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Dresdner Journal : 03.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-03
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1896
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21U — Bei der Beratung der Budgetkommission des Reichstag» über die großen Forderungen für Truppen übungsplätze hatten die Freisinnigen geglaubt, da» Aus sehen de» Etats wesentlich ändern und Millionen ersparen zu können Aber eS kam anders, als die äußerste Linke erwartet hatte. Nach den Darlegungen der Heeresver waltung haben sich, wie der „Köln Ztg " berichtet wird, diese großen Truppenübungsplätze über dir gehegten Er wartungen hinaus durchaus bewährt und selbst auf finanziellem Gebiete mehr geleistet, als man voraussehen konnte. Die Ausbildung der Truppen auf diesen großen für gefechtsmäßiges Schießen eingerichteten Plätzen ist auch in sonstiger Beziehung so günstig, daß man sich entschlossen hat, sie in weiterer Ausdehnung als bisher geplant zu benutzen Wirtschaftlich erspart die Reichskasfe dadurch schon jetzt und noch weit mehr in Zukunft recht er hebliche Summen. An Servicegeldern sind fchon jetzt 600 000 M im Jahre erspart, weil Kasernen während der Übungszeit durch Reservisten belegt werden können, die sonst in Bürgerquartieren unterzubringen wären. Die Flurentschädigungen für Manöver, die in den letzten Jahren durchschnittlich um etwa 600000 M den Vor anschlag überschritten haben, sind infolge der Benutzung der jetzt schon vorhandenen Plätze im laufenden Etatsjahre um 300 000 M. hinter dem Ansatz von 2 020000 M. zurückgeblieben, sodaß gegen das Vorjahr fast eine Million weniger gebraucht wurde. Für die Übungen der Kavallerie divisionen fehlt es in einzelnen Teilen des Reichs thatsächlich an geeigneten Geländen, oder sie sind nur mit großen Opfern zu erlangen; deswegen fchlägt die Heeresverwaltung jetzt vor, die Barackenlager dieser Übungsplätze so zu er weitern, daß für eine Infanterie- und eine Kavallerie brigade Unterkommen vorhanden ist und für eine zweite Kavalleriebrigade ein fliegendes Barackenlager zur Ver fügung steht. Die bisherigen Forderungen für Übungs plätze belaufen sich nach Abzug verkäuflicher Terrains auf etwa 26 Millionen, denen jährliche Ersparnisse in be deutender Höhe gegenüberstehen und die weiter der Land bevölkerung den sehr hoch anzuschlagenden Vorteil ge währen, daß sie von Einquartierungslasten ganz wesentlich erleichtert werden kann. Das Reich gelangt dabei gleich zeitig in den wertvollen Besitz von etwa 5 Ouadratmeilen Landes. Der Eentrumsführer l)r. Lieber hielt zwar zu nächst der Heeresverwaltung eine sehr ernste Strafpredigt, daß sie ihre weitgehenden Plane nicht gleich dar- gclegt habe, aber er konnte sich nicht der Erkenntnis verschließen, daß hier etwas durchaus Gutes und Wünschenswertes geschaffen werde. Nachdem der Kriegs minister den Beweis geliefert hatte, daß er die Entwick lung selbst nicht habe übersehen können und daß bei allen Bauten und Anlagen auf das sparsamste gewirtschaftet werde, erfolgte schließlich die Bewilligung aller Forder ungen Nur für den Übungsp'atz des v. Eorps, der auf eine Ouadratmeile in Aussicht genommen war, beschloß man eine Verminderung der zu erwerbenden Fläche von 5625 aus 4500 im Alle wiederholten Versuche, an einzelnen Titeln Abstriche zu machen, mußten aufgegebcn werden nach den überaus sachlichen und klaren Darleg ungen des Generals v. Gemmingen, dem entschieden das Verdienst gebührt, alle seine Forderungen vortrefflich begründet zu haben. Nur die wenigen anwesenden Ver treter des Freisinns und der Sozialdemokratie stimmten gegen die Positionen. — Ter nationallibcrale Abgeordnete Wamhoff, Ver treter des Wahlkreises Osnabrück-Iburg, hat, wie bereits gemeldet, sein Mandat niedergelegt, da voraussichtlich anderseits die Ungiltigkeitserklärung feiner Wahl infolge der dabei vorgekommencn Unregelmäßigkeiten erfolgt wäre. Ob die nationalliberale Partei bei der Ersatzwahl den Kreis wird behaupten können, erscheint sehr fraglich. Im Jahre 1893 waren im ersten Wahlgange abgegeben worden: 10 973 welfischc, 10642 national- liberale, 3296 sozialdemokratische, 475 freisinnige und 309 antisemitische Stimmen; die Stichwahl ergab dann den Sieg des nationalliberalen Hofbesitzers Wamhoff mit 13 420 Stimmen über den Kandidaten der Welfen, auf den sich 13 250 Stimmen vereinigt hatten. Im Jahre 1890 hatte der Welse mit 13 647 Stimmen über den Kandidaten der Nationalliberalen gesiegt, für den 12 039 Stimmen abgegeben worden waren — Die Zunahme der deutschen Ausfuhr im Jahre 1895 wird dadurch charakterisiert, daß fast alle großen Ausfuhrindustrieen Deutschlands daran m erheblichem Umfange beteiligt sind. Es beträgt die Zunahme der Ausfuhr in Millionen Mark bei Baumwollenwaren 23,3, bei Seidenwaren 25,2, bei Wollenwaren 30,1, bei Kleidern und Wüsche 5,7, bei Ehemikalicn und Farben 38,2, bei Eisen und Eisenwaren 37,7, bei Kupfer und Kupferwaren 11,2, bei Maschinen und Fahrzeugen 17,3, bei Kurzwaren 4,7, bei Leder und Lederwaren 23,3, bei Papier und Pappwaren 12,7, bei litterarischen und Kunstaegenständen 6,8, bei Zucker 22,7. Insgesamt ist die Warenausfuhr (ohne Edelmetalle) von 2961,5 Millionen im Jahre 1894 auf 3310,7 Millionen Mark, also um 349,2 Millionen Mark gestiegen; von dieser Steigerung entfallen mehr als zwei Drittel, näm lich 258,9 Millionen Mark, auf die angeführten Jndustricerzeugnisie. In einzelnen dieser Industriezweige hat die Ausfuhr einen früher nie erreichten Umfang er langt. Auch noch manche andere Industriezweige weifen ansehnliche Erhöhungen der Ausfuhr auf, so die Glas industrie, die Holz- und die Thonwarenindustrie. Auf der anderen Seite sind in einzelnen Fällen auch Rückgänge zu verzeichnen, die jedoch nicht zahlreich und an Umfang sämtlich geringfügig sind; ebenso haben in den großen Ausfuhrindustrien, welche in ihrem Gesamtverlehr eine be trächtliche Vermehrung ihres Exports erzielt haben, doch einzelne Artikel an Absatz eingebüßt, ohne daß indessen diese Ausfälle das günstige Gesamtergebnis sonderlich beeinträchtigt haben Es kommt noch in Betracht, daß die Wertberechnungen vorläufig nach den Preisen von 189 4 erfolgt sind. Das Jahr 1895 war aber ein Jahr steigen der Preise. Die definitive Wertberechnung wird daher eine noch viel bedeutendere Zunahme der Ausfuhr Heraus stellen. — Der Termin in dem Spionage- und Landes verratsprozeß gegen den Luxemburger Ingenieur Paul Schoren, den Ingenieur Ludwig Pfeiffer und den ehemaligen Buchhalter der Kruppschen Werke Ningbauer aus Esten wird anfangs März vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig statt finden Gegen die mitverhaftet gewesenen beiden weiblichen Angeklagten wurde die Anklage fallen gelassen. — Das offiziöse Wölfische Telegraphcnbureau versendet folgende Mitteilung: Mit Beziehung aus das in den „Times" veröffentlichte Telegramm aus Johannesburg vom 27. v. Mts., worin die dortigen Zustände als neuer dings wieder beunruhigend dargestellt werden, teilt die Gesandtschaft der Südafrikanischen Republik uns mit, daß nach amtlich einqezogenen Erkundigungen ein solches Telegramm von Johannesburg überhaupt nicht aufgegeben worden ist. — Die Ergebnisse der Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern liegen für die ersten drei Viertel des laufenden Etatsjahres jetzt vor. Eine Schätzung des Jahresergebniffes, wenigstens soweit das finanzielle Verhältnis zwischen Reich und Einzelstaaten in Betracht komint, wird sich auf Grund dieser Nachweise mit größerer Sicherheit vornehmen lassen, als auf Grund der Ergebnisse der ersten sieben Monate, welche dem Staatssekretär des Reichsschatzamtes bei der Einbringung des Etats für 1896/97 im Reichstage zur Schätzung zu Gebote standen. Graf v. Posadowsky nahm damals an, daß das laufende Etatsjahr den Einzelstaaten an Über weisungen vom Reich ein Mehr über das Etatssoll von rund 30 Millionen erbringen würde, und zwar waren davon 25'4 Millionen aus das Konto der Zölle und 8 Millionen auf das der Stempelabgaben gesetzt, während für die Branntweinverbrauchsabgabe ein Weniger von 3'H Millionen in Aussicht genommen war. Nach dein nunmehr vorliegenden Ausweise über die Einnahmen der ersten neun Monate des laufenden Etatsjahres haben die Zölle und Tabaksteuer für die ersten drei Jahresviertel den Etatsansatz um 14,1 Millionen, die Neichsstempel- abgaben den Etatsansatz um 6 Millionen überstiegen. Die Branntweinverbrauchsabgabc ist um 1,4 Millionen hinter dem Etatssoll zurückgeblieben Wenn eine gleiche Steigerung für das letzte Viertel angenommen wird, so gelangt man zu einer Schätzung, bei der ein Jahrcsüber- schuß bei Zöllen und Tabaksteuer um 19 Millionen, bei den Stempelabgaben um 8 Millionen vorausgesehen werden muß. Die Branntweinverbrauchsabgabe würde danach ein Weniger von rund 2 Millionen ergeben Danach würde sich das Mehr an Überweisungen gegenüber dem Etats ansatze ungünstiger, nämlich auf 25 Millionen belaufen. — Gegen das preußische Lehrerbcsoldungsgesetz machen die liberalen Stadtbchörden mobil Sie berufen einen „Städtctag" ein, der gegen die Verringerung des Staats- zuschusses der Großstädte zu gunsten der Erhöhung des selben für kleinere Gemeinden in Agitation treten soll. — Die Ältesten der Berliner Kaufmannschaft hatten auf heute mittag 12 Uhr nach dem hiesigen Börsen gebäude eine Protestversammlung gegen das Börsengesetz einberusen, welche von etwa 2000 Personen besucht war. Delegierte hatten entsandt die Handelskammern und Kor porationen der nachfolgenden Städte: Stettin, Hamburg, Bremen, Lübeck, Posen, Königsberg, Danzig, Breslau, Leipzig, Magdeburg, Frankfurt a. M., Stuttgart und München. Die Versammlung nahm nach längerer Debatte einstimmig folgende Erklärung an: „Der deutsche Kauf mannsstand, besten Ruf unbedingter Zuverlässigkeit selbst im Auslände niemals angetastet worden ist, sieht sich leider gezwungen, Verwahrung einzulegen gegen die Angriffe auf seine Ehre, welche ihm im Deutschen Reichstage bei der ersten Lesung des Börsengesetzcs zugcfügt worden sind. Die Absicht, einen Gegensatz zwischen den am Börsen geschäft beteiligten und den übrigen Kaufleuten zu schaffen, wird entschieden zurückgcwiesen. Ter deutsche Handclsstand weiß sich eins gegenüber allen und jeglichen Bestrebungen, welche darauf abzielen, ihn in seinem Ansehen herabzusetzen und seiner Bewegungsfreiheit Fesseln anzulegen, wie es nicht nur im Entwürfe des Gesetzes selbst, sondern in noch weit höherem Maße bei den Verhandlungen des Reichs tags und seiner Kommission versucht worden ist. Die Versammlung hält es für ihre Pflicht, gegen dieses Gesetz, von welchem die schwersten moralischen und materiellen Schädigungen für den gesamten Handel des Vaterlandes zu befürchten sind, entschieden Verwahrung einzulegen." — Wegen Meineidsverdachts sind Massenver- hastungen sozialdemokratischer Parteigänger in Luckenwalde vorgenommen worden Die Verhafteten sollen falsche Eide in Vereinöangelegenheiten, die gerichtlich zum Austrag gebracht wurden, geleistet haben. Namentlich handelt es sich darum, ob Vergnügungen, die die Vereine veranstaltet, nur für Mitglieder gewesen sind, also den Charakter geschlossener Gesellschaften gehabt haben, wie dies die Verhafteten beschworen oder ob diese Vergnügungen öffentlich gewesen sind, wie dies von den Luckenwalder Polizeibeamten beeidigt wurde. — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte heute die zweite Etatsberatung beim Etat der landwirtschaft lichen Verwaltung fort. Abg Gras HoenSbroech (Z.) führt aus, daß die Gesetzgebung der letzten Jahrzehnte den gegenwärtigen Notstand der Landivirtichast verschuldet bez. ver schärft habe. Abg Herold (Z.) spricht in agrarsreundlichem Sinne, behauptet aber, daß der Bund der Landwirte keine Einigung, sondern eine Trennung der Landwirte herbeisühre. Abg Frhr v Eynatten (Z.) hält den Bund der Landwirte mit dem Standpunkte des Zentrums sür unvereinbar. Abg. Pleß (Z) spricht über die Notwendigkeit, das Wasserrccht ein heitlich zu regeln Abg Knebel (nl): Nachdem sich der An trag Kanitz als unaussührbar ergeben habe, müsse der Notlage der Landwirtschaft aus den vom Landwirtschastsminisler vor- geschlagcnen Wegen unter energischem Borgchen gesteuert werden. Am wesentlichsten sei eine bessere Vorbildung der kleinen Be sitzer. Geh. Oberregierungsrat Thiel bemerkt, daß eine Er höhung der Staatszuschüsse sür das Wandcrlehrcrwesen nicht in Aussicht sei. Abg. Gothein (frs. Ber ) sührt aus, daß die Handelsverträge der Industrie einen außerordentlichen Aus schwung und auch der Landwirtschast Nutzen gebracht hätten. Die Bemerkung des Redners, daß die vcteruiäipolizeilichen Grenzkontrollen überhaupt nur die Bieheinsuhr verhindern sollten, wird vom Landwirtschastsminister Frhrn v. Hammerstein als unberechtigt zurückgewiesen. Abg. Frhr. v. Zedlitz (srcikoui.): Eine lcbenSsähige Landwirtschaft sei die Lebensbedingung des preußischen Staates. Tie zur Hebung des Wohlstandes vor geschlagenen direkten Mittel seien zur Zeit nicht anwendbar; um so entschiedener müßten die indirekten Mittel in Angriff genommen werden, und ersreulicherweise wehe in dieser Beziehung jetzt bei der Regierung ein frischerer Wind. Der preußische Staat müsse in seinem eigenen wohlerstandenen Interesse alles thun, um die Lage der Landwirtschaft zu heben Minister Frhr v Hammerstein legt dar, daß eS bei der Übernahme feines Amtes sein erstes ge wesen sei, im Interesse des platten Landes beim Kultus ministerium zu besürworten, daß ein gelinderes Tempo mit den Ansorderungen sür Schule und Kirche eingcschlagen werde, und beim Reichsamt des Innern, daß bei der Durchführung und Handhabung der sozialpolitischen Gesetze keine Kostenvergeudung stattfinde. Ein Gesetzentwurf über Wasjerrecht sei vor zwei Jahren der öffentlichen Beurteilung unterbreitet und das ge wonnene Material nunmehr verarbeitet worden, sodaß wahr scheinlich in diesem Jahre eine Vorlage darüber hergestellt werden würde, unter Umständen auch eine besondere über die Organisation der wasserwirtschaftlichen Verwaltung Die Ver besserung der Verlehrsverhältnisse habe der Landwirtschaft nicht, wie der erste Redner angenommen, geschadet, sondern vielmehr den vorhandenen Notstand besser tragen Helsen. Es werde er wogen, in Preußen oder auch von Reichs wegen eine Kontrolle über das an der Grenze eingehende Fleisch einzusühren. Abg. Frhr. v Plettenberg (Ions.) führt aus, daß der Bund der Landwirte nur zu einer Einigung der Interessen gesührt habe, und daß der Bund in seiner Nvnigstrcuc unantastbar dastehe. Abg Sieg (nl) widerspricht den Aussührungen des Abg. Gothein. Abg. Rickert Zrs. Vcr ) findet, daß Minister Frhr. v. Hammerstein einen Rückzug vor der Rechten angetrctcn habe, und verteidigt die Linke gegen den Vorwurf, daß sie nur zu negieren verstehe; sie habe im Gegenteil ost im Widerspruch mit der Rechten sür der Landwirtschaft sSrdcrliche Gesetze gestimmt. Ter Landwirtschastsminister verwahrt sich gegen die Be hauptung, einen Rückzug angetrcten zu haben: er habe hier im Hause lediglich eine seiner Äußerungen richtiggestcllt, die im Reichstage mißverstanden worden sei. — Montag 11 Uhr Fort setzung der Debatte. München, 2. Februar. Frhr. v. Hammerstein traf gestern abend mit dem Kriminalkommissar Wolff hier ein und wurde über Nacht auf der hiesigen Polizeidirektion untergebracht. Heute morgen 8 Uhr erfolgte die Weiter reise nach Berlin. Oldenburg, 2. Februar. Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin Elisabeth von Olden burg, geborene Prinzessin von Sachsen-Altenburg, ist heute abend gegen 10 Uhr ihren schweren Leiden erlegen. Tie letzten über den Gesundheitszustand der hohen Frau veröffentlichten Bulletins lauteten bereit» so ungünstig, daß die Trauernachlicht von dem nunmehr erfolgten Ableben Ihrer Königl. Hoheit nickt unerwartet kam. Die hohe Verblichene, die drittälteste Tochter des verstorbenen Herzogs Joseph von Sachsen-Altenburg und dessen ebenfalls ver storbener Gemahlin Amalie, Prinzessin von Württemberg, wurde am 26. März 1826 zu Hildlurghausen geboren, hätte also in wenigen Wochen ihr 70. Lebensjahr erreicht. Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth mit dem da maligen Erbgroßherzogc, jetzigen regierenden Großherzoge Peter von Oldenburg erfolgte zu Altenburg am 10. Februar 1852. Ter fast 44jährigcn Ehe entsprangen zwei Söhne: der Erbgroßherzog Friedrich August und der Herzog Georg. Österreich-Ungarn. Wien, 2. Februar. Ter ungarische Ministerpräsident Baron Banffy beriet gestern vorniittag mit den, Minister präsidenten Grasen Badeni und reiste nachmittags nach Buda-Pest ab Gras Badeni und der Finanzminister v. Bilinski sind heute nach Buda-Pest ubc.ereist, der Ackerbauminister Graf v Ledebur wird sich am Di nstag dorthin begeben. Auch der Minister des Auswärtigen, Gras Goluchowski, dürste zur Fortsetzung der Aus gleichsverhandlungen nach Buda-Pest reisen Golu- chowSli soll nötigenfalls vermittelnd einwirken. übrigen« wird in Regierungskreisen angenommen, daß eine Einigung zwischen den beiderseitigen Regierungen nicht zu bezweifeln sei. Schwierigkeiten werde nur die Ouotensrage bieten, da alle Parteien des österreichischen Parlaments auf einer bedeutenden Erhöhung des ungarischen Beitrage« zum gemeinsamen Aufwand bestehen werden — Der wieder hier eingetroffene italienische Botschafter Graf Nigra hat, wie der Berichterstatter der „Köln. Ztg" hört, eine sehr beruhigende Auffassung der Lage mitgebracht; der König berief ihn nach Rom, um über dringende Fragen, wie die erytreifche, türkische und andere, die Ansichten eines der erfahrensten Staatsmänner Italiens zu hören; von seiner Berufung in« Ministerium war nicht die Rede, ebensowenig von einer Kronprinzen- heirat. Die allgemeine Auffassung diplomatischer Kreise ist beruhigend, zumal die bevorstehende Zarenkrönung sür Rußland jede Störung unerwünscht macht und jede Ver wickelung vermeiden läßt, nur Makedonien macht wegen der Schwäche der bulgarischen Regierung einige Sorge, doch gilt auch dort eine etwaige Bewegung für lokalisier bar, weil Rußland wie Österreich cntgegenwirken würden. Bezüglich des Prinzen Ferdinand herrscht fortdauernd die Meinung vor, daß er die Umtaufung des Prinzen Boris fernerhin verschieben werde und daß die Umtaufung auch nicht dränge; wenn freilich der Zar die Pc-tenstelle annehme, was bisher durchaus unbestätigt sei, würde er nur schwer zmückweichen können; alsdann wäre es auch unsicher, ob der Papst wirklich die große Exkommunikation aussprechen werde. Buda-Pest, 1. Februar. Das „Amtsblatt" ver öffentlicht eine Verordnung des Handelsministers im Ein vernehmen mit dem Justizminister und dem Banns von Kroatien, derzufolge das Patentzesetz mit dem 1. März 1896 in Kraft tritt. Frankreich. Paris, I. Februar. In dem Verleumdungs prozesse gegen die „France" wurde gestern in Moulins das Urteil gesprochen, nachdem die Geschworenen eine halbe Stunde darüber beraten hatten. Es lautete auf Bejahung der Schuldfragen, jedoch merkwürdigerweise unter Bewilligung mildernder Umstände. Der einzige Angeklagte, der persönlich vor dem Gerichtshöfe erschienen war, der Vciomte de Colleville, wurde zu acht Tagen Gefängnis, 100 Francs Geldstrafe und zu der Buße verurteilt, den Spruch der Geschworenen in je sechs Zeitungen des Allierdepartements und von Paris einrücken zu lassen Die übrigen Angeklagten kamen weniger glimpflich weg. Der Herausgeber Lalou, Ler Redakteur Aubey und der Papierlieferant Bonncterrc erhielten 6 Monate, der Mitarbeiter Vitrac- TcsrozierS, der frühere Polizeiagent Pascal, der Lieferant der „Liste der 104", und der Gerand Calametti vier Monate Gefängnis und je 1000 Frcs. Geldstrafe Das Urteil gegen die letztgenannten ist jedoch noch nicht definitiv, weil sie in der Verhandlung fehlten. Das vorstehende Urteil setzt die öffentliche Meinung in begreifliches Er staunen und jeder fragt sich, wie die Geschworenen zur Bewilligung mildernder Umstünde kamen und wie de Colle ville für Verleumdungen der schwersten Art eine so gelinde Strafe erhalten konnte? Es unterliegt keinem Zweifel, daß Aufklärungen hierüber über kurz oder lang folgen werden. Tie Zeitungen äußern sich vorläufig teils gar nicht, teils sehr reserviert. Henri Rochefort schreibt in seiner bekannten Art im „Jntransigeant" heute folgendes: „Die erste Station — Moulins 10 Minuten Aufenthalt! — wo die Redakteure der „France" ausgesticgen, war für sie nicht gerade sehr ungastlich: die einzige Verurteilung bestand in 8 Tagen Gefängnis und man kann sagen, daß sich der Vicomte de Colleville aus seiner heiklen Lage auf billige Weife herausgezogen hat Tie kompromittiertesten in der Angelegenheit dürften doch die Minister sein, von denen sich Lalou rühmte, Unterstützungen erhalten zu haben, ohne jemals sagen zu können, was er dafür biete. Es ist schon bedenk lich, daß eine Regierung die Direktoren der Zeitungen be zahlt, um durch sie gestützt zu werden. Aber daß diese sie hernach in ihren Blättern angreifen, ist das Nonplus ultra ministerieller Verschwendung." — Ter „Gaulois" spricht sich unter der Überschrift „Ein genannter Zeuge" aus und knüpft an eine Äußerung des Hrn. Bourgeois in der Kammer an, welcher sagte: „Die einzigen in Betracht kommenden Zeitungen sind diejenigen mit einem Leserpublikum, die infolgedessen Geschäfte machen. Diese kann die Regierung nicht kaufen, denn sie sind nicht käuf lich, und diejenigen zu kaufen, die kein Leserpublikum haben, hat keinen Zweck Folglich wird die Negierung niemals Geld für die Subvention von Zeitungen auS- gcben." „Vorgestern", fährt das Blatt fort, Zagte Hr. Loubaresse, der Annoncenpächtcr der „France", eidlich in Moulins aus: „Mit der „France" war cs zu Ende, aber das Ministerium hat die nötigen Summen bezahlt " Ist es nicht unangenehm, wenn man konstatieren muß, wie sich die beiden Herren (Bourgeois und Loubaresse) wider sprechen! Und wie unangenehm, zu denken, daß man niemals wissen wird, wer von beiden die Wahrheit redet! Hr. Bourgeois wird leugnen und Hr. Loubaresse wird be haupten, beide bis zum letzten Atemzuge. Geheimfonds und wenig skrupulöse Zeitungen und naive, kompromittierte machten sich auch Frau Hänsel (Frau Hofrat Clementine v Mittersteig), Hr. Jul. Nasch (General Sumatschofi), Hr. Morway (Wenzel) und Frl. Anna Förster (Rosa, Kammerjungfer der Gräfin) verdient. Tie Jnscencsctzung des Lustspiels, sowohl was den Selon von 1818 als was die Kostüme betrifft, war charakteristisch und gab von vorn herein Stimmung. Es ist nicht zu ziveiscln, daß „Eomteffc Guckerl" für eine Reihe von Aufführungen Anziehungskraft bewähren wird. Am Abend der ersten Darstellung war das Publikum enthusiastisch angeregt und ries mit den Darstellern die anwesenden beiden Verfasser nach jedem Aktschluß stürmisch hervor Adols Stern. Konzert. Hr. Emil Kronke gab am Sonnabend im Musenhaussale unter sehr lebhafter Teilnahme der musi kalischen Kreise einen Grieg-Abend, der durch den Besuch Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet ward. Als einer der begabtesten und regsamsten unserer jüngeren Pianisten hat sich der Konzertgeber bisher haupt sächlich in Aufgaben virtuoser Natur Anerkennung geholt durch die fertige, ungemein geglättete Technik, durch die eines gewissen Schwunges nicht entbehrende Bravour seines musikalisch intelligenten Spieles Diesmal trat er in der bescheideneren Rolle eines Kammermusikspielers vor das Publikum, selbständig nur mit kleinen lnrischen Stücken, die nach keiner Seite hin hochgehende Ansprüche stellen. Als das anspruchsvollste Werk hatten die mit der Königl. Kammervirtuosin Frau Laura Rappoldi gespielten Variationen (op. 51) für zwei Klaviere zu gelten, eine fein ausgearbeitete, klanglich schön ausgeglichene Leistung voll rhythmischen Lebens und Temperament de« Vortrags Grieg hat in dieser Komposition eine altnorwegischc Romanze zur Grundlage geistvoller, harmonisch und rhyth misch fesselnder Klangbilver genommen und darin sein Variationsvermögen von neuem glänzend dargethan. Freilich geht cs auch nicht ohne Gesuchtheiten ab, was insbesondere den im Finale gegen den Schluß auftauchenden modulatorischen Wendungen gilt. Im Verein mit Hrn. Kammermusikus Böckmann spielte Hr. Kronke die Sonate X - mott op. 36 für Klavier und Cello, die in ihren machtvollen akkordischen Steigerungen (1. Satz) allerdings auf markigeren Ton zählt, als ihn der im Kantilensatz so eindrucksvolle Cellospieler verfügbar hat Den AuSklang des Abends bildete die dritte Sonate mit Violine (op. 45), deren gedrungenes erstes O-mott Hauptthcma zu den prägnantesten aus Griegs Feder gehört wie der romanzeartige Mittelsatz zu seinen glücklichst erfundenen Melodien zählt. Die nur mäßig effektuierende Violinpartie wurde von Hrn. Konzertmeister Petri mit feinbeherrschtem Ausdruck durchgeführt, wie denn auch der Pianist durch charakteristische, schön ge gliederte Gestaltung sich hier besonders hervorthat Seine Solostücke erbrachten ihm den lebhaftesten Beifall, für den er durch Zugabe eines reizrnden „Albumblattes" (aus dem Heft op. 28) dankte. Auch die mitwirkende Sängerin Frl. Adelina Herms aus Berlin hatte sich mit ihren Lieder vortrügen guter Aufnahme zu erfreuen, sodaß sie das viel- gesunqcne „Ich liebe Dich" den vorangegangenen sein au«- gewühlten Gesängen, — unter denen „Margaretens Wiegenlied" eine wahre Perle bildet — folgen ließ Wir haben Frl. Herms in der ersten Hälfte dieser Saison bereits als eine über nicht bedeutende aber gutgebildete Mittel verfügende Mezzosopranistin von poetischen Inten tionen kennen gelernt, die im kleineren Rahmen recht erfreulich wirkt Hr. G Pittrich hat die Sängerin trefflich begleitet Ihr war es mit zu verdanken, daß der Abend keine allzu eintönige Färbung erhielt, die bei einem Ton dichter von immerhin begrenztem Ausdrucksvermögen wie Grieg unabwcndbar ist. Das neueste Mittel gegen Gicht. Um die Gicht als solche radikal zu heilen oder sie wenigstens in ihren heftigeren Graden zu mildern, sind seit langen Jahren die Ärzte bemüht gewesen, Methoden und Mittel zu finden. In früheren Zeiten brachte man gegen gichtische Zustände Aderlässe, Brechmittel und Schweißmittel in Anwendung. Dann kamen die innerlichen Mittel in Ausnahme, das von englischen Ärzten als Spezifikum gerühmte Colchicum, dann das Akonit, das Alkaloid des Eisenhuts, das phosphor saure Ammoniak, das kohlcnsaure Lithion, die Salicylsäurc. Allein trotz einzelner günstiger Erfahrungen vermochte kein einziges all dieser Mittel sich ein allgemein giltiges Ver trauen zu erwerben Mehr Wertschätzung erwarb sich schon ein Ammoniakderwat, das in jüngster Zeit vielfach zur Anwendung gebrachte Piperazin, und zwar infolge seiner so überaus wichtigen Harnsäure lösenden Wirkung. In dieser seiner Wirkung ist e» aber gegenwärtig bereits schon wieder bedeutend überboten, und zwar durch das vom Geheimrat Prof. l>r. Ladenburg in Breslau aufgesundene Lysidin. Über dieses Mittel schreibt die „N. Fr. Pr." (Iw Ludw Wagner): Bei der Prüfung dieses neuen Präparates bezüglich seines Verhaltens gegenüber der Harn säure ergab sich, daß eS noch sünfmal mehr Harnsäure zur Lösung brachte, als da» Piperazin, welche« seiner seits zwölfmal mehr Harnsäure löst als das Lithion Die Harnsäure lösende Wirkung des LysidinS ist somit eine außerordentlich große. Die Auffindung desselben ist demgemäß auch von weitgehendster Bedeutung, denn eS leuchtet ein, daß bei gichtischen Zuständen nur ein Mittel al» indiziert zu erachten ist, das nn stände ist, die Harnsäure zu lösen, sie in eine Form zu bringen, die ihre Entfernung aus dem Organismus leicht ermög licht. Diesem Hauptersordernisse entspricht das Lysidin dadurch, daß eS auf die in irgend einer Form aus dem Blutstromc auSgeschiedene Harnsäure, die sich abgelagert hat, eine bisher von keinem andern Mittel erreichte lösende Wirkung ausübt. Es wirkt aber auch dadurch ungemein günstig auf den erkrankten Organismus, daß es die im Blute befindliche Harnsäure nicht mehr zu einer weiteren Ablagerung in den Gelenken gelangen läßt. Gemäß dieser seiner Wirkung hat das Lysidin auch bereits eine außer gewöhnliche Anerkennung gefunden und ist mit bestem Er folge zur Beseitigung gichtischer Zustände, des akuten Gichtansalles wie des chronischen verwendet worden. Ganz eklatant war die Wirkung des LysidinS vor allem auf den akuten Gichtansall, auf diesen wirkte es stets überaus prompt ein, was sich sowohl durch rasche Abnahme der Schmerzen als durch überaus schnellen Rückgang der in Erscheinung getretenen Anschwellungen zeigte Ja selbst aus umfangreiche Gichtknoten wirkte e« überraschend ein, sie, die der Einwirkung von kätkium imliezttil am, I-itkium our- donivum nicht im geringsten weichen wollten, verkleiner ten sich bei Anwendung des LysidinS alsbald mit einer ausfallenden Schnelligkeit. Dtlngemüß berechtigt auch diese« neue Präparat zu den schönsten Hoffnungen, es verdient die größte Wertschätzung, zumal es auch al« ein Mittel sich erwiesen hat, da« weder Beschwerden in der Verdauung, noch Störungen in der Urinsekretion, Albu minurie u. s. w bewirkt. Zur Anwendung gelangt da« Lysidin in der Form einer SOprozentigen wässerigen Lösung; eS wird in dieser Form von den Höchster Farb werken in den Handel gebracht. Seine Darreichung wie die zu beobachtende Diät hat selbstredend der Arzt zu be stimmen Erwähnt sei auch noch, daß in der letzten Zeit da« Lysidin infolge Verbesserung in der Fabrikation u: er dc ke vc S<> tr, an ric en N< üb vo: lick lie de Kr D. das Re, Ba leg: wo» heit Pri müs der nist auß Die du-f Spi in ! »Fr gier 60( der erllc nieir Liste bare Mor zweck ungc durck rinei testie Nam been) Sil, Cesti, häng: ..Gav klärte M st wie > erhal: R schau nicht Meld, Priva Man kürlick unbed: behau; ivelchc Batail Offizie vielten bericht: im Ki Nachri sei, du jederm will d Von r Wort daß B Gcrüch Offizier gegen! sicht Arimor die Bi 10 256 befind er stark. ! 12 Mit nach W seitens worden 20 Pf. * I Berlin zum 2 Weing: Berliner aber für alles Ä meisten „ sucht» folgende» geprägter Bearbeit: überhaup spruch a erheben, graziösen sie auf, s und eine in sic hi» ihre Klar sie. Ja dessen Sck und Laus erlaubt, nicht, ob wirksam , und nich denjeniger alles des Publikum
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