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Dresdner Journal : 14.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-14
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1896
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Kunst und Wissenschaft. Konzert. Der vierte Kammermusikabend deS Rappoldi» Quartetts, welcher gestern in Anwesenheit Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde vor einem zahlreichen Publikum im Musenhause stattfand, brachte zwischen zwei klassischen Meisterstücken ein bekanntes modernes Werk, Cösar Francks Klaviertrio kis-woll (op I, Nr. 1). Wir haben dasselbe zuletzt im Tonkünstlcrvercin gehört und brauchen heute nur kurz zu wiederholen, daß es eine melodisch ausdrucksvolle, m»t Phantasie und Geist in großem Zuge gestaltete Komposition darstellt, welche für ein op. 1 eine erstaunliche Beherrschung aller Satz- mittel zeigt und bei der man auch den Jugendüberschwang im unökonomischen Schlußsätze gern hinnimmt. Frau Rappoldi, die den ungewöhnlich schwierigen Klavierpart spielte, hat den großen Stil de« Vortrags, welchen diese leiden schaftlich dahinstürmende, im Scherzo bis zum Phantastisch- Dämonischen gesteigerte Musik verlangt. Während der Geiger und der Cellist mehr im ersten Satz, der übrigens nickt bloS in seinem GesangSthema (kis-ckur) deutsch-romantische Tonelemente aufweist, den Vordergrund behaupten konnten, dominierte die Pianistin im Schluß-Allegro mit einer technischen Bravour (nicht nur in der Qktavenstelle) und einem geistigen Schwung des Vortrags, die zu grandioser Wirkung führten E« entstand hier jener außerordentliche Genuß, der meisthin nur da herautzspringt, wo die Indi vidualität de» Nachschaffenden sich völlig mit dem Wesen de» Kunstwerk» deckt, wo letztere» alle Lebensgeister de» Ausführenden in Bewegung setzt und erhält Die beiden klassischen Pfeiler de» Programm« galen Haydn» Kaiserquartett, dessen Variationen immer die herz lichste Freude der Zuhörer Hervorrufen, und Beethovens Harsenquartett (op. 74) ab. Das Allegro des letzteren wurde in einer klanglich und geistig meisterhaft beherrschten Weise vorgetragen, und in dem Avagio (.4s) trat der Primgeiger durch die tonbeseelende Führung der Kavatine hervor. H P. § ZuG. Hauptmanns neuestem Drama, insonderheit zu der Sprachbehandlung in demselben nimmt ein Mit arbeiter der „Nordd. Ällg. Ztg." nachträglich noch mit folgenden Ausführungen Stellung: In dem „Florian Geyer" des Hrn. Gerhart Hauptmann hat der atheistisch materialistische Wahnwitz, der im „Hannele" für die Schwachsichtigeren durch allerhand rhetorisches und photo- technischeS Blendwerk verhüllt war, sich ganz offen und nackt auf der Bühne gezeigt. Von diesem Standpunkt au« betrachtet, gewinnt da« Werk ein besondere», litterar- historische» Interesse. Es bezeichnet einen Höhepunkt, der, wie wir hoffen möchten, vielleicht ein Wendepunkt sein wird. Hier ist nicht, wie die sozialdemokratischen Freunde meinen, von einem „AuSglitschen", einem „gelegentlichen Fehlschlag" unter vielen Erfolgen die Rede, fondern eS ist der vollendete Bankerott des nach der Seite de« Atheis mus und Anarchi«mu» hin abgeirrten Naturalismus Wer in dem Hauptmannschen Dauer-Radau mit eingelegten Guckkastenbildern noch irgend etwa« wie ,^lunst" erblicken will, irgend etwas von demjenigen, was wir Deutsche ver möge unserer historisch entwickelten Raffenanlage allein al» Kunst gelten lassen können, von der Verkörperung eine» Innerlichen, der hat überhaupt kein Recht, in deutschen Theaterangelegenheiten mitzusprechen, und mag er tausend mal von den „Freisinnigen" oder „Modernen" aller Schat tierungen al« Kritiker rrster Garnitur auf den Schild er hoben werden Äußerliche Künstelei, innere Roheit, da« ist, in zwei Worten gesagt, die ganze Hauptmannsche „Dichtung". Auch demjenigen, der ein solche» Urteil nur mit schmerzlichem Bedauern ausspricht, weil eS Hoffnungen zerstört, die er ungern aufgiebt, läßt der „Florian Geyer" keine Wahl mehr. Als ein Bei spiel, wie die Hauptmannsche Manier darauf ausgcht, jeden Rest von Poesie auch in der Sprache zu zerstören, sei nur die abgeschmackte Art und Weise erwähnt, wie der Held de» Stückes sich in einem angeblich fränkischen Dialekt aus spricht. Diese Sprache kommt nicht, wie es bei empfinden den Menschen der Fall ist, denen ein Gott die Gabe des Worte» verliehen, aus dem Herzen, sondern sie ist aus alten Chroniken, Flugschriften und sonstigen Schmökern zusammcngeklaubt und zwar von einem anders redenden Manne Aus Büchern kann man eine Sprache immer nur radebrechen lernen — wenn auch vielleicht in fließender Rede — niemals lernt man sie aus diese Weise wirklich sprechen Bei Hauptmann kommt noch die Notwendigkeit hinzu, mit seinen süddeutschen Archaismen und Provinzia lismen einem niederdeutschen Publikum verständlich zu bleiben und zugleich die Vorstellung einer zutreffenden Zcit- und Lokalfarbe Leuten beizubringrn, die von dem, was Schwäbisch oder Fränkisch sei, sich schon ihre eigenen und manchmal recht eigentümlichen Begriffe gebildet haben, natürlich au» der oberflächlichsten Kenntnis dieser Dialekte. ES ist nun wirklich ein schöner Zug von diesem Florian Geyer Weinsberger Andenken«, daß er au« Rücksicht auf norddeutsche Volksgenossen sich in der Verwendung seines fränkischen Sprachschatz«« durchaus auf solche Worte be schränkt — mag er sie dann auch hundertmal zu wieder holen haben, — mit denen man etwa auch in Mecklenburg oder Pommern aus die Walze gehen und im Schnorr- verkehr leidlich auskommen kann. „Geben « m'r", „nit, nit" und vergleichen Al« Poesiefprache für reisende Hand» werkabursche möchte diese« Hauptmann - Geyersche Deutsch nicht ganz zu verwerfen sein Um aber mit diesem ganzen Humbug der Verwendung von Provinzialdialektcn im Bühnendrama ein für alle Mal, wenigstens soweit unsere dramaturgische Ansicht in Frage kommt, aufzu räumen, fo möchten wir zum Schluß noch eine Stelle aus Eduard v. Hartmanns Ästhetischen Studien her setzen, die alles enthält, was für erwachsene Menschen in dieser Frage zu sagen ist. Schopenhauer hatte gesagt (Welt als W. u. V, 3. Ausl. Bd N S. 4SO): „Es ,st ein Nachteil für die Poesie einer Sprache, wenn sie viele Worte hat, die in Prosa nicht gebräuchlich sind, und anderseits gewisse Worte der Prosa nicht gebrauchen darf. Ersteres ist wohl am meisten im lateinischen und italienischen, letztere» im französischen der Fall, wo es kürzlich sehr treffend la bö^ueuloriv ck« la lao^us fraoeais« genannt wurde. Beides ist iveniger im Englischen und am wenigsten im Deutschen zu finden Solche der Poesie ausschließlich angehörige Worte bleiben nämlich unserm Herzen fremd, sprechen nicht unmittelbar zu uns, lasten uns daher kalt. Sir sind eine poetische KonoentionSsprache, und gleichsam bloß gemalte Empfindungen statt wirklicher: sie schließen die Innigkeit aus." Daran schließt nun Ed. v Hartmann nachfolgende Erwägungen an: „AuS dieser sehr wichtigen Bemerkung lasten sich zwei praktische Folgerungen ziehen: ersten« sollen die Dichter die ausschließlich der poetischen Konventionssprache angehörigen Worte und Wendungen möglichst beseitigen, und ziveiten« sollen sie au» der vulgären Sprache ohne Scheu Worte und Wendungen in die Poesie einsühren, wenn sic nur treffende Be zeichnungen enthalten und dem logischen Bildung»- grsetz der Sprache gemäß sind Die Leser und Hörer aber sollen den Dichtern Entgegenkommen und in dieser Hinsicht nicht prüde sein, denn e» ist Zeit, daß wir mit einer Wiederannäherung unserer poetischen Konvention«- sprach« an die vulgaire Umaang»sprache Ernst zu machen beginnen, wenn nicht die erstere auch bei uns zu einer aufgespreizten hohlen Puppe adsterben soll " Hier ist da» Belgien nzen- städt. rrken. lSzug mehl Mn- reSd- schex 0/1 )M., M., Sack, iNei« Piri» ohne v S. «. ceau" der über Waal des ganzen ,eist kn spielen Schul- — M., ce netto chsischer er neu iS M , ovo dx he 14b he iso so M. oook^ säch- hreibt, ff, das deuten chtnng »e sei »tauer Blatt ß die > jetzt - be- - das» üglicki ingen »sicher neuer netto fein« M., )v dx > M-, rund« inmal 0 M. WM. Sack, - M. antine, her und do. mixed !-115 >8 M., chwar« W M., Wicken weizen >o M., i per hssicher >en- per t,S0 fest. Kai G, afer >,25 hig. Rai G, «, uar B, ter. 1896. ^S10. Dienstag, den 14. Januar, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 8. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Forstakademie zu Tharandt, Professor vr. Neumeister die ihm von Sr. Hoheit dem Her- n zöge von Anhalt verliehenen Commandeurinsignien 2. Klasse des Herzoglich Anhaltischen Haus-Ordens Albrechts des Bären annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Straßen- und Wasser-Bauinspektor Gustav Emil Grosch in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse deS Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Director der „Kette", Deutsche Elbschifffahrts- gesellschaft, Philippi in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Aufseher Erdmann in Zeititz das all gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. WekannLrncrchung, die Unterstützungen zum Gebrauche des Bades Elster betr. Zum Zwecke des Gebrauches des Bades Elster können vom Ministerium des Innern bedürftige Per sonen durch I. Geldbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bades auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, II. Verleihung von Freistellen im Äugustusstifte zu Bad Elster, mit welchen freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost, dem nächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, HI. bloße Bewilligung freien Bades auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kur taxe unterstützt werden. Es wird in diesen Beziehungen Folgendes zur Nachachtung bekannt gemacht: 1) Die Bewilligung der Vergünstigungen unter I. und III. ist an die Bedingung gebunden, daß der Kurgebrauch in Bad Elster während der am 1. Mai beginnenden und am 30. September schließenden Saison entweder im Monat Mai oder im Monat September erfolgt, wogegen die Bewilligung unter II. je auf Monatsfrist, vom l.Mai, l.Juni, I.Juli, 1. August und 1. September an gerechnet, gewährt wird. 2) Unterstützungen aus der Sächsischen Stiftung (s. oben unter I.) können stiftnngsgemäß nur Angehörigen des Königreichs Sachsen bewilligt werden. 3) Wer uin eine Unterstützung zum Gebrauche des Bades Elster nachsucht, hat in dem Gesuche bestimmt anzugeben, um welche von den Vergünstigungen unter I., II. und III. er sich bewirbt. 4) Bewerbungen um die gedachten Unterstützungen sind spätestens bis zum 31. Mär; laufendeu Jahres bei dem Ministerium des Innern anzubringen. Dem Gesuche muß «) ein von einem approbirten Arzte ausgestelltes, eine kurze Krankengeschichte mit enthaltendes Krankheitszeugniß, welches nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elsterbades angezeigt ist, auch, wenn bereits früher ein Gebrauch des Elsterbades stattgefunden hat, die Zeit und den Erfolg dieses früheren Kur gebraucheS angiebt, b) bei Bewerbungen um Unterstützung aus der Sächsischen Stiftung der Nachweis der Säch fischen Staatsangehörigkeit, c) ein obrigkeitliches, die Angabe des Alters und der Familienverhältnisse des Kranken ent haltendes Zeugniß, aus welchem hervorgeht, daß der Kranke nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur in Bad Elster ohne be sondere Unterstützung zu gebrauchen, beigefügt sein. Dresden, am 10. Januar 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Edelmann. Erueuulmgeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tkpartcmrnt der Finanzen, u) «rei«- und Be zirkssteuerverwaltung. Angestellt als ExpeKcnten: Öhme bei der Bezirkssteuereinnahme Flöha, Schmidt bei der Be- zirkssteucrcinnahme Rochlitz, Handwerk bei der Bezirkssteuer einnahme Grimma, Militäranwärter Loschke bei dcr Bezirks steucreinnahmc Plauen; Versetzt: die Expedienten Schneider in Rochlitz zur Bezirkssteuereinnahme Flöha, Enke in Leipzig zur BezirkS- steuereinnahlne Meißen, Kitzschmann in Meißen zur kreis steuerrätlichen Kanzlei in Leipzig; Entlassen auf Ansuchen: die Expedienten Pfalz bei der Bezirkssteuereinnahme Flöha und Widcmann bei der Be- zirksstcuereinnahme Grimma; Gestorben: Büreauassistent Leipnitz in Leipzig und Ex pedient Heinemann in Flöha. d) Technisches Personal der Steuervcrwaltung. Befördert: Geometer Schreiber zum VermessungSassistcnten beim Zentralbüreau für Steuervermessung. Departement des Kultus und össcutlichen UntcrrichtS. Zu besetzen: die neuerrichtetc 3. ständige Lehrerstelle in Auerswalde. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. Gehalt und 200 M. Wohnungsgeld Bewerbungen sind bis zum 28. Januar an den K Bezirksschulinspektor Schulrat Dachselt in Chemnitz einzureichcn; — Lstern 189« die Schuldircktorstelle — deren bisheriger Inhaber mit noch zu erwartender Genehmigung in den Ruhestand tritt — an der 7klassigen mittleren Schule in Lunzenau Gehalt 2700 M , freie Wohnung im Schulhause, ev 300 M. Wohnungsgeld. Bewerbungsgesucke sind bis zum 31. Januar an den Stadt gemeinderat in Lunzenau einzureichen. nichtamtlicher Teil. Italienische Afrikaprogramme. Vor wenigen Tagen brachte das Organ Crispis, die „Riforma", in einem Leitartikel über die Gegen wart und Zukunft Eritreas folgende bezeichnende Aus lassungen: „Und wenn nun die Schoaner uns nicht angriffen? Wir glauben, es giebt dann für Italien nicht zwei Wege, zwei Programme, sodaß es mit der Wahl zwischen ihnen Zeit verlieren müßte. Es giebt nur einen Weg, ein Programm, das eines ernsthaften Landes würdig wäre. Coatit und Senaf« waren Kämpfe gegen einen Ras, Amba-Aladschi stellt den Beginn des Kampfes gegen das Kaiserreich Abessynien dar. Nach unseren letzten Maßnahmen sind uns die Bedingungen des Kampfes, die Linien unseres Pro gramms durch die Thatsachen und die Ereignisse, ja durch die Stimmungen beim Feinde vorgezeichnet.... Wenn die Schoaner uns nicht angriffen, wenn sie, zu frieden mit ihrer militärischen Demonstration, mit ihren Heerhaufen und den Viehherden, die sie noch haben, den Rückweg in ihre Heimat anträten, könnten wir nicht, ohne uns zu entehren, müßige Zeugen ihres Rückzuges bleiben, wir könnten sie auch nicht ohne Gefahr für unsere Zukunft ruhig in ihrem Lande belassen, wo sie nur neue Kräfte sammeln würden, um nach der Regenzeit zu neuen überraschenden Unternehmungen und Beun ¬ ruhigungen wiedcrzukommen . . . Das Jahr 1887*) darf sich nicht wiederholen, denn die Demonstrationen, die dem Feinde nichts kosten, kosten uns Millionen. Und Italien kann nicht seine Millionen in den Sand streuen zum Vergnügen von anderen Dem Kaiser von Abessynien kommt es wenig auf eine jährliche Aushebung von 5»0000 Mann an, um unsere Vor truppen zu belästigen. Die Razzien auf Gold und Elfenbein in den Gallaländern machen die alten Flinten reichlich bezahlt, die ihm französische Spekulanten über Gibuti zusenden. Aber für uns ist es eine Lebens frage, diese Angelegenheit zu erledigen, die im Falle des Unglücks für uns die ewige abessynische Frage darstellen würde; wir müssen sie so erledigen, daß ein An wachsen unserer Kriegskosten je nach den Lannen der Barbaren und eine Zunahme der helden haften Opfer ausgeschlossen ist. Wenn die Abessynier uns nicht mehr angreifen sollten, wir Italiener hätten nur einen Weg vor uns: dann müssen wir sie an greifen! — und nur ein Programm: den Angriff bis zu Ende durchführen, dem Polypen die Fähig keit nehmen, wieder zu wachsen und seine Krallen immer wieder nach uns auszustrecken." Dieser Aufsatz ist zwar inzwischen durch die Er eignisse zum Teil überholt worden. Tie Ras sind nicht untereinander uneins, sie denken nicht an den Abzug, die Friedensverhandlungen sind abgebrochen, der Negus, der zwei Tage vorher von Baratieri noch südlich des Ascianghisees gesucht und nicht gesunden wurde, ist vor Makalle eingetroffen und die Feind seligkeiten sind mit Wucht wieder eröffnet worden. Das mit 4 Stück 7 cm Kanonen und 2 Mitrail leusen armierte Fort Makalle mit seiner Besatzung de- 5. Eingeborenenbataillons unter dem wackeren Major Galliano ist am 7., 8. und 9. Januar bei Tage und bei Nacht angegriffen und die vorgeschobenen Feldbefestigungen sind aufgegeben worden. Vermöge seiner nach allen Seiten dominierenden Lage, die den Gebrauch der gegnerischen Artillerie fast illusorisch macht, ist das Fort noch in den Händen der Italiener. Aber die Periode der Unthätigkeit der Abessynier ist nun wohl vorüber, und es muß sich in Kürze ent scheiden, aus welcher Seite in nächster Zeit die Initiative der Operationen ruhen wird. Der angeführte Artikel des Regierungsblattes be hält aber seine Bedeutung, weil er die Auffass ungen einer der beiden Strömungen kenn zeichnet, die im Ministerium einander gegen überstehen, und zwar derjenigen, die an einem Angriffs- und Vernichtungskriege bis nach Schoa und Harrar festhält. Das Programm der anderen Gruppe verlangt, daß nur der abessynische Angriff zurück gewiesen, alsdann Tigre „ehrenvoll" aufgegeben und im engeren Rahmen der alten Mareb Belesagrenze und ent sprechend dem finanziellen Können des Landes die Zukunft der Kolonie auf eine gesunde Basis gestellt werde. Es sind nicht etwa allein unpatriotische vder radikale oppositionelle Elemente guauck mcmc, die diese Forderung ausstellen, auch in der konservativen Partei finden sie Anklang, weil man die Aktion Ita liens in Europa nicht durch eine uferlose Afrika Politik gefährdet wissen will; selbst in der Armee ver hehlt man sich trotz aller Begeisterung für eine Rache für Amba Aladschi nicht, daß bei der finanziellen Lage des Landes, bei der Abhängigkeit des Kriegsministe riums vom Finanzministerium die Armee des Mutter landes bedenklich durch die Anforderungen für Eri trea in Mitleidenschaft gezogen werden wird. Der Kriegspartei L outraaco stehen die Erwägungen zur Seite, die die „Riforma" anführt. Die Forderung, „reinen Tisch machen" klingt gewiß äußerst verlockend. Aber hat man sich in diesen Kreisen auch schon klar gemacht, daß die Durchführung dieses Programms unberechen *) Ta» dcr Expedition SanMarzano; der RcguS Johannes wick dem entscheidenden Kampfe auS; die Expedition kostete 40 Millionen LireS. bare aber sicher riesenhafte finanzielle Opfer erfordert und mit Wahrscheinlichkeit internationale Verwickel ungen herbeiführen muß? In dem Kamps dieser beiden Strömungen ist die jenige Auffassung fast in den Hintergrund getreten, welche das Parlament bewogen hat, den Afrika-Kredit von 20 Millionen zu bewilligen. Das Parlament bezeichnete als das zu erstrebende Ziel: die Wieder herstellung des italienischen Prestiges da, wo die italienische Flagge gehißt worden ist, die Wieder gewinnung und dauernde Behauptung von Tigre. Dieses Programm ist in Wahrheit überhaupt gar kein Programm. Es nimmt dem Führer der Kriegspartei am abessynische» Hof, Ras Mangascha, Land und Volk, es zwingt weiter dazu, „mit geringen Kräften und Gewehr bei Fuß an einer weit ausgedehnten Grenze zu stehen", was Baratieri schon im Mai vorigen Jahres als Grundübcl der Situation bezeich nete. Und daß die 13 Millionen über den gewöhn lichen Afrika-Etat für die Durchführung dieses Pro gramms ein Tropfen auf einen heißen Stein sind, war dem Ministerium, als es sie verlangte, wohl auch schon klar. Nach allem ist eS klar, daß Italien folgenschwere Entscheidungen zu treffen hat. Das, was auf dem Spiele steht, ist nicht wenig. Auch viel Zeit ist nicht mehr zu verlieren. Möchte cs an den richtigen Be ratern und an der richtigen Erkenntnis in der Stunde der Entscheidung bei unserem Verbündeten nicht fehlen. Tagosgeschichte. Dresden, 14. Januar. Wie wir von zuver lässiger Seite hören, wird aus Anlaß dcr Feier der 25. Wiederkehr des Tages der Errichtung des Deutschen Reiches am 18. Januar vormittags um 11 Uhr in der katholischen Hofkirche ein To voum stattfinden, welchem Ihre Majestäten der König und die Königin in Begleitung der Damen und Herren des großen Kirchendienstes beizuwohnen gedenken. Abends wollen Beide Majestäten geruhen, den vom Bürgerausschuß für Veranstaltung patriotischer Festlichkeiten geplanten Fackclzug von der Exedra des Altstüdter König!. Hoftheaters aus entgegen zu nehmen. Auf Pillnitzer Revier fand heute eine Hofjagd statt, an der Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und dcr Prinz Friedrich August mit den Herren der Begleitung und einige mit Einladungen ausgezeichnete Kavaliere teilnahmen. Tas Heruler-Vous war vormittags »HlOUHr an der Schmiede zu Oberpoyritz. Nach Beendigung der Jagd findet in der Königl. Villa Strehlen die Jagd- tasel statt. Deutsches Reich. * Berlin, 13. Januar. JhreKaiserlichen Majestäten wohnten gestern vormittag dem Gottesdienst in der Gnaden- kirchc bei Nachmittags um 5 Uhr hörten Beide Maje stäten im Sternensaal des Königl. Schlaffes einen Vortrag des Prof. Röntgen aus Würzburg über das von demselben neu entdeckte Licht. Prof. Röntgen hatte die Ehre, durch Ex perimente und Vorlegung von Photographien seine Erfindung zu erläutern Auch Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich wohnten dem Vortrage bei, zu welchem ferner der Minister der geistlichen re. Angelegenheiten V vr. Bosse, der Chef des CivilkabinettS Wirkt. Geh. Rat vr. v. Lucanus und der Generalarzt Prof. vr. Leuthold geladen waren. — Heute vormittag empfingen Se Majestät der Kaiser den Staatssekretär des Innern, Staatsminister vr. v Boetticher, arbeiteten darauf längere Zeit mit dem Chef des Civil- kabinetts und hörten sodann die Marinevorträge. — Berliner Blättern zufolge würden Prinz und Prinzessin Leopold in nächster Zeit nach dem Süden abreisen. Dem Prinzen sei ein einjähriger Urlaub be willigt worden — Während des Vierteljahres vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1895 haben 3556 Schiffe mit einem Netto- raumgehalt von 445 702 Registertonnen den Kaiser IlMMll. U»kR»Sti»«»^edOtzre»» Für den Kaum einer grlval» tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingefandt" die Zeile 50 Pf Bei Tabellen- und Ziffernfatz entfprrchender Aufschlag. Her» »««eher: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. 20. Gernspr.-Anschluß: Sir 1»»^ Dresdner Vex««»prria: Für Dresden vierteljährlich 2 Mart boPf, bei bea Kaiser- lich deutsche» Postanslalten vierteljährlich » Mart , außer» bald des Deutschen Reiche» Poft- und Stempelzuschlag Einzelne Rummern: 10 W. Grschrtne«: Täglich mit Ausnahme -er Sonn» und Feiertage abend». 8ernspr.«»schluß:ArUAch.
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