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Dresdner Journal : 01.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-01
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.02.1896
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O«;agSpretS: „ük Drr«d«n viertettShrlicy r Mark 5oPk, bei den Li.ßer» lxy deiirjchcn Postanstallen dierteliährlich S Mark; anher, halb bet Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf Urschet neu: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Ferojpr.«»schl»ß:Nr.U»L. Dlksdllkt M Joumal. «u küu«t«vuu»«edR«re«» Für den «Aaum einer gesval- tenen Zeile kleiner Schrift «0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pt Bei Tabellen - und Ziffernfas entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwmgerstr. »0. Fernspr-Aaschluß: Nr ^26 1896 Sonnabend, den 1. Februar, abends. Amtlicher Teil. Dresden, N1. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, das; der Staatsminister von Seydewitz das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg verliehene Großkreuz vom Friedrichsorden annehme und anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, deu Fabrikbesitzer Karl Gruber in Hohenstein zum Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen in Glauchau auf die Zeit bis Ende September 1897 zu ernennen. vrnennunkt», Verselzuuge» rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Staatseisen- bahn-Verwaltung ist ernannt worden: Arthur Martin Mirus, zeither RegierungSbausührer, als Rcgierungsbaumeistcr. Im lüeschäftt bereicht de» evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Diaconat zu Frauen Hain (Großenhain) — Kl. I — Collator: die RittcrgutSherrschast daselbst; das Pfarramt zu Nautenlranz (Oelsniy) - Kl. l — Collator. das evangelisch-lutherische Landesconsistorium; das Diaconatzu Waldenburg mit dem Filialpsarramt Schwaben (Glauchau) — Kl. II - Collator: die Fürstliche Herrschaft von Schönburg- Waldenburg Dagegen winde «»gestellt: Philipp Benjamin Wapler, Prcdigtamtscandldat, als Hilssgcistlichec in Prießnitz ^Dresden II) Nichtamtlicher Teil. Tcr Aufstand in Cuba bildet für Spanien fortgesetzt einen Gegenstand der schwersten Sorge. Daß die Aussichten auf eine bal dige Beilegung des Aufstandes überaus geringe sind, wird durch verschiedene neuerliche Ereignisse zweifel los bestätigt. Die jüngsten Meldungen von er folgreichen Kämpfen der Spanier fallen, selbst wenn sie sich bewahrheiten sollten, nicht ins Gewicht an gesichts der allgemeinen Lage. Im besten Falle handelt es sich um kleine Scharmützel, die für eine Niederwerfung des Aufstandes ohne jeden Belang sind. In maßgebenden spanischen Kreisen verhehlt man sich auch nicht, wie schlecht die Sachen stehen. So hat der neue Generalgonvcrneur von Euba, General Weyl er, kurz vor seiner am vergangenen Dienstag erfolgten Abreise nach Euba sich in der folgenden skeptischen Weise ausgesprochen: „Ich glaube zwar, daß ich die Aufständischen besiegen werde, aber nicht so schnell wie mau vermutet und wie ich es selbst wünschen werde, denn die Unternehmung ist schwierig. Ein Zeitraum von zwei Jahren wird minde stens notwendig sein, um die völlige Ruhe auf der Insel wiederherzustellen. Mail darf nicht ver gessen, daß der letzte Krieg zehn Jahre dauerte und daß der Aufstand damals nicht dieselbe Ausdehnung wie der heutige gewonnen hatte. Es ist besonders bedauernswert, daß jetzt bis zur Einberufung der nächsten Rekrutenklasse keine neuen Verstärkungen mehr nach Kuba abgcsandt werden können. Freilich haben wir die Reserve, aber diese wird nur im dringendsten Falle einberufen werden und ich hoffe, daß dieses nicht eintreten wird. Sobald die ab- gcsandten Verftärkungstruppen angekomme.: sind, werde ich vor allem die Provinzen Mantanzas, Havanna und Los Villes zn säubern suchen, und ich hoffe, daß sich dies in wenigen Monaten bewerkstelligen lassen wird. Wenn ich sage „säubern", so will ich damit nicht behaupten, daß kein einziger bewaffneter Mann mehr in diesen Provinzen bleiben wird, da selbst in Friedenszeiten sich dort beständig Räuberbanden aufhalten." Zwei Jahre ist eine lange Zeit! Inzwischen können die Verhältnisse sich so gestalten, daß eine wirksame Aktion geradezu unmöglich wird. Schon jetzt liegen Anzeichen hierfür in der von der Senats- kommission für auswärtige Angelegenheiten in Wa shington angenommenen Resolution vor, welche die Anerkennung der Aufständischen als kriegführende Macht fordert. Wenn es auch augenblicklich als ziem lich unwahrscheinlich gelten muß, daß die Mehrheit des amerikanischen Senats dieser Resolution zustimmen wird, so bleibt sie doch als ein beachtenswertes Symp tom bestehen. Jedenfalls ist die kubafreundliche Ström ung in Amerika eine ungemein starke; sie wird keines wegs allein aus den Quellen der in den verschiedensten Großstädten der Union angesiedelten und eifrigst für die Sache ihrer Heimatinsel agitierenden kubanischen Emigrantenkvlonien gespeist, sondern es münden in sie noch zahlreiche Unterströmungen ein, so die Interessen der amerikanischen Zuckerindustrie und der im kubanischen Handelsverkehr engagierten Fir men, ferner die den großen Massen des amerikanischen Bölkes angeborenen Sympathien für jede gegen Zurück- drängung europäischer Besitzrcchte auf amerikanischem Boden gerichtete Bewegung, endlich der Wunsch zahl reicher Washingtoner Politiker, daß, nachdem die Venezuela-Affaire im Sande verlaufen, die auswärtige Aktion des Washingtoner Kabinetts wenigstens in der Kuba-Angelegenheit einen Eefolg davontrage, der dem neuerdings so mächtig sich regenden amerikanischen Selbstbcwnßtsein eine Genugthuung verschaffe. Die Resolution wird jedenfalls vom Präsidenten Cleveland nicht einfach all »et», gelegt werden können. Es zeigt sich jetzt, daß der vor kurzem von der Leitung des Ministeriums der auswärtigenAngelegenheiten zurückge tretene Herzog v. Tetuan die Sachlage ganz richtig gewür digt hat, als er zugleich mit dem Marschall Martinez Eampos seinen Rücktritt bewerkstelligte, inVoraussicht der Wendung, welche die Dinge in Kuba nunmehr nehmen müßten. Das Fiasko des Marschalls, der Personen wechsel an der Spitze des auswärtigen Reports, die Erklärung der spanischen Finanziers, Hinfort keine Kredite mehr auf kubanische Garantiescheine bewilligen zu können, und nnn zugnterletzt die amerikanische Resolution, das alles zusammen bildet eine Stufen folge, deren nächsthöhere Staffel das offene Eintreten der Vereinigten Staaten für den Ausstand bilden muß Damit aber wäre für Spanien eine Krise gegeben, die sich keineswegs bloß auf den kubanischen Konflikt beschränken würde. England hat man immer seine Ruhe noch nicht wiedergefunden. Daß in dem wüsten Schimpfen gegen Deutschland eine wesentliche Hcrabstimmung des Tones Platz gegriffen hat, ist schon rein phvsisch erklärlich Mit solcher Stimme, wie sie in den letzten Wochen in den eng lischen Blättern ertönte, vermag man eben nicht lange zu schreien, ohne daß einem der Atem ausgeht. Aber ebenso wie der Kampf gegen Deutsche und deutsche Waren noch fortdanert, sucht man noch mit größtem Eifer nach Bundesgenossen gegen den deutschen „Feind", vor dem man ja angeblich so gar keinen Respekt hat. Die kühle Aufnahme nnd sogar schroffe Abweisung, die ihre Offerten ohne Ausnahme gefunden haben, hat in keiner Weise abschreckend auf die Engländer gewirkt. In diesem Falle zeigt sich das englische Gefühl merk würdigerweise gar nicht subtil, was nur als ein neuer Beweis dafür gelten kann, daß die gegenteilige That Knust und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am :>l. Januar: Fünftes Symphoniekonzert der König!, musikalischen Kapelle. ' Tie Besucher des gestrigen Konzerts wurden durch eine stillschweigend vorgenommenc Änderung des Programms überrascht; man hatte die angekündigte dritte Symphonie mit der vierten (k-mol!) von Brahms vertauscht und damit einen Wechsel herbcigcführt, der nicht allen Musik freunden willkommen gewesen sein dürfte. Denn wenn auch jede Symphonie von BrahmS der Teilnahme der Besten sicher ist, so ist doch gerade zwischen der Symphonie in t-äni- und der jüngeren in bl-moll in Bezug auf Erfindung und Wirkung ein Unterschied vorhanden, bei dem sich viele weitaus mehr zu der ersteren hingezogen fühlen In der kunstvollen Behandlung des Satzes, in der Logik der Entwickelung, überhaupt in der Kraft und Echtheit der symphonischen Sprache die ältere Schöpfung vielleicht noch übertreffend, bleibt die vierte Symphonie an Größe und Schönheit der Themen, an Fülle des unmittelbar zum Ausdruck kommenden Gefühlslebens hinter jener zurück; sic zwingt uns durch die kernige Individualität, durch die meisterUchc, von keinem zweiten lebenden Ton- fetzcr erreichte Beherrschung des großen Stils zur Be wunderung, aber sie reißt uns selbst in ihrem wärmsten Satze, in dem romanzenartigen Andante nicht unwiderstehlich mit sich fort. . . Gleich der BrahmSschen Schöpfung erfordern auch LiSt'S symphonische Dichtung „Taffo" und BecthovcnS Ouvertüre Nr. 2 zu „Leonore" keine eingehenden Be merkungen Wenn Liszt sich nicht immer an einen be rühmten Mann oder an rin berühmte» Werk der Litte- ratur und Kunst gehängt und dadurch die größten Ansprüche an den geistigen Inhalt seiner Arbeiten provoziert hätte, wöbe, seinem idealen geistigen Ringen mit den höchsten Ideen unsere volle Sympathie gehört, würde man zu seinen Kompositionen, rein musikalisch betrachtet, ein «el freundlicheres Verhält nis gewinnen können So auch zu dieser symphonischen Dichtung, die als eine Reihe von Variationen über eine durch übermäßige Sekunden gekennzeichnete vcnctianische Schisfermelodie trotz ihrer Länge wohl passieren würde, als ein Charakterbild von Tasso aber doch nur Ver wunderung Hervorrust — Tie einzige wirkliche Neuheit des Programms bildete die Ouvertüre „In der Natur" von Anton Dvorak, eine in den Themen recht unselbständige aber stimmungsvolle und von schönem Klangrciz erfüllte Komposition, die in dem blühenden Kolorit der Instru mentation und in der interessanten Harmonik das eigene Gesicht des Autors nicht verleugnet. Die König!. Kapelle that unter Hm. Hagens Leitung ihr Bestes, um allen Kompositionen den möglichen Eindruck zu sichern Die Snmphonie litt freilich etwas unter lang samen Zeitmaßen im dritten und vierten Satze Tas Publikum hatte für das BrahmSschc Werk selbst nach dem großen Variationen - Finale nur lauen Beifall, wogegen LisztS „Tasso" geradezu jubelnd ausgenommen wurde K. Hoftbcatcr. — Neustadt — Am IN. Januar: „Arabella Stuart." Trauerspiel in fünf Auszügen von Rudolf v Gottschall. Der vielverdiente, der Litteratur seit dem Jahre 1812 angehörige Dichter und Schriftsteller ist seit dem Beginn seiner litterarischen Laufbahn ein entschiedener und be wußter Vertreter der deklamatorischen Jambentragödic ge wesen, die er gleich seinen Vorläufern Th Körner, Schenk, I. v. Auffenbcrg, Raupach und anderen auf das Muster Schillers zurücksührte, dabei konsequent dir realistische Kraft, die Basis lebendiger Wirklichkeit in Schillers Dramen unterschätzend, den seelischen Schwung der idealen Natur fache, die sich bei der Depesche des deutschen Kaisers zeigte, direkt auf das Vorhandensein eines bösen Ge- wiffens zurückzuführen ist. Am beharrlichsten ist man in seinen Annäherungs versuchen Frankreich gegenüber Erst jetzt hat wieder, wie die „Berliner Neuesten Nachrichten" mitteilen, Stanley, der .schon vor einigen Tagen vor seinen Wählern auf die Notwendigkeit einer Annäherung an Frankreich hinwies, an den Pariser „Figaro" einen spaltcnlangen Brief gerichtet, in welchem er die Fran zosen mit Liebenswürdigkeiten überhäuft, behauptet, daß in seinem Vaterlande nichts so sehr als ein enges Bündniß mit Frankreich gewünscht werde, gleichzeitig aber allerdings zugestcht, daß zum Ab schluß eines Freundschaftsbündnisses zwei gehören und Frankreich bisher wenig Neigung gezeigt habe, den Liebeswerbungcn Englands Gehör zu geben. „Wir haben unsere Freundschaft nicht weiter treiben können, rnft Stanley aus, weil Ihr Franzosen nichts gethan habt, um uns zu ermutigen. Ja, Ihr habt sogar, wenn ich mich nicht irre, auf alle Weise uns zu zeigen gesucht, daß Ihr unversöhnlich seid. Wenn Ihr nur, um Euch unsere Freundschaft zu versichern den vierten Teil des guten Willens gezeigt hättet, den Ihr aufgebvten habt, nm Rußland für Euch zu/ gewinnen, so würden wir schon lange eine andere Tripelallianz zu stände gebracht haben!" Und doch habe England, meint Stanley, Frankreich keinen Grnnd zn seiner feindseligen Haltung ge geben, denn überall, im Orient, in Madagaskar in West Afrika fei man den Franzosen entgegen gekommen, ja sogar in Transvaal sei England, indem es seine Interessen schützte, nur für die Juteressen Frankreichs eingclreten. (?) Ter einzige schwache Punkt fei Ägypten. Aber die englische Oceupation sei nur temporär, sie würde mir so lange dauern als sie zum Schutz wichtiger englischer finanzieller Interessen nötig sei und England würde sich gern entschließen, Ägypten zu verlassen, sobald man ein Mittel aus findig machen könnte, durch welches „der augenblicklich in Ägypten herrschende glückliche Zustand" auch für die Zukunft gesichert würde. Nicht uninteressant ist auch eine Betrachtung der „Hamburger Nachrichten", welche sich mit der Frage nach den Folgen eines von England neuerdings mehr fach ancmpfohlenen wirtschaftlichen Krieges gegen Deutschland befaßt. Es heißt da: Mit Hilfe von einer Menge, deuljchen und englischen Quellen entnommenen amtlichen Zahlenmaterials suchen die Londoner Blätter nachzuwcisen, daß bei wachsender Ent fremdung zwischen den beiden Nationen die deutsche den größeren wirtschaftlichen schaden haben würde, weil Deutsch land bezüglich feiner Versorgung mit überseeischen Artikeln weit mehr von England abhängig sei, als England wegen seiner Versorgung mü kontinentalen Produkten von Deutschland. Wenn man jenseits des Kanals meint, durch solcherlei Argumente dem deutschen Publikum imponieren zu können, so ist das allerdings ein starker Irrtum Die Droh ung mit einem eventuellen Boykott aller Erzeugnisse, welche den Vermerk: Kacl» io Oerwnnv, tragen, wird diesseits aus dem einsachen Grunde sobald nicht verfange», weil sic Tinge mit einander verquickt, die gar nichts mit einander zu ichafsen haben John Bull ist auf Deutschland erbost, weil dieses ibm eine seine Spekulation verdorben hat Allein eben so wenig, wie das siegreiche Vordringen der deutschen Waren aus dem englischen Markte und den Märkten der englischen Kolonien aus einer sentimentalen Vorliebe der Engländer sür Deutschland be ruht, sondern lediglich das Fazit kühlster Berechnung darstclll. so wenig wird eine momentane Verstimmung der englischen öffentlichen Meinung gegen Deutschland im stände sein, eine so völlige Umwälzung in den wirtschaftlichen Neigungen des eng lischen Publikums hervorzurufen, als notwendig wäre, um eine Masscnadkehr der dortigen Kundschaft von ihren deutschen Bezugsquellen zu Wege zu bringen, bloß da mit der Konkurrenzneid einiger inscnorer englischer Firmen aus seine Rechnung komme. Nebenbei bemerkt, ist der Zorn ein sehr schlechter Ratgeber, und eS wäre nicht das erstemal, daß ein Volk, da- den Einflüsterungen seiner Leidenschaft Folge lciictr, dns nachher bitter bereute Die deutsche Industrie und der deutsche Handel haben ihren bisherigen Weg in der Well aus eigener Kraft gemacht und sind durch freundnachbarliches Verhalten Englands niemals verwöhnt, noch weniger aber gesördert worden In der rücksichtslosen Wahr nehmung aller Chancen sreilich kann der deutsche Michel von John Bull noch gar manches leruen; cs sragt sich nur, ob letzterer sich nicht selbst den schlimmsten Dienst erweist, wenn er durch systematische Chikanierung seines mäßig austretenden deutschen Konkurrenten diesen dazu drängt, die äußersten Konsequenzen einer von diesen weder verschuldeten noch gesuchten Beschdung zu ziehen Tagesgeschichte. Dresden, I. Februar. Se. Majestät der König besuchten gestern abend das Sinfoniekonzert der König! musikalischen Kapelle im Altstädter Hoftheater. - Se. Majestät der König begaben^Allerhöchstsich heute vormittag um 7 Uhr mittelst Sonderzuges nach Schmiedeberg zur Hochwildjagd auf dortigem Revier. An dieser Jagd nahmen noch teil: Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Friedrich August, Ihre Excellenzen die General lieutenants v. Kirchbach und Generaladjutant v. Minck witz, ferner der Flügeladjutant Major Frhr. v. d. Bussche Streithorst und die persönlichen Adjutanten Rittmeister Krug v. Nidda und Keil. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt voraussichtlich abends gegen ->i7 Uhr. — Hoffräulein v. Nauendorfs hat am heutigen Tage den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin über nominell. — Nach dem nunmehr feststehenden Programm für den Aufenthalt Ihrer Majestäten in Leipzig vom 4. bis 8. Februar gedenken Se. Majestät der König während dieser Zeit verschiedenen Vorlesungen in der Universität beizuwohnen und mehrere indu strielle Etablissements zu besichtigen, während Ihre Majestät die Königin den Besuch von Wohlthätig- keits und gemeinnützigen Anstalten ins Auge gefaßt haben. Am 5. Februar vormittags lo Uhr findet auf dem Augustusplatze Ausstellung und Vorbeimarsch der Garnison statt. Hierauf werden Beide Maje stäten der Einweihung des Grassi-Museums bei wohnen. Nachmittags wollen Se. Majestät der König den Fürstlich Reußischen Kammerherrn, Hrn. Di. v. Fregc auf Abtnaundorf, mit Allerhöchstseinem Be suche auszeichnen und abends 9 Uhr Beide Maje stäten die Soiree bei Sr. Exccllenz Hrn. General lieutenant Frhrn v Hodenbcrg mit Allerhöchstihrer Gegenwart beehren. Tags danach werden Se. Majestät der König nachmittags die un Bau begriffenen Kasernements und alsdann die Fabrik der Aktien gesellscbast „Polypfon" in Wahren, Ihre Majestät die Königin Hingtgen mittags 1L Uhr das Reichs gerichtsgebäude besichtigen. Abends »,-j>8 Uhr ist Konzert im Gewanohause. Am 7. Februar ist die Besichtigung der neuen Halle der dauernden Gewerbe ausstellung, sowie der Fabrik des Hosbuchbinders Fritzsche in Reudnitz und abends der Bestich des Neuen Theaters in Aussicht genommen. Deutsches Reich. * Berlin, 31. Januar. Se Majestät der Kaiser unternahmen heute vormittag eine längere Ausfahrt Ferner begaben Sich Se. Majestät, wie auf dem Umwege über Italien gemeldet wird, nach der italienischen Botschaft, um dem Botschafter General Grafen Lanza Seine Genugthuung über die Wiedervereinigung der Kolonne des Oberstlicutenant Galliano mit der italie nischen Armee auszusprechen. Se Majestät der Kaiser beauftragten den Botschafter, sich bei dem König Humbert und der italienischen Regierung zum Dolmetscher der leb hasten Glückwünsche Sr. Majestät, sowie Seiner Wünsche für eine baldige glückliche Beendigung des Krieges zu machen Schillers mit dem sprachlichen verwechselnd Daß sich auch ans diesem Wege, bei glücklichem Zusammenklang des er griffenen Stoffes und einer zum Pathos neigenden poeti schen Individualität, bei theatralischer Verkörperung des Kernes subjektiver Leidenschaft, der Gottschall zu eigen ist, eine gewiße Größe der Handlung und Charakteristik er reichen läßt, hat, von einigen Jugenddramen abgesehen, Gottschalls seiner Zeit hier dargestclltc beste Tragödie „Mazcppa" erwiesen Und von vornherein sei eS gesagt, daß, wenn man Anlaß zu haben meinte, dem greisen Dichter eine Aufmerksamkeit durch die Aufführung eines seiner Dramen zu erzeigen, man besser grthan haben würde, zu der oben genannten oder einer andcren Tragödie zurück- zugrcisen, in der sich die Erfindung und die Eigenart Gottschalls besser decken, als in dieser „Arabella Stuart", die nichts mehr und nichts minder ist, als eine rhetorisch aufgebauschte Haupt- und Staatsaltiön und uns nicht ein mal soviel scin kann, wie Hekuba Der historische Stoff der gestern, ohne wärmere Teil nahme und ohne jede tiefere Wirkung ausgeführtrn Tragödie führt in die Tage König Jakobs I. (von England und Schottland, nicht von „Großbritannien", was erst seit der Union von 1707 existiert^ zurück und stellt das tragische Schicksal jener Verwandten des ersten Stuart auf dem englischen Throne dar, der von einer gewissen Partei ein bessere« Thronrecht als Jakob zugesprochen wurde, die der König daher mißtrauisch überwachte, an der Vermählung hindern wollte und schließlich, als sie sich doch mit Sir William Seymour heimlich vermählte, in Tower bis an ihr Ende cinkerkrrn ließ Da nun da« Verhängnis der Lady Arabella, die im ersten Akte die Verschwörer, die sie auf den Thron heben wollen, zurückweist, um, nachdem der König brutal in die Rechte ihre« -Herzen« und ihrer weiblichen Würde eingcgrifsrn hat, sich im vierten Akt mit Fahne und Schwert der Jungfrau an die Spitze einer scheiternden Empörung zu stellen, für ein fünsaktigc« Trauerspiel in keiner Weise ausreichl, so hat der Verfasser damit die dunkle Geschichte des Günstling« dcS Königs, des Schotten Robert Carr, Lord Rochester, und der ver führerischen Lady Francis Howard Essex verknüpft, die den Thomas Overbury in Towcr einkcrkern nnd vergiften ließen. Das Band zwischen den beiden nebeneinander her- laufcndcn Handlungen bildet der dem König von Over bury eingeflüsterte Plan, Lady Arabella an den jämmer lichen Günstling zu verheiraten. Dadurch rückt die un erfreuliche Gestalt des gelehrten, memmenhaften und lächer lichen König« Jakob, der wirklich in jedem Zoll, nach Hamlets Worten, „ein Hanswurst von König, ein geflickter Lumpcnkönig" ist, unerfreulich breit in den Vordergrund Tie ganze Reihe der Vorgänge schließt sich zu keiner, aus einem inneren Kern er- ivachscndcn, einem Gip'cl zustrebenden Handlung zusammen, sie bleibt völlig äußerlich und unbcseelt, sie zwingt den Dichter in dem Schlußakt im Tower vier Gestalten zu gleicher Zeit abzuthun, die Anklage und Überführung des Lord Rochester und der Lady FranciS auf einen gefundenen Zettel zu stützen, die beiden Liebenden vor den Augen des Königs Gist nehmen zu laßen; sie wirv bewegt, aber nicht belebt durch eine Folge von unerwarteten, unmotivierten Überraschungen und theatralischen Scencn, von denen etliche, wie die in der Giftküche de» l»r. Foreman und der Mrs. Turner, einen beinahe komischen Eindruck Her vorrufen Selbst die historisch wahren Bestandteile diese« Trauerspiel« gewinnen un« weder Glauben noch Herzcn«- anteil und Rührung ab Die theatralische Hohlheit der Gestalten drückt auf den Effekt, den die pessimistische Schilderung de« Stuarthofr« und der Königükunst Jakob« vielleicht Hervorrufen könnte Daß der Dichter ein hoch gebildeter Mann ist, der einzelne Lichter der Menschen kenntnis und Zeitkenntnis auf einzelne Scenen zu setzen versteht, daß er fließende und wa« man im allgemeinen schwungvolle Verse nenn», zu schreiben vermag, daß in dem äußerlichen Pathos auch ein paar glückliche Bilder blitzen.
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