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Dresdner Journal : 22.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-22
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1896
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^17 1896 Mittwoch, den 22. Januar, abends. Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil v. Lcydewitz Departement der Justiz. Bei der musikalischen Ab- lhcilung des »ach dem Rcichsgescpe vointl Juni 1870 sür das 8000 Streitern die von General Arimondi Kunst und Wissenschaft an der in angegebene Ziffer von 20- bis 30000 entsprach nicht der Wirklichkeit — die 2-100 Mann starke, von 34 Offiziercn d » o » » 8. 0 «. Vrntnnuugcn, Persetzuugttl rc im öffentlichen Dienste. r. B » B. Königreich Sachsen gebildeten Sachverständigen Vereins ist Stelle des verstorbenen Kausmanns Emil Immanuel Trcfstz Komponist und Musiklchrer Richard Eduard Hosmann Leipzig zum stellvertretenden Mitgliede ernannt worden. Dresden, 22. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute von der Villa Strehlen in das König!. Residenzschloß übergesiedelt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberschaffner I. Klasse bei der Staatseisen bahn-Verwaltung Friedrich Karl Hermann Morgen roth in Flöha das Albrechtskreuz zu verleihen. i,LO ttet. Nai G, aser !,00 ser. Kai G, G, uar G, rr.: HLekannLmachung, die Abhaltung der Kandidaten-Prttfungen an den Lehrerseminaren des Landes und am Lehrerinnen-Seminar zu Dresden, sowie der Wahlfähigkeits - Prüfung am Lehrerinnen- Seminar zu Callnberg Osteru 1896 betr. Die Schulamts-Kandidaten-Prüfungen an sämmtlichen evangelischen Seminaren des Landes und am Lehrerinnen - Seminar zu Dresden, sowie die Prüfung von Lehrerinnen, welche nicht auf einem Seminar vorgebildet worden sind, finden in Gemäß heit des 8 4 der Prüfungsordnung vom l. November 1877 in den letzten Wochen vor Beendigung des Schuljahres statt. Es werden daher diejenigen, welche zu diesen Prüfungen zugelassen zu werden wünschen, soweit die selben nicht auf Grund 8 3, Abs. 1 der Prüfungs ordnung von Einreichung besonderer Anmeldung be freit sind, hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zuni zosen, ferner ein kurzes angenehmes Stück von Bizet, Bruchs Kol Nidrei und zwei auf seine Forcen wohlberechnete eigene Kompositionen in der Art wie Virtuosen eben sür ihren persönlichen Bedarf zu sorgen pflegen. Im Vor trage derselben blendete er die Hörer mit einer geradezu übermütigen Virtuosität und teilweise mit einer kokett be rührenden Sentimentalität, wobei aber nicht vergeßen sein soll, daß seine Wiedergabe des Konzerts auch manche kräftigere und feine Züge aufwies. Die GewerbrhauSkapelle führte unter Direktor Trenkler die „Don Juan"-Ouvcrturc von Mozart sehe lobenswert aus und war auch bei den Begleitungen wacker ans dem Posten Unter Leitung des Komponisten spielte sie die Ouvertüre zu CalderonS „Standhafter Prinz" von Alois Schmitt, ein bei mäßiger Erfindung und geringem innerem Schwünge gut gearbeitetes und klare« Orchestcr- slück Die Lieder am Klavier begleitete Hr. Pittrich. H P. B. «. «. «. ». > «. > b ». >B. Bom abessyuisch-italirnischr« Kriegsschauplätze lauten die Meldungen nach wie vor teils unverständlich, teils unerfreulich. Daß ganz Italien mit der größten Erregung seine Blicke auf das von dem tapferen Oberst lieutenant Galliano heldenhaft verteidigte Fort Ma- kalle gerichtet hält, ist unter den obwaltenden Ilmständen ebenso erklärlich, wie es nicht wunder nimmt, daß sich der öffentlichen Meinung die tiefste Verstimmung bemächtigt hat und sich diese Verstimmung, wie stets in ähnlichen Fällen, direkt gegen die Regierung richtet. Man will es in Italien nicht begreifen, warum Ge neral Baratieri nicht rechtzeitig der tapferen Besatzung des Forts Makalle Hilfe gebracht hat, und warum er es überhaupt hat darauf ankommen lassen, daß der Feind ein ganzes Bataillon italienischer Truppen umzingeln konnte. Vermochte General Baratieri Fort Makalle gegen die Übermacht der Schoaner nicht zu behaupten oder wollte er es nicht, dann hätte er, so urteilt jetzt die italienische Presse, sogleich nach der unglücklichen Schlacht bei Amba Aladschi dieses Fort in die Luft sprengen und dessen Besatzung an sich ziehen sollen, um sodann in Adigrat und Adua dem vorrückenden Gegner sich entgegenzustellen und sich in diesen beiden für die Abessynier uneinnehmbaren Stellungen bis zum Eintreffen der Verstärkungen zu halten. Der Versuch, Makalle zu behaupten hätte nur dann einen Sinn gehabt, wenn dadurch General Baratieri Zeit gewonnen haben würde, nm alle ver fügbaren Truppenteile an sich zu ziehen und mit den selben dann einen kräftigen Vorstoß gegen Makalle zu unternehmen und die Schoaner zur Aufhebung der Belagerung zu nötigen. Es ist schwer darüber zu urteilen, inwieweit diese abfällige Kritik der Preisgebung der Besatzung von Makalle durch General Baratieri begründet ist und ob der etwaige Verlust dieses Truppenteiles nicht etwa mit dem durch die Verteidigung dieses Forts erzielten Zeitgewinn ausgewogen erscheint. Hierüber dürfte erst der Erfolg der von General Baratieri inzwischen eingelciieten offensiven Bewegung mit seiner durch die zahlreichen Nachschübe aus Italien beträchtlich ver stärkten Trnppenmacht die Entscheidung bringen. Jeden falls ist es auch für ihn die höchste Zeit, aus seiner bisherigen abwartenden Stellung hcrauSzutrrten und den Abessyniern wieder einmal die Überlegenheit der italienischen Truppenmacht fühlen zu lassen. Denn schon wird die Anwesenheit der Vorhut der Armee des Negus Menelik in Chaussen gemeldet, von wo aus die Abessynier die Verbindungen der ita lienischen Truppenteile zwischen Adua und Adigrat drohen könnten. General Baratieri könnte dann Gefahr laufen, mit seinen in Adigrat lagernden Truppen, die im ganzen 7000 Mann stark sind, von seinen Reserven in Adua abgeschnitten zu werden. Ein vorsichtiges, scheinbar vielleicht zaghaftes Ver halten des italienischen Generals ist nach Lage der Verhältnisse durchaus nicht unerklärlich. Einmal lastet auf ihm die Sorge, durch ein schnelles Vorgehen nicht etwa die äußerst schwierige Verpflegung seines Heeres zu gefährden, und sodann ist es überhaupt angebracht, daß die Italiener, nachdem sie die lückenhafte Kenntnis über die Beschaffenheit ihres Gegners so teuer bezahlt haben, ihre bisherige Taktik von Grund aus ändern und mit den unleugbaren Thatsachcn und Verhältnissen rechnen. Wenn die Schoaner unter Ras Makonen in der Stärke von nur Tagksgeschichte. Dresden, 22. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin gedenken die heute abend bei Sr. Excellenz Herrn Staatsminister v Metzsch im Ministerhotel, Seestraße, stattfindende Ballsestlichkeit mit Allerhöchstihrem Besuche auszuzeichnen. Morgen, Donnerstag, vormittags 9 Uhr 55 Min- wird Se. König!. Hoheit der Fürst von Hohen- zollern in Begleitung des Hofmarschalls Obersten z D. v. Brandis zu mehrtägigem Besuche Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg in Dresden eintreffen und im Prinzlichen Palais, Zinzendorfstraße, Wohnung nehmen. Den Kammerherrendienst bei Sr. Majestät dem König hat der Königl. Kammerherr Moritz Graf Wallwitz bis mit 25. ds. Mts. übernommen. Departement der Finanzen. Bci der Staalsciscn- bahn-Verwaltung sind ernannt worden: Ernst Hermann Sanermann und Karl Gustav Bojarowsky, zeither diä tarische Zeichner, als etatmäßige Zeichner. 26. Januar 1896 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der in 8 der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Zeugnisse rc. anzumelden, event. auch die nach 8 A, Abs. 4 der Prüfungsordnung vorgeschriebcnen An gaben zu machen. Die Wahlfähigkeits Prüfung am Lehrerinnen- Seminar zu Callnberg findet nach Ostern 1896 zu nächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Kandidatinnen, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätestens bis zum 31. Januar 1896 ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschul inspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der mehrerwähnten Prüfungs-Ordnung vor geschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Anmeldungen an dir Kanzlei des unterzeichneten Ministeriums bis spätestens zum 10. Februar 1896 einzureichen sind. Dresden, am 14. Januar 1896. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Übersicht über da? iu Deutschland geltende bürgerliche Recht. Ter Denkschrift zum Entwurf eines Bürgerlichen Gesetz buches ist eine Übersicht über dns in Deutschland geltende bür gerliche Recht beigesügt, die ein anschauliches Bild von der Mannigfaltigkeit der in Deutfchland geltenden Rechte gewährt. Ten größten Geltungsbereich hat danach das Preußische Allgemeine Landrecht vom Jahre 17S4 mit etwa 21200000 Einwohnern. Es gilt in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Posen, Schlesien, Brandenburg, Pommern (ohne den Regier ungsbezirk Stralsund), Sachsen und Wcstsalcn, in dem Re gierungsbezirk Aurich und einzelnen Kreisen der Regierungs bezirke Osnabrück, Hildesheim und Düsseldorf, ferner innerhalb Bayerns in den vormaligen fränkischen Fürstentümern Ansbach und Baireuth und innerhalb Sachsen-Weimars in den 1815 mit dem Großherzoglum vereinigten Erfurter Gebietsteilen. Im Gebiet des Allgemeinen Landrechts gelten an wichtigeren Par- tiknlarrechten noch folgende: Lstpreußisches Provinzialrecht, Westvreußüchcs Provinzialrecht, Märkisches Recht, Magdeburgi- sches Provinzialrecht, Lberlausitzcr Provinzialrecht, Niederlausitzcr Piovinzialrecht, Altpommersches Provinzialrecht, Lübisches Recht, Erfurter Provinzialrecht, Provinzialrecht des vormaligen Her zogtums Sachsen, Recht des Fürstentums Osnabrück, Pariiku- larrecht des vormaligen Herzogtums Westfalen, des vormaligen Fürstentums Siegen, Lingcnsches Landrecht, Münsterische Poli zeiordnung, Ansbacher Provinzialrecht, Baireuther Provinzial- rewt Ten nächslgroßen Geltungsbereich mit etwa 10 500 000 Einwohnern hat das Gemeine Recht Es gilt in folgenden preußischen Gebietsteilen: Regierungsbezirk Stralsund, Provinz Schleswig - Holstein mit Ausnahme einiger vormalS jütischer Bezirkt, Provinz Hannover mit Ausnahme des Regierungs bezirks Aurich, sowie zweier Kreise der Regierungsbezirke Osna brück und Hildesheim, in vier Kreisen des Regierungsbezirks Koblenz, der Provinz Hessen-Nassau und dem Regierungsbezirk Sigmaringen In Bayern gilt es mit Ausnahme der Fürsten tümer Ansbach und Bayreuth, der Pfalz, sowie einiger Orte. Ferner gilt es in Württemberg, Hessen ohne Rheinhessen, Mecklenburg-Stretch, Oldenburg ohne Birkenfeld, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen Altenburg, Sachsen-Koburg Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg - Sondershausen, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß längere Linie, Schaumburg Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg Außerdem gelten in den vorbezeichneten Gebieten des Gemeinen Rechts an wich tigeren Partikularrechten folgende: Lübisches Recht, Jütisch Low, Friesisches Recht (Nordstrander Landrechts Sachsenspiegel, Eiderstädter Landrecht, Land- und Marschrechl «.Gewohnheits recht in einzelnen Teilen der Provinz Schleswig Holstein), Neumünstcrische Kirchspielgebräuche, Tithmarfcher Landrecht, Hamburger Stadtrecht, Bremer Stadtrecht, Recht des vormaligen Fürstentums Osnabrück, Münsterische Polizeiordnung, Schaum- burgische Polizei-Ordnung, Solmscr Gerichts- und Landcs- ordnung, Katzenelnbogener Landrecht, Kurpfälzisches Landrecht, Nassau-Katzenclnbogensche Landesordnung, Lürkölnische Rechts ordnung, Kurtrierer Laadrecht, Mainzer Landrecht, Recht des Bistums Fulda, Frankfurter Reformation, Bayerisches Land recht (OoUer ölariwilinneus Havarier cirilis), Bamberger Landrecht, Landrecht der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg, Würzburger (Fränkische) Landgerichtsordnung, Nürn- Wilhclw Raabes gesammelte Erzählungen. Unter den Büchern, die noch um die Weihnachtszeit de» verflossenen Jahres erschienen sind, befindet sich auch der erste Band eines Werke«, daS nach seiner Vollendung zu den inhaltrcichsten, wertvollsten und erfreulich wirksam sten Büchern der Gegenwart gehören wird. Wenn wir sagen, daß e» sich um die „Gesammelten Erzähl ungen" von Wilhelm Raabe handelt und daß diese Sammlung alle zwischen 1858 und l875 entstandenen kleineren Dichtungen dieses phantasievollrn und gemütstiefen Erzählers vereinigen soll, so ist der vorliegende erste Band eine erfreuliche Verheißung, der die noch erfreulichere Er füllung in Clestalt eine« zweiten und dritten Bande« im Laufe diese« Jahre« folgen wird Obschon gewiße unver- gänglzche Llarzüge de« Dichter« schon snncn ersten kleine- rrn wie größeren Gebilden zu eigen waren und gewiße bergcr Reformation, VordcrösterreichfichcS Recht, Württem- bergischcs Landrecht und daS sogenannte gemeine Sachsenrechl. Sodann folgt das Rheinische Recht Dahin gehört zu nächst das sranzösijche Recht, der eock« ciril, der in einem Er biet mit «700000 Einwohnern Geltung hat Dazu gehören die preußische Rheinprovinz mit Ausnahme der bereits aus- gesührten Teile, in denen preußisches Landrecht oder Gemeines Recht gilt, die Bayerische Pfalz, Rheinhessen, Birkenfeld und Elsaß-Lothringen. Dann gehört zum Rheinischen Recht da» Badische Landrecht, das ausschließlich in Baden mit einer Ein wohnerzahl von etwa 1700000 gilt. Das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch gilt ausschließ lich im Königreich Sachsen für eine Einwohnerzahl von etwa 3500000. Dänisches Recht gilt in einigen vormals jütischen Teilen von Schleswig Holstein mit etwa 15 000 Einwohnern, und daS Österreichische allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch in einig n Orten de- AmtSgerichtSbezirks Waldsassen in dem bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz und in Markt-Redwitz im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken mit zusammen 2500 Einwohnern zählungen Anwendung, die der Dichter verborgenen Stätten des deutschen Lebens, den eng eingefriedeten Schauplätzen menschlichen Glücks und Leids abgewinnt, al« auf die, in denen weltgeschichtlicher Hintergrund, die Ein wirkung großer Ereignisse aus ein Einzeldasein die wert hinausgrcisende, rasch belebende Phantasie Raabes bekunden. Freilich sind auch die Erzählungen letzterer Art niemals »I tre^co gehalten, denn das Intime, das dem tiefsten Gemüt Entquollene, das Individuelle bleibt das Gebiet unseres Dichters. Es giebt alte Kupferstiche, aus denen Marlborough und Prinz Eugen, König Friedrich und die Helden des siebenjährigen Krieges dargestellt sind, zu Roß oder in der Hand den Kommandostab, hinter sich Schlacht gewühl, Pulverdampf und die Flammen brennender Dörfer. Das sind zumeist feierlich theatralische Portraits, die uns aber doch die individuellen Züge der Helden nahe bringen und uns verdeutlichen sollen, in welchen Kämpfen und Stürmen ihre Stirnfalten, ihre gebieterischen Lippen, ihre stolzen Blicke gereift sind In verwandter Weise, nur ohne die leiseste Neigung zur theatralischen Pose und Würde, stellen uns Raabes historische Erzählungen ein besonderes Schicksal, eine menschlich ergreifende Empfindung, die im Getümmel geschichtlicher Vorgänge gewonnen oder kraft unverwüstlicher Natur diesem Getümmel zum Trotz behauptet worden ist, lebendig vor Augen. Er lenkt eben aus der großen bewegten Welt immer wieder in die Enge und die Einsamkeit zurück Und der Mannigfaltigkeit seiner Novellen, der reichen Erfindung«- und l'testaltungskrast, der Stimm ungssülle dieser kleineren Geschichten läßt sich der starke Zug zum Individualismus, der liebevolle Blick für die unscheinbarsten Besonderheiten, läßt sich Licht und Scharren der durch und durch deutschen Künstlersecle RaabeS viel leicht noch klarer, jedenfalls rascher erkennen, al» an seinen größeren Werken Wilhelm Raabe ist den Genialen von gestern, die da« menschliche Herdentier mit seinen tierischen Trieben in Maße begreifen und schildern wollen, ein besonderer Pfahl in außerordentlich günstiger Position befehligte italie nische Truppenabteilung zu schlagen und fast gänzlich zu vernichten verstanden, so wird General Baratieri jetzt kaum geneigt sein, seinen Gegner zu unterschätzen, da er die gesamte Wehrmacht desabessynischen Herrschers, verstärkt noch durch die Krieger des Königs von Godscham, Teklej - Manot, und die des Sultans von Aussa, Mohammed Amfari, vor sich hat, und außer dem noch mit der Gefahr eines gleichzeitigen An griffes der italienischen Stellungen im Nordwesten durch die Derwische gerechnet werdem muß. Angesichts dieser Lage der Dinge ist es allerdings leicht verständlich, wenn jetzt die italienischen Blätter die Regierung auffordern, es auf eine« Krieg auf Tod und Leben mit der Herrschaft des Negus Menelik in Abessynien ankommen zu lassen. Thatsächlich bleibt Italien keine Wahl mehr übrig, als entweder die erythreische Kolonie aufzugeben oder Abessynien als selbständiges Reich von der afrikanischen Karte ver schwinden zu machen. Konzert. Im dritten Philharmonischen populären Künstlerkonzert, das gestern den Gewerbehaussaal dicht gefüllt hatte, machte man die Bekanntschaft einer sehr für sich einnehmenden jungen Sängerin, des Frl. Lalla Wi- borg au» Ehristiania. Ihre Sopranstimme giebt zivar weder einen großen Ton noch rechten Wohlklang her, be rührt aber in ihrer Herbigkeit frisch und sympathisch und ist ausgezeichnet geschult. Fester wenn auch nicht gleich mäßig leichter Ansatz, schöne Registerverbindung, ein fein behandeltes Piano wie überhaupt eine sorgfältige Ton- bchandlung, Klarheit und Geschmack im Vortrag laßen der Sängerin Begabung und fleißige Studien unter meister licher Leitung erkennen. Ihre sämtlichen Ausführungen machten denn auch einen erfreulichen und gewählten Ein druck, namentlich in den beiden Gesängen von Grieg, deren zweiter („Erstes Begegnen") ihr in Ton und Stim mung ungemein schön gelang Bei wachsender Kraft deü Gefühlslebens scheint dieser jungen Sängerin, die unsere» Wissens aus der Schule von Frl. Natalie Haenisch her- vorgegangen ist, eine günstige Zukunft gesichert zu sein. Hr. Joseph Hollman, die zweite solistische Stütze des gestrigen Konzerts, ist unserem Publikum als ein Virtuose im wahrsten Sinne des Wortes bekannt, d. h. al» ein Spieler, bei dem die zu höchst gesteigerte Bravour daS echte musikalische Element weit überwiegt. Sein Ton ist ungewöhnlich groß und seine technische Beherrschung des Cello« ist die denkbar vollkommenste, denn sie hält selbst an Stellen, die gegen die Natur de« Instrument« gerichtet sind, noch einen musikalischen Klang desselben fest. Er spielte gestern da« A-motl-Konzert von Saint- Sa.'n», eine in Einzelheiten pikante aber im ganzen wenig besagende, flüchtige Arbeit de« sonst erfindungsreicheren Fran- oft erörterte Mängel auch in den späteren und besten nie ganz abgestreisten wurden, so weiß doch jeder Leser, dem Raabe näher getreten ist, daß es der Originalität seiner Weltauffaßung und Darstellung nicht an einer inneren Entwickelung gefehlt, daß sich der Dichter in seiner poeti schen Eigenart immer freier, sicherer und anziehender ent faltet hat Da eS sich bci diesen gesammelten Erzählungen um lauter schon veröffentlichte Stücke handelt, die nun endlich einmal in ihrer Folge beisammen sind und wirken, so darf man schon jetzt dem allzubescheidenen Vorwort des Verfassers gegenüber sagen, daß in dieser Erzählungsweise nicht bloß „hie und da" ein Fortschritt zum Besseren zu bemerken ist, daß der Weizen die Spreu von vornherein und immer körniqer und gewichtiger über wiegt Auch der erste Band weist schon ein paar Pracht- erzählungen wie „Die alte Universität", „Die schwarze Galeere"' und „DaS letzte Reckt" auf, aber die kostbarsten tragischen und humoristischen Erfindungen, in denen sich da» Motiv mit der poetischen Besonderheit RaabeS auf« vollständigste deckt, stehen noch aus Von allen kleineren Erzählungen Raabes gilt, was in einem Aufsatz der „Grenzboten" kürzlich hervorgehoben wurde: „Gerade in diesen Aquarellen und Skizzen, die aus der Fülle der Begebenheiten die Fülle poetischer Motive schöpfen, den stimmungsvollen Ton, die eindring liche Grundfarbe treffen, ist der Erzähler ganz er selbst Daß seine Vortragsweise mitunter krau», seine Verknüpfung der Erfindung nicht überall ausreichend ist, weiß jeder, der ihn kennt. Aber Raabe ist wie ein mündlicher Erzähler, dem da« Wort nicht gleichmäßig von den Lippen stießt, der sich gewiße Breiten und Abschweisungen nicht ver sagen, einzelne Lücken nicht vermeiden kann, aber an deßem Munve doch jeder gespannt hängt, wcil über dem Munde au» dem Auge ein Strahl inniger Mitempfindung leuchtet, und dessen Vortrag, je näher er der Hauptsache, der Kata strophe, der Enthüllung de» Kern» kommt, immer fort- reißender wird." Und die» leidet ebensowohl auf die Er- TeutscheS Reich. * Berlin, 21. Januar. Beide Kaiserl. Maje stäten unternahmen heute morgen die gewohnte Ticr- gartenpromenade Später hatten Sc. Majestät der Kaiser eine Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen und nahmen, ins Schloß zurückgekehrt, Vorträge entgegen. Se. Majestät der Kaiser haben im Namen des Reichs den Oberstaatsanwalt bei dem Königl Preußischen Oberlandesgericht in Köln, geh Oderjustizrat Hamm zum O berreichsanwalt, den Reichsanwalt Galli in Leipzig zum Reichsgerichtsrat und den Königl. Preußischen Lberlandes- gerichtsrat Heinemann in Stettin zum Reichsanwalt er nannt — Tas Bürgerliche Gesetzbuch, dessen Entwurf soeben dem Reichstag zugeqangen ist, soll grundsätzlich das Gebiet des gesamten bürgerlichen Rechts regeln; das öffentliche Recht bleibt unberührt, wenngleich einige der Vorschriften des Entwurfs auch in das öffentliche Recht eingreisen. Anderseits wird das bürgerliche Recht nur insoweit vollständig und erschöpsend geregelt, als nicht in dem Gesetzbuch selbst oder in dem Einführungsgesetz Aus nahmen vorgesehen sind. Zu diesen Ausnahmen gehören nach der dem Entwurf beigesügten Denkschrift vor allem die privatrechtlichen Bestimmungen der bestehen den Reichsgesetze. Ihre Ausscheidung aus den betreffen den Einzelgesctzen würde vielfach den Zusammenhang der letzteren unterbrechen und damit das Verständnis erschweren. Demgemäß sollen die Vorschriften der Reichsgesetze in Kraft bleiben, soweit nicht aus dem Bürgerlichen Gesetz buche selbst oder aus dem Einführungsgesetz ihre Auf hebung sich ergiebt. Die Änderungen des Handels gesetzbuchs, der Civilprozeßordnung und der Kon kursordnung, welche sich infolge des Bürgerlichen Gesetz buchs als notwendig ergeben, bilden den Gegenstand einer selbständigen Revision der genannten Gesetze, und zwar so, daß diese Gesetze in ihrer neuen Fassung gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft treten sollen. — Eine weitere Ausnahme bildet eine Reihe von Vor kd«. «. w«. 1 «. v. Hrcs-ner WWWWWWWWW ^ez»g«prek«i F«r Dressen oiertehöhrlich 2 Mark SOPs, bei den kaiser lich deutschen Postaastalteu viertetjährlich 3 Mart; außer- halb de« Deutschen Reiche» Post- und Elcmpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage abend» Srmspr..»k,chluß:Rr Journal. «ttkünstomt^gebützre«: Für den uiaum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Hera«»«etzer: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. SO Gernspr.-Anschluß:RrLr»L.
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