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Dresdner Journal : 15.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-15
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1896
- Autor
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Kupferstichkabinett zu Dresden abzuliesern; gleichzeitig ist ein mitdemselben Kennworte versehener, verschlossener Umschlag beizufügen, in dem Name und Wohnort des Urhebers angegeben sind; Preisrichter sind die Herren Hosrat C. Graff, I)r. Sponsel, Maler Schubert v. Coldern, Maler Max Giese und Schriftsteller Franz Wallner; 5) die drei nach dem Urteile der Preisrichter des Festausschusses besten Entwürfe, die den vorgenannten Bedingungen entsprechen, werden durch Preise von 300, 200 und 100 Mark ausgezeichnet; für diese Preise geht das Eigentum und das Recht zur Verviel« fältigung der drei ausgezeichneten Entwürfe an den Fest ausschuß der Ausstellung über; 6) der Urheber des zur Ausführung bestimmten Entwurfcb erhalt außerdem noch die Summe von 200 M, wofür er nötigenfalls Änder ungen an seinem Entivurfe vorzunehmen und die Aus führung der Vervielfältigung zu überwachen hat; 7) die Urheber aller nicht preisgekrönten Entwürfe sind berechtigt, ihre eingcreichten Arbeiten nach dem 1 April d. I. zurück zufordern Die bis zum 1. Juni d. I noch nicht ab- geholten Entwürfe fallen dem Festausschuß als Eigen tum zu * Der Allgemeine Dresdner Handmerkerverein hielt gestern abend im Saale des „Tivoli" einen Familien- abend ab. Die zahlreichen Festgäste wurden durch Vor träge des Muldenthaler Sänger-Ensembles (O. Junghänel aus Roßwein) auf das Beste unterhalten. In unerschöpf licher Reichhaltigkeit füllten die Quartett- und Solosänger (Herren Junghänel, Frische, Höser, Winkler, Gläser und Schmettau) das Programm mit launigen Vorträgen der verschiedensten Art. Besonderen Beifall fanden „Der Matrosen Bläser", das Grotesk-Couplet „Die gute Thekla" und das humoristische Gesamtspiel „Die verunglückte Kind taufe". Den Vorträgen folgte ein frohbelebter Ball. Nachrichten aus den Landesteilen. * Leipzig, 14. Januar. Aus Anlaß der Feier der Erinnerung an die vor fünfundzwanzig Jahren erfolgte Wiedererrichtung des Deutschen Reiches wird der hiesige Rat am 18. Januar die städtischen öffentlichen Gebäude mit Flaggenschmuck versehen und am Abend das Rathaus, Theater und Museum, sowie das Siegesdcnkmal festlich beleuchten lassen. — Gestern abend hielt der hiesige Konservative Verein im Kaisersaale der Zentralhalle seine diesjährige Generalversammlung ab. Den Vor sitz führte an Stelle des ersten Vorsitzenden dessen Stell vertreter Hr. Oberamtsrichter Schwerdfeger Dieser gab nach der Begrüßung der Anwesenden einen Überblick über das verflossene Vercinsjahr und betonte hierbei, daß letzteres sich für den Verein günstig gestaltet habe Vom Schrift führer des Vereins Hr». vr Steffens wurde sodann der Jahresbericht vorgetragen. Am Beginne des Jahres 1895 zählte der Verein 1258 Mitglieder, von denen 20 infolge Ablebens, >8 durch Wegzug und 39 freiwillig, zusammen 77, ausschieden. Eintraten im Laufe des Jahres 65, so daß der Verein am Jahresschlüsse 1246 Mitglieder zählte. Hr. Vizekonsul Charles de Liagre, Schatzmeister des Ver eins, legte hierauf die Jahresabrechnung vor. Die Ein nahme betrug 2895,54 M, die Ausgabe 2326,07 M, sodaß ein Überschuß von 569,47 M. verbleibt. Bei der Vorstands-Erneuerungswahl wurden von den auSscheidendcn Herren Generalkonsul I>r. Schober, ObcramtSrichter Schwerd- seger, vi. Steffen und Generalagent Halle die drei erst genannten wieder- und an Stelle des Hm. Halle, der eine Wiederwahl abgelehnt hatte, Hr. I)r. meä. Heinze neugewählt * Zwickau, 14. Januar. Der hiesige Schulinspek tionsbezirk umfaßt zur Zeit 6 Städte und 82 Schul dörfer mit 300 000 Seelen Im Bezirke sind vorhanden 2 höhere, 5 mittlere und 95 einfache evangelische Volks schulen mit 41 728 Schulkindern, 25 Direktoren, 464 ständigen Lehrern, 5 Lehrerinnen, 7 Vikaren, 75 Hilfs lehrern, außerdem 1 römisch-katholische Schule (in Zwickau) mit 2 Lehrern, 399 römisch-katholischen Kindern und 221 Kindern anderer Konfessionen. * Zschopau, 14. Januar. Ein hiesiger Bürger hat sämtlichen Veteranen der Stadt aus dem Feldzuge von 1870 71 Jubiläumsdenkmünzen, die mit den Bild nissen der drei Kaiser, ferner des Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke geziert und zum Besten der Krieger- gräberschmückung heraestellt worden sind, überreichen lassen. * Langburkersdorf, 14. Januar. Einen trostlosen An blick gewähren zur Zeit die zum hiesigen Staatsforstrevier gehörigen Waldungen. Namentlich im Hohwalde haben Rauhfröste, Schnee- und Windbrüche ungeheuren Schaden angerichtet. Fast alle Waldwege sind strecken weise mit umgestürzten Bäumen und abgebrochenen Ästen wie besäet und daher gänzlich unpassierbar. Der zwischen Neustadt und Steinigtwolmsdorf längs der Hohwaldstraße angebrachte Telegraphendraht wurde an mehreren Stellen durch daraufgestürzte Bäume zerrissen. Wie hoch sich der Schaden beläuft, ist zur Zeit noch gar nicht zu übersehens bei eintretendem weiteren Schneefall dürfte er sich noch bedeutend vergrößern. * Meisten, 14. Januar. Eine neue Errungenschaft der hiesigen Industrie ist in der von der Firma Freyer u Comp. gemachten Erfindung, Orgelpfeifen aus Por zellan herzustellen, zu verzeichnen Diese großes Interesse erregende Neuerung ist bereits patentiert wordenunddürsteschon deshalb in Zukunft vielfach verwendet werden, weil der Ton dieser Pfeifen sich vollständig gleich bleibt und die Stimmung leicht und tonsicher hergestellt werden kann. Vermischtes. * Nicht wegen der Person des jüdischen Schwind lers Rosenthal, genannt Jacques St. Ebre, sondern weil dieser Schwindler und sein ganzes Gebaren die gegen wärtigen Zustände in einem Teil der Pariser besseren und einflußreicheren Gcsellschafts- und litterarischen Kreise trefflich kennzeichnet, veröffentlichen wir nachstehenden Bericht der „Franks. Ztg." aus Pans vom 12. Januar: „So furchtbar ist lange keiner gestürzt, wie Jacques St. Ci-re. Es ist ein Fall aus der höchsten Höhe in die tiefste Tiefe. Vor drei Tagen war er einer der ersten Pariser Journalisten, einer der einflußreichsten und umworbensten Gunstverteiler un Pariser öffentlichen Leben. Plötzlich ist jeder Schimmer des Glanzes von ihm abgefallen, und er sitzt im Gefängnis, ärmer als die Ärmsten, ohnmächtiger als die Ohnmächtigsten, ein rettungslos gebrochener Mann, ein Verbrecher, der seine Aburteilung erwartet. Das ist ohne jeden Übergang gekommen. Donnerstag kehrte er spät heim, wie gewöhnlich. Denn» er blieb jede Nacht bis nach I ühr im „Figaro", schrieb seinen Auslandartikel und las die Korrektur. Am Freitag morgen um 7 Uhr läutete man an seiner Thür. Das ist eine abscheuliche Stunde in diesen grauen Winter tagen, zumal für Leute, die bis mittag zu schlafen gewohnt sind. Ünd ein garstiger Glockenzug muß es gewesen sein, einer, der sehr nach ungeladenen Gästen klang Der Kammerdiener kam verschlafen heraus im Nachtgewande „Wer ist da?" „Ouvrer!" ruft man draußen und schlägt an die Thür. Der Diener öffnet: „Der Herr schläft. Was wollen Sie?" „Gehen Sie ihn wecken Ich bin der Polizeikommifsar" Und der Mann, der drinnen ahnungslos schläft, wird gerufen und gerüttelt und sieht jemanden vor seinem Bette, der ihm sagt: „Stehen Sic aus. Ich bin gekommen, Sie zu verhaften " Für Leute, wie der, von dem wir hier reden, handelt cS sich nur darum, eines zu vermeiden: cingesperrt zu werden So lange das nicht geschieht, ist alles gut. Man kann von ihnen sagen, was man will, das macht nichts, daS wirst sie nicht um. Aber sobald die Polizei zu ihnen'kommt, ist es auS. Das reißt sie zu Boden, und wenn sie einmal nur gefallen sind, so stehen sie nie wieder auf Das wußte St Cöre so gut wie die anderen; und als er an jenem Freitag morgen den alten Polizeikommissar Clement vor sich sah, mußte er spüren, wie ihm der Grund unter den Füßen wich und wie er ins Bodenlose stürzte Es ist nicht auszudenken, was in der Seele eines Mannes vorgeht, den man eines Morgens aus dem Schlafe ausrüttelt, um ihm mitzuteilcn, daß es mit ihm zu Ende sei An jenem Freitag morgen nahm der alte Clömcnt in St. Ceres Wohnung die an befohlene Haussuchung vor. Die Polizistcnfinger sind nicht zart, und als sie nach Papieren und Dokumenten in der Wohnung hcrumsuchten, mag manch' einer der reizenden und kostbaren Gegenstände, die sie enthält, unsanft an- gefaßt worden sein Es ist eine prachtvoll eingerichtete Wohnung, 10. Rue Auber, im vierten Stock (8000 Frcs. jährlicher MietzinS). Das Viertel hinter der Oper ist eines der elegantesten von Paris, das Haus gehört zu den vornehmsten der vornehmen Straße. Alle Sonntag abend war Empfang bei St. Cöre. Der Salon strahlte im elektrischen Licht, das die Spiegelscheiben der Eingangs thür zurückwarfen; von 10 Uhr abends an trafen die Freunde des Hauses ein Es waren fast alles Leute, die gute oder gar glänzende Namen trugen Namentlich die junge Litteratur fand sich da fast vollzählig zusammen Marcel Provost, Lavedan, Abel Hermant, Vandercm, Chevassu, Maurice Donnay, Boniface, Alfred Capus, Gustave Geffroy und wie die jungen Schriftsteller sonst noch heißen, gehörten zu den ständigen Gästen des Hauses. Aber auch die Alten fehlten nicht. Henry Beque kam und sagte vier Stunden lang Bosheiten über alle seine Bekannten. Der Zeichner Forain ließ sein nervöses Lachen hören. An hohen Festtagen ließ sich wohl auch einmal Emile Zola blicken. Boldini und andere berühmte Maler gehörten dem Kreise an. Natürlich fehlten die Politiker nicht Man traf dort Deputierte, wie Deschanel, Alphonse Humbert rc. Auch Millevoy, der große Revancheheld, hielt es mit seinen patriotischen Überzeugungen für verträglich, im Hause eines Mannes zu verkehren, den er jetzt in der „Patrie" am lautesten als Verräter denunziert. Selbst Goron, als er noch Chef der Geheimpolizei war, kam hier und da zum Diner und gab amüsante Geschichten aus seiner „Praxis" zum besten Jetzt redigiert er die Lokalinsormationen in einem großen Pariser Blatte, und dieses Blatt hat St. Cöre am fürchterlichsten zugerichtet, vom „Figaro" natürlich abgesehen. Josö Mane de Heredia, der Dichter und Akademiker, Jules Lemaitre, der Kri tiker des „Journal des Döbats", Carrö, der Direktor des Vaudevilletheaters, und noch zahlreiche andere Pariser Celebritüten ließen sich an den Sonntagabenden bei St. Core sehen. Die Namen lassen sich nicht alle auf zählen. Es genügt, zu sagen, daß die interessantesten Leute von Paris dort zusammenkamen Man stand oder saß in kleinen Gruppen beisammen, rauchte die besten Cigarren, trank die feinsten Liqueure und führte angeregte Gespräche. Man plauderte über das Tägliche und das Allgemeine Es gab große Diskussionen über die Kunst, und da man in dem Hause die modernen Ideen pflegte, kam es zu manchem scharfen „Gang" zwischen den Jungen und den Alten Der Hausherr saß scelenvergnügt inmitten seiner Gäste, beteiligte sich an der Konversation mit geistreichen Apercus und ließ oft sein großes Lachen hören Die Hausfrau machte mit vollendeter Liebenswürdigkeit die Honneurs und mischte die Leute geschickt durcheinander, indem sie die jenigen zusammenführte, die zusammenpaßten. Dieser armen Frau wird man heute nicht ohne tiefes Mitleid gedenken können. Die Katastrophe bricht auch über sie herein, und vernichtet auch ihr Leben. Ja, man beginnt sie bereits in der Pariser Presse als „Spionin" zu verdächtigen Sie ist nach Deutschland gereist, um ihr krankes Kind zu besuchen In Paris behält die Frau kaum einen Freund. Die jenigen, die sie umschmeichelt haben, verleugnen heut', daß sie jemals ins Haus gekommen sind. Der Salon der Rue Auber, der noch gestern eine der glänzendsten Stätten des Pariser gesellschaftlichen Lebens war, ist heute leer und verlaffen — für immer. Die Blätter sprechen davon, was für ausgezeichnete Leute zu St. Core kamen — sogar Offiziere — und meinen, die Gäste des Hauses hätten sicherlich nicht den schlechten Ruf des Hausherrn gekannt. Das ist Heuchelei. Es ist wohl kaum einer in die Rue Auber gegangen, der nicht zum mindesten seine starken Zweifel über die moralische Tadellosigkeit St. Cöreö ge hegt hätte. Man wußte, wer er war, und man drängte sich doch zu ihm. Man hatte ihn gern; denn er war das, was man in Paris einen „olmrmant xm-xou" nennt Vor allen Dingen aber brauchte man ihn. Man brauchte die Bekanntschaften mit einflußreichen Leuten, die man bei ihm machen konnte, und man brauchte vor allen Dingen seinen eigenen Einfluß, man brauchte den „Figaro", man brauchte den „New-Dorl Herald", man brauchte die „Vie Parisienne", man brauchte seine zahl reichen Verbindungen außerhalb dieser drei Journale, deren ständiger Mitarbeiter er war Und da man ihn so vielfach brauchte, kümmerte man sich wenig um seinen schlechten Ruf In der Weltstadt hält man sich nicht dabei auf, Herz und Nieren der Leute zu prüfen. Die Moral be hält man für sein eigenes Leben, für die anderen aber ist man äußerst nachsichtig — wenn man sie braucht. Man geht also zu den Leuten, zu den Zweifellosen wie zu den Zweifelhaften, und verlangt von den letzteren nur die eine Rücksicht, daß sie sich nicht einsperren lassen Wenn sie sich aber doch einsperren lassen, so geht inan eben nicht mehr hin. Man nimmt die Stellung für den Menschen: solange jemand eine anständige Stellung hat, ist er ein anständiger Mensch Das ist zwar grundfalsch; da aber die sittlich Stärksten nicht auch immer die Stärksten im Daseinskämpfe sind und da seit Anfang der Welt große Schurken oft zu Macht und Ehren kommen und da man mitten im Getümmel steht, die Menschen nicht bessern kann und mit ihnen leben muß — so läßt sich die obige Fiktion vielleicht doch begreifen, so falsch sie ist. Die Leute, die bei St. Cöre verkehrt haben, brauchen sich dessen nicht zu schämen Erst, daß sie sich jetzt dessen schämen, ist garstig. Der Mann ist nicht zu verteidigen. Er hat Nichtswür diges begangen, und was ihm. in der Affairc Lebaudy zur Last fällt, ist offenbar nur ein kleiner Teil des großen Schuldkontos, das sein Leben darftellt — dieses Leben, da» lange Jahre hindurch auf Lug und Trug gestellt war Und doch, er war kein gewöhnlicher Gauner, ja überhaupt kein gewöhnlicher Mensch Unleugbar ist vor allem seine hohe Begabung Er war ein vorzüglicher Journalist. Die Artikel über die auswärtige Politik, die er täglich im „Figaro" veröffentlichte — der letzte erschien am Morgen des Tage«, wo er verhaftet wurde —, waren zivar in politischer Beziehung nicht sehr ernst zu nehmen, sie waren vom brutschen Standpunkt oft empörend durch die perfiden deutschfeindlichen Insinuationen und Hetzereien, die sie enthielten — aber sie waren stet« frisch und lebendig geschrieben, zeichneten sich durch ihre kurze und prägnante Form aus und entsprachen vor allen Dingen in ihrer leichthin witzelnden Art, die Dinge zu behandeln, dem Bouleoardgeschmack der „Figaro"-Leser. ES giebt aber kein höheres Verdienst sür den Journalisten, als wenn er den Ton feines Journals trifft. Diesem Umstande hatte St. Ci-re seine rasche Karriere beim EM-igaro" zu danken. Er sandte an das Blätt vor acht Jahren einige Artikel über die auswärtige Politik. Magnard, der feinsinnige Chefredakteur des „Figaro" — er ist im vorigen Jahre verstorben und unersetzt geblieben — fand Gefallen an diesen Artikeln Magnard selbst schrieb täg lich ein „Mot" über die innere Politik, das nie länger als zwanzig bis dreißig Zeilen ivar und mit bewundernswerter Präzision das Wesentliche und nicht mehr als das Wesent liche über die Tagesfragen zu sagen wußte Magnard glaubte, St. Cöre werde die Leser des „Figaro" un gefähr in derselben knappen und doch unterhaltenden Art über die auswärtige Politik zu informieren wissen, in der er selbst sie über die innere informierte. Darum nahm er die eingesandten Artikel und installierte St. Cöre in der Redaktion Der Redakteur, der die aus wärtige Politik für den „Figaro" machte, mußte in der Zeit plötzlich auf Urlaub gehen Seine Abwesenheit be nutzte St Cöre, um gegen ihn zu intriguieren; und als er zurückkam, saß St Cöre auf seinem Platze. Nach dem Tode Magnards war St. Cöreö Stellung beim „Figaro" noch mächtiger geworden, als zuvor. Er schrieb außer dem Artikel über die auswärtige Politik noch die „Soiröo l'arisivnuo" und die „Xoto8 ck'un t'arwion" Man sagt, daß sich St. Ceres Gehalt beim „Figaro" in der letzten Zeit aus mindestens 40000 Francs belaufen habe In der „Vw I'arisionno" schrieb er allerlei Artikel unter Pseudonymen („Ktooic", „Aitseki", u. s. w.» und vor allen Dingen die wöchentliche Theater - Uebersicht, die „Ckc>8e8 ot autrss" über schrieben war. Das war wohl seine beste Leistung. Hier entfaltete er Geist, wirkliches Kunstverständnis, Schärfe des Urteils und Ehrlichkeit. Es ist seltsam: dieser so durch und durch verlogene Mann setzte einen Ehrgeiz darein, ein absolut redlicher Theaterkritiker zu sein. „Hier lüge ich nur für meine Freunde", pflegte er lächelnd zu sagen Und in der That gab eS nicht wenige, die nach der „Vie Parisienne" griffen, wenn sie ein verläßliches und wahres Wort über ein neues Stück lesen wollten Man sieht aus der Aufzählung der journalistischen Funktionen St. Cöres, über eine wie ungeheure Arbeitskraft der Mann verfügte. Er hat all' die Jahre seiner Pariser Journalistenlaufbahn hindurch redlich gearbeitet, er hat zuletzt aus dieser seiner Arbeit eine Gesamtjahreseinnahme von fast 100000 Frcs. bezogen. Das Unglück für ihn war nur, daß er außer diesen 100000 Frcs noch weitere 100000 FrcS. jährlich ausgab, und daß er zu dem, was er sich auf redlichem Wege er warb, noch ebensoviel auf unredlichem Wege hinzuver diente. Auf der einen Hälfte seiner Existenz ist er also ein Ehrenmann, auf der anderen das Gegenteil. Jeden falls steht er über allen Denen, die jetzt mit ihm in Mazas sitzen, über jenen Journalisten, die nie eine Zeile geschrieben haben und denen die Zeitung nur als Er- pressungs- und Einbruchsinstrument gedient hat. Er war auch kein offensiver Bösewicht, wie es so manche giebt Er that keinem etwas zu Leide, wenn es nicht gerade seine „Geschäfte" so mit sich brachten Er hat sogar vielerlei Gutes gethan. Er galt mit Recht als „bon ^areon", war gefällig, dienstbeflissen und hat insbesondere alle Künstler und Schriftsteller, die mit ihm in Beziehungen standen, auf die uneigennützigste Weise gefördert. Manch' ein junger Romancier verdankt ihm seinen ersten Buch erfolg, manch' ein junger Dramatiker die Annahme seines ersten Stückes an einem großen Theater. Alles wäre gut gewesen, hätte er nur nicht fortwährend Geld gebraucht. Wie das kam, weiß eigentlich niemand. Er verdiente; wie gesagt, sehr viel; aber sobald er ein paar Tausend Francs in Händen hatte, war das Geld auch schon wieder fort. Das Geld schmolz ihm unter den Fingern, und wenn er es brauchte, so nahm er es, woher er es bekam. Er hatte nicht die mindesten Skrupel darüber; er schien den Unterschied zwischen gut und böse überhaupt nicht zu kennen Jede „Affaire", die Geld brachte, war willkommen, — ob es ein zu schreibender Artikel, eine Erpressung oder sonst etwas noch war, ließ ihn vollständig gleichgiltig. Einer, der ihn gekannt und wegen seiner guten Eigenschaften geschätzt hat — wegen seines Geistes und wegen seiner Liebenswürdigkeit, jener unwiderstehlichen Liebens würdigkeit, mit deren Hilfe er hauptsächlich seine Karriöre ge macht hat — sprach noch dieser Tage mit ihm über die Vorgänge in Frankreich. „Eine seltsame Zeit", sagte St. Cöre, „niemand weiß, was daraus werden wird Nie mand weiß, wohin er geht". Und an diesem Tage wußte er in der That nicht, daß er, der sich als allmächtiger „Figaro"-Redakteur sür unantastbar gehalten hat, wenige Stunden darauf ins Untersuchungsgefängnis gehen würde. Ob er verurteilt wird oder nicht, seine Existenz ist ver nichtet Er ist für alle Zeit in der Pariser Presse un möglich Und er, der Hunderttausendc verdient hat, wird, wenn er aus dem Gefängnis kommt, kaum wissen, wie er es anstellen soll, um nicht Hungers zu sterben." * Die Änderungen oder vielmehr Fortschritte der Mode in Paris lassen sich jetzt am besten aus der Bühne be obachten. In den zwei neuesten zeitgenössischen Stücken „Viveurü" und „Amants" trugen die Schauspielerinnen (Granier und Röjame) Kleider, deren Ärmel am Einsatz abgeflacht und eingeengt sind Also eine Bedrohung der Puffärmel, jedenfalls aber nur ein kleiner Anfang zu deren Abschaffung. Mit dieser kann es noch jahrelang gute Weile haben, weil dadurch eine völlige Umgestaltung der Tracht notwendig werden würde. Die Puffärmel haben die wäldcrtragenden Pslugradhüte, die bauschigen Halskrausen wie die Glockenröcke zur Folge und umge kehrt. Eines geht nicht ohne das andere. Wir können also noch getrost mit all diese» schönen Dingen rechnen, dürfen aber die erwähnte Abdachung der Ärmel nicht aus den Augen verlieren, wenn wir mit der Mode Schritt halten wollen. Eine Modcthorheit sind jedenfalls die spitzen Schuhe, die jetzt ungebührend vorgezogcn werden. Der schöne kleine Fuß, auf den die Damen mit Recht stolz sind, wird dadurch am wenigsten erzielt, denn die Spitze veranlaßt eine Verlängerung des ganzen Schuhes. Lang ist aber doch wohl das Gegenteil von Klein. Gegen wärtig kann besonders die vielfache, dabei gut angepaßte Verwendung der beliebten Pelzgattungen beobachtet werden Die großen Mäntel sind mit echtem Hermelin verbrämt und mit nachgeahmten, Hermelin gefüttert; bei Zobel al» Besatz dient kanadischer Marder als Futter. Weißer Pelz ist auch beliebt als Futter sür Kragen und kleine Schultermäntel. Marder wird zum Besatz für schwarze Sammet- und StaatSkleider vorgezogcn. Bei far bigem Sammet ist Hermelin nm Platze. Zu Kragen und Pelerinen werden Chinchilla, Fuchs, Mufflon — ein schöner grauer Pelz mit schwarzen Spitzen — und iveißer Ziegen pelz verwendet. Der Muff ist wiederum groß geworden, wird meist aus langhaarigem Pelz angesertigt und mit Tierköpfen, echten oder nachgeahmten, verziert Auch dicke gekrauste Schleifen werden aufgesetzt Der Muff muß groß sinn, da am Vorderarm der Aermel eng anschließt Auch Pelzmützen find in Paris jetzt häufiger al« jemals Junge Damen tragen weißen oder sonst Hellen Pelz auf dem Haupt. ' Ter Herzog von Cambridge, Oberaufseher der Park anlagen der Hauptstadt Englands, hat jüngst die Schließ ung des HundefrredhofS im Hyde Park, einer Lon doner Sehenswürdigkeit, anaeordnet. Auf dem Friedhof befinden sich 49 Hundegrübrr; ein« davon besteht aus einer schmucklosen Holzkiste, sechs sind ohne jede Inschrift, die übrigen werden von prächtigen Grabfäulen mit rüh renden Widmungen überragt. Dort ruhen u. a. „Prince", der Lieblingshund des Herzogs von Cambridge; „Topper", ein Fox-Terrier von edler Herkunft; der Wolfshund des Lord Pacre und andere nicht weniger berühmte und vor nehme Tiere, von denen einige wahre LuxuSgräber be sitzen Der eben erwähnte Hund des Loro Pacre hieß „Trappy" und war weit und breit bekannt; an einem Juliabend des Jahres 1892 „verschied" das edle Vieh, und weinend und schluchzend brachte der Lord den toten Hund auf den Friedhof und kündigte für den folgenden Morgen die feierliche Bestattung an. Am folgenden Mor gen aber war der Lord bereits ein stiller Mann; vor all zu großem Herzeleid war er in der Nacht gestorben. Fast alle Hundegräber in Hyde Park sind von einer Muschel- einsassung umgeben und reich mit Blumen geschmückt. Der Pförtner ist Totengräber und Gräbcrpfleger in einer Per son Die Gräber werden häufig besucht und mit Blumen geschmückt. * Indem Prozesse gegen den Amerikaner Kneebs wegen Betruges, begangen dadurch, daß er den besten amerikanischen Traber Bethel unter dem falschen Namen Nelly Kneebs in den Rennen lausen ließ, wurde der Angeklagte wegen fortgesetzten versuchten Betruges zu neun Monaten Gefängnis, 1000 Mark Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Gleichzeitig wurde die Ein ziehung des beschlagnahmten Pferdes verfügt. Der An geklagte wurde sofort verhaftet. r»? Östlich von Tarascon und ArleS, in dem Drei eck, welches die Rhone mit der Durance und dem Kanal de Craponne bildet, liegt ein Höhenzug die Chaine des Alpines, der zwei kleine, interessante alte Städt chen beherbergt, St. Remy und Les Baux. Der Reisende gelangt dorthin mittelst einer Sekundärbahn, welche haupt sächlich der Beförderung des Materials aus den großen Steinbrüchen dient, die schon von den Römern auSge- beutet und zu», Bau von Arles, dem alten Arelate be- benutzt wurden St. Remy ist eine Stadt von etwas über 5000 Einwohnern und durch zwei alte Römerbauten, die Überbleibsel der Stadt „Glanum Livii", die im Jahre 480 von den Westgoten zerstört wurde, berühmt DaS erstere dieser Baudenkmäler besteht in einem ziemlich be schädigten Triumphbogen, der aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt stammt, das andere ist ein Mausoleum, heutigen Tags „le tombeau clos kulkü" genannt, etwa aus dem ersten Jahrhundert vor Christi Geburt 9 Icm von St. Römy entfernt liegt Les Baux mit nur 400 Ein wohnern. Ehedem war dieser Ort 10 Mal fo groß und sogar die Hauptstadt einer Grafschaft, deren Herren in der Provence lange Zeit großen Machteinfluß hatten. Les Baux ist sozusagen ein französisches Pompeji. Die Häuser, Mauern und die alten Türme sind größtenteils direkt aus dem Felsen herausgehauen und bilden Mono lithe. Die neueren Häuser stammen fast sämtlich aus dem 15. Jahrhundert nach Christi bez. aus der Renaiffancezeit und weisen schöne Fazaden auf. Doch liegt die Mehrzahl der Häuser in Ruinen Die Straßen sind verödet und menschen leer. Ein altes Schloß, ebenfalls in Ruinen, überragt, das Rhonethal beherrschend, die tote Ortschaft, die zu den merkwürdigsten Städten der Provence und ganz Frank reichs gehört. Die jetzigen Einwohner, fast durchaus schlichte Schäfer und Landleute, machen sich keine Be denken daraus, für etwaige Neubäuten die Steine der Ruinen zu verwenden So geht dcnn Les Baux gleichwie St. Römy immer mehr dem Verfall entgegen. Üm dem Einhalt zu thun und die Erinnerung an daS Altertum in diesen Städten zu erhalten, hat der Generalrat des Departements Bouches du Rhone kürzlich einen Kredit bewilligt und die Beihilfe des Staates nachgcsucht, damit einige unumgänglich notwendige Bauten auSgeftthrt werden können * Aus Pekan (Sultanat Pahang) wird der „Poff Ztg." unter dem 20. November berichtet: Vor einigen Tagen fand hier am Hofe des regierenden Sul tans Achmet eines der merkwürdigsten Feste statt, das die Kultur der Malayen aufzuweisen hat Wird der Malayc von schweren Krankheiten oder Gefahren bedroht, aus denen er sich mit menschlichen Mitteln nicht befreien kann, so sucht er in seinem Aberglauben die Gunst der Götter durch allerlei Gelübde zu erreichen. Gewöhnlich bestehen die Opfer, die er im Falle der Erhörung darzu bringen verspricht, in verschieden großen Geldbeträgen, die den Moscheen zufallen Zuweilen werden aber auch andere Dankopfer versprochen und es commt unter den Malayen der verschiedenen Staaten äußerst selten vor, daß derlei Gelübde nicht strenge eingehalten werden. Vor kurzem wurde eine Lieblingstochter des Sultans von Pa hang von dem benachbarten Sultan von Trengganu (ebenfalls ein Schutzstaat der Engländer auf der Halb insel Malakka) gelegentlich einer Reise der jungen Fürsten tochter festgehalten und seinem Harem einoerleibt. Sultan Achmet schäumte vor Zorn, allein der englische Resident in seiner Hauptstadt Pekan gestattete ihm nicht, an den Sultan von Trengganu Krieg zu erklären, son dern versprach, die junge Dame, Namens Tunku Long, auf diplomatischem Wege in die Arme ihres VaterS zu rückzuführen. In seiner Ohnmacht that der Sultan Ach met daS Gelübde im Falle der Erfüllung dieses Versprechen« seinen Untcrthanen ein Fest zu geben, wie es in den Annalen seines Reiches (von der ungefähren Ausdehnung Würt tembergs und Badens) noch nicht vorgekommen sei. Er gelobte, seine Tochter in Büffelblut zu baden Tunku Long kehrte wirklich vor einigen Wochen nach Pekan zurück, und ihr Vater führte die Gelübde, im Malayischen Jemakat genannt, thatsächlich auü. Tausende seiner Unterthanen wurden durch eigene Boten nach der Hauptstadt geladen und während der letzten Woche festlich bewirtet. Die reich geschmückten Großen des Reiche«, die Tunku DatuS und andere Würdenträger, wohnten in un geheueren Zelten; auf langen Tischen waren alle Leckereien der Malayen, Früchte, Süßigkeiten, dazu gebratene Schafe, Enten, Gänse u. s. w. aufgehäuft, und wurden von der Hoftüche de« Sultans fortwährend erneuert. Innerhalb des Kampong des Sultans spielten mehrere MaiongS (malayische Theatergesellschaften) Tag und Nacht, während in den großen Sälen der Jstana (Schloß) die besten Tänzerinnen und Musikcorp» der Malakkahalbinfel ihre Künste produzierten Am zweiten Tage der Festwoche wurde dem Gelübde gemäß Tunku Long in Bttffelblut gebadet, ein Ereignis, da« an die Märchen von „Tausend und eine Nacht" erinnert In dem großen Vorhof der Jstana wurde eine große Wanne au» reinem Silber aus gestellt; festlich geschmückte Hofbeamte, unter Leitung de« Hohenpriester«, führten sech« gefesselte Büffel zu der Silberwanne und den Hal« der Tiere durchschneidend, ließen sie da« Blut in die Wanne fließen Al« diese mit dem rauchenden Blute gefüllt war, wurde sie in den Thronfaal getragen und dort aus eine mit gelber Seide »»«geschlagene Estrade gestellt, De in stie den All den Tui voll auf mal Ges ihre !kl erste auch klebt troff Bod, dem mehr präch trat vor l entge wurd warst * vembl vier scheu Huntc ungefi Sohn Mädci Tasm währe Mädck insel . vom sämtlv nachbl Seit j Geschw die vc hat so und ei Famili ein Bo Weise Waisen Ostra' brand dcr iso wurden durch ei * r Spitzen sür das täte zeig Areale i Aussichts Tantiem« Anlageco Gewinn Abschreib und übe, gestellt w T Böhmisi stattgehab den gen» von i l ", - Di vormals 7. 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