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Dresdner Journal : 11.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-11
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1896
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der Mortalität in den verschiedenen Lebensaltern erkenn bar. Für die drei Hauptaltersgruppen, das Kinde« und Jugendalter bi« zum 20 Jahre, da« mittlere Alter vom 20 bi« 60 Jahre und das Greisenalter, ergeben sich die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Ziffern Bei der auf die letzten 5 Jahre ausgedehnten Berechnung sind auch die durch Tuberkulose anderer Organe, al« der Lungen, veranlaßten Todesfälle mit berücksichtigt worden: eS bat die« aber nur bezüglich der Jahre 1892—94 ge schehen können, da vorher die statistischen Erhebungen nicht auf diese Fälle besonder« sich erstreckt haben Bon je tvo Tode-sällen in den Altersgruppen bi- 20 Jahre 20 bi- 60 Jahre Über 60 Jahre in den kamen auf Jahren Lungen- tuber- kulofe Tuber kulose überhaupt Lungen tuber kulose Tuber kulose überhaupt Lungen tuber kulose Tuber kulose überhaupt 1894 1893 1892 1891 1890 2,» 2,i 1.» 2,' 2,4 S,n 3,4 32,9 30,9 SO,« 31,9 S2,r 34.« 32,, 32,» 4.» 4,, 4,4 4,» 4,« 5., «,» 4,5 Hiernach kommen im jugendlichen Alter durchschnittlich noch nicht 2'^ und im Greisenalter etwa 4^ yh, im mittleren Alter dagegen etwa 32 der Sterbefälle dieser Altersgruppen auf Rechnung der Lungentuberkulose und werden in der letztgenannten Gruppe etwa ein Drittel der Fälle — 1894 waren es sogar 34,4 — durch Tuber ¬ kulose überhaupt verschuldet Es hat also gerade das arbeitS- und erwerbsfähige Alter von der Tuberkulose ganz enorm zu leiden und wird von den in diesem Alter vor kommenden Todesfällen jeder dritte durch diese Krankheit herbeigeführt Die Berechnung der entsprechenden Verhältniszahlen für die einzelnen Medizinalbezirke, welche nur dann Wert hat, wenn sie einen längeren Zeitraum umfaßt, müssen wir uns für später vorbehalten Erwähnt sei jetzt nur, daß im Jahre 1894 der betreffende Prozentsatz der Todes fälle in der Altersgruppe von 20' bis 60 Jahren in den Medizinalbezirken zwischen 26,8 — in den Bezirken Schwarzenberg und Flöha — und 43,7 — im Bezirk Dresden-Land — schwankte und daß die Mittelzahl von 34,4 in 10 Bezirken überschritten wurde. Der Krebs partizipiert mit 3,4 an den im Berichts jahre vorgekommenen Todesfällen. Erheblich größer war dieser Anteil in den Medizinalbezirken Dresden-Stadt — 5,9 H —, Dippoldiswalde — 5,3 —, sowie in Oschatz, Borna, Großenhain, Meißen, Freiberg, Bautzen und Zittau — 4,3 bis 5,0 —, wesentlich niedriger dagegen — 2,1 bis 2,6 — in den Bezirken Marienberg und Chem ¬ nitz Die am stärksten belasteten Bezirke gehören zumeist zu denjenigen, welche schon früher wiederholt eine auffällig hohe Mortalität durch Krebs gehabt haben. Schließlich sei noch bemerkt, daß die Lungenentzündung und die sonstigen entzündlichen Krankheiten der Atmungs organe, welche insgesamt für den Rückgang der Mortali tätsziffer von großer Bedeutung gewesen sind, da sie 2686 Todesfälle weniger, als im Jahre 1893, bewirkt haben, die stärkste Verbreitung im Januar, die geringste vom Juli bis Oktober und vornehmlich im August zeigten und nur in wenigen Medizinalbezirken den allgemeinen Gesund heitszustand in bemerkenswert nachteiliger Weise beeinflußt haben, sowie daß die Zahl der an Magen- und Darm katarrh Verstorbenen gegen das Vorjahr um 3327 zuge nommen und auf 26 462 sich belaufen hat, diese 26 462 Todesfälle, von denen 6949 allein den Monaten Juli und August zugehören, 30,3 der Todesfälle überhaupt aus machen, und von den im ersten Lebensjahre verstorbenen Kindern 61,8 an Magen- und Darmkatarrh zu Grunde gegangen sind. Vermischtes. * Über eine Reise entlang den Küsten Lyciens wird der „Köln. Volksztg." geschrieben: „An der Südküste Kleinasiens umschließen die äußersten Ausläufer des Taurus ein gebirgiges Ländchen, das im Altertum unter dem 'Ramen Lycien berühmt war. Heute trifft der Wanderer, der sich in das öde Gebirge hineinwagt, nur unwirtliche Steppen, kahle Felsen, versandete Flüsse und Ruinen zerstörter Städte, die einzigen Zeugen ehemaligen Glanzes und Ruhmes des Lytischen Namens Ein weltvergessener Land strich ist heute die Küste, an der einst zahlreiche kleine Buchten und drei große Häfen ganzen Flotten von Handels fahrzeugen Schutz gegen die Winterstürme boten; weitab von der Küste durchschneiden die Orientdampfer, die nur Rhodus und Cypern berühren, das Meer Als ich den Boden des ehemaligen Lycien an der Westgrenze des Ländchens betrat, wo einst das stark befestigte Telmissus die Grenzwacht hielt, kam ich in kleiner Barke von Mar- marizza, oder, wie die Türken es nennen, Mermerivschs, einem verkommenen türkischen Städtchen, in dem die un gewohnte Erscheinung eine« Fremden die liebe Straßenjugend veranlaßt hatte, mich mit Steinwürfen zu begrüßen. Nach dreizehnstündiger Fahrt landeten wir bei dem an der gleichnamigen Bucht gelegenen Städtchen Makri, das die Stelle des alten Telmissus einnimmt Von der See aus gesehen bietet es mit seinen weiß getünchten Häusern unv den darüber emporsteigenden Höhen des AnlicraguS einen recht freundlichen Anblick; aber trostlose Ode herrscht während der Sommermonate in den Straßen, venn die bösartigen Fieber, die dort die fast unerträgliche Hitze im Verein mit den Ausdünstungen der benachbarten Sümpfe erzeugt, veranlassen die Mehrzahl der Einwohner zur Übersiedlung nach dem nahen Leoisi. Eine lange Straße mit hübschen Häusern zieht sich vom Hafen landeinwärts, und über den Bergen erhebt sich ein nach der Landseite steil abfallender, freistehender Berg, auf dein sich einst die Akropolis befand. Die Ritter von Rhodus, an deren Macht noch zahlreiche Ruinen an der ganzen Südküste Kleinasiens erinnern, hatten im Mittelalter den Berg aufs neue befestigt, und gewaltige Mauern und Türme um schließen heute noch die Trümmerstätte Wenn man auf der Nordseite des Berges hinabsteigt, gelangt man aus den Ruinen des Mittelalters in die lyrische Totenstadt. Das ganze Thal bis zu den gegen Nordosten gelegenen Höhen ist mit Grabdenkmälern bedeckt, die entweder in den Felswänden auSgehöhlt oder in Sarkophagform er richtet sind Unter den ersteren befindet sich da« größte und schönste Denkmal auf lyrischem Boden, ein von schlanken jonischen Säulen gebildeter Portikus, zu dem eine breite Freitreppe emporführt Der zwischen den Säulen befindliche Eingana gleicht in äußerst täuschender Weise einer mit Eisen beschlagenen Thür Durch eine kleine, früher mit einer Steinplatte verschlossene Öffnung in der Thür war man in den Felsen vorgedrungen und hatte einen Raum von 12 Fuß Länge und 5 Fuß Höhe au«- aemeißelt, läng« dessen Wänden die Leichen auf Stein bänken niedergelegt wurden überwältigend ist der Ein druck, den man empfängt, wenn man durch die öde, kahle Gebirgsgegend emporsteigt zu dem Fuße der Felsenwand, in der sich da« Denkmal befindet, und wenn man von den edlen Formen der tempelartigen Grabstätte, die hell au« dem dunkeln Gestein hervorschimmern, den Blick rück wärts wendet, wo am Fuße des Berges, der die Trümmer de« alten Castells trägt, da« türkische Städtchen sich auS- breitet. Überall zwischen den freundlichen Häutchen, über denen neben dem Halbmond im roten Felde, der da« Zollgebäude kennzeichnet, die französische Flagge vom Konsulatsgebäude weht, — überall erblickt man tief unten Ruinen alter Gebäude, Grabdenkmäler und verfallene Stadtmauern, die sich bis zu dem Userschilf erstrecken Selbst mitten in der Stadt sieht man die freistehenden Sarkophage, die aus einein viereckigen, die Leichenkammer enthaltenden Sockel bestehen, über dem sich eine Art Dach befindet Die Türken, welche stets sehr erfinderisch sind, wenn eS gilt, Arbeit und Mühe zu sparen, haben ihre Hütten an die Denkmäler angebaut, um die Aufführung einer Mauer zu ersparen, und sie benutzen die erbrochene Leichenkammer al« Speicher, sogar al« Nachtlager. Ohne Sinn für die Wunderwerke des Altertums weidet heute der Türke feine Ziegenherden im Tempelhofe und bricht die mächtigen Ouadern der Theater los, um sie zum Bau seiner ärmlichen Hütte zu verwenden Unmittelbar am Ufer der reizenden Bucht von Makri stand einst ein großes Theater Charles Texier, der im Jahre 1835 im Auf trage der französischen Regierung diese Ruinen durch forschte, fand sie noch wohlerhalten, aber seitdem sind die marmornen Sitzreihen und, was sonst noch verwendbar war, losgebrochen und nach Konstantinopel geführt ivorden, um dort beim Bau irgend eines öffentlichen Gebäudes verwendet zu werden, und die Herbstregen haben die letzten Spuren des Theaters hinweggespült... Seitdem ich das Haus des türkischen Zollaufsehers, bei dem ich gast freundliche Ausnahme gefunden, verlassen hatte, war ich keinem Menschen begegnet, und auch al« ich, durch die höher steigende Sonne zur Heimkehr gezwungen, in die Stadt zurückkam, waren einige wilde Hunde die einzigen lebenden Wesen in den Straßen Die wenigen Bewohner der Stadt schliefen — das gewöhnliche Mittel, durch das der Orientale sich den Wirkungen der erschlaffenden Mittagshitze entzieht An ein Verlassen des Hauses war, so lange die Sonne hoch stand, nicht zu denken Erst gegen Sonnenuntergang gab ich Befehl zum Aufbruch. Die Nacht über schlief ich unter freiem Himmel, in meine Decke gehüllt, am Boden der Barke. ... 'Nach einer äußerst einförmigen, 21 stündigen Fahrt erreichten wir abends die Insel Castellrosso. Bei der Einfahrt in den Hafen ent rollte sich ein entzückendes Landschastsdild. Plötzlich sieht man die Stadt vor sich, amphitheatralisch in einem weiten Halbkreise um den Hafen sich hinziehend, auf einer Seite von den Trümmern einer alten Burg, auf der anderen von gewaltigen, steilen Felsenmassen überragt, von deren roter Färbung die Insel den Namen hat Ein Wald von Masten belebt den Hafen, in dem reges Leben herrscht; aber was der Landschaft den höheren Reiz verleiht, das frische Grün von Wiesen, Saatfeldern und Bäumen, alles das sucht das Auge vergebens; wohin es blickt, überall sieht es nur kahle Felsen. Die Stadt Castellrosso, das alte Megiste, zählt nebst den Bewohnern der ivenigen Dörfer angeblich 10000 Einwohner, überwiegend Griechen, deren Fahrzeuge den Handel zwischen Ägypten und den Küsten Kleinasiens vermitteln Sehr lohnend ist trotz dem beschwerlichen Bergsteigen der Besuch der Hochebene, zu der ein schmaler Pfad von der Stadt emporführt. Wenn man den Kamm des Gebirges erstiegen hat, wird man durch eine großartige Rundschau überrascht. Tief unten liegen die schneeweißen Häuser der Stadt, und über die kahlen rötlichen Felsmasfen hin schweift der Blick gegen Norden über zahlreiche kleine Felseninseln nach dem nahen Festlande von Kleinasien und den dunkeln Berg rücken des Crapus, während gegen Süden die endlose tiefblaue Wassermasse sich ausdehnt ... Für die Weiterfahrt mietete ich in Castellrosso eine größere Barke, dieses Rial mit griechischer Bemannung, und als gegen Mittag ein günstiger Wind sich erhob, stachen wir in See In einer Stunde war das Festland erreicht, das auf einer Land zunge gelegene Andifili An den im Altertume sehr bedeutenden Getreidehandel dieser Gegend erinnern noch große Höhlen, die mit unterirdischen Lagern in Verbindung stehen, welche als Kornkammern dienten Die Gräberstadt enthält gegen hundert Grabdenkmäler von derselben Form wie in Telmissus. Gewaltige Mauern, die allen Krümm ungen des Ufers folgten, machten einst im Verein mit den Klippen der stark zerklüfteten Küste die Stadt von der Seeseite uneinnehmbar; heute noch sieht man Mauer trümmer mitten im Dorfe Unser nächstes Ziel, das wir am folgenden Morgen erreichten, war die Insel Kakawa- Ava-Si, die Rebhühnerinsel, von den Türken so ge nannt nach den einzigen lebenden Wesen, die man auf dieser findet. Während die Mannschaft in der reizenden kleinen Bucht, in der wir vor Anker gegangen, sich mit Fischfang be schäftigte, erstieg ich mit einem Griechen eine kleine An höhe. So weit wir von dem Hügel sehen konnten, waren die Inseln mit Ruinen bedeckt. Gräber befanden sich auf den Inseln nicht — die Begräbnisstätte war wohl auf der nahen Küste —, aber bei der Anlage ihrer Wohnungen scheinen die Inselbewohner von der lyrischen Vorliebe für Vas Aushöhlen der Felsen geleitet worden zu sein — eine unerklärliche Erscheinung, wenn man u a bedenkt, wie sehr dort das warme Klima solche ohnehin mühsame Arbeit erschwert und in welcher Fülle dagegen der Boden Bau material anderer Art in dem losen Gestein darbietet. Er mattet von dem beschwerlichen Klettern kehrten wir zur Barke zurück Wenige Stunden später waren wir in der Bucht von Myra, wo wir neben einer kleinen Brigg Anker warfen Die Ufer sind hier sehr versandet, und wir mußten uns ans Land tragen lassen, da die Barke ziemlich weit von letzterem ankerte Ein Freund von uns aus Castellrosso hatte dort Verwandte, bei denen wir einkehrten und äußerst zuvorkommend empfangen wurden Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten, galt unser erster Gang den nahen Ruinen, wobei uns unser Wirt als Führer diente Auf dem Wege durch die Stadt kamen wir an einer alten Kirche vorbei, die man mir als die Grabstätte des heil Nikolaus von Myra bezeichnete Der h. Nikolaus war bekanntlich Bischof von Myra Jahrhundertelang wurde dort in einer kleinen Kirche das Grab gezeigt, in dem sein Leichnam geruht hatte, bevor es von italienischen Kaufleuten geraubt wurde Vierzig Kaufleute aus Bari in Unteritasien erfuhren während ihre« Aufenthalte« in Antiochia, daß mehrere gleichzeitig dort anwesende Vene zianer die Absicht hegten, den Leichnam de« h. Nikolau« zu rauben, und beschlossen sofort, diesen zuvorzukommen Sie segelten nach Myra, das von seinen Einwohnern ver laßen war, weil sie einen Angriff der Türken befürchteten, erbrachen das prächtige Grabdenkmal und brachten den Leichnam glücklich zu Schiffe nach Bari, wo sie mit unge heurem Jubel empfangen wurden In dem Grabdenkmal war auch eine marmorne Urne gefunden worden, die zur Hälfte mit einer Flüssigkeit von wunderbarem Geruch« ge füllt war Die alte Stadt Myra, eine der sechs großen unter den 23 Städten des lytischen Bunde«, scheint sich einst weit über die Ebene erstreckt zu haben; denn man sieht auf dieser überall starke Mauern von Marmor und Trümmer von Säulen Mehr al« alle in der Ebene zerstreuten Ruinen zog un« auch dort die gewaltige Stadt der Toten an In dem steilen Felsenzug, der gegen Norden di« Ebene begrenzt, befinden sich etwa dreißig Gräber und auf der Lstseite de« Felsen« ein« noch viel größere Zahl. Schroff, fast senkrecht erhebt sich au« zerklüftetem Gestein eine kahle Felsenwand, von deren Gipfel die Ruinen einer alten Befestigung herniedersehen Die ganze Felsenwand ist mit Grabdenkmälern bedeckt; aber vergeben« späht da« Auge nach einem Pfade, der zu diesen emporführt Zu einigen kann man nur gelangen, indem man sich an einem Seile vom Gipfel des Felsen« herabläßt; aber auch die anderen sind nur für schwindelfreie, geübte Kletterer zu gänglich. Trotzdem ist nicht ein Grab der PlünderungS- wut entgangen; alle sind erbrochen Herrliche große Re liefs schmücken die Giebel der auch hier meist in Tempel form hergestellten Denkmäler. Die Reliefs stellen Leichen feierlichkeiten, den Kampf eine» StierS mit einem Löwen u.s w dar. Einzelne Gestalten sind über lebensgroß gebildet, alle von vorzüglicher Ausführung, so namentlich ein CykluS von Relief«, der den Lebenslauf des Menschen darstellt, da« zarte Kindesalter, den zum Manne heran reifenden Jüngling, feine Vermählungsseier und schließlich den Augenblick, in dem er auf dem Sterbebette den Tod erwartet Minder großartige, aber deshalb doch nicht minder beachtenswerte Grabdenkmäler enthält die Toten stadt des nur eine Stunde von Myra entfernten Limyra, das nach Strabos Angaben am Limyrus, einem Nebenflüße des Arykadnus lag Die dortigen Denkmäler sind im Gebirge zerstreut und gewähren daker keinen so groß artigen Anblick wie die Totenstadt Myras Gegen Süd westen senkt sich die Hochebene, auf der Limyra lag, und bildet eine enge Schlucht, in der eine schwefelhaltige Quelle entspringt, die im Altertum Apollo geheiligt und der Sitz eines weit berühmten Orakels war Lycien war da« Heimatsland des Apollodienstes; in der Stadt Palara stand der älteste Tempel des Gottes, verbunden mit einem Orakel, das dem zu Delphi an Berühmtheit gleichkam Selbst die Delier, auf deren Insel Leto der Sage nach Apollo gebar, mußten zugestehen, daß sie die ältesten Hymnen des Apollokultus durch Ölen, einen Sänger der mythischen Vorzeit, der auS Lycien stammte, erhalten hatten So erfreute denn auch das Orakel von Limyra sich einer weit über die Grenzen Lyciens hinausreichenden Berühmt heit. Wir fanden die heilige Stelle bald, nachdem wir m die Schlucht hinabgeklettert, in der Nähe der Ruinen eines Klosters und einer Kirche. Trotz ihrem Schwefel gehalt ist diese Quelle von einer Menge großer Fische belebt Diese Fische spielten bei dem Orakel Apollos eine ähnliche Rolle wie die heiligen Hühner in Rom: ver schlangen sie gierig die ins Wasser geworfenen Speisen, so war das Augurium günstig, im entgegengesetzten Falle ungünstig Wir waren alle mit Feuerwaffen versehen, und ich schoß einen der Fische Er mochte ein Kilo wiegen und glich mehr einem See- als einem Flußfisch; das Fleisch war aber wegen des starken Schwefelgeschmacks ungenießbar. . . . Auf dem Wege zu der Bucht von Andraki kam ich an den großen Ruinen der ehemaligen gleichnamigen Stadt vorbei, die ich aber wegen des sumpfigen Bodens und, da der Fluß ausgetreten war, nicht näher besichtigen konnte Reste einer Wasserleitung und zahlreiche alte Brunnen sind durch das Thal zerstreut. Ich kehrte dann nach Myra zurück Bisher hatte ich in Bezug auf Be köstigung noch nicht zu klagen gehabt, denn wir hatten stets Ortschaften an der Küste gefunden, in denen wir Lebensmittel erhielten; bei unserer Weiterreise lag aber eine steinige, unwirtliche Küste vor uns, und wir waren ausschließlich auf die mitgenommenen Vorräte an Brot, Käse, Obst und Kaffee angewiesen. ... Ich wollte noch den steilen Tachtaly-Dagh aufsuchen, dessen gewaltige Felsmaßen kaum zwei Stunden von der Küste entfernt zu sein schienen, den sagenhaften Berg Chimära, wo Bellerophon das Ungetüm tötete, das den Körper eines Löwen und den Kopf einer Ziege hatte, während eine Schlange den Schwanz bildete. Lycien war ein Lieblings- ausenthalt des hinkenden Hephästos, des Feuergottes, der sich in vulkanischen Ausbrüchen offenbarte, und auf dem Berge befand sich deßen der Sage nach von Löwen und Schlangen bewachtes Heiligtum, wo zeitweilig eine Flamme aus dem Boden hervorzuckte Noch heutzutage dringt am Fuße des Berges die Flamme aus dem Boden hervor, die einst mit einem berühmten Orakel verbunden war; ich mußte aber auf den Ausflug zur Chimära verzichten, denn während der Nacht, als wir in einer felsigen Bucht vor Anker lagen, wurde von Uferbewohnern ein Überfall unserer Barke versucht und der Kapitän weigerte sich am Morgen, mich landen zu laßen, da er für meine Sicherheit verantwortlich sei. Wir setzten also unsere Fahrt fort, und bald merkten wir an den höher gehenden Wellen, daß wir uns in dem stürmischen Golf von Adalia befanden. Einige Stunden später landeten wir bei Adalia, dem alten Attalia, in dem AttaluS II., König von Pergamum, seinen Namen verewigt hat." * Die deutschen Renntermine für das Jahr 1896 sind in nachstehender Weise festgesetzt worden Es halten Rennen ab im April: Berlin-Carlshorst am 6., 7., 16 , 23. und 29., Dresden am 6. und 12., Hannover am 19., Berlin-Hoppegarten am 20. und Hamburg Horn am 26. und 27.; im Mai: Mannheim am 3., 4. und 5., Berlin- Hoppegarten am 4., 5., 11, 18. und 19., Berlin-Carls- Horst am 7., 13., 21., 26. und 28., Dresden am 10., 12., und 14 , Hannover am 10., Hamburg-Groß-Borstel am 14. und 17., Stuttgart-Weil am 25, Chemnitz am 25., Leipzig am 30., 31. und 1. Juni, München am 31. und 1. Juni; im Juni: Berlin-Hoppegarten am 4., 5., 6., 8. und 9., Regensburg am 7. und 8., Stutt- gart-Weil am 7. und 14., Berlin-Carlshorst am 11. und 18., Aachen am 14. und 15., Hamburg-Horn am 14., 19., 21. und 22., Hannover am 26., 28. und 29., Kreuznach am 27. und 28.; im Juli: Harzburg am 4., 5. und 6., Hamburg-Groß-Borstel am 5., 19. und 26., Quedlinburg am 12., Breslau am 12 und 13., Berlin-Hoppegarten am 20 und 21., Berlin-Carlshorst am 23., Kreuznach am 25. und 26., Neuß am 26., 2. und 3. August, Doberan am 27., 28. und 29, Trave münde am 31. und 2. August; im August: Berlin-CarlS- horst am 6 , Gotha am 9. und 10., Chemnitz am 16., Frankfurt a M am 16. und 17., Baden-Baden am 23., 25., 27, 29. und 30.; im September: Chemnitz am 13., Berlin-Hoppegarten am 14 , 15., 21 und 22., Dresden am 20., Berlin-Carlshorst am 24, Leipzig am 26 und 27.; im Oktober: Berlin-Carlshorst am 2., 8., 15., 22. und 29., Hannover am 4. und 5., Berlin-Hoppegarten am 12., 13. und 14.; im November: Berlin - CarlShorst am 5. * Die Trockenlegung des Zuidersee« in Holland. Die Spezialkommission, welche von der holländischen Regierung eingesetzt worden ist, um die Frage der Trockenlegung de« Zuidersee« zu erwägen, hat jetzt in dieser Sache ihren Bericht abgestattet und hat da« große Werk einstimmig al« ausführbar bezeichnet Die ganze Arbeit würde nach den angestellten Berechnungen 31 Jahre dauern und die Kommission hat herausgerechnet, das jede« Jahr 10000 Hektar kulturfähigen Lande« unter den Pflug genommen werden könnten Die Arbeiten machen die Ausführung eines Deiche« von 30 Seemeilen Länge nötig, welcher sich von der äußersten Spitze von Nordholland bi« nach der ostfriesischen Küste zu erstrecken hat, sowie die Herstellung von 4 großen Poldern, welche nacheinander trockengelegt werden sollen Die Au«führung de« Schutzdeiche« wird 9 Jahre in Anspruch nehmen; dieser wird im Wasserspiegel 35 w Breite haben, bei einer Höhe von 5,60 w Die Gesamtkosten sind aus 515000000 M berechnet, worin die Entschädigunafür die Zuiderseefischer mit inbegriffen ist, während der Wert de« durch da« Werk zu gewinnenden Ackerboden« auf 544000000 M geschätzt wird. * Eine Boje auf Reisen Bei der Insel Vlie- land am Eingang de« für Schiffe sehr gefährlichen Schuitengat siegt die sogenannte Belboie (Läuteboje) E« ist die« eine riesige Tonne von länglicher Form, auf welcher eine große Glocke mit einigen Klöppeln befestigt ist. Der geringste Wellenschlag wiegt die Tonne auf und nieder und setzt auch die Klöppel in Bewegung, wodurch bei stillem Wetter die Fischer und Schiffer auch zur Nacht zeit durch leise« Klingen auf die drohende Gefahr durch Sandbänke aufmerksam gemacht werden Selbst den wütendsten Sturm übertönt der Schall der durch die Wellen mißhandelten Glocke Diese Läuteboje schlug wüh. rend des jüngsten Sturmes von Anker und unternahm einen musikalischen Streifzug über die Zuidersee, wo bald unter den Schiffern die Sage von unteraegangenen Dör fern, deren Kirchenglocken man bei stiller Nacht vernehmen könne, wieder lebendig wurde Endlich strandete die Boje im Norden Friesland« bei der St Jacobi-Parochie Dort vermochte niemand daS klingende Rätsel zu lösen Tag und Nacht läutete die unsichtbare Glocke. Da fanden end lich spielende Knaben das rätselhafte Seeungeheuer und brachten e« in daS Dorf, von wo au« eS wieder an den alten Ankerplatz gebracht wurde. * Nach einer Mittheilung des „Wiener Extrablattes" nimmt eine in Serajewo herrschende Typhusepidemie sehr bedenkliche Ausdehnung an. Auch in Konstantinopel sollen bereits mehrere hundert Erkrankungen an Typhus unter der Civil- und Militärbevölkeruna vorgekommen sein * Nach einer Meldung des „Reuterschen BureauS" aus Perth (Australien) soll in Nullangane (Nordwest- Australien) ein großes Diamantenlager entdeckt worden sein. * Eine Fälscherbande, welche sich gewerbsmäßig mit der Anfertigung und Verwertung amtlicher Zeug nisse befaßte, wurde vorgestern in München in den Per sonen eines Handlungsgehilfen aus Ostpreußen, eines Kaufmanns aus Preßburg, eines Kaufmanns aus Gaya in Mähren und eines Handlungsgehilfen aus der Gegend von Pettau in Steyermark ermittelt und verhaftet. Bei der Haussuchung wurde eine beträchtliche Menge von falschen Papieren in- und ausländischer Behörden und anderen Papieren sowie ausgeschnittenen Siegeln beschlagnahmt * Ein internationaler Post- und Telegraphen- Kongreß wird in Budapest am 16. Juni d.J. zusammen treten und dürfte 6 Wochen währen. An dem Kongreß werden etwa 130 ausländische Fachleute teilnehmen, za deren Ehren verschiedene Festlichkeiten veranstaltet werden sollen. * Aus Neapel wird gemeldet. Heftige Stürme herrschen an der Küste Vor Ischia kenterten 2 Boote, 1 Jacht und 1 griechischer Postdampfer, deßen Mannschaft zur Hälfte ertrunken fein soll * In Genf beschädigte orkanartiger Sturm ver schiedene Gebäude der Landesausstellung Zwei Personen wurden verwundet und eine getötet. Die Schiffahrt auf dem Genfer See und der Verkehr auf den gänzlich ver eisten Straßenbahnen längs des Sees sind eingestellt. Der Sturm riß Lastwagen um und Schornsteine von den Häusern. Der Verkehr für Fußgänger auf der Mont blanc Brücke war zeitweise ganz unmöglich * Bei Las Casetas unweit Saragossa stießen gestern 2 Personenzüge zusammen; 2 Personen wurden getötet und 10 verwundet * Ein kleiner Berliner Praktikus. Lehrer: „Karl sage mir die Namen der Apostel!" — Karl: „Ruben, Simon, Levi -" Lehrer: „Falsch! Selig, was meint Karl damit?" — Selig: „Das sind die Rechtsanwälte beim Land gericht I!" („Vaterland") Statistik un- Volkswirtschaft. * Die Vertreter der Rheinisch-Westfälischen Stab- eisen-Jndustrie beschlossen, der „Rhein -Wests Ztg" zufolge, einstimmig eine Preiserhöhung um 2 Mark pro Tonne Die Engrospreise für Flußcisen wurden auf 105 M., für Schweißeisen aus HO M festgesetzt. Der Vorschlag, betreffend Ausführung von Vorarbeiten zur Bildung eines Syndikat-, wurde angenommen. Die Beschäftigung ist allgemein eine sehr gute. * Wie verlautet, beruft die mit der „Leipziger Bank" iu Verbindung stehende „Leipziger Hypotheken-Bank" eine außerordentliche Generalversammlung ein, behufs wesent licher Vergrößerung der Aktiengesellschaft. Die Erhöhung des Aktienkapitals bis auf Sv Millionen Mark soll schrittweise, ent sprechend dem Wachsen des Pfandbrief-Umlaufes, erfolgen * Die Tarnowitzer Gesellschaft für Bergbau und Eifenhüttenbetrieb, welche vor kurzem den mißlungenen Verfuch machte, eine Anleihe mit Hilfe der Rheinisch-Westfälischen Bank auszunehmen, hat endlich ihre Bilanz vom so Juni 1895 veröffentlicht. Dieselbe bestätigt, daß der Betrieb wieder mit erheblichem Verlust abschloß Der aus der Reduktion des Aktienkapitals resultierende Gewinn stellt sich aus 448 20« M Hiervon werden die Verluste aus dem Betriebe für 1894/95 in Höhe von 84 SOS M gedeckt, ferner werden zu Abschreibungen 100 vvo M benutzt und 263 8oO M aus Spezialreservekonto 2 übertragen Ein die Bilanz erläuternder Geschäftsbericht ist bisher nicht bekannt geworden. * In Berlin sprach man in den letzten Tagan vielfach von neuen Geschäften der Banken Die „Nat Ztg." glaubt, daß diefe Gefchäste sich lediglich auf die bevorstehende Emifsion der Aktien der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen beziehen Das Kapital dieser Gesellschaft beträgt »0 Millionen und an der Gründung derselben sind bekanntlich die Diskonto gesrllschast, Dresdner Bank, Darmstädter Bank, S. Bleichröder, Born u. Buffe beteiligt. Der Abschluß für da- erste Jahr soll, wie wir Hören, sehr günstig ausgefallen sein * Nach einem vorläufigen Ausweise hat die land wirt schaftliche FeuerversichcrungSgenossenschaft im König reiche Sachsen zu Dresden im Jahre 1895 10SK7 neue Policen über 69 626 642 M Versicherungssumme ausgestellt Die GesamtversicherungSsumme betrug nach Abzug der erloschenen Policen am Jahresschlüße 474500164 M gegen 446471 1S8M im Vorjahre An Prämie und Gebühren wurden 758 803,37 M vereinnahmt, dagegen 43 665,50 M für Freijahre erlaßen. Die mit 270 424,63 M übernommene Prämienreserve erhöhte sich aus 285 245,51 M. Hinsichtlich der zu vergütenden Schäden war da- Jahr 1895 für alle Gesellschaften ernS der verlustreichsten Auch die Genossenschaft hatte nach Abzug de- Anteil- der Rück Versicherungsgesellschaften 331379,39 M für Schäden zu ver güten. Die Rückversicherung-Prämie belief sich nach Abzug der Vorauszahlungen und Provisionen aus 249 502,65 M., während die Verwaltung-- und Druckkostcn 59 872,96 M. gegen 59 680,62 M. im Vorjahre, betrugen. Die Beiträge zu den Feuerlüschgerät schäften stiegen von 10 620,42 M auf 12 062,25 M Der Rein gewinn, einfchlieblich dtr FondScrlrägniffe, stellt sich aus 76 963,91M Da- Gesamtvermögen der Genossenschaft erhöhte sich von 1 145 552 M. aus 1231 436,40 M Vorbehältlich der gustimm ung der Generalversammlung kann den berechtigten Versicherten aus da- Jahr 1895 wiederum eine Dividende von 15 Proz. in Au-sicht gestellt werden. * Dem Vernehmen Wich liegt eS in der Absicht der Ver waliung der Allgemeinen deutschen Kletnbahngesell- schast, in allernächster Zeit außer an verschiedenen anderen deutschen Börsenplätzen auch in Dre«den einen Betrag von 4 Mill. M 4proz, mit 102 Proz rückzahlbarer, mit den älteren gleichberechtigten Oblgationen zum Kurse von 102 Proz zur Zeichnung aufzulegen und an der Börse einzuführrn In Berlin Ist der betreffende Prospekt bereit« genehmigt worden.
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