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Erste Beilage zu ^713 des A^UNllllA. Freitag, den 17. Januar 1896, abends Beater. roß- zu Lk >e sirh' doch, wer kommt! (S»luß f^t) . « n IN. Anfang :n. i. Haupt- ;ig; Hrn. Hermann bonnemeat. Drama in , v Kleist. ^0 Uhr. »tz. Drauer- v. Schiller. «sang 6 Uhr. per in cin- m >«11». (An- r. eise. Zum Origioal- und Tanz M. Boh. t Karl — 25jähngen tion Bsr > Soldaten- nngen von Hierauf: I«. Komi- on Franz Ermäßigte leihnacht» r Bor «ö Achen Unter der Hängelampe am runden Tisch saßen tue drei dann wieder beisammen, als wären sie nie ge trennt gewesen. So meinte wenigstens der alte Herr, der sich aus Behagen an seinem Margrctchen immer noch ein Butterbrot mehr von ihr zurechtmachen ließ. Mutter und Tochter freilich tauschten einen Blick, der ein Gespinst von feinen Fäden webte, Fäden so rein und leuchtend, wie sic die Seele der klonen Grete vom vorigen Jahre trotz all ihrem stillbewrinten Liebeskummer nicht zu weben gewußt hätte. Nicht allzu spät trennte man sich für die Nacht. Mama hatte heute zum erstenmale wieder mit bei Tische gesessen, wenn auch noch hinter ihrem Teller mit Hafersuppe, dafür mußte sic nun auch bei Zeiten ins Bett. Margarete hatte nach ihrer Reise die Beipflichtung, müde zu sein. Sie begleitete die Mutter hinüber, nm ihr beim Ausziehen zu helfen. Gute Nacht, meine süße, einzige Mama. Gute Nacht! Ich danke Dir! Daß ich Dir den Kopf zurechtgeseht habe, meinst Du; na ja, wenn's nur war geholfen hat, Du entsetz lich dummes kleine« Ding. Es ist schließlich ein wahres Glück, daß ich krank geworden bin und Papa Dich mir zur Belohnung für da» Einnehmen ver schrieben hat; sonst säßest Du noch wer weiß wie lauge und grämtest Dir die Augen au« dem Kopfe. Ich glaub's auch, murmelte Margarete, an die Schulter der Muller geschmiegt. Nie hatte ich den Mut gefllnden, ihm von selber — Und wirst Du ihn jetzt finden, den bewunder ungswürdigcn „Mut", diesem schrecklichen Tyrannen gegenüber? Diesem kalten, harten, unzugänglichen — Ich hoste — ach liebe Mama! — Am Spätnachmittag des dritten Tages saßen Mutter und Tochter mit Handarbeiten beschäftigt zu sammen im Erker Frau Heidenreich war auch vom Sofa entlassen und hatte nur Margarete zuliebe noch die leichte Decke über den Knien behalten, damit es doch „noch ein bißchen nach Pflege aussähe." Bon Zeit zu Zeit hob sie still den Blick von der fleißig nähenden Hand zu dem verträumten Gesichtchen ihr gegenüber. Die Stickerei lag schon wieder im Schoß. Mit dem Vorlesen war e- auch nicht ge gangen; sie hatte ihr das Buch aus der Hand ge nommen. Laß nur, hatte sie bei Margaretens Ab wehr gesagt, den Genuß entbehre ich gern. Wenn Du Deine Gedanken wieder beisammen hast, fahren wir fort. Mit ihren wachsamen Augen hatte sie dieser still- glühenden inneren Unruh« zugesehen, scheinbar ohne sie zu bemerken Bon dem, was sie am ersten Abend so tief bewegt hatte, war zwischen ihnen nicht wieder die Rede gewesen. Klug und vorsichtig vermied die Mutter, diese einmal erschlossene Kammer bis in ihre letzten Winkel zu erleuchten. Aber mit dem feinen Ohr, das nur den durch Leid und Frcud geprüften Müttern eigen ist, lauschte sie auf den zitternden Flügelschlag der jungen Seele; wehmütig glücklich sah sie zu, wie diese die Schwingen lüftete zum Flug in das gelobte Land. Eine zarte, rosige Wolke kam langsam dahergezogen und legte sich zwischen sie und ihr Kind; und durch diese Wolke, nicht ganz deutlich, sah sie ab schiednehmend in die fernhin träumenden braunen Augen ihres Lieblings, sah auf den kleinen, blassen Mund, setzt so ernsthaft geschlossen — wurde die Wolke dichter? Draußen ging die Thürglockc; der Helle Ton unterbrach die Stille, die das Weben der Abend dämmerung noch vertieft hatte Margarete schreckte leicht zusammen und nahm nach einem kurzen, zärt lichen Blick auf die Mutter die Arbeit wieder zur Hand. Frau Heidenreich lehnte den Kopf tief an die Sessellehne zurück AnfwärtSdlickend tranken die Augen tapfer und friedlich die Thränen wieder auf, die da „gegen alle Verabredung" hervorgewollt hatten. Nur zwei winzige Tröpfchen wischte der Zeigefinger weg, leise und vorsichtig. Dann horchte sie schon auf die Schritte, die über den Flur und ins Nebenzimmer kamen Roch Besuch? sagte sie halblaut, zur offnen Thür hinübersehend Wirklich! Besuch! wiederholte sie dann laut, fröhlich, mit etwas zitternder Stimme. Gretchen, berlehrer Bautzen; >r(79J.) "(72J) rchncider Roy in Z); Fr. chleinitz, Der erste Beste. »kl»,,-».) Erzählunz von Otto Verbeck. (Fortsetzung.) Abg v Ploetz in Dresden gemacht (Heiterkeit), al« er gegen die Industrie die Drohung aussprach, daß, wenn die Industrie nicht aus den Antrag Kanitz eingrhe, er dann die Aushebung aller Schutzzölle, der landwirtschaftlichen und der industriellen, bean tragen werde. (Heiterkeit.) Ich weiß nicht, ob der geehrte Herr die Absicht hat, die Drohung auSzuführen; sollte da- der Fall sein und ich stünde noch an dieser Stelle, so kann ich vorher sagen, daß ebenso, wie ich vor 18 Jahren mit aller Entschiedenheit sür die Einsührung der Gelreidezölle eingetreten bin, ich ebenso entschieden selbst gegen den Bund der Landwirte dasür eintreten würde, daß der deutschen Landwirtschast ein aus giebiger Getreidezoll erhalten werde (Zurus rechts. Heiterkeit.) Der Hr Vorredner ist dann auch aus die Berichte der Handels kammern übergegangen Ich will mit ihm darüber nicht streiten, denn ich nehme an, daß die große Mehrheit diese- hohen Hauses nicht alle diese Handelskammerberichte gelesen hat Wir würden also den Eindruck erwecken, daß der Hr. Vorredner nur da- ver lesen hat, waS ungünstig ist, ich nur das, was günstig ist, und damit wären wir im wesentlichen aus demselben Fleck Ich halte cs auch sür eine ziemlich müßige Diskussion, im Jahre 1896 sich darüber zu unterhalten, was die Handelskammern 189t berichtet haben, angesichts der offenkundigen Thatsache, daß im vorigen Jahre die Verhältnisse unserer Industrie, der großen und der kleinen Industrie, ganz wesentlich sich gebessert haben (Sehr wahr! links.) Nur eine Bemerkung des Hrn. Vorredners muß ich mit aller Entschiedenheit zurückweisen; er hat die Behauptung ausgestellt, cs sei von der Königl. Preußi schen Regierung der Wunsch an die Handelskammern ergangen, sie möchten in dem nnd dem Sinne berichten Tas ist voll kommen unrichtig; es würde die Königl. Preußische Regierung niemals cine derartige Aussorderung an die Handelskammern richten, und ich bin überzeugt, daß die Handelskammern niemals einer Aussorderung. etwas Falsches zu berichten, Folge leisten würden. (Sehr richtig! links — Widerspruch rechts) Ein Vorwurs wäre außerordentlich ungerecht, nämlich der, daß der Hr Vorredner sich aus eine negative Kritik der Handelsverträge beschränkt. Das ist in keiner Weise der Fall. Er hat allmählich ein vollkommenes Wirtschasts- und Zollprogramm entwickelt Wir könnten ja jetzt an der Hand dieses Programms die Frage prüfen, was würde wohl unsere Handelskammer über unsere wirtschastliche Lage und speziell über den Absatz deutscher Pro dukte im Au-lande berichten, wenn nicht die Handelsverträge ins Leben getreten wären, wohl aber das Zoll- und Wirtschafts system, dessen beredter und überzeugter Vertreter der Hr Vor redner gewesen ist / Ich fasse das Programm dahin zusammen: Autonomie unserer Wirtschastsgesetzgcbung, Ausnutzung derselben zum Schutz des inneren Markte-, Kündigung der Mcistbegün- stigungsvcrträge und Schaffung von Normalgetreidepreisen nach dem Antrag Kanitz (Sehr gut! rechts. Lachen links ) Sie sehen, daß ich mir eine außerordentliche Mühe gegeben habe, jenes Programm, das der Bund der Landwirte im November vorigen Jahres in etwa 12 Punkten verkündigt hat, die sich nicht alle dem Verständnis einfacher Menschen gleich zugänglich machen, in einige wenige Worte zusammenzufassen Ter Hr Vorredner hat in der ihm eigenen sachlichen Weise dieses Pro gramm begründet; es wird ihm aber nicht entgangen sein, daß draußen im Lande neben dieser offiziellen Be gründung noch eine andere einhergeht, die sich einer geringeren Sachlichkeit und minder urbaner Formen bedient. (Sehr gut! links), als das, was wir aus dem Munde de- Hrn. Grasen Kanitz soeben gehört haben. Ich habe neulich gelesen, daß heute der große Tag sei, wo die Prüfung bezüglich der politischen Weisheit und der „nationalen Gesinnung" stattfinden werde Ich fürchte, ich werde diese Prüfung nicht bestehen (Heiterkeit link-), und ich hab.' nur zu wünschen, daß die große Mehrheit des Hauscs inein Schicksal teilen möge. Wer heute nicht sür den Antrag Kanitz stimmt, gilt als Manchestcrmann, als ob zwischen Eobdcn und Kanitz eine mittlere Meinung überhaupt nicht mehr möglich wäre Wer sür den 3,50 Morkzoll gestimmt hat, gilt als Freihändler, sodaß man sich unwillkürlich sragen muß: was sür cine Zoll- und Wirtschaftspolitik haben wir denn im Jahre 1879 getrieben, als wir den Zoll aus 1 M für den Doppelzentner festgesetzt haben und der Hr Abg Graf v Mirbach einer der tüchtigsten Befürworter dieser Zollpolitik gewesen ist? (Unruhe rechts) Am schlimmsten ergeht es aber drnienigen, die von Aussuhr reden, von der Notwendigkeit, auch diesem Teil unserer Erwerbsthätigkeit eine gewisse Fürsorge zu gewähren. Wer da- thut, der hat sich der Börse verschrieben, der goldenen Internationale und allen den dunkein Mächten, die damit zu sammenhängen Ich selbst lege auf diese Übertreibungen keinen sehr großen Wert, ich bin überzeugt, daß der geehrte Hr Vorredner, wenn er dirs liest, selbst denkt: Gott schütze diese» Antrag vor seinen Freunden (Heiterkeit.) Ich werde stets nach den Grund sätzen der Zollpolitik von 1879 als erste Sorge des Staats be trachten, daß der deutschen Arbeit der inncre Markt erhalten bleibt (Unruhe rechts), gleichzeitig aber auch, daß sür die Aus fuhr Licht und Lust zum Gedeihen verbleiet. Unsere Aussuhr ist auch nationale Arbeit. (Sehr wahr! links.) Wir führen über 25«v Millionen an Werten Fabrikate alljährlich aus, und darunter ist viel Arbeitslohn denn die Arbeit sür die Aussuhr ist zum großen Teil hoch belohnte Arbeit Das„matieinOerman^", was einst nicht allzu freundlich gegen uns gemeint war, ist heute ein Empfehlungs brief für uns geworden (Sehr richtig! links); der deutsche Handel und die deutsche Schiffahrt verkünden, indem sie deutsche Pro dukte nach dem Ausland sühren, das, waS Deutschlands Fleiß und Deutschlands Krast vermag; und ich meine, wir hätten allen Anlaß, stolz daraus zu sein, daß aus diese Weise unser Ansehen in fernen Ländern begründet wird (Bravo! links ) Ter Ge danke, daß man diesen Teil unserer Erwerbsthätigkeit gleichgiltig behandle, daß man ihn zum Gegenstände mehr oder minder kühner Experimente machen kann, daß, wenn dieser Teil unserer Erwerbsthätigkeit Not leidet, irgend ein produktiver Stand Nutze» ziehen kann, ist nach meiner innersten Überzeugung eine große wirtschastliche Verirrung Ans derselben Stuse steht auch dieser Kampf gegen die Meistbegünstigung Tie Meistl>cgünstigung ist ganz gewiß, wie alles, was Menschenwitz erfunden hat, recht unvollkommen; aber es hat sich im Laufe der Jahrzehnte herauS- gestellt, daß e» kein anderes System giebt, um cinen friedlichen Austausch mit fremden Nationen zu sichern, mit denen aus Rücksicht aus die Verschiedenheit der nnrtschastlichcn, der finanziellen Verhältnisse eine engere Verbindung unmöglich ist. Dieser Kamps gegen die Meistbegünstigung, wie cr hcutc geführt wird, ist umso absonderlicher angcfichtS der Thatsache, daß gerade Tcutschland c- gcwcscn ist, das unter Leitung seines großen Staatsmannes jctzt nor 25 Jahren diesem Svftem den höchsten Frau Heidenreich zog sacht ihre Uhr heraus und sah nach der Zeit. Dann, nach einem zärtlichen Blick auf ihre Tochter, die da so elend neben ihr kauerte und wieder in ihr Taschentuch hineinschluchzte, sagte sie: Weißt Du was, meine alte Grete — wir haben noch reichlich drei Viertelstunden bis zum Abendbrot. Bis dahin kann man meilenlange Dinge besprochen haben, wenn man's geschickt anfängt. Bis dahin solltest Du mir ordentlich der Reihe nach erzählen, warum Du anfangs so unglücklich warst, warum er dann anfing, zu glauben und Du zu hoffen, womit Du ihn hast glauben machen wollen, und so weiter, bis zum sogenannten Ende, also bis gestern abend. WaS meinst Du? Sollte das nicht gut sei»? Nun? Also? — Es wurde doch noch ein bißchen später mit dem Abend brot. Aber da eS nur kalte Küche gab, so that ihm da» Warten keinen Schaden. Und der Bater merkte nichts; der hätte, einmal in seine Arbeit vergraben, auch bis Mitternacht so weiter „gebüffelt", wenn man ihn nicht abgerufen hätte. Er machte ein sehr verdutzte» Gesicht, al» gegen Neun die beiden Frauen an seiner Zimmer- thür erschienen und sich beklagten, daß er sie so lange warten ließe. Tribut der Anerkennung gezollt hat, al- wir mit einem der reichsten und wirtschaftlich mäßigsten Staaten, mit Frankreich, im FriedenSvertrage^von Frankfurt eincn unkündbaren Mrist- begünftigung-vertrag abgeschlossen haben. (Hört, hört! links.) Daß solche Anschauungen heute in landwirtschaftlichen Kreife» Eingang finden, ist für mich ein Bewei-, wie schwer vielfach die Notlage ist, und eine Ermahnung, nicht im Eiser zu rrlahmen, um Besserung zu schaffen Der Antrag Kanitz strebt nach diesem Ziele. Ich habe denselben gewissen haft geprüft. Ich werde ihn bekämpfen, weil ich glaube, daß er handelspolitifch unmöglich ist, daß cr praktisch nicht durchsührbar ist Widerspruch rechts), und daß er von, sozial politischen Standpunkte au- schweren Bedenken unterliegt Ich bitte aber, m. H., keine- meiner Worte so zu deuten, al« ob ich irgendwie die Absicht hätte, dem Hrn. Vorredner oder seinen Hrn. Mitantragstellern irgend eine andere Gesinnung und irgend eine andere Absicht zu uuNrstellen als die, nach ihren besten Kräften sür die Landwirtschaft einzutreten. (Bewegung.) Wir haben des Zanks und Streits genug im Lande, und ich will, dem Beispiele des Hrn Vorredners folgend, die Sache lediglich vom sachlichen Ge sichtspunkte aus erörtern. Als eine Verbesserung des Anträge« erkenne ich an, daß cr die Frage der Vereinbarung dieses An trages mit unseren Handelsverträgen zur Erörterung stellt. Ich sürchte nur, daß die verbünde:cn Regierungen das Ver trauen nicht zu rechtfertigen vermögen, Ivas er ihnen dadurch bekundete, daß er cs ihnen anheimstellte, die Lösung dieser Aus gabe zu finden. Die Ausgabe ist nicht lösbar. Ter Hr. Vor redner hat eingehend von dein Geiste und von deni Wortlaut gesprochen. Ich will einfach die Sachlage klarstellen Wir haben an drei Getreide aussührende Länder: an Osterreich- Ungarn, an Rußland, an Rumänien das bindende Versprechen abgegeben, daß wir auf längere Zeit hinaus ihr Getreide zum ermäßigten Zollsätze von 3,50 M bei uns einlasscn würden, daß nach Übernahme dieser Belastung ihr Getreide mit dem unsrigcn frei konkurrieren könuc, und daß wir kein Einfuhr verbot erlassen würden. Für diese Konzession unsrerseits haben wir sür deutsche Produkte ähnliche Zollermäßigungcu von jenen Staaten erwirkt. Nun wünscht der Hr. Vorredner cine Revision dieser Verträge: ich soll zu den Llaaicn herantretcn und ihnen sagen: Wcr wünschen diese Verträge nach folgenden Richtungen abzuändern: 1)Eucr Getreide foll künftig, wenn es bei uns eingeht, nicht mit 3,50 M belastet werden, sondern mit der ganzen Differenz zwischen dem Wellinarktpreis und dem Antrag Kanitz, d. i. ungefähr 10 oder 12 M., das heißt das Dreifache des Konventionalzollsatzes, 2) auch nach Übernahme dieser Be lastung soll Euer Getreide nicht in freie Konkurrenz mit dem im Inland erzeugten Getreide treten; cs soll dem Monopol des Staals unterliegen, der nur nach Maßgabe des Bedarfs ein führt, und 3) darüber, was der Bedarf ist, entscheidet ausschließ lich das Teutsche Reich. Nehmen wir einmal den umgekehrten Fall an, stellen wir uns vor, daß einer unserer VertragSstaatcn einen analogen Antrag stellen würde bezüglich der deutschen Produkte, z. B der Tcxtilbranche, der chemischen Branche, der Eisenbranche, hinsichtlich deren wir in unseren Verträgen Zoll- ermäßigungen erwirkt haben Was würden wir wohl dazu sagen? Ich würde einigermaßen um den parlamentarischen Ausdruck ver legen sein, mit dem ich einen solchen Antrag bezeichnen sollte. (Schr gut! links.) Ich würde erwidern: TaS ist ja keine Re vision, das ist die Negation der Verträge; denn die Grundlage, auf der sie anfgebaut sind, wird weggezogen, ja sie wird aus den Kopf gestellt; denn wahrend wir die Absicht halten, unseren Güteraustausch zu erleichtern, wird er wesentlich erschwert Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß die anderen Vertrags- ftaaten uns diefelbe Antwort geben würden Mit der Feststell ung, daß der Antrag Kanitz mit diesen konkreten Handelsver- trägcn in Widerspruch steht, ist aber noch nicht einmal der Kern punkt der Sache getroffen. Ich kann ohne Übertreibung sagen: dcr Antrag Kanitz steht mit dem Begriff eines Handelsvertrags in Widerspruch (Schr gut! links) Tenn jeder Staat, der einen solchen abschließt, hat in allererster Reihe die Absicht, feine Produkte in dem anderen Lande gegen die Behandlung sicherzn- slellen, die dcr Antrag Kanitz dem fremden Getreide angedeihen fassen will. (Sehr.richtig! links.) Jede handelspolitische Vereinbar ung, sie mag im Übrigen enthalten, was sie wolle, strebt danach, die eigene Ware der Willkür des anderen Staates zu entziehen und dir Voraussetzungen festzulegen, w.lche zu erfüllen sind, da mit die eigene Ware mit dcr im Inland dcs andcrcn Staates erzeugten Ware konkurrieren kann. Ist sür die inländische Ware dcs anderen Staates das Recht des freien Verkehrs nicht vor handen, besteht das Monopol bezüglich der Inlandsware, so muß selbstredend auch die Ware, die aus dem Ausland kommt, diesem Monopol sich unterwerfen Tarum ist in den Handels verträgen die Zulässigkeit des Monopols ausgesprochen. Wenn aber dcr Hr. Vorredner daraus schließt, wir können ohne wei teres das Gctrcidcmonopol einsühren, so ist das nicht zutreffend. Ich kann nicht heute die Zollcrmäßigung auf ein gewisses Pro dukt zum Gegenstand eines Handelsvertrags mit einem anderen Staate machen und am folgenden Tage sagen, jetzt mache ich die Thür zu, jetzt führe ich das Monopol ein (Widerspruch rechts) Was aber absolut unmöglich ist, ist dieses Teilmonopol, daß dcr Antrag Kanitz verschlägt, (Sehr richtig! linkst welches sich nur aus das ausländische Getreide bezieht, denn ich wieder hole, jeder Handelsvertrag hat seinem Begriff nach den Zweck, die Behandlung zu vermeiden, die dcr Antrag Kanitz fordert. Ter Hr. Vorredner hat dann eine Andeutung gemacht, wir könnten ja den anderen Staaten diese Pille dadurch schmackhaft machen, daß wir unsere Meistbegünstigungsverträge mit über seeischen Staaicn kündigen und gleichsam diese drei Vertrags staaten zu unseren ausschließlichen Gclrcidelieseranten ernennen. Ter Vorschlag ist ja auch in der agrarischen Presse gemacht worden Ich frage mich, ob cs wohl dcr Würde eines großen, unabhängigen Staates cntipricht (Bewegung rechts), daß er sich vertragsmäßig bindet, den Bedarf an gewißen Produkten nur von bestimmten Staaten zu nehmen. Mir ist kein ähnlicher Vertrag unter unabhängigen Staaten bekannt Aber, wie sollen wir weiter mit Österreich, Rußland, Rumänien die Quote fcststeven, die jährlich von dort geliefert werden soll, aus welche Weise soll hierüber cme Einigung erzielt werden, wie viel Roggen und Weizen soll prozentuell aus Rußland, Österreich und Rumänien fallen ? Wie foll die Kontrolle ausgeübt werden? Tie fremden Staaten werden kaum ohne weiteres uns das volle Vertrauen schenken, daß wir nicht einmal heimlich 100 Tonnen argentinischen Weizen einführcn. Wenn eine Prämie darauf ge setzt wüide, die wirtschaftlichen und handelspolitischen Beziehungen zwischen verschildcnen Ländern zu einem EhaoS zu verwickeln, schastlicher Stand erhalten werde, und sie ist allezeit bereit, neben den Vorschlägen, die sie selbst bereits gemacht hat, und die sie weiter vorzubrcriten gedenkt, alle Anträge in Erwägung zu ziehen, die ihr zur Verbesserung der Landwirtschaft gemacht werden. Ich glaube, der Vorwurf, den der Hr Vorredner ge macht hat, nicht direkt, aber indirekt, daß die Regierung der Landwirtschaft nur mit Worten, aber nicht mit Thaten beispringe (Sehr wahr! rechts), ist kein gerechter. Ich möchte glauben, daß die Vorlagen, die Ihnen bereit- unterbreitet sind und noch unterbreitet werden, zeigen, daß diefer Vorwurs lein gerechter ist Der Hr. Vorredner hat in eingehender Weise die Wirkung dargrlegt, welche die heutige Niedrigkeit dcr Getreidcprcifc aus die Lage der Landwirtschaft ausübt Ich will hier nicht aus die Prüsung der Frage eingehen, au- welchen Ursachen die heu tige Lage entstanden ist; ich bin der Ansicht, daß hier eine ganze Reihe von Ursachen zusammenwirke, daß unter diesen in aller erster Reihe steht Vie Verschuldung de- Grundbesitzes (Sehr wahr! link-), wie sic sich durch Jahrzehnte hindurch allmählich zu der jetzigen Höhe gesteigert hat Ich erkenne aber in vollem Maße an, daß die gegenwärtige Niedrigkeit der Getrcidepreise ein schwere- Uebel für die Landwirtschast ist, und niemand, der ein offenes Auge hat, kann bestreiten, daß diese-Übel infolge der Ver minderung der Kaufkraft der Landwirtschaft auch andere Kreise in Mitleidenschaft zieht. Der Antrag des Hrn. Vorredner- gründet sich serner aus dir Gegnerschaft gegen unsere Handelsverträge und aus die Behauptung, daß durch unsere Handelsverträge die üble Lage dcr Landwirtschaft wesentlich verschärft worden sei. (Sehr richtig! recht- ) — Sie rusen: Sehr richtig! Ich Halle die Behauptung nicht für zutreffend; ich bin der Ansicht, daß, wenn die Landwirtschast glaubt, daß durch eine staatliche Maß regel ihre heutige Lage verschuldet worden wäre (Sehr richtig!), daraus notwendigerweise der Gedanke entspringen muß, daß es in der Hand der Gesetzgebung steht, durch eine Maßregel mit einem Schlage diese Not zu beseitigen. Ich halte diese Aus- saffung nicht sür zutreffend; auch insofern nicht für nützlich sür die Landwirtschaft (Sehr wahr! links), als sie Hoffnungen und Erwartungen erwecken muß, von denen ich überzeugt bin, daß ihnen eine Enttäuschung nachsolgt. Der Hr. Vorredner hat davon gesprochen, daß in den letzten Jahren eine konstante enorme Steigerung der Getreideeinfuhr stattgesunden habe. Er hat das bezüglich dcs Hafers und der Gerste selbst beschränkt. Ich möchte aber glauben, daß cr sich bezüglich einer anderen für Deutschland übcrauS wichtigen Gctreideart ebensalls in einem Irrtum befindet, nämlich bezüglich des Roggens Es sind an Roggen eingcsührt worden in Deutschland im Jahre 1889 10 Millionen Doppelzentner, 1890 9 Millionen Doppelzentner, 1891 8 Millionen, 1892 5 Millionen (Hört, hört! links), 1893 2 Millionen Doppelzentner. (Heiterkeit links Zurufe recht- ) Dann ist allerdings wieder eine Steigerung eingetrclen; im Jahre 1894 sind etwa 6 Millionen Doppelzentner eingesührt Das ist annähernd halb so viel wie 1889 (Hört, hört! links); von einer enormen Steigerung dcr Roggeneinfuhr wird man füglich nicht reden können. Ter Hr Vorredner hat stets unsere Handelsverträge von dem Gesichtspunkte aus entschieden be kämpft, daß sie dcr Industrie keinen Vorteil, aber der Land wirtschaft einen schweren Nachteil gebracht hätten. Wer das be hauptet, der muß sich zu der Ansicht bekennen, daß, wenn die Handelsverträge nicht abgeschlossen worden wären, wir heute auskömmliche oder doch jedenfalls erheblich höhere Getreidepreise haben würden (Sehr richtig! links. Unruhe recht-.) TaS führt aus die sehr bestrittene Frage; Wie wirkt ein Getreidezoll aus den Inlandspreis des Getreides? Hier stehen sich zwei An schauungen diametral gegenüber: diejenige, die in früherer Zeit als unerschütterliches Axiom von dcr rechten Seite diese- Hause» vertreten wurde, daß nämlich das Ausland den Getreidezoll trage (Sehr gut! und Heiterkeit links), das heißt, daß da- Ausland seinen Preis um den Betrag de» Zolles ermäßige, somit der Zoll im Inlandspreis keinen Ausdruck finde Tie andere An schauung ist die, die nunmehr der Hr. Vorredner vertritt, daß dcr Getreidezoll alle Zeit gleich dem Markspreis xlu« dem in- ländijchcn Zoll sei. Ich bin der Ansicht, daß weder die eine noch die andere Anschauung zutrifft, daß die Frage mit einer einheitlichen Formel überhaupt nicht entschieden werden kann, daß alles ans die Konjunktur ankommt (Schr richtig! links), und daß dcr Getreidezoll bei starkem inländischen Angebot die Neigung hat, sich zu verflüchtigen, während umgekehrt, wenn die Nachfrage stark ist, der Getreidezoll voll und ganz im In landspreis zum Ausdruck "kommt, mtt anderrn Worten, daß der Getreidezoll dann, wenn er am allernotwendigsten ist, am ersten die Neigung hat, zu versagen Als vor zwei Jahren die fran zösische Regierung ihren Weizenzoll aus 7 Fres, d h auf 5 M 60 Pf fetzte, da wies man bei uns in landwirtschaftlichen Kreisen darauf hin, in welch fürsorglicher Weise die französische Regierung die dortige Weizenproduktion schütze: man wies anderseits aus die Handelsverträge hin, die den Schutz unserer Getreidcproduktion verringerten Und was ist nun das Resultat de- vergrößerten Schutzzolls in Frankreich gewesen? Ich nehme auss Geradewohl die gestrigen Notierungen: eS hat gestern an der hiesigen Börse Lieferungsqualitäl von Weizen gegolten 148 M, in Köln 150 M. und in Paris 184 Fres., das sind 147,20. (Hört! hört!) Also das würde wohl keine zu kühne Behauptung sein, wenn ich sagte: hätten wir den 5 M. Zoll behalten, so würden wir keine höheren Getreidepreise bei der heutigen Konjunktur haben, als wir sie jetzt besitzen. Man wendet mir ein, wir hätten inzwischen unsere Getreidezölle er höht. Daran zweifle ich nicht; ob aber die Pläne zur Aus führung gelangt wären, von den-m ich hier und da gelesen habt, daß man den Getreidezoll auf 10, 12, 1» M. erhöhen soll, das ist mir außerordentlich zweifelhaft. Wir können über die Frage, welche Wirkung folche Zölle auf den Getreidepreis im In land gehabt hätten, umsoweniger diskutieren, als eS mir höchst unwahrscheinlich ist, daß der Deutsche Reichs tag solche Gelreidezölle jemals votieren würde. Hätten wir kerne Handelsverträge abgeschlossen, so würden wir vor aussichtlich höhere Eetreidczölle haben, wahrscheinlich aber keine höheren Getreidepreise, die Lage der Landwirtschaft, die Klagen, die ans ihr ertönen, würden annähernd dirfelben sein und nur das eine würde sich geändert haben, daß man unter den Ur fachen, auf welchen die Notlage dcr Landwirtschast beruht, noch eine weitere verzeichnen würde, nämlich die, daß infolge de» Rückganges unserer Ausfuhr die Kaufkraft weiter Jnlercffen- kreise, namentlich des deutschen ArbeiterstandeS, wesentlich ge schmälert fei (Schr richtig! links. Zurus rechts.) — Es wird mir zngcruscn, wir sollten dir Gclrcidczöllc ganz aushcbc» Einen ähnlichen Vorschlag hat, wenn ich nicht irre, der Hr Deutscher Reichstag. 17. Sitzung vom l« Januar 189«. 1 Uhr. Am BundeSrat-tifche: v. Bortticher, v. Marschall, v. Hammerstein Aus der Tagesordnung steht die Beratung der von den Abgg Graf v Kanitz nnd Genoffen tingebrachten Resolution wegen Erzielung einer Befestigung der Getreidepreife auf mittlerer Höhe für die Dauer der bestehenden Handelsverträge. Abg. Gras v Kanitz: Die Hoffnungen, daß die Preise sich wieder heben würden, Haden sich nicht erfüllt. Wir Haden mit einem unabsehbaren Tiesstand des Getreidepreise- zu rechnen. Der Import ausländischen Getreide- nahm immer größere Dimensionen an; er ist von 1893 auf 1894 von 26 aus 43 Millionen Doppelzentner gewachsen. Für 1895 liegt zwar noch keine Statistik vor, aber auch hier ist eine Zunahme höchst wahrscheinlich Wie die Dinge jetzt liegen, arbeitet der Land mann mit Verlust und wir stehen vor der Alternative, ob die Landwirtschast, die Grundlage unserer Wehrkraft, erhalten iverde» oder zu Grunde gehen soll Die überwiegende Mehr heit des deutschen Volles will dem Vaterland die Landwirt schaft erhalten (lebhafte Zustimmung recht») und auch cine Reihe von Handelskammern, namentlich die Hamburger, geben zu, daß nur von der Hebung der gesunkenen Kaufkraft der Land- wirtfchast eine Hebung de- gewerblichen Leben- zu erwarten fei. Mein Antrag hat gegen den vorjährigen einige Änderungen erfahren aus Veranlassung der wirtschaftlichen Vereinigung, mit denen ich mich schließlich einverstanden erklärt habe. Dahin ge hört der Zusatz de- Grasen Schwerin, wonach für die Dauer dcr bestehenden Handel-Verträge znm Zweck einer Befestigung der Getreidepreise auf mittlerer Höhe der Ein- und Verkauf dcs zum Verbrauch im Zollgebiet bestimmten ausländischen Ge- rreideS ausschließlich für Rechnung des Reiches erfolgt. ES fragt sich, ob es möglich ist, den Getreidepreis zu finden und festzusetzen, der dem Landwirt eine Existenz ermöglicht. Kann man das nicht, so mnß man den Getreidebau einstcllen. Diese Frage ist von der größten sozialpolitischen Bedeutung. Die praktische Durch ührbarkcit unseres Antrages ist schon im vorigen Jahre in Ler Kommission nachgewiesen. Zweisrlhast war man nur, ob der Antrag mit den Handelsverträgen sich vereinbaren lasse. Diesen Bedenken haben wir durch den Zusatz Rechnung getragen, daß der Antrag in einer den von 1891 bis 1894 abgeschlossenen Handelsverträgen nicht widersprechenden und mit den beteiligten Staaten näher zu vereinbarenden Weise durchaesührt werden solle. Ich persönlich habe immer geglaubt, daß der Antrag mit dem Wortlaut der Verträge nicht unvereinbar sei und auch Gras Caprivi hat in dieser Beziehung seiner Zeit keine Bedenken gehabt. Ich meinerseits glaube auch nicht, baß dcr Antrag mit dem Geist der Verträge im Wider spruch steht und einen Vertragsbruch involvier« Sollte es nicht möglich sein, mit den Vertragsstaaten zu einen« Ausgleich zu kommen? Eine sozialistische Tendenz hat unser Antrag nicht. Derselbe Einwand ließe sich auch gegen den Eisrnzoll erheben, welcher den Preis dcs Eisens auf einrr gewisscn Höhe erhalten will. Ob mein Antrag sich dem sozialdemokratischen Programm nähert oder nicht, ist in dieser Frage gleichgiltig. Warum haben die Sozialdemokraten» denn gegen unseren An trag gestimmt, wenn er ein sozialistischer ist? Nein, die Herrn« wissen ganz gut, daß der Antrag ein antisozialistischer ist, und aus ihren letzten Parteitagen Haden sic cs offcn ausgesprochen: Zuerst muß der Bauer ruiniert werden (Lebhafte Zustimmung recht-.) Ein wirksameres Mittel als unsere«! Antrag kenne ich nicht; kennen Sie ein besseres, so schlagen Sic es vor. Ich hoffe, daß auch das Zentrum nach dcr sachverständigen Rede de» Hrn. Bachem zum Margarinegesetz sich auf unsere Seite stellen wird. (Heiterkeit^ Ter Bauer weiß am besten, was den Kernpunkt feiner Existenz bildet; er hat seine Stimme warnend erhoben; lassen wir sie nicht unbeachtet! Ich bitte diejenigen, welche die Macht haben, dringend, sich im Lande umzusehen, welche Verhcrungen eingetrcten sind. Nicht Worte, brauchen wir, sondern Thaten. (Beifall recht-.) Dcr Bauern stand fällt, wenn nicht der Staat seine besten Bürger schützt. Eine Regierung, die da» nicht thut, nimmt cine Vcrantwortung aus sich, die sie nicht tragen kann (Lebhafter Beifall rechts) Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Frhr Marschall v Biederstein: M. H , obwohl eS der bestehenden Uebnng dieses Hauses nicht entspricht, daß unmittelbar nach dcr Be gründung eines Initiativantrags vom RcgicrungStisch auS das Wort ergriffen wird, so will ich doch sofort aus die Ausführ ungen dcs Hrn Vorredners antworten. Ich entnehme meine Legitimation hierzu dem Umstande, daß der Antrag des Hrn. Vorredner- weit hinübergrcist über den Rahmen einer internen Maßregel staatlicher Fürsorge, daß, wem« er je zur Durchführ ung käme, cr aufs tiefste cingrelfen würde in unsere inter nationalen wirtschaftlichen Beziehungen (Sehr wahr! links); ja, uh kann sagen: die Existenz dieses Antrages, die lebhafte Be wegung, welche sich im Lande daran knüpft, wenn sie rinerfeit» Hoffnungcn und Erwartungen großzieht, giebt auf der anderen Seite Anlaß zu Unruhen, felbst zu Mißtrauen. (Lachen und Zurufe rechts.) M H, ich fage, es giebt dcr Antrag aus der andere» Seite Anlaß zur Beunruhigung und zum Mißtrauen (Sehr richtig! links), und ich entnehme daraus für die Regier ungen die ernste Pflicht, eine bestimmte und klare Stellung zu diesem Antrag einzunehmen. M H, soweit spezielle landwirt schaftliche Fragen zur Erörterung kommen, werde ich selbstver ständlich die Ausführungen einer bcruscneren Stelle überlassen; ich werde mich daraus beschränken, vornehmlich die handelspoli tische Seite des Antrags Kanitz zn beleuchten und «m übrigen aus seine Wirkung nur insoweit einzugehen, als dcr Zusammen hang es ersordcrt. Der Antrag des Hrn. Vorredners ist der heutigen Lage dcr Landwirtschast entsprungen. Daß diese eine sehr ungünstige ist, daß in manchen Kreisen von einer Notlage gesprochen werden kann, ist eine Thatsache. (Lebhafte Zurufe recht» ) — Man wirft mir ein: überall! Soweit meine spezielle Kenntnis der Verhältnisse reicht, kann man nicht überall von einer Notlage sprechen. (Lebhafte Zustimmung link») Aber, m H , darauf kommt es nicht an: die Lage der Landwirtschaft ist m vielen Kreisen eine sehr ungünstige, niemand kann diese Thatsache in Abrede stellen, niemand ihre Bedeutung ableugncn. Tie Königl. Preußische Regierung, in deren Namen allein ich hier sprechen kann, ist vollkommen durch drungen von der Notwendigkeit, in wirtschastlicher und poli tischer Beziehung, daß ein gesunder und kaufkräftiger landwirt-