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Dresdner Journal : 11.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-11
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1896
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Meo,»!«««: DRr TtreSsen viertel)ährkft^ »Marl »vM, bei den T»iser> «ch dentschen Poslanstalten »»«tteljährlich »Alart, anßer- hatd »e» Deutschen Aeicho« P«ß- und Sie»pÄt»<chl-, Dinzelae «»»mern: »v Pf Grfchetne«: ra^tch »it «»»nahm« den ko«». und Feint»,« «tob*. Journal. U»kß«»t»«W»setAtzre» t Für den Raum einer aespal- tenen Zeile kleiner Schrift «0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile Sv Ps Bei Tabellen- und Zifsernlütz entsprechender Ausschlag. Heranbgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. so Gernspr.-Luschluß: Nr Uftt. ^8. Sonnabend, den 11. Januar, abends. 1896. Amtlicher Teil. Lresden, 10. Januar. Se. Majestät der König haben in einer dem Kaiserlich und Königlich Oester- reichisch-Ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen Chotek zu Chot- kowa und Wognin im hiesigen Königlichen Schlosse heute ertheilten Partikular-Audienz dessen Abberuf ungsschreiben entgegen zu nehmen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Commerzienrath und Hofpianofortefabrikant Blüthner in Leipzig den ihm von Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzeß of Wales verliehenen Titel als Hoflieferant annehme und führe. Die in Lvuozeliew beauftragten Staatsminister haben die Stelle eines zweiten geistlichen Raths bei dem evangelisch lutherischen Landeskonsistorium dem zeitherigen Superintendenten und Pfarrer zu Rochlitz Hpgo Anton Clauß übertragen. Auch haben Se. Majestät der König Allergnädigst geruht, demselben den Titel und Rang eines Oberkonsistorialraths zu verleihen. nichtamtlicher Teil. Italienisches. Aus Rom wird uns geschrieben: Wieder einmal liegt hinter der ewigen Stadt die kirchliche Festzeit, die gewiß den Glanz der Kirche in Hellem Lichte erstrahlen läßt, aber doch auch na mentlich für deren älteste Diener ernsthafte Anstreng ungen mit sich bringt. Der Neujahrsempfang der Kardinäle durch den obersten Pontifex bot einen be redten Beweis hierfür. An der Spitze des Kardinals kollegiums steht dem Alter seiner Erhebung nach Kardinal Monaco la Valetta. Da der Kardinal seit etwa fünf Jahren von einer ernstlichen Krankheit be fallen ist, sich aber trotzdem in der Erfüllung der Vorschriften der Kirche niemals Schonung auferlegt und körperlich gerade in den letzten Wochen sich sehr angegriffen fühlte, wünschte ihn der heilige Vater von der ihm zufallendeu Verlesung der Glückwunschadresse der Kardinäle zu entbinden. Der Kardinal wollte sich unter keiner Bedingung der Erfüllung seiner Ehren pflicht entziehen, mitten in der Verlesung aber er faßte ihn ein Ohnmachtsanfall. Der Doyen des Kardinals-Kollegiums ist einer der sechs letzten Kardinäle, deren Ernennung noch auf Pius IX zurückgeht. Bei der Thronbesteigung Leos XIII. war er Kardinalvikar, d. h. Stellvertreter des Papstes für das Bistum Rom. Der Regierungs wechsel ließ es als wünschenswert erscheinen, ihm, der mit den politischen Traditionen und den Ansichten Pius' IX. aufs engste verwachsen war, eine andere Stellung zu verleihen So wurde er Großpoenitentiar uud er bekleidet diese Stellung auch heute noch. Kar dinal Monaco wird wegen seiner Pricstertugendeu und seiner tiefen theologischen Kenntnisse von Leo XIII. außerordentlich geschätzt, wegen seines leutseligen Wesens und seiner Wohlthätigkeit ist er namentlich auch im niederen Klerus ungemein beliebt. Bevor ihn seine jetzige Krankheit ergriff, galt er als einer der vornehmsten Kandidaten für die dreifache Tiara. Wie jetzt die Sachen liegen, ist aber zu erwarten, daß die wunderbar kräftige Natur des heiligen Vaters ihn, wie so viele andere Zeugen der Zeiten, die ver gangen sind, überleben wird. Diese gegen die Hinfälligkeit des Alters gleichsam gefeite Natur Leos XIII. hat in dieser Zeit der kirch lichen und repräsentativen Anforderungen wieder Er staunliches geleistet. Einige Blätter haben an die Thatsache, daß er die Christnachtmesse in der Kapelle des Vatikans bereits nm IO Uhr celebriert hat, die üblichen Bemerkungen über die Schonung, die er sich auferlegen müsse, geknüpft. Demgegenüber ist zu be merken, daß in der Festsetzung dieser Stunde lediglich die Tradition des Vatikans befolgt ist. Die Festzeit hat den Friedensschluß des Vatikans mit Österreich-Ungarn gebracht. Die Bedingungen dieses Friedens, die Rückkehr des Grafen Revertera nach Nom, die Erhebung des Nuntius Agliardi zum Kardinal im nächsten Konsistorium und demgemäß seine Abberufung aus Wien sind bekannt. Hervor zuheben aber ist, daß diese Beilegung des Streites allein dem selbständigen Handeln des Papstes zuzuschreiben ist, daß eine von ihm befohlene Audienz des österreichisch-ungarischen Geschäftsträgers den Ausgangspunkt bildete und daß der Widerstand des Kardinal-Staatssekretärs gegen den Friedensschluß bis zuletzt aufrechterhalten worden ist. Der voraus sichtliche Nachfolger Agliardis wird Monsignor Ajuti, der Nuntius in München, sein. Weitere Mutmaßungen über die Ersetzung der Nuntien in Paris, Madrid und Lissabon, die die Er hebung Agliardis nach sich zieht und die gegen Ostern erfolgen wird, schon jetzt anzustellen, wäre verfrüht. Doch sei das Gerücht erwähnt, daß Papst Leo XIII. sich für diplomatische Posten mehr wie früher an das italienische Episkopat zu wenden willens ist und weniger an die jetzt in diplomatischen Stellungen befindlichen Prälaten. Die Festzeit hat auch durch die kurzen und erfolg reichen Verhandlungen über die Beisetzung der sterb lichen Reste des Kardinals Melchers dazu beige- tragen, die Beziehungen zwischen der Kaiserlich deutschen Regierung und dem Vatikan wesent lich freundlicher zu gestalten Es mag an dieser Stelle darauf hingcwiesen werden, daß solche Erfolge in der Gegenwart und der letzten Vergangenheit neben den hochherzigen Intentionen des Deutschen Kaisers namentlich dem jetzigen deutschen Vertreter bei der Kurie zu danken sind. Excellenz v. Bülow hat es durch diplomatische Geschicklichkeit und Takt verstanden, sich an allen maßgebenden Stellen in Rom außer ordentlichen Einfluß zu erwerben. Die Gastlichkeit, die er im Gegensatz zu seinem Vorgänger ausübt, trägt ebenfalls dazu bei, seine Stellung zu lieben. Erst vor kurzer Zeit fand im Villino St. Fiora wieder eines jener vornehmen und doch behaglichen Diners statt, die in der kirchlichen und diplomatischen Welt so geschätzt sind. Die Kardinäle Gotti, Segna, S. Vanutelli und Galimberti nahmen daran teil. Der Kardinal-Staatssekretär, der den Tod seines Bruders beklagt, hatte abgesagt. Die Notwendigkeit einer Vermehrung der deutsche« Flotte behandelt die „Allgemeine Marine- und Handels korrespondenz" in dem nachstehenden Aussatze: Es giebt im Staatsleben aller Nationen Momente, in denen der Druck äußerer Verhältnisse, die Einwirkung sremder Faktoren innere Schäden an das Licht bringt Das Deutsche Reich durchlebt gegenwärtig einen solchen Augenblick Die Er eignisse in Transvaal haben uns genötigt, einen geharnischten Protest dagegen einzulrgen, daß England sich in bekannter Bescheidenheit als den Herrn der Welt gebärdet Die Zeiten sind vorüber, wo England einsach durch die Schaffung eines tuit aeoompli seine Gebiete beliebig erweiterte und eS als deatua post-iäeos daraus ankommen ließ, aus den besetzten Ge bieten wieder berausbesördert zu werden Mit dem Eintreten des Deutschen Reichs in eine aktive Kolonialpolitik mußte jene Gewohnheit Englands von selbst sallen. Die englische Presse hat sich gemüßigt gesehen, aus dem Eingreiscn Er. Majestät des Kaiser», aus der Absendung des bekannten Telegramms an den Präsidenten Krüger in chauvi nistischem Sinne Kapital zu schlagen. Wir geben zu, daß die englische Presse durch verschieden Umstände, vor ollem auch durch die Stimmung des größten Teiles ihrer Landsleute dazu genötigt ist, einen ähnlichen Standpunkt einzunehmen, wenn auch jedenfalls pöbelhafte Ausdrücke hätten vermieden werden müssen. Unter allen Umständen ist aber der Standpunkt zurückzuweisen, daß der gute Wille Englands uns zu einen« Teile unseres Kolonialbesitzes verhalfen habe, und daß wir im übrigen uns in keinerlei überseeische Angelegenheiten zu mischen hätten, auch «venn dieselben einen VölkerrechtSbruch seitens einer anderen Nation in sich begriffen. TaS Deutsche Reich ist heute kein geduldeter Faktor in der Weltpolitik, sondern rS hat, ganz abgesehen von der Währung seiner eigenen Interessen, auch noch eine wesentliche Rulinc- aufgabe zu erfüllen. Daß von feiten der englischen Prcßorgane eine Sprache gebraucht wird, wie wir sie eben erlebt haben, ist ein Beweis dafür, daß England unsere Schwäche kennt und solange als möglich davon Vorteil zu ziehen gedenkt, nämlich die Schwäche unserer überseeischen maritimen Vertretung. Wir sind nicht in der Lage, irgendwo über die Grenzen Europas hinaus der Weltmachistellung Deutschlands Ausdruck lu geben. Darin liegt ein direkter Widerspruch zu unserer ge samten Entwicklung und ein bedeutsamer poetischer Rechen- fthler Die Interessen Deutschlands gravitieren nach außen. Unser Überseehandel und Verkehr hat eine Ausdehnung angenommen, wie sie — relativ genommen — von keiner Naiion der Welt in einem gleichen Zeitraum gewonnen worden ist Tie Zahl der über alle Erdteile verstreuten Deutschen ist größer, als die der Angehörigen irgend einer andern Nation. Mit der Er richtung des Reiches hat Deutschland die Verpflichtung über nommen, die Interessen dieser seiner Angehörigen zu vertreten, nicht bloß durch diplomatische Verhandlungen, sondern durch eine würdige Machtentfaltung an Ort und Stelle Die Ereignisse auf der politischen Wcltbühnc haben im letzten Jahre allein uns so viele Rippenstöße gegeben, daß wir wohl zur Erkenntnis erwachen sollten. In Lstasien, dem wichtigsten Handelsgebiete der Zukunft, haben wir es nicht vermocht, unseren Interessen eine praktische Basis zu verschaffen. Um unserer maritimen Vertretung dort überhaupt einen Rückgrat zu geben, haben wir einen hier un entbehrlichen Küstcnpanzer hinausseudcn müssen. Um in Marokko demonstrieren zu können, mußten wir unser wichtigstes Panzergeschwadcr der heimischen Küste entziehen. , Tic Wirren im Orient haben nicht bloß eine kultur- Mchichllichc, sondern eine wichtige politische Bedeutung. Alle Hilturnationen, welche Anspruch aus einen Anteil an der Welt- Udlitik erheben, sind durch demonstrative Machtentsaltung auf dftn Schauplätze; Deutschland hat dort nur einen alten „Kasten", dfr nicht einmal mehr die Heimfahrt nach Deutschland lohnt. > In Mittelamerika spinnen sich in der Venezuelasrage Ereignisse von höchster politischer Bedeutung an, deren Gang «ch die Transvaalangelegenheit nur beschleunigt werden kann. Es handelt sich um Interessen, welche für den gesamten euro- vtlsch-amerikanischcn Handel, in hervorragendstem Maße aber sltr den deutschen Handel von einschneidendster Wichtigkeit sind. Bkr haben keinerlei Aussicht, unserem Worte dort praktischen Wchdnick geben zu können. In Transvaal handelt es sich um eine Prinzipienfrage von weltgeschichtlicher Bedeutung Für unsere maritime De monstration blieben uns nur zwei kleine Kreuzer, und um diese benutzen zu können, mußten wir die 320 Seemeilen lange Küste Deutsch-Ost-Asrikas entblößen In Südamerika können wir im laufenden Jahre über haupt keine maritime Vertretung unterhalten Wir haben kein Schiff. Dabei beträgt unser jährlicher Handel mit Brasilien etwa 190 Millionen M., mit Argentinien etwa 150 Millionen, mit Chile und Peru etwa 120 Millionen M Das sind doch wohl Interessen, welche einer maritimen Vertretung bedürsen, ganz abgesehen von den in jenen Ländern lokalisierten deutschen Kapitalien der dort angesiedelten Deut schen u. s. w Wenn unsere Volksvertretung diesen ihren Namen verdienen will, so soll sie sich mit der handelspolitischen Entwickelung aller Nationen während der letzten 20 Jahre beschästigen: sie wird dann sehen, daß Sozialpolitik und Weltpolilik aus dieser Basis ruhen, sie wird sehen, daß nach See zu die Wetterseite des deutschen Rrichsgcbäudes gerichtet ist. Tagesgeschichte. Dresden, 11. Januar. Ihre Majestät die Königin empfingen gestern, Freitag, Nachmittags Uhr in der König!. Villa Strehlen den bisherigen Kaiser!, und König!. Österreichisch-Ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen König!. Hofe, Wirk! Geh. Rath Grafen Chotek, Excellenz, in einer Abschicdsaudienz. Se. Majestät der König zeichneten gestern Abend das Concert des hiesigen Tonkünstlervereins im Ge- werbehauSsaale mit Allerhöchstseinem Besuche aus. Heute wurde auf Fischhäuser Revier eine König!. Hochwildjagd abgehaltcn, an welcher Se. Majestät der König in Begleitung des Generaladjutanten General- lientenants v. Treitschke, Se. König!. Hoheit der Prinz Georg mitHöchstseinem persönlichen Adjutanten nnd mehrere hierzu eingeladene Cavaliere theilnahmen. Nach Schluß der Jagd findet in der König!. Villa Strehlen die Jagdtafel statt. Deutsches Reich. Berlin, 10. Januar. Ihre Kaiserlichen Majestäten «nachten heute morgen einen gemeinsamen Spaziergang im Tiergarten. Nach der Rückkehr ins Schloß nahmen Se. Majestät den Vortrag des Chefs des CivilkabinettS ent gegen und gedachten abends einer Dinereinladung des Chefs des Militärkabinetts Folge zu geben. — Die ofsizösc „Berliner Korrespondenz" veröffentlicht den vom Bundesrate genehmigten Entwurf des Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung. — Die Anklagekammer in Trani hat sich heute nach mittag für die Auslieferung des Freiherrn v. Hammer stein ausgesprochen — Tas Reichsbankdirektoriummacht bekannt, daß in nächster Zeit Noten der Reichsbank zu 100 Mart zur Ausgabe gelangen werden, welche vom 2. März 1895 datiert sind und gegenüber den bisher ausgcgcbenen ver schiedene Unterscheidungsmerkmale aufweisen. — Nach der im Neichüeisenbahnamt ausgestellten Nach weisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließ lich Bayerns — im Monat November v. Js. vorge kommenen Betriebsunfälle waren zu verzeichnen: Ent gleisungen auf freier Bahn 10, Entgleisungen in Sta tionen 21, Zusammenstöße auf freier Bahn 4, Zusammenstöße in Stationen 20, sonstige Betriebs unfälle 173, zusammen 228. Dabei wurden 61 Per sonen getötet und 115 verletzt. Bei den Betriebsunfällen wurden 118 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 113 Eisen bahnfahrzeuge unerheblich beschädigt. — Tie offiziöse „Berl. Eorrespondcnz" schreibt: Ver schiedene Zeitungen haben die Nachricht gebracht, daß die preußische Regierung eine gesetzliche Regelung der Arbeits vermittlung in Aussicht genommen habe So schreibt die „Königsberger Hartungsche Zeitung" voin 15. Dezember v. I. der Preußischen Regierung die Absicht zu, darauf zu dringen, daß die Arbeitgeber gesetzlich gezwungen ivcrden könnten, offene Arbeitsstellen einer Arbeitsnachweise stelle anzuzeigcn An eine solche Arbeitsvermittlung mit Meldezwang und Polizeistrafen ist thatsächlich bisher inner halb der preußischen Regierung nicht gedacht worden. Nachdem der Handelsminister und der Minister des Innern durch Erlaß vom 31. Juli 1894 die Errichtung kommu naler Arbeitsnachweise angeregt und durch Erlaß vom 7. März 1895 eine statistische Erhebung der gewerbs mäßigen Stellenvcnnittler und der übrigen Arbeitsnach weise für Preußen angeordnet haben, sind die Ergebnisse dieser Anregung und Erhebung inzwischen im König!. Preußischen Statistischen Bureau verarbeitet und werden demnächst in dessen Zeitschrift veröffentlicht werden. Diese Ergebnisse zeigen einerseits, daß nur ein geringer Bruch teil der Arbeiter beim Stellenwechsel die Arbeitsvermittlung benutzt, die weitaus größere Menge durch Umschau oder Zeitungsinscrate sich Stellung verschafft, und anderseits, daß in manchen Landestcilen und insbesondere in größeren Städten bei den gewerbsmäßigen Gesindevermietern und Stellenvermittlern erhebliche Mißstände bestehen. Ob zur Bekämpfung dieser Mißstände eine Abänderung oder Er gänzung der in den ist? 35 und 38 der Gewerbeordnung enthaltenen Vorschriften erforderlich ist, wird der Gegen stand weiterer Erwägung sein. Von der künftigen Ent wicklung der kommunalen und gemeinnützigen Arbeitsnach weise wird es abhängen, inwieweit staatliche Maßnahmen zu ihrer Förderung oder organischen Verbindung in Aus sicht zu nehmen sind. — Aus Kiej, 9. Januar, wird der „Voss. Ztg." ge schrieben: Tie Meldung der „Times", daß die englische Negierung den Befehl erteilt habe, ein fliegendes Geschwader von sechs Schiffen auszurüsten, braucht nicht als eine demonstrative Maßregel aufgefaßt zu werden. Kunst nnd Wissenschaft. Tic Vicrteljahrsausftellung im König!. Kupfcrstich- kabinett. Die erste Vierteljahrsausstellung dieses Jahres im König!. Kupserstichkabinett behandelt im Anschluß an die letzte Ausstellung dos vergangenen Jahres ein bestimmtes Gebiet der landschaftlichen Darstellung im Kupferdruck, das seit dem letzten Drittel des vorigen Jahrhundert» bis in die Mitte dieses in Uebung gewesen ist Es sind dies die Ansichten schöner Gegenden, die in Umrissen leicht auf Kupfer geätzt und deren Abdrücke dann mit Aquarell- oder Gouache Farben auSgemalt wurden. Da» Verfahren hat also einige Aehnlichkeit mit dem der beinalten Stein drucke von Hans Thoma aus unserer Zeit, doch besteht ein großer Unterschied zwischen jenen und diesen Blättern darin, daß jene weniger künstlerisch durchgebildet sind als diese, daß dabei nicht in erster Linie bei jedem Blatt die Absicht vorlag, ein Kunstblatt zu liefern, sondern vielmehr, daß durch das Verfahren eine billige Vervielfältigung vor züglich erstrebt wurde Alle diese Blätter erfüllten damals die gleichen Zwecke, die heutzutage unsere Photographien nach vielbereisten und beliebten Landschaften zu be friedigen haben. E« ist darum auch fast ausschließ lich die Vedute, der Prospekt, also das getreue Abbild einer Landschaft oder einer Stadt, woran jene Technik sich ausgebildet hat. Und e» hat sich jener besondere Zweig der Kunst, der der Kunstindustrie nahe steht, am meisten gerade in den Gegenden zu höchster Blüte ent wickelt, die damals von Touristen« am häufigsten besucht wurden ES sind die« die Landschaften der Schweiz, deren erhabene Schönheiten bekanntlich ja im vergangenen Jahr hundert überhaupt erst dem Gefühl für landschaftliche Reize zum Durchbruch verhalfen. Als der Vater der ganzen Entwickelung der geschil derten Technik muß der 1786 verstorbene Maler Johann Ludwig Aberli angesehen werden, der etwa seit 1760 den schon lange gehegten Plan zu verwirklichen begann, die schönsten Schwcizerlandschaften in illuminierten Kupfer- drucken herzustellen. Ihm folgten auf diesem Wege die Schweizer Künstler Rieder, König, Bidcrmann, Lory, Frey, Lüttringhausen, Oppenmann, Bleuler, Moriz, Mayer, Wetzel und andere. Da« Verfahren Aberlis sand aber sehr bald auch in anderen Gegenden Anklang und Nachahmung, so besonders wurden Rheinansichten in derselben Technik viel verbreitet, ebenso haben unsere Dresdner Künstler aus d«r ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in der gleichen Technik die Ansichten der Sächsischen Schweiz und die der näheren und weiteren Umgebung von Dresden häufig ausgesührt. Um nun im engeren Nahmen ein genügend klares Bild von jener weitverbreiteten Bewegung zu geben, sind aus der großen Anzahl dieser sächsischen Blätter die künstlerisch vollkommensten herausgesucht und zu der Vierteljahrsaus stellung vereinigt worden Wir sehen die beliebtesten Aus flugsorte aus Dresdens Umgebung im Bilde vor un« Angesicht» dieser mit Sorgfalt ausgewählten Ausstellung muß man e« doch lebhaft bedauern, daß diese Technik der landschaftlichen Darstellung durch die Photographie so voll ständig verdrängt worden ist. Denn man hat in ihren besten Leistungen immer doch Kunstwerke vor sich, die uns die Photographie niemals verschaffen kann. Wenn darum die Ausstellung schon rein künstlerisch Interesse erregen muß, so werden noch besonders die Freunde der Schönheiten au» Dresden» Umgebung darin vielfachen Genuß finden, auch werden sie manchen schönen, zur Zeit unserer Groß väter beliebten Aussichtspunkt, der heute verschwunden ist, vorfinden Au« Dresdens nächster Nähe sind in kleinem und in aroßem Format zuerst die Ansichten au» dem Plauen- schcn Grunde ausgestellt, Werke der Künstler I. G Jentzsch, I. F. Bruder, Fr. und C. A. Wizani. Darunter befinden sich einige Hauptblätter, wie der Plauensche Grund von der Höhe von Dölzschen aus gesehen, die Busch- und Königs mühle, der Weg von der Buschmühle nach Reisewitzcns Garten, die Ansicht von Potschappel Alle diese Blätter zeigen da« schöne Thal noch in seiner jungfräulichen Lieblichkeit voll idyllischen Zaubers, wo noch nicht Brauereien und Fabriken und die Spuren der Eisenbahn sich dort lärmend breit gemocht haben. Dann folgen Ansichten aus Tharandt und Umgebung von Schmidt, F. Bruder u.a , davon die eine mit einem schönen Blick über Stadt und Schloßruine von den „heiligen Hallen" aus gesehen/ wo um Geßners Büste eine Ruhebank den Wanderer zum Verweilen und Genießen der landschaftlichen stillen Schön heiten einlud Noch wirkungsvoller ist ein kleines Blatt von C. Rohrdorf nach Arrigonis Zeichnung auSge- führt, eine technisch vollendete, höchst stimmungs volle Mondscheinlandschaft mit der über dem glänzen den Wasser zum Himmel aufragendcn Schloßruine. Eine schöne Ansicht der Loschwitzer Weinbergsfluren stammt von C. G Morasch, eine gleich vollendete des Loschwitzthale» von C. G. Hammer. Von C A Günther rührt eine größere Ansicht des Schlöffe« zu Pillnitz her, eine andere von Wizani nach Ehrlich« Zeichnung verviel fältigt, kleinere Blätter veranschaulichen die schönen Wald- und Promenadcnwege in der Umgebung Auch Meißen und die AlbrechtSburg ist häufig genug von den da maligen Künstlern abgcdildet worden Von zwei schönen Blättern der Stadt mit dem Schlöffe ist eine Ansicht gegen Morgen von C A Richter besonder« ausgezeichnet. Wiederum mit schönem Lichteffekte hat C. Rohrdorf nach Arrigoni eine Ansicht des Schlöffe« unterhalb der Brücke am rechten Ufer ausgenommen Andere große Meißner Ansichten stammen von C A Günther und C G Hammer Auch d«e Schlösser in der Umgebung von Meißen find wiederholt abgrbildet worden, ebenso auch Prießnitz an der Elbe, Schloß Uebigau und in schönen Blättern Schloß Moritzburg. Die Besucher der Vierteljahrs- ausstellung werden ajso diesmal, auch wenn sie die Art der Herstellung dieser Blätter weniger interessieren sollte, doch schon wegen deren rein gegenständlichen Interesses dort gerne verweilen; sie werden vielleicht dadurch die Brücke finden, um auch den mehr nach der künstlerischen und technischen Seite hin beachtenswerten Blättern des ersten Obcrlichtsaales Geschmack abzugewinnen. Hier werden, wie schon früher an dieser Stelle hervor- gehoden wurde, allmonatlich die neuen Erwerbungen des Kupferstichkabinetts ausgestellt. Darunter befinden sich diesmal einige schöne gezeichnete stimmungsvolle Ansichten von Dresden von Paus Baum, der dadurch bekundet, daß auch heute wieder die malerischen Reize Dresden« unsere Künstlerwelt zu fesseln vermögen. Tarin steht Baum schon nicht mehr vereinzelt da; so sind in dem Meistcratelier von Prof. Kühl gerade in der letzten Zeit einige höchst stimmungsvolle Ansichten Dresdens und des ElbuserS entstanden, die hoffentlich bald auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. Weiter befinden sich unter den neuen Erwerbungen das große Aquarell Heimweg von Han« Unger, da« aus der letzten akademischen Ausstellung erworben und hier schon besprochen wurde, ebenso wie die Vorzugsdrucke der Kunst blätter des letzten HesteS des Verein« bildender Künstler Dresden« Die Bestrebungen de» Vereins, auf dem Ge biete der graphischen Künste neuen Boden durch Anfertig ung von Lriginalwcrken zu gewinnen, sind schon von schönem Erfolge begleitet gewesen. Das beweisen nicht nur die Kunstblätter, die der Verein selbst herauSgiebt, sondern auch eine Reihe von Einzelblättern seiner Mit glieder, die gleichfalls zu den ausgestellten neuen Erwerbungen gehören Darunter sind besonder» hc.vorzuheben da« Mädchen «m Walde, ein höchst malerisch wirkender Steindruck, sowie einige landschaftliche Radierungen von Otto Fischer. Sodann auch noch die Steindrucke von Georg Lührig, darunter da« große Festblatt, da« der Verein zu Ehren von Prof.
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