Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-21
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
!>;»«-prrt0. Ml Druden »iertrljährktch * Mark 50Pf, bei den Kaiser» bch deutschen Poftanstalten vrertrllährlich »Mark; außer halb de« Deutsche» Reiche« Post, und Etempeljuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. S«mspr..«»schlnß:Rr.1»»^ Vres-mr Journal. N»kü»»1«»u«««ehttzre»; Für den Raum einer gespal tenen Zeile Keiner Schrift dv Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen - und Zisfernsatz entsprechender Aufschlag -er««» ««eher: Königlich« Expedition de« Dresdner Journal« Dre-dru, Zwingerstr. 20 H«rnfpr.-L»schlub:Rr 1»»». ^16. Dienstag, den 21. Januar, abends. 1896. Amtlicher Teil nichtamtlicher Teil Limst lind Wissenschaft iämtliche Erdkreise Janeiro vertrüge Spanien * Über die Verteilung des Alberto-Levi Preise« durch die Pariser Aenäemie 6en und den Be- Eitenbahnen und Tampsschifse auf dem ganzen Wenn früher ein Bricfbcutel nach Rio de gemacht werden sollte, so mußten Staats vorangehen, ebenso mit Frankreich, England, Es dauerte ost jahrelang, ehe solche Verträge abgeschlossen und ratifiziert waren Heute geht einfach vom Postamt Berlin ein Zettel ab: von übermorgen ab schicken wir Euch einen Briefjack, dann geht alles nach den geordneten Be stimmungen mit der größten Pünktlichkeit vor sich, und es ist ein besonderer Vorzug, daß bei uns naturgemäß eine Art demokratischer Versayung existiert, es werden alle Sendungen und Telegramme ganz gleich behandelt, der letzte Brief des kleinsten Mannes kommt zu unsern Gegenfüßlern nach Neusee land mit derselben Pünktlichkeit, wie die größten CtaatS- depcschcn und die Briefe der größten Handel-Häuser. 187S wurde auch die Telegraphie der Postverwaltung übertragen und 1877 die Rcichsdruckerei. Tie letztere hat musterhafte Leistungen auszuweiscn und hat namentlich im Kunstgebiet eine sehr große Entwickelung genommen Ihre großen Maschinen dienten den mannigfachsten Interessen der Welt Tann kam 1886 das Gesetz über die überseeischen Postverbindungen, die sich immer besser bewähren, und — wir werden vielleicht in dieser Ses sion noch darüber beraten - ferner ist die Verbesserung eingetreten, daß auf vcrschiedtnrn dieser großen Tawpscr Srepostbureaus eingerichtet sind Tann kamen die Kolonien dazu, wo wir überall unsere Post- und Tclcgraphenvcrbindungen haben — sogar bis zu den Marschallinseln. — Bon Gc'etzen erwähne ich das Passgesetz, das Posttaxengesetz, das Gesetz über die Porto freiheit, das Posteisenbahngesctz, das Postdampfergcsrtz und end lich das Tclegraphengesetz Sie werden aus dem Bilde, welches ich entwickelt habe, gewiß entnommen haben, welche eine hundertfältige Frucht wir aus diesem Gebiete von dem Baume des Teutschen Reiches ge pflückt haben Es ist lediglich die Folge der Einigung brr deutschen Stämme gewesen, die das Ansehen, die Stellung Deutschlands, die Macht und Wohlfahrt befördert hat, dem Unternehmungsgeist, dem Vertrauen der Deutschen mehr Auf schwung gegeben hat, und es ist unverkennbar, daß lediglich in der Wiederherstellung des geeinigten Deutschen Reiches die Basis, das Ferment dieser großartigen Entwickelung besteht. Wir danken das vor allem auch der kolossalen Entwickelung des Frieden-, auf die ja unser Kaiser mit größter Fürsorge bedacht ist. Wir verdanken eS der Steigerung der Kraft der Nation und der Steigerung der Macht und des Ansehens, da- Deutsch land überall hat. Vrntnuungcn, Bersetzungt» rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts Zu besetzen: Die ständige Lehrerstelle zu Boßdorf (Sächs. Schweiz kollator: Das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schulhause mit Garten ein jährliches Ge halt von 1042 M. 46 Pf und das gesetzliche Honorar für Er teilung des FortbildurgSschulunterrichts Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den nötigen Beilagen bis zum 2. Februar an den Königl. Bczirksschulinspektor Schulrat Leh mann zu Pirna cinzureichen; — die neugegründcte 6. ständige Lehrerstelle in Leubnitz. Kollator: Die oberste Schulbehörde Einkommen: 1100 M Gehalt und ISO M Wohnungsgeld Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und Amts- sührungSzeugnisse bis zum 4. Februar bei dem Königl. Bezirks schulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichcn DrtSdt», 18. Januar. Mit Allerhöchster Geneh migung ist der Privatdozent zu Leipzig vr. well. Karl Eigenbrodt zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fleischermeister E. W. Niedenführ in Firma F. W. Gottlöber Nachf. zu Dresden den ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein verliehenen Titel als Hofschlächtermeister annehme und führe. nicht, um dann die Laufbahn des Juristen einzuschlagen, sondern nur, um im GeschästSlcbcn nach aller Möglichkeit dem Recht gegenüber gewitzigt zu sein Im ganzen Orient, so auch in Kaukasien, ist der Armenier bei den übrigen Völkern als der Jude des Lrients verhaßt; der Teufel, so erzählt die Sage, hat ihn geschaffen, indem er den Juden, Griechen und Perser in einen Kessel warf und noch eine Schaufel Salz hinzuschüttete In Kaukasien laden allerdings die bei einem großen Teile der Bevölkerung herrschenden Zustände geradezu zur Ausbeutung ein. Bei dem leichtlebigen Wesen und der verlotterten Wirtschaft der Grusiner und der verwandten Völkerschaften ist rS leicht, sie um Hau» und Hof, um Geld und Gut zu bringen, und das weiß der Armenier, der keine andere Moral kennt als die des eigenen Vorteil», sich gründlich zu nutze zu machen, sodaß überall Grund und Boden in seine Hand fällt. Als Mildcrungsgrund fällt für die Beurteilung der Armenier allerdings ins Gewicht, daß sie, ein höher be gabte» Polk, von minder kultivierten Völkern geknechtet worden sind In solchen Fällen zeigt sich überall die psychologisch leicht erklärliche Erscheinung, daß der Unter drückte sich für berechtigt hält, seine überlegenen geistigen und wirtschaftlichen Fähigkeiten gegenüber seinem Bedränger ohne jede Rücksicht zur Geltung zu bringen In der asiatischen Türkei kommt dazu noch die traurige Beamten- wirtschast, welche schon den mohammedanischen, wie viel mehr den christlichen Unterthanen da» Leben sauer macht Außerdem bringen die Armenier durch den Traum von der Wiederherstellung eine» Großarmemen, der schon 1875 auch in Kaukasien zu merken war, und der von den in europäischen Großstädten lebenden gebildeten Armeniern unter ihren asiatischen Volksgenossen fort und fort genährt wird, die türkische Regierung gegen sich auf und ver schlimmern dadurch ihre Lage . H G llch in Beirut, und als Heimat desselben Mekka angiebt, das er jedenfalls mit Mokka verwechselt hat. An letzte rem Orte lernte der Deutsche Wurfbein aus Nürnberg 1638 den Kaffee kennen In seinem erst 1686 erschienenen Rcisewcrke beschreibt er den Anbau des Kaffeebaumes in den Gebirgen um Mokka, wohin er als niederländischer Beamter von Indien aus geschickt worden war, sowie die Bereitung und den Genuß deS bei ihm „Cauwa" ge nannten Getränkes Als „Caffa" wurde es dem sächsischen Adligen Georg Ehristoph v. Neitschitz, der 1630 bis 1637 die Levante bereiste, in einem Kloster in Kairo vorgesetzt So finden wir in den Formen Ehaube, Eauwa und Eaffa die Entwickelung des Namen« Kaffee. Alle diese Reifenden heben namentlich die günstige Einwirkung de» Kaffees auf die Gesundheit hervor. In Europa bürgerte sich das Kaffeetrinken von der Mitte des 17. Jahrhun dert» an, im besondern in Deutschland gegen das Ende desselben ein. Hier erscheinen 1689 die Tabakspfeife und die Kaffeetasse als Symbole eine» guten Philister« Im zweiten, von Hrn Professor Or Schneider ge haltenen Vortrage charakterisierte dieser im Hinblick auf die jetzigen armenischen Wirren in der asiatischen Türkei da« Volk der Armenier, da« er vor 20 Jahren aus seiner Reise im Nachbarlande der asiatischen Türkei, in Kaukasien, kennen lernte. Die Armenier sind ein schöner Menschenschlag, dessen Gesicht«züge unverkennbar das indo germanische Gepräge tragen In geistiger Beziehung er freuen sie sich mancher Vorzüge, namentlich besitzen sic eine treffliche natürliche Begabung und eine große Energie dc« Willen« Letztere treibt sie zu außerordentlichen Anstreng ungen, aber nur, wenn sie ein bestimmte« Ziel erreichen wollen So wohnte Hr Prof Schneider einige Zeit in einem armenischen Hause, wo alle Arbeit-last auf den weiblichen Familienangehörigen ruhte, während die jungen Männer den ganzen Tag ohne Zweck umherschlrnderten Dagegen lernte er einen Armenier kennen, der in Heidel berg und Pari» eifrig Juntprudenz studiert hatte, jedoch Da ich beim Fcrnsprechbetrieb bin, möchte ich diesen hier auch gleich einschalten Er hat einen allgemeinen Auf schwung vor allen Ting-n in Deutschland genommen Kein Land der Erde ist hierin so weit wie wir Wir haben bereits Fernsprcchanstalten an 464 Orten; Sie können denken, daß da schon ganz kleine Städte mit einbegriffen sind Wir haben an interurbanen Verbindungen, also zwischen den ein zelnen Städten, schon 550 Berlin allein hat 25 430 Fern- sprechabonnentcn; im ganzen Reich beläuft sich die Anzahl aus 110000 Gegenwärtig kann von Berlin mit 250 Orten direkt gesprochen werden, von Memel bis nach Mülhausen im Elsaß. ES finden in Berlin täglich saft eine halbe Million Gespräche statt. Nun denken Sie, m. H, zurück aus 20, 15 Jahre, wo das alles durch Boten oder Stadtbriefe besorgt wurde, wobei cS im günstigsten Falle immer 2 Stunden dauerte, ehe man Antwort erhielt, unter ungünstigen Umständen 6 bis 8 Stunden. Welche kolossale Vermehrung in der Beweg ung des großen Schwungrades des Verkehrs und der wirt schaftlichen Kräfte und Mächte zeigt sich allein in dieser Thatsache! Ähnlich ist es an anderen Orten. Hamburg hat bereit- 10 780 Fernsprechstellen, Dresden 4300, Breslau, Leipzig, Magdeburg, Frankfurt a. M, Köln u. s. w. zwischen 1000 und 4000. Es werden tagtäglich eine sehr große Masse von Gesprächen im Deutschen Reiche geführt-, ich glaube, eS sind 1'^ Millionen. Außerdem sind Linien zum Gespräch aus lange Entfernungen eingerichtet worden. Wir haben Berlin und Wien in Verbindung gesetzt Bekanntlich wird die öster reichische Verwaltung mit gewohntem Entgegenkommen eine zweite Leitung bis an die Grenze bauen. Wir haben die ent sprechende Leitung auf unserem Gebiete bereits sertig, sodaß auch die Zwischenftationen Dresden, Prag und die rück- liegenden Stationen Hamburg und Triest ebenso Pest in die Linie werden eingeschaltet werden, und man wird im nächsten Sommer von der Nordsee bis zum Adriatischen Meer, von Hamburg bis Triest sprechen können. Ebenso ist bereits sertig und seit Oktober im Betriebe die Linie mit Kopenhagen; cs sprechen Hamburg und Berlin mit Kopenhagen durch die beiden Belte hindurch, und der Dienst geht durchaus pünktlich und zuverlässig Ferner haben wir die Linie von Köln und Aachen nach Brüssel hcrgestellt, die weiter nach Berlin ausgedehnt werden kann Das ist Sache der Beobachtung, wie der Ver kehr sich entwickeln wird; die Drähte haben wir bereits an gelegt. Endlich schwebt ein interessantes Projekt, die Ver bindung mit Amsterdam; diese soll von Berlin, Hamburg und Bremen zunächst hergestellt werden Wir haben uns mit der niederländischen Regierung in Verbindung gesetzt, und es ist auch der niederländischen Postverwaltung gelungen, von der Volksvertretung die Mittel bewilligt zu bekommen. Gleich zeitig hat die niederländische Verwaltung den guten Gedanken gehabt, ein Kabel direkt durch das Meer zu legen nach England, nach Dover, sodaß also die Möglichkeit in Aussicht steht, bereits im nächsten Herbst eine direkte Sprechverbindung zwischen London und Berlin zu haben. Die Niederlande haben wir bereit« uns gesichert, und die diesbezüglichen Abkommen sind alle getroffen. Nun möchte ich am Schluß dieses Kapitels von den Tele phoneinrichtungen Ihre gütige Aufmerksamkeit noch darauf lenken, wie die anderen Staaten sich im Licht gestanden haben, daß sie diesen ungeheuer wichtigen Faktor des Verkehrswesens, das Fernsprechwesen, anfangs den Privatgesellschaften über ließen, während wir m Deutschland die schärfste Front dagegen machten und sofort die Hand darauf legten, cS als Monopol zu behandeln, obwohl uns damals das Gesetz nicht zur Seite stand; aber wir erlangten das faktische Monopol, und den Ge sellschaften wurde keine Konzession erteilt Frankreich, Öster reich, Italien haben mit den allerschwcrstcn Opfern, mit Millionen, die Privatgesellschaften, welche jahrelang bestanden hatten, verstaatlichen müssen. DaS haben wir in Deutschland gespart, dank unserem energischen Vorgehen und der festen Haltung gegenüber sehr vielen Einflüßen, welche sich aus unsere Verwaltung geltend machten. Ich fühle mich gerade hier ver pflichtet, meinen warmen Dank der hohen Vertretung des deut schen Volkes auSzusprrchen, welche uns das Telegraphengcsetz bewilligte, für alle Zeiten die feste Schanze gegen alle Angriffe. Die Zahl der Bricfscndungen belief sich vor 25 Jahren auf 857 970 000; heute ist der Britfverkthr gestiegen auf 2360 Millionen, das macht täglich 6 Millionen Denken Sie, was in diesen Briesen für ein Austausch, für eine Bewegung von Gedanken, Empfindungen und Gefühlen steckt: es bewegt sich da ein ganz ungeyeuereS Kulturkapital. An Postpaketen wurden 1870 befördert — das war das erste Jahr, als die Postver waltung sie eingesührt halte — 7 Millionen, jetzt 443 800 000. Dann sind dem «crar durch die Einführung der Postkarten mehrere Hundert Millionen Reineinnahmen geschaffen worden. Sehr erheblich hat sich auch der Briesverkeyr Deutschlands mit dem Auslande gesteigert; er war damals 68 381000 M und betrügt gegenwärtig nach der Schaffung des Weltpostverein« 530 160 000 M. Also auch hier ist eine ganz exorbitante Steigerung eingctreten. Tirie verdanken wir einmal dem Welt postverein, dann aber auch dem Aufschwung der Wohlfahrt im Deutschen Reich und endlich dem Umstande, daß die 8 Millionen Deutschen im Auslande seit der Einigung der deutschen Stämme desselben befestigten Rohres einsogen. Wir haben hrcr offenbar den Kopf und da« Rohr der Tabakspfeife vor un». Hawkins erzählt, daß die Indianer stuf diese Weise den Hunger stillten. Kurz vorher, im Jahre 1560, hatte Jean Nicot die Tabakpflanze, welche dann ihm zu Ehren Xiootian» genannt wurde, au« Portugal nach Frankreich gebracht und dort das Tabakrauchen eingesührt Bald daraus kamen durch den Augsburger Adolf Lcco die ersten Tabakpflanzen nach Deutschland. Als die Engländer 1586 ihren ersten Versuch, Virginien zu kolonisieren, wieder aufgaben, brachten sic init dem Mais und der süßen Kar toffel auch den Tabak mit nach Hause, sodaß nun auch in England das Tabakrauchen bekannt wurde. Nach dcr Wiederaufnahme der Kolonisation VirginicnS begannen die Weißen dort 1612 den Tabak anzubaucn, sodaß er hier zuerst eine große volkswirtschaftliche Bedeutung er langte. Da der Tabakbau einen höheren Gewinn abwars, al» alle anderen Zweige des Anbaue«, breitete er sich rasch aus und beeinflußte alle Verhältnisse. Er yab zwar den Anlaß zur Einführung der Negersklaverei in Nord amerika, begründete aber auch den Wohlstand der Kolonie. 1618 wurde dcr Tabak sogar al« gesetzliche« Zahlungs mittel erklärt. Von dcm Genüsse de« Kaffee» berichtet zuerst der Arzt Rauwolf au» Augsburg in dcr Beschreibung seiner 1573 bi» 1576 auSgesührten Reise nach dcm Lnent bei Gelegenheit des Besuche« von Aleppo. Er beschreibt den Genuß dcS heißen Ausgusses eines gebrannten und zu Pulver zerstoßenen Fruchtkerns al« einen allgemeinen (Ge brauch Der Handel mit der Frucht beschäftigte viele Krämer, und in zahlreichen öffentlichen Lokalen wurde der schwarze Trank, Ehaube genannt, auSgeschenkt Al« Ur sprungsland nennt Rauwols Indien, worunter hier Ara bien zu verstehen ist Darauf deutet auch dcr Bericht de» Italiener» Dandini hin, dcr den Kaffee 1596 auf einer Reif«, dic er im Auftrage de« Papste» zu den Ma- romtrn im Libanon unternahm, kennen lernte, wahrschein- Die Enlwickcluvg der deutschen Reichöpost. Da, wie ja hinlänglich feststeht, nur ein kleiner Teil der Zeitnngsleser den Berichten über die Sitzungen des deutschen Reichstages eingehendes Interesse ent gegenbringt, würden die interessanten Ausführungen, welche der Herr Staatssekretär v. Stephan in der gestrigen Reichstagssitzung über die Entwickelung des deutschen Postwesens gewacht hat, in unserem Parlaments berichte voraussichtlich so gut wie unbeachtet bleiben. Um die Rede diesem Schicksale zu entziehen, teilen wir sie an dieser Stelle mit. Ich möchte Ihnen in wenigen schmalen Umrissen ci» Bild von der Entwickelung geben, die seit der Entstehung des Reichs die größte Zivilverwaltung desselben, das ausgedehnteste nationale Verkehrs- und Kulturinstitut, genommen hat. Ich nehme dabei zum Ausgangspunkt im allgemeinen selbstverständlich das Jahr 1870, mitunter jedoch ein etwas späteres Jahr, weil die Zahlen nicht von früherer Zeit vorliegen —, und als Endpunkt das Jahr 1895 unv wende mich zunächst dem Gebiet der Ausbreit ung der Verkchrsanlagcn zu. Da ergicbt die Statistik folgendes: Im Jahre vor der Begründung des Deutschen Reiches, also 1870, hatten wir 4520 Postanstalten, gegenwärtig beläuft sich die Anzahl derselben auf 28263; es hat sich also ihre Zahl mehr al- versechsfacht. Noch größer ist die Vermehrung gewesen bei den Telegraphenanstaltcn. Wir besaßen im Jahre 1870 1078 Telegraphenanstaltcn und gegenwärtig 17 800. (Bravo!) Es find also die Telegraphenanstaltcn um da- Sicbenzehnsache vermehrt worden. Die Unfallmeldestellcn, welche dem platten Lande bei Feuersbrünsten, ungewöhnlichen Krankheiten u. s. w. große Dienste leisten, existierten damals noch gar nicht, wir haben anfangs 1880 angefangen und ihre Anzahl beläuft sich gegenwärtig aus 8441, welche täglich fünszigmal benutzt werden. Die Au-dehnung der Telegraphenleitungcn, welche im Jahre 1870 81000 km betrug, beläuft sich gegenwärtig aus 600000 km, und die Anzahl der Telcgraphenapparate, welche damals 2530 war, ist gegenwärtig 138000, wobei allerdings die vielen Fern- sprechapparate des inzwischen eingeführten Telephonwesens in Betracht kommen M H., in keinem Lande Europas ist die An-breitung der Postanstalten und Telcgraphenanstalten in demselben Maße vorgeschritten, wie in Deutschland, auch in Eng land nicht, es steht weit hinter uns zurück. Nur in der Anzahl der Postanstalten übertrifft daS Gebiet der Bereinigten Staaten von Amerika die deutsche Postverwaltung, was selbstverständlich ist durch die um so viel größere Au-dehnung des Gebiete- der ihre Beziehungen hierher gekräftigt und vermehrt haben. — Die Zahl der besördertcn Zeitungsnummern ist von 191 auf 890 Millionen gestiegen. Die Abrechnung deS Berliner Zeitungsamt- erstreckt sich auf 6000 Postanstalten in allen Ländern der Welt; und alle- geht in schön ster Ordnung zu. Ich habe noch nie einen Ver leger klagen hören, daß er nicht pünktlich bezahlt worden sei. Die Zahl der Pakete ist von 20 auf !32Millionen gestiegen. Namentlich die Landwirtschaft macht den ausgedehntesten Ge brauch von dem Paketgeschäft. Käse, Butter, Früchte, Spargel und anderes Gemüse, alles wird in Zehnpsundpakcten verkauft. Dadurch hat der Verkehr mit dem Lande ganz ungemein zu- gcnommen Der Geldumsatz hat sich von 8000 aus 21000 Millionen im Jahr gesteigert, wovon kaum der zehnte Teil deklariert ist. Der wirkliche Verkehr würde sich also auf 210 Milliarden belaufen. Mit Postanweisungen sind damals be fördert 366, heute 5475 Millionen Mark. Die Poft nimmt hier die Stelle eines Transport- und Bankgeschäfts ein, durch die Mandate wirkt sie dem langen Kreditgeten entgegen und ist auch damit sür den Handelsstand höchst segensreich Tie Zahl der Telegramme ist von 7 aus 33 Millionen angewachsen. Mein Augenmerk ging darauf, dieses Institut zu popularisieren. Jetzt kommen nur 34 Proz. der Telegramme auf den großen Ge schäftsverkehr, 10 Proz. sind Staats- und Zeitnngsdepeschen und die übrigen 56 Proz entfallen aus den Gemütsverkehr, auf Familienangelegenheiten, auf Mitteilungen kleiner Handwerker u. s. w. Ich habe eine große Gcnugthuung darüber empfunden, daß es gelungen ist, daß nun auch dcr kleine Mann immer mehr zum Telegraphieren sortschreitet und daß die Telegraphie in der That ein volkstümliches Institut wird Wir hatten 1870 bei der Post 76 Millionen Einnahme, bei der Telegraphie war eine Tefiziteinnahmc; der Überschuß war 6 300 000 M. Heute haben wir in dem vorliegenden Etat 294'z, Millionen an Einnahmen und 25'z Millionen reinen Überschuß nach Abzug aller extraordinären Einnahmen. Die einzigen Anleihen, welche die Postverwaltung ausgenommen hat, sind eine von 52 Millionen, als es sich um die unterirdischen Leitungen handelte, um alle Festungen und Seeplätze vor allen Dingen unterirdisch zu verbinden, damit sie vor Schneestürmen geschützt sind; und ferner eine Anleihe von 5-6 Millionen für Ankauf eines Kabels > ach Norwegen. Sonst ist allcS in der ganzen Zeit vom Postsonds übernommen worden. In diese Zeit ist die Bildung des Weltpostvereins gefallen, und nicht nur das billige Porto ist dessen Vorteil, sondern die freie Be herrschung aller Verbindungen aus der ganzen Erde, soweit die Länder dem Postverein beigetreten sind Wir verfügen über Vorträge. Die Sitzung des Dresdner Vereins sür Erdkunde am 17. d. Mts. brachte zwei interessante Vor träge. Zunächst teilte Hr. Professor vr. Ruge eine litterarische Studie über die früheste Erwähnung von zwei der wichtigsten Genußmittel, Tabak und Kaffee, mit. Der Gebrauch des Tabaks hat seine Heimat bekanntlich in Amerika, und zwar sowohl in der Form der Cigarre als auch mittel« der Tabakspfeife. Die älteste Nachricht über erstere giebt Eolumbu« in seinem Tagebuche unter dem Datum des 6. November 1492 au« Cuba. An diesem Tage erzählten Leute, die von ihm ins Innere geschickt worden waren, um den dort vermuteten Großchan der Mongolen aufzusuchen, von der Sitte der Eingeborenen, getrocknete Kräuter, die sie in der einen Hand hielten, mit der andern Hand in Brand zu fetzen und den Rauch mit dem Munde einzusaugen Der Historiker La» CasaS wieder holt diese Erzählung und fügt au« eigener Beobachtung hinzu, daß die getrockneten Kräuter in sxorm von Hülsen zusammengcrollt seien, die von den Eingeborenen „Tobaco«" genannt würden. Da» ist also der ursprüngliche Ausdruck für „Cigarre". Die Spanier, welche sich aus Haiti nieder gelassen hatten, gewöhnten sich bald da« Rauchen an, und al« man ihnen deswegen Vorwürfe machte, entschuldigten sie sich damit, daß sie nicht mehr davon lasse» könnten Seit der Mitte de« 16. Jahrhundert« verbreitete sich da« Cigarrenrauchcn in Spanien. Wie die Cigarre in West indien, so hat die Tabakspfeife ihre Heimat in Nord amerika 1565 fand John Hawkin«, einer der frühesten englischen Reisenden, in der Gegend de« heutigen Carolina, wo drei Jahre vorher dcr französische Admiral Coliany eine französische Hugenottenkolonie gegründet hatte, daß die Eingeborenen au« einem irdenen (iksäß den Rauch de« darin glimmenden Kraute« mittel« eine« in der Seite Vereinigten Staaten und durch den Umstand, daß man die Post- anstalten in sehr viel einfacherer Form hält; man hat keine Paktibeförderung, keine Geldbesörderung; e« werden überhaupt keine Brieffachcn bestellt, jeder muß sie sich auf dem nächsten Postamt abholrn und cS folgt daraus, daß aus jeder einzelnen kleinen Station, selbst in den einzelnen Wirt-Häusern der Prairie Poststellen errichtet werden, welche wir eigentlich nicht zu den Postämtern zählen würden. Diese- Netz von deutschen Postanstalten breitet sich, wie Sir wissen, über da- ganze Reich au-, von der Königsaue Ki nach Hohenzollrrn, von den Schluchten der Vogesen bi- hinaus in die Sümpfe der Masuren; ja, Sie finden noch auf den höchsten Bergspitzen Post- und Telegraphenanstaltcn vertreten, von der Schneckoppe bis zum Feldberg im Schwarzwald und vom Belchen in Elsaß bis zum Brocken im Harz. Die Ver bindungen reichen von der russischen Grenze bi- unmittelbar vor die Thore von Basel, sowohl die postalischen al- die tele graphischen. Sie finden Postanstalten im Au-lande, in Kon stantinopel, in Schanghai und selbstverständlich in unseren sämt lichen Kolonien, wo bereit- eine große Anzahl von Postanstalten, und ein großer Teil davon mit Telegraphen versehen, ein gerichtet worden ist Die Leitungen, welche diese Anstalten ver binden, gehen durch die Luft, liegen unter der Erde, gehen durch das Master, durch Flüsse, Landseen, Sümpfe, durch die Ostsee und die Nordsee; sie gehen bis zu unseren einzelnen Inseln. Ja, als im letzten Jahre die feierliche Einweihung des NordostseekanalS stattfand, von der ja die Mehrzahl der Herren Zeuge gewesen ist, da hoben sich in dcm Augenblick, wo Vic fremden Flotten in die Kieler Bucht einsuhren und die Ankcr in die Tiefe sanken, die schlanken Leiber der Telegraphenkatel wie Najaden und Nereiden aus den Flnten empor, und im nächsten Augenblick konnten schon die Admirale der Flotten mit ihren Souvcraincn und Staatsoberhäuptern in St. Petersburg, London, Pari-, Rom u. f. w. sprechen. Tie damals gemachten Erfahrungen werden hoffentlich noch zu weiteren Ausgestaltungen führen im Verkehr dcr Schiffe mit dem Festlande; cs schweben darüber schon Er- wägungen zwischen der Kaiserlichen Marineverwaltung und der Kaiserlichen Postverwaltung. Uns war cs vor allen Tingcn um folgendes zu thun. Wie ich die Ehre halte, Ihnen zu sagen, befaßen wir im Jahre 1870 etwa 4000 Postanstalten. Damit war sür alle Städte, selbst sür die allerklcinsten, dorfartigen, deren es in Polen zum Beispiel viele mit 7- bis 800 Einwohnern giebt, gesorgt, auch sür die großen Dörfer. Aber das flache Land ließ doch sehr viele Verkehrsanstaltcn vermissen, und cs sind die 23 000 Post ämter, die seit der Zeit eingerichtet worden sind, vorzugsweise vorgeschoben worden in das platte Land, um dessen Bedürfnisse zu befriedigen. Wir sind damit jetzt soweit gediehen, daß aus je sieben Dörfer im ganzen Gebiete dcr Reichspost bereits eine Postanstalt entfällt, und wenn wir mit dcr Zustimmung dc- Rcichstagcs unter Bewilligung dcr etat-mäßigen Mittel in der selben Weise sortsahren könneck — im jetzigen Etat geschieht es ja, wie Sie sehen: es sind hier einige hundert neue Post anstalten ausgebracht —, so denke ich, es wird mit der Zeit dahin kommen, daß jedes Dors im Deutschen Reich feine eigene Post- und womöglich auch seine eigene Telr- graphenanstalt hat, und damit wäre, man kann wirklich sagen, der ideale Zustand herbeigeführt Wir fanden damals auf dcm platten Lande 8300 Landbriefträger vor; heutzutage beträgt die Zahl der Landbriefträgcr im Deutschen Reich über 28 000. Es sind, wie Cie alle wissen, sehr erhebliche Mittel darauf verwendet worden, gerade die Verkehr-bedürfnisse des Platten Landes zu befriedigen Es ist die zweimal tägliche Landbriesbestcllung, auch die drei- bis viermalige schon ein gerichtet, ebenso haben wir fahrende Landbriefträger. M. H., diese 28 000 Landbriefträger machen täglich einen Kreislauf von 560000 Kw, das ist 14 mal der Umfang der Erde. Es ist in dcr That fchadc, daß man mit dem physischen Auge nicht von einem einzelnen Punkte aus die ungeheure Kreisbewegung, die diese Leute machen, übersehen kann, wie sie gewissermaßen wie die Bienen oder Myrmidonen deS Postverkehrs durch die Schluchten der Vogesen, über di« beschneiten Gipfel der Eifel, durch die Moore Ostfeieslands unermüdet gehen, das muß einen mit hoher Freude erfüllen, und man wird stolz daraus fein, solches Institut zu leiten Nun ist auf der anderen Seite aber auch daS Land uns sehr entgegengekommcn. Namentlich den Besitzern der Güter muß ich nachrühmen, daß sie den Ein richtungen des Post- und TclcgraphenwesenS, soweit in ihren Kräften stand, möglichst Vorschub geleistet haben. Aller dings kann ich auch manche Fälle vom Gegenteil milteilen. — Redner führt einige Beispiele an und fährt dann fort. Ganz Ähnliches Halen wir auch erst vor 15 Jahren in unserer aufgeklärten Zeit erlebt, nämlich bei der Einrichtung dcr Fern- fprcchlinien in unsercn großen Städten. Das stieß von vorn herein aus großes Mißtrauen. ES hieß, cs sei amerikanischer Humbug, ein neuer Schwindel und dergleichen Dann kam der Einwand, damit wäre eine äußerst große Blitzgefahr verbunden, für die Häuser, und wir haben große Schwierigkeiten gehabt, der Überzeugung Eingang zu verschaffen, daß im Gegenteil die Tclephonnctze und Telcphongestänge den Blitz ablriten und eine bessere Jsoldtion als dcr Blitzableiter bieten. Damals war aber jene Ansicht ganz allgemein verbreitet.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite