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Dresdner Journal : 21.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-21
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1896
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12« Nachfolger de« franwsischen Botschafter« im Vatikan, de Uehaine, soll Hr. Nisard, der Direktor im Ministerium dc« Auswärtigen, sein. — Der „Figaro" veröffentlicht eine Mitteilung von relativer Bedeutung, die e-nen neuen Beweis für die Ohnmacht des Parlamentarismus liefert, wenn es eine» solchen überhaupt bedarf. Das Kabinett Bourgeois ist durch die unaufhörlichen Unterbrechungen in der Kammer zu dem Entschluß gekommen, die Kolonialarmce nicht durch ein Gesetz, sondern durch ein Dekret zu schaffen, welches erst später dem Parlament zur Begutachtung unterbreitet und in ein Gesetz umgewandelt werden soll. Die Kolonialannee wird schon vorher organisiert. Sie untersteht dem Kriegsministerium und nur das SanitätS- corpS hängt vom Kolonicnministerium ab * Paris, 20. Januar. Nachdem die innere und äußere Politik während der letzten Wochen durch die jüng sten Skandale, welche allein das öffentliche Interesse in Anspruch nahmen, in den Hintergrund gedrängt waren, beginnt das öffentliche Interesse sich nun wieder ernsten politischen Fragen zuzuwenden Nun werden wohl hoffent lich die Abenteurer des Pariser Asphalts auf den ihnen einzig gebührenden Platz im Gerichtssaale verwiesen wer den. Zunächst ist eS die Kolonialpolitik Berthelots, welche in Deputiertenkreisen eine sehr abfällige Kritik findet. Für eine Annäherung an England ist, wie auch aus den Preßstimmen hervorgeht, absolut keine Neigung vorhanden Der Vertrag vom 15. Januar, betreffend die Abgrenzung von Siam am oberen Mekong-Flusse, erregt keineswegs Begeisterung. Entschiedene Mißbilligung ruft jedoch die Weigerung Berthelots hervor, den Vertrag über Jndo- Ehina der parlamentarischen Genehmigung vorzulegen und die Ankündigung, durch das Gelbbuch die der Kammer notwendigen Aufklärungen zu geben Der „Matin" weist darauf hin, daß dieser Vertrag die ganze Zukunft der indo chinesischen Besitzungen Frankreichs engagiere, die das Land zu viele Opfer gekostet, als daß man den Vertrag dem parlamentarischen Votum entziehen könnte. Ter Zeit punkt für die anglo-französische Konvention sei der denkbar schlechteste. „In welchem Augenblicke kapitulierte Frankreich vor England ?" fragt der „Matin". „In demselben Mo mente, wo Englands Macht auf vier Seiten der Welt in Anspruch genommen ist England, das überall gedemütigt ist, wird von Frankreich emporgehoben." Ter Vertrag ent waffne Frankreich gegenüber der Regierung von Bangkok und schwäche den französischen Einfluß Eine andere politische Frage wurde durch die unvermittelte Demission des französischen Botschafters beim Vatikan, Le febvre de Behaine, aufgeworfen. Nicht einmal Goblet hätte es gewagt, Böhaine von seinem Posten zu entfernen, weil die französische Politik gegenüber der Kurie schon seit Jahren nichts anderes vor Äugen hat, als das künftige Konklave. Tie französische Tiplomatie bereitet sich vor, für die nächste Papstwahl ihren Einfluß geltend zu machen, und die Person Leföbvre de Böhaines galt als Bürgschaft für die Geltendmachung dieses Einflusses. Die Entfernung dieses Diplomaten von dem Posten beim Vatikan wird als Beginn eines Konfliktes mit der Kurie angesehen und erregt in konservativen Kreisen Erbitterung und bei den gemäßigten Parteien ernste Bedenken Wie die Blätter mitteilen, wird Deloncle in der Kammer über die auswärtige Politik interpellieren und die Kammer da durch in die Lage versetzen, die Richtung und die Motive der Politik der Regierung kennen zu lernen — Die Blätter machen sich über den neuesten Unfall des Duc d'Orleans in Italien lustig. Der „Siöcle" meint, der Prätendent habe kein Glück. „Jeden Augen blick bricht er sich etwas, in Spanien den Schenkel und in Italien die Schulter. Wenn er cS wagen sollte, nach Frankreich zu kommen, könnte er sich den Hals brechen." — Das „Journal des Döbats" spricht die Ansicht aus, die Abberufung Leftzbvre de Böhaines aus Rom sei angesichts des hohen Alters des Papstes und eines möglichen Konklaves mehr als eine Unklugheit, die selbe sei ein Narrenstreich. Die radikalen Blätter sind dagegen sehr befriedigt. Sie erklären, daß man die Re gierung wegen ihrer Energie beglückwünschen müsse Ter Entschluß deS Kabinetts zeige, daß die radikale Regierung ilre Pflicht gegenüber der schwarzen Konspiration erfülle. Wie aus dem „Journal" hervorqeht, wird Lestbvre zum Vorwurfe gemacht, daß er den Bemerkungen des Papstes über das bevorstehende Associationsgesetz nicht allein ein zu williges Ohr geliehen, sondern auch über diese Bedenken Leos nach Paris berichtet habe, was er nicht zu thun hatte, da es sich um eine rein innere Angelegenheit handelte. Der „Gaulois" nennt Hanotaux als Nachfolger Lc- söbvrcs, während der „Figaro" Nisards Ernennung in Aussicht stellt und bemerkt, Nisard sei sehr schwerhörig, und da im Vatikan nur im Flüstertöne gesprochen werde, so dürfte er kaum viel verstehen. Sehr gespannt darf man darauf sein, wer in dieser Frage eine Interpellation ein bringen wird. Der „Eclair" meint, es werde sich schwer ein Deputierter aus den Reihen der Republikaner dazu hergebcn. Bei der Beurteilung der allgemeinen auswärtigen Politik des Ministeriums werde aber diese Frage eine große Rolle spielen In einem Interview mit einem Mitarbeiter des „Journal" äußert auch Zola seine Be denken gegen die Abberufung LeföbvreS. Der große Romancier meint, das wäre eine böse Sache, wenn Leo Xttl. morgen stürbe. Welchen Einfluß würde dann Frankreich bei den» Konklave haben? „Keinen, fürchte ich", sagte Zola. „Das wäre bedauerlich Überdies war Le- fövvre ein treuer Diener der Republik." — Angeblich ist als Vertreter Frankreichs bei der Zarenkrönung General BoiSdeffre ausersehen, den General Davout dÄuerstädt begleiten würde. — Am Sonntag blieben Schloß und Museum in Versailles geschlossen. Außer in Buzenval haben in Eourbevoie, Garches, Clichy >». s. w. vaterländische Feiern zu Ehren der Pariser Verteidigung und der Opfer des Krieges stattgefunden. In den Reden wurden die Helden von 1870 gefeiert, doch verletzende Bemerkungen gegen Deutschland sorgfältig vermieden. — Der „Figaro" veröffentlicht eine Zusammenstellung aller Fakta, an welchen im Laufe der Untersuchung in der Panama-Affaire neben Herz, Arton, Dupas und Eottu auch Bourgeois mitbeteiligt sei. Bourgeois, sagt das Boulevardblatt, trage dieselbe Verantwortung wie Loubet und Ribot. Er habe mit Madame Eottu ver handeln lassen und auch nur jene Opfer hingeworfen, die man nicht habe retten können. — Im Senat hielt heute bei Übernahme des Präsi diums Loubet eine Ansprache, in welcher er die Not wendigkeit betonte, daß der Senat mit größter Umsicht die in Aussicht genommenen fiskalischen Reformen prüfe, und daß der Senat seine so nützliche Rolle als mäßigen der Faktor nicht herabsetzen laste. — Die Lebaudy-Affaire zieht immer weitere Kreise. Auch der schnurrige Anarchist Marius Tournadrc wurde gestern von dem Untersuchungsrichter vernommen, weil man in den Papieren Mar Lcbaudys einen Bettelbrief gefunden hatte, dessen Objekt ein kleines Geschenk von „fünfzig Louis" war. Tournadre gab zu, daß er einmal in einem Augenblick der Not sich an Max Lebaudy ge wendet und von ihm die Tausend Franken erhalten habe. Den Reportern, die ihn nachher bestürmten, erzählte er, die Umgebung des kleinen Max habe hier und da anarchistische Drohbriefe vorgewiesen, und Cesti habe dein jungen Manne weis gemacht, er besitze in den anarch istischen Kreisen den gleichen Einfluß wie in den politischen und militärischen. Dann habe Max ab und zu einen Tausendfrankenschein gegeben, um die bösen Hunde zu be schwichtigen, und geglaubt, das Geld werde durch Tour nadre verteilt; aber es blieb in der Tasche Wertheimcr-Cestis. Jlaltea. Nom, 20. Januar. Im Vatikan will man von der Abberufung des Botschafters Lefebvre de Behaine auch heute nichts erfahren haben — Über die Ereignisse in Afrika ist es unmöglich, die Wahrheit festzustellen. Während eine offizielle Ouelle verrät, daß die Italiener in drei Kolonnen vorrücken, um die Cchoaner zu umklammern, meldet der Korrespondent der „Tribuna", daß Baratieri, Arimondi und Albertone wenige Kilometer vor Adigrat, bei Adagamus, feste Stellung eingenommen haben. Diese Meldung wird durch die „Agenzia Stefani" bestätigt. Im Ministerium herr schen Meinungsverschiedenheiten über Afrika. Bis vor drei Wochen gingen alle Asrikanachrichten durch das Ministe rium des Äußeren. Tann setzte der Kriegsminister eS durch, daß ihm alle Meldungen zugingen. Seit Sonn abend aber übernahm Crispi persönlich die Oberaufsicht über die Nachrichten aus Afrika. — Daß in Malalle die größte Wassernot herrscht, wird bestätigt. Tie Schoaner haben um den Brunnen einen Wall gezogen und dabei eine Abteilung von 1000 Mann ausgestellt. — Ter italienische Unterhändler Hr. Felter, der dem General Baraticri aus dem Schoaner Lager wichtige Vorschläge des Negus überbringen sollte, ist am Sonnabend in Adigrat eingetroffen. Seit seiner Äbreise von dem abessvnischcn Hoslager bei Tolo ruhen die Waffen vor Makalle, und das wird hier als ein Beweis dafür gedeutet, daß der Negus seine Anträge ernst meint Nach einer kurzen Unterredung mit General Baratieri ist Felter wieder nach Dolo zurückgeritten Über den Inhalt der bewußten Vorschläge verlautet nichts Bestimmtes. Nach aus gewöhnlich guter Ouelle stammen den Nachrichten biete Dienelik, wofern die Italiener zu Unterhandlungen aus einer bestimmten Grundlage geneigt seien, der Besatzung von Makalle freien Abzug mit Waffen und Gepäck und mit militärischen Ehren, ferner Zurückgabe der zwei bei Amba-Aladschi verwundeten und gefangenen Offiziere Sala und Gambi und der zwei da selbst verlorenen Geschütze an. Zu dieser Großmut wäre der Negus durch die ernste Lage seines Heeres veranlaßt, welchem das gebrandschatzte Land keine Nahrung zu bieten vermöge General Baratieri habe die Vorschläge nicht ist links. Das Linksschlagen des Taktes, zumal beim Viervierteltakt, wo der zweite Streich nach außen geht, führt von der Persönlichkeit ab, während das Nechts- schlagen zu ihr hinführt und bei ihr zu beharren zwingt. Allein die Unsicherheit des Zuschauers und Hörers wurde durch die Sicherheit des Dirigenten bald beseitigt. Sieg fried Wagner ist ein Dirigent. Man merkt es sofort nach dem ersten Takte. Er gestaltet aus dem Ganzen heraus bis in die kleinsten Teile hinein; seine Haltung, seine Bewegungen flößen dem Orchester Vertrauen und Respekt ein Er ist ein Mann, dem man gehorcht Er hatte aus den Beethovenschen Symphonien die achte, die in I'-ckur, gewählt. Dian sah gleich, daß cs der Dirigent aus scharfe Phrasierung, auf starkes Hcrvorhcben der Haupt- accente, aus einleuchtendes Hervorarbeitcn der Gegensätze, auf klare Auseinandersetzung der thematischen Arbeit an gelegt hatte. Er wahrte dein ersten Satz im ganzen seinen breiten, starken, männlichen Charakter, der vielleicht nur etivaS getrübt wurde durcb eine zu weiche Anmut des Gesangsthcma«, das in seiner erhabenen Gleichgiltigkeit nur leise von einem melancholischen Zug angehaucht ist Den zweiten Satz, .^Ilv^re-tto »c bei/.nncko, nahm er flink und leichtgeschürzt, wie ihn zum erstenmal (zum Entsetzen zopfiger Leute) Johann Herbeck genommen hatte Dieser schwebenden, scherzenden Grazie dürfen nicht Bleisohlcn unterbunden werden Desto breiter und langsamer wurde der dritte Satz, das Menuett, gespielt, der nun seine Spiel seligkeit mit vollem Behagen entfaltete. Das Trio hielt im Tempo fast befremdend noch zurück, doch brachte diese Zurückhaltung ihren schönsten Lohn mit sich Der letzte Satz mit seiner reichen Erfindung, seinen sinnreichen Kom binationen und seinem unbändigen Temperament flog wie ein klingendes Wunder vorüber Man kann sich denken, daß Siegfried Wagner, der doch in einer ganz modernen Atmosphäre ausgewachsen, auch die modernen Kompositionen, die ans dem Programme standen, vortrefflich dirigiert habe — so den Mephisto-Walzer seines Großvater« Franz Li«zt, die Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer" und das „Siegfried-Idyll", Bei Beurteilung Siegfried Wagner« darf nicht vergessen werden, welches wunderbare Instrument er unter seinen Händen hatte Da« Orchester der Philharmoniker verstand jeden Wink seiner Hand, kam feinfühlig jeder seiner Ab ¬ sichten nach. Siegfried Wagner ist ein Dirigent Er wird nie ein zweiter Richard Wagner werden, aber Richard Wagners Kompositionen im Geiste des Komponisten dirigieren zu können, ist, wie heute die Dinge liegen, auch kein geringer Ruhm. Aus dein italienischen Opernlebcn. Tic Oper „Sawitri" von Eanli hat bei ihrer ersten Aufführung in Turin einen großen Erfolg gehabt. Frau v Ebren- stcin sang und spielte die indische Büßerin mit aißer- ordentlichem Eindruck Die Musik Eantis soll sich stellen weise zu großer Schönheit erheben Das Librctt» ist nach dem dramatischen Idyll von Angelo de GubernatiS von L A Villanis bearbeitet. — Mascagni, der neue Direktor des Musiklyceums zu Pesaro, hat doch noch immer größere Sorge um seine Opern, als um seine Schüler und Schülerinnen Er war kürzlich auf einige Tage in Genua, um dort seinen „William Ratcliff" zu dirigieren, und gegenwärtig weilt er in Ferrara. In dieser Stadt sind gestern „Die Rantzau" in Scene gegangen. Aus der vieraktigen Oper hat Mascagni eine drciaktige gemacht Der Meister und sein Werk erhielten vielen Beifall — Der französische Komponist Massenet weilt jetzt in Mai land, um die Einstudierung seiner Oper „Das Mädchen von Navarra", die an der „Scala" in Scene gehen soll, zu leiten. Bisher war der Verlauf der Karnevals- spielzeit an der „Scala" ein kläglicher. An vielen Abenden blieb dieses „erste Theater Italiens" geschlossen * Über die littcrarische Persönlichkeit Jules Lema'treS, der vor kurzem als Nachfolger des großen Geschichts schreibers Duruy in die französische Akademie ein- getrcten ist, äußert sich ein Pariser Mitarbeiter der „Voss. Ztg." u a. folgendermaßen: Lemaitre war mit dreißig Jahren bekannt, fast berühmt, mit fünfunddrcißig Ritter der Ehrenlegion, mit vierzig reich, mit drciund- vicrziq Mitglied der Akademie, d h. er hatte den Mar schallstab de« französischen Schriftstellers erlangt Er hat bereits sechSzehn bi« siebzehn Bände veröffentlicht; er hat alle Gattungen de» Schrifttum« gepflegt; er ist der ein flußreiche Theatrr-Aristarch der „TöbatS" und ohne Zweifel bestimmt, da« Erbe FranciSque Sarcey« anzutrcten, wenn dieser alte König der Pariser Kritik vcm Schauplatz seiner Herr- zurückgewiesen, sondern den Negus durch Felter wissen lasten, daß er darüber nach Rom berichtet habe und Weisungen seines Königs erwarte. — Die Regierung begegnet der neuen Sachlage mit mißtrauischer Vorsicht. Sie hält es nicht sür ausgeschlossen, daß der Negus Menelik es ehrlich meine, denn der harte Kampf um Makalle sowie die Eifersucht und Uneinigkeit seiner Unterbesehlshaber könnten sein Selbstbewußtsein sehr herabgestimmt haben. Es könnte auch das dunkle Gerücht zu ihm gedrungen sein, daß England zwar Zeila nicht abgetreten, Italien jedoch einen Zug gegen Harrar von diesem Hafenplatze aus gestatten würde. Anderseits ist aber hierher die Kunde gelangt, daß abessynische Ünterhändler mit Abgesandten des Khalifen an der Grenze bei Ghedaref zusammengetroffen wären. Bestätigt sich diese Nachricht, so wäre es klar, daß der NeguS mit seinen Vorschlägen nur Zeit zu gewinnen wünscht. Da indessen damit auch den eigenen Interessen gedient ist, so wird man die Vorschläge nicht im vor hinein ablehnen, sondern ausweichend verhandeln und vor allem die Lage der Besatzung von Makalle nach Kräften zu bessern suchen. Grotzhrtlaoute«. London, 20. Januar. Betreffs der ägyptischen Frage meint der „Standard", den Franzosen müsse noch einmal in Erinnerung gebracht werden, daß die eng lische Regierung nicht die Absicht habe, die Freundschaft Frankreichs mit der Räumung Aegyptens zu erkaufen. England wolle mit der ganzen Welt auf gutem Fuße stehen, aber seine Würde und Interessen seien ihm lieber als die Freundschaft der ganzen Welt. — Eine amtliche Depesche meldet: König Prempeh hat sich heute öffentlich den Engländern unterworfen; der König und einige seiner Verwandten werden für die Dauer der Verhandlung in betreff der Entschädigung in Eape Eoast Eastle festgehalten werden Ruhland. St Petersburg, 20. Januar. Wie erinnerlich, schmeichelten sich die englischen Blätter mit der Hoffnung, das Eingreifen Deutschlands in die Transvaalereignissc werde eine engere Annäherung Großbritanniens an Frank reich und Rußland zur Folge haben, die endlich beigelegte Mekongsrage sollte für Frankreich den ersten Anlaß bieten Die Absage, die England von den ernsten Pariser Blättern erhielt, war deutlich, die von Rußland ließ noch weniger zu wünschen übrig, denn übereinstimmend betonten sämtliche russischen Organe, daß in der Transvaalfrage ihre Sympathie auf Seite der Buren und der deutschen Regierung stehe Die „Nowoje Wremja" nimmt nun Veranlassung, an die Hymne anzuknüpfen, die der neue englische 1'oet« laureatu^ Alfred Austin auf Jamesons Flibustierzug gedichtet hat und die den Zug verherrlicht. Sie schreibt: „Der freibeuterische Charakter der englischen Kolonial- und auswärtigen Politik ist allbekannt. In ver schiedener Form, aber im wesentlichen immer in derselben Weise wiederholen sich dem Einbruch Jamesons ähnliche „Heldenthaten" überall, wo die Engländer außerhalb der Grenzen ihres Jnselreichs Nachbarn von Völkern und Stämmen sind, die ein Recht aus nationale Unabhängig keit haben ... In der Tiefe ihrer Seele bezweifelten die Engländer niemals, daß sie geborene Flibustier sind. Bis zu einem öffentlichen Eingeständnis hatten sie sich bisher aber noch nicht verstiegen. Offenbar sahen die Herren Salisbury und Chamberlain das Geschehene nicht voraus, denn sonst hätten sie den räuberischen Charakter des Ein bruchs JamesonS in nicht formeller Weite anerkannt und den Präsidenten Krüger nicht um Gnade sür die von den Buren ergriffenen Abenteurer gebeten Es steht zu hoffen, fürderhin werde keine civilisierte Regierung außer Acht lasten, daß „Freibeuterei" vom englischen Publikum offen für sich in Anspruch genommen wird, und alle Regier ungen werden nun für unbedingt notwendig hallen, die Gesinnungsgenossen Jamesons und Cecil Rhodes' aus der Familie der Völker auszuschließen, deren gegenseitige Be ziehungen aus dem Völkerrecht basieren Gegen Flibustier giebt cs kein anderes Kampfmittel, als offene Kraft, und die allgemeine Sorge Europas muß von nun ab auf die Erzielung einer politischen Kombination gerichtet sein, bei der das physische Übergewicht nicht auf Seiten Englands ist In dieser Beziehung hat die plötzlich ausgctauchte TranSvaalsroge der gesamten civilisierten Welt vielleicht einen großen Dienst geleistet." Griechenland. Athen, 20. Januar. Tie Teputicrtcnkammer ist heute vormittag eröffnet wordcn; Ministerpräsident Delyannis beschränkte sich darauf, das Tekret betreffend die Eröffnung der Session zu verlesen. — Das Blatt „Asky" meldet: Die Verhandlungen zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Griechenland und Rumänien sind eröffnet. Man hofft auf einen günstigen Ausfall derselben Türket. — Ter Spczialberichterstatter der „Köln. Ztg." sendete seinem Blatte ein Telegramm aus Tiflis, wonach sich die letzten Meldungen aus den VilajetS Diarbekir und Charput von erneuten feindseligen Bewegungen der Kurden gegen die Armenier bestätigten. Infolgedessen habe Schakir Pascha neuerdings Truppen gegen die Stämme der Landschaft Dersen zwischen Ersingjan und Charput gesendet. Bei dem letzten Zusammenstoß mit den Kurden seien die Truppen genötigt gewesen, sich nach Verlust von 35 Toten zurückzuziehen. Die Absendung einer neuen Truppenabteilung stehe unmittelbar bevor. Amerika. Ottawa, 20. Januar. Amtlich wird gemeldet, daß England und die Vereinigten Staaten einen Ver trag unterzeichnet haben, nach welchem die Klagen wegen der Wegnahme kanadischer Robbenfang-Schiffe im Beh- rjingsmeer durch die Vereinigten Staaten einem Schieds sprüche unterworfen werden sollen; die Schweiz ist ersucht wordcn, einen Oberschiedsrichter zu ernennen für den Fall, daß die Schiedsrichter nicht einig werden sollten. vom Landtage. Dressen, 21. Januar. An der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer nahmen Se. Excellenz der Hr. Staatsminister v. Metzsch, sowie die Hcrren Geh. Rat Vodel und geh. Regierungsräte vr. Arhr. v. Bernewitz und Oc. Apelt teil. Tie Kammer nahm zunächst die ihr niit König!. Dekret Nr. 12 vorgelegten Gesetzentwürfe, die Ergänzung und Abänderung des Gesetzes über die Zusammenlegung der Grundstücke vom 23. Juli 1801 und die Ergänzung des Gesetzes vom 9. April 1888, die Ausbringung der Kosten bei Znfammenlegung der Grundstücke betreffend, mit den von der Gesetzgebnngsdeputation und den in der Sitzung vom Abg. I)r. Schill vorgeschlagenen redaktionellen Ab- ändernngen an. Abg. Kockel empfahl für ärmere Gegenden die Kostenlosigkeit der Zusammenlegungen. — Darauf beriet die Kammer die Petition des Haus- besitzervereins zu Olbersdorf nm Einführung der Öffentlichkeit der Gemeinderatssitznngen. Für die Öffentlichkeit dieser Sitzungen traten die Abgg. Seifert, Stolle - Gesau und Hofmann ein, für für den jetzt bestehenden Zustand sprachen sich die Abgg. Hähnel, Uhlemann Görlitz, Map, Ur. Minck witz und Volke aus. Se. Ercellenz der Hr. Staats Minister v. Metzsch erklärte, daß er nicht bereit fei, die Öffentlichkeit in den Gemeinderatssitzungen obligatorisch zu machen, daß vielmehr den Gemein den die ihnen jetzt zustehende Autonomie gewahrt bleiben solle. Gegen den Vorwurf des Abg. Geuer, das Ministerium des Innern befolge eine Politik des Lavierens, verwahrte sich Se. Erzellenz wiederholt. Vizepräsident Georgi bezeichnete den Angriff Gener als in Widerspruch stehend mit den sonstigen Be hauptungen der Sozialdemokratie über die vom Mi nisterium des Innern befolgte Politik. Schließlich ließ die Kammer die zur Beratung stehende Petition auf sich beruhen. — Nächste Sitzung morgen. Dresdner Nachrichten vom 21. Januar. * Ihre Majestäten der König und die Königin be suchten gestern die Gemäldeausstellung von Ernst Arnold,König! Hoskunsthandluna «Wilsdruffer Straße 1,1) und besichtigten insbesondere die Werke des Panier Künst lers I. F- Raffaelli. * Se König!. Hoheit der Prildz und Ihre Kaiserl u. König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August besuchten gestern das Magazin von H Warnack und be wirkten daselbst Einkäufe. * Se. König! Hoheit der Prinz Friedrich August nebst Durchlauchtigster Gemahlin besuchte gestern das Magazin feiner Lederwaren des Hoflieferanten Bernhard Schafer. * Ihre Durchlaucht die Prinzessin Clementine Reuß j. L. traf gestern abend hier ein und nahm im „Hotel du Nord" Wohnung * In den letzten Tagen trafen in Dresden ein und nahmen in ScndigS Hotel „Europäischer Hof" Wohn ung: Ihre Durchlauchten Prinz und Prinzessin von Ardeck, Prinz Hermann zu Stolberg-Wernigerode, Prinz Biron von Curland, ferner Graf v Waldersee, Graf und Gräfin Carl Kinsky, Gras und Gräfin Lützow zu Drei-Lützov und Seedorf, Graf und Gräfin von Frankenberg nebst Tochter, Slaatsminister Frhr von Berlepsch schaff abtritt. Lemaitre hat nie eine banale oder plumpe Zeile geschrieben, aber in allen seinen Werken sind nicht 50 Seiten, die man, trotz ihrer flüssigen, muntern Sprache, trotz ihres geist reichen, niedlichen Vortrages, trotz ihres Inhalts an Bild ung und Welterfahrung ein zweitesmal lesen möchte Sie kitzeln eben nur angenehm den Gaumen, aber sie greifen nie ans Herz. Als Romandichter hat er in der „Königin" sein bestes Können gezeigt: eS ist eine an spruchsvolle und wild abenteuerliche, aber im Grund doch kindlich melodramatische Geschichte Als Dramatiker haben ihm seine Freunde gute Erfolge gesichert; mich aber hat weder sein „Abgeordneter Leveau" lachen gemacht, noch sein „Schwieriges Alter" auch nur einen Augenblick lang angezogen, noch seine „Verzeihung" erwärmt Seine Theaterkritiken, die in Büchersolgen gesammelt erscheinen, sind sicherlich Muster der schwierigen Sciltänzerkunst, über meist erbärmliche Stücke so zu sprechen, daß man die Wahrheit nicht ganz zu Schanden leugnet und dabei doch liebenswürdig gegen den Verfasser bleibt; er ist unnach ahmlich, wenn er irgend einen Blödsinn von Maetcr- link oder einem andern idiotischen Laller bespricht, die angebliche Schönheit des Gefasels herauszufinden sucht und, nachdem er dies gcthan, mit unschuldiger Miene hin- zusügt: „Ich weiß, daß cS manche giebt, die diese Schön heit nicht fühlen und nicht anstehen, das Werk einen schlechten Scherz oder eine Albernheit zu nennen; aber ich frage mich, ob dies nicht ein gewisser Mangel an ästhc tischcr Duldsamkeit ist?" Und dann mag sich der Leser einen VcrS darauf machen und namentlich zu erraten suchen, was Lemaitres eigene Meinung ist! Am bedeutendsten von allein, was er bisher veröffentlicht hat, sind seine kritischen Gesamtstudien übcr Schriftsteller deS vorauf- gegangcnen und des gegenwärtigen Geschlechts, die unter dem Titel „Zeitgenössische Bildnisse" erschienen sind. Auch die sechs Bände dieser Sammlung sind übrigens ungleich wertig Der glänzendste ist der erste Band; der zweite steht säst auf derselben Höhe Die folgenden blassen all mählich ab Seine Studien über Renan, Viktor Hugo, Zola sind meisterhaft in ihrer eindringlichen Schärfe, ihrer verhülltcn Bosheit, ihrer überlegenen Verspottung über- lieserter Gewohnheiten einer ungerechtfertigten Verehrung K. Hofthcater. Im Spielplan der König! Oper für diese Woche hat sich eine Änderung nötig aemacht. Es wird am Freitag „Genoveva" und am Sonntag „Falstaff" zur Aufführung gebracht -- Die einaktige Oper „Djamileh" von (NorgeS Biz et ist auch bei ihrer vorgestrigen Wiederholung im Konigl Hostheatcr vom Publikum mit lebhaftestem Bei fall ausgenommen wordcn Bei diesem Erfolge erscheint es angebracht, Musikfreunde, die sich zu Hause mit der anmutigen, geistreichen Musik im einzelnen genauer beschäs- tigen wollen, daraus hinzuweisen, das; bei N Simrcck «Berlin) ein ausgezeichnet bearbeiteter, im Satze durchweg bequem liegender Klavicrauszug des Werkes erschienen ist Wir benutzen die Gelegenheit, um unserer Kritik der Oper die Bemerkung nachzuschicken, daß das Textbuch der selben von Hrn L Hartmann in vorzüglich musik- gerechter und sprachlich gewählter, fließender Ärt verdeutscht worden ist. P. * Am nächsten Freitag findet der dritte (vorletzte) Kammermusikabend der Triovercinigung Stern, Petri v. Liliencron statt. (Karten bei H. Bock) * Im dritten Lrchesterabend von Hrn Nicodö gelangt als Hauptwerk die Faust-Symphonie von Franz Liszt zur Ausführung Es wird manchen Besuchern des Konzerts willkommen sein, zu erfahren, daß Erläuter ungen zu dieser Symphonie von Richard Pohl (Sonder abdruck aus den „Studien und Erinnerungen" des ge nannten Schriftsteller«) in der Musikalienhandlung von C A Klemm sür 25 Pf erhältlich sind. * Im König!. Kunstgewerbemuseum ist von heute an eine Anzahl keramischer Erzeugnisse zur Ausstellung gebracht worden, welche durch Vermächtnis des am 5 No vember vorigen Jahres verstorbenen Frl Susanna v. Zahn, Dresden, in den Besitz des Museums gelangt ist. Diese kleine Sammlung, welche als ein bemerkenswerter Zuwachs für das Museum bezeichnet werden muß. umfaßt außer einer Anzahl von Gläsern, Thonwaren, Steingut- arbeilen vor allem zahlreiche prächtige Meißner Porzellane Diese letzteren gehören der Zeit von 1725—30, also der der chinesischen Nachahmung an und ragen ebensowohl durch Zeichnung wie durch Farbenwirkung hervor — Morgen beginnt in dem Museum aus die Zeit von etwa vier Wochen ein höchst geschickter Glasbläser, seine Ar beiten vor den Augen des Publikum« anzufertigen
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