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Dresdner Journal : 13.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-13
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 13.02.1896
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^36 »,bv r> «,7S« vet««spreia: Für Dresden vierteljährlich I Mart dvPs, bei den Kaiser lich deutschen Pojtaaftalten vierteljährlich 2 Mart; außer halb de« Deutschen Reiches Poft- und Etempelzufchlag Wnzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der tzonn- und Feiertage abends Feruspr.-Aoschluß: «r DrkÄnn Zourn al. NukünStguiigvgebddren. Für den Äaum einer grsval- tenen Zeile kleiner Schrift UO Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile dv Ps Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Aufschlag. HersuSstter: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr.ro Hernspr. -Anschluß: Nr 1896 Donnerstag, den 13. Februar, abends. IrfniS, « zum »n im g von würde ßericht «ngen « auf - sich t den Seite Straße gebaut ; man mngen t mich haben, l steht 1 auS- cheint, n ver- : Kon- kieder- »s das lieben, hinauf c volk ist der ietzung henden iS «e- gegen- !. Da z des toren setrieb Kon- ße die chn zu macht aß er Urteil enten ganz fipiell « die man idern ahme cran- noch Ämtlichtr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Heizhausvorstand bei der Staatscisenbahn- verwaltuna, prädicirten Maschinenverwalter Karl Eduard Wilhelm Schlick in Görlitz das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsvrdens zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Postdirektor Albert Bodo Rothmaler in Plauen (Bogtl.) die Erlanbniß zum Anlegen des ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Rothen Adler-Ordens 4. Klasse Allergnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben dem Briefträger Friedrich Adolph Lippert in Leipzig und dem Brief träger a. D. Hermann Menge in Leipzig - Rendnitz die Erlaubnis zum Anlegen des ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Allgemeinen Ehrenzeichens Aller gnädigst zu ertheilen geruht. Erntttnuttgcn, Berfttzuugc» rc. im öffentliche» Dienste. Departement der Finanzen. Bei der staatlichen Hoch bau-Verwaltung ist ernannt worden: Karl Emil Busch beck, zeithcr Kassenafsistent beim Stadtrathc zu Stollberg, als Expedient bei dem Landbauamte Zwickau. Nichtamtlicher Teil. Tas Weißbuch über Transvaal. Für die Verhandlungen des Reichstags über die deutsche auswärtige Politik und insbesondere über unser Verhältnis zu England, die voraussichtlich heute stattfinden werden, hat das gestern von der Reichs regierung veröffentlichte Weißbuch eine feste Unter- lage gegeben. Und nicht nur eine genügende Übersicht über die in Betracht kommende diplomatische Aktion bietet das Schriftstück, sondern es liefert auch den erfreulichen Beweis, daß die deutsche Negierung der englischen gegenüber in der Transvaalsrage mit aller der Energie ausgetreten ist, die durch die Vcr hältnisse geboten war und die der Machtstellung Deutschlands entspricht. Tic englische Negierung kann sich heute iu keiner Weise darüber im unklaren be finden, daß es für ihr Vorgehen in Transvaal eine Grenze giebt, die sie nicht überschreiten darf, ohne auf den energischen Widerstand des Deutschen Reichs zu stoßen, und darauf wird man sich bei der noch bevorstehenden diplomatischen Arbeit in England auch jedenfalls einrichten. Im nachstehenden geben wir den Inhalt des amt lichen Schriftstückes wieder. Dos Weißbuch beginnt mit einem Erlaß des Staats sekretärs v. Marschall an den deutschen Botschafter in London von I Februar 1895, worin dieser von dem Inhalt einer Unterredung Marschalls mit dem englischen Botschafter Malet iu Berlin in Kenntnis gesetzt wird. Diese Unterredung hatte anläßlich eines an Malet gerichteten Privatschreibeus des da maligen englischen Kolonialministers Lord Kimberley stattge- sun)en, das in Anknüpfung an den von deni Präsidenten Krüger am Geburtstag des Kaisers aus diesen ansgebrachtcn Trink- jpruch einige Bemerkungen über die Haltung Deutschlands gegenüber der südasrikanischrn Republik machte. Staatssekretär Marschall bemerkte dem Botschafter, wenn Lord Kimberley glaube, es werde durch die Haltung Deutschlands ein der inter nationalen Stellung Transvaals nicht entsprechender Geist in jenem Lande genährt, so habe er die Verpflichtung, Thatsachen anzugcben, um seine Annahme zu begründen. Erachte etwa Lord Kimberley den Trinkspruch des Präsidenten Krüger aus den Kaiser als einen Ausdruck jenes Geistes und als bedenklich sür die englischen Interessen? Unsere Politik gehe cinsach dahin, diejenigen materiellen Interessen gegen jeden Angriss zu schützen, welche sich Deutschland durch Erbauung von Bahnen und die Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit Transvaal geschaffen habe; diese Interessen geböten die Ausrcchterhaltung Transvaals als selbständiger Staat nach Maßgabe des Vertrages von 1881 und die Sicherung des «latim guc> bezüglich der Bahnen und des Häsens in der Telagoabai. Ta- Lmck und Wissenschaft. K. Hosthcater. — Neustadt. — Ain 12. Februar: Schiller-Eyklud, 1 Abend. „Die Räuber", ein Schau spiel in fünf Akten von Friedrich v. Schiller. (Neu kinstudiert.) Die Idee, in einem „Schiller-EylluS" in schnellerer Folge, als cS sonst geschehen kann, in chronologischer Ordnung die sämtlichen dramatischen Werke Schillers vor- zuführcn und diesem Unternehmen einen Gocthc-Eyklus in nicht zu langer Zeit anzureihen, hat zwar einen pädagogisch litterarhistorischen Anhauch, aber sie entspricht einem ge wißen Zuge unserer Tage, sie schließt von vornherein eine Fülle sicherer künstlerischer Genüße, großer seelischer Ein drücke ein, sie ist geeignet, die darstellenden Künstler zur Sammlung und zum Einsatz ihrer besten Kräfte zu spornen, sie rückt Genius, Bedeutung, Macht und Umfang der schöpferischen Phantasie, Eigenart des Stils, alle die geheimsten subjektiven Kräfte, mit denen der große Dichter seine Zeitgenossen entzückte und die Nachwelt bezwingt, einem sonst vielzerstreuten Publikum überzeugend und überwältigend vor Augen. Die dramatische Dichtung Schillers, deren vier erste Werke nun schon über ein Jahrhundert hinter uns liegen, deren fünf große Dramen zweiter Periode allesamt im nächsten Jahrzehnt ihr Eentenarjubiläum begehen, hat den Wandel der Zeiten und Sitten, der Empfindungen und Ideale, mit ihrem alles besiegenden Schwünge überdauert Eie hat der Kritik, von Karl Philipp Moritz bis zu Otto Ludwig, in der wunderbarsten Weise getrotzt, sie hat die seltsamsten Experimente, die Brettertradition und Schauspielkunst mit ihr vornahmen, lebendig überstanden, ist au« allen Fährlichkeiten rund und heil heroorgegangen Die schärfste Erkenntnis der Schranken, die auch dem Genie Schiller« gesetzt waren und die seine Kunstanschauung sich selbst setzte, hebt die mit fei der Ausgangspunkt und der Endpunkt unserer Politik in jenen Gegenden gekennzeichnet. Wenn Kimberley ebenfalls die Erhaltung des Hutu» guo wünsche, warum gebiete man den jenigen nicht Einhalt, die unter recht unpassenden und unklugen Ausfällen gegen Teulfchland ganz offen in London das Pro gramm einer Ausfaugung Transvaals durch die Kapkolonie proklamierten. Bevor man sich mit mehr oder minder versteckten Vorwürfen an die deutsche Regierung wende, möge man ge wissen Bestrebungen entgegentretcn, welche dem i-tulu« guo zu- widerlauscn und welche allein die Ursache bilden, daß in Trans vaal mehr und mehr die Stimmung um sich greise, welche Kimberley beklage und aus deutsches Konto „zu setzen geneigt sei. Der Botschafter Malet bedauerte seine Äußerungen gegen Deutschland, glaubt aber in dem Vorgehen des vr Jameson nicht die Absicht einer Annexion, sondern nur den Gedanken einer Commercial-Foederaiion der südafrikanischen Staaten finden zu sollen. Staatssekretär v. Marschall erwiderte, daß gerade der von Jameson entwickelte Gedanke, daß Rhodesia die Commercial- Union, die Amalgamation oder Focderation aller südafrikanischen Staaten werden solle, unseren Interessen zuwiderlause, weil das, etwas kürzer ausgedrückt, politisch das Protektorat, wirt schaftlich das Handelsmonopol der Kapkolonie mit Ausschluß des deutschen Handels bedeute. Wenn die englischen Kolonial- freunde in der Transvaalfrage empfindlich seien, so seien die unsrigen es ebenfalls Wolle Kimberley die Erhaltung des statu« guo, so seien unsere Auffassungen durchaus identische und er, Marschall, würde es gar nicht sür ausgeschlossen er achten, daß diese Übereinstimmung schriftlich fixiert würde. Hr. v Marschall betonte besonders, daß die von Eeeil RhodcS ver kündete Politik der allmählichen Aussaugung des TranSvaal- staates durch die Kapkolonie und der Gründung einer Com- mercial Focderation zur Beschleunigung dieses Prozesses wohl kaum als eine Politik der Erhaltung des status guo bezeichnet werden könne Es folgt dann ein AuSzug ans einem Erlaß an den deutjchcn Botschafter in London vom 15. Ok tober 1895, welcher lautet: „Ich Halle gestern mit Malet eine längere Unterredung, welche die politischen Beziehungen Englands und Deutschlands im allgemeinen zum Gegenstand halten Be züglich Tranevaals bemerkte ich dem Botschafter, cS schiene mir ungerecht, für Vie wenig freundliche Gesinnung, die in Trans vaal gegen England herrsche, Deutschland verantwortlich zu machen. Vicl näher liege die Frage, ob nicht Handlungen von englischer Seile die Erbitterung der Buren hervorgcrusen Haden, z. B die Annexion dcS südlichen Amalongalandcs Auch seien dort gewisse Strcilereien seilens der Ehancred Eomxann im Gange, welche allmählich alle Elemcnlc in Südafrika, welck e nicht unter Cecil Rhodes' Abhängigkeit gelangen wollten, zur gemeinsamen Erbitterung führte Wiederholt hatten wir der englischen Regierung miigelcilt, daß daS Endziel unserer Politik in Transvaal ausschließlich die Erhaltung des siatus guu sei und daß wir bei dieser Politik durch gewichtige Interessen vor nehmlich kommerzieller Natur geleitet würden. Wir beabsich tigen nicht, au den Verhältnissen des Trausvaalstaatcs, wie eS durch den Vertrag von 1884 mit England fixiert sei, zu rütteln, wir müßten cs aber allerdings als eine schwere Verletzung unserer Jntrresscn betrachten, wenn jener die Selbständigkeit, die ihm in dem Vertrage garantiert lei, verliere und zu einem Bcsiandtcilc des großen Rhodcsia hcrabsinle." Am 2». Oktober d I. berichtet Graf Hatzfeldt, Lord Salisbury habe ihm bemerkt, daß er selbst keineswegs die Transvaalsrage als einen schwarzen Punkt zwischen Deutschland und England ansehc; zwar halte er es für selbstverständlich, daß England an seinem veUragSmäßigcn Rechte fcfihalte, hege aber dc» Wunsch, daß in der Südafrikanischen Republik der statu« guo aufrecht erhalten werde Am 24. Dezember v. I. berichtet der Konsul Herss in Prätoria, aus Johancsburg cingclauseneNachrichten ließen befürchten, daß daselbst die englische Partei für dic nächsten Tage Unruhen vorbereite Tie Regierung treffe dagegen Maßregeln. DaS teilte ani 28. Dezember der Staatssekretär v. Marschall dem hiesigen englischen Botschafter nut und machte ihn auf die möglichen Folgen eines blutigen Zusammen stoßes aufmerksam Er wiederholte dabei, daß für Deutschland die Erhaltung der Unabhängigkeit des Transvaalstaatcs, wie sic im Vertrage von 1884 festgesetzt worden, dcr leitende Gesichts punkt fei und daß wir in einer gewaltsamen Änderung des bestehenden Zustandes nach dcr von gewisser Seite an gestrebten Richtung eine schwere Beeinträchtigung unserer Interessen erblicken müßten. Dasselbe telegraphierte am :rv. Dezember v Marschall an den deutschen Konsul in Prätoria und fügte hinzu: Schürfen Sie der dortigen Regierung nachdrücklich ein, daß sie jede Pro vokation strengstens vermeiden müße, wenn sie sich deutsches Wohlwollen erhalten wolle. Am -lv. Dezember berichtet telegraphisch dcr deutsche Konsul in Prätoria über die Übergriffe der englischen Par tei, die Waffen und Mannschaften bereit Halle; dic Deutschen ständen auf Seiten dcr Regierung Diese beabsichtige, der Be wegung ihren Lauf zu lassen, so lauge sie nicht in Gewalt- thütigkcttcn ausarte, fei aber ernstlich entschlossen und auch dar auf gefaßt, einen etwaigen Aufstand mit Waffengewalt zu er- unfchlbarrn Wirkungen dcr Kunst Schillers nicht aus Ter starke Fittich dcr Schillcrschen Sehnsucht nach dem Er habenen trägt noch immer jeden mit empor. Wenn dic Geschmacksrichtung, ja auch dcr reinste und beste Gestalt- ungslrieb unserer Tage andere Bahnen einschlägt und der Schillcrschen Schule oder dessen, was sich so nennt, spottet, so schwächt dies den Zauber nicht, der von Schiller un mittelbar auögeht Bom Dichter selbst gilt immer, wird immer gcltcn, was Horaz in der Epistel an Mäccnas von sich rühmt: Nie trat ein in dic Spur ich von anderen Wer es sich zutrau», Führt als König den Schwann! Und in diesem Sinne dürfen wir unsere Hosbühne zu ihrem Entschluß, die Schillcrschcn Di amen im Verlauf dieses Monat« vorzusührcn, beglückwünschen Daß c« sich bei cincm Schillcrcykluv nicht bloß darum handeln kann, die Zettel anzuschlagcn, daß sür Regie und Darsteller daraus Verpflichtungen hervorgehcn, wird man ja nickt vergessen haben. Nach dem Eindruck und Verlauf dcS ersten Abend« zu urteilen, kommt die regste Teilnahme des Publikums dem Unternehmen entgegen. Mit der Darstellung dcr neueinstudierten und vielfach nenbesetzten Jugcndtragödic Schillers „Dir Räuber" be gann am gestrigen Abend her Eyklus. Die Bibliothek, die sür und wider dies Werk im Verlauf von hundert- undfünszehn Jahren zusammcngeschrieben worden ist, wollen wir um kein Blatt vermehren. Die Eharaktertragödir, in dcr dic LeidenschastSgcwitter so jugendlich gewaltig grollen und das Feuer einer Handlung von elementarer Wirklich keit alle abenteuerlichen kleinen Unmöglichkeiten deS Ein zelnen zusammenschmilzt, versagt bei nur einigermaßen leid licher und vollend« bei guter Darstellung niemals und nirgends ihre erschütternden Eindrücke. Man darf sagen, daß Schiller« „Räuber" wirken werd«», so lange sich da« Ge wissen in dcr Brust dcr Menschen regt und die Gewalt ur sprünglichster Wahrheit jeden WahrschcinlichkeitSkalkul zer reißt Mit dem bloßen RückverwciS auf Sturm und drücken Deshalb lehne der Präsident jedrs Kompromiß mit der englischen Partei ab An demselben Tag» läuft aus Prätoria ein Telegramm an den Kaiser ein, in welchem die Tentjchen in Prätoria einmütig und ehrfurchtsvoll um sofortige Intervention zur Ver hütung unvermeidlichen Blutvergießens bitten. Am 21. Dezember fordeit Staatssekretär Marschall den kommandierenden General auf, zum wirksamen Schutze unserer Interessen einen zweiten Kreuzer nach dcr Telagoabai zu ent senden Am .'M. Dezember berichtet der Konsul aus Prätoria, daß die Transvaalregierung in einer Proklamation versprochen habe, ohne Verzug alle Beschwerden der Johannesburger Be- vöckerung dem Bolksraad vorzulegen, daß aber dcr Kampi un vermeidlich sei, und daß der Präsident Krüger das Borgchcn dcr Chartered Company sür einen Bruch des Londoner Vertrages halte Ter Konsul bittet, ihn zu ermächtigen,zum Schutze von Leben und Eigentum der Deutschen des Landes Mannschaften des „Seeadler" zu requirieren. Staatssekretär v Marschall antwortct am .'il. Dezember telegraphisch, dcr Konsul solle im Notfälle, jedoch nach Rück sprache mit dem Präsidenten Krüger, ausschließlich zum Schutze des Konsulates, des Lebens und Eigeniums der Reichsangchörigcn des Landes Mannschaften des „See adler", solange dic Unruhen dauern, requirieren. Am selben Tage ersucht Hr. v Marschall nach einem Vor trage beim Kaiser den Botschafter in London, an amtlicher Stelle sofort zu fragen, durch welche Mittel die eng lische Regierung den infolge dcr völkerrechtswidrigen Grenz- übcrschrcitungeu des Transvaalstaates durch die Truppen der Ehartered Company entstandenen Gefahren zu begegnen beabsichtige Ani gleichen Tage depeschierte der deutsche Staatssekretär v Marschall an den Gesandten in Lissabon, er solle die dortige Regierung benachrichtigen, daß zum Schutze der deutschen Reichcangehörigcn ein kleines Detachement des „Seeadler" von höchstens 50 Mann nach Prätoria requiriert werden würde und daß man aus die Genehmigung dcr portugiesischen Regierung rechne, weil cin anderer Weg, für den Schutz unserer bedrohten Reichsangchörigcn zu sorge», nicht zur Vcrsügung stehe. Am I. Januar 1896 schreibt » Marschall an den Bot- schastcr in Loudon, der hiesige englische Botschafter habe ihm im Auftrage Sajisburys mitgctcitt, daß Chamberlain dic größten Anstcngungcn mache, nm durch einen Schriftwechsel mit Robinson, sowie mit dem Präsidenten Krüger, weitere Gefahren abzuwcndcn und die Ruhe wieder herzustellen. Er sei cin schmscr Gcgne: der Politik dcr Gewalt und hoffe, einen Ausbruch abzuwcuten. Er erkenne an, daß cin solcher Aus bruch sür die verschiedenen europäischen Interessen in Süd- asrika schr schädlich sein würde. Daraus habe er, dcr Staals- sckretär, dem Botschafter erwidert, diese Mitteilung erscheine ihm zu seinem Bedauern durch die Ereignisse überholt Tic Gcwaltthätigkcitcn, welche Chamberlain zu verhüten wünsche, seien durch den Einfall der Ehartered-Company bereits cin- getreren. Er vermöge nicht elnzusehcu, wie die Regierung von Transvaal darauf anders, als mit gewaltsamer Vertreibung der Friedensstörer antworten könne. Zu seinem Bedauern ver gehe sich ein Teil der englischen Presse in Drohungen, daß England keine Intervention in der Angelegenheit dulden werde, n loelcher Sette sic auch komme. Also England dulde keine Intervention, aber die Großmächte, welche Interessen in Transvaal haben, sollten, ohne Ansprüche zu eihcben, die völkerrechtswidrige Jntervcution dcr Chartered Company dulden, die dort gar uichtS zu suchen habe Am 1. Januar berichtet Graf Hatzscldt, er habe eine Unterredung mit Lord Salisbury gehabt über die Schritte, die zur Zurückberufung Jamesons und der englischen Offiziere gcthan feien. Er habe den Eindruck aus ter Unterhaltung, daß der englischen Regierung das Vorgehen dec Charlercd- Company in jeder Hinsicht unerwünscht sei, und daß sie nichts unterlassen werde, auch ihre Anordnungen zur Geltung zu bringen. Es folgen dann Berichte des Konsuls aus Prätoria über die bekannten Schritte Robinsons und den Zusammenstog bei Krügersdorp Am 3. Januar berichtet dcr deutschc Gesandte in Lissa bon, daß, als cr den Munster des Auswärtigen nm Antwort wegen der Requirierung eines Detackicmcnis dcS „Seeadler" ge beten habe, dieser ein Telegramm Lord Salisburys vorgezeiqt habe, worin die Besiegung und Gefangennahme b>r. Jamesons mit seinen gesamten Truppen durch die Buren gemeldet werde. Zugleich bade dcr Minister ein von dem portugiesischen Konsul ui Prätoria hierher gerichtetes Telegramm vorgezcigt, wonach insolge dieses Sicgcs »ür dic Fremden alle Gefahr für beseitig: erklärt weide Am 3. Januar berichtet Gras Hatzjeldt, Lord Salis bury habe ihm die Hoffnung ausgesprochen, daß nunmehr dic T ransvaalfragc als erledigt angesehen werden könne. Er habe erwidert, die englische Regierung werd; gut thun, ihren Einfluß auf die englischen Elemente m Johannesburg geltend zu machen und sie von weiteren AusstandSvcrsuchcn abzuhaltcn, die eine neue Krisis herbeisühren würden. Drang läßt sich die immer erneute Wucht dcr Tragödie nicht erklären, mit der Redensart, daß sie eine Mischung von genialer Überkrast und studentischcr Rcnommage, von Schwulst und Simplizität sei, nickt abschütteln. Schiller selbst ist in dcr denkwürdigen Rezension sciucr Räuber, die er I7K2 für das „Wirtembcrgische Repertorium der Lltteratur" schrieb, dcr Lösung de« Rätsels am nächsten gekommen WaS cr da vom Eharakter dc« Franz Moor äußert: „Sonst ist dic r Eharalter, so schr er mit der menschlichen Natur mißstimmt, ganz übereinstimmend mit sich selbst; der Dichter hat alles gethan, was cr thun konnte, nachdem cr einmal den Menschen überhüpst hatte; dieser Ebaraktcr ist cin cigene« Universum, das ich gern jenseits der sublunarischcn Welt (vielleicht in einen Tra banten der Hölle) einquarticrt wissen möchte", trifft ouck sür das Ganze zu. Dieses Trauerspiel ist cin eigcncS Universum - dabei wird« bleiben und aus dem besonderen Gesetz der Sckopfung wird sich Staunen, Erschütterung und Rührung erneuen, so ost „Dic Räubcr" über dic Bretter gehen. In der gestrigen Darstellung verdient zunächst die Regie sür die zum Teil sehr malerische und stimmungsvolle Jnsceneschung entschiedenes Lob Die beiden Hauptrollen, höchste Ausgaben dcr Darstcllungtlunst, auf deren krast voller Wiedergabe zuletzt alle« beruht, sanden durch die Herren Waldeck (Kail Meor) und Holthau« (Franz Moor) eine überzeugende, mit wahren Beifallsstürmen des Publikums auSgezcicknetcVerkörperung Hr Waldeck bringt für die Darstellung des großen RäubcrS Moor in seiner Er scheinung, in dcr Krast seines Organs dic Voraussetzungen mit, seine lebendige Verkörperung ließ es nicht hierbei be wenden, er traf auch den Ton verhaltener aber ingrim miger Selbstverachtung und ivehmütigcr Sehnsucht nach der verlorenen Jugcndwclt, namentlich in dcr Scene mit KosinSky und bei dcr Rückkehr zu seiner Bande im vierten Akt qanz vorzüglich und ergreifend Der lebendige Fluß dcr Rede und dcr Reichtum seines Geberdenspicl« bei voll- Tas Weißbuch schließt mit folgendem Telegramm des Staaisfekretärs v Marschall aii den Brifchaftcr Gras Hatz feldt voi» 6. Januar: „Dem hiesigen englischen Botschafter Sir Fr. Lascelles, mit dem ich heute über den Eindruck sprach, den das Telegramm Sr Majestät an den Präsidenten Krüger auf die öffentliche Meinung in England ansgeübt, bemerkte ich unter andeicm, daß ich gegen die Auffassung dcr englischen Presse Verwahrung cinlcgen muffe, wonach jenes Telegramm eine Feindseligkeit gegen England und einen Eingriff in die englischen Rechte enthalten solle. Ter Deutsche sei in Rechtsfragen sehr empfindlich und nicht gewohnt oder gewillt, fremde Rechte anzntasten. Dafür ver lange er aber, daß seine eigenen Rechte geachtet würden Eine Feindseligkeit gegen England könne unmöglich darin gesunden werden, daß dcr Deutschc Kaiser das Oberhaupt eines befreundeten Staates zum Siege über bewaffnete Sckmen beglückwünsche, die in scin Land vülkerwidrig ingedrungen und von der englischen Regierung selbst als außerhalb des Gesetzes stehend erklärt worden seien." Gleichzeitig mit dem deutschen Weißbuch hat die englische Regierung über die Transvaalangelegen heit ein Blaubuch veröffentlicht', dessen Inhalt aus zugsweise wie folgt wicdcrgegcben wird. Tas Blaubuch enthält cine Reihe von Tcpcschcn, aus denen sich crgicbt, daß Sir H. Robinson und die englische Regierung sehr dringende Bcsehle an k>r. Jameson richteten, in welchen letzterem erklärt wurde, er würde sür die Folgen seines ganz ungesetz lichen Vorgehens persönlich verantwortlich erachtet werden. Cham berlain telegraphierte an Robinson, nichts zu versäumen, um cme Ruhestörung zu verhindern. Ter englische Agent in Prä toria benachrichtigte am UI. Tczcmbcr Robinson, daß insolge des Einbruchs Jamesons unter englischer Flagge Präsident Krüger die Vermittelung Deutschlands und FranfreichS nach gesucht hätte. Am selben Tage ersuchte Chamberlain Robinson, er möge Cecil Rhodrs den wahren Ebaraktcr der Handlungs weise Jamesons, dcr sich dcr Frcibeutcrci schuldig gemacht habe, vorstelleu; Chamberlain fügte hinzu, wenn bewiesen würde, daß dic Chartcrcd Company das Vorgehen Jamesons auge- ordnct oder Kenntnis von den Absickten desselben gel abt hätte, jo würde an die Regierung das Verlangen gestellt werden, dic Charle zu widerrufen, und Rhodes würde sich in die Not Wendigkeit versetzt schcn, Robinson zu Helsen, das, was Jameson gcthan, wieder gut zu machen Jedenfalls aber würde dic Companu cine Entschädigung sür die Verletzung von Eigentum zu zahlen haben. Am 1. Januar telegraphierte Robinson, cr Hütte Rhodes gesehen; derselbe habe ihm mitgcteilt, Jameson habe chne seine — RhodcS - Ermächtigung gehandelt. Chamberlain telegraphierte darauf ani selben Tage an Robinson, es >ci ihm angenehm, daß RhodcS G'. Jameson, dcr von Sinnen sein müße, desavouiert habe. Eine wcitcrc Tcpcscke Chamberlains an Robinson vom ii. Januar enthält die Antwort Chamberlains auf cine Anfrage des Präsidenten Krüger über die Bestimmung Les englischen flicgcndcn Geichwadc:s. Chamberlain ersucht in dem Tele gramm Robinson, dem Präsidenten Krüger initzntcilen, daß drei englische Kriegsschiffe den Befehl erhalten hätten, nach dcr Telagoabai zu gehen, wo sich schon Sckipe anderer Länder be fänden. Las Mgcndc Geschwader solle für alle Fälle bereit scin; die Regierung habe aber durchaus nicht dic Absicht, das selbe zur Zeir in dic südafrikanischen Gewässer zu entsenden. Am in. Januar Iclcgrorhierte Chamberlain an Robinson be züglich dcr friedlichen Regelung der Transvaal Angelegenheit. Solange die Beschwerden der Uttlanders bestehen blicbcn, heißt cs in dcr Depesche, weide d.e Gefahr innerer Unruhen bestehen Möglicherweise sei Präsident Krüger überzeugt, Laß er sich auf irgend eine auswärtige Macht stützen könne, um dein Verlangen nach Reformen, zu widerstehen oder um Forderungen an Eng land zu stellen. „Ich glaube Sie angesichts dieser Möglichkeit benachrichtigen zu sollen, daß England sich um jeden Preis der Einmischung irgend einer fremden Macht in die Angelegenheiten dcr Trausvaalrepul lik widcrsctzen wird. Ich crinnere daran, daß dic Annahme, Deutschland denke an eine solche Einmischung, in Eng land clncn einstimmigen, noch niedaccwcscncn Protest der öffentlichen Meinung hervorrief. Um sür alle Fälle vorbereitet zu scin, hat die Regierung ein fliegendes Geschwader mit zwölf Tor pedobooten in Ticnst stellen lassen, außerdem liegt eine Anzahl anderer Schiffe bereit. Die Regierung hat gegenwärtig keiner lei Erund, einen Jnteressenkonslikt mit den auswärtigen Mächten vorauszuschcn, ich glaube aber, Sie wissen lassen zu sollen, daß England keine Änderung in seinen Beziehungen zur Trans vaalrepublik dulden wird. England achtet lonal die den Ver trägen unterliegende innere Unabhängigkeit Transvaals, wird aber seine Stellung als dominierende Macht in Südasrila und besonders die Bestimmungen in Artikel 4 der Konvention von 1884 aufrecht erhalten." Am 14. Januar telegraphierte Cham berlain an Robinson: „ES wird Ihre Pflicht sein, dem Präsi denten Krüger in fester Sprache zu erklären, daß die Unter lassung dcr Abhilfe gegen die Beschwerden der Uttlanders, welche durch das förmliche Versprechen Krügers, billige Zu geständnisse zu machen, anerkannt sind, auf die Aussicht eircr kommcncr Einheitlichkeit des GrundtonS und dcr Haltung erhoben seinen Karl Moor zu einer durchaus fesselnden und, dcr Absicht des Dichters gemäß, sympathischen Ge stalt Ter Franz Moor des Hrn. Holthaus gehörte ohne Frage zu den besten Leistungen, die uns dcr Künstler bis jetzt geboten hat. Von vornherein wußte cr die Klippe dcr Art Darstcllung, dic den schurkischen Grafcn- sohn in einen Apothckerlchrling verwandelt, der sich er folgreich zum Giftmischer ausbildcn will, schr gut zu vcr- meiden Tie Fcighcit, dic Jntrigucnkunst und dcr ver brecherische Trotz seines Franz Moor verbanden sich un löslich und glücklich mit cincm gewissen Nachklang vor nehmer Erziehung und dcr Gewohnheit des Gebieten«. Auch die Steigerung, erst dcr Nichtewürdigkcit, dann dcr Schrcckcn, in denen Franz versinkt, wurde vortrefflich und wirksam wicdcrgegcben Obschon einzelnes bestreitbar war und die Erzählung des großen Weltgerichtstraum« im fünften Akt die ticssten Schauer missen ließ, in denen sich die Gewissensangst mit dem Wahnsinn paart, so war doch in dcr Wiedergabe dcr Gestalt kein Bruch, keine uninteressante Scene, auch die Maike zeigte sich sehr wirksam. Unter den übrigen Dar stellern wirkten Frl. Salbach (Amalie), die Herren Wienc (Spiegelberg), Bauer (Nöller), Franz (Ko- sinsky) und Müller (der alte Graf Moor) am kräftigsten zum Gelingen und zur Rundung dc« Ganzen mit Eine gänzlich unzulängliche Wiedergabe erfuhr die Nolle de« Pastor Moser durch Hrn. Zink. Freilich ist sr: nur cinc Episoden-, aber krinc Nrbcnrollc, von ihr aus soll da« hellste, bl tzendste Licht über dic materialistische LcbenS- philosophic und den Hochmut der vernünftelnden Kreatur in Franz Moor sollen, darum darf sie nicht trocken und nüchtern abgespielt werden Dcr Theaterzettel bezeichnet, nach Maßgabe dc« ersten Drucks dcr „Näubcr", die Tragödie als „cin Schauspiel". TLcnn man so historisch scin will, darf es auch nicht Fr. von Schiller heißen, Schillers Avelsdiplom datiert
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