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Dresdner Journal : 20.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-20
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1896
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vezu««-retS: Hür Drc«dcn viertcliährftch 2 Mark dOPs, bci den Kaifrr- tich deutschen Poslanstattcn dicrteljährlich »Mart; außer- halb de» Deutschen Reiche» Post- und Etempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Däglich mit Ausnahme d« Sonn - und Feiertage abend«. Scrnspr.-«»schlnß:«r.L»»^ Vres-ner Zourml. E«ka»«M>«»v»tbt,re«r Für den Raum einer gespal tenen Zeile Nriner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Hcransgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. »0. Grrnfpr.-Anfchluß:Nr1»»», Skreditierung i des Paters Bersolgung „Sächsischen hts zu thun ue das gern, nert im Erz- lndwirtschast- n mit Stolz demokratische oolle er fest- einmal per- träsidenten haben, wenn I sie so un- r nur sagen, - Redner — > dätte er viel rde Aus die i er nur des- >gen von dem Wie damit liemand etwas volle, das sei >e Partei von t. ad mehr zum hlossen. zu niemand mister Metzsch r Stelle zur Kassenmitteln üssen. 1, der der genommen, st, daß die einer Erb- worden sei hr.) ^15. Montag, den 20. Januar, abends. 1896. Amtlicher Teil. Trtsde», 19. Januar. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Alexander von Preußen am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche vom 20. bis mit 26. d. Mts. angelegt. Dresden, 20. Januar. Se. Majestät der König haben den zum k. und k. österreichisch-ungarischen außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Königlichen Hofe ernannten Kämmerer Grafen Lützow zu Drei-Lützow und Seedorf behufs Entgegennahme seines Beglaubigungsschreiben- Heute im hiesigen Königlichen Residenzschlosse in Partikularaudienz zu empfangen geruht. l-rueuumtgen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Der Rechtsanwalt 0r zur. Paul Hothorn in Leipzig ist zum Notar für Alt-Leipzig aus so lange Zeit, als er dort seine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariatsordnung vom b. September 1892 ernannt worden. Der Rechtsanwalt Floren» Protze in Leipzig ist zum Notar siir Alt-Leipzig auf so lange Zeit, als er dort seine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariats ordnung vom 5. September 1892 ernannt worden. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Ostern 1896 die neugegründete fünfte ständige Lehrerstellc an der Schule zu Oberreichenbach Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts. Einkommen: IOOO M Stcllengehalt und freie Wohnung für Unverheiratete, bezieh 210 M Wohnungsentschädigung für Verheiratete. Gesuche sind bis zum 8. Februar an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Seltmann in Plauen i. V. einzu reichen. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherische» LandtStonsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Pfarramt zu Ottendorf (Pirna) — Klasse III — Collator: Oberstlieutcnant von Carlowitz in Frei berg; das Pfarramt zu Nafsau (Dippoldiswalde- — voraus sichtlich Klasse III — Collator: das evangelisch-lutherische Landes- consistorium. Dagegen wmden an gestellt beziehentlich befördert: Richard Albert Chalybäus, Prcdigtamtscandidat, als Hilfs- geistlicher in Pieschen (Dresden il); Carl Max Klötzer, 2. Tiaconus in Großenhain, als Pfarrer in Lenz mit Wantc Witz (Großenhain); Friedrich Richard Immanuel Müller, Tiaconus in Gablenz, als Pfarrer in Oberschlema (Schneeberg); Eriist Gustav Richard Städter, Hilfsgcistlicher au St Petri in Bautzen, als 2. DiacouuS daselbst (Oberlausitz). nichtamtlicher Leit. Tie Feier les 18. Januar ist in erhebendster Weise und, soweit wenigstens bis jetzt erkennbar, ohne jeden störenden Zwischen fall verlaufen. Es hat kaum einen Ort im Reiche gegeben, dessen Einwohner sich nicht bei sinnigen Feiern zusammengefunden hätten, nm in dank barer Erinnerung sich in die große Zeit vor 25 Jahren zurückführen zu lassen und zu geloben, auch in Zukunst nach Kräften zu wirken für des Reiches Macht und Herrlichkeit. Auch im Auslande, wo immer nur deutsche Söhne in größerer Zahl zusammen leben, hat man des Vaterlandes gedacht und sich zu ihm in Treue bekannt. Eines näheren Eingehens auf die einzelnen Fest feiern bedarf es nicht, die Fülle des Stoffes verbietet ja auch ein solches von selbst. Es genügt die Fest stellung, von welchem Geiste alle Feiern durchweht ge wesen sind. Und wohin noch am Festtage die Worte gedrungen sind, mit denen Se. Majestät der Kaiser der Be deutung des Tages in Gegenwart der berufenen Ver ¬ treter des deutschen Volkes gedacht hat, da haben sie der Festfreude zu neuem Aufschwung verhalfen. Un vergeßliche Worte hat der Kaiser zu den deutschen Völkern, ja zu der ganzen Welt gesprochen. Darüber sind alle einig, die nicht zu den geschworenen Feinden des Reiches gehören. Die wichtigeren Nachrichten über den Verlauf der Jubelfeier, vor allem über die Feierlichkeiten im Schloß, konnten wir schon am Sonnabend veröffent lichen. Heute sei noch das Nachstehende mitgetheilt: Schon am frühen Morgen des Festtages begab sich Se Majestät der Kaiser nach Charlottenburg, legte am Sarge Kaiser Wilhelms l. im dortigen Mausoleum einen kostbaren Kranz nieder, verweilte daselbst einige Zeit in stiller Andacht und kehrte dann nach dem Berliner Schlöffe zurück Im Schloß- Hofe begrüßte Se. Majestät mit kurzen, beziehung-reichen Worten die Leibeompagnie des 1. Garde Regiments z F., welche darauf zum Palais Kaiser Wilhelms 1 abrücktc. — Über die Parade vor Sr. Majestät dem Kaiser be richtet die „Kreuzzeitung": ... Immer gewaltiger war der Zu strom des Publikums angewachsen, um gemäß den mit dankbar begrüßtem Wohlwollen thunlich beschränkten polizeilichen Ab sperrungen Stellung zu nehmen In der Nähe de» Schlosse- war dcr Lustgarten natürlich abgesperrt, ebenso die Schloß- freiheit. Doch war dem Publikum gestattet, sofern es vor dem Beginne der Sperre ani Platze war, dort zu verweilen, insonder heit „Unter den Linden". Tie am Opernplatze (nahe dem Palais der Kaiserin Friedrich) errichtete Zuschaucrtribüne war gänzlich besetzt. Mit stolzer Freude begrüßte man da» Ab bringen der Fahnen und Standarten aus dem Palais des Heim gegangenen Kaisers Wilhelm nach dem Schlosse zur dortige» Erinnerungsseier. Schon von V.ll Uhr an ertönte aus allen Himmels richtungen dieMarjchmusikderheranrückendenBcrlinerRegimenter, welche dann, als sie in die Paradeausstellung einrückten, ein überaus fesselndes Bild darboten. Die Parade — ohne Rekruten — fand Unter den Linden bez. im Lustgarten statt. Die Truppen erschienen im Parade anzug mit ungezogenen grauen bez. schwarzen Mänteln, Fuß- truppen mit Hosen in den Stiefeln; Leibeompagnie Ersten Garderegiments z F. und Regiment Kaiser Alexander in Grenadiermützen; alles zu Fuß. Tie Parade befehligte der Generallieulcnant v. Bomsdorif, Kommandeur der 2 Garde-Infanterie-Division, Gcneralstabs- offizier v. Pritzelwitz (beide zu Pserde). Die Paradeaufstellung erfolgte Unter den Linden, rechter Flügel aus der Schloßbrücke, südliches Treffen mit dem linken Flügel bis zur Chariottenstraße, nördliches Treffen gegen über mit dem linken Flügel am Zeughause. Der Anblick der Paradeausstellung war rin imponierender Die bei der Parade nicht eingctretrncn Offiziere hatten vor dem Zeughause ihre Ausstellung Ter Kommandant von Berlin, Generalmajor v Natzmer, leitete dort die Aufstellung Es war etwa 10 Minuten vor 12 Uhr, als Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold vom Schlosse her erschien. Bald darauf ertönten die militärischen Klänge der „Wacht am Rhein", und unter Voraustritt des kommandierenden General; des Gardecorps General der Infanterie v. Winterfeld wurden die Standarten ron dcr Garde-Kürassier-Echwadron und daraus — immer regiment-weise — die Fahnen von der Leibeompagnie des 1. Gardercgiments z. F. angebracht; sic nahmen bei ihren Truppenteilen gemäß dcr Paradcordre Stellung. Kurz vor 12'^ Uhr criöntcn Kommandorufe zum Präsen tieren, die Fahnen senkten sich: Se. Majestät der Kaiser, dcr oberste Kriegsherr erschien. Der Kaiser, der (wie an dcr Scha bracke erkenntlich) die Uniform dcS GardckürassierregimentS unter dem grauen mit Pelzkragen versehenen Paletot trug, ritt einen prachtvollen Rappen. Sr. Majestät voraus ritten zwei Adjutanten, neben dem Kaiser General v. Winterfeld, dann die Gencral- adjutanten General der Infanterie v. Hahnke und Gcncral- licutenant v Plessen, hierauf zwei Flügeladjutanten vom Dienst. DaS Publikum begrüßte den Kaiser mit lebhaften Grüßen. Beim Erscheinen Sr. Majestät wurden die Honneurs zuerst im ganzen, dann brigadeweise ausgeführt Nach dem Abreiten der Fronten ritt der Kaiser, während die Truppen „Gewehr über" stille standen, zum Schlosse zurück Das Publikum brach in stürmische Hochrufe aus. Ter Kaiser nahm — während die Kaiserin und die anderen erlauchten Fürstlichen Damen von den Schloßfenstcrn aus dem Vorbeimärsche beiwohnten, — vor Portal 4 Stellung. Als der Kaiser die Schloßbrücke passiert hatte, erfolgte die Formierung zum Parademarsch; die Leibeompagnie schwenkte rechts ab, die übrigen Truppe» rückten selbständig allmählich nach; die Feldzeichen bei den Regimentern. ES fand ein einmaliger Vor beimarsch vor dem Schloß, Richtung zur Kaiser Wilhelmsbrücke, statt, und zwar: Fußtruppen in Compagniekolonnen, Kavallerie in halben ESkadronS (zweite Häl'te mit Zugabstand), Ariiller:: und Train in Zügen (mit halbem Abstand) Vor der Leibcompagnie ersten Garderegiments z F. bez den auswärtigen Fahnen marschierte der Oberst und Flügel adjutant v Kessel, Kommandeur des ersten Earderegiment- z F , vor dcni Gardekürassicrregimcnt die auswärtigen Stand ¬ arten. — Beim Vorbeimarsch folgten die Brigaden aus 80, die Regimenter u s w. auf 40 Schritt. Bei den Fußtruppen mar- schierten die Regiments- u. s w Kommandeure vor den Spiel- leuten, die Fahnen in einem Glied 10 Schritt vor dem Bataillon, die Stanka,len entsprechend vor der Mitte ihres Truppenteils. Die Spielleute des ersten Garderegiments z. F. schlugen die sämtlichen Fußtruppendurch. Rach dem Vorbeimarsch rückten die Druppen, mit Ausnahme der Leibcompagnie ersten Garderegi ments z. F. und der StandarteneSkadron des Gardekürassier regiments, welche vor der Schloßapotheke Aufstellung nahmen, unmittelbar über die Kaiser WilhelmSbrücke nach ihren Quar tieren ab. Sämtliche Fahnen und Standarten begaben sich nach dem Vorbeimarsch vor die Kaiser WilhelmSbrücke, und wurden nach Beendigung der Parade von hier auS durch dir Leibcompagnie ersten Garderegiments z. F und die StandarteneSkadron des Gardekürassierregiments nach dem König!. Schlöffe abgebracht. — Mittags um 1 Uhr wurde nach der Parade von dem Kaiser die Deputation der Berliner Studentenschaft em pfangen. Die Deputation bestand auS dem Vertreter der Burschenschaft Germania (8. V. 0.) stuck, zur. Pierau, dem Vertreter des akademischen Gesangvereins stuck, zur. Student, dem Vertreter des Akademischen Turnvereins Berlin onnck. meü Pfeiffer, dem Vertreter der Landsmannschaft Palaiomarchia (8 l- 0.) stuck meck. Knackstedt und dem Vertreter deS Akade misch-Theologischen Verein- stuck, tdeol Fischer Nach Vor stellung der Mitglieder der Deputation durch den Vorsitzenden wurde demselben die Erlaubnis erteilt, die Adresse der Studenten schaft zu verlesen. Nach Anhörung derselben führte der Kaiser ungefähr folgendes auS: „Meine Herren, ich danke Ihnen für dir Bezeugung des Idealismus, den Sie als Vertreter der aka demischen Jugend durch die soeben gehörten Worte gezeigt haben. Meine Herren, Sie sind im Begriff in das öffentliche Leven hinaus- zuireten, bewahren Sic sich diesen Idealismus auch fernerhin, denn cs gicbt gerade heutzutage imBolke Mächte, die diesen Idealismus dem Volke rauben wollen Helfen Sie mir die ideellen Güter dem Volke zu erhalten, die im Jahre 1813 unser Volk begeisterten und die im Jahre 1870 ihre Wirkung thaten Wenn Sie in diesem Geiste in Ihrem öffentlichen Amte wirken werden, so weiden Sie mir helfen, den ich rechne aus Ihre Hilfe." Danach er kundigte sich der Kaiser nach der Heimat der einzelnen Ver treter und gab ihnen einzeln die Hand. Rach der Be sichtigung dcr Adresse cntließ dcr Kaiser huldvoll die Deputation — Tas Bankett, welches am Sonnabend abend um 7 Uhr im Königlichen Schlosse stattfand, verlief in glänzendstcr Weise Aufgelegt waren gegen 600 Eedccke Für die Gäste des Kaiscrpaares waren die Tafeln außer nn Weifen Saale auch in der Weißen Caalgaleiie, ini Neuen Königinnen zimmer, im Marinesaal, im Elisabclhsoal, in ter Braun- fchweigiichen Galerie und im Ausbau der Bildergalerie ge dickt Tie Taseln trugen die kcstbarcn Tafelaufsätze und dos herrliche Sillergerät des Hofes und waren mit einer Fülle vcn wunderbaren Blumenarrangements geziert, unter denen weiße nnd rote Kamelien, Rosen in verschiedenen Farben, Amaryllis, Maiglöckchen u. f. w zahlreichst vertreten waren. Prächtige Fruchtlörbe und Bonbonnieren waren zwischen den Blumen arrangements placiert, und außerdem waren aus frischem Grün und natürlichen Blume» sehr geschmackvolle Arabesken hcrge- stcllt, die den wohlgefälligen Eindruck dcs Ganzen erhöhten. Nachdem die geladenen Gäste sich g<°gen 6^, Uhr in den festlich erleuchteten Sälen versammelt hatten, trat präzis 7 Uhr der Hof unter dem üblichen Vortritt m den Weißen Saal ein. Ter Kaiser führte die Kaiserin Friedrich, Prinz Al brecht von Preußen die Kaiserin. Nachdem Se Majestät der Kaiser die Herren, welche ihm gegenüber placiert waren, durch Verneigen begrüßt hatte, nahmAllcrhöchstdeifelbe zwischen den beiden Kaiserinnen Platz, zurRcchtcn der Kaiserin und.Königin, rind zurLinktii der Kaiserin Friedrich Ter Kaiserin zur Linken saßen zunächst Prinz Friedrich Leopold, dann die Oberhofmcifterin Fürstin v Hatzseldt, Prinz Joachim Albrecht, die Hofdame Frl v. Gersdorff und der Erbprinz von Sachsen-Koburg und Gotha Ter Kaiserin Friedrich zur Rechten hatte Prinz Albrecht von Preußen Platz genommen Demselben folgten: die Lber- hofmeifterin Gräfin von Brockdorff, Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Hofdame Gräfin v Keller, Erbgroßherzog von Sachsen, Hofdame Gräfin v Bassewitz, Landgraf von Hessen rc. Dem Kaiser gegenüber faß ter Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe; diesem zur Rechten der bayerische Staatsministcr Frhr v Crailsheim, dem der würltembcrgischc Staatsministcr Frhr o Mittnacht folgte. Links vom Reichskanzler hatten der sächsische Staatsminister v. Metzsch, dann der Staats minister vr. v. Bötticher und diesem zur Linken der badische Staatsministcr v. Brauer ihre Plätze Der Kaiser trug die Uniform dcs ersten Garderegiments zu Fuß mit dem Bande und dcr Kette des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Während der Tafel trank der Raijer mehreren ihm gegenübcrsitzendcn Herren, darunter besonders dem StaatS- minister Delbrück zu. Nach dem Braten erhob sich dcr Kaiser zu folgendem Trinkspruche: Der heutige Tag, ein Tag dankbaren Rückblickes, wie das ganze Jahr in allen feinen Feiern, ist eine einzige große Daniesseicr und Gedenkfeier für die hochfeligcn großen Kaiser. Über dem heutigen Tage ruht der Segen, schwebt dcr Geist dessen, der in Charlottenburg, und dessen, der in der Friedens kirche gebettet ist Was Unsere Väter erhofften, wa» die deutsche Jugend träumend gesungen und gewünscht hat, Ihnen, den beiden Kaisern, ist cs vergönnt gewesen, da- deutsche Reich mit den Fürsten sich zu erkämpfen und wieder- herzustcllen. Wir dürfen dankbar die Vorteile genießen; wir dürfen Uns des heutigen Tages freuen. Damit geht auf uns jedoch die ernste Pflicht über, auch das zu erhalten, was die hohen Herren uns erkämpft haben. Aus dem Deutschen Reiche ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deut sches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ocean. Nach Taufenden von Millionen beziffern sich die Werte, die Deutschland auf der See fahren hat. An Sie, Meine Herren, tritt die ernste Pflicht heran, Mir zu Helsen, dieses größere deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern. Das Gelöbnis, das Ich heute vor Ihnen ablegte, es kann nur Wahrheit werden, wenn Ihre, von einheitlichem patriotischen Geiste beseelte, vollste Unterstützung Mir zu teil wird. Mit diesem Wunsche, daß Sie in vollster Einigkeit Mir helfen wer den, Meine Pflicht nicht nur Meinen engeren Landsleuten, sondern auch den vielen Tausenden von Landsleuten im Auslande gegenüber zu erfüllen, das heißt, daß Ich sie schützen kann, wenn Ich muß, und mit der Mahnung, die an uns alle geht: „Was Tu er.rbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen", erhebe Ich Mein Glas auf unser geliebtes deutsches Vaterland und rufe: Tas Teutschc Reich hoch! — und nochmals hoch! und zum dritten Male hoch! Nach Aushebung der Tasel hielten der Kaiser und die Kaiserin in einem der Nebensäle noch einen kurzen Cercle Der Kaffee wurde in den Nebcnräumen eingenommen. Tie Abfahrt der Teilnehmer an dem Bankett begann gegen 9 Uhr uud war gegen 10 Uhr beendet Bei jeden, Platze der Teilnehmer am Festmahle lag im blauen Kouvert das Facsimile derOrrginaldepefche weiland Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I an die Königin Augusta in Berlin aus Varenncs, welche bekanntlich folgendermaßen lautete: „Ter Königin Augusta in Beilin. Aus dem Schlacht- fclde vor Sedan 1. 9. 70. 7>^ Uhr. Tie französische Armee ist in Sedan eingcschlossen und der Kaiser Napoleon hat mir seinen Tegen angeboren. Ich habe ihn angenommen und verlange die Kapitulation der Armee als Kriegsgesangene. Gott hat uns sichtlich gesegnet! Wilhelm " — Tas Menu der Tafel, welches oben das Bild von Werners „TicKaiferproklamation in Vcrsaillcs"zierte, war das folgende: Pommersche Suppe, gedämpfte Seezungen mit Austern, Rehrücken garniert, gelrüffclte Hühnerbrüste, Hummer in Gallert, Wachteln, Früchte, Salat, Artischocken mit Mark, Macronen-Sahnenspeife, KSfestangen und Nachtisch. — Das Mufikprogramm war folgendes: Hohenzollern- Triumphmarsch von Kosleck, Ouvertüre „Athalia" von Mendels sohn, Krönungsmarfch von Lux, a) Präludium von Bach, d) Largo von Händel, Lalos Oaosari, oosbro l-uilelmo von Voigt, Pariser Einzugsmarsch, Siegeshymr.u- komponiert von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen, de« König» Grenadiere von Meyer, deutsche Phantasie von Krug, unter dem Sicgesbanner, Marsch von Bio», die Kaiserwacht, Lied von Göllerich, kankars ckes euirasslers von Morley und Armeemarfch Nr. 113. — Um 7 Uhr abends prangte die Reichshauptstadt bereits im Lichterfchmuck. Sämtliche öffentlichen Gebäude waren illuminiert, in den lebhafteren Straßen war kein Haus ohne Lichterfchmuck und in den Nebenstraßen halten sich nur wenige Häuser von dcr Illumination ausgeschlossen. Tas elektrische Licht dominierte vorwiegend bei den Geschäftshäusern; in un zähligen Variationen und Farben war es angebracht, hier in Gestalt von Sternen, dort in Gestalt von Kronen, Guirlanden oder phantastischen Windungen. Ganz Berlin war aus den Beinen, trotz des unfreundlichen Wetters. In den Straßen war ein Vorwärtskommcn kaum möglich; das Trängen und Stoßen war bei den Übergängen der Straßen geradezu lebens gefährlich Tagosgeschichte. Dresden, 20. Januar. Ihre Majestäten derKönig und die Königin, sowie Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hause- wohnten am gestrigen Sonntage dem Vormittags- Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchenbesuche erteilten Ihre Majestäten im Königl Residenzschlosse Audienzen. Nachmittags um 5» Uhr nahmen die Allerhöchsten Herrschaften an der Familientafel bei Sr. Königl. Kunst nnd Wissenschaft. In den Königl. Hoftheatern sanden am Sonnabend anläßlich dcs großen nationalen Erinnerungstages Festvorstellungen statt. Im Königl. Hoftheater der Altstadt wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, die Prinzen Friedrich August und Johann Georg mit Ihren Durchlauchtigsten Gemahlinnen und die Prinzessin Mathilde in der großen Festloge der Vorstellung bei. Letztere wurde nach einem kurzen Lrgel- vorspiel durch einen von Hrn. Ur. Koppel-Ellfeld ver faßten und von Frl. Ulrich schwungvoll vorgetragencn Prolog eröffnet, welcher am Schluff: huldigend des Siegers bei Beaumont und drS Prinzen Georg ge dachte und in einem Hoch aus Se. Majestät den König ausklang, worin da» zahlreich anwesende Publikum jubelnd einstimmte. Nachdem sodann von der Königl Kapelle die Cachsenhymne gespielt worden war, die von den Anwesenden stehend angehört wurde, begann das Vorspiel zu „Lohen- grin" ui d eS folgte die Aufführung des ersten Aktes dieser Oper in der bekannten ausgezeichneten Besetzung. Im Königl. Hoftheater in der Neustadt ging der Dmftcllung von Heinrich v. Kleists großem Drama „Die He.m inn-schlacht" eine Art scenischer Prolog (der bescheiden nur al» einleitende Worte bezeichnet worden war) vorauf. Thu-nrlda, die Heldin de» Stücke« (Frl. Salbach) hat einen Traum, in dem sic eine Krone auf da» Haupt Armin» herabschweben sieht und dic künftige Herrlichkeit de» Reich», de» alten und de» nsu erstandenen weiffagk. Ihre volle Bedeutung erhält diese Vision erst im Bezug zum Drama, das, in dem verhängnisvollen Jahrzehnt am Anfang dcS Jahrhunderts gedichtet, in seiner Zuversicht auf den Sieg und die Emporrichtung Deutschlands pro phetisch für die Verheißung der Befreiungskriege, wie für die Erfüllung der großen Zeit von 1870 und I87l ge worden ist. Die Wahl der „Hermannsschlacht" just für diesen Abend war daher eine völlig glückliche, die auf den Festtag zu beziehenden Stellen schlugen wuchtiger, wirksamer an das Lhr der Hörer und wurden mit stärkerem Anteil als sonst ausgenommen Die Darstellung der „Hermanns schlacht" ist im vorigen Winter eingehend gewürdigt worden und einige Neubesetzungen von kleineren Rollen (Hr. Holt haus hat die Rolle des römischen Feldherr« Septimius Nerva, Hr. Deutsch an Stelle deS Hrn. Jaffv den Bärenwärter Ehilderich übernommen) ändern an ihrem Gesamtcharaktcr nicht»; cs läßt sich hoffen, daß da» große vaterländische Schauspiel dein Epielplan dauernd gewonnen sein wird K. Hvfthcater. — Neustadt. — Am 19. Januar: „Wallenstein» Tod", Trauerspiel in sechs Akten von Schiller. Tie ConntagS -Vorstcllung von „Wallensteins Tod" hatte die stärkste Anziehungskraft ausgeübt, das Hau» war vollbesetzt und das Publikum in der Stimm ung, antcilsvoll und rasch bewegt zu lauschen E« herrschte jene glücklichste Theaterstimmung, in der da» Altbekannte in ein neue« Licht tritt, Empfänglichkeit und Spannung sich unbewußt vertiefen, der Beifall einen andern Klang al« den müo gewohnheittmäßigen erhält, die Zuschauer in den Pausen wieder einmal vom dar- gestellten Drama und der Auffassung einzelner Rollen reden, anstatt Börsenneuigkeiten und Kochrezepte zu tauschen Tie Theaterleitung und Regie mögen daraus dic Zuversicht schöpfen, daß cS sich, wenn nicht immer doch oft lohnt, den älteren, längst zum eisernen Bestand der Bühne gehörenden Schöpfungen höchste Sorgfalt und immer neuen Fleiß zu widmen. Tie Wirkung von „Wallensteins Tod" übertraf in dem Maße dic Wirk ung dcr Ausführung dcr „Piccolomini", als sich der letzte Teil der Trilogie an rascher Steigerung dcr Handlung und tragischer Wucht der Katastrophe über den grundlegenden ersten und zweiten Teil erhebt. Die subjektive Besonderheit des Schillerschen drama- tischcn Schaffen», die Toppclnatur jeder Tragödie der Reiseperiode des Dichters bringt e» mit sich, daß in dcr Darstellung de« Ganzen wie jeder einzelnen Gestalt bald dic realistisch charakteristische Seite, bald die rhe torisch verallgemeinernde (dic nach Schillers Über ¬ zeugung Weihe und Würde dcr tragischen Kunst erhöht) hcrvorgckrhrt, die eine Seite mit der andern vcrdcckt werden kann. Sich hier im völligen dem idealen Dichter vorschwcbenden Gleichgewicht zu halten, gehört zu den höchsten, selten erworbenen Preiscn dcr Schauspielkunst. Und sicher ist um so weniger dagegen zu erinnern, daß in der Darstellung Cchillerscher Dramen da» erstgenannte Element einmal stark vorschlägt, al» der ganze Zug unserer Zeit dem Charakteristischen der Wirklich keit zugewandt ist. Tritt e« überzeugend zu Tage, welche Fülle realer Weltschildcrung und Mcnschcnerkenntni» in den idealistischen Dramen dcS Dichters lebt, so wird wohl auch der Augenblick wieder kommen, in dem man da» Pathos und die Sentenz wenigsten» nicht mehr auf rin Unvermögen Schiller» zurückführt. Im Falle de» Wallenstein-Drama» und der Wallenstein- Elestalt sicht die Sache so, daß einerseits die Trilogie in der That einen wahren Reichtum realistischer Züge in sich schließt und daß anderseits die klarere historische Erkenntnis des charakteristischen Emporkömmlings des dreißigjährigen Krieges zur schärfsten Betonung der Wirklichkeit drängt. Der Wallenstein des Hrn Holthaus ist ganz und gar von dem Verlangen beseelt, in dem Charakter des Feld herrn die schlimmen Elemente des rücksichtslosen Ehrgeizes und MachtrerlangenS, der kalten Menschenverachtung, des Genusses der eigenen Überlegenheit zur entscheidenden Wirkung zu bringen. Dcr Darsteller wälzt gleichsam die größere Hälfte dcr Schuld von den „unglückseligen Ge stirnen" auf die Natur und den Willen dcs Herzogs von Friedland zurück, er läßt die Anwandlungen der Weichheit, der Güte, dcr gcmütvollcn Erinnerung wie einen un geheuren Selbstbetrug Wallensteins erscheinen Und sage ja keiner, solche Selbsttäuschung stimme nicht zum Bild de» gewaltthätigen harten Abenteurer«, man braucht sich nur zu erinnern, wie der erste Napoleon war und wie er zu scheinen wünschte, wie er sich und andere belog, um zuzu- geben, daß diese Auffassung Wallenstein» ihr gutes Recht hat. Das aber ist klar, daß c» bei der Anlage und dem Wachsen der höchst interessanten Verkörperung de» Wallen stein durch Hrn. Holthaus innerhalb der Schillerschen Dichtung ohne ein starke« Maß von Reflexion nicht ab- aehcn kann Während einzelne Höhepunkte dcr Darstellung, so die große Scene mit Jllo und Terzky, in der die Wiedergabe de» Traum» von Lützen in ergreifender Macht hcrvortrat, so die Verhandlung mit den Pappenheimschen Kürassieren, so da» Aufflammrn de» langgewohnten Macht- bewußlseins am Schluffe dc« vierten Akte« in vollem freiem Fluß gelangen und wirkten, behielten andere etwa» Musivische« Auch scheint der Künstler mit seinem Organ zu kämpfen und diesem stellenwei« den für den Charakter
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