kö nigin sind heute Vormittag U12 Uhr aus Brüssel nach Dresden zurückgekehrt. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Mitglied! der Generaldirektion der Staats eisenbahnen Oberfinanzrat Christian Heinrich Strick da- Offizierskreuz des AlbrechtsordenS zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Bildhauer und Hofstuckateur Bernhard Curt Roch in Dresden das Prädikat „Königlicher Hof-Bildhauer" Allergnädigst zu verleihen geruht. NekcrnnLrncrchung, betreffend die Gewährung von Beihülfen ans der Friedrich-Wilhelm-Stiftung für den Kurort Marieubad iu Böhmen. Rach 8 1 und tz 5> des Statuts der Friedrich Wilhelm-Stiftung für den Kurort Marienbad ist das Finanz Ministerium berechtigt, alljährlich bis Ende Mürz drei Personen, welche die Marienbader Heil- auellen und Bäder brauchen wollen, aber die Kosten einer solchen Kur aus eigenen Mitteln nicht zu tragen vermögen, dem Stistungs-Vorstande zur Gewährung von Beihülfen aus Mitteln der gedachten Stiftung, die statutenmäßig entweder in freier Wohnung oder einer Geldunterstützung oder beiden zugleich bestehen können, vorzuschlagen. Die zum Ressort des Finanz-Ministeriums ge hörigen Beamten, die zum Gebrauche einer Kur in Marienbad in diesem Jahre eine solche statutenmäßige Beihülse zu erhalte« wünschen, werden daher hier durch aufgefordcrt ihre diesfallsigcn Gesuche und zwar, soweit das Finanz-Ministerium nicht selbst die Dienst behörde ist, durch Vermittlung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde längstens bis zum 15». März dieses Jahres Anher ciuzureichcu. Dresden, den 15>. Februar 18Ü6. Finanz-Minister nun. bot» Watzdorf. Vrut»uu»gcu. Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentliche« Unterrichts. Zu besetzen: die Nebenschulstelle zu Merzdorf bei Riesa. Kollator: das K Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richtes Einkommen außer sreier Wohnung und außer den ge setzlichen Dienstallerszulagen tvov M. Gehalt, 108 M. sür Neberstunden, 72 M. sür Erteilung des Fortbildungsschulunter- richies und event 50 M. der Frau des Lehrers sür den Unter richt in den weiblichen Handarbeiten. Gesuche sind bis zum 1. März an den K. Bezirksschulinspektor Ur. Gelbe in Großcn- bain einzusendcn; — Ostern 1890 die 2. ständige Stelle in Cossebaude Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Anfangsgchalt 1000 M. neben freier Wohnung, bez Wohnungsentschädigung. Staffel bis 2100 M. neben freier Wohnung, bez WohnungscMfchädigung. Bei tüch tiger Amtsführung eine baldige Zulage in Aussicht Gesuche sind bis zum i März an den K. Bezirksschulinspckior sür Dresden Land, Schulrat Grüllich cinzureichen; — zwei Hilss- tehrcrstellen an der katholischen Bürgerschule zu Leipzig. Ge halt: l200 M. einschließlich der Wohnungsentschädigung. Ge suche sind bis zum 28. Febr. au den Kollator, das apostolische Bikariat im Königreich Sachsen, einzureichen; — die 2. ständige Lchrerstclle an der Schule zu Göda. Kollator: das K. Mini sterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen außer freier Wohnung und den gesetzlichen Alterszulagen jährlich 1000 M. und 72 M. sür Erteilung des Fortbildungsschul- unterrichtS. Gesuche von Bewerbern, welche der wendischen Sprache mächtig und womöglich musikalisch gebildet sind, sind init den erforderlichen Unterlagen bis 1. März cinzureichen bei Kunst nnd Wissen schäft. Sächsischer Kunstverein. II. Tie Werke des Aussteller-NerbandeS Münchener Künstler nehmen den größten Teil des ersten Haupt saales im AusstcllungSpalaste in Anspruch In dem Vor wort des kleinen illustrierten Katajogs der Ausstellung heißt eö: „Der Verband bezweckt, kollektive Ausstellungen von Werken der Malerei und Plastik in den größeren Städten Deutschlands, wie des Auslandes zu veranstalten, dem Freunde Münchener Kunst in schöner Form künst lerisch Gutes zu bieten " Ebenso wie diese Worte, so be rechtigt auch der Umstand, daß sich eine Gruppe von Künstlern zu kollektiven Ausstellungen vereinte, zu höheren Erwartungen Dieselben werden aber von den dar- gebotenen Leistungen in der Hauptsache nicht erfüllt Der Wunsch im Vorworte des Katalogs, durch die Ausstellung der Münchener Kunst neue Freunde zu erwerben, wird wohl bei uns schwerlich in Erfüllung gehen. Immerhin wollen wir nicht unterlassen, diejenigen Werke aufzusuchcn, die ein eingehenderes Verweilen verdienen. Aus dem Gebiete der Landschaft ist ein kleines Bild von Kail Stuhlmüller „Markttag in einem bayerischen Städtchen" von seiner Luftwirkung Nach einem Aprilregcn sucht die von eilenden Regenwolken verdeckte Sonne die Erde zu erhellen, die nassen Straßen spiegeln die Menschen, Tiere und Wagen in leichtem Glanze wieder. Da« Bild erinnert in seinem feinen silbergrauen Luftton an die Schule des Karlsruhers Schönleber. Von Heinrich Rasch stammt eine in den Farben feine „Maisernte bei Venedig". Karl Rettich hat eine malerische Ansicht von Lübeck und ein großes herbstliche» Waldbild im Sonnenschein von guter Wirkung ausgestellt. Von Ander« Andersen»Lundby ist ein dem K. Bezirksschulinspektor Schulrat Rabitz in Bautzen; — Ostern 189« die Schulftelle zu Pohrsdorf bei Tharandt. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Gehalt und freie Wohnung. Gefuche sind bi« zum S. März bei dem K. Bezirk«fchulinsprklor sür Dresden-Land, Schulrat Grüllich cinzureichen. Im AeschiftSheretche des evangelisch-lutherische« LandeSconsistoriumS sind oder werden demnächst solgende Stellen erledigt: das Pfarramt zu Schönau a d E. (Öber- lausitz) — Kl V. — Collator: daS Klostcrstist St Marienstern; das I Landdiaconat zu Plauen i. V mit dem Filialpsarramt Jößnitz (Plauen) — Kl >1. — Collator: das evang.-luther. Landesconsistorium; das Pfarramt zu Wilkau (Zwickau) — Kl. Ul — Collator: das evangelisch - lutherifche Landes- consistorium. Hierüber ist zu besetzen: daS neubegründete Diaconat zu Leipzig-Thonberg (Leipzig I) — Kl. l. — Collawr: das evangelisch-lutherische Landesconsistorium. Dagegen wurden angestellt bez. befördert. Christian Friedrich Schanz, Psarrvicar in Bad Elster, als Hilisgeistlichcr daselbst (Oelsnitz), Johannes Dorotheu- Ludwig Fritzsche, Predigt- amtscandidat, alS Pfarrer in Wicdersberg iOelsnitz), Arno Wil helm Hochmuth, Hilf-geistlicher in Brießnitz, als Pfarrer in SachSgrün (LelSnitz), Arno Rudolph Otto, PredigtamtS- candidat, als Ephoraihilssgeistlichcr in Grimma. Nichtamtlicher Teil. AbändekungdküSlichstschenLandtagk-Wahlrechts. An der korrekten, die Verhältnisse vom Stand punkte der Wirklichkeit aus beurteilenden Auffassung, welche die maßgebenden Stellen der uationalliberalen Partei bei der Frage der Abänderung des Sächsischen Landtag-Wahlrechts eingenommen haben, ist nichts ge ändert. Das beweist der nachstehende Aufsatz, den heute das führende nationalliberale Blatt, die „Kölnische Zeitung", veröffentlicht: D:r Bcrsuch, das sächsische Landtagswahlrecht unter Zu grundelegung der preußischen Dieitlassenwahl mir allgemeinem Stimmrecht und geheimer Stimmabgabe zu ändern und zu ver bessern, hat auch in einigen uationalliberalen Kreisen Bedenken und Bekämpfung hervorgerufen Die Generalversammlung des uationalliberalen Vereins für das Königreich Sachsen Hal nun mehr in dieser Frage größere Klarheit gebracht, indem sie zunächst in einem mit sehr großer Mehrheit ge faßten Beschlusse den zweifellos durchschlagenden Grund gedanken an die Spitze gestellt hat, daß ein weiteres Ein dringen der revolutionären Sozialdemokratie in die Volksver tretung Sachsens verhindert werden müsse und daß als einzig wirk sames gesetzliches Mittel zur Erreichung dieses Zweckes die Ab änderung des Wahlgesetzes vom Jahre 1868 zu betrachten sei. Auf Grund dieses Gesetzes ist es der Sozialdemokratie leider schon gelungen, 1t Anhänger ihrer staatsgesährlichcn Irrlehren unter im ganzen 82 Abgeordneten in die Zweite Kammer zu bringen. Will man den Schutz der Staats- und Gesellschaftsordnung im Ernste durchführen, so kann cs nur einen Weg geben, d h. die Bekämpfung der Sozialdemokratie mit allem Stach druck. Hat sich dazu das bestehende Wahlgefctz nicht als aus reichend erwiesen, so muß es geändert werden, so lange daS noch auf verfasfungsmäßigem Wege möglich ist. Daß dieser Versuch jetzt in Sachsen gemacht wird, kann sonach nur allen Freunden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung hochwillkommen sein. Wie dieser Versuch im einzelnen ausgcstaltct werden wird, das muß abgewartet werden. Jedenfalls kann fchon heute kein Zweifel darüber sein, daß die Einführung des Reichs tagswahlrechls von vornherein auSgcfchlosscn bleiben muß, weil sie lediglich zu einer großen Verschlechterung des bestehen den Zustandes führen könnte. Denn wenn man mit einem ge flügelten Wort das preußische Wahlrecht sehr mit Unrecht das elendeste aller Mahllystemc genannt hat, so kann es doch nicht fraglich fein, daß jedenfalls das Reichstagswahlrecht mit feiner gleichen, dircktcn, geheimen und allgemcinrn Wahl im höchsten Grade ungerecht und unbillig und deshalb unmoralifch ist Es ist geradezu rin Hohn aus alle Menschenwürde, daß bei der Bemessung des einzigcn politischen Rechts, das dem Einzelnen an der schließlichen Gestaltung des StaatSlebens zustchcn soll, lediglich die Thalsache des Vorhandenseins, nicht dic Abwägung seiner Kenntnisse, feiner Einsicht und feincr Interessen an dec Staatserhaltung maßgebend fein soll Und doch will man gerade bei dem wichtigsten politischen Rechte nicht den alten Grundsatz, daß man dic Stimmen wägen und Winterabend, dessen Wald und Fluß durch den Glanz der untergehenden Sonne bestrahlt wird, geschickt ausgesührl Das Hauptbild von Moritz Erdmann zeigt die Thermen der Villa Hadrian« in Tivoli bei Mondschein in stark effekthaschender Behandlung Ein Schneebild von Müller- Li ngke und einige nette Frühlingslandschaften von August Leonhardi mögen noch genannt werden. Im Figurenbild finden wir einige Münchener Namen von gutem Klang — beim großen Publikum Da ist Eduard Grützner mit einem Bruder Kellermeister, ihm schließt sich Adolf Bock mit zwei Genrcbildchen derselben Gattung an Hermann Kaulbach erzählt die Geschichte eines sterbenden Kindes, dem eine himmlische Vision das Scheiden verklärt Auch Karl R aupp hat in einem sonst tüchtigen Bilde eine Vision dargestellt Auf schaukelnden Wogen ist eine Mutter im Kahn tingeschlafen, während das Kind sorglos emporblickt und ein Engel im strahlenden Lichtglanzc beide in höherem Schutze hält. Die harten Charaktere der bayerischen Landbewohner werden in einer eindringlichen Scene voll dramatischer Wucht von August Dieffendacher veranschaulicht Ein Protzenbauer verstößt seine Tochter, die mit dem Knecht ein Liebesverhältnis unterhält und nicht von ihm lassen will, ängstlich beobachtet das Gesinde den stürmisch bewegten Vorgang Die Scene erinnert zwar etwas an Erzählungen ans der Gartenlaube, doch hat das Bild noch malerische Vor züge. Da« andere Bild von Dieffendacher, die schmerz hafte Operation eine» bockvbcinigen Waldmcnschcn, behandelt ein humoristisches Motiv, da» von Böcklin vorher schon ungleich besser vorgetragrn wurde Eine Aufmunterung zum Tanze von Friedr. Prölß in einem Tiroler GcbirgSdorsc bietet uns ein Stück Baucrnleben dar, „in schöner Form", wie es sich zum Verkauf am besten eignet Da« Gleiche gilt von dem Bauernmädchen vor dem Spiegel von Aler. v Liezenmayer In einem großen Gemälde von Alexander Wagner nicht zählen soll, maßgebend sein lassen; es soll vielmehr die Umfchmkichelung der Volksmassen, die Versprechung unerreich barer Ideale den Ausschlag geben dürfen Die politifchen Zu stände, die dadurch im Deutschen Reiche großgczüchtet werden, liegen schon heute klar vor den Augen einsichtiger VaterlandS- freunde, und jeder gesetzgeberische Versuch, den daraus entstehen den Gefahren zu begegnen, kann nur mit Freuden begrüßt werden. Wir selbst haben seit vielen Jahren die Ansicht vertreten, daß der gegebene Weg der ist, uiuer Erhaltung des allgemeinen, dircktcn nnd geheimen Wahlrechts die Aostusung der Stimmenden dnrchzuführcn. Jeder überhaupt zur Stimm abgabe Berechtigte soll danach eine, zwei oder mehr Stimmen, bis einschließlich etwa sechs, abgeben können, je nachdem cr nur den Volksunterricht, oder das Gymnasium, oder die Hochschule besucht, je nachdem er seiner Militärpflicht genügt, einen oder mehrere Feldzüge mitgcmacht, oder nicht gedient hat, je nachdem er Haus und Hof besitzt und seiner Steuer nach ein kleines, mittleres oder großes Einkommen auszuwcifcn hat, je nachdem er öffentliche Ehren ämter bekleidet oder lediglich feinen eigenen Interessen sich widmet u s w. Eine solche Stimmabstusung ist nicht so schwer durchzusühren, ebenso würde die praktische Handhabung bei der Stimmabgabe keine Schwierigkeit machen und sie würde vor allem dic Ungeheuerlichkcit beseitigen, daß der Fürst Bismarck nnd der stumpfsinnige Tagelöhner gleiches Recht bei Aus übung ihrer politischen Machtbefugnis besitzen sollen. In Sachsen hat man sich bisher nicht entschließen können, diesen Weg zu beschreiten. Wir enthalten uns, da es sich vorderhand um lediglich innere Angelegenheiten des Königreichs Sachsen handelt, eines Urteils darüber, wie weit der von der sächsischen Regierung jctzt vorgejchlagene Weg gangbar ist Jeden falls aber Haiten wir jeden Weg für besser und gangbarer, der sich von der Grundlage des jetzigen Reichstagswahlrcchts, dir Gleichheit des Stimmrechts, fern hält, das ihatsäch lich nur noch von der engherzigsten und selbst süchtigsten Fraktionspolitik verteidigt wird. Verkennung der Rücksichten der Selbstachtung, die gegen über solchen Hetzreden am Platze sind, wie sie zuvor der Vertreter der Sozialdemokratie vom Stapel gelassen hatte. Wer aus den früheren Erklärungen des Kriegsminifters noch nicht die richtige Auffassung gewonnen hatte, dem würden auch weitere Erklärungen schwerlich etwas genützt haben Hat Hr Lieber doch selbst mit Genugthuung von der Erklärung Akt ge nommen, daß alles gescheht, um Mißhandlungen ein Ende zu machen .. Was bezweckte darnach die ganze Aktion des Zentrums redners noch weiter? Daß Hr Spahn hinterher feinem Fraktion- kollcgen zu Hilse eilte und im Namen des Zentrums sogar eine Gutycißung des von jenem untcrnommcncn Angriffs aussprach, ist mit Recht als ein bemerkenswerter Vorgang aufgesaßt worden, der zu mancherlei Auslegungen Veranlassung giebt Man findet ihn uni so befremdlicher, als das Zentrum sich sonst zu rühmen Pflegt, dcr heftigste Gegner der Sozialdemokratie zu fein und hinter den anderen bürgerlichen Gruppen in dcr Schätzung unseres Heereswesens nicht zurückzustchen. Um so unverständlicher ist dic jetzige Kampsgenossenfchast mit dcr Sozialdemokratie, dic doch keinen anderen Zweck als den der Diskreditierung der Armee verfolgte." Auch daS offizielle Parteiorgan der Konservativen, die„Konserv. Cvrresp." spricht ihr Bedauern über das Verhalten des Centruins aus, in dem sie schreibt: „Was den peinlichen Eindruck, den die Bemühungen der „Genossen", unser Heerwesen vor dcr Wclt herabzusetzcn, her- vorricsen, noch erhöhte, war das diesmalige Verhalten des Ccntrums, dcrcn Wortführer vr Lieber und Spahn man von einem gewissen Liebäugeln mit der Sozialdemokratie nicht wohl wird srcisprechcn können. Dieses Liebäugeln machte sich in einem recht unnötigen und auch recht unbegründeten Vorstöße gegen den von den „Genossen" durch besonderen Haß geehrten Kricgsminister geltend, was auf die äußerste Linke natürlich sehr ermutigend und erquickend wirkte. Im Jntercssc der Staats- rrhallung ist dieses Verhalten sehr zu bedauern " KritsiLministtr nnd Zentrum. Tas eigenartige V.rfahren, welches das Zentrum dem preußischen Kriegsministcr gegenüber bei den letzten Verhandlungen des Reichstags über den Militär etat einzuschlagen für angezeigt hielt, ein Verfahren, welches thalsächlich nichts anderes bedeutete, als eine Verstärkung der Position des sozialdemokratischen Führers bei seinen Angriffen gegen das Heer, wird heute mehrfach besprochen. So sagt unter anderen auch die „Kreuzzeitung": „Es war am Sonnabend geradezu unbegreiflich, daß der Abg vr. Lieber in gereiztem Ton dem Kricgsminister Vor haltungen darüber machte, daß er den Abg Bebel nicht fo „ernst" anfche, wie er cs verdiene! Daß vr. Lieber dann im übrigen bald den Sozialdemokraten, bald dem Minister seine Verbeugung machte, entsprach zu sehr seiner rhetori- fchcn Eigenart, als daß man darüber ein Wort zu verlieren brauchte Auch nach unserer Kenntnis dcr Persönlichkeiten dcr Minister durchaus recht, wenn er aunahnr, nicht alle Mitglieder des Zentrums beurteilten ihn so, wie dcr Abg. Dr. Lieber. Um so ausfallender mußte die Erklärung des Abg. Spahn fein, der als Vorstandsmitglied seiner Fraktion versicherte, sie stimme der Kritik Iw. Liebers einmütig zu, ja urteile eigentlich noch schärfer als jener. Diese, fei cs nun mit natürlicher Ungeschicklichkeit, sei cs mit beabsichtigter Schärfe a gegebene parteiosfizielle Auslassung, erregte im Reichs tag wenigstens insofern Aussehen, als ein Grund zu einem solchen verlctzcndcn Auftreten beim besten Willen nicht abzusehen war; denn daß man im Zentrum gerade jetzt mit dcr bürger lichen und sozialen Demokratie zum Angriff aus den Kriegs- Minister „mobil" machen wollc, wird doch nicht anzunehmen sein. Es wird eben einfach ein neuer Beweis des ab und zu beim Zentrum sich kundgcbendcn Bestrebens gewesen fein. nach außen die völlige Einheit der Partei zu betonen. Co sehr wir das verstehen, scheint es uns doch gewagt, dies auf Kosten der Disziplin der Armee zu thun; denn die Abgg I)r Lieber und Spahn wissen so gut, wie der Kricgsminister, daß dem sozialdemokratischen Austreten nur der Zweck zu Grunde liegt, diese Disziplin zu untergraben Tie Berliner „Neuesten Nachrichten" äußern folgende-: „Ausfällig mußte cs scin", bemcrkt daS Blatt, „daß das Zentrum den unrühmlichen Rückzug Bebels zu decken suchte und ebenfalls das Verlangen stellte, der Kriegsminister solle noch mals auf die Wiederholungen Bebels zurückkommcn, ja daß cs sogar in manchen Punkten den Standpunkt des sozialdemokra tischen Redners sich aneignete. Wenn Hr. Lieber in seiner ge wichtig pathetischen Manier dem Kricgsminister die Zumutung stellte, die Tags zuvor gegebenen Aufklärungen noch zu ergänzen, so bewies dieses Verhalten eine vollständige DaS iitlle amtliche Warenverzeichnis zum deutschen Zolltarife. i. Wie bereits auf amtlichem Wege zur öffentlichen Kenntnis gebracht worden ist, hat der Bundesrat ein neues amtliches Warenverzeichnis zum Zolltarife, d h. ein Verzeichnis auf- gestellt, das nach tz 12 des Vereinszollgefetzes vom I Juli 1869 zur richtigen Anwendung des Zolltarifs dient, indem es die einzelnen Warcnartikel nach ihren im Handel und sonst üblichen Be nennungen in alphabetischer Ordnung auszählt und die aus jeden ders-lben anznwendende Tarisnnmmer bezeichnet Tie sämt Uchen Zollstellcn des Landes sind zwar angewiesen worden, dieses Warenverzeichnis, das mit Beginn dcs lausenden Jahres in Kraft getreten ist und dem das Zolltarifgesctz vom IS. Juli 1879 nach der Redaktion vom 21 Mai 1885 und mit Berück sichtigung dcr späteren Änderungen sowie dcr Zolltarif nebst den vom Bundesräte fcstgestellten Tarasützcn beigcgeben sind, in je cinem Exemplare zur Einsichtnahme sür das Publikum bereiizuhaltcn, und dieses ist sonach in der Lage, von dessen Bestimmungen Kenntnis zu erlangen, ohne es selbst sich an schaffen zu müssen. Mindestens allen denjenigen aber, die regelmäßig und in größerem Unisange wie in größerer Mannigsaltigkeit zollpflichtige Waren auS dem Auslande ein- sühren, kann di: eigene Anschaffung dieses Werkes zu eingehen dem Studium nicht genug empsohlcu werden. Tenn erst da« amtliche Warenverzeichnis giebt dem Gerippe, wie cs dcr Zoll tarif darstcllt, Fleisch und Blut, und sein rechtliches Verhältnis zu diesem wird am besten dadurch gekennzeichnet, daß das Reichsgericht wiederholt den Satz ausgesprochen hat, das amt Uche Warenverzeichnis habe in allen seinen Teilen in gleicher Weise Gesetzeskraft wie der Zolltarif felbst. Tie innere Einrichtung des neuen Warenverzeichnisses ist im wesentlichen die seitherige geblieben. Ter Abschluß zahl reicher Handels- und Tarifverträge, wie cr feit dem Jahre 189 t mit fremden Staaten erfolgt ist. bat es indessen nötig ge macht, daß außer den autonomen Zollsätzen überall da, wo vertragsmäßig Zollbefreiungen oder Zollermäßignngen ein- fchlagen, auch dicfe mit vermerkt sind Derartige Vergünstigungen finden zur Zeit aus die betreffenden Waren Anwendung, wenn sie aus der Argentinischen Konsöderation, Belgien, Chile, Costarica, Dänemark, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Ägypten, Frankreich einschließlich dcr Kolonien und auswärtigen Besitzungen sowie dcs Fürstentums Monaco, Griechenland, Großbritannien einschließlich der Kolonien und auswärtigen Besitzungen, Guatemala, den Hawaiischen Inseln, Honduras, Italien einschließlich der Republik Can Marino, Kolumbien, Liberia, Madagaskar, Marokko, Mexiko, den Niederlanden ein schließlich der Kolonien und auswärtigen Besitzungen, Österreich- Ungarn einschließlich der zollangeschlosjenen Gebiete Bosnien und Herzegowina sowie des Fürstentums Liechtenstein, Paraguay, Persien, Rumänien, Rußland, Calvador, Lchwcden und Nor wegen, der Schweiz, Serbien, der Südasrikanischen Republik sehen wir einen Palasthos aus maurischer Zett von einer Sonne beschienen, die nicht leuchtet In cinem nicht minder großen Bild hat Georg Papperitz eine Kreuzabnahme ge schildert in einer Gruppe, die ohne innere» Leben zu einem Tableau zusammengestellt erscheint. Innig und zart schil dcrt Ernst Zimmermann eine Rast auf der Flucht in den von ihm bekannten Formen. Im Bildnissach ist Paul Nauen durch ein gutes Herrenporträt vertreten, ebenso Heinrich Rettig durch die Aquarcllstudie eines Cpitalbcwohncr«. DaS Tierslück zeigt eine gute Ziegenherde von Anton Brailh, einige Hirsche im Winter von Arthur Thiele und ein Fischstilllcbcn von Alois Eckardt Ohne Zusammenhang mit dem Münchener AuSstcllcr- vcrband hat Wilhelm Trübner in cinem dcr Ceiten- kabinette eine Anzahl scincr Werke, die wohl meist älteren Datums sind, ausgestellt. Unter seinen Bildnissen wird daS des Dichters Martin Greif manche interessieren Größere Kompositionen in der Art, wie sie dcr Künstlcr schon früher hirr ausgestellt hatte, zeigen eine „Wilde Jagd" und Dantes „Hölle". Bei manchen Vorzügen in Zeichnung und Gestaltungskraft bleibt dcr Künstlcr zumcist hart und trockcn in dcr Farbe und vermag nicht seinen Schilderungen jene überzeugende LebenSsülle mitzuteilen, die un« erst in ein innere« Verhältnis zu seinen Bildern bringen kann. AuS de« Künstler« Besitz sind außerdem noch zwei Clemälde von Han« Thoma ausgestellt, das eine eine in matte Färbung gehaltene Zkrgwicse mit Ziegen, da« andere eine „Fahrt abgeschiedener Seelen aus Charon« Nachen zur Unterwelt". — Eine große „Krankenstube" von dem Münchner Heinrich Knirr ift noch beachtenswert. Von den im Kunstvercin ausgestellten Werken unsrrcr Dresdner Künstler verdient zunächst dic Sondcrauüstrllung von Adolf Thamm und Frau Else Thamm unser Jnlcr- esse. Der Künstlcr hat sich im letzten Sommer, nachdem er ein Jahr in Frankreich und drei Jahre in Italien ver lebt hat, mit seiner Gattin wieder in Dresden nieder gelassen In dem letzten dcr Polygonalsale bictct cr uns einen Überblick über seinen seitherigen künstlerischen Ent- wickelungSgang. Wir sehen seine ersten landschaftlichen Studien aus der Umgebung von Dresden und Weimar, in denen er mit spitzem Pinscl Bilder dcs Vorfrühlings und dcS Hcrbstes in kleinem Formate anfangs noch etwas dunkel und schwer in dcr Farbe darbietct Doch lassen schon der größer ausgesührte Frühling bei Weimar und Hcrbstabend bei Jena erkennen, wie er mit Erfolg bestrebt ist, Luft und Licht zu erfassen Die Studien aus Frank reich aus EtaplcS, Barbizon, Im Wald von Fontainebleau zeigen ein Fortschreiten aus dem gesundcnen Wege, bis endlich deS Künstlers Aufenthalt in Italien ihn die volle Beherrschung in der Schilderung landschaftlicher stimmungs voller Eindrücke gewinnen läßt Am vollkommensten ge lungen ist die Winterstimmung in dcr Campagna mit dem seinen hellcn grauen Lustton über allen Gegenständen. Wie in diesem Bilde, s o ist es auch in allen übrigen italienischcn Studien, unter denen seine Zeichungen neben den Farbskizzen volle Beachtung verdienen, dem Künstler vortrefflich gelungen, den Lokalcharakter der geschilderten Landschaft zu treffen und den Eindruck italienischer Städtebildcr in seinem vollen malerischcn Reize festzuhaltcn. Dcr Hasen von Sa. Lucia in Neapel bietet hierfür das vollendetste Zeug nis De« Künstlers Gattin und Schülerin, Frau Else Thamm, hat in Blumcn und Fruchtstücken sich in der Ol- und dcr Tcmpcramalerei mit gutcm Erfolge geübt, wie besonders einige Traubenstudicn voll ri kennen lassen Die Dresdner Kunst ist in letzter Zeit im Kunstverein recht vorteilhaft vertreten gewesen Neben einigen Studien von Professor Gotthard Kühl, worunter Dresdner Skizzen besonder» interessieren, hatte Professor Friedrich Preller die Skizze einer Alpcnlandschaft in Gewitterwolken ringe- sandt und Professor Carl Kießling hat einige farbige ältere Bildni-studien ausgestellt. Ein Tierbild von Sieg-
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